Des Schriftstellers Alptraum (hilflos ans Bett gefesselt in den Händen eines fanatischen Fans), des Zuschauers Vergnügen. Eine der besten Verfilmungen des Grandmasters der Mystery Writers of America.
Kathy Bates erhielt für ihre furchterregende Darstellung der helfenden Krankenschwester den Oscar, den Chicago Film Critics Association Awards und den Golden Globe als beste Schauspielerin.
Mit James Caan, Kathy Bates, Richard Farnsworth, Lauren Bacall, Frances Sternhagen
Ein amerikanisches Ehepaar will mit der Transsibirischen Eisenbahn von Peking nach Moskau fahren. Auf ihrer Fahrt geraten sie zwischen die Fronten eines Kampfes zwischen Drogenschmugglern und einem skrupellosen Drogenfahnder.
Wer in den vergangenen Jahren nur einen Ben-Kingsley-Film gesehen hat, kann sich denken, auf welcher Seite Kingsley mitspielt. Und unser Mann in Hollywood (neinnein, der andere) ist auch dabei. Ansonsten: nach vielen Jahren wieder ein Eisenbahnthriller, der sogar in der Gegenwart spielt. Die internationale Kritik feierte, vollkommen berechtigt, das neue Werk des „The Machinist“-Regisseurs ab.
„Der Film hat eigentlich alle Anlagen zum B-Movie. Indem Anderson aber die inneren Konflikte seiner Figuren in den Mittelpunkt stellt, wird aus einem potenziellen Actionthriller ein durchaus überzeugendes Drama.“ (Andreas Busche, epd Film 12/2008)
mit Woody Harrelson, Emily Mortimer, Ben Kingsley, Kate Mara, Eduardo Noriega, Thomas Kretschmann
Leonardo DiCaprio spielt einen Spion, der sich in die Gehirne von anderen Menschen einloggt. Jetzt soll er allerdings nichts ausspionieren, sondern eine schädliche Idee in das Gehirn seines Opfers implantieren.
Die Kritiker waren begeistert von “Batman“ Christopher Nolans Mindfuck. Die Zuschauer ebenso. Die Kinobetreiber zählten strahlend die verkauften Eintrittskarten. Denn „Inception“ ist ein inzwischen seltenes Beispiel für Blockbusterkino, bei dem man sein Gehirn nicht an der Kinokasse abgeben muss.
mit Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt, Ellen Page, Tom Hardy, Ken Watanabe, Cillian Murphy, Tom Berenger, Marion Cotillard, Pete Postlethwaite, Michael Caine, Lukas Haas
Na, das ist doch eine geschickte Strategie. Anstatt sich für eine Version der Geschichte zu entscheiden, zeigen die Regisseure Rob Epstein und Jeffrey Friedman und Drehbuchautor Andy Bellin einfach zwei sich diametral entgegenstehende Versionen, die jeweils eine Hälfte des Films „Lovelace“ beanspruchen.
In der ersten Version erzählen sie im Stil eines Kitschfilms, wie Linda Lovelace (eigentlich Linda Boreman) sich in Chuck Traynor verliebt, sie naiv in den Dreh von „Deep Throat“ hineinstolpert, den Dreh des Pornos genießt und danach zum beliebten Star aufsteigt, der fröhlich und ungehemmt ihren Beitrag zur sexuellen Befreiung leistet. Denn der Porno „Deep Throat“ war, als er 1972 in die US-Kinos kam und gleich in einigen Bundesstaaten verboten wurde, ein gigantischer kommerzieller Erfolg, über den alle redeten. Es war plötzlich chic, sich einen Porno in einem Kino anzusehen, dabei gesehen zu werden und, bei entsprechender Prominenz, anschließend ein Interview zu geben.
In Deutschland kam „Deep Throat“ 1975 in die Kinos.
Nach 43 Minuten gibt es im erstaunlich züchtigen Biopic „Lovelace“ einen Zeitsprung von sechs Jahren. Lovelace will endlich ihre Geschichte erzählen und die ist dann ganz anders als die vorher gezeigte Halli-Galli-Friede-Freude-Eierkuchenwelt. Jetzt sehen wir die gleichen Ereignisse noch einmal, aber aus einer anderen Perspektive. Lovelace wurde von ihren puritanischen Eltern unterdrückt. Ihr Mann schlug und vergewaltigte sie. Drogen, Gewalt und Unterdrückung waren ein integraler Teil ihres Lebens, das ein einziger Horrortrip war. Auch die Mafia war bei den Dreharbeiten und der späteren Auswertung des Films beteiligt. Roger Ebert sagte, dass der Profit von „Deep Throat“ mit 600 Millionen US-Dollar bei Herstellungskosten von 25.000 Dollar auch deshalb so hoch war, weil der Film in Pornokinos gezeigt wurde, die damals der Geldwäsche dientenLINK.
Kurz: Linda Lovelace wurde von allen ausgebeutet und benutzt.
Auch wenn die zweite Version wahrscheinlich viel näher an der Wirklichkeit ist, bricht eben die Entscheidung der Macher, gleichberechtigt zwei Versionen der Geschichte von Linda Lovelace und „Deep Throat“ anzubieten, dem Film als Spielfilm das Genick. Denn sie drücken sich damit vor der Frage, welche Geschichte sie erzählen und welche Version der Ereignisse sie für wahr halten. Sie erzählen in ihrem Biopic die Disney- und die Noir-Variante, wobei die Disney-Variante mit Witzen punktet.
Das Bonusmaterial ist erfreulich umfangreich und informativ in Bezug auf den Film ausgefallen. Über die echte Linda Lovelace und „Deep Throat“ erfährt man eher wenig. Aber dafür gibt es ja die Dokumentation „Inside Deep Throat“.
Lovelace (Lovelace, USA 2012)
Regie: Rob Epstein, Jeffrey Friedman
Drehbuch: Andy Bellin
mit Amanda Seyfried, Peter Sarsgaard, Wes Bentley, James Franco, Chris Noth, Eric Roberts, Chloe Sevigny, Sharon Stone, Robert Patrick, Adam Brody
–
DVD
Planet Media/Studiocanal
Bild: 1.85:1
Sprache: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Making Of, Hinter den Kulissen, Featurette, Interviews, Pressekonferenz Berlinale 2013, Trailer (Deutsch, US), Leseprobe „Linda Lovelace: Ich packe aus“, Wendecover
Michael Clayton ist der Troubleshooter für eine große New Yorker Kanzlei. Als einer ihrer Anwälte ausrastet und damit den Prozess gegen das multinationale Chemieunternehmen U/North gefährdet, ist Clayton gefordert. Doch dieser steckt gerade selbst in einer Midlife-Crises.
Tony Gilroy, der als Autor der actionhaltigen Jason-Bourne-Trilogie bekannt wurde, hat mit seinem Regiedebüt einen Paranoia-Thriller inszeniert, bei dem die Bedrohung nicht mehr vom Staat sondern von der Wirtschaft ausgeht. Trotzdem haben Action-Fans bei „Michael Clayton“ schlechte Karten. Fans des guten, im positiven Sinn altmodischen Schauspielerkinos haben dagegen gute Karten.
Tony Gilroy war als bester Autor und Regisseur für einen Oscar nominiert, George Clooney als bester Darsteller, Tom Wilkinson als bester Nebendarsteller und Tilda Swinton erhielt einen Oscar einen BAFTA-Awards als beste Nebendarstellerin.
Gilroys Buch erhielt auch den Edgar-Allan-Poe-Preis.
Mit George Clooney, Tom Wilkinson, Tilda Swinton, Sydney Pollack, Michael O’Keefe
Watchmen – Die Wächter (Watchmen, USA/GB/Can 2009)
Regie: Zack Snyder
Drehbuch: David Hayter, Alex Tse
LV: Alan Moore/Dave Gibbons: Watchmen, 1986/1987 (Watchmen)
Der „Comedian“, ein Superheld, wird ermordet. Rorschach, ein anderer Superheld, glaubt an eine Verschwörung, die mit dem Tod von allen Superhelden, die sich „Watchmen“ nennen, enden soll. Er alarmiert die restlichen „Watchmen“ und sie müssen wieder gemeinsam in den Kampf ziehen.
Sehr werkgetreue Verfilmung des als unverfilmbar geltenden Comics; – und damit auch eine wegen zu großer Werktreue gescheiterte Verfilmung. Denn beim Sehen hakt man, wenn man den Comic kennt, zunehmend lustlos, die einzelnen Szenen der Reihe nach ab, freut sich über die sehr bildgenaue Umsetzung, rätselt über die wenigen Änderungen und bedauert im ‘Och, das hätte ich gerne auch noch gesehen’-Modus, die fehlenden Szenen. Aber ein eigenständiger Zugriff auf die Geschichte geht anders. Trotzdem ist „Watchmen“ als Übung in Fantum sehenswert.
Mit Jeffrey Dean Morgan, Malin Akerman, Patrick Wilson, Billy Crudup, Jackie Earle Haley, Matthew Goode, Carla Gugino, Matt Frewer, Stephen McHattie
Alle Signale deuteten auf ein weiteres Desaster hin: ein Remake von einem Kultfilm (Erinnert ihr euch noch an den „Total Recall“-Remurks?), der bis vor kurzem bei uns noch auf dem Index stand. Zu brutal für ein nicht volljähriges Publikum. Das Remake ist „freigegeben ab 12 Jahre“. Bei uns und in England läuft der Film vor dem US-Start an. Normalerweise ist das eine Maßnahme, um Verluste zu minimieren. Es gab ein Embargo für Kritiken bis kurz vor dem Filmstart. Als ob das Gemaule der Fans in den einschlägigen Foren nicht schon laut genug sei. Die Besetzung garantiert definitiv keinen Kassenerfolg. Samuel L. Jackson und Gary Oldman sind zwar immer eine Bereicherung, aber allein wegen ihnen geht man schon lange nicht mehr ins Kino. Und der Hauptdarsteller Joel Kinnaman ist bei uns vor allem aus „Easy Money“ bekannt. Aber wer hat den Film schon gesehen?
Nein, besonders groß waren meine Erwartungen vor der Pressevorführung von „Robocop“ nicht. Ich hoffte höchstens auf ein Nicht-Komplett-Desaster. Immerhin hatte ich auch „Total Recall“ überlebt.
Aber schon die ersten Minuten begeisterten mich und diese Begeisterung ließ bis zum Abspann nicht nach. „Robocop“ ist nicht nur besser als erwartet, sondern ein wirklich guter Film und einer der besten Science-Fiction-Filme der vergangenen zwölf Monate. Ein Action-Thriller mit Botschaft und gelungenen satirischen Spitzen und gleichzeitig ein Anti-Action-Film.
„Robocop“ beginnt mit einer TV-Übertragung. Der Showmaster Pat Novak (Samuel L. Jackson), ein konservativer Demagoge, will, dass auch im robophobischen Amerika Roboter für Recht und Ordnung sorgen, wie sie es im Ausland tun. Er lässt in seiner Sendung „The Novak Element“ live nach Teheran schalten zu einem friedenserhaltendem US-Robotereinsatz. In seiner ideologischen Verblendung nimmt Novak überhaupt nicht wahr, dass die Einheimischen eine Heidenangst vor den Robotern haben. Der Selbstmordanschlag gegen die US-Militärs, bei dem kein US-Soldat verletzt wird, aber etliche Einheimische sterben, ist für ihn ein weiterer Beweis der Leistungsfähigkeit der Roboter in dieser Friedensmission.
Danach werfen wir einen Blick in die Firmenzentrale von OmniCorp, deren Chef Raymond Sellars (Michael Keaton) möchte seine Roboter auch in den USA einsetzen. Aber ein Gesetz verhindert das. Noch.
Erst danach begegnen wir Alex Murphy (Joel Kinnaman), einem Detroit-Cop, der sich gerade vor seiner Vorgesetzten für einen fehlgeschlagenen Einsatz rechtfertigt, später durch eine Autobombe schwer verletzt wird und von OmniCorp als menschliche Restmasse für den ersten Robocop-Prototyp für die USA dienen soll. Dr. Dennett Norton (Gary Oldman), der Forschungsleiter, macht trotz Skrupel mit. Immerhin haben seine bisherigen Arbeiten, in denen er mit künstlichen Gelenken Verletzten half, beachtliche Erfolge erzielt.
Und auch im folgenden Film steht eigentlich Dr. Norton, sein Verhältnis zu seiner Schöpfung und die Frage, wo die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimmen oder sogar verschwinden und was die Folgen davon sind, im Mittelpunkt. So hat Murphy als Robocop in Simulationen bei Geiselbefreiungen zunächst schlechtere Werte als ein Roboter, aber nachdem Dr. Norton das Gehirn von Murphy weiter manipuliert, übernimmt in Kampfsituationen der Roboter die Handlungen von Murphy und er absolviert die Übung beeindruckend perfekt. Aber: Ist es jetzt ein Mensch in einem Roboter oder ein Roboter in einem Menschen? Wie sehr ist ein Roboter mit dem Gesicht eines Menschen noch dieser Mensch? Und wer ist verantwortlich für die Handlungen des Robocops? Murphy? Der Roboter? Dr. Murphy? OmniCorp? Der Staat? Jemand anderes? Oder niemand? Diese Frage nach der Willensfreiheit des Individuums und nach der Verantwortung für seine Taten wird in „Robocop“ durchgängig thematisiert.
Damit knüpft „Tropa de Elite“-Regisseur José Padilha in seinem US-Debüt nahtlos an die derzeitige Diskussion über militärische Drohnen, ihren Einsatz und den damit verbundenen völker- und menschenrechtlichen Fragen an.
Auch die TV-Show von Pat Novak ist weniger eine Vision einer zukünftigen TV-Show, sondern eine bitterböse Satire auf konservativ-demagogische US-TV-Shows, die so seit Jahren im US-TV laufen und hemmungslos Stimmung machen.
Und natürlich ist „Robocop“ eine Anklage gegen gewinnversessene Sicherheitsfirmen und einen korrupten Staat. Vor allem die mit Verbrechern zusammenarbeitende Polizei kommt nicht gut weg, aber diese Korruptionsgeschichte wird nebenbei abgehandelt, weil es sich für einen Polizeifilm so gehört.
Dass dabei die Action, die es immer noch reichlich gibt, fast schon nebenbei als Pflichtprogramm abgehandelt wird, fällt kaum auf. Denn es gibt herrliche Anti-Action-Action-Szenen, wie die im Dunkeln stattfindende Schießerei in einer Lagerhalle, oder überraschende Momente. Wenn im Schlusskampf Robocop Murphy nicht nur gegen OmniCorp, sondern auch gegen seine OmniCorp-Programmierung kämpft, dann sind wir, mitten in einer furiosen Action-Szene auch wieder beim Thema des Films: Wie frei ist der Mensch? Was ist ein Mensch? Welche Verantwortung hat ein Hersteller für sein Produkt? Wie sehr darf ein Hersteller die Nutzung seines Produktes beschränken?
Politischer und tagesaktueller war wohl kein Hollywood-Science-Fiction-Blockbuster der vergangenen Monate. Denn „Robocop“ erzählt nicht von der Zukunft (auch wenn am Anfang behauptet wird, dass der Film 2028 spielt), sondern von der Gegenwart.
Ein großartiger Film!
Robocop (Robocop, USA 2014)
Regie: José Padilha
Drehbuch: Joshua Zetumer
mit Joel Kinnaman, Gary Oldman, Michael Keaton, Samuel L. Jackson, Abbie Cornish, Jackie Earle Haley, Michael K. Williams, Jennifer Ehle, Jay Baruchel, Marianne Jean-Baptiste, Zach Grenier
Ich erwartete wirklich kein Meisterwerk, keine hohe Filmkunst, aber „Vaterfreuden“, der neue Film des so sympathisch verpeilt in die Kamera guckenden Schwiegermutterlieblings Matthias Schweighöfer ist dann doch ungefähr so unterhaltsam wie ein Zugunglück; – was vielleicht die Zuschauerzahlen erklärt.
Denn die Macher erwischen zielsicher in fast jeder Szene den falschen Ton und es gelingt ihnen nie, den gar nicht so komplexen Stoff, immerhin will „Vaterfreuden“ nie mehr als eine RomCom sein, in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen.
Dabei werden die größten Fehler in den ersten Minuten gemacht und der gesamte restliche Film leidet dann an diesen grundlegenden Story-Problemen. Dabei gab es, laut Abspann, fünf Drehbuchautoren, eine Drehbuch-Mitarbeit, einem Script Consultant und eine dramaturgischen Beratung.
„Vaterfreuden“ beginnt nämlich mit einer dieser heißen Sexszenen, in denen sie jugendfrei-züchtig ihren BH anbehält (Oder wird das neuerdings so gemacht?). Während des Geschlechtsverkehrs sagt sie ihm, dass sie ihren Eisprung habe und jetzt ein Kind will. Felix (Matthias Schweighöfer) kriegt eine Panikattacke und versucht sie möglichst schnell aus dem Bett zu werfen. Es gelingt ihm und sie faselt nachher, seltsamerweise überhaupt nicht wütend, etwas von Rodeo-Sex. Später erfahren wir, dass seine Freundin verheiratet ist. Jetzt erscheint ihr Kinderwunsch in einem anderen und die Panikattacke von Felix in einem arg irrationalem Licht.
Jedenfalls wissen wir nach der ersten Szene: Felix will keine Kinder haben.
Danach geht es etwas rein ins schöne Junggesellenleben und der immer wieder – glaubhaft – betonten Freude, kein Vater zu sein und keinen Beziehungsstress zu haben.
Felix wird von seinem blöden, älteren Bruder Henne (Friedrich Mücke) besucht, der auch gleich sein Haustier, ein Frettchen, mitbringt und Felix von einem seiner Jobs erzählt: Samenspender. Felix, chronisch pleite, aber in einer dieser loftartigen Dachwohnungen, hier in der Ausführung mit viel Holz, die in München wohl für ein Taschengeld zu bekommen sind, lebend, spendet ebenfalls seinen Samen. Der Klinikleiter ist begeistert von der hohen Qualität von Felix‘ Samen.
Unsere Lehre nach dieser Szene: Felix hat einen exorbitant guten Samen und, nach anfänglichem Zögern, gefällt ihm diese Arbeit. Denn Samenspenden ist viel Geld für wenig Arbeit und garantiert ohne Verantwortung.
Kurz darauf startet seine Freundin einen zweiten Rodeo-Reiten-Versuch. Sie fesselt Felix, träufelt eine Flasche Honig auf seinen Bauch und geht auf den Balkon, um mit ihrem Freund zu telefonieren. Anschließend verschwindet sie aus der Geschichte.
Während des Telefonats beißt sich das Frettchen in Felix‘ honigverschmiertem Geschlechtsteil fest – und er ist danach impotent.
Eigentlich müsste Felix sich jetzt freuen. Ihm ist zwar eben eine Verdienstmöglichkeit abhanden gekommen (die er eh etwas suspekt beurteilte), aber ab jetzt kann er jederzeit Sex haben und muss sich nicht mehr um die Folgen kümmern.
Aber weil das Drehbuch es so will, will er jetzt unbedingt Vater werden und weil sein gespendeter Samen bereits im Körper der „Sky“-Moderatorin Maren (Isabell Polak) ist, versucht er ihr Herz zu gewinnen. Die ist schon in festen Händen und hält Felix für einen vollkommen unmöglichen Trottel.
Ab jetzt folgt der Film den ausgetretenen RomCom-Pfaden, in denen die Szenen mit den Kindern ganz nett sind und das Product-Placement ungeahnte und oft peinliche Höhen erreicht. Besonders unangenehm wird es, wenn zweimal schamlos im Stil eines Werbeclips für eine Fast-Food-Kette geworben wird. Das ist Werbung als Teil des Films und nicht als Unterbrechung des Films.
Ach, ja: später, viel später, erfahren wir, dass Felix vor zehn Jahren eine schwangere Freundin hatte, die bei einem Autounfall starb. Seitdem fährt er Fahrrad und trauert ihr immer noch nach. Dieses traumatische Erlebnis könnte wirklich als Erklärung für seine Bindungsscheu und seine Panik, als er von seiner Impotenz erfährt, erklären. Aber wenn die Macher dieses Erlebnis wirklich als Erklärung für sein jetziges Leben hätte nehmen wollen, dann hätten die vielen Drehbuchautoren und dramaturgischen Berater die im Abspann genannt werden, das doch sicher am Anfang des Films gesagt.
Eine Komödie hätte es danach immer noch werden können. Wobei „Vaterfreuden“ eine ziemlich witzarme Komödie voller Klischees ist. So sind alle Frauen, die nicht gerade Playmate-taugliche Maße haben, dumm. Bei dem Entsetzen über dieses unstimmige Werk mit Fünfziger-Jahre-Moral und biederem Humor (garniert mit einigen Schimpfworten) blieb mir das Lachen im Hals stecken.
Dabei gehöre ich wirklich nicht zu den Menschen, die einen Film schon allein wegen des Hauptdarstellers ablehnen.
Drehbuch: Sebastian Wehlings, Christian Lyra, Andrea Willson, Murmel Clausen, Matthias Schweighöfer, Simon Verhoeven (Script Consultant), Sarah Altmann (Drehbuch-Mitarbeit)
LV: Murmel Clausen: Frettsack, 2012 (wegen der Verfilmung jetzt „Vaterfreuden“)
mit Matthias Schweighöfer, Isabell Polak, Friedrich Mücke, Tom Beck, Katharina Schüttler, Luise Bähr, Alexander Khuon, Moritz Grove, Margarita Broich, Detlev Buck, Michael Gwisdek
Denn Gerhart Polts neue Komödie ist erschreckend unwitzig und altbacken. Polt spielt den hochverschuldeten Hobbyfilmer Hans A. Pospiech, der ein von seiner Bank ausgelobtes Preisgeld erhalten will. Dafür dreht er einen Film über Adolf Hitler, in dem er ihn als Menschen zeigen will – und wir bekommen einen Einblick in ein bayerisches Dorfbiotop, Probleme beim Dreh, die alltägliche Hitler-Verehrung und den schwunghaften Handel mit Nazi-Devotalien. Letzteres gab es schon wesentlich gelungener 1992 in „Schtonk!“, Helmut Dietls Satire über die Veröffentlichung der Hitler-Tagebücher im Magazin „Stern“.
Der restliche Film ist ein einziger Kladderadatsch, mit einigen wenigen treffenden und bitterbösen Beobachtungen des Provinzlebens, der deutschen Vergangenheit und ihrer Bewältigung, viel Leerlauf und dem Gefühl, dass hier ein allererster Rohschnitt eines 25 Jahre alten Films, bei dem Vorne und Hinten nichts stimmt, gezeigt wird.
Einfach nur enttäuschend.
Vor allem weil wir hier nicht über den Debütfilm irgendeines austauschbaren, ambitioniertem Nachwuchshumoristen, der sich für furchtbar witzig hält, sondern über das neue Werk von Gerhard Polt reden, der als bitterböser und genau beobachtender Kabarettist seit Jahrzehnten bekannt ist, der mit „Fast wia im richtigen Leben“ (ab 1979 im TV) und den Kinofilmen „Kehraus“ (1983), „Man spricht Deutsch“ (1988) und „Herr Ober!“ (1991; schon schwächer) herrliche Vermessungen des deutschen Wesens lieferte. Diese Werke sollte man sich mal wieder ansehen.
…und Äktschn! (Österreich/Deutschland 2013)
Regie: Frederick Baker
Drehbuch: Gerhard Polt, Frederick Baker
mit Gerhart Polt, Gisela Schneeberger, Maximilian Brückner, Robert Meyer, Nikolaus Paryla, Michael Ostrowski, Olaf Krätke, Victor Giacobbo
„Tatjana“ und „In der Nacht“ werden demnächst besprochen. „Die Freunde von Eddie Coyle“ von George V. Higgins hat als Neuübersetzung ja ganz schlechte Karten für einen Platz in der Liste. Schade. Ist nämlich ein gutes Buch.
„Im Stil der Pulp Fiction, der Groschenromane und B-Pictures aus den 30er und 40er Jahren, komprimiert Quentin Tarantino eine Handvoll Typen und Storys zu einem hochtourigen Film noir (…) Ein ausgezeichnetes Darsteller-Ensemble, eine intelligente Inszenierung und ein gutes Timung durch flotte Schnitte tragen dazu bei, dass Blutorgien mit Slapstick und bitterer Zynismus mit leichter Ironie so raffiniert ineinander übergehen oder aufeinander folgen, dass die Brüche und Übergänge nicht stören.“ (Fischer Film Almanach 1995)
Tarantino erzählt von zwei Profikillern, die zuerst Glück und dann Pech bei ihrer Arbeit haben, einem Boxer, der entgegen der Absprache einen Boxkampf gewinnt und sich dann wegen einer Uhr in Lebensgefahr begibt, einem Gangsterpärchen, das ein Schnellrestaurant überfällt, einem Killer, der die Frau seines Chefs ausführen soll und in Teufels Küche gerät, einer Gangsterbraut, die eine Überdosis nimmt, einem Killer, der zum Christ wird und von einem Tanzwettbewerb.
Kurz: wir haben mit einem Haufen unsympathischer Leute eine verdammt gute Zeit.
Der Kassenknüller erhielt zahlreiche Preise, aber für Krimifans zählt natürlich nur der gewonnene Edgar.
Mit Tim Roth, Harvey Keitel, Uma Thurman, Amanda Plummer, John Travolta, Samuel L. Jackson, Bruce Willis, Rosanna Arquette, Ving Rhames, Eric Stoltz, Christoper Walken, Quentin Tarantino, Steve Buscemi
Wenn ich ein Buch in der Hand habe, das eine „Begegnung mit den Schatten, die die BRD in den 70er Jahren heimgesucht haben“ verspricht, dessen Prolog im Herbst 1977 spielt und das „Roter Herbst“ heißt, dann erwarte ich einen Polit-Thriller, der sich mit der RAF, dem Linksterrorismus und dem Agieren des Staates im Deutschen Herbst beschäftigt und entweder 1977 oder kurz davor spielt. Jedenfalls sollte die Erklärung der in der Gegenwart spielenden Ereignisse (hier: Frühjahr 2011) mit der Vergangenheit verknüpft sein. Gerne auch mit einem ordentlichem Schuss paranoider Verschwörungstheorie.
Nun, „Roter Herbst“ von Raimund A. Mader ist das nicht. In seinem dritten Roman mit Kommissar Adolf Bichlmaier, dienstuntauglich seit über einem Jahr, schickt er ihn von Regensburg nach Norddeutschland. Bichlmaiers Reise endet in der kleinen Stadt M. (yep, sehr geheimnisvoll). In der dortigen Kaserne war er 1971 als Soldat stationiert.
Als er durch das Moor wandelt, trifft er auf Martin Berger, einen ungefähr vierzigjährigen Mann mit Down-Syndrom, der wenige Meter weiter eine Leiche entdeckte, die – wie es sich heutzutage für einen Krimi gehört – dekorativ einige Meter über dem Erdboden in dem Stamm eines Baums befestigt ist und dessen Hände entfernt wurden. Bichlmaier kommt das Gesicht des verstümmelten Mannes bekannt vor und er beginnt mit der einheimischen Kommissarin Amanda Wouters zu ermitteln. Sie hat, wie öfters gesagt wird, eine beeindruckende Oberweite und dürfte damit als Fünfzigjährige Pamela Anderson ohne Schönheits-OPs durchgehen.
Aber anstatt die beiden Kommissare zielgerichtet ermitteln zu lassen, erfahren wir viel, vor allem viel überflüssiges über die verschiedenen Charaktere und ihr Leben, es gibt eine durchgehend melancholische Grundstimmung in der alle irgendwie ihrer Vergangenheit hinterhertrauern und Bichlmaier ist überzeugt, dass der heutige Mord an dem unbekannten Mann irgendwie mit seiner Bundeswehrzeit vor vierzig Jahren zusammenhängt.
„Roter Herbst“ ist letztendlich eine ziemlich enttäuschende Angelegenheit. Denn anstatt den Krimiplot und die Verschwörungstheorie energisch voranzutreiben, wird dies eher pflichtschuldig mitgeschleift. Wirklich wichtig wird die banale Verschwörungstheorie auch erst am Ende und da wirkt sie wie hastig angeklebt. Denn eigentlich steht eine verkorkste Familiengeschichte, die allerdings auch meistens im Ungefähren bleibt, im Mittelpunkt des Romans.
Vor dem Finale, natürlich mit Schießerei und einem Toten, gibt es viel erzählerischen Leerlauf. So wird die Identität des Toten erst kurz vor Schluss enthüllt. Davor stochert die Polizei im Nebel und – grundlos – in der Vergangenheit herum. Die Charaktere bleiben erstaunlich blass. Sie blicken ständig melancholisch auf ihr Leben, das episch vor uns ausgebreitet wird, zurück. Dabei gibt es für sie keine Konflikte, aber viele Erinnerungen an ihre Jugend. Vieles wird auch nur angedeutet. So als habe man die Ereignisse vor und nach der Tat, aber nicht die Tat selbst, beobachtet. Einiges wird dann später aufgeklärt. Vieles nicht. Nein, spannend ist das nicht. Und interessant als Studie über Erinnerungen, Entscheidungen, die ein Leben beeinflussen, und Vergangenheitsbewältigung ist es auch nicht.
Nader und Simin – Eine Trennung (Iran 2011, R.: Asghar Farhadi)
Drehbuch: Asghar Farhadi
Simin will mit ihrer Tochter und ihrem Mann ins Ausland gehen. Ihr Mann, der Akademiker Nader, will in Teheran bleiben und seinen an Alzheimer erkrankten Vater pflegen. Als Hilfe stellt er die streng religiöse Razie als Pflegerin ein. Konflikte sind vorprogrammiert. Denn Simin will sich scheiden lassen und Razie hadert mit der Pflege.
Nachdem Asghar Farhadis neuester Film „Le Passé – Das Vergangene“ gerade im Kino anlief, lohnt sich ein Blick auf seinen vorherigen Film. Für „Nader und Simin – Eine Trennung“ erhielt er den Goldenen Bären, den Oscar und Golden Globe als bester ausländischer Film und etliche weiter Preise und Nominierungen.
Ein Publikumserfolg war er aus.
In der IMDB ist er derzeit auf dem 101. Platz der 250 beliebtesten Filme.
Anschließend, um 22.15 Uhr, läuft die fünfzigminütige Doku „Es war einmal…: Nader und Simin“ über diesen Film.
Mit Leila Hatami, Peyman Moadi, Sareh Bayat, Shahab Hosseini
Profigangster Trojan, gerade aus dem Knast entlassen, plant gleich seinen nächsten Coup: einen Überfall auf einen Geldtransporter.
Ein guter Hardboiled-Gangsterfilm, der eindeutig vom französischen Kriminalfilm (Melville!) und den harten amerikanischen Krimis beeinflusst ist. So ist der Einfluss von Richard Starks Parker und seinen Epigonen Nolan (von Max Allan Collins) und Wyatt (von Garry Disher) unübersehbar.
Ein erfrischend undeutscher Kriminalfilm, den sich auch Genrejunkies ohne Fremdschäm-Anfälle ansehen können.
mit Mišel Matičević, Karoline Eichhorn, Uwe Bohm, Rainer Bock, Hanns Zischler, Peter Kurth, David Scheller
Ebenfalls von 2007 ist die Doppel-CD „Out Louder“ des Quartetts. Auf der einen CD sind Studio-, auf der anderen Live-Aufnahmen und alles ist verdammt gut.
Der Hauptmann von Köpenick (Deutschland 1956, R.: Helmut Käutner)
Drehbuch: Carl Zuckmayer, Helmut Käutner
LV: Carl Zuckmayer: Der Hauptmann von Köpenick, 1931 (Theaterstück)
Schuster Wilhelm Voigt will nach dem Verbüßen seiner Zuchthausstrafe wieder arbeiten. Eine Arbeit gibt es aber nur mit einem Pass und einen Pass erhält nur, wer eine Arbeit hat. Also entschließt der Schuster sich, sich als falscher Hauptmann einen Pass zu besorgen.
Klassiker des deutschen Tonfilms, der damals ein Publikumserfolg war (über zehn Millionen Besucher in fünf Monaten), auch für den Auslands-Oscar nominiert war, die deutschen Filmpreise abräumte und zu den bekanntesten und beliebtesten Heinz-Rühmann-Filmen gehört.
Zuckmayers Stück gehört zur Schullektüre und ist heute immer noch aktuell.
mit Heinz Rühmann, Hannelore Schroth, Martin Held, Erich Schellow, Walter Giller, Wolfgang Neuss
Im Kino FSK (Segitzdamm 2, 10969 Berlin, Nähe U-Bahnhof Kottbusser Tor und U-Bahnhof Moritzplatz)) wird am Sonntag, den 2. Februar, um 13.00 Uhr der von Mano Khalil gedrehte Dokumentarfilm „Der Imker“ (Besprechung hier) gezeigt.
Anschließend diskutieren Fevzi Aktas (Geschäftsführer KOMKAR) und Carmen Troppa (Asylbewerberbetreuung KOMKAR) über den Film, der Ibrahim Gezer porträtiert, ein Bienenzüchter, der aus dem türkischen Teil Kurdistans fliehen musste und inzwischen in der Schweiz als Flüchtling anerkannt ist.
KOMKAR ist der Verband der Vereine aus Kurdistan in Deutschland e.V..
Ebenfalls zum Filmstart begann die Kampagne „Von Fremden zu Freunde“. In der Pressemitteilung dazu steht:
Zum Kinostart von „Der Imker“ am 30.01.2014 in Deutschland startet BraveHearts Filmverleih in Zusammenarbeit mit der UNO-Flüchtlingshilfe und mit Unterstützung der GLS Bank die Kampagne „Von Fremden zu Freunden“. Pate der Kampagne ist der bekannte Fernsehjournalist Jean Pütz.
Der von Cinema for Peace und Human Rights Watch ausgezeichnete Film handelt vom Schicksal und Leben eines kurdischen Imkers, der versucht, sich in seiner Asylheimat Schweiz ein neues Leben aufzubauen. Der Film des in der Schweiz lebenden syrisch-kurdischen Regisseurs Mano Khalil schafft Verständnis für Menschen, die Zuflucht in Europa suchen und ruft dazu auf, sich für sie einzusetzen.
Diese Botschaft möchte auch die Kampagne „Von Fremden zu Freunden“ verbreiten. Ziel ist es, Flüchtlinge und Migranten nicht als Fremde sondern als Mitmenschen zu betrachten und möglichst viele Menschen darüber zu informieren, welche Flüchtlingsprojekte es in ihren Städten gibt und wie sie sich engagieren können – zum Beispiel als Flüchtlingspate und Vormund oder mit einer anderen ehrenamtlichen Arbeit.
Darüber hinaus beteiligen sich viele lokale Menschenrechts- und Flüchtlingsorganisationen, darunter auch Projektpartner der UNO-Flüchtlingshilfe, an der Kampagne – sei es durch die Bewerbung der Kinoaufführungen, durch Auslegen von Flyern im Kino oder durch die Vorstellung ihrer Projekte in einem BraveHearts-Flyer mit dem Titel „Wer was tun will“, der beim Ticketkauf direkt mit überreicht wird. Ähnliche Kampagnen sind auch für zukünftige Filme geplant.
Die UNO-Flüchtlingshilfe ist der deutsche Spendenpartner des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR). Die Organisation mit Sitz in Bonn fördert über die UNHCR-Projekte hinaus zahlreiche Projekte deutsche Träger, darunter Flüchtlingsräte oder Beratungs- und Therapieprojekte für Flüchtlinge und Asylbewerber.
„Wer was tun will“ – Angebot:
Übernahme von Patenschaften für Flüchtlinge und Migranten
Paten und Vormünder helfen Flüchtlingen und Migranten, sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden – bei Behördengängen und Arztbesuchen, beim Erlernen der Sprache, bei Fragen der Unterbringung, Bildung und Arbeitssuche. Der persönliche Kontakt schafft Verständnis, baut gegenseitige Vorurteile und Ängste ab und bietet die Chance, voneinander zu lernen. Die UNO-Flüchtlingshilfe hilft Interessierten, die für sie richtige Partnerorganisation zu finden.
Kostenlose Trainings für weibliche Flüchtlinge und Sozialarbeiterinnen
Für eine begrenzte Anzahl von Flüchtlingen bietet Dr. Heifetz, Mitgründerin von BraveHearts, folgende Angebote in Köln an: ein kostenfreies 3-Monats-Intensivtraining zur Stärkung von Selbstbewußsein, Kommunikation und Konfliktfähigkeit, sowie ein 3-monatiges Train-the-Trainer Programm für Sozialarbeiterinnen, die mit Flüchtlingen arbeiten. Dr. Heifetz ist Dozentin für Culture and Conflict an der Tel Aviv University und gibt innovative Führungsworkshops für Frauen.
Polizist Coleman jagt den Nachtclubbesitzer Simon, mit dem er befreundet ist und der Überfälle begeht. Zwischen den beiden Männern steht Simons Freund Cathy.
Nach „Der eiskalte Engel“ und „Vier im roten Kreis“ war „Der Chef“ die dritte Zusammenarbeit von Alain Delon und Jean-Pierre Melville und zum ersten Mal spielte Delon einen Polizisten. Aber weil es Melville in „Der Chef“ auch um die Austauschbarkeit von Gangstern und Polizisten ging, unterschied Delons Rolle sich kaum von seinen vorherigen Rollen als Gangster. Denn Melville räumt Coleman und Simon etwa gleich viel Leinwandzeit ein.
„Melvilles letzter Film (…) ist ein würdiger Abschluss im Werk eines seines Metiers und seiner Liebe zum Kino sicheren Ultra-Professionellen, der die düstersten und unheimlichsten, aber auch ästhetisch vollkommendsten und menschlichsten Filme schuf, die in Frankreich je gedreht worden sind.“ (Hans Gerhold: Un Flic in „Jean-Pierre Melville, Hanser Reihe Film 27, 1982)
„‘Un Flic’ ist vermutlich der kälteste Film Melvilles, und Alain Delon gelingt als Chef-Fahnder Edouard Coleman der Pariser Kriminalpolizei eine brillante Charakterstudie über die Einsamkeit und Isolation des professionellen Menschenjägers.“ (Wolfgang Schweiger: Der Polizeifilm, 1989)
Mit Alain Delon, Catherine Deneuve, Richard Crenna, Riccardo Cucciolla, Michel Conrad