Cloud Atlas – Der Wolkenatlas (USA/Deutschland 2012, Regie: Lana & Andy Wachowski, Tom Tykwer)
Drehbuch: Lana & Andy Wachowski, Tom Tykwer
LV: David Mitchell: Cloud Atlas, 2004 (Der Wolkenatlas)
„Cloud Atlas“ ist ein dreistündiger, auf sechs Zeitebenen zwischen 1849 und 2346 spielender Trip, bei dem sechs miteinander verwobene Geschichten, die auch alle unterschiedliche Genres bedienen, zu einer Vision verbunden werden, die auch den Eindruck von viel Lärm um Nichts hinterlässt. Aber die Wachowski-Geschwister und Tom Tykwer liefern einen kurzweiligen, immer interessanten und sehenswerten Film ab, bei dem die Stars, teils kaum erkennbar, in verschiedenen Rollen auftreten.
mit Tom Hanks, Halle Berry, Jim Broadbent, Hugo Weaving, Jim Sturgess, Doona Bae, Ben Whishaw, James D’Arcy, Zhou Xun, Keith David, Susan Sarandon, Hugh Grant, David Gyasi, Martin Wuttke, Götz Otto, David Mitchell (Cameo als Spion)
Die Geschichte ist, wie bei Raymond Chandler, der als Inspiration diente, kaum nacherzählbar, labyrinthisch, voller grandioser Szenen und Sätze und wahrscheinlich bar jeder Logik. Im wesentlichen geht es darum, dass der Dude mit seinem ihm bis dahin unbekannten, stinkreichen, herrischen, querschnittgelähmten Namensvetter verwechselt wird und er in eine undurchsichtige Entführungsgeschichte hineingezogen wird.
mit Jeff Bridges, John Goodman, Julianne Moore, Steve Buscemi, David Huddleston, Philip Seymour Hoffman, Tara Reid, Philip Moon, Mark Pellegrino, Peter Stormare, Flea, John Turturro, Sam Elliott, Ben Gazzara
Neben den Heile-Welt-Weihnachtsfilmen gibt es auch die anderen Weihnachtsfilme und dass „Krampus“, benannt nach einer heute vor allem in Österreich und den umliegenden Gebieten bekannten Schreckgestalt, die als böser Nikolaus unartige Kinder bestraft, in die zweite Kategorie fällt, dürfte niemand überraschen.
Nachdem der junge Max wutentbrannt, nach einem Streit mit der blöden bis grenzdebilen Verwandtschaft, die jedes Jahr über die Weihnachtstage zu Besuch kommt, seinen Wunschzettel an den Nikolaus zerreißt und aus dem Fenster wirft, hält Krampus das für eine Aufforderung Max, dessen Familie und die ganze Kleinstadt zu besuchen. Denn, so die Filmsage, Krampus bestraft all jene, die nicht mehr an das Fest der Liebe und den Geist der Weihnacht glauben. Dass Krampus nach dieser Auftragsbeschreibung viel zu tun hat, muss uns nicht stören. Der Nikolaus und das Christkind kriegen das mit dem Geschenke-Verteilen ja auch hin. Und dann gibt es noch die aus Österreich kommende Oma, die das Kaminfeuer hütet und so einen Besuch von Krampus verhindern will. Sie erzählt eine weitere leicht abweichende Krampus-Geschichte.
In dem Film geschieht dann das, was wir aus unzähligen Alien-Invasionsfilmen kennen. Menschen flüchten. Sie schreien. Sie sterben. Und am Ende kämpfen einige der Überlebenden erfolgreich gegen die alptraumhaft aussehenden Aliens, die hier als kreischend-mordlüsterne Lebkuchenmänner (Nein, keine Gremlins!) kommen, Hörner und maskenhafte Gesichter (was dann an, nun, Männer mit Masken erinnert) haben und auch mal einige Familienmitglieder im Boden verschwinden lassen. Das sorgt für durchaus kurzweiliges Vergnügen, bei dem die Motivation der Bösewichter für ihr Schlachtfest nebensächlich ist.
Letztendlich ist „Krampus“, sparsam garniert mit einigen wenigen Witzen, nur ein weiterer Alien-Invasionsfilm. Denn der weihnachtliche Hintergrund, der das Potential für satirische Spitzen hätte, wird komplett verschenkt. Das Ende hat dann seine eigenen Probleme, die vor allem darin liegen, dass die Macher mit einer uralten, sehr einfallslosen und entsprechend mutlosen Pointe enden.
Als halbstündige „The Twilight Zone“-Episode hätte „Krampus“ sicher besser funktioniert.
In den ersten Minuten versucht man unwillkürlich, Aleksei Germans letzten Film „Es ist schwer, ein Gott zu sein“ (er starb am 21. Februar 2013; der Film wurde von Svetlana Karmalita und ihrem gemeinsamen Sohn Aleksei A. German fertiggestellt) als Parabel auf das heutige Russland zu sehen. Immerhin war die Vorlage, der Roman „Es ist schwer, ein Gott zu sein“ der Brüder Arkadi und Boris Strugatzki eine antistalinistische Parabel, deren Botschaft schnell bekannt wurde. Aber dieser Versuch, platte aktuelle Bezüge zu erkennen, verblasst schnell in einer gut dreistündigen SW-Symphonie voller beeindruckender Plansequenzen aus einer schlammigen Vorhölle, in der es nur Dreck, Gewalt und Wahnsinn gibt, hinter denen die Geschichte verschwindet. Dafür muss man das Presseheft aufschlagen: Eine Gruppe Historiker wurde auf einen fremden Planeten entsandt, der in seiner Entwicklung 800 Jahre hinter der Erde zurückliegt. In der Hoffnung, in dieser mittelalterlichen Zivilisation die Geburt einer Renaissance hautnah miterleben zu können, mischen sich die Forscher unbemerkt als adlige Nachkommen lokaler Gottheiten unters Volk, um die dortigen Ereignisse aufzuzeichnen und zur Erde zu übertragen. Ihre oberste Direktive dabei lautet: Bleibe unerkannt und neutral, greife niemals in das Geschehen ein und töte unter keinen Umständen einen Planetenbewohner. So weit, so gut. Doch als in der Stadt Arkanar graue Truppen plötzlich ein blutiges Pogrom gegen Gelehrte und Bücherfreunde starten, nimmt die Geschichte unvermittelt einen völlig anderen Verlauf. Don Rumata, der vor Ort das Treiben hilflos mit ansehen muss, fällt es dabei zunehmend schwerer, dem brutalen Gemetzel einfach tatenlos zuzuschauen. Doch was tun als ein Gott, dem die Hände gebunden sind?
Aber an einer konventionellen Geschichte ist German auch nicht interessiert. Er möchte nicht Filme machen für Leute, die zu faul sind, ein Buch zu lesen. Er liebte die alten Filme. Die Werke von Ingmar Bergman, Akira Kurosawa, Federico Fellini, Otar Iosseliani und Andrei Tarkowski, die er oft sah. Und er wollte den Roman „Es ist schwer, ein Gott zu sein“ seit seiner Veröffentlichung verfilmen. 1968 wäre es fast so weit gewesen. Aber dann wurde ihm mitgeteilt, dass alle Arbeiten an dem Film eingestellt seien. Seitdem versuchte er immer wieder, den Roman zu verfilmen. Es wurde zu seinem Lieblingsprojekt, mit dem er sich mehrere Jahrzehnte beschäftigte. Auch die Drehbarbeiten dauerten Jahre. Vom Herbst 2000 bis zum August 2008. Danach ging es an die Postproduktion, die wiederum fünf Jahre dauerte. Allein schon diese lange Zeit zeigt, dass der so entstandene Film kompromisslos einer künstlerischen Vision folgt. Aber er hat auch den Nachteil vieler über Jahre verfolgter Lieblingsprojekte. Weil der Macher sich so sehr in den Stoff vertiefte, ist er für Außenstehende kaum noch verständlich.
Und so ist „Es ist schwer, ein Gott zu sein“ als abstrakte Meditation über den Science-Fiction-Roman beeindruckend, aber auch schwer zugänglich, oft langweilig (wenn man über mehrere Minuten einfach nur Wahnsinnige agieren sieht, ohne zu wissen, warum sie es tun) und mit drei Stunden auch verdammt lang geraten. Aber es ist auch in jeder Sekunde spürbar, dass der Film eine Vision hat, die weniger mit dem heutigen Russland oder dem allgemeinen Zustand der Welt, als mit der fatalistischen Sicht Aleksei Germans auf die Welt und die Menschheit abseits jeglicher aktueller Bezüge zu tun hat. Das zeigt sich auch an den vielen im Film verarbeiteten und zitierten Einflüssen und Bildern aus den vergangenen Jahrhunderten der europäischen Geistesgeschichte.
„Es ist schwer, ein Gott zu sein“ ist eindeutig Kunst, die berührt und auch polarisiert. So wird es ein großer Spaß sein, zu beobachten, wie Menschen das Kino verlassen und auch wie sie während und nach dem Film auf ihn reagieren.
Es ist schwer, ein Gott zu sein (Trudno Byt‘ Bogom, Russland 2013)
Regie: Aleksei German
Drehbuch: Svetlana Karmalita, Aleksei German
LV: Arkadi Strugatzki, Boris Strugatzki: Трудно быть богом, 1964 (Ein Gott zu sein, ist schwer; Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein; Es ist schwer, ein Gott zu sein)
mit Leonid Yarmolnik, Aleksandr Chutko, Yuriy Tsurilo, Evgeniy Gerchakov, Natalia Moteva, Aleksandr Ilin
Länge: 177 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
– Das Opus läuft in der russischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln ab den genannten Daten in diesen Kinos
03.09.15 Berlin Brotfabrik
03.09.15 Berlin B-Ware Ladenkino
03.09.15 Dresden KIF
03.09.15 Kiel Kino in der Pumpe
03.09.15 Köln Filmhauskino
03.09.15 Mainz Capitol/Palatin
03.09.15 Magdeburg Moritzhof
03.09.15 Karlsruhe Kinemathek
04.09.15 Rostock Lichtspieltheater Wundervoll
06.09.15 Aachen Apollo
07.09.15 Berlin FilmRauschPalast
07.09.15 Frankfurt Orfeos Erben
08.09.15 Berlin Z-inema
10.09.15 Berlin Kino Zukunft am Ostkreuz
10.09.15 Nürnberg Casablanca
10.09.15 Regensburg Andreasstadel
11.09.15 Leipzig Schaubühne
12.09.15 Hamburg 3001 Kino
17.09.15 Berlin Kino Krokodil
17.09.15 Saarbrücken Filmhaus
19.09.15 Weiterstadt Kommunales Kino
24.09.15 Bamberg Lichtspiel
24.09.15 Mannheim Cinema Quadrat
27.09.15 Pforzheim KoKi
25.10.15 Potsdam Thalia Datum
Mit noch unbekanntem Startdatum:
Dortmund Roxy Kino
Hannover Kino im Künstlerhaus
Krefeld Casablanca
–
Die DVD- und BluRay-Veröffentlichung sind für Ende des Jahres geplant. Über das Bonusmaterial ist noch nichts bekannt, aber Bildstörung packt normalerweise viel gutes Bonusmaterial drauf.
– Hinweise Homepage zum Film Film-Zeit über „Es ist schwer, ein Gott zu sein“ Moviepilot über „Es ist schwer, ein Gott zu sein“ Metacritic über „Es ist schwer, ein Gott zu sein“ Rotten Tomatoes über „Es ist schwer, ein Gott zu sein“ Wikipedia über „Es ist schwer, ein Gott zu sein“
LV: Robert Crais: Hostage, 2001 (Hostage – Entführt)
LAPD-Verhandlungsexperte Jeff Talley schiebt in einer Kleinstadt eine ruhige Kugel. Da nehmen drei Jugendliche einen Mafia-Buchhalter und dessen Kinder als Geisel. Talley muss, nachdem die Mafia seine Frau und Tochter entführt, wieder verhandeln.
Okayer Geiselnahmethriller mit einem irgendwo zwischen Italo-Western und Horrorfilm oszillierendem Look und einigen hübschen Twists, wie der doppelten Geiselnahme und den sich verändernden Loyalitäten. Allerdings ist das Buch gerade bei dem Mafia-Plot glaubwürdiger. Und wer wissen will, wie die Polizei verhandelt, sollte auch zu dem Buch greifen.
Der Film ist nur die bleihaltige Action-Variante davon.
Mit Bruce Willis, Kevin Pollak, Jimmy Bennett, Michelle Horn, Ben Foster, Jonathan Tucker, Marshall Allman, Serena Scott Thomas, Rumer Willis (Tochter von Bruce Willis), Kim Coates, Robert Knepper
Drehbuch „Hostage“ von Robert Crais (29. März 2002, early draft – Crais schrieb nach seinem Roman ein Drehbuch, das später von anderen Autoren umgearbeitet wurde.)
Zwei Staffeln, beziehungsweise zwei Jahre, lang löste DI Richard Poole auf der Karibikinsel Saint Marie Mordfälle. Er war der typische fish out of water: ein überaus steifer und korrekter Brite, der immer seinen Anzug an hat und Tee trinkt (natürlich richtig zubereitet), während er knifflige Mordfälle löst. Seine Arbeitskollegen Camile Bordey, Dwayne Myers und Fidel Best, die alle gebürtige Inselbewohner sind, sich entsprechend leger kleiden und eine karibisch entspannte Lebenseinstellung haben, waren zunächst erstaunt über den Inbegriff des britischen Empire, der mit ihnen zusammenarbeiten soll. Aber schnell wurden sie ein gutes Team, das viele Morde löste, bis Poole, der sich nur langsam an die karibische Lebenseinstellung und das Klima gewöhnte (ohne jemals auf seine korrekte Bekleidung zu verzichten), in „Tickende Uhren“, der Auftaktepisode der dritten „Death in Paradise“-Staffel, gemeuchelt wird.
Als Ersatz kommt Humphey Goodman, ein ebenso brillanter Detektiv mit der seltsamen Angewohnheit, sich auf Zetteln und Servietten Notizen zu machen, und äußerst schusselig ist. Wenn ein Kabel im Weg liegt, stolpert er darüber. Jedenfalls beim Lösen der ersten Mordfälle. Davon abgesehen ist er vollkommen normal. Er braucht keinen Tee, kleidet sich dem Klima entsprechend, setzt sich in den Sand und ist verheiratet. Jedenfalls am Anfang. Aber seine Frau verlässt ihn.
Durch diese Umbesetzung wird „Death in Paradise“ zu einer gewöhnlichen, netten, sonnigen Rätselkrimiserie, die kurzweilig unterhält, aber nicht mehr das besondere Flair der ersten Fälle hat, die vor allem von dem Culture Clash zwischen britischer Steifheit und karibischer Lockerheit lebte.
Die Fälle selbst, wieder acht Mordfälle, die in einer knappen Stunde aufgeklärt werden, sind Rätselkrimis, die mit einer Versammlung aller Betroffenen in einem Raum endet, wo der Detektiv dann den Mörder überführt.
So wird während eines Drehs für einen Zombie-Horrorfilm ein Stand-In vergiftet. Aber wollte der Mörder in Wirklichkeit nicht die Hauptdarstellerin ermorden? In ihrem nächsten Fall wird während einer Kunstausstellung ein Gigolo, der auch viel über Kunst weiß, ermordet. Dann wird eine Stewardess vergiftet. Die Polizisten fragen sich, wer ihrer Arbeitskollegen der Täter ist. Ein Minister soll sich in seinem Arbeitszimmer umgebracht haben. Aber Goodman ist misstrauisch.
Raus aus geschlossenen Räumen und in die freie Wildbahn geht es in ihrem nächsten Fall: Ein Mitglied einer Gruppe von Vogelbeobachtern, die einen besonders seltenen Vogel sichten wollen, wird ermordet und, wie es sich für einen Rätselkrimi gehört, haben alle Mitglieder der Gruppe, obwohl einer von ihnen der Mörder sein muss, wasserdichte Alibis.
Als auf einer vor Saint Marie gelegenen Insel der Familienpatriarch ermordet wird, müssen Goodman und seine Kollegen den Mörder finden, während sie wegen eines Sturms von der Zivilisation abgeschnitten sind. Goodmans Kollege Poole befand sich in einem früheren Mordfall in einer ähnlichen Situation.
Und im letzten Mordfall der dritten „Death in Paradise“-Staffel wird in einer ziemlich britischen Seniorenresidenz eine Ärztin ermordet, obwohl der Tatort auf einen Suizid schließen lässt.
Die Fälle sind, wie gesagt, vergnügliche Rätselkrimis, bei denen es unmöglich ist, den Mörder, den genauen Hergang und das Tatmotiv vor der Auflösung zu erraten. Aber das war schon zu Zeiten von Hercule Poirot so.
Alelrdings fehlt in der dritten Staffel das Flair des Besonderen, das Richard Poole auf die Insel trug. Humphrey Goodman ist halt nur ein guter Mann.
Dieses Mal gibt es sogar etwas Bonusmaterial: sieben kurze Werbe-Featurettes, die in 18 Minuten durchgesehen sind und als „Making of Death in Paradise“ angekündigt sind.
Death in Paradise – Staffel 3(Death in Paradise, Großbritannien 2014)
Regie: Cilla Ware, Dusan Lazarevic, Robert Quinn, Richard Signy
Drehbuch: Robert Thorogood, Daisy Coulam, Paul Logue, Ian Kershaw, J. C. Wilsher, Simon Winstone, Jack Lothian
Erfinder: Robert Thorogood
mit Kris Marshall (DI Humphrey Goodman), Sara Martins (DS Camille Bordey), Danny John-Jules (Officer Dwayne Myers), Gary Carr (Fidel Best), Don Warrington (Commissioner Selwyn Patterson), Élisabeth Bourgine (Catherine), Ben Miller (DI Richard Poole)
– DVD
Edel
Bild: 16:9 PAL
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: –
Bonusmaterial: Making of Death in Paradise
Länge: 435 Minuten (4 DVDs)
FSK: ab 12 Jahre
– Hinweise
Wenig Zeit, daher „Kurz & Knapp“ (auch eine Form von KuK) über die Neustarts im Kino am heutigen Donnerstag:
„I Origins“ ist einer der Filme, von denen ich viel erwartete und dann umso enttäuschter war. Denn die Prämisse, dass jede Iris einzigartig ist und ein Molekularbiologe, der in diesem Forschungsgebiet über die Evolution des Auges bahnbrechendes leistet, entdeckt, dass diese Arbeitshypothese falsch ist und damit seine gesamte Forschung und seine Überzeugungen in Frage stellen würde, verspricht einen philosophischen Science-Fiction-Film.
Aber dann geht es auch um eine Liebesgeschichte, die ungefähr in der Filmmitte ein abruptes Ende findet und später doch wieder wichtig ist. Es geht um Forschungsfragen. Es geht um die Frage nach der Einzigartigkeit des Menschen und um Wiedergeburt, was die Einzigartigkeit der Iris, aber auch etwas viel unangenehmeres beweisen würde. Es gibt auch ein seltsames Forschungsprogramm, das nicht näher erklärt wird, aber für die Fans von Paranoia-Thrillern gedacht ist. Für die gibt es auch eine Szene nach dem Abspann.
Letztendlich begnügt Mike Cahill sich in „I Origins“ mit dem Aufwerfen von Fragen und mehreren überraschenden bis abstrusen Wendungen, die nur verwirren ohne auch nur im Ansatz zu erklären, worum es den Machern ging.
„I Origins“ ist ein frustierender Film. Mit und ohne Seelenwanderung. Und dass Cahill im Presseheft sagt, dass für ihn „I Origins“ nur der Anfang seiner Erforschung des Bereiches zwischen Fakten und Glauben sei und er den Stoff in weiteren Filmen oder einer TV-Serie fortspinnen will, hilft nicht, weil wir dann den Film nicht als eigenständiges, in sich abgeschlossenes Werk, sondern nur als den Auftakt von etwas Größerem ansehen sollen.
Was wäre, wenn dein Kind bei der Geburt vertauscht worden wäre? Und was würdest du tun? Das muss sich Ryota Nonomiya fragen, als er erfährt, dass genau das vor sechs Jahren geschehen ist. Der distanzierte, statusbewusste Architekt, der in finanzieller Hinsicht alles für seinen Sohn tut, aber wegen der vielen Arbeit ihn fast nie sieht, hat jetzt eine Erklärung für die Defizite und den mangelnden Ehrgeiz seines Sohnes. Aber ist Blut wirklich dicker als Erziehung? Soll er seinen falschen Sohn gegen seinen echten Sohn tauschen, der bei einer zwar liebevollen, aber armen und furchtbar ambitionslosen Familie lebt? Oder soll er dafür kämpfen, das Sorgerecht für beide Kinder zu bekommen?
Hirokazu Kore-eda erhielt für seinen Film „Like Father, like Son“ in Cannes den Preis der Jury und das ist verständlich. Ruhig und aus Ryotas Perspektive erzählt er von diesem Dilemma. Dabei bleiben die Sympathien für den egoistischen Ryota, der das Kind vor allem als Statussymbol braucht, überschaubar. Aber die angesprochenen Fragen sind unversell und Hirokazu Kore-eda behandelt sie auch angemessen komplex in einer scheinbar einfachen Geschichte über zwei Familien und ihre Kinder in einer Gesellschaft, in der – wenn so ein Fehler entdeckt wird – die Kinder getauscht werden und ein Adoptionen selten sind.
Ein sehenswerter Film.
Nelly hat schwer verletzt und verunstaltet den Zweiten Weltkrieg und Auschwitz überlebt. Ihre Freundin Lene bietet ihr ein neues Leben in Israel mit einem neuen Gesicht an. Aber Nelly will wieder ihr altes Gesicht zurückhaben. Sie will in Deutschland bleiben und sie will wieder ihren Ehemann Johnny treffen. Er ist ihre große Liebe, der sie verraten hatte.
Johnny arbeitet jetzt in Berlin in der Bar „Phoenix“. Als er Nelly trifft, erkennt er sie nicht. Aber er bemerkt eine verblüffende Ähnlichkeit zwischen der unbekannten Schönheit und seiner toten Frau. Jedenfalls glaubt Johnny, dass Nelly tot ist. Er will die Fremde zu Nellys Ebenbild verändern, um so an Nelly Familienvermögen zu gelangen. Nelly spielt mit.
Cineasten werden in „Phoenix“ sofort eine Variante von Alfred Hitchcocks „Vertigo“ erkennen. Sowieso hat jedes Bild, jeder Satz, jede Geste und jede Szene mindestens eine weitere Bedeutung, was beim Ansehen und Entschlüsseln Spaß macht. Wobei, wie üblich bei Christian Petzold, der Film auch einfach als spannende Geschichte funktioniert. Jedenfalls bis Nelly auf Johnnys Angebot eingeht. Dann fällt die vorher vorhandene Spannung wie ein Soufflé in sich zusammen und die restlichen Minuten, wenn Nelly die Gestik von Nelly einstudiert und sie bei ihren Verwandten, die den Krieg überlebten, vorgestellt wird, haben dann etwa die Spannung von Malen-nach-Zahlen.
„Phoenix“ ist Fritz Bauer, dem Initiator und Ankläger des Auschwitz-Prozesses, gewidmet. Harun Farocki, mit dem Petzold bei, ich glaube, jedem seiner Filme zusammenarbeitete, verstarb kurz vor der Premiere des Films.
Insgesamt ist „Phoenix“ ein sehenswerter Film. Aber Petzolds bester Film ist es nicht.
– Phoenix (Deutschland 2014)
Regie: Christian Petzold
Drehbuch: Christian Petzold, Harun Farocki (Mitarbeit)
LV (nach Motiven): Hubert Monteilhet: Le retour des cendres, 1961 (Der Asche entstiegen)
mit Nina Hoss, Ronald Zehrfeld, Nina Kunzendorf, Michael Maertens, Imogen Kogge, Kirsten Block
Länge: 98 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
– Hinweise Homepage zum Film Film-Zeit über „Phoenix“ Moviepilot über „Phoenix“ Rotten Tomatoes über „Phoenix“
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Nach dem Tod ihres Vaters müssen die Mitglieder der Familie Altman, auf Wunsch des Verstorbenen, eine siebentägige Totenwache nach jüdischer Tradition halten, was natürlich dazu führt, dass die gar nicht so gläubige Familie, die uns als dysfunktional vorgestellt wird, über alte und neue Probleme reden muss.
„Sieben verdammt lange Tage“ ist gut besetzt. Jason Bateman als gerade entlassener und getrennt lebender Radio-Producer (seine Frau schlief mit seinem Boss), der jetzt nicht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll. Tina Fey, Adam Driver und Corey Stoll als seine Geschwister. Jane Fonda (Die soll Jahrgang 1937 sein? Niemals.) als Mutter mit vergrößerter Brust und die ihre Kinder als Studienobjekte für ihre populären Erziehungsratgeber benutzte. In Nebenrollen sind unter anderem Rose Byrne als Batemans alte und neue Freundin und Timothy Olyphant als verblödeter, aber sehr verständnisvoller Nachbar und Ex-Freund von Tina Fey dabei.
Es ist auch gut inszeniert von Shawn Levy (Real Steel, Prakti.com). Jonathan Troppers Drehbuch schmeckt die dramatischen und die komödiantischen Teile in dieser in Richtung harmonieseliger RomCom gehenden Familienzusammenführung ordentlich ab.
Aber die Charaktere, die alle in einem luftleeren Raum abseits von all den normalen Alltagsproblemen lebten, interessierten mich niemals wirklich. Auch die Prämisse wirkte arg ausgedacht. Immerhin versteht die Familie sich gut und sie traf sich in den vergangenen Jahren sicher zum üblichen Thanksgiving-Dinner und dem gemeinsamen Weihnachts-/Silvesterurlaub. Immerhin leben sie doch in und um Long Island, New York, ziemlich nah beieinander.
„Sieben verdammt lange Tage“ ist kein schlechter, aber ein uninteressanter Film.
Für die beiden Pariser Teenager Léa und Adrien ist schon die Hinfahrt im Zug eine Tortur, die ihren Höhepunkt erreicht, als sie erfahren, dass das Gut ihres Großvaters ab von jeglicher Zivilisation mitten in der Einöde liegt und dass es dort keinen Handy-Empfang gibt (gut, das Problem wird später gelöst). Für ihren jüngeren, gehörlosen Bruder Théo ist die Zugfahrt wohl eher der Beginn eines großen Abenteuers. Und für ihren Großvater Paul (Jean Reno als grumpy old man) ist der Besuch auch eine höchst unwillkomme Unterbrechung seines geruhsamen Landlebens zwischen Olivenbäumen und funktionierendem Alkoholiker, der sich vor Ewigkeiten so heftig mit seiner Tochter zerstritt, dass er seine Enkelkinder noch nicht gesehen hat.
Dennoch verleben sie einen schönen „Sommer in der Provence“, in dem Léa sich in einen schönen Reiter und Pizzabäcker (mit Nebeneinkommen) verliebt, während ihr Bruder ein Auge auf die ebenfalls etwas ältere Dorfschönheit und Eisverkäuferin wirft. Sie treffen auch, via einer von Adrien gefakten Facebook-Einladung, die alten Freunde von Paul und seiner Frau Irène. Eine Bande echter Rocker. Jedenfalls im Sommer. In den anderen Jahreszeiten gehen sie bürgerlichen Berufen nach. Gemeinsam erinnern sie sich am Lagerfeuer an ihre Jugend, die so um 68 rum war, inclusive einem Besuch des legendären Woodstock-Festivals.
In der Realität hätten die Franzosen damals wohl eher das unbekanntere Isle-of-Wight-Festival besucht, aber diese kleine Ungenauigkeit ändert nichts daran, dass jetzt die 68er alt werden und damit auch neue Themen in das typisch französische „Die Familie verbringt einen Sommer auf dem Land“-Komödie gelangen.
Davon abgesehen ist Rose Boschs „Ein Sommer in der Provence“ die diesjährige Ausgabe dieses Genres, in dem die Familie einen Urlaub auf dem Land macht, die Teenager sich verlieben, die Generationen sich etwas streiten und versöhnen und es viele kleine Episoden für jeden Geschmack gibt. So ist „Ein Sommer in der Provence“ ein luftiger Ensemblefilm, der keinen Protagonisten und keine eindeutige Erzählperspektive hat. Diese Positionslosigkeit im Erzählerischen kann man dem Film vorwerfen, oder sich einfach von den Schönheiten der Landschaft verzaubern lassen.
Nachdem seine Freunde in einem Hotelzimmer ermordet wurden, geht Benjamin (Tom Schilling) zur Europol-Cybercrime-Polizistin Hanne Lindberg (Trine Dyrholm), um ihr alles über die von ihm mitgegründete und polizeilich europaweit gesuchte Hackergruppe CLAY (Clowns laughing @ You) zu erzählen. Gemeinsam machten er und seine Kumpels Max (Elyas M’Barek), Stephan (Wotan Wilke Möhring) und Paul (Antoine Monot, Jr.) etliche Anonymus-Aktionen, die meistens mit einem Einbruch oder mindestens einem Hausfriedensbruch und Benjamins überragenden Computerkenntnissen durchgeführt wurden, gerieten in Kontakt mit der Russian Cyber-Mafia und in den Fokus der Polizei, die sie unerbittlich als Großverbrecher verfolgte.
Das klingt jetzt, nach Wikileaks und den NSA-Enthüllungen von Edward Snowden, wie ein schlecht ausgedachter Scherz und genauso unglaubwürdig wirkt dann auch der gesamte Thriller „Who am I – Kein System ist sicher“ mit seinen eindimensionalen, sich unlogisch verhaltenden Charakteren, die wir immer durch Benjamins Augen sehen. Denn fast der gesamte Film besteht aus Benjamins Geständnis.
Für mich hörte sich Benjamins Geschichte allerdings von der ersten bis zur letzten Minute wie eine schlecht ausgedachte Kolportage aus Schlagzeilen und pubertärer Phantasie an, die eine erfahrene Polizistin niemals glauben würde. Das ist allerdings die Voraussetzung dafür, dass sie später Benjamin hilft und die doppelte Schlusspointe funktioniert. Wobei die erste Pointe Benjamins oft vollkommen unglaubwürdige Geschichte erklärt und die zweite ein netter Abschluss eines vermurksten Films über Hacker, Cybercrime, Lug und Trug ist.
Besser man sieht sich noch einmal „Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt“ an. Da gibt es auch atmosphärische Berlin-Bilder und einen glaubwürdigeren Einblick in das Hacker-Leben.
James Bond: Der MORGEN stirbt nie (Großbritannien/USA 1997, Regie: Roger Spottiswoode)
Drehbuch: Bruce Feirstein
LV: Charakter von Ian Fleming
Buch zum Film: Raymond Benson: Tomorrow never dies, 1997 (Der MORGEN stirbt nie)
Die Zeiten ändern sich: Bonds Gegner ist ein Pressezar, der für eine Schlagzeile einen Weltkrieg riskiert.
Brosnans zweiter Einsatz war an der Kinokasse selbstverständlich ein Erfolg. Der Rest war auch wie gewohnt; – auch die zahlreichen Drehbuchentwürfe und Veränderungen während der Dreharbeiten. Da arbeitete ein Team von vier Autoren in einem Londoner Hotel an neuen Ideen und den Wünschen von Spottiswoode. Entsprechend zerfällt der Film immer wieder in Einzelteile. Es gibt dazu einen bissigen Artikel von Feirstein.
Mit Pierce Brosnan, Michelle Yeoh, Jonathan Pryce, Götz Otto, Teri Hatcher, Judi Dench, Samantha Bond (nicht verwandt mit James Bond), Desmond Llewelyn
„Der Film zur Lage der Nation“ (Plakat) und eine „bitterböse Anarcho-Satire“ (Presseheft) ist „Freiland“ nicht.
Dafür zeigt „Freiland“ fast schon exemplarisch, wie man eine Satire (falls er das jemals sein sollte) und auch einen Film nicht machen sollte. Denn Autor und Regisseur Moritz Laube gelingt es in seinem ersten Spielfilm niemals, auch nur irgendeine Haltung zu seinem Thema (soweit es überhaupt erkennbar ist) zu entwickeln. „Freiland“ ist bestenfalls eine chronologisch erzählte Materialsammlung. Wahrscheinlich dachte Laube, dass es reicht die Unzufriedenheit der Bevölkerung über den Staat und die Wirtschaft (damals Occupy, heute wohl eher die Montagsdemonstrationen), die Idee einen eigenen Staat zu gründen (was in Ostdeutschland ja von einigen durchgeknallten Reichsdeutschen gemacht wird) und das Leben in einer Landkommune (was die 68er ja mehr oder weniger herrschaftsfrei gemacht haben) zusammenzuklatschen und schon hat man einen Film, der noch dadurch, dass die Schauspieler improvisieren durften, an Bedeutung gewinnt.
Stimmt nicht. Man sollte sich vorher auch Gedanken darüber machen, was man sagen will. Also was die Botschaft ist oder was man analysieren möchte. Rosa von Praunheims „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt“ ist ein exzellentes Beispiel für dieses Kino mit einer politischen Botschaft. Schon der Titel ist eine Kampfansage. Der Film ebenso und er wurde anschließend vor allem politisch diskutiert. Für die deutsche Schwulenbewegung ist der Film einer der wichtigen Eckpunkte. Auch Marcus Mittermeiers „Muxmäuschenstill“ hat eine klare politsche Botschaft und es ist eine äußerst gelungene Satire auf den deutschen Spießbürger, der als selbsternannter Gesetzeshüter kleinste Ordnungswidrigkeiten drakonisch bestraft.
Eine solche Haltung fehlt „Freiland“. Sogar die Idee einer Haltung oder politischen Agenda fehlt „Freiland“. Das könnte als Spiegel der Occupy-Bewegung, die gerade an dieser Haltungslosigkeit scheiterte, natürlich die Filmgeschichte vorantreiben.
Aber nachdem Lehrer Niels Deboos (Aljoscha Stadelmann) in den ersten Minuten versuchte, seine Schüler zum Engagement zu begeistern und mit ihnen eine Occupy-Demonstration vor dem Reichstag besuchte, die dann mit schlagenden Polizisten zu einer „Stuttgart 21“-Travestie wird und er Christian Darré (Matthias Bundschuh), den Autor eines Buches über das autonome Leben abseits des dem Untergang geweihten Kapitalismus, auf das öde ostdeutsche Land entführt, wird Occupy links liegen gelassen.
Dort will er die Ideen von Darrés Buch Wirklichkeit werden lassen und weil ein deutscher Lehrer immer einen Lehrer braucht, soll ihm der Visionär Darré helfen. Die Beiden gründen in einem verlassenem Herrschaftshaus ihren Staat. Einige Freiwillige, die dort irgendeine diffuse Utopie verwirklichen wollen, kommen zu ihnen – und jetzt könnte man verschiedene Utopien und Vorstellungen des Zusammenlebens ansprechen. Auch warum die herrschaftsfreien Landkommunen in der Vergangenheit so schnell scheiterten.
Aber es gibt absolut keine Analyse der Machstrukturen und der Dynamik innerhalb von Gruppen. Sowieso bleiben die Mitbewohner von Deboos und Darré austauschbare Staffage. Wir wisen nichts über sie. Sie interessieren uns nicht und als irgendwann ein Bewohner die Kommune verlässt, wissen wir nicht, warum er sie verlässt.
Die Utopie des Zusammenlebens außerhalb der kapitalistischen Bundesrepublik erschöpft sich sowieso in einem blinden Nachahmen der bekannten Strukturen auf dem Niveau eines Operettenstaates, inclusive verordnetem Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern (wegen der Kinder für den Staat) und Propaganda über eine drohende Invasion von verarmten Deutschen nach Freiland, die von den Freiland-Bewohnern auch blind geglaubt wird. Immerhin campieren Deutsche vor den Toren von Freiland.
Über die beiden Staatsgründer erfahren wir auch nichts. Vor allem nicht, welche Gesellschaftsutopie sie haben. Deshalb wissen wir auch nicht, welche Utopie scheitert. Meistens kümmern sie sich um die normale Versorgung der Bewohner mit Lebensmitteln; also den reinen Kampf ums Überleben, der halt im nächsten Kaufhaus entschieden wird. Denn Landwirtschaft, was ja zu einem autarken Leben führen könnte, wird nicht betrieben. Auch keine ökologisch verträgliche Energieversorgung. Warum Darré sein gesamtes Vermögen investiert, obwohl er doch jederzeit abhauen könnte, bleibt auch unklar. Immerhin war die Staatsgründung nicht seine Idee.
„Freiland“ ist ein pseudo-politischer Film von einem vollkommen unpolitischen Filmemacher. Wahrscheinlich sagte sich der 1979 geborene Laube: „Ich will irgendetwas relevantes machen.“ und damit trifft „Freiland“ erschreckend genau den Zeitgeist der Jugend: sie haben keine Utopie, keine Vorstellung von einer Gesellschaft und anstatt die Gesellschaft zu verändern, reden sie, mit einem schlecht verdautem Uni-Seminar im Hinterkopf, vermeintlich herrschaftsfrei darüber. Das war bei der Occupy-Bewegung so. Das ist bei der Piratenpartei so. Das ist bei den jungen Politikern so, bei denen man oft erst aus dem Kleingedruckten erfährt, in welcher Partei sie sind.
Und mit „Freiland“ gibt es jetzt einen sich politisch gebenden unpolitischen Film, den die Welt nicht braucht.
Freiland(Deutschland 2013)
Regie: Moritz Laube
Drehbuch: Moritz Laube
mit Aljoscha Stadelmann, Mattthias Bundschuh, Stephan Grossmann, Henrike von Kuick, Bruno Cathomas, Klaas Heufer-Umlauf
Pro7, 22.40 Long Weekend( Australien 2008, Regie: Jamie Blanks)
Drehbuch: Everett De Roche
Die zerstrittenen Eheleute Peter und Carla wollen ein Campingwochenende an einem einsamen Strand verbringen. Aber schon bald häufen sich die seltsamen Ereignisse. Es ist, als ob die Natur sich gegen die Besucher wehrt. Hübscher kleiner Öko-Thriller, der ein Remake des gleichnamigen Films von 1978 ist, den wahrscheinlich niemand kennt. Denn im TV läuft der nie.
mit Jim Caviezel, Claudia Karvan
Wiederholung: Sonntag, 20. Juli, 01.55 Uhr (Taggenau!)
James Bond: Casino Royale (USA 2006, R.: Martin Campbell)
Drehbuch: Paul Haggis, Neal Purvis, Robert Wade
LV: Ian Fleming: Casino Royale, 1953 (Casino Royale)
James Bond soll Le Chiffre, den Finanzier eines weltweiten Terrornetzwerkes, ausschalten.
Nach allgemeiner Einschätzung ist der einundzwanzigste James-Bond-Film (Offizielle Zählung) einer der fünf besten, vielleicht sogar – vor “Skyfall” – der beste Bond-Film. Niemand hatte mit dieser umfassenden Revitalisierung des Mythos James Bond für das neue Jahrhundert gerechnet.
Der erste Auftritt von Daniel Craig als Geheimagent ihrer Majestät ist ein spannender Thriller mit einem viel zu langen Ende. Denn nachdem Le Chiffre tot ist, ist der Film noch lange nicht zu Ende.
Das Drehbuch war für einen Edgar nominiert.
Mit Daniel Craig, Eva Green, Mads Mikkelsen, Jeffrey Wrigth, Judi Dench, Giancarlo Giannini
Denn zum Küssen sind sie da (USA 1997, R.: Gary Fleder)
Drehbuch: David Klass
LV: James Patterson: Kiss the girls, 1995 (Denn zum Küssen sind sie da)
Polizeipsychologe Cross sucht den Frauenmörder „Casanova“. Als eines der Opfer entkommen kann, erhält Cross den entscheidenten Hinweis zur Lösung.
Lahmer Serienkiller-Thriller, basierend auf einem ebenso lahmen und schlecht geschriebenen Buch. Dennoch durfte Alex Cross (Morgan Freeman) in „Im Netz der Spinne“ (USA 2001, R.: Lee Tamahori) weiterermitteln. Nach einer zehnjährigen Pause gab es mit Tyler Perry als Alex Cross in dem Film „Alex Cross“ (R.: Rob Cohen) einen missglückten Neustart.
Von Gary Fleder hatte ich nach seinem tollen Debüt „Das Leben nach dem Tod in Denver“ (USA 1995) mehr erwartet. Danach arbeitete er fast ausschließlich für das Fernsehen. Zum Jahresende gibt es allerdings einen neuen Kinofilm von ihm: den Thriller „Homefront“, nach einem Roman von Chuck Logan mit Jason Statham in der Hauptrolle.
mit Morgan Freeman, Ashley Judd, Cary Elwes, Brian Cox, Bill Nunn
Ich lebe in Berlin, schreibe über Krimis und anderes bei www.alligatorpapiere.de und www.berlinerliteraturkritik.de. Außerdem habe ich ein Buch über Lawrence Block herausgegeben, Texte über Elmore Leonard, Robert B. Parker und James Lee Burke für das jährlich erscheinende Krimijahrbuch geschrieben und in Anthologien Kurzgeschichten veröffentlicht.
Mein Krimi „Ein bisschen Luxus“ erscheint seit Ende Mai bei www.berlinkriminell.de als 28-teiliger Fortsetzunsroman.
Tja, und dann habe ich noch eine ziemlich ungepflegte Homepage: www.axelbussmer.de.