Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: Zur neuen Verfilmung von Michael Endes „Momo“

Oktober 3, 2025

Nachdem ich in meinen Besprechungen langsam die ungute Tendenz bemerke, Filmen vorzuwerfen, dass sie unlogisch und unrealistisch seien, kann ich jetzt mit Fug und Recht und großer Geste einen Tsunami an Empörung über Unlogik und Unrealismus entfachen. Oder einfach darauf hinweisen, dass es immer um Logik und Realismus innerhalb der Geschichte und der in ihr gesetzten Grenzen geht. Wenn in „Momo“ behauptet wird, dass es zigarrenrauchende Zeit stehlende graue Herren gibt, dann bin ich durchaus bereit zu akzeptieren, dass es diese Zeit-Diebe und die Zeit-Spar-Kasse gibt.

Michael Ende, der Erfinder von Jim Knopf und Erzähler der „unendlichen Geschichte“ erfand diese Männer und erzählte in dem 1973 erschienenem Kinderbuch „Momo oder Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte – Ein Märchen-Roman“ ihre Geschichte. Die Zeit-Diebe sind die Bösewichter. Die Heldin ist Momo, ein aus dem Nichts aufgetauchtes Waisenmädchen, das allein in einem Amphitheater lebt und gut zuhören kann. Sie hat Zeit und schenkt anderen Menschen ihre Zeit. Niemand hat viel Geld. Aber alle sind glücklich und zufrieden. In dieser Welt tauchen die Zeit-Diebe auf. Die grauen Herren bequatschen die Menschen, ihnen ihre Zeit zu geben. Sie würden sie später mit Zinsen zurückerhalten. Wenn die Menschen einmal in den Fängen der Zeit-Diebe sind, haben sie keine Zeit mehr. Immer mehr Menschen unterwerfen sich dem Regime der Zeit-Diebe.

Momo will ihre Freunde und alle Bewohner der Stadt retten. Die Menschen sollen wieder Zeit für sich und andere Menschen haben. Zusammen mit Meister Hora, dem im Nirgend-Haus lebendem Hüter der Zeit (der seinen ersten Auftritt ziemlich genau in der Buchmitte hat), und seiner Schildkröte Kassiopeia nimmt sie den Kampf auf.

Endes Buch wurde ein immer noch erhältlicher Bestseller und ist anscheinend für Viele eine wohlige Kindheitserinnerung. Ich hielt schon als Kind einen wohltuenden Abstand zu Fantasy-Geschichten und gehörte eindeutig zum Winnetou-Edgar-Wallace-James-Bond-Lager (als ob das realistische Geschichten sind). 1986 verfilmte Johannes Schaaf, mit Billigung des Autors den Roman. Ihm gefiel die Verfilmung von seinem Roman „Die unendliche Geschichte“ nicht.

Und jetzt verfilmte Christian Ditter wieder den Roman als internationale Produktion, die mit einer internationalen Besetzung und bekannten Namen auf einen internationalen Markt schielt. Alexa Goodall, eine zwölfjährige englische Schauspielerin in ihrer siebten Rolle, spielt Momo. Kim Bodnia spielt Beppo Straßenkehrer, Martin Freeman Meister Hora und Claes Bang den Anführer der grauen Herren, die im Film Greys heißen und nicht mehr nur aus Männern bestehen. Die Geschichte wurde an einigen weiteren Stellen modernisiert. Aber insgesamt halten die Macher sich an den Roman.

Das Ergebnis ist ein durchaus unterhaltsamer, CGI-lastiger Fantasyfilm für Kinder mit einem sympathischen Ensemble und einem wohligen Retro-Feeling. Die aus der Zeit gefallene Welt, in der „Momo“ spielt, erinnert an das aus Filmen bekannte Italien der fünfziger und sechziger Jahre, mit einigen Insignien der Gegenwart. Die Botschaft ist begrüßenswert und heute, zwischen gnadenloser Zeit-Optimierung im Beruf/Schule und in der Freizeit und sinnfreier Zeitvertrödelei vor dem Computer mit automatisch generierten Listen belangloser Posts, aktueller als damals.

Das Konzept der Zeit-Spar-Kasse und wie Momo die Zeit-Diebe besiegen kann ist, nun, etwas einfach. Sowieso ist der gesamte Film, jedenfalls für Erwachsene, etwas einfach geraten. Kinder dürften das anders sehen. Und für sie wurde der Film gemacht.

Mit neunzig Minuten hat Christian Ditters „Momo“ auch die richtige kindgerechte Länge.

Momo (Deutschland 2025)

Regie: Christian Ditter

Drehbuch: Christian Ditter

LV: Michael Ende, Momo, 1973

mit Alexa Goodall, Martin Freeman, Araloyin Oshunremi, Kim Bodnia, Claes Bang, Laura Haddock, Jennifer Amaka Pettersson, David Schütter, Skylar Blu Copeland, Maxwell Smith

Länge: 92 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Die Vorlage (aktuell auch als Filmausgabe mit Fotos aus dem Film erhältlich)

Michael Ende: Momo oder Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte – Ein Märchen-Roman

Thienemann, 2025

288 Seiten

15 Euro

Erstausgabe

Thienemann, 1973

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Momo“

Moviepilot über „Momo“

Wiikipedia über „Momo“ (Film 2025, Roman: deutsch, englisch)

Homepage von Michael Ende

Thienemann über Michael Ende

Meine Besprechung von Dennis Gansels Michael-Ende-Verfilmung „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ (Deutschland 2018)


TV-Tipp für den 18. März: Sherlock: Die sechs Thatchers

März 17, 2025

One, 20.15/23.55

Sherlock: Die sechs Thatchers (The Six Thatchers, Großbritannien 2017)

Regie: Rachel Talalay

Drehbuch: Mark Gatiss

Erfinder: Steven Moffat, Mark Gatiss

LV: Charakter von Sir Arthur Conan Doyle

Ein Ministersohn wird ermordet. Auf einem Beistelltisch mit Margaret-Thatcher-Devotionalien fehlt eine Thatcher-Gipsbüste. Sherlock Holmes fragt sich, warum die Thatcher-Büste verschwunden ist – und was das Geheimnis der Thatcher-Büsten ist.

Die Inspiration für „Die sechs Thatchers“ ist die Sherlock-Holmes-Geschichte „Die sechs Napoleons“.

Ziemlich furioser Auftakt der vierten „Sherlock“-Staffel, die wieder aus drei spielfilmlangen Episoden besteht. Nachdem bei der dritten Staffel die Fälle so nebensächlich wurden, dass man sie schon während des Sehens vergaß, sind die Fälle jetzt wieder gelungener. Allerdings sind sie wieder kaum nacherzählbar und zunehmend durchgeknallter und immer mehr miteinander und mit den Biographien von Sherlock Holmes und Dr. John Watson verknüpft und sie gehen immer mehr in Richtung einer großen, großen Verschwörung. Das ist nicht uninteressant und flott erzählt, aber auch der Stoff, der sich (schlechter) in ungefähr jeder zweiten Serie findet.

Denn auch Sherlock Holmes‘ brave Haushälterin Mrs. Hudson hat eine Vergangenheit, die wir bis jetzt nicht kannten.

Mit Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Amanda Abbington, Una Stubbs, Louise Brealey, Rupert Graves, Mark Gatiss, Lindsay Duncan, Simon Kunz, Sacha Dhawan

Hinweise

BBC über „Sherlock“

ARD über „Sherlock“

Homepage von Sir Arthur Conan Doyle (Erben)

Krimi-Couch über Sir Arthur Conan Doyle

Kirjasto über Sir Arthur Conan Doyle

Wikipedia über Sir Arthur Conan Doyle (deutsch, englisch)

Sherlockian.net (Einstiegsseite mit vielen Links)

Facebook-Seite der deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft

Thrilling Detective über Sherlock Holmes

Meine Besprechung Arthur Conan Doyles „Sherlock Holmes – Sämtliche Werke in 3 Bänden“ (Die Erzählungen I, Die Erzählungen II, Die Romane) (3 Bände im Schuber)

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles “Sherlock Holmes Geschichten”, “Sherlock Holmes Kriminalgeschichten” und “The Adventures of Sherlock Holmes” (und hier eine Auflistung der in diesen Werken enthaltenen Geschichten)

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles „Sherlock Holmes – Seine Abschiedsvorstellung“ (His last Bow, 1917)

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles „Sherlock Holmes‘ Buch der Fälle“ (The Case-Book of Sherlock Holmes, 1927)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Der Fall Moriarty“ (Moriarty, 2014)

Meine Besprechung von Mattias Boströms „Von Mr. Holmes zu Sherlock“ (Fran Holmes till Sherlock, 2013)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Davide Fabbris (Zeichner): Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies! (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies, 2010)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Horacio Domingues/Davide Fabbris (Zeichner) „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula“ (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Jekyll/Hyde; Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula, 2010/2011)

Meine Besprechung von „Sherlock: Ein Fall von Pink“ (A Study in Pink, GB 2010)

Meine Besprechung von „Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 1“ (Sherlock, GB 2010)

Meine Besprechung von “Sherlock: Eine Legende kehrt zurück -Staffel 2″ (Sherlock, GB 2012)

Meine Besprechung von „Sherlock – Staffel 3“ (Sherlock, GB 2014)

Meine Besprechung von „Sherlock: Die Braut des Grauens“ (Sherlock: The Abominable Bride, Großbritannien 2016)

Mein Hinweis auf „“Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 4“ (Sherlock, GB 2017)

Meine Besprechung von “Sherlock: Ein Skandal in Belgravia” (A Scandal in Belgravia, GB 2012)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Meine Besprechung von Bill Condons „Mr. Holmes“ (Mr. Holmes, Großbritannien 2015)

Sherlock Holmes in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 2. Juli: Shaun of the Dead

Juli 1, 2024

Nitro, 22.35

Shaun of the Dead (Shaun of the Dead, Großbritannien 2004)

Regie: Edgar Wright

Drehbuch: Simon Pegg, Edgar Wright

Es dauert einige Zeit, bis der lethargische Elektroverkäufer Shaun und sein arbeitsloser Kumpel Ed mitbekommen, dass gerade eine Zombie-Apokalypse die Menschheit dezimiert. Aber danach überlegen sie, was sie tun sollen, gehen in die Offensive – und zum nächste Pub.

Kultige Zombie-Horror-Splatterkomödie, die in einer gut besuchten Mitternachtvorstellung noch spaßiger als auf der heimischen Couch ist. Mit oder ohne Cornetto.

Und hier einige zeitgenössische Urteile: „Schräger Film“ (Lexikon des internationalen Films) „Sympathische Splatterkomödie“ (epd-Film) „Kinospaß für Splatterfans“ (Zitty)

mit Simon Pegg, Nick Frost, Kate Ashfield, Lucy Davis, Dylan Moran, Penelope Wilton, Bill Nighy, Martin Freeman, Rafe Spall, Chris Martin, Jonny Buckland, Edgar Wright

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Shaun of the Dead“

Wikipedia über „Shaun of the Dead“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Edgar Wrights „The World’s End“ (The World’s End, Großbritannien 2013)

Meine Besprechung von Edgar Wrights „Baby Driver“ (Baby Driver, USA 2017)

Meine Besprechung von Edgar Wrights „The Sparks Brothers“ (The Sparks Brothers, USA 2021)

Meine Besprechung von Edgar Wrights „Last Night in Soho“ (Last Night in Soho, Großbritannien 2021)


TV-Tipp für den 26. März: Sherlock: Die sechs Thatchers

März 25, 2024

One, 20.15

Sherlock: Die sechs Thatchers (The Six Thatchers, Großbritannien 2017)

Regie: Rachel Talalay

Drehbuch: Mark Gatiss

Erfinder: Steven Moffat, Mark Gatiss

LV: Charakter von Sir Arthur Conan Doyle

Ein Ministersohn wird ermordet. Auf einem Beistelltisch mit Margaret-Thatcher-Devotionalien fehlt eine Thatcher-Gipsbüste. Sherlock Holmes fragt sich, warum die Thatcher-Büste verschwunden ist – und was das Geheimnis der Thatcher-Büsten ist.

Die Inspiration für „Die sechs Thatchers“ ist die Sherlock-Holmes-Geschichte „Die sechs Napoleons“.

Ziemlich furioser Auftakt der vierten „Sherlock“-Staffel, die wieder aus drei spielfilmlangen Episoden besteht. Nachdem bei der dritten Staffel die Fälle so nebensächlich wurden, dass man sie schon während des Sehens vergaß, sind die Fälle jetzt wieder gelungener. Allerdings sind sie wieder kaum nacherzählbar und zunehmend durchgeknallter und immer mehr miteinander und mit den Biographien von Sherlock Holmes und Dr. John Watson verknüpft und sie gehen immer mehr in Richtung einer großen, großen Verschwörung. Das ist nicht uninteressant und flott erzählt, aber auch der Stoff, der sich (schlechter) in ungefähr jeder zweiten Serie findet.

Denn auch Sherlock Holmes‘ brave Haushälterin Mrs. Hudson hat eine Vergangenheit, die wir bis jetzt nicht kannten.

Mit Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Amanda Abbington, Una Stubbs, Louise Brealey, Rupert Graves, Mark Gatiss, Lindsay Duncan, Simon Kunz, Sacha Dhawan

Wiederholung: Mittwoch, 27. März, 00.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

BBC über „Sherlock“

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Wikipedia über Sir Arthur Conan Doyle (deutsch, englisch)

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Facebook-Seite der deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft

Thrilling Detective über Sherlock Holmes

Meine Besprechung Arthur Conan Doyles „Sherlock Holmes – Sämtliche Werke in 3 Bänden“ (Die Erzählungen I, Die Erzählungen II, Die Romane) (3 Bände im Schuber)

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles “Sherlock Holmes Geschichten”, “Sherlock Holmes Kriminalgeschichten” und “The Adventures of Sherlock Holmes” (und hier eine Auflistung der in diesen Werken enthaltenen Geschichten)

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles „Sherlock Holmes – Seine Abschiedsvorstellung“ (His last Bow, 1917)

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles „Sherlock Holmes‘ Buch der Fälle“ (The Case-Book of Sherlock Holmes, 1927)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Der Fall Moriarty“ (Moriarty, 2014)

Meine Besprechung von Mattias Boströms „Von Mr. Holmes zu Sherlock“ (Fran Holmes till Sherlock, 2013)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Davide Fabbris (Zeichner): Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies! (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies, 2010)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Horacio Domingues/Davide Fabbris (Zeichner) „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula“ (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Jekyll/Hyde; Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula, 2010/2011)

Meine Besprechung von „Sherlock: Ein Fall von Pink“ (A Study in Pink, GB 2010)

Meine Besprechung von „Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 1“ (Sherlock, GB 2010)

Meine Besprechung von “Sherlock: Eine Legende kehrt zurück -Staffel 2″ (Sherlock, GB 2012)

Meine Besprechung von „Sherlock – Staffel 3“ (Sherlock, GB 2014)

Meine Besprechung von „Sherlock: Die Braut des Grauens“ (Sherlock: The Abominable Bride, Großbritannien 2016)

Mein Hinweis auf „“Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 4“ (Sherlock, GB 2017)

Meine Besprechung von “Sherlock: Ein Skandal in Belgravia” (A Scandal in Belgravia, GB 2012)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Meine Besprechung von Bill Condons „Mr. Holmes“ (Mr. Holmes, Großbritannien 2015)

Sherlock Holmes in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „Miller’s Girl“ macht den Lehrer zum Idioten

März 14, 2024

Was für ein Idiot denkt der geneigte Zuschauer. Denn auch wenn Jonathan Miller (Martin Freeman), verheirateter Lehrer an einer Schule im ländlichen Tennessee, als verkopfter Literaturprofessor keine Filme kennen würde und er nur „Lolita“ als Studie über die verhängnisvolle Beziehung eines älteren Mannes zu einer deutliche jüngeren Frau gelesen hätte, wüsste er, in welchem politischen Klima er in den heutigen USA unterrichtet und welche Dienstanweisungen er unterschrieben hat. Und da steht drin: keine Beziehung zu Schülern. Kein Kontakt zu ihnen außerhalb der Schule. Und sich mit ihnen unter keinen Umständen an einem Ort treffen, an dem es keine Zeugen gibt. Wenn also seine überaus begabte Schülerin Cairo Sweet (Jenny Ortega), die allein in der riesigen Villa ihrer sich ständig auf Reisen befindenden Eltern lebt, ihre Reize spielen lässt, dann gibt es für einen Lehrer nur eine Handlungsoption: Weg! Auf dem schnellsten und kürzesten Weg.

Weil das für einen Film natürlich keine Option ist – dann wäre „Miller’s Girl“ noch vor dem Vorspann um -, beginnen sie eine Beziehung, die letztendlich für ihn problematischer als für sie ist. Mehr soll hier nicht verraten werden; wobei die größte Überraschung in Jade Halley Bartletts Regiedebüt ist, dass ihr Erotik-Thriller harmloser und züchtiger als andere Erotik-Thriller, vor allem natürlich die Erotik-Thriller der neunziger Jahre, ist.

In „Miller’s Girl“ gibt es Anspielungen, die zeigen, dass Drehbuchautorin und Regisseurin Bartlett das Subgenre des Erotik-Thrillers kennt und sie es in raren Momenten auch parodiert. Wegen der zahlreichen Anspielungen und Zitate, die leicht zu entschlüsseln sind, ist „Miller’s Girl“ ein Meta-Erotik-Thriller, der als Versuchsanordnung zum Verhältnis zwischen Literatur und realem Leben gelesen werden kann. In dieser Versuchsanordnung ist auch unklar, wer hier wen warum verführt. Ein guter Thriller ist es nicht. Dafür ist alles zu spannungsfrei, zu künstlich und, letztendlich, zu unglaubwürdig.

Das liegt auch an Szenen von atemberaubender Dümmlichkeit. So ist Miller einverstanden, dass Cairo eine Literaturarbeit im Stil von Henry Miller schreibt. Als sie ihr Henry-Miller-Stück abliefert, ist er entsetzt über den pornographischen Inhalt des Textes. In dem Moment fragte ich mich, was er denn erwartet hat. Eine züchtige, jugendfreie, keine anstößigen Inhalte enthaltende Version einer Henry-Miller-Geschichte?

Und das beschreibt „Miller’s Girl“ ziemlich treffend: ein mit Jenny Ortega und Martin Freeman in den Hauptrollen prominent besetzter, von seiner intellektuellen Brillanz überzeugter Meta-Erotik-Thriller ohne Erotik und Thrill, mit etwas Südstaaten-Schwüle.

Miller’s Girl (Miller’s Girl, USA 2024)

Regie: Jade Halley Bartlett

Drehbuch: Jade Halley Bartlett

mit Martin Freeman, Jenna Ortega, Bashir Salahuddin, Gideon Adlon, Dagmara Dominczyk, Christine Adams, Augustine Hargrave, Elyssa Samsel

Länge: 94 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Miller’s Girl“

Metacritic über „Miller’s Girl“

Rotten Tomatoes über „Miller’s Girl“

Wikipedia über „Miller’s Girl“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: “Black Panther: Wakanda forever” and ever

November 9, 2022

„Black Panther: Wakanda forever“ beginnt mit der episch zelebrierten Trauerfeier für T’Challa mit bunten Bildern aus Wakanda, Trommeln, Tänzen und Slow-Motion. Den Abschluss bildet das ihm zu Ehren geändertem Marvel-Logo.

Der Grund dafür ist der Tod von T’Challa-Darsteller Chadwick Boseman. Er starb am 28. August 2020. 2018 spielte er den schwarzen Helden in dem bei der Kritik und dem Publikum sehr erfolgreichem Superheldenfilm „Black Panther“. Danach war Boseman Black Panther. Nach seinem Tod entschlossen die Macher sich, die Rolle nicht einfach kommentarlos mit einem anderem Schauspieler neu zu besetzen (Remember „Hulk“?), sondern die Geschichte weiter zu erzählen und dieses Mal T’Challas jüngere Schwester Shuri in den Mittelpunkt zu stellen.

Dummerweise hat Letitia Wright nie die Präsenz von Chadwick Boseman. Schmerzhaft deutlich wird das am Ende des Films, wenn Regisseur Ryan Coogler wieder einige Bilder von Boseman als T’Challa zeigt. In diesen nur sekundenlangen Ausschnitten überzeugt er als charismatischer Held. Shuri wirkt dagegen, auch wenn sie in den vorherigen zweieinhalb Stunden etliche Abenteuer überstanden hat, wie der Ersatzmann, der die Position nicht ausfüllen kann.

Das kann teilweise an ihr liegen. Zu einem größeren Teil liegt das an ihrer Figur und am Drehbuch. Sie ist die kleine Schwester von T’Challa. Sie ist ein Wissenschafts-Nerd, der sich gerne im Labor vergräbt und von ihrer Kleidung und ihrem Gehabe immer noch in der Pubertät steckt. Sie mag vielleicht das Mädchen sein, mit dem man Pferde stiehlt, aber sie ist nicht die Herrscherin über ein Volk und sie ist keine Kriegerin. Ersteres wird von ihrer Mutter, Königin Ramonda (Angela Bassett), letzteres von Okoye (Danai Gurira), der Anführerin der Elite-Kriegerinnen Dora Milaje, überzeugend erledigt.

Das Drehbuch ist eine beliebige Ansammlung von Szenen. Während des gut dreistündigen Films fragte ich mich öfters, um was zur Hölle es denn jetzt eigentlich geht, was die Motive der Bösewichter sind, sofern sie überhaupt die Bösewichter sind, und was ich von der präsentierten Gesellschaft halten soll.

Wakanda ist, für alle, die „Black Panther“ nicht gesehen oder wieder vergessen haben, ein in Afrika liegendes Königreich, das sich Ewigkeiten von der Welt abschirmte. Niemand wusste von seiner Existenz. Inzwischen ist es als Staat anerkannt.

In Wakanda wird eine merkwürdige Mischung aus Tradition und Moderne gepflegt. Die Tradition ist viel afrikanische Folklore und ein im Mittelalter stecken gebliebenes Gesellschaftssystem von Königen, Kriegern und Fußvolk. Es ist auch das Gesellschaftssystem, das wir aus unzähligen Fantasy- und schlechten Science-Fiction-Filmen kennen. Gleichzeitig hat diese Erbmonarchie, die sich Jahrhunderte mit einem Schutzschild vor dem Rest der Welt verborgen hielt, Waffen und Fortbewegungsmittel, die wir sonst nur aus Science-Fiction-Filmen kennen. Außerdem verfügt Wakanda über das Metall Vibranium, das für viele friedliche und kriegerische Zwecke eingesetzt werden kann.

Ein Jahr nach dem Tod von T’Challa, streiten Wakanda und die anderen Staaten sich darüber, wer Vibranium besitzen darf und wie der Besitz und die Verwendung kontrolliert werden können. Die anderen Staaten hätten gerne ein Kontrollregime. Wakanda hält von dieser grundvernünftigen Forderung nichts und behauptet, ganz in der Tradition größenwahnsinniger Diktatoren, dass nur in ihren Händen Vibranium sicher sei und die Menschheit ihnen vertrauen solle.

Bevor dieser durchaus interessante Konflikt zwischen Wakanda und dem Rest der Welt vertieft werden kann, versucht eine zunächst unbekannte, aber gut ausgestattete Gruppe (es ist, wie wir später erfahren, die CIA) unter Wasser an dort liegendes Vibranium zu kommen. Sie werden von Namor (Tenoch Huerta Mejia), dem König des Unterwasserreiches Talokan, und seinen Männern umgebracht.

Talokan ist die Marvel-Variante des aus „Aquaman“ bekannten DC-Unterwasserreiches Atlantis. Nur dass hier alles eine Spur dunkler ausfällt. Die Talokaner haben normalerweise eine blaue Hautfarbe, die sofort an die aus „Avatar“ bekannten Na’vi erinnert.

Nachdem Namor verhindern konnte, dass das Vibranium in die falschen Hände fällt, schlägt er Königin Ramonda, die bislang nichts von Talokan wusste, eine Zusammenarbeit gegen den unbekannte Feind vor.

Kurz nach dem positiven Start ihrer Zusammenarbeit zerstreiten sie sich über die neunzehnjährige geniale Erfinderin Riri Williams (Dominique Thorne). Shuri und Okoye retteten sie vor einer Hundertschaft schießwütiger Polizisten und FBI-Agenten. Diese Actionszene findet, wie die meisten Actionszenen in „Black Panther: Wakanda forever“, weitgehend im Dunkeln statt. Sie unterscheidet sich kaum von den aus anderen Superheldenfilmen.

Nachdem sie die Neunzehnjährige retten konnten, möchte Shuri mit Riri in Wakanda in ihrem High-Tech-Labor forschen. Namor will Riri töten. Er hält sie für eine Bedrohung.

Fortan steht, unterbrochen von familiären Anwandlungen und der anderen Bedrohung, der eskalierende Krieg zwischen Wakanda und Talokan im Mittelpunkt des Films.

Unentschlossen und ohne jemals einen klaren Fokus zu finden, pendelt „Black Panther: Wakanda forever“ zwischen den einzelnen Plotideen hin und her. Garniert wird das mit einer Best-of-Africa-Klischeeparade, austauschbaren Actionszenen und ärgerlich fehlgeleiteten Vorstellungen von Herrschaft und Politik.

Insgesamt reiht „Black Panther: Wakanda forever“ sich nahtlos in die aktuelle, enttäuschende Phase des Marvel-Cinematic-Universe-Phase ein. Wenn der Film an der Kinokasse nicht so erfolgreich wie andere MCU-Filme ist, ist zu befürchten, dass danach wieder behauptet wird, Frauen könnten keine Superheldenfilme stemmen. Dabei liegt es nicht am Geschlecht und der Hautfarbe der Hauptfigur, sondern an dem schlechten Drehbuch und der schlechten Ausführung.

Wie es besser geht, zeigte vor wenigen Wochen Gina Prince-Bythewood in „The Woman King“.

Black Panther: Wakanda forever (Black Panther: Wakanda forever, USA 2022)

Regie: Ryan Coogler

Drehbuch: Ryan Coogler, Joe Robert Cole

LV: Charakter von Stan Lee und Jack Kirby

mit Letitia Wright, Lupita Nyong’o, Danai Gurira, Winston Duke, Florence Kasumba, Dominique Thorne, Michaela Coel, Mabel Cadena, Alex Livinalli, Tenoch Huerta, Martin Freeman, Angela Bassett, Tenoch Huerta Mejia, Alex Livinalli, Mabel Cadena, Dominique Thorne

Länge: 162 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite von Marvel

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Black Panther: Wakanda forever“

Metacritic über „Black Panther: Wakanda forever“

Rotten Tomatoes über „Black Panther: Wakanda forever“

Wikipedia über „Black Panther: Wakanda forever“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ryan Cooglers „Creed“ (Creed, USA 2015)

Meine Besprechung von Ryan Cooglers „Black Panther“ (Black Panther, USA 2018)


TV-Tipp für den 25. März: Sherlock: Die sechs Thatchers

März 24, 2021

BR, 23.15

Sherlock: Die sechs Thatchers (The Six Thatchers, Großbritannien 2017)

Regie: Rachel Talalay

Drehbuch: Mark Gatiss

Erfinder: Steven Moffat, Mark Gatiss

LV: Charakter von Sir Arthur Conan Doyle

Ein Ministersohn wird ermordet. Auf einem Beistelltisch mit Margaret-Thatcher-Devotionalien fehlt eine Thatcher-Gipsbüste. Sherlock Holmes fragt sich, warum die Thatcher-Büste verschwunden ist – und was das Geheimnis der Thatcher-Büsten ist.

Die Inspiration für „Die sechs Thatchers“ ist die Sherlock-Holmes-Geschichte „Die sechs Napoleons“.

Ziemlich furioser Auftakt der vierten „Sherlock“-Staffel, die wieder aus drei spielfilmlangen Episoden besteht. Nachdem bei der dritten Staffel die Fälle so nebensächlich wurden, dass man sie schon während des Sehens vergaß, sind die Fälle jetzt wieder gelungener. Allerdings sind sie wieder kaum nacherzählbar und zunehmend durchgeknallter und immer mehr miteinander und mit den Biographien von Sherlock Holmes und Dr. John Watson verknüpft und sie gehen immer mehr in Richtung einer großen, großen Verschwörung. Das ist nicht uninteressant und flott erzählt, aber auch der Stoff, der sich (schlechter) in ungefähr jeder zweiten Serie findet.

Denn auch Sherlock Holmes‘ brave Haushälterin Mrs. Hudson hat eine Vergangenheit, die wir bis jetzt nicht kannten.

Mit Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Amanda Abbington, Una Stubbs, Louise Brealey, Rupert Graves, Mark Gatiss, Lindsay Duncan, Simon Kunz, Sacha Dhawan

Hinweise

BBC über „Sherlock“

ARD über „Sherlock“

Homepage von Sir Arthur Conan Doyle (Erben)

Krimi-Couch über Sir Arthur Conan Doyle

Kirjasto über Sir Arthur Conan Doyle

Wikipedia über Sir Arthur Conan Doyle (deutsch, englisch)

Sherlockian.net (Einstiegsseite mit vielen Links)

Facebook-Seite der deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft

Thrilling Detective über Sherlock Holmes

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles “Sherlock Holmes Geschichten”, “Sherlock Holmes Kriminalgeschichten” und “The Adventures of Sherlock Holmes” (und hier eine Auflistung der in diesen Werken enthaltenen Geschichten)

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles „Sherlock Holmes – Seine Abschiedsvorstellung“ (His last Bow, 1917)

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles „Sherlock Holmes‘ Buch der Fälle“ (The Case-Book of Sherlock Holmes, 1927)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Der Fall Moriarty“ (Moriarty, 2014)

Meine Besprechung von Mattias Boströms „Von Mr. Holmes zu Sherlock“ (Fran Holmes till Sherlock, 2013)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Davide Fabbris (Zeichner): Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies! (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies, 2010)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Horacio Domingues/Davide Fabbris (Zeichner) „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula“ (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Jekyll/Hyde; Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula, 2010/2011)

Meine Besprechung von „Sherlock: Ein Fall von Pink“ (A Study in Pink, GB 2010)

Meine Besprechung von „Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 1“ (Sherlock, GB 2010)

Meine Besprechung von “Sherlock: Eine Legende kehrt zurück -Staffel 2″ (Sherlock, GB 2012)

Meine Besprechung von „Sherlock – Staffel 3“ (Sherlock, GB 2014)

Meine Besprechung von „Sherlock: Die Braut des Grauens“ (Sherlock: The Abominable Bride, Großbritannien 2016)

Mein Hinweis auf „“Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 4“ (Sherlock, GB 2017)

Meine Besprechung von “Sherlock: Ein Skandal in Belgravia” (A Scandal in Belgravia, GB 2012)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Meine Besprechung von Bill Condons „Mr. Holmes“ (Mr. Holmes, Großbritannien 2015)

Sherlock Holmes in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 2. Februar: The World’s End

Februar 1, 2021

Ein wundervoller Mitternachtsfilm. Auch ohne johlende Menschenmassen, Eis und Bier, das einem vom Sitznachbarn über die frisch gebügelten Jeans gegossen wird:

Nitro, 00.00

The World’s End (The World’s End, Großbritannien 2013)

Regie: Edgar Wright

Drehbuch: Simon Pegg, Edgar Wright

Zwanzig Jahre nachdem sie Newton Haven verlassen haben, kann Gary King seine alten Schulkumpels überzeugen, die damals vorzeitig abgebrochene Sauftour endlich zu beenden. Aber schon vor dem ersten Bier kommen ihnen die Dorfbewohner seltsam vor.

„The World’s End“ ist die neueste Komödie der Macher von „Shaun of the Dead“ und „Hot Fuzz“ und ist eigentlich ein Remake von „Shaun of the Dead“ mit zombiehaft angreifenden Aliens anstatt Zombies. Dazu gibt es etwas Midlife-Crisis-Komödie – und viele Anspielungen.

Der Film ist wie ein Pubbesuch mit einigen guten Freunden, plus einer grandiosen Methode, die Aliens zu besiegen, die eindeutig aus der „Dr. Who“-Schule stammt, und einem unpassendem Epilog, der ungefähr so witzig wie der Kater nach der Sauftour ist. Aber bis dahin…

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Simon Pegg, Nick Frost, Paddy Considine, Martin Freeman, Eddie Marsan, Rosamund Pike, David Bradley, Pierce Brosnan

Hinweise

Moviepilot über „The World’s End“

Metacritic über „The World’s End“

Rotten Tomatoes über „The World’s End“

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Meine Besprechung von Edgar Wrights „Baby Driver“ (Baby Driver, USA 2017)


TV-Tipp für den 14. Juli: The World’s End

Juli 13, 2020

Nitro, 22.15

The World’s End (The World’s End, Großbritannien 2013)

Regie: Edgar Wright

Drehbuch: Simon Pegg, Edgar Wright

Zwanzig Jahre nachdem sie Newton Haven verlassen haben, kann Gary King seine alten Schulkumpels überzeugen, die damals vorzeitig abgebrochene Sauftour endlich zu beenden. Aber schon vor dem ersten Bier kommen ihnen die Dorfbewohner seltsam vor.

„The World’s End“ ist die neueste Komödie der Macher von „Shaun of the Dead“ und „Hot Fuzz“ und ist eigentlich ein Remake von „Shaun of the Dead“ mit zombiehaft angreifenden Aliens anstatt Zombies. Dazu gibt es etwas Midlife-Crisis-Komödie – und viele Anspielungen.

Der Film ist wie ein Pubbesuch mit einigen guten Freunden, plus einer grandiosen Methode, die Aliens zu besiegen, die eindeutig aus der „Dr. Who“-Schule stammt, und einem unpassendem Epilog, der ungefähr so witzig wie der Kater nach der Sauftour ist. Aber bis dahin…

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Simon Pegg, Nick Frost, Paddy Considine, Martin Freeman, Eddie Marsan, Rosamund Pike, David Bradley, Pierce Brosnan

Hinweise

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Rotten Tomatoes über „The World’s End“

Wikipedia über „The World’s End“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Edgar Wrights „The World’s End“ (The World’s End, Großbritannien 2013)

Meine Besprechung von Edgar Wrights „Baby Driver“ (Baby Driver, USA 2017)


TV-Tipp für den 15. Dezember: Sherlock: Die Braut des Grauens

Dezember 15, 2018

3sat, 22.30

Sherlock: Die Braut des Grauens (Sherlock: The Abominable Bride, Großbritannien 2016)

Regie: Douglas Mackinnon

Drehbuch: Mark Gatiss, Steven Moffat

Um die Wartezeit zwischen der dritten und vierten „Sherlock“-Staffel (in einigen Tagen im Original, in einigen Monaten in Deutschland zu sehen) zu verkürzen, schrieben die beiden „Sherlock“-Erfinder Mark Gatiss und Steven Moffat ein am Neujahrstag in England ausgestrahltes „Special“, das von zwölf Millionen Zuschauern gesehen wurde und Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) und Dr. John Watson (Martin Freeman) ins viktorianische London führt. Also die Zeit, in der die von Sir Arthur Conan Doyle geschriebenen Sherlock-Holmes-Geschichten spielen.

Inspektor Lestrade bittet Holmes in einem schwierigen Fall um Hilfe: Emilia Ricoletti, die titelgebende Braut des Grauens, hat sich am helllichten Tag in aller Öffentlichkeit erschossen. Einige Stunden später bringt sie, obwohl ihre Leiche im Leichenschauhaus liegt, ihren Mann um.

Der Fall wird noch mysteriöser, weil die tote Emilia Ricoletti fortan weitere Morde verübt haben soll. Nur, und ist sich Sherlock Holmes sicher, Geister gibt es nicht und Emilia Ricoletti ist tot.

Und dann taucht auch noch Professor Moriarty in der Wohnung von Sherlock Holmes auf.

Nach der enttäuschenden dritten „Sherlock“-Staffel, die zwar gute Zuschauerquoten hatte, sich aber zu sehr auf die Hauptcharaktere und ihre Befindlichkeiten konzentrierte, während die Fälle noch nicht einmal als Nebensache wichtig und erinnerungswürdig waren, ist „Die Braut des Grauens“ eine wohltuende Rückkehr zu einem starken Fall, garniert mit vielen Anspielungen auf die vorherigen „Sherlock“-Filme (auch weil alle bekannten und wichtigen Charaktere, teils in veränderter Erscheinung, auftreten) und einem herrlichen Spiel zwischen Fakt und Fiktion und zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Denn obwohl „Die Braut des Grauens“ im viktorianischen London spielt, schließt sie auch unmittelbar an „Sein letzter Schwur“, die letzte Folge der dritten „Sherlock“-Staffel an.

Und die einfallsreiche Regie tut ihren Teil dazu.

Absolut sehenswert! Für alte „Sherlock“-Fans und auch für neue „Sherlock“-Fans, die allerdings etwas verunsichert von den vielen eingestreuten Anspielungen und dem wilden Spiel mit und im Holmes-Kosmos sein könnten.

Die vierte Staffel war dann wieder gelungener.

Mit Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Una Stubbs, Rupert Graves, Mark Gatiss, Andrew Scott, Louise Brealey, Amanda Abbington, Jonathan Aris, Catherine McCormack, Tim McInnerny, Natasha O’Keeffe

Hinweise

Homepage von Sir Arthur Conan Doyle (Erben)

Krimi-Couch über Sir Arthur Conan Doyle

Kirjasto über Sir Arthur Conan Doyle

Wikipedia über Sir Arthur Conan Doyle (deutsch, englisch)

Sherlockian.net (Einstiegsseite mit vielen Links)

Facebook-Seite der deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft

Thrilling Detective über Sherlock Holmes

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles “Sherlock Holmes Geschichten”, “Sherlock Holmes Kriminalgeschichten” und “The Adventures of Sherlock Holmes” (und hier eine Auflistung der in diesen Werken enthaltenen Geschichten)

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles „Sherlock Holmes – Seine Abschiedsvorstellung“ (His last Bow, 1917)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Der Fall Moriarty“ (Moriarty, 2014)

Meine Besprechung von Mattias Boströms „Von Mr. Holmes zu Sherlock“ (Fran Holmes till Sherlock, 2013)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Davide Fabbris (Zeichner): Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies! (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies, 2010)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Horacio Domingues/Davide Fabbris (Zeichner) „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula“ (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Jekyll/Hyde; Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula, 2010/2011)

Meine Besprechung von „Sherlock: Ein Fall von Pink“ (A Study in Pink, GB 2010)

Meine Besprechung von „Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 1“ (Sherlock, GB 2010)

Meine Besprechung von “Sherlock: Eine Legende kehrt zurück -Staffel 2″ (Sherlock, GB 2012)

Meine Besprechung von „Sherlock – Staffel 3“ (Sherlock, GB 2014)

Meine Besprechung von „Sherlock: Die Braut des Grauens“ (Sherlock: The Abominable Bride, Großbritannien 2016)

Mein Hinweis auf „“Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 4“ (Sherlock, GB 2017)

Meine Besprechung von “Sherlock: Ein Skandal in Belgravia” (A Scandal in Belgravia, GB 2012)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Sherlock Holmes in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: Drei „Ghost Stories“ in einem very british Horrorfilm

April 19, 2018

Professor Philip Goodman ist ein Skeptiker. Geister und übersinnliche Begegnungen gibt es in seiner Welt nicht. Wer das behauptet, irrt sich oder will gutgläubigen Menschen das Geld aus der Tasche ziehen. Goodmans Lebensaufgabe ist das Enttarnen von Scharlatanen. Am liebsten vor laufender Kamera in seiner TV-Sendung „Psychic Cheats“.

Da erreicht ihn eine Nachricht von Charles Cameron, dem seit Ewigkeiten verschwundenem Idol von Goodman. Cameron haust inzwischen in der Einöde in einem schmuddeligen Wohnwagen und steckt in einer ausgewachsenen Sinnkrise. Er bittet Goodman, sich drei Fälle paranormaler Begegnungen anzusehen, für die er keine rationalen Erklärung gefunden hat. Für ihn sind sie der Beweis, dass es übernatürliche Kräfte gibt.

Nach diesem Anfang folgen wir in Andy Nyman und Jeremy Dysons Horrorfilm „Ghost Stories“ Goodman bei der Überprüfung der Fälle. Er unterhält sich mit den Menschen, die diese übernatürliche Erfahrungen hatten und Rückblenden illustrieren die Ereignisse. So begegnet, in der ersten und längsten Episode des Films, ein Nachtwächter in einem früheren Irrenhaus Geistern. In der zweiten Episode bleibt, nach einem Unfall, das Auto eines Zwanzigjährigen im Wald liegen und es geschehen unheimliche Dinge. In der dritten und kürzesten Episode wird ein arroganter Geschäftsmann der während der Schwangerschaft seiner Frau von einem Poltergeist genervt.

In dieser Episode darf Martin Freeman als Geschäftsmann laut und herrisch gegen sein Filmimage anspielen. Freemans Freude daran ist unüberseh- und -hörbar.

Der Film von Nyman und Dyson basiert auf ihrem Theaterstück, das im Februar 2010 im Liverpool Playhouse seine Premiere hatte. Danach wurde es in London am Lyric Hammersmith und zwei West-End-Bühnen gespielt. In weiteren Großstädten, wie Toronto, Shanghai, Lima, Sydney und Moskau, wurde es aufgeführt. Über eine halbe Million Besucher sahen es und mit der Kinoversion werden weitere Zuschauer hinzukommen. Die Bühnenherkunft merkt man im Film noch an den langen Dialogpassagen. In einem originären Filmdrehbuch würde man schneller die Schauplätze wechseln. Die ausführlichen Rückblenden, in denen die Geisterbegegnungen aus der Sicht der Erzähler gezeigt werden, tragen außerdem dazu bei, die ursprüngliche Bühnensituation weiter aufzubrechen.

Die Theaterherkunft, die daher wahrscheinlich nur dem wissenden Auge auffällt, ist dann auch kein Problem des stilsicher sehr britisch inszenierten Horrorfilms,. Es sind die Fälle, die Goodman sich ansehen soll.

Diese Fälle übernatürlicher Begegnungen sind so läppisch, dass sie die Zweifel von Cameron an seinem Lebenswerk nicht begründen können. Denn jedem Kinozuschauer werden schnell zwei, drei rationale Erklärungen einfallen. Als eigenständige, atmosphärische Grusel-Kurzfilme auf dem Niveau einer durchschnittlichen bis schlechten „The Twilight Zone“-Episode, funktionieren sie allerdings ziemlich gut.

Am Ende gibt es eine Schlusspointe, die die vorherigen Ereignisse in einem anderen Licht erscheinen lässt, ohne die Qualität und Schlüssigkeit anderer Filme mit einem Schlusstwist zu erreichen.

So ist „Ghost Stories“, gut gespielt, gut inszeniert, nicht mehr als ein kleiner Grusler für Zwischendurch.

Ghost Stories (Ghost Stories, Großbritannien 2017)

Regie: Andy Nyman, Jeremy Dyson

Drehbuch: Andy Nyman, Jeremy Dyson (basierend auf ihrem Theaterstück)

mit Andy Nyman, Martin Freeman, Paul Whitehouse, Alex Lawther

Länge: 98 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Ghost Stories“

Metacritic über „Ghost Stories“

Rotten Tomatoes über „Ghost Stories“

Wikipedia über „Ghost Stories


Neu im Kino/Filmkritik: „Black Panther“ bringt eine neue Farbe in die Superheldenwelt

Februar 16, 2018

Derzeit – und viel dürfte sich nicht änderen – hat „Black Panther“ bei Rotten Tomatoes einen fast hundertprozentigen Frischegrad. Damit ist der neueste Marvel-Film der, neben Pixars „Die Unglaublichen – The Incredibles“, am besten bewertete Superheldenfilm. Weil die kumulierte Bewertung bei Rotten Tomatoes immer einen leichten Hang zu den Extremen hat, empfiehlt sich ein Blick auf die ausgewogener bewertende Metacritic-Seite. Deshalb hat „Black Panther“ dort nur einen Metascore von aktuell 87 Prozent. Bei ausschließlich positiven Bewertungen. Und die Vorverkäufe sind astronomisch hoch. Damit ist „Black Panther“ für Marvel schon vor dem Kinostart ein weiterer Gewinner, der in den ersten Tagen sein Budget einspielen wird.

Die hohen Bewertungen verraten natürlich auch etwas über Erwartungshaltungen bei den Kritikern und das gesellschaftliche und politische Umfeld, in dem Filme präsentiert werden. Denn in „Black Panther“ steht erstmals, wenn wir Marvels „Blade“-Trilogie (mit Wesley Snipes) ignorieren, in einem Superheldenblockbusterfilm ein schwarzer Superheld im Zentrum der Geschichte. Weiße haben nur Statistenrollen haben und die Geschichte spielt fast vollständig im Herzen Afrikas.

Der titelgebende Superheld ist Prinz T’Challa. Er ist, nach dem Tod seines Vaters T’Chaka in „The First Avenger: Civil War“ (Captain America: Civil War, 2016) sein designierter Nachfolger und damit der titelgebende Black Panther. Aber so einfach ist das mit der Nachfolge im Königreich Wakanda nicht.

Wakana ist ein im Herzen Afrikas liegender Staat, der eine konsequent isolationistische Politik betreibt. Seit Ewigkeiten hält das Land sich aus allen Konflikten und dem Weltgeschehen heraus. Seine Bewohner führen ein einfaches, aber glückliches und friedliches Leben. Allerdings hat Wakanda durch das undurchdringliche Metall Vibranium (aus dem Material besteht auch das Schild von Captain America) seit Ewigkeiten den Zugriff auf unglaubliches technologisches Wissen. Die so entstandenen futuristischen Technologien und Geräte verbergen sie vor der Welt hinter der Tarnkappe eines malerischen Postkartenafrikalandes, das sogar auf jeglichen Tourismus verzichtet.

So fortschrittlich die in Wakanda benutzte Technologie ist, so archaisch ist die Gesellschaft aufgebaut. Es gibt Stämme. Es gibt eine dem Königshaus gegenüber absolut loyale Amazonen-Palastwache, die Dora Milaje, die gerne wie anno dunnemals mit Speeren kämpft. Es gibt eine durch Geburt geregelte Nachfolge, die nur in einem ehrlichen Kampf verändert werden kann. Als T’Challa gekrönt werden soll, wird er von Jabari-Anführer M’Baku herausgefordert. T’Challa gewinnt den Kampf und bringt, entgegen den Regeln, den Unterlegenen nicht um. Dafür – und das ist keine große Überraschung – hilft er ihm später.

Denn Erik Stevens, aka Killmonger, hat zusammen mit Ulysses Klaue in London aus einem Museum ein aus Vibranium bestehendes historisches Artefakt gestohlen. Über einige Umwege kommt Stevens nach Wakanda, um T’Challa die Krone streitig zu machen. Das kann er, weil er beweisen kann, dass er bzw. seine Vorfahren aus Wakanda sind.

Der nun zwischen T’Challa und Killmonger entbrennende Kampf geht dabei nicht nur um die Macht in Wakanda, sondern vor allem um die künftige politische Ausrichtung von Wakanda. Soll Wakanda weiterhin eine isolationistische Politik betreiben? Oder soll Wakanda eine interventionistische Politik betreiben und den unterdrückten schwarzen Brüdern und Schwestern in anderen Ländern (vor allem natürlich den USA) helfen? Die nötigen Mittel dazu hätten sie in Wakanda. Und wie sollen sie in anderen Ländern eingreifen? Killmonger bevorzugt dabei eindeutig die gewalttätige Methode.

Mit diesem Setting und Konflikt begibt „Black Panther“ sich tief in den Afrofuturismus und die Diskussion, wie Afroamerikaner in den USA für ihre Rechte kämpfen sollen. Und damit ist der Film in den Trump-USA unverkennbar ein hochpolitisches Statement.

Es ist allerdings auch ein Film mit einem wenig charismatischen Protagonisten. T’Challa ist der edle, vernünftige Langweiler, den jeder gern hat. Er ist ein weichgespülter Dr. Martin Luther King, ohne dessen Sendungsbewusstsein. Er ist, jedenfalls am Filmanfang, ein weitgehend selbstgenügsamer Anführer, der in Wakanda und der Welt wenig verändern möchte.

Die Filmgeschichte spielt vor allem in Wakanda und bedient damit all die schönen Afrika-Klischees, die wir aus den alten Tarzan-Filmen kennen und die auch in den „Black Panther“-Comics seit seinem ersten Auftritt 1966 verarbeitet wurden. Es ist die in Fantasy- (mehr) und Science-Fiction-Geschichten (weniger) nicht unübliche Mischung aus Zauberkräften und utopischen technischen Errungenschaften und einer Gesellschaft, die im Mittelalter stecken blieb. Dabei hätten die Macher in ihrem „Black Panther“-Film doch endlich mal eine Gesellschaft entwerfen können, die nicht blind hoffnungslos veraltete, überkommene und nicht zukunftsfähige Stammesrituale herunterbetet, die schon vor hundert Jahren vor allem der Fantasie des weißen Mannes entsprangen.

Die Action ist, verglichen mit der Action in der vor zwei Wochen gestarteten Dystopie „Maze Runner – Die Auserwählten in der Todeszone“, eher konfus als packend und oft einfach zu übertrieben. Auch weil vieles aus oder mit der Hilfe des Computers entstand und einige der Spezialeffekte so künstlich aussehen, dass sie wahrscheinlich bewusst so schlecht sind, um an ältere SF-Filme zu erinnern.

Mein Unbehagen an dem Film liegt sicher auch daran, dass mir Ryan Cooglers vorheriger Film „Creed“ so gut gefiel, dass Chadwick Boseman als Jackie Robinson in „42“ und als James Brown in „Get on up“, beides afroamerikanische Helden (Brown taugt ja nur bedingt zum Vorbild), so überzeugend war und dass der Trailer einen wirklichen afroamerikanischen Superhelden versprach, der den Weißen voller „Shaft“-Selbstbewusstsein so richtig in den Arsch tritt. Ich meine, was gibt es cooleres als einen Mann in Schwarz, der auf einem durch die Großstadt rasendem Auto auf dem Dach kniet und von schmissigen HipHop-Klängen begleitet wird?

Dagegen ist „Black Panther“ dann nur eine doch eher brave Origin-Geschichte einer schon durch seine Geburt auserwählte Person aus einem weit, weit entfernten Land. Ohne Sun Ra, aber mit James-Bond-Anspielungen und – und das ist das Neue – durchgehend erzählt aus afroamerikanischer Perspektive.

P. S.: Ohne Maske ist Andy Serkis kaum zu erkennen.

Black Panther (Black Panther, USA 2018)

Regie: Ryan Coogler

Drehbuch: Ryan Coogler, Joe Robert Cole

LV: Charakter von Stan Lee und Jack Kirby

Mit Chadwick Boseman, Michael B. Jordan, Lupita Nyong’o, Martin Freeman, Forest Whitaker, Angela Bassett, Andy Serkis, Daniel Kaluuya, Danai Gurira, Florence Kasumba, John Kani, Stan Lee

Länge: 135 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Marvel-Facebook-Seite

Moviepilot über „Black Panther“

Metacritic über „Black Panther“

Rotten Tomatoes über „Black Panther“

Wikipedia über „Black Panther“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ryan Cooglers „Creed“ (Creed, USA 2015)


TV-Tipp für den 20. Januar: Sherlock: Der leere Sarg

Januar 20, 2018

One, 20.15
Sherlock: Der leere Sarg (Großbritannien 2014, Regie: Jeremy Lovering)
Drehbuch: Mark Gatiss
Erfinder: Mark Gatiss, Steven Moffat
LV: die Sherlock-Holmes-Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle
Sherlock Holmes und Dr. John Watson sollen einen Anschlag auf das britische Parlament verhindern.
Nachdem die zweite „Sherlock“-Staffel mit „Der Reichenbachfall“ und dem Tod von Sherlock Holmes endete, kehrt der Detektiv jetzt zurück. Allerdings erfahren wir auch jetzt nicht, wie er seinen Tod inszenierte. Dafür gibt es etliche, mehr oder weniger abstruse, Theorien.
Und das ist ein Problem der dritten „Sherlock“-Staffel: während in den beiden vorherigen Staffeln die Fälle gut konstruiert und spannend waren, liefern die Macher hier nur vernachlässigbare Fälle (Kann einer zehn Minuten nach dem Abspann den Fall erklären?) und durchaus rasante und witzige, aber auch erschreckend selbstgenügsame Unterhaltung.
Mit der vierten Staffel wurden die Fälle dann wieder interessanter.
mit Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Una Stubbs, Rupert Graves, Mark Gatiss, Amanda Abbington, Andrew Scott

Wiederholung: Montag, 22. Januar, 22.55 Uhr

Hinweise

The Science of Deduction (Homepage von Sherlock Holmes)

John Watson’s Blog

Molly Hooper’s Diary

BBC über „Sherlock“

BBC Germany über „Sherlock“

ARD über „Sherlock“

Hartswood Film über „Sherlock“

YouTube-Kanal „Sherlock“

Wikipedia über „Sherlock“ (deutsch, englisch)

Homepage von Sir Arthur Conan Doyle (Erben)

Krimi-Couch über Sir Arthur Conan Doyle

Kirjasto über Sir Arthur Conan Doyle

Wikipedia über Sir Arthur Conan Doyle (deutsch, englisch)

Sherlockian.net (Einstiegsseite mit vielen Links)

Facebook-Seite der deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft

Thrilling Detective über Sherlock Holmes

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles “Sherlock Holmes Geschichten”, “Sherlock Holmes Kriminalgeschichten” und “The Adventures of Sherlock Holmes” (und hier eine Auflistung der in diesen Werken enthaltenen Geschichten)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Der Fall Moriarty“ (Moriarty, 2014)

Meine Besprechung von Mattias Boströms „Von Mr. Holmes zu Sherlock“ (Fran Holmes till Sherlock, 2013)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Davide Fabbris (Zeichner): Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies! (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies, 2010)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Horacio Domingues/Davide Fabbris (Zeichner) „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula“ (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Jekyll/Hyde; Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula, 2010/2011)

Meine Besprechung von „Sherlock: Ein Fall von Pink“ (A Study in Pink, GB 2010)

Meine Besprechung von „Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 1“ (Sherlock, GB 2010)

Meine Besprechung von “Sherlock: Eine Legende kehrt zurück -Staffel 2″ (Sherlock, GB 2012)

Meine Besprechung von „Sherlock – Staffel 3“ (Sherlock, GB 2014)

Mein Hinweis auf „“Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 4“ (Sherlock, GB 2017)

Meine Besprechung von “Sherlock: Ein Skandal in Belgravia” (A Scandal in Belgravia, GB 2012)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Sherlock Holmes in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 8. Dezember: Sherlock: Ein Fall von Pink

Dezember 8, 2017

Das ist ein Repost meiner Besprechung vom 24. Juli 2011 zur TV-Erstausstrahlung

ARD, 23.30

Sherlock: Ein Fall von Pink (GB 2010, R.: Paul McGuigan)

Drehbuch/Erfinder: Steven Moffat, Mark Gatiss

LV: Charakter von Sir Arthur Conan Doyle

Die Idee war wohl ganz einfach: Was wäre, wenn Sherlock Holmes im heutigen London leben würde?

Die Skepsis der Krimifans auf der Insel über diese bescheuerte Idee wich, schon während sie den ersten Holmes-Film sahen, nackter Begeisterung, die sich in zahlreichen Jubelarien, Nominierungen und Preisen, unter anderem dem BAFTA für die beste Drama Series, niederschlug. Denn Steven Moffat und Mark Gatiss haben nur wenig im Holmes-Universum geändert. Sie haben Sherlock Holmes, Dr. Watson und all die anderen aus den Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle bekannten, wichtigen Charaktere und deren Beziehungsgeflecht einfach aus der Vergangenheit in die Gegenwart versetzt, das ganze erzählerisch ordentlich beschleunigt (jedenfalls im Vergleich zu den vielen bekannten Film- und TV-Interpretationen) und neue Holmes-Geschichten erfunden, die auch von Doyle hätten stammen können.

So jagt Sherlock Holmes in „Ein Fall von Pink“ einen Serienmörder, der seine Opfer, die augenscheinlich keinen Grund für einen Selbstmord hatten, so vergiftet, dass es nach einem Selbstmord aussieht.

Der Fall und wie Holmes den Täter enttarnt, ist zwar etwas schwach, aber dafür lernen wir alle Charaktere kennen und Holmes darf mehrmals zeigen, wie gut er kombinieren kann; wenn er zum Beispiel Dr. John Watson nach einer kurzen Begrüßung dessen Biographie erklärt oder Holmes und Watson zu Fuß ein Taxi verfolgen und, weil Holmes London in und auswendig kennt, sie es auch erwischen.

Dass die ARD die geniale BBC-Serie „Sherlock“ im Sommerloch versteckt wird, ist natürlich gut geplant. Denn da schalten weniger Menschen die Glotze ein. Andererseits ist es schon gemein, dass „Sherlock“ direkt nach dem „Tatort“ läuft. Denn da fällt der Vergleich zwischen den mediokren deutschen Krimis (britisches Understatement) mit den überragenden britischen Krimis so leicht.

Und für Nachschub ist auch schon gesorgt. Im Herbst zeigt die BBC drei weitere „Sherlock“-Filme, die dann auch auf Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle basieren.

Mit Benedict Cumberbatch (Sherlock Holmes), Martin Freeman (Dr. John Watson), Rupert Graves (DI Lestrade), Una Stubbs (Mrs. Hudson), Louise Brealey (Molly Hooper), Vinette Robinson (Sgt Sally Donovan), Phil Davis (Jeff), Mark Gatiss (Mycroft)

Wiederholung: Samstag, 9. Dezember, 02.55 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

The Science of Deduction (Homepage von Sherlock Holmes)

John Watson’s Blog

Molly Hooper’s Diary

BBC über „Sherlock“

BBC Germany über „Sherlock“

ARD über „Sherlock“

Hartswood Film über „Sherlock“

YouTube-Kanal „Sherlock“

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Thrilling Detective über Sherlock Holmes

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles “Sherlock Holmes Geschichten”, “Sherlock Holmes Kriminalgeschichten” und “The Adventures of Sherlock Holmes” (und hier eine Auflistung der in diesen Werken enthaltenen Geschichten)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

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Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Davide Fabbris (Zeichner): Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies! (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies, 2010)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Horacio Domingues/Davide Fabbris (Zeichner) „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula“ (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Jekyll/Hyde; Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula, 2010/2011)

Meine Besprechung von „Sherlock: Ein Fall von Pink“ (A Study in Pink, GB 2010)

Meine Besprechung von „Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 1“ (Sherlock, GB 2010)

Meine Besprechung von “Sherlock: Eine Legende kehrt zurück -Staffel 2″ (Sherlock, GB 2012)

Meine Besprechung von „Sherlock – Staffel 3“ (Sherlock, GB 2014)

Mein Hinweis auf „“Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 4“ (Sherlock, GB 2017)

Meine Besprechung von “Sherlock: Ein Skandal in Belgravia” (A Scandal in Belgravia, GB 2012)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Sherlock Holmes in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 12. November: The World’s End

November 12, 2017

Nein, das ist nicht das Ende des WochenENDEs, sondern

RTL II, 22.30

The World’s End (The World’s End, Großbritannien 2013)

Regie: Edgar Wright

Drehbuch: Simon Pegg, Edgar Wright

Zwei Jahrzehnte nachdem sie Newton Haven verlassen haben, kann Gary King seine alten Schulkumpels überzeugen, die damals vorzeitig abgebrochene Sauftour endlich zu beenden. Aber schon vor dem ersten Bier kommen ihnen die Dorfbewohner seltsam vor.

„The World’s End“ ist die neueste Komödie der Macher von „Shaun of the Dead“ und „Hot Fuzz“ und ist eigentlich ein Remake von „Shaun of the Dead“ mit zombiehaft angreifenden Aliens anstatt Zombies. Dazu gibt es etwas Midlife-Crisis-Komödie – und viele Anspielungen.

Der Film ist wie ein Pubbesuch mit einigen guten Freunden, plus einer grandiosen Methode, die Aliens zu besiegen, die eindeutig aus der „Dr. Who“-Schule stammt, und einem unpassendem Epilog, der ungefähr so witzig wie der Kater nach der Sauftour ist. Aber bis dahin…

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Simon Pegg, Nick Frost, Paddy Considine, Martin Freeman, Eddie Marsan, Rosamund Pike, David Bradley, Pierce Brosnan

Wiederholung: Montag, 13. November, 04.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „The World’s End“

Moviepilot über „The World’s End“

Metacritic über „The World’s End“

Rotten Tomatoes über „The World’s End“

Wikipedia über „The World’s End“ (deutsch, englisch)

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Meine Besprechung von Edgar Wrights „Baby Driver“ (Baby Driver, USA 2017)


TV-Tipp für den 4. Juni (und DVD-Hinweis): Sherlock: Die sechs Thatchers

Juni 3, 2017

ARD, 21.45

Sherlock: Die sechs Thatchers (The Six Thatchers, Großbritannien 2017)

Regie: Rachel Talalay

Drehbuch: Mark Gatiss

Erfinder: Steven Moffat, Mark Gatiss

LV: Charakter von Sir Arthur Conan Doyle

Ein Ministersohn wird ermordet. Auf einem Beistelltisch mit Margaret-Thatcher-Devotionalien fehlt eine Thatcher-Gipsbüste. Sherlock Holmes fragt sich, warum die Thatcher-Büste verschwunden ist – und was das Geheimnis der Thatcher-Büsten ist.

Die Inspiration für „Die sechs Thatchers“ ist die Sherlock-Holmes-Geschichte „Die sechs Napoleons“.

Ziemlich furioser Auftakt der vierten „Sherlock“-Staffel, die wieder aus drei spielfilmlangen Episoden besteht. Nachdem bei der dritten Staffel die Fälle so nebensächlich wurden, dass man sie schon während des Sehens vergaß, sind die Fälle jetzt wieder gelungener. Allerdings sind sie wieder kaum nacherzählbar und zunehmend durchgeknallter und immer mehr miteinander und mit den Biographien von Sherlock Holmes und John Watson verknüpft und sie gehen immer mehr in Richtung einer großen, großen Verschwörung. Das ist nicht uninteressant und flott erzählt, aber auch der Stoff, der sich in ungefähr jeder zweiten Serie findet.

Denn auch die brave Haushälterin Mrs. Hudson hat eine Vergangenheit, die wir bis jetzt nicht kannten.

Das Erste zeigt die vierte „Sherlock“-Staffel im gewohnten Turnus. Morgen läuft um 21.45 Uhr „Der lügende Detektiv“ (The lying Detective) und kommenden Sonntag, den 11. Juni, ebenfalls um 21.45 Uhr gibt es „Das letzte Problem“ (The final Problem).

Über eine fünfte Staffel entscheiden die sehr, sehr engen Terminpläne der Macher.

Mit Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Amanda Abbington, Una Stubbs, Louise Brealey, Rupert Graves, Mark Gatiss, Lindsay Duncan, Simon Kunz, Sacha Dhawan

Wiederholung: Montag, 5. Juni, 01.40 Uhr (Taggenau!)

Bonushinweis

Die DVD (und Blu-ray) mit der vierten „Sherlock“-Staffel erscheint am 12. Juni bei Polyband und sie ist, wie die anderen „Sherlock“-DVDs, mit Bonusmaterial vollgepackt. Es gibt „Behind 221B“, „John & Mary’s Flat“, „The Writer’s Chat“, „Mark Gatiss Video Diary – Part 1: On Set“, „Mark Gatiss Video Diary – Part 2: Final Scenes“, „Script to Screen“, (Special Effects Supervisor) „Danny Hargreaves Video Diary“ und „221B Set Timelaps“. Insgesamt 105 Minuten und natürlich mit deutschen Untertiteln.

Sherlock – Die Legende kehrt zurück: Staffel 4

Polyband

Bild: 16:9 (1,78:1)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bonusmaterial: siehe oben und ein 16-seitiges Booklet

Länge: 270 Minuten (3 x 90 Minuten) (2 DVDs)

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

BBC über „Sherlock“

ARD über „Sherlock“

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Krimi-Couch über Sir Arthur Conan Doyle

Kirjasto über Sir Arthur Conan Doyle

Wikipedia über Sir Arthur Conan Doyle (deutsch, englisch)

Sherlockian.net (Einstiegsseite mit vielen Links)

Facebook-Seite der deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft

Thrilling Detective über Sherlock Holmes

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles “Sherlock Holmes Geschichten”, “Sherlock Holmes Kriminalgeschichten” und “The Adventures of Sherlock Holmes” (und hier eine Auflistung der in diesen Werken enthaltenen Geschichten)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Der Fall Moriarty“ (Moriarty, 2014)

Meine Besprechung von Mattias Boströms „Von Mr. Holmes zu Sherlock“ (Fran Holmes till Sherlock, 2013)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Davide Fabbris (Zeichner): Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies! (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies, 2010)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Horacio Domingues/Davide Fabbris (Zeichner) „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula“ (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Jekyll/Hyde; Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula, 2010/2011)

Meine Besprechung von „Sherlock: Ein Fall von Pink“ (A Study in Pink, GB 2010)

Meine Besprechung von „Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 1“ (Sherlock, GB 2010)

Meine Besprechung von “Sherlock: Eine Legende kehrt zurück -Staffel 2″ (Sherlock, GB 2012)

Meine Besprechung von „Sherlock – Staffel 3“ (Sherlock, GB 2014)

Meine Besprechung von “Sherlock: Ein Skandal in Belgravia” (A Scandal in Belgravia, GB 2012)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Sherlock Holmes in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 30. Dezember: Sherlock – Die Braut des Grauens

Dezember 30, 2016

RBB, 22.45

Sherlock: Die Braut des Grauens (Sherlock: The Abominable Bride, Großbritannien 2016)

Regie: Douglas Mackinnon

Drehbuch: Mark Gatiss, Steven Moffat

Um die Wartezeit zwischen der dritten und vierten „Sherlock“-Staffel (in einigen Tagen im Original, in einigen Monaten in Deutschland zu sehen) zu verkürzen, schrieben die beiden „Sherlock“-Erfinder Mark Gatiss und Steven Moffat ein am Neujahrstag in England ausgestrahltes „Special“, das von zwölf Millionen Zuschauern gesehen wurde und Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) und Dr. John Watson (Martin Freeman) ins viktorianische London führt. Also die Zeit, in der die von Sir Arthur Conan Doyle geschriebenen Sherlock-Holmes-Geschichten spielen.

Inspektor Lestrade bittet Holmes in einem schwierigen Fall um Hilfe: Emilia Ricoletti, die titelgebende Braut des Grauens, hat sich am helllichten Tag in aller Öffentlichkeit erschossen. Einige Stunden später bringt sie, obwohl ihre Leiche im Leichenschauhaus liegt, ihren Mann um.

Der Fall wird noch mysteriöser, weil die tote Emilia Ricoletti fortan weitere Morde verübt haben soll. Nur, und ist sich Sherlock Holmes sicher, Geister gibt es nicht und Emilia Ricoletti ist tot.

Und dann taucht auch noch Professor Moriarty in der Wohnung von Sherlock Holmes auf.

Nach der enttäuschenden dritten „Sherlock“-Staffel, die zwar gute Zuschauerquoten hatte, sich aber zu sehr auf die Hauptcharaktere und ihre Befindlichkeiten konzentrierte, während die Fälle noch nicht einmal als Nebensache wichtig und erinnerungswürdig waren, ist „Die Braut des Grauens“ eine wohltuende Rückkehr zu einem starken Fall, garniert mit vielen Anspielungen auf die vorherigen „Sherlock“-Filme (auch weil alle bekannten und wichtigen Charaktere, teils in veränderter Erscheinung, auftreten) und einem herrlichen Spiel zwischen Fakt und Fiktion und zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Denn obwohl „Die Braut des Grauens“ im viktorianischen London spielt, schließt sie auch unmittelbar an „Sein letzter Schwur“, die letzte Folge der dritten „Sherlock“-Staffel an.

Und die einfallsreiche Regie tut ihren Teil dazu.

Absolut sehenswert! Für alte „Sherlock“-Fans und auch für neue „Sherlock“-Fans, die allerdings etwas verunsichert von den vielen eingestreuten Anspielungen und dem wilden Spiel mit und im Holmes-Kosmos sein könnten.

Die vierte Staffel wurde im Frühjahr/Sommer 2016 gedreht werden und wird Anfang 2017 ausgestrahlt werden. Die Gründe für den großen Abstand zwischen der dritten Staffel, die Anfang 2014 gezeigt wurde, und vierten Staffel sind ziemlich banal: die Autoren Mark Gatiss und Steven Moffat brauchen Zeit, um die Drehbücher zu schreiben und Benedict Cumberbatch und Martin Freeman sind seit dem weltweiten Erfolg von „Sherlock“ gefragte Schauspieler mit einem vollen Terminkalender. D. h.: die vierte Staffel könnte auch die letzte Staffel sein.

Mit Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Una Stubbs, Rupert Graves, Mark Gatiss, Andrew Scott, Louise Brealey, Amanda Abbington, Jonathan Aris, Catherine McCormack, Tim McInnerny, Natasha O’Keeffe

Wiederholung: BR, Sonntag, 1. Januar, 23.20 Uhr

Die DVD

Sherlock - Die Braut des Grauens - DVD-Cover 4

Parallel zur ersten TV-Ausstrahlung erschien (offiziell erschienen am 29. März 2016) die DVD/Blu-ray als „Special Edition“. Neben dem Film gibt es eine zweite DVD mit neunzig Minuten sehenswertes Bonusmaterial, das hauptsächlich von den beiden „Sherlock“-Autoren Mark Gatiss und Steven Moffat bestritten wird.

Und weil jedes Eingehen auf das Bonusmaterial auch Details der vertrackten Handlung verrät, hülle ich den Mantel des Schweigens darüber.

DVD

Polyband

Bild: 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bonusmaterial (mit deutschen Untertiteln, 86 Minuten): Mark Gatiss: A Study in Sherlock, Mark Gatiss: Production Diary, Writer’s Interview, Creating the Look: 8 inside looks at how this unique Special was created, The creators of Sherlock answer questions from Sherlock’s ‚1 fan site, 12-seitiges Booklet

Länge: 90 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

 

Hinweise

Homepage von Sir Arthur Conan Doyle (Erben)

Krimi-Couch über Sir Arthur Conan Doyle

Kirjasto über Sir Arthur Conan Doyle

Wikipedia über Sir Arthur Conan Doyle (deutsch, englisch)

Sherlockian.net (Einstiegsseite mit vielen Links)

Facebook-Seite der deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft

Thrilling Detective über Sherlock Holmes

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles “Sherlock Holmes Geschichten”, “Sherlock Holmes Kriminalgeschichten” und “The Adventures of Sherlock Holmes” (und hier eine Auflistung der in diesen Werken enthaltenen Geschichten)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „Der Fall Moriarty“ (Moriarty, 2014)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Davide Fabbris (Zeichner): Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies! (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies, 2010)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Horacio Domingues/Davide Fabbris (Zeichner) „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula“ (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Jekyll/Hyde; Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula, 2010/2011)

Meine Besprechung von „Sherlock: Ein Fall von Pink“ (A Study in Pink, GB 2010)

Meine Besprechung von „Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 1“ (Sherlock, GB 2010)

Meine Besprechung von “Sherlock: Eine Legende kehrt zurück -Staffel 2″ (Sherlock, GB 2012)

Meine Besprechung von „Sherlock – Staffel 3“ (Sherlock, GB 2014)

Meine Besprechung von “Sherlock: Ein Skandal in Belgravia” (A Scandal in Belgravia, GB 2012)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Sherlock Holmes in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 20. August: The World’s End

August 20, 2016

RTL, 22.00

The World’s End (The World’s End, Großbritannien 2013)

Regie: Edgar Wright

Drehbuch: Simon Pegg, Edgar Wright

Zwei Jahrzehnte nachdem sie Newton Haven verlassen haben, kann Gary King seine alten Schulkumpels überzeugen, die damals vorzeitig abgebrochene Sauftour endlich zu beenden. Aber schon vor dem ersten Bier kommen ihnen die Dorfbewohner seltsam vor.

The World’s End“ ist die neueste Komödie der Macher von „Shaun of the Dead“ und „Hot Fuzz“ und ist eigentlich ein Remake von „Shaun of the Dead“ mit zombiehaft angreifenden Aliens anstatt Zombies. Dazu gibt es etwas Midlife-Crisis-Komödie – und viele Anspielungen.

Der Film ist wie ein Pubbesuch mit einigen guten Freunden, plus einer grandiosen Methode, die Aliens zu besiegen, die eindeutig aus der „Dr. Who“-Schule stammt, und einem unpassendem Epilog, der ungefähr so witzig wie der Kater nach der Sauftour ist. Aber bis dahin…

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Simon Pegg, Nick Frost, Paddy Considine, Martin Freeman, Eddie Marsan, Rosamund Pike, David Bradley, Pierce Brosnan

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „The World’s End“

Moviepilot über „The World’s End“

Metacritic über „The World’s End“

Rotten Tomatoes über „The World’s End“

Wikipedia über „The World’s End“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Edgar Wrights „The World’s End“ (The World’s End, Großbritannien 2013)


Neu im Kino/Filmkritik: „Whiskey Tango Foxtrot“ – Tina Fey in Afghanistan

Juni 3, 2016

Kim Baker (Tina Fey) fühlt sich von ihrem Job in der Lokalnachrichtenredaktion eines Kabelsenders unterfordert und sie gehört zu den wenigen unverheirateten, kinderlosen Mitarbeitern. Das prädestiniert sie 2002 für den zunächst nur für einige Monate geplanten Einsatz in Afghanistan als Kriegsreporterin. Sie fliegt vollkommen unvorbereitet dorthin – und der Film „Whiskey Tango Foxtrot“ erzählt, basierend auf dem Buch der echten Kim Barker (für den Film wurde ihr Name leicht geändert), von ihren Erlebnissen an der Front, die viel Stoff für Anekdoten hergeben. Immerhin blieb sie mehrere Jahre dort.

Und genau das ist das Problem von Glenn Ficarra und John Requas Film, der keine 1-zu-1-Verfilmung von Barkers Buch ist. Die Episoden reihen sich aneinander. Zuerst lernt Baker die ihr fremde Welt der Kriegsreporter und der Afghanen kennen. Wobei sie die einheimische Kultur mehr oder weniger oft galant ignoriert. Genauso wie Anweisungen von Militärs, die sie beschützen sollen. Das ist natürlich, immer wieder lustig, und der Zusammenprall der verschiedenen Kulturen sorgt für einige Lacher. Dazwischen – wobei dieses ‚dazwischen‘ den größeren Teil des Films ausmacht – gibt es Einblicke in die Freizeitgestaltung der Journalisten, die sich anscheinend in dem reichhaltigen Konsum alkoholischer Getränke und auch außerehelicher Affären mit Kollegen erschöpft. Das spielt sich bevorzugt in dem gut geschützten Hotel, in dem die Journalisten leben, ab, während draußen der Krieg tobt, der sie ungefähr so sehr interessiert, wie Studenten die Kommunalpolitik während sie sich im Studentenwohnheim betrinken.

Insofern ist „Whiskey Tango Foxtrot“ das Äquivalent zu einem Kneipenabend mit einem oder mehreren Kriegsreportern, die von ihrem letzten Einsatz erzählen. Das ist vergnüglich, aber durchgehend oberflächlich und fernab von jeglicher Selbstkritik oder Analyse. Und Klischees, vor allem über die Einheimischen, helfen beim Erzählen der Anekdoten.

Für einen Film ist das natürlich etwas wenig.

Wenn dann, am Ende der Kriegssatire, Bakers Freund, Vertrauter und Geliebter Iain MacKelpie (Martin Freeman), ein schottischer Fotoreporter mit hohem Alkohol- und Frauenkonsum, entführt wird und Baker, auch mit Erpressungen, Himmel und Hölle (vulgo einem mächtigen afghanischen Politiker [Alfred Molina als interessante Besetzung] und das US-Militär) in Bewegung setzt, um MacKelpie zu befreien, dann wirkt das nicht wie das schlüssige Ende einer Geschichte, sondern wie eine schnell angeklebte Episode, die den vorherigen Anekdoten einen größeren Sinnzusammenhang geben soll. Weil das zu überraschend kommt, nicht zum mäandernden Stil des vorherigen Films passt und die bislang planlose Barker plötzlich planvoll und eiskalt handelt, funktioniert nicht.

Die mehr klamaukige als treffende Satire lässt eben genau die Analyse und Haltung vermissen, die nötig wäre, um aus „Whiskey Tango Foxtrot“ mehr als das neue Tina-Fey-Vehikel zu machen. Die setzt sich allerdings voll ein und darf mehrmals herrlich derangiert nach einer alkoholgeschwängerten Nacht aufwachen und aus ihrem Fenster auf den Innenhof des ‚Fun House‘ blicken.

WTF?!

Whiskey Tango Foxtrot - US-Plakat 2

Whiskey Tango Foxtrot (Whiskey Tango Foxtrot, USA 2016)

Regie: Glenn Ficarra, John Requa

Drehbuch: Robert Carlock

LV: Kim Barker: The Taliban Shuffle: Strange Days in Afghanistan and Pakistan, 2011

mit Tina Fey, Margot Robbie, Martin Freeman, Alfred Molina, Billy Bob Thornton, Christopher Abbot, Nicholas Braun, Stephen Peacocke, Sheila Vand

Länge: 112 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Whiskey Tango Foxtrot“

Metacritic über „Whiskey Tango Foxtrot“

Rotten Tomatoes über „Whiskey Tango Foxtrot“

Wikipedia über „Whiskey Tango Foxtrot“ (englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „The First Avenger: Civil War“ – mal wieder munteres Superheldengekloppe

April 28, 2016

Fast alle aus den vorherigen Avengers-Filmen bekannten Charaktere sind wieder dabei. Ergänzt um einige Neuzugänge wie Black Panther und Spider Man, die in den kommenden Jahren im Marvel Cinematic Universe, der erzählerischen Klammer der Marvel-Filme, eine größere Rolle bekommen sollen. Einzelfilme inclusive.

Die Kloppereien sind gewohnt episch und dieses Mal kämpfen sie wieder gegeneinander. Der Grund dafür ist etwas kompliziert.

Nachdem bei ihren vorherigen Aktionen einiges zu Bruch ging und es auch etliche Kollateralschäden gab, sollen in „The First Avenger: Civil War“ die freischaffend und von niemandem kontrollierten Avengers unter eine UN/US-Aufsicht gestellt werden. Ihr Handeln soll kontrolliert werden. Sie sollen Befehlsempfänger werden. Dann dürfen sie weitermachen. Falls jemand von ihnen dieses Angebot ablehnt, so erklärt ihnen ihr künftiger Chef, General Ross, soll er als Gesetzloser verfolgt werden. Einige der Avengers halten das für eine gute Idee. Einige nicht.

Und dann gibt es noch die Bedrohung durch den Winter Soldier, einer im Ostblock hochgezüchteten Kampfmaschine, die in Wirklichkeit Bucky Barnes, der Jugendfreund von Captain America Steve Rogers ist. Captain America war immer das golden glänzende patriotisch-aufrechte Herz der USA. Zunächst kämpfte der All-American-Boy gegen Nazis. Später gegen andere, nicht minder böse Bösewichter.

Bucky wird, wenn ihm eine bestimmte Abfolge von Worten gesagt wird, zu einer eiskalten Killermaschine, die sich danach nicht an ihre Taten erinnert. Weil einige seiner Taten den Weltfrieden gefährden, sollen die Avengers ihn aufhalten. Tot oder lebendig.

Steve glaubt allerdings, dass Bucky unschuldig ist.

Und dann ist da noch Baron Zemo, ein geheimnisvoller Bösewicht, der den Winter Soldier für seine Ziele einspannen will. Er hat sogar ein sehr nachvollziehbares Motiv für seine Taten. Weil wir das erst am Ende von „Civil War“ erfahren, ist er bis dahin einfach nur ein gefährlicher Bösewicht, der im Film nur die Aufgabe hat, etwas Böses zu tun, damit die Avengers sich gegenseitig verkloppen. Wie in den anderen Marvel-Filmen ist auch in „Civil War“ der Bösewicht blass. Dabei hätten die Macher dieses Mal einen einprägsamen Bösewicht schaffen könne. Aber vielleicht darf Baron Zemo in einem weiteren Marvel-Film auftreten. Dann als vollwertiger Gegner der Avengers.

Im Mittelpunkt von „Civil War“ steht nämlich der episch ausgebreitete Kampf der Avengers gegeneinander und so flott, unterhaltsam und auch witzig der über zweistündige Film ist, so unbefriedigend ist die auch in diesem Superheldenfilm geführte Diskussion über Verantwortung, die kaum das Niveau einer gepflegten Kaffeekonversation erreicht. Anstatt sich in tiefere moralphilosophische Diskussion zu wagen, den Utilitarismus zu problematisieren, die Frage zu diskutieren, ob der Zweck die Mittel heiligt, ob man durch sein Handeln erst die Probleme schafft, die dann mühselig beseitigt werden müssen und über die Verantwortung des Einzelnen für sein Handeln zu reden, wird einfach, wieder einmal, auf Grundschulniveau erklärt, dass man tat, was man tun musste.

Nachdem das Thema in einem Gespräch abgehandelt wurde – der Film ist sowieso sehr redselig -, teilen sich die Avengers in zwei Gruppen auf, die in ihrer Zusammensetzung nie besonders glaubwürdig wirken. Da soll auf der einen Seite der egozentrische, niemand gehorchende Milliardär und notorische Unruhestifter Tony Stark (aka Iron Man) sich plötzlich zum fügsamen Befehlsempfänger wandeln, weil er nach dem Kampf gegen Ultron über sein Handeln nachdachte. Auf der anderen Seite steht der immer folgsame Soldat Captain America. Steve Rogers. Der niemals an seinen Vorgesetzten und der US-Regierung zweifelnde Befehlsempfänger, soll jetzt den Befehl verweigern. Er will nämlich keine Befehle von einer neu gegründeten, ihn und die Avengers beaufsichtigende und auch mit Aufträgen versehenden Behörde erhalten. Die könnte sich ja irren. Deshalb will er vollkommen unkontrolliert arbeiten. Das wirkt nie besonders glaubwürdig. Auch nicht durch die nachgeschobene Erklärung, dass er eigentlich nur seinem Jugendfreund helfen will.

Genauso bemüht wie die Begründung für die Teilung der Avengers in zwei sich bekämpfende Gruppen, ist dann der sich zwischen ihnen entwickelnde Kampf, der an ihrer Intelligenz und über mehrere Filme und gemeinsame Kämpfe gegen etliche Bösewichter gewachsene Freundschaft zweifeln lässt. Anstatt miteinander zu reden, wird sich gekloppt in einer niemals auch nur halbwegs glaubwürdigen, dafür unnötig verkomplizierten Geschichte, die eher pointillistisch nach ihren Schauwerten zusammengefügt ist. Wegen des Humors und dem durchgehend spielfreudigem Ensemble fällt das dann gar nicht so sehr auf.

Und als Berliner freut man sich über die zahlreichen Berlin-Aufnahmen, in denen die Gegend um das ICC und den Bundestag ausführlich und auch gut erkennbar gezeigt werden.

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The First Avenger: Civil War (Captain America: Civil War, USA 2016)

Regie: Anthony Russo, Joe Russo

Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely

mit Chris Evans, Robert Downey Jr., Anthony Mackie, Sebastian Stan, Paul Rudd, Jeremy Renner, Elizabeth Olsen, Scarlett Johannsson, Don Cheadle, Chadwick Boseman, Paul Bettany, Emily VanCamp, Tom Holland, Daniel Brühl, Frank Grillo, William Hurt, Martin Freeman, Marisa Tomei, Stan Lee (selbstverständlich)

Länge: 148 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „The First Avenger: Civil War“

Metacritic über „The First Avenger: Civil War“

Rotten Tomatoes über „The First Avenger: Civil War“

Wikipedia über „The First Avenger: Civil War“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Anthony und Joe Russos „The Return of the First Avenger“ (Captain America: The Winter Soldier, USA 2014)

Die europäische Pressekonferenz mit dem Avengers-Team, Kevin Feige, Anthony und Joe Russo