mit Keanu Reeves, Michael Nyqvist, Alfie Allen, Willem Dafoe, Dean Winters, Adrianne Palicki, Omer Barnea, Toby Leonard Moore, Daniel Bernhardt, Bridget Moynahan, John Leguizamo, Ian McShane
Gut, es ist nicht John Wick, aber die von Keanu Reeves erfundene Figur B, halb Mensch, halb Gott, verdammt zu einem Leben voller Gewalt und unsterblich, sieht in den von Keanu Reeves und Matt Kindt geschriebenen und Ron Garney gezeichneten Comics wie Keanu Reeves aus. Die drei „BRZRKR“-Comicbände erschienen bei Cross Cult.
Ein vierter Comicband, der zwei Geschichten aus dem 80.000 Jahre dauernden Leben von B erzählt, ist für Mitte Oktober angekündigt.
Eine andere Geschichte aus dem Leben erzählt der vor wenigen Tagen im neuen Gutkind-Verlag erschienene Roman „Das Buch Anderswo“. Zusammen mit China Miéville erzählt Reeves die Geschichte über B und seiner Suche nach dem Grund für seine Unsterblichkeit als Roman.
Hutch Mansell (Bob Odenkirk) ist ein richtiger Niemand, auf dem jeder herumtrampelt. Als zwei Einbrecher das heißgeliebte Kitty-Cat-Armband seiner Tochter klauen, will er es zurückholen. Das ist, denn Mansell hat aus seinem früheren Leben einige ungeahnte Talente, der Auftakt für eine beispiellose Gewaltorgie.
TV-Premiere. B-Picture-Actionkracher mit viel Gewalt, trockenem Humor und gut(gelaunt)en Schauspielern. Ein großer Spaß für kleine Jungs, präsentiert von den Machern der „John Wick“-Filme.
Wenige Tage nach seinem überraschenden Tod am 17. März 2023 kommt jetzt einer von von Lance Reddicks letzten Filmen ins Kino – und dieser Kinoabschied (wenn wir die laut IMDb noch kommenden Filme weglassen) ist ein würdiger Abschied. In seiner bekanntesten Rolle. Er spielt, wie in den vorherigen „John Wick“-Filmen, den Concierge des New Yorker Continental Hotels und, soviel kann gesagt werden, er hat im Film eine wichtige Rolle und eine starke letzte Szene.
Im Mittelpunkt des Actionfilms steht natürlich John Wick (Keanu Reeves). Er kämpft immer noch gegen die Hohe Kammer und den gegen ihn ausgesprochenen Tötungsbefehl. Die Hohe Kammer hat jetzt den Marquis de Gramont (Bill Skarsgård) beauftragt, John Wick zu beseitigen. Das Kammermitglied ist ein immer perfekt gekleideter, leicht schnöseliger Adliger, der keine Skrupel kennt. Rücksichtslos jagt er John Wick und lässt jeden töten, den Wick trifft. Schnell sterben Wicks Freunde und immer mehr Menschen wollen ihn töten.
Als die Situation für Wick immer aussichtsloser wird, weist Winston (Ian McShane), der Besitzer des New Yorker Continental Hotels, ihn auf eine alte Regel hin: wenn er den Marquis in einem Duell besiegt, annulliert die Hohe Kammer den Tötungsbefehl. Allerdings kann Wick den Marquis nur herausfordern, wenn er bestimmte Regeln einhält, bestimmte Fürsprecher hat und so in der Position ist, die es ihm ermöglicht, ein anderes Mitglied der Hohen Kammer zum Duell herauszufordern. Das ist die erste Hürde, die Wick überwinden muss. Danach muss er pünktlich zum Duell erscheinen, während der Marquis versucht, ihn auf dem Weg zum Duell zu töten. Er schickt unzählige Killer los. Seine Trumpfkarte ist Caine (Donnie Yen), ein blinder, sich eigentlich im Ruhestand befindender Killer und Freund von John Wick. Caine und Wick respektieren sich, weil sie gleich gut sind und eine gemeinsame Geschichte haben. Die Wildcard des Marquis ist ein namenloser Fährtenleser (Shamier Anderson), der immer von seinem Schäferhund begleitet wird und der ein eigenes Spiel spielt.
Vor zehn Jahren lernten wir John Wick in „John Wick“ kennen. Damals war er ein zurückgezogen lebender, um seine Frau trauernder legendärer Profikiller. Als einige halbstarke Gangster sein Auto klauen und seinen Hund töten, begibt er sich auf einen Rachefeldzug, bei dem mindestens eine halbe Hundertschaft Bösewichter stirbt. Der Actionthriller war ein Erfolg.
In den nächsten beiden „John Wick“-Filmen wurde aus dem kleinen B-Actionthriller, der mit seinen langen, kaum geschnittenen, mit ruhiger Kamera aufgenommenen Actionszenen Actionfans begeisterte, in jeder Beziehung mehr. Autor Derek Kolstad und Regisseur Chad Stahelski erfanden eine Parallelwelt, in der Profikiller ungestört global agieren und es ein labyrinthisches Regelwerk gibt, das die katholische Kirche vor Neid erblassen lässt. Die Action wurde spektakulärer. Die Schauplätze internationaler. Und es spielten noch mehr Stars mit. Jeder neue „John Wick“-Film war länger und teurer als der vorherige. Und erfolgreicher an der Kinokasse.
„John Wick : Kapitel 4“ setzt diese Entwicklung fort. Mit einem offiziellem Budget von hundert Millionen Dollar ist er der bislang teuerste Film der Serie. Die Geschichte spielt in der jordanischen Wüste, New York, Osaka/Japan (eigentlich nur im dortigen Continental Hotel), Berlin und Paris. Mit gut drei Stunden ist der Thriller fast vierzig Minuten länger als der vorherige Film. Mit Donnie Yen, Bill Skarsgård, Scott Adkins und Hiroyuki Sanada gibt es prominente Neuzugänge. Und es gibt mehr Action. Insgesamt nennt das Presseheft vierzehn große Action-Set-Pieces (ich habe jetzt nicht nachgezählt), die alle ziemlich spektakulär sind. Das gilt für die Action an sich – es gibt Nahkämpfe, Schießereien, Schwertkämpfe, Autounfälle, Fenster- und Treppenstürze -, und für die Inszenierung. Wieder schnitt Chad Stahelski nur selten. Wieder wählt er lieber die Totale als die Nahaufnahme. Wieder ist es so möglich, die Action genau zu verfolgen und zu sehen, was die Schauspieler und Stuntmen tun. Wieder überzeugt die Farbdramaturgie.
Die Welt von John Wick war schon immer eine Fantasiewelt, die sich inzwischen eindeutig am Comic orientiert. Aber noch hat die Geschichte einem Fuß in der Realität. Wie die James-Bond-Filme oder „Fast & Furious Five“ (Fast Five, USA 2011; das war die Actionsause, in der ein Safe durch die Straßen von Rio de Janeiro gezogen wird). Das Gezeigte ist unwahrscheinlich, aber nicht vollkommen unmöglich. Wobei die im Film gezeigte Unverletztlichkeit von John Wick, trotz Kevlar-Anzug und mit Kevlar verstärktem Hemd, das alle Kugeln abprallen lässt, mythische Dimensionen hat. Während bei ihm jeder Schuss ein Treffer ist, ist bei den Bösewichtern kein Schuss ein Treffer. Und John Wick wird zwar von Autos angefahren, aber nicht verletzt.
„John Wick: Kapitel 4“ liefert genau das stilvolle Actionfeuerwerk, das Fans erwarten und trotz seiner epischen Laufzeit von gut drei Stunden ist der fast dialogfreie Thriller kurzweilig, aber auch etwas redundant. Da wird geschossen, geschossen und nochmal geschossen. Da kommt noch ein Killer um die Ecke, der von einem weiteren und einem weiteren Killer gefolgt wird. Da rollt John Wick nicht einmal, sondern gleich zweimal eine sehr, sehr lange Treppe runter, ehe er sie, wie Sisyphos, wieder hochläuft. Trotzdem langweilen diese langen Actionszenen nicht. Sie treiben die Handlung voran und sie zeigen eindrucksvoll, was im Bereich des handgemachten Actionfilms möglich ist.
Das fünfte Kapitel ist schon in Arbeit.
John Wick: Kapitel 4(John Wick: Chapter 4, USA 2023)
Regie: Chad Stahelski
Drehbuch: Shay Hatten, Michael Finch (basierend auf von Derek Kolstad erfundenen Figuren)
mit Keanu Reeves, Bill Skarsgård, Donnie Yen, Laurence Fishburne, Lance Reddick, Clancy Brown, Ian McShane, Shamier Anderson, Scott Adkins, Hiroyuki Sanada, Rina Sawayama, Natalia Tena, Sven Marquardt (Berliner Legende)
Zugegeben, als Vorbereitung für den vierten „John Wick“-Actionfilm, der fast epische drei Stunden dauert und am 23. März startet, ist der erste „John Wick“-Film nicht wirklich nötig. Aber trotzdem
Pro7, 22.35
John Wick(John Wick, USA 2014)
Regie: Chad Stahelski, David Leitch (ungenannt)
Drehbuch: Derek Kolstad
Als der missratene Sohn eines Mafiosos den Hund von John Wick tötet, packt der Ex-Killer John Wick seine eingelagerten Waffen wieder aus.
Actionfilm der wegen seines Stils und seiner furiosen Actionszenen begeistert.
mit Keanu Reeves, Michael Nyqvist, Alfie Allen, Willem Dafoe, Dean Winters, Adrianne Palicki, Omer Barnea, Toby Leonard Moore, Daniel Bernhardt, Bridget Moynahan, John Leguizamo, Ian McShane
Einmal schnell – mit der selbstgewählten Option über einige Filme, je nach Zeit, mehr zu schreiben: die Filme, die heute starten. Auf der einen Seite der Skala ein Blockbuster für die große Leinwand („Godzilla vs. Kong“). Auf der anderen Seite der diesjährige Oscar-Gewinner („Nomadland“). Dazwischen ein deutscher Science-Fiction-Film („Ich bin dein Mensch“), Dramen und Action. Denn „Nobody“ verlässt den Raum.
„Godzilla vs. Kong“ ist ein Spektakel, das für die große Leinwand gemacht ist. Die Story wurde schon vor dem Schreiben des Drehbuchs weggeworfen zugunsten einiger, teils vollkommen abstruser Szenen, die Schauspieler sind noch nicht einmal unterfordert von den anderthalb verlangten Gesichtsausdrücken, aber wenn dann King Kong und Godzilla sich kloppen und dabei Hongkong zerstören, die Boxen im Kino mit großem Wumms dröhnen, dann, ja, dann bleibt nur die Erkenntnis: KINO IST ZURÜCK! ENDLICH.
Ich gebe zu, dass ich den Film im Zoopalast in Berlins größtem Kinosaal sah, Monster auf einer Monsterleinwand überwältigend sind und es einer der ersten Filme war, die ich nach der monatelangen Pause im Kino sehen konnte. Das alles förderte meine Begeisterung.
Davon abgesehen ist „Godzilla vs. Kong“ ein dummer Sommer-Blockbuster, der genau das sein will und dessen Existenzberechtigung im Titel steht. Godzilla, King Kong und, – ähem, das wäre jetzt ein Spoiler.
Godzilla vs. Kong (Godzilla vs. Kong, USA 2021)
Regie: Adam Wingard
Drehbuch: Eric Pearson, Max Borenstein (nach einer Geschichte von Terry Rossio, Michael Dougherty und Zach Shields)
mit Alexander Skarsgård, Millie Bobby Brown, Rebecca Hall, Brian Tyree Henry, Kyle Chandler, Shun Oguri, Eiza González, Julian Dennison, Demián Bichir
„Nomadland“ ist das Gegenteil. Ein kleines Indie-Drama mit einer gewohnt fantastischen Frances McDormand, die hier die Nomadin Fern spielt.
Nach dem Verlust von Mann, Job und Haus entschloss Fern sich 2011 (also während der Nachwirkungen der Finanzkrise), ihre Sachen zu packen. Seitdem lebt sie in ihrem Wohnwagen, fährt von schlechtbezahltem Job zu schlechbezahltem Job und genießt, wie viele andere Menschen, die Freiheiten des Nomadenlebens.
Chloé Zhao („The Rider“) zeigt quasi-dokumentarisch das Leben dieser Nomaden und ihrer Gemeinschaft. Wieder drehte sie mit Laien, die sich selbst spielen. Und wieder ist da kein falscher Ton zu spüren.
Bei den diesjährigen Oscars wurde ihre Charakterstudie „Nomadland“ als bester Film, für die beste Regie und die beste Hauptrolle ausgezeichnet. Golden Globes gab es als bester Film und für die beste Regie. Um nur die bekanntesten Preise zu nennen. Insgesamt erhielt der Film, laut IMDB, über 230 Preise.
Zhaos karge Charakterstudie ist großes großartiges Kino mit Bildern, die für die große Leinwand komponiert sind. In diesem Fall (und, Ich verspreche!, in den folgenden Zeilen werde ich nicht mehr erwähnen, wo ich die Filme gesehen habe) musste ich den Film am Computer sehen und ich dachte die ganze Zeit nur „ich will den Film im Kino sehen“.
Nomadland (Nomadland, USA 2020)
Regie: Chloé Zhao
Drehbuch: Chloé Zhao
LV: Jessica Bruder: Nomadland: Surviving America in the Twenty-First Century, 2017 (Nomaden der Arbeit, Sachbuch)
mit Frances McDormand, David Strathairn, Linda May, Swankie, Bob Wells
„Percy“ erzählt nah an den Fakten und angenehm altmodisch die Geschichte von Percy Schmeiser. Der Kanadier ist ein Farmer der alten Schule, der die besten Samen der vorherigen Ernte aufbewahrt und nächstes Jahr wieder aussät. Genau so haben Bauern seit Jahrhunderten gearbeitet. Bis Konzerne Firmen wie Monsanto genmanipulierte Saatgut anboten. Diese sind resistent gegen bestimmte Unkrautvernichtungsmittel, was für die Bauern natürlich eine Arbeitserleichterung ist. Für Monsanto sind sie ein großes Geschäft. Denn sie haben Patente dafür erworben und die Bauern müssen jedes Jahr bei ihnen neue Samen kaufen. Ein Monokulturen förderndes Riesengeschäft, das von Umwelt- und Dritte-Welt-Bewegungen seit Jahrzehnten kritisiert wird.
Percy hatte damit nichts zu tun, bis Monsanto 1997 auf seinen Feldern Spuren von ihren Samen nachwies und ihn verklagte. Im Gegensatz zu anderen Farmern zog Percy Schmeiser vor Gericht.
Clark Johnson erzählt in seinem Justizdrama „Percy“ jetzt die Geschichte von Percy Schmeiser und seinem Kampf gegen Monsanto nach. Das tut er, indem er sich auf das Drehbuch und die Schauspieler – Christopher Walken als Percy Schmeiser, Zach Braff als sein Anwalt, Christina Ricci als Aktivistin – verlässt. Eine kluge Entscheidung.
Percy (Percy, Kanada 2020)
Regie: Clark Johnson
Drehbuch: Garfield Lindsay Miller, Hilary Pryor
mit Christopher Walken, Christina Ricci, Zach Braff, Luke Kirby, Roberta Maxwell, Adam Beach, Martin Donovan
Auch „Der Spion“ beeindruckt nicht durch Spektakel (das hatten wir schon in „Godzilla vs. Kong“), sondern mit seinen Schauspielern. Die Geschichte basiert ebenfalls auf Tatsachen. Jedenfalls soweit man das weiß, wenn es um Geheimagenten und ihre Arbeit geht.
Der britische Geheimdienst MI6 und der amerikanische Geheimdienst CIA engagieren im November 1960 den harmlosen, leicht schmierigen Geschäftsmann Greville Wynne (Benedict Cumberbatch), der immer wieder mit Ostblockstaaten Geschäfte macht. Er soll den Kontakt zu dem hochrangigen Sowjetoffizier Oleg Penkowski (Merab Ninidze) herstellen. Penkowski möchte nämlich den Westmächten geheime Informationen zuspielen.
MI6 und CIA sind sich sicher, dass der KGB keinen Verdacht schöpfen wird, wenn Wynne sich mit Penkowski trifft. Womit sie nicht rechneten, ist, dass die beiden gegensätzlichen Männer sich befreunden. Als Penkowski aufzufliegen droht und der MI6 nichts für ihn unternehmen will, will Wynne seinen Freund retten.
„Der Spion“ ist unauffälliges Schauspielerkino mit viel frühsechzigerjahre Patina. Fans des Genres denken bei der Geschichte von Wynne, der über seine Erlebnisse als Spion zwei Bücher mit zweifelhaftem Wahrheitsgehalt schrieb, natürlich sofort an John le Carrés „Das Russland-Haus“ und die grandiose Verfilmung von Fred Schepisi mit Sean Connery.
Das ist nicht schlecht, aber auch nicht unbedingt ein Film, den man sich im Kino ansehen muss.
Der Spion (The Courier, Großbritannien 2020)
Regie: Dominic Cooke
Drehbuch: Tom O’Connor
mit Benedict Cumberbatch, Merab Ninidze, Rachel Brosnahan, Jessie Buckley, Angus Wright, James Schofield, Anton Lesser
Der neueste Film aus dem „Conjuring“-Universum ist, nach Spin-offs und Vorgeschichten, „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ und damit ein Film aus der Hauptreihe. Wieder wird ein wahrer Fall der Geisterjäger Ed und Lorraine Warren erzählt. Dieses Mal ist es der Brookfield Demon Murder Case.
Am 16. Februar 1981 ermordet der junge Arne Cheyenne Johnson seinen Freund bestialisch. Sein Verteidiger würde auf irgendeine Form von verminderter Zurechnungsfähigkeit plädieren. Aber die Warrens sind schon vor Ort und sie wissen, dass Johnson von einem besonders fiesem Dämonen besessen ist und genau darauf soll die Verteidigung aufbauen. Die nötigen Beweise wollen sie beschaffen.
Der neueste „Conjuring“-Film läuft für meinen Geschmack zu sehr in den Bahnen eines gewöhnlichen Justizkrimis ab, in dem die tapferen Ermittler während der Verhandlung die Beweise für die Unschuld des Angeklagten suchen und in letzter Sekunde finden. Da ist es wirklich einerlei, ob der Angeklagte unschuldig ist, nicht zurechnungsfähig (beispielsweise wegen Opioid-Gebrauch) oder gerade von einem Dämonen besessen war. Das ist eine Frage der Fakten und der Verteidigungsstrategie.
Weil „Conjuring 3“ ein Horrorfilm ist, interessiert sich Regisseur Michael Chaves weniger für rechtstechnische Details und Verteidigungsstrategien, sondern für Geister, Dämonen und Teufelsaustreibungen mit Hilfe der katholischen Kirche.
James Wan, der Regisseur der vorherigen „Conjuring“-Filme ist dieses Mal nur als Autor und Produzent involviert.
Conjuring 3: Im Bann des Teufels(The Conjuring: The Devil made me do it, USA 2021)
Regie: Michael Chaves
Drehbuch: David Leslie Johnson-McGoldrick (nach einer Geschichte von James Wan und David Leslie Johnson-McGoldrick)
mit Patrick Wilson, Vera Farmiga, Ruairi O’Connor, Sarah Catherine Hook, Julian Hilliard
Mit einer anderen Sorte von Nicht-Mensch muss Alma sich in „Ich bin dein Mensch“ auseinandersetzen.
Alma soll für drei Wochen einen menschenähnlichen Roboter testen und danach ein Gutachten schreiben. Es geht um die Frage, ob Ehen zwischen Mensch und Maschine erlaubt werden sollen. Dafür wird ihr Tom zugeteilt. Er wurde extra für sie konfiguriert, nachdem in umfangreichen Test Almas Wünsche und Sehnsüchte erforscht wurden. Der Android ist dann auch das Inbild eines Traummanns: gutaussehend, höflich, umsorgend, perfekt im Haushalt und allwissend. Nur seine Bewegungen, Mimik und, selten, Sprachrhythmus verraten, dass Tom kein Mensch ist.
In ihrem neuen Film „Ich bin dein Mensch“ beschäftigt Maria Schrader („Vor der Morgenröte“) sich mit der Frage, was Androiden von Menschen unterscheidet, was Gefühle sind und damit auch und vor allem, was das Menschsein und die menschliche Gesellschaft ausmacht. Das erzählt sie mit Hilfe eines immer wieder überraschend humorvollen Drehbuchs, guten Schauspielern und einer eleganten Kamera und Bildgestaltung (Benedict Neuenfels).
„Ich bin dein Mensch“ ist ein feiner, auf der Berlinale abgefeierter, zum Nachdenken anregender Film und einer der besten deutschen Filme des Jahres.
Maren Eggert erhielt einen Silbernen Bären für ihre schauspielerische Leistung.
Ich bin dein Mensch (Deutschland 2021)
Regie: Maria Schrader
Drehbuch: Jan Schomburg, Maria Schrader
LV: Emma Braslavsky: Ich bin dein Mensch, 2019 (Kurzgeschichte, in „2029 – Geschichten von Morgen“)
mit Maren Eggert, Dan Stevens, Sandra Hüller, Hans Löw, Wolfgang Hübsch, Annika Meier, Falilou Seck, Jürgen Tarrach, Henriette Richter-Röhl, Monika Oschek
‚Wie der Vater, so der Sohn‘ ist ein dummer Spruch, der in diesem Fall zutrifft. Denn Brandon Cronenbergs „Possessor“ sieht wie ein Horrorfilm seines Vaters David Cronenberg aus den Siebzigern aus. Auch die Geschichte könnte von David Cronenberg stammen.
Eine geheimnisumwitterte Firma hat eine Technik entwickelt, mit der man in fremde Gehirne eindringen und diese Menschen dann zu bestimmten Handlungen bewegen kann. Die Firma bietet dabei vor allem eine Dienstleistung an: Mord. Und zwar Morde, die sonst nicht durchführbar wären. Jedenfalls nicht so.
Eine ihrer Agentinnen ist Vos. Sie hadert zunehmend mit den Folgen der Aufträge für ihre Psyche. Immer weniger kann sie zwischen ihrer Arbeit in fremden Köpfen und ihrem Privatleben mit ihrer Familie unterscheiden.
Brandon Cronenberg inszenierte seinen Horrorfilm „Possessor“ als Hommage an die frühen Bodyhorrorfilme von David Cronenberg. Die Farbgebung, die Erzählgeschwindigkeit, die Kamerabewegungen, der Ton, die Tricks (bei den Morden wird nach der Methode „zuviel rotes Blut kann es nicht geben“ vorgegangen), die minimalistischen, futuristisch aussehenden Sets und die von der Firma verwandten Technik erinnern alle an David Cronenbergs Frühwerk.
Allerdings fehlt in „Possessor“ die damalige Gesellschaftskritik und das Ende, das sich um eine Antwort auf die wichtigen im Film gestellten Fragen drückt, ist äußerst unbefriedigend.
„Possessor“ ist primär L’Art pour l’art, die einen, wegen dem was zu sehen ist und dem was nicht zu sehen ist, mit einem gewaltigen Gefühl des Unwohlseins über das Eindringen in fremde Körper zurücklässt.
Und gerade das macht diesen Horrorfilm sehenswert.
Posessor (Possessor, Kanada/Großbritannien 2020)
Regie: Brandon Cronenberg
Drehbuch: Brandon Cronenberg
mit Andrea Riseborough, Christopher Abbott, Rossif Sutherland, Sean Bean, Jennifer Jason Leigh
Hutch Mansell (Bob Odenkirk) ist auf den ersten Blick ein ganz gewöhnlicher Mann, der ein ganz gewöhnliches Leben lebt mit einem langweiligen Job, Frau und Kindern. Er ist ein richtiger Nobody. Als zwei Einbrecher bei ihnen einbrechen, überwältigt er sie, als er die Chance hat, nicht. Stattdessen legt er den Golfschläger zur Seite und lässt sie mit der Beute ziehen. Seine Kinder halten ihn für ein Weichei. Dass der Revolver, den die Einbrecherin in der Hand hielt, nicht geladen war und er deshalb nicht zuschlug, sagt er ihnen nicht.
Als seine Tochter kurz darauf ihr heißgeliebtes Kitty-Cat-Armband vermisst, beginnt Hutch die Einbrecher zu suchen. Das ist der Auftakt für eine ungeahnte Gewaltorgie. Denn Hutch war nicht immer der harmlose Vorstadtdaddy.
„Nobody“ ist ein B-Picture-Actionkracher mit viel Gewalt, trockenem Humor und gut(gelaunt)en Schauspielern. Erfunden wurde die Geschichte von Derek Kolstadt (Drehbuch, Produktion) und David Leitch (Produktion), die auch in die „John Wick“-Filme involviert sind und die Geschichte von Hutch Mansell ähnelt der von John Wick. Denn der Unterschied zwischen einem Kinderarmband und einem Hund als Anlass für eine besinnunglose Gewaltorgie ist letztendlich minimal. Auch die Ausbildung von Hutch Mansell und John Wick ähnelt sich. Wobei Hutch Mansell früher für eine andere Institution als John Wick arbeitete und er am Ende mit der Hilfe von seinem Vater und einigen alten Freunden gegen die Bösewichter kämpft.
Das ist ein großer Spaß für kleine Jungs. Eine Fortsetzung ist nicht nötig. Obwohl Derek Kolstadt anscheinend schon an einer arbeitet und sie angesichts des bisherigen Einspiels unvermeindlich erscheint. Ein Crossover mit John Wick ist, weil die Filme von verschiedenen Studios produziert wurden, unwahrscheinlich und für mein Empfinden auch vollkommen unnötig.
Nobody(Nobody, USA 2021)
Regie: Ilya Naishuller
Drehbuch: Derek Kolstad
mit Bob Odenkirk, Connie Nielsen, RZA, Aleksey Serebryakov, Christopher Lloyd, Michael Ironside, Billy MacLellan, Gage Munroe
Unnötig beschreibt „Monster Hunter“ treffend. Dieses Mal schickt Paul W. S. Anderson seine Frau Milla Jovovich in die Wüste.
Jovovich spielt Captain Artemis. Zusammen mit ihrem Team geraten sie während eines gefährlichen Militäreinsatzes in der Wüste in einen Sandsturm, der sie in ein Paralleluniversum schleudert, in dem es noch mehr Sand und viele, riesige und sehr gefährliche Monster gibt.
„Monster Hunter“ ist, wie die ebenfalls von Anderson mit Jovovich inszenierten „Resident Evil“-Filme, eine Computerspielverfilmung. Und es ist keine gute Verfilmung; wobei ich, weil ich das Spiel nicht kenne, genaugenommen sagen müsste: kein guter Film. Die Dialoge wirken wie Restbestände aus einem Trailer eines militaristischen 80er-Jahre-B-Pictures. Die Story folgt der alten Computerspieldramaturgie von Herausforderung, Lösung suchen, Feind vernichten. Und weil Jovovich als Heldin all die Angriffe überlebt, ist auch klar, dass sie immer die richtige Lösung findet.
Ein Langweiler. Ach wie spaßig waren da die „Resident Evil“-Filme.
mit Keanu Reeves, Michael Nyqvist, Alfie Allen, Willem Dafoe, Dean Winters, Adrianne Palicki, Omer Barnea, Toby Leonard Moore, Daniel Bernhardt, Bridget Moynahan, John Leguizamo, Ian McShane
Zum Kinostart schrieb ich über den an der Kinokasse sehr erfolgreichen und von der Kritik abgefeierten Actionkracher:
Am Ende von „John Wick: Kapitel 2“ hatte der ehemalige Profikiller John Wick (Keanu Reeves) es sich mit der Hohen Kammer, dem obersten Entscheidungsgremium der streng geheimen, obskuren Regeln folgenden und Killern umfassenden Schutz gebenden Assassinen-Gilde, gründlich verscherzt. Er hatte am falschen Ort ein anderes Mitglied der Profikiller-Gilde getötet. Die Strafe dafür ist ein Ausschluss aus dem Verein. Und als ob das noch nicht genug wäre, setzt die Hohe Kammer ein Kopfgeld von vierzehn Millionen auf ihn aus.
„John Wick: Kapitel 3“ beginnt unmittelbar danach. In einem verregneten „Blade Runner“-New York läuft John Wick um sein Leben. In wenigen Minuten, um 18.00 Uhr, ist er excommunicado und damit Freiwild. Ab diesem Moment werden aller Killer und Möchtegernkiller in der Millionenstadt versuchen, ihn zu töten.
Nach dem ersten Kampf, einer epischen, in einer Bibliothek beginnenden Schlacht durch halb Manhattan, geht Wick zum Angriff über. Er will ein Gespräch mit The Elder, einem der wichtigsten und respektiertesten Mitglieder der Hohen Kammer. Er will, dass sein Todesurteil rückgängig gemacht wird.
Sein Reise führt ihn zunächst nach Marokko, wo schon die nächsten Killer auf ihn warten.
Viel mehr Plot benötigen Autor Derek Kolstad und Regisseur Chad Stahelski, von denen auch die ersten beiden „John Wick“-Filme sind, nicht. Der erste Film erzählte noch eine klassische B-Picture-Rachegeschichte, in der John Wicks Rache für seinen toten Hund für einen grotesk-blutigen Gewaltexzess sorgte. In „John Wick: Kapitel 3“ haben sie sich von traditionellen Hollywood-Erzählmustern verabschiedet. Die Geschichte und damit die Logik des Filmplots gehorcht der Dramaturgie von Comicheften, die weitgehend unabhängig voneinander gelesen werden können. Es gibt grandiose Actionszenen, garniert mit kurzen Auftritten bekannter Schauspieler (als überzeugende und erinnerungswürdige Neuzugänge sind Anjelica Huston und Halle Berry dabei), und einem Minimalplot, der die Action immer vor einem Abgleiten in das reine l’art pour l’art abhält. Dabei sind die Charaktere höchst sparsam charakterisiert. Laurence Fishburne heißt nur Bovery King, Anjelica Huston ist The Director (vom der Tarkovsky Ballettschule/Theater), Asia Kate Dillon ist The Adjudicator, Mark Dascados ist Zero, Saïd Taghmaoui ist The Elder, Ian McShane ist immer noch Winston, der Manager des New Yorker Continental Hotel, und Lance Reddick ist immer noch Charon, der überaus diskrete und höfliche Concierge des Continental Hotel.
Allein schon die Namen deuten an, wie viel Spaß die Macher beim Entwerfern ihrer Comicwelt hatten, in der Killer Mitglieder einer quasi-religiösen Gilde sind, deren Regeln befolgen und niemals Ärger mit der Polizei haben. Denn in der Welt von John Wick gibt es keine Polizei.
Und die Action – mit Fäusten, Messern, Schusswaffen, zu Fuß, auf dem Pferd und Motorrad – ist mal wieder grandios mit wenigen Schnitten und viel Stilbewusstsein inszeniert. Sie sind hyper-ästhetisiert, einfallsreich, abwechslungsreich und sie liefern den Fans der ersten beiden „John Wick“-Filme das, was sie und Actionfilmfans lieben: handgemachte Action, die zwar unwahrscheinlich, aber nicht vollkommen unmöglich ist. Sie wurde auch, teils mit der Hilfe von Drähten, durchgehend live vor Kamera ausgeführt.
Neben den Kämpfen in „John Wick: Kapitel 3“ wirkt der Schlusskampf in „Avengers: Endgame“ wie ein schlecht choreographiertes, zu dunkel inszeniertes, mit CGI zugekleistertes laues Lüftchen.
Insgesamt entwickelt „John Wick: Kapitel 3“ konsequent die Stärken der vorherigen beiden „John Wick“-Filme weiter. Stahelski nimmt sich dabei noch mehr Zeit für die Actionszenen. Die stilisierte Neo-Noir-Optik gefällt. Die von Kolstak erfundene Mythologie entwirft eine vergnügliche, aber auch vollkommen abstruse Parallelwelt. Und die Schauspieler sind mit offensichtlichem Vergnügen dabei. Mit 132 Minuten ist „John Wick: Kapitel 3“ der längste Film der Serie.
Vor „John Wick: Kapitel 3“ sagten die Macher zwar, dass sie das „John Wick“-Franchise nicht bis in alle Ewigkeit fortführen würden und deuteten an, dass der dritte „John Wick“-Film auch der letzte sei.
Das Ende von „John Wick: Kapitel 3“ ist allerdings so, dass es unbedingt nach einem vierten „John Wick“-Film verlangt. Inzwischen und nach dem überaus erfolgreichen Kinostart in den USA ist der vierte „John Wick“-Film für den 21. Mai 2021 angekündigt.
Letzte Woche veröffentlichte Lionsgate die Meldung, dass sie mit „Ballerina“ ein weibliches „John Wick“-Spinoff produzieren. Über die Handlung ist bis jetzt nur bekannt, dass die Ballerina die Mörder ihrer Familie töten will. Die Regie soll „Underworld“-Regisseur Len Wiseman übernehmen. Mehr ist noch nicht bekannt.
Zum DVD- und Blu-ray-Start von „John Wick: Kapitel 3“ wiederholt sich das für Fans von Bonusmaterial inzwischen allzu vertraute Spiel. Während auf der DVD dieses Mal gerade einmal zwei Featurettes sind, gibt es auf der Blu-ray und allen anderen Ausgaben des Actionkrachers umfangreiches und in diesem Fall sogar interessantes Bonusmaterial.
In neun Featurettes, die insgesamt gut achtzig Minuten lang sind, wird auf einige Hintergründe der Welt von John Wick eingegangen. Im Mittelpunkt stehen die Stunts und wie sie so gemacht wurden, dass die Schauspieler sie machen durften. Es gibt auch Behind-the-Scenes-Aufnahmen vom Dreh und den Vorbereitungen. Hier sind vor allem Regisseur Chad Stahelski, Keanu Reeves und Halle Berry auskunftfreudig. Je nach dem Schwerpunkt des Featurettes sind dann auch andere am Film beteiligte Menschen im Bild. Insgesamt ergeben die Featurettes einen Überblick über den Film von der ersten Idee bis zum Schnitt und gleichzeitig von der ersten bis zur letzten Actionsequenz; – was in diesem Fall auch bedeutet: vom ersten bis zum letzten Bild. In einer Welt, in der DVD-Featurettes zunehmend lieblos präsentierte Zweitverwertung des Werbematerials sind, ist das bei einem neuen Film eine erfreuliche Ausnahme.
John Wick: Kapitel 3 (John Wick: Chapter 3 – Parabellum, USA 2019)
Regie: Chad Stahelski
Drehbuch: Derek Kolstad, Shay Hatten, Chris Collins, Marc Abrams (nach einer Geschichte von Derek Kolstad) (basierend auf von Derek Kolstad erfundenen Charakteren)
mit Keanu Reeves, Halle Berry, Ian McShane, Laurence Fishburne, Mark Dacascos, Asia Kate Dillon, Lance Reddick, Tobias Segal, Anjelica Huston, Saïd Taghmaoui, Jerome Flynn, Randall Duk Kim, Margaret Daly, Robin Lord Taylor, Susan Blommaert
Untertitel: Deutsche Untertitel für Hörgeschädigte (ausblendbar)
Bonusmaterial: Featurettes (Parabellum: Das Vermächtnis der Hohen Kammer; Excommunicado; Das Ziel vor Augen; Aufsatteln, Mr. Wick!; Motorräder, Klingen, Brücken und Bits; Das Continental in der Wüste; Dog Fu; Das Haus aus Glas; Aufnahme für Aufnahme) Deutscher Kinoteaser; Deutsche und Original-Kinotrailer
Länge: 132 Minuten
FSK: ab 18 Jahre
–
Der Film ist außerdem erhältlich als DVD, Limited Blu-ray Edition im Steelbook, 4K UHD und 4K UHD Limited Edition im Steelbook.
Am Ende von „John Wick: Kapitel 2“ hatte der ehemalige Profikiller John Wick (Keanu Reeves) es sich mit der Hohen Kammer, dem obersten Entscheidungsgremium der streng geheimen, obskuren Regeln folgenden und Killern umfassenden Schutz gebenden Assassinen-Gilde, gründlich verscherzt. Er hatte am falschen Ort ein anderes Mitglied der Profikiller-Gilde getötet. Die Strafe dafür ist ein Ausschluss aus dem Verein. Und als ob das noch nicht genug wäre, setzt die Hohe Kammer ein Kopfgeld von vierzehn Millionen auf ihn aus.
„John Wick: Kapitel 3“ beginnt unmittelbar danach. In einem verregneten „Blade Runner“-New York läuft John Wick um sein Leben. In wenigen Minuten, um 18.00 Uhr, ist er excommunicado und damit Freiwild. Ab diesem Moment werden aller Killer und Möchtegernkiller in der Millionenstadt versuchen, ihn zu töten.
Nach dem ersten Kampf, einer epischen, in einer Bibliothek beginnenden Schlacht durch halb Manhattan, geht Wick zum Angriff über. Er will ein Gespräch mit The Elder, einem der wichtigsten und respektiertesten Mitglieder der Hohen Kammer. Er will, dass sein Todesurteil rückgängig gemacht wird.
Sein Reise führt ihn zunächst nach Marokko, wo schon die nächsten Killer auf ihn warten.
Viel mehr Plot benötigen Autor Derek Kolstad und Regisseur Chad Stahelski, von denen auch die ersten beiden „John Wick“-Filme sind, nicht. Der erste Film erzählte noch eine klassische B-Picture-Rachegeschichte, in der John Wicks Rache für seinen toten Hund für einen grotesk-blutigen Gewaltexzess sorgte. In „John Wick: Kapitel 3“ haben sie sich von traditionellen Hollywood-Erzählmustern verabschiedet. Die Geschichte und damit die Logik des Filmplots gehorcht der Dramaturgie von Comicheften, die weitgehend unabhängig voneinander gelesen werden können. Es gibt grandiose Actionszenen, garniert mit kurzen Auftritten bekannter Schauspieler (als überzeugende und erinnerungswürdige Neuzugänge sind Anjelica Huston und Halle Berry dabei), und einem Minimalplot, der der Action immer vor einem Abgleiten in das reine l’art pour l’art abhält. Dabei sind die Charaktere höchst sparsam charakterisiert. Laurence Fishburne heißt nur Bovery King, Anjelica Huston ist The Director (vom der Tarkovsky Ballettschule/Theater), Asia Kate Dillon ist The Adjudicator, Mark Dascados ist Zero, Saïd Taghmaoui ist The Elder, Ian McShane ist immer noch Winston, der Manager des New Yorker Continental Hotel, und Lance Reddick ist immer noch Charon, der überaus diskrete und höfliche Concierge des Continental Hotel.
Allein schon die Namen deuten an, wie viel Spaß die Macher beim Entwerfern ihrer Comicwelt hatten, in der Killer Mitglieder einer quasi-religiösen Gilde sind, deren Regeln befolgen und niemals Ärger mit der Polizei haben. Denn in der Welt von John Wick gibt es keine Polizei.
Und die Action – mit Fäusten, Messern, Schusswaffen, zu Fuß, auf dem Pferd und Motorrad – ist mal wieder grandios mit wenigen Schnitten und viel Stilbewusstsein inszeniert. Sie sind hyper-ästhetisiert, einfallsreich, abwechslungsreich und sie liefern den Fans der ersten beiden „John Wick“-Filme das, was sie und Actionfilmfans lieben: handgemachte Action, die zwar unwahrscheinlich, aber nicht vollkommen unmöglich ist. Sie wurde auch, teils mit der Hilfe von Drähten, durchgehend live vor Kamera ausgeführt.
Neben den Kämpfen in „John Wick: Kapitel 3“ wirkt der Schlusskampf in „Avengers: Endgame“ wie ein schlecht choreographiertes, zu dunkel inszeniertes, mit CGI zugekleistertes laues Lüftchen.
Insgesamt entwickelt „John Wick: Kapitel 3“ konsequent die Stärken der vorherigen beiden „John Wick“-Filme weiter. Stahelski nimmt sich dabei noch mehr Zeit für die Actionszenen. Die stilisierte Neo-Noir-Optik gefällt. Die von Kolstak erfundene Mythologie entwirft eine vergnügliche, aber auch vollkommen abstruse Parallelwelt. Und die Schauspieler sind mit offensichtlichem Vergnügen dabei. Mit 132 Minuten ist „John Wick: Kapitel 3“ der längste Film der Serie.
Vor „John Wick: Kapitel 3“ sagten die Macher zwar, dass sie das „John Wick“-Franchise nicht bis in alle Ewigkeit fortführen würden und deuteten an, dass der dritte „John Wick“-Film auch der letzte sei.
Das Ende von „John Wick: Kapitel 3“ ist allerdings so, dass es unbedingt nach einem vierten „John Wick“-Film verlangt. Inzwischen und nach dem überaus erfolgreichen Kinostart in den USA ist der vierte „John Wick“-Film für den 21. Mai 2021 angekündigt.
John Wick: Kapitel 3 (John Wick: Chapter 3 – Parabellum, USA 2019)
Regie: Chad Stahelski
Drehbuch: Derek Kolstad, Shay Hatten, Chris Collins, Marc Abrams (nach einer Geschichte von Derek Kolstad) (basierend auf von Derek Kolstad erfundenen Charakteren)
mit Keanu Reeves, Halle Berry, Ian McShane, Laurence Fishburne, Mark Dacascos, Asia Kate Dillon, Lance Reddick, Tobias Segal, Anjelica Huston, Saïd Taghmaoui, Jerome Flynn, Randall Duk Kim, Margaret Daly, Robin Lord Taylor, Susan Blommaert
Wenige Tage bevor John Wick wieder im Kino kämpft (Jubelarie zum Filmstart), gibt es heute den zweiten John-Wick-Actionkracher. So als Vorbereitung.
RTL, 23.00
John Wick: Kapitel 2 (John Wick: Chapter 2, USA 2017)
Regie: Chad Stahelski
Drehbuch: Derek Kolstad
Der Kampf geht weiter. Wir erfahren mehr über John Wicks Welt. Es gibt mehr Kämpfe und Tote – und am Ende von „Kapitel 2“ läuft John Wick um sein Leben.
„John Wick: Kapitel 3“ schließt am 23. Mai im Kino nahtlos daran an.
Wenige Tage bevor John Wick wieder im Kino kämpft (Jubelarie zum Filmstart), gibt es heute und morgen die ersten beiden John-Wick-Filme. So als Vorbereitung.
Pro7, 22.30
John Wick(John Wick, USA 2014)
Regie: Chad Stahelski, David Leitch (ungenannt)
Drehbuch: Derek Kolstad
Als der missratene Sohn eines Mafiosos den Hund von John Wick tötet, packt der Ex-Killer John Wick seine eingelagerten Waffen wieder aus.
Actionfilm der wegen seines Stils und seiner furiosen Actionszenen begeistert.
mit Keanu Reeves, Michael Nyqvist, Alfie Allen, Willem Dafoe, Dean Winters, Adrianne Palicki, Omer Barnea, Toby Leonard Moore, Daniel Bernhardt, Bridget Moynahan, John Leguizamo, Ian McShane
Vor drei Jahren war „John Wick“ ein Überraschungserfolg mit einem offenem Ende. Man konnte darüber diskutieren, ob er überlebt oder stirbt.
Er überlebte und in den ersten Minuten von „John Wick: Kapitel 2“ erledigt er einige weitere Schergen von Abram Tarasov und Tarasov. Sein Sohn hat in „John Wick“ Wicks Hund getötet und seinen 1969er Ford Mustang March 1 gestohlen. Wick, ein sich im Ruhestand befindender Über-Profikiller, begab sich auf eine Rachemission.
Jetzt, nachdem sie erledigt ist, will er endgültig seinen Ruhestand genießen. Deshalb lehnt er auch den mit einer Schuldmünze (Marker im Original) bekärftigten Auftrag von Santino D’Antonio ab. Dabei ist Wick durch den Kodex der Profikillervereinigung, zu der er gehört, verpflichtet, den Auftrag anzunehmen. Und hier kommen wir zu einem Problem des Films: John Wick muss sich mehrmals vollkommen unlogisch verhalten. Jedenfalls solange man ihm keinen verkappten Todeswunsch unterstellt. Das geschieht am Ende des Films, wenn das dritte Kapitel vorbereitet wird, wieder. Denn wieder verstößt er bewusst gegen eine der fundamentalen Regeln des Ordens. Und wieder muss der intelligente Killer sich unglaublich dumm verhalten.
Nachdem Wick den D’Antonios Auftrag ablehnt, zerstört dieser Wicks Haus. Angesichts der nach den Ordensregeln möglichen Bestrafung (D’Antonio dürfte Wick töten) ist das eine sehr milde Strafe. Der Obdachlose Wick übernimmt dann den Auftrag und fliegt nach Rom, um D’Antonios Schwester Gianna zu töten.
Sie nimmt ihm durch einen Suizid die Arbeit ab. Dennoch tötet er sie mit einem Kopfschuss (keine Ahnung warum) und, schon in Rom, kämpft er gegen D’Antonios Schergen, die ihn töten wollen.
Zurück in New York eskaliert der Kampf.
In „John Wick: Kapitel 2“, wieder geschrieben von David Kolstad und inszeniert von Chad Stahelski, einem Stuntman und Second Unit Director (zuletzt „Captain America: Civil War“), ist alles eine Spur größer als in „John Wick“. In diesem Fall gibt es einen willkommen Ausflug nach Rom und etliche Action-Set-Pieces in großen Locations mit vielen Statisten. Die schon im ersten Film etablierte Welt von John Wick wird liebevoll um einige weitere Details ergänzt. Es ist die Welt von Geheimgesellschaften, Verbindungen und Organisationen, die sich an ein jahrhundertelanges Regelwerk halten und so nur in Pulp-Romanen oder Comics existieren. Auch der Bildaufbau (Kamera: Dan Laustsen [„Crimson Peak“]) orientiert sich immer wieder gelungen an Comic-Panels. Im Finale wird auch die legendäre Spiegelkabinett-Szene aus dem Noir-Klassiker „Die Lady von Shanghai“ gelungen zitiert.
Und, wie im ersten Film gibt es etliche Actionszenen, in denen man die Stuntmänner bei der Arbeit beobachten kann. Neben den üblichen Kämpfen mit Fäusten, Messern, Schusswaffen und Autos gibt es, in Rom, auch einen langen Kampf, in dem John Wick und sein Gegner miteinander kämpfend eine Steintreppe hinunterrollen. Staheski inszeniert die Actionszenen wieder mit wenigen Schnitten.
Insgesamt ist „John Wick: Kapitel 2“ eine gute Fortsetzung, die mit einigen Storyschwächen (wenn Wick gegen die Regeln des Ordens der Auftragskiller verstößt) zu kämpfen hat. Aber die Action und die prägnanten Auftritte von bekannten Schauspielern, wie, dieses Mal, Franco Nero und Laurence Fishburne, reißt es dann heraus.
Ein drittes „John Wick“-Kapitel ist angesichts der positiven Resonanz und des überzeugenden Einspiels schon beschlossen. Es ist nur unklar, wann die Dreharbeiten beginnen.
Das Bonusmaterial der DVD besteht aus einem Audiokommentar von Chad Stahelski und Keanu Reeves und zwei Featurettes, die es auf insgesamt knapp neun Minuten Laufzeit bringen. Für die Blu-ray sind über siebzig Minuten Bonusmaterial angekündigt.
John Wick: Kapitel 2 (John Wick: Chapter 2, USA 2017)
Regie: Chad Stahelski
Drehbuch: Derek Kolstad
mit Keanu Reeves, Riccardo Scamarcio, Ian McShane, Ruby Rose, Common, Claudia Gerini, Lance Reddick, Laurence Fishburne, John Leguizamo, Bridget Moynahan, Franco Nero, Peter Stormare
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DVD
Concorde Home Entertainment
Bild: 2,39:1 816:9)
Ton: Deutsch (Doly Digital 5.1, Dolby Digital 2.0, DTS 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Bonusmaterial: Audiokommentar von Keanu Reeves und Regisseur Chad Stahelski, RetroWick: Der unerwartete Erfolg von „John Wick“ (Featurette), Die Verbrecherwelt des John Wick (Featurette), Deutscher und Original-Kinotrailer
John Wick ist ein Rentner. Er lebt in einem großen Haus, hat einen Hund und trauert.
Er war verheiratet – und ein Killer. Nicht im Auftrag einer Regierung, sondern für die andere Seite.
Als Iosef Tarasov, der nichtsnutzige Sproß eines russischen Oligarchen, Johns 1969er Boss Mustang klaut und Johns Beagle Daisy, ein Geschenk seiner verstorbenen Frau, tötet, hat der junge Tarasov die Büchse der Pandora geöffnet. Denn John Wick wird seinen Hund rächen und dabei keine Gefangenen machen, weshalb die Mordrate in New York ungeahnte Höhen erreicht.
Das klingt jetzt nach dem nächsten, billig heruntergekurbeltem B-Actionfilm mit einer sattsam bekannten Rachegeschichte nach Schema F und so ganz falsch ist dieser Verdacht auch nicht. Denn letztendlich ist „John Wick“ ein wortkarger Actionfilm, der nie mehr als ein schlanker Actionfilm sein will. Nach hundert Minuten hat das Morden ein Ende. Allerdings ist der Film mit Keanu Reeves als John Wick und Michael Nyqvist, Willem Dafoe, John Leguizamo, Ian McShane, Adrianne Palicki und Bridget Moynahan verdammt gut besetzt und von Regiedebütant Chad Stahelski stilbewusst inszeniert.
Dabei ist Stahelski schon lange im Geschäft. Mit David Leitch, der auch mitproduzierte und der der nicht genannte Co-Regisseur ist (halt wie bei den Coen-Brüdern), gründete er die Stuntmen-Firma 87Eleven und sie übernahmen Stunts und die Second-Unit-Regie bei Filmen wie „Safe – Todsicher“, „Escape Plan“, „Das Bourne Vermächtnis“, „Wolverine: Weg des Kriegers“, „Teenage Mutant Ninja Turtles“ und den „Expendables“-Filmen. Mit Keanu Reeves arbeitete Stahelski, oft auch als sein Stunt-Double, unter anderem bei den „Matrix“-Filmen, „Constantine“ und Reeves‘ Regiedebüt „Man of Tai Chi“ zusammen.
Da wundert es nicht, dass die Macher sich vor allem auf die Stunts und Actionszenen konzentrierten. Es ist eine Leistungsschau der Stuntmänner, die sie endlich wieder einmal so bei der Arbeit zeigt, dass man die Actionszenen wirklich nachverfolgen kann und man einen Eindruck von den körperlichen Leistungen der Stuntmänner erhält. Deshalb wird bei den zahlreichen Stunts angenehm selten geschnitten wird. Das war auch möglich, weil Keanu Reeves die meisten Stunts selbst ausführte.
Der Film selbst spielt in einer überhöhten „Sin City“-Welt, die stilistisch deutlich vom Film Noir und modernen Noir-Graphic-Novels beeinflusst ist, was zu einer eleganten, wenn auch etwas monochromen Optik beiträgt und gut für einige mythologische Überhöhungen und Einzeiler ist. So ist das Hotel Continental, eine Nobelherberge, in der Killer in Manhattan absteigen und sich nicht gegenseitig umbringen (naja, normalerweise), eine reine Comic-Fantasie, die aber durch das allwissende und immer zurückhaltende Hotelpersonal eine besondere humoristische Note erhält.
„John Wick“ ist ein feiner Actionfilm für den Genrejunkie, der sich seiner Stärken und Schwächen bewusst ist und der als Leistungsschau der Stuntmänner rundum überzeugt.