Neu im Kino/Filmkritik: „Avatar: Fire and Ash“ und Wasser und Na’vis und böse Eroberer

Dezember 17, 2025

Was kann über den dritten „Avatar“-Film gesagt werden, was nicht bereits über die ersten beiden Filme gesagt wurde? Sicher, es gibt einige neue Figuren, aber die Welt ist bereits etabliert. Die Hauptpersonen ebenso. Aber das Umfeld, in dem James Cameron seine Geschichte weiter erzählt, ist anders. Als „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ 2009 in die Kinos kam, fragte man sich, wer einen solchen überlangen Fantasy-Film in 3D sehen will. Viele, sehr viele Menschen wollten das. Das Epos spielte 2,9 Milliarden US-Dollar ein. Und danach war die 3D-Brille ein notwendiges Accessoire beim Kinobesuch. Der 3D-Hype ebbte glücklicherweise ab.

Der zweite „Avatar“-Film „The Way of Water“ kam 2022 in die Kinos und spielte 2,3 Milliarden US-Dollar ein. Bei dem Science-Fiction-Film beeindruckten, wie schon beim ersten Film, die Bilder. Gefühlt bearbeiteten James Cameron und sein Team in jahrelanger Arbeit jedes Bild am Computer nach. Es sah atemberaubend fantastisch und echt aus. Sogar die 3D-Brille störte nicht. Cameron zeigte, wie gut CGI sein kann. Danach sahen in jedem Superheldenfilm die Effekte erbärmlich schlecht aus.

Und jetzt läuft der dritte „Avatar“-Film an. „Fire and Ash“ heißt er. Die Brille wird wieder aufgesetzt. Die Bilder sehen wieder fantastisch aus. Wieder wurde fast jedes Bild nachbearbeitet. Nur sieben Aufnahmen, die ungefähr elf Sekunden des 197 Minuten langen Films ausmachen, wurden nicht bearbeitet. Die Story war schon in den beiden vorherigen „Avatar“-Filmen banal. Aber sie funktionierte. Dieses Mal enttäuscht sie als schlechte Wiederholung der Geschichte von „The Way of Water“.

Kurz nach den Ereignissen des zweiten „Avatar“-Films trauern die Mitglieder der Familie Sully, die bei dem am und im Wasser lebenden Metkayina Clan leben, über die Verluste, die sie vor wenigen Wochen in einer Schlacht mit den Soldaten der Resources Development Administration (RDA) erlitten. Die RDA will den Planeten für die Menschheit erobern.

Weil der bei den Sullys lebende Miles ‚Spider‘ Socorro, ein Mensch, bei dem Metkayina Clan nicht in Sicherheit ist, wollen sie ihn auf einem Schiff des Talim Clans, den Windhändlern, zu einem sicheren Ort bringen lassen. Zusammen begeben sie sich auf die Reise.

Kurz nach dem Abflug werden sie von Mitgliedern des Mangkwan Clans, den Ascheleuten, überfallen. Angeführt wird der Clan von der Kriegerin Varang. Varang arbeitet mit den Menschen zusammen, die ‚Spider‘ unbedingt für, ähem, wissenschaftliche Zwecke fangen wollen.

Aus dieser Prämisse – die Menschen und die Ascheleute wollen unbedingt ‚Spider‘ fangen – entwickelt sich dann eine erstaunlich holprig erzählte Geschichte, die gleichzeitig zu lang und zu kurz ist. Cameron pendelt zwischen epischen Actionszenen, langen Naturbertrachtungen und gefühlig trauernden und sich schuldig fühlenden Figuren. Wie in vielen anderen aktuellen Filmen wird sich auch in „Fire and Ash“ viel Zeit genommen, um posttraumatische Belastungsstörungen ausführlich anzusprechen. Die restliche Story setzt sich aus aus Actionfilmen vertrauten Storyelementen zusammen. Insofern ist in diesen Filmen der Trauerprozess nur das Schinden von Erzählzeit vor der nächsten Actionszene.

Die Story entwickelt sich nach einem poetischem, sich Zeit nehmendem Anfang immer wieder holprig voran und zerfasert. Einige Szenen dauern zu lang, wichtige Szenen werden übergangen, die neuen Figuren werden, falls überhaupt, arg lieblos eingeführt und über die neuen Clans erfahren wir fast nichts.

Immerhin erhält Varang (Oona Chaplin), die Anführerin des Magkwan Clans, eine gute Einführung. Im Verlauf des Films erfahren wir dann kaum etwas über sie. Dabei hätten wir gerne mehr über diese charismatische Kämpferin, ihr Volk und ihre Beziehung zu Feuer und Asche erfahren.

Die Geschichte wirkt, auch weil das Finale wieder eine epische Seeschlacht ist, wie eine Wiederholung von „The Way of Water“. Allerdings ohne die Klarheit des zweiten Teils, weil dieses Mal unklar ist, wer genau warum mit welchem Ziel gegen wen kämpft. Das zeigt sich vor allem in der langen, den Film beendenden Seeschlacht, die einfach nur eine konfuse und entsprechend langweilige Abfolge von Kämpfen ist, in denen jeder gegen jeden kämpft, bis sie irgendwann vorbei ist. Das gelang James Cameron in seinen vorherigen Filmen besser.

Avatar: Fire and Ash“ ist gleichzeitig zu lang und zu kurz. Und ohne die überwältigend-neuen Bilder der ersten beiden „Avatar“-Filme.

Avatar 4 ist für Dezember 2029, Avatar 5 für Dezember 2031 angekündigt.

Avatar: Fire and Ash (Avatar: Fire and Ash, USA 2025)

Regie: James Cameron

Drehbuch: James Cameron, Rick Jaffa, Amanda Silver (nach einer Geschichte von James Cameron, Rick Jaffa, Amanda Silver, Josh Friedman und Shane Salerno)

mit Sam Worthington, Zoe Saldaña, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Kate Winslet, Oona Chaplin, Cliff Curtis, Britain Dalton, Trinity Bliss, Jack Champion, Bailey Bass, Joel David Moore, CCH Pounder, Edie Falco, Giovanni Ribisi, David Thewlis

Länge: 197 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Avatar: Fire and Ash“

Metacritic über „Avatar: Fire and Ash“

Rotten Tomatoes über „Avatar: Fire and Ash“

Wikipedia über „Avatar: Fire and Ash“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von James Camerons „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ (Terminator 2: Judgment Day, USA 1991)

Meine Besprechung von James Camerons „Avatar: The Way of Water“ (Avatar: The Way of Water, USA 2022)


TV-Tipp für den 17. Juli: Chappie

Juli 16, 2024

Nitro, 20.15

Chappie (Chappie, USA/Mexiko 2014)

Regie: Neill Blomkamp

Drehbuch: Neill Blomkamp, Terri Tatchell

Schöne neue Welt: in Johannesburg räumen Polizeiroboter unter den Verbrechern auf. Das Law&Order-Programm läuft etwas aus dem Ruder, als ein Programmierer einem dieser Roboter zu einem denkenden Roboter machen und ein Kleingangsterpaar sich diesen kindlich naiven Roboter schnappt und ihn, uh, erzieht.

Neill Blomkamps „Robocop“-Version, die ohne Not all die politischen, moralischen, gesellschaftskritischen und ethischen Implikationen und Fragen zugunsten einer banalen, mit Filmzitaten, Gewalt und zwiespältigem Humor gewürzten Erziehungsgeschichte links liegen lässt.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Sharlto Copley, Dev Patel, Ninja, Yo-Landi Visser, Jose Pablo Cantillo, Sigourney Weaver, Hugh Jackman, Brandon Auret, Johnny Selema

Hinweise

Moviepilot über „Chappie“

Metacritic über „Chappie“

Rotten Tomatoes über „Chappie“

Wikipedia über „Chappie“ (deutsch, englisch) und „Die Antwoord“

All Music über „Die Antwoord“

Meine Besprechung von Neill Blomkamps „Chappie“ (Chappie, USA/Mexiko 2014)

Meine Besprechung von Neill Blomkamps „Gran Turismo“ (Gran Turismo, USA 2023)


TV-Tipp für den 29. August: Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt

August 28, 2023

Nitro, 20.15

Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (Alien, Großbritannien/USA 1979)

Regie: Ridley Scott

Drehbuch: Dan O’Bannon (nach einer Geschichte von Dan O’Bannon und Ronald Shushett)

Buch zum Film: Alan Dean Foster: Alien, 1979 (Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt)

Ein Notruf unterbricht den Raumflug der Nostromo. Die vom Bordcomputer aus dem Tiefschlaf aufgewachte Besatzung sieht sich den Ursprung des Signals an und kämpft kurz darauf gegen ein äußerst unfreundliches außerirdisches Lebewesen. Besonders Ellen Ripley (Sigourney Weaver als role model) bereitet dem Alien Ärger.

Ein SF-Klassiker, der einige langlebige Filmkarrieren initiierte. Der legendäre Filmpitch war, so heißt es, in einem Fahrstuhl „Der weiße Hai im All“; der ebenso legendäre Werbespruch für den Film ist „In space no one can hear you scream“ und der Trailer stimmt einen auf zwei Stunden Terror ein.

Der Film ist FSK-16 und darf deshalb um 20.15 Uhr nur in einer gekürzten Fassung gezeigt werden. Wenn allerdings diese gekürzte Fassung gezeigt wird, wurde erstaunlich wenig gekürzt: nämlich nur eine Szene, die nur im Director’s Cut enthalten ist.

Am Mittwoch, den 30. August, zeigt Nitro um 20.15 Uhr die Fortsetzung: James Camerons „Aliens – Die Rückkehr“.

mit Sigourney Weaver, Tom Skerritt, Harry Dean Stanton, John Hurt, Veronica Cartwright, Ian Holm, Yaphet Kotto

Wiederholung: Donnerstag, 31. August, 00.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Alien“

Wikipedia über „Alien“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Prometheus” (Prometheus, USA 2012)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Exodus – Götter und Könige (Exodus – Gods and Kings, USA 2014)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Der Marsianer – Rettet Mark Watney” (The Martian, USA 2015)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, USA 2017)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alles Geld der Welt“ (All the Money in the World, USA 2017)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „The Last Duel“ (The Last Duel, USA 2021)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „House of Gucci“ (House of Gucci, USA 2021)

Ridley Scott in der Kriminalakte

Homepage von Alan Dean Foster

Meine Besprechung von Alan Dean Fosters „Star Trek“ (Star Trek, 2009)

Meine Besprechung von Alan Dean Fosters „Terminator: Die Erlösung“ (Terminator Salvation: The Official Movie Novelisation, 2009)

Interview mit Alan Dean Foster über seinen Filmroman „Star Wars: Das Erwachen der Macht“

Meine Besprechung von Alan Dean Fosters „Star Wars: Das Erwachen der Macht – Der Roman zum Film (Star Wars: The Force awakens, 2015)

Meine Besprechung von Alan Dean Fosters „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, 2017)

Meine Besprechung von Dan O’Bannon/Christiano Seixas/Guilherme Balbis „Alien – Die Urfassung“ (Alien: The Original Screenplay # 1 – 5, 2020)


Neu im Kino/Filmkritik: Über James Camerons „Avatar: The Way of Water“

Dezember 14, 2022

Beginnen wir für die Ungeduldigen und mit einigen Feststellungen. Die Bilder – ich habe „Avatar: The Way of Water“ Im IMAX in 3D gesehen – sind toll. Der 3D-Effekt ist gelungen. Meistens fällt er nicht auf. In einigen Momenten wird er sehr gut eingesetzt. Das ist eher bei den Natur- als bei den Kampfaufnahmen der Fall. Und nur sehr selten stört er. So gibt es am Anfang einige Bilder von Menschengruppen, die wie ein Scherenschnitt-Theater wirken. Die Spezialeffekte überzeugen. Das alles konnte man erwarten. Das war schon bei „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ (2009) so. Damals wie heute zeigt Cameron, was möglich ist. Die Bilder in den Trailern vermitteln davon noch nicht einmal eine blasse Ahnung.

Die Story ist wieder einmal vernachlässigbar. Cameron interessiert sich für Bilder einer unberührten Natur und menschenähnlichen Wesen die in Eintracht mit der Natur und allen Lebewesen leben. Dreidimensionale Figuren, tiefergehende Konflikte und sich daraus ergebende Charakterenwicklungen sind ihm egal. Hier liefert Cameron nur das allernötigste.

Am Ende von „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ blieb Jake Sully, ein zum Na’vi gewordener US-Marine, mit der Na’vi-Häuptlingstochter Neytiri, auf Pandora, dieser naturbelassenen Welt, auf der die Na’vi mit allen anderen Lebewesen in friedlicher Harmonie leben.

Seitdem sind einige Jahre vergangen. Die Kinder wurden größer und die Menschen kehren zurück. Dieses Mal wollen sie den Planeten erobern. Dafür wird Colonel Miles Quaritch, Sullys ehemaliger und im ersten Film verstorbener Vorgesetzter, wiederbelebt, indem sein Geist in einen geklonten Na’vi-Soldaten implantiert wird. Zusammen mit einigen anderen, letztendlich namenlos bleibenden, auf die gleiche Art geklonten Na’vi-Soldaten soll er Jake Sully finden.

Als er sie in den aus dem ersten „Avatar“-Film bekannten dschungelartigen Wäldern findet, flüchten Sully und seine Familie zu den Metkayina. Sie leben auf unzähligen Südseeinseln am und im Wasser in friedlicher Symbiose mit den im Wasser lebenden Pflanzen und Tieren.

Während die Sullys sich noch in ihrer neuen Welt einleben, hat Quaritch ihre Fährte aufgenommen.

In „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ erzählt James Cameron, überraschend naiv, einfach noch einmal die sattsam bekannte Geschichte von Pocahontas. In „Avatar: The Way of Water“ erzählt er jetzt die Geschichte einer Militäroperation gegen einen Fahnenflüchling.

Nur dass wir auf der Seite des Flüchtlings stehen, der vor allem seine Familie, aber auch seinen Stamm und Pandora retten will. Auch wenn Sully in diesem Film noch nicht der Anführer der Na’vis gegen die Menschen ist (das kann in den nächsten „Avatar“-Filmen erzählt werden), hat der Science-Fiction-Fantasyfilm eine eindeutige Botschaft. Er positioniert sich auf der Seite der friedlichen Ureinwohner gegen Naturzerstörung, Kolonialismus und Ausrottung indegener Völker. Das ist ein durchaus sympathischer Blickwechsel. In Western ist das ja normalerweise anders.

Aber vor allem feiert Cameron die Schönheit der Natur. Zuerst den Dschungel, später die Insel- und Wasserwelt. Sobald die einzelnen Mitglieder der Sully-Familie die Welt des Wassers erkunden, kommt die Haupthandlung zum Stillstand. Stattdessen wird deutlich über eine Filmstunde getaucht, sich mit Pflanzen und Tieren verbunden und Sullys Sohn befreundet sich mit einem riesigen Fisch, der ihm in einer brenzligen Situation das Leben rettet. Während hier die Harmonie eines Werbefilms für einen Südseeurlaub herrscht, sucht Quaritch weiterhin Sully. Dabei benimmt er sich wie ein marodierender Soldat, der Einheimische brutal tötet und ihre Dörfer niederbrennt. In der Bildsprache gibt es in diesen Momenten Parallelen und Anspielungen auf Vietnam-Kriegsfilme und US-Western, die während des Vietnamkriegs entstanden und sich kritisch mit der der US-Geschichte und dem Vietnamkrieg auseinandersetzten. Es sind beliebig eingestreute Zitate, die Cameron nicht weiter verfolgt.

Während die Geschichte bestenfalls funktional ist, überzeugen die CGI-Effekte rundum. Cameron zeigt in seinem über dreistündigem Epos, wie gut CGI sein kann. Es gibt im gesamten Film wahrscheinlich kein einziges Bild, das nicht exzessiv bearbeitet wurde. Das beginnt schon damit, dass die Na’vi deutlich größer als normale Menschen sind. Sie haben eine blaue Haut und sehen nur menschenähnlich aus. Pandora ist ein erdähnlicher Planet. Die Tiere erinnern an Tiere, die es auch auf der Erde gibt. Aber sie sind immer etwas anders. Das führt dazu, dass jedes Bild bearbeitet werden musste. Diese Arbeit dauerte länger als die Dreharbeiten. Sie begannen im September 2017. Im November 2018 waren die Dreharbeiten mit dem Hauptcast abgeschlossen. Danach wurde vier Jahre lang an den Bildern gearbeitet, bis eine perfekte, lebensecht aussehende künstliche Welt entstanden war.

Insofern ist „Avatar: The Way of Water“ das Gegenteil von Tom Cruises „Top Gun: Maverick“, in dem Produzent Cruise und Regisseur Joseph Kosinski einen Kult der Authentizität pflegen. Anstatt die Schauspieler im Studio in einen Jet zu setzen, mussten sie alle in den Jets fliegen. Auch diese Mühe sieht man im Film.

Diese beiden Filme, die auch unverkennbar die Handschrift ihres Machers haben, markieren Eckpunkte des aktuellen Blockbuster-Kinos. Aber während „Top Gun: Maverick“ (Ideologie einmal beiseite gelassen) unglaublichen Spaß macht, ist „Avatar: The Way of Water“ doch eine ziemlich bräsige und naive Naturverklärung mit den Mitteln des Computers. Es ist Esoterik-Kitsch, der mit seinen lupenreinen Bildern seine Zuschauer überwältigen will. Und das gelingt ihm ziemlich gut.

Die nächsten beiden Teile, die die Geschichte weitererzählen, sind schon in Arbeit. In zwei Jahren soll der dritte „Avatar“-Film im Kino anlaufen. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll es einen vierten und fünften „Avatar“-Film geben. Und Cameron hat schon Ideen für weitere „Avatar“-Filme.

Avatar: The Way of Water (Avatar: The Way of Water, USA 2022)

Regie: James Cameron

Drehbuch: James Cameron, Rick Jaffa, Amanda Silver (nach einer Geschichte von James Cameron, Rick Jaffa, Amanda Silver, Josh Friedman und Shane Salerno)

mit Sam Worthington, Zoe Saldaña, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Cliff Curtis, Joel David Moore, CCH Pounder, Edie Falco, Jemaine Clement, Giovanni Ribisi, Kate Winslet

Länge: 193 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Avatar: The Way of Water“

Metacritic über „Avatar: The Way of Water“

Rotten Tomatoes über „Avatar: The Way of Water

Wikipedia über „Avatar: The Way of Water“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von James Camerons „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ (Terminator 2: Judgment Day, USA 1991)


Neu im Kino/Filmkritik: Für Abtreibungen: „Call Jane“

Dezember 2, 2022

2017 stand das Drehbuch für „Call Jane“ auf der Blacklist. Das ist eine Liste der besten Drehbücher, die in Hollywood zirkulieren, aber noch nicht verfilmt sind.

Jetzt kommt die Verfilmung des Buchs in die Kinos. Und nach einem im Juni 2022 erfolgtem Urteil des Supreme Courts ist die in den späten sechziger Jahren spielende Geschichte wieder brennend aktuell.

Joy Griffin (Elizabeth Banks) ist eine typische Vorstadt-Hausfrau, wie wir sie aus US-Filmen und US-TV-Familienserien, die in den Fünfzigern und Sechzigern spielen, kennen. Ihr Mann ist ein in der Kanzlei beliebter Anwalt, dem eine große Karriere prophezeit wird. Sie erledigt den Haushalt. Sie kocht für ihren Mann und ihre langsam erwachsen werdende Tochter jeden Tag ein großes Abendessen. Sie scheint restlos glücklich zu sein. Alles scheint perfekt zu sein.

Als Joy im August 1968 wieder schwanger wird, sagt ihr Arzt ihr, dass sie die Schwangerschaft wegen einer Erkrankung ihres Herzmuskels wahrscheinlich nicht überleben werde. Durch eine Abtreibung könnte ihr Tod verhindert werden. Aber damals war in den USA eine Abtreibung verboten. Ein männlich besetztes Gremium könnte über eine Ausnahme entscheiden. Sie lehnen ab. Auch andere Möglichkeiten schlagen aus verschiedenen Gründen fehl.

Da entdeckt Joy einen Zettel, der über die Arbeit der Janes informiert. Das ist ihr erster Kontakt zu dieser Frauengruppe. Sie sind – was wir im Film langsam erfahren – eine in den USA bekannte, in mehreren Spiel- und Dokumentarfilmen porträtierte Gruppe. 1968 fanden sie als Untergrund-Selbsthilfegruppe zusammen. Sie vermittelten Abtreibungen. Zunächst wurden die Abtreibungen von Ärzten durchgeführt. Später von Mitgliedern der Gruppe. Im Gegensatz zu irgendwelchen Kurpfuschern, die Frauen bei von ihnen vorgenommenen Abtreibungen schwer verletzten und töteten, geschah das bei den Janes nicht. 1973 legalisierte der Supreme Court mit dem Urteil Roe v. Wade die Abtreibung. Das Jane Kollektiv löste sich auf. Ihre Dienste wurden nicht mehr benötigt. Ärzte und Kliniken konnten es seitdem legal tun.

All das weiß Joy nicht, als sie dort anruft und die Abtreibung vornehmen lässt. Danach könnte die Angelegenheit für sie vorbei sein. Aber Virginia (Sigourney Weaver), die Leiterin der Gruppe, ruft sie kurz darauf an. Sie müsse ihnen helfen und eine Frau zu einer Abtreibung fahren. Joy tut es und engagiert sich danach immer stärker in der Gruppe.

Call Jane“ ist ein erstaunlich langweiliger Film über ein wichtiges, hochgradig umstrittenes Thema und über das Jane Kollektiv.

Die Drehbuchautorinnen Hayley Schore udnd Roshan Sethi und Regisseurin Phyllis Nagy (Drehbuch für die tolle Patricia-Highsmith-Verfilmung „Carol“) erzählen eine Geschichte, die sich großzügig bei den Fakten bedient. Letztendlich wird eine erfundene Geschichte erzählt. Der historische Hintergrund bleibt diffus. Die Bedrohungen der Janes durch die Mafia und die Polizei sind nicht existent. Es wirkt, als böten sie eine vor dem Gesetz verbotene, aber allgemein akzeptierte und willkommene Dienstleistung an. Auch in der Gruppe gibt es keine nennenswerten Konflikte. Das gleiche gilt für Joys Familie. Über lange Zeit tolerieren ihr Mann und ihre Tochter klaglos, dass Joy neben dem Haushalt andere Dinge tut. Als sie erfahren, dass sie keinen Malkurs besucht, sondern ohne eine medizinische Ausbildung Abtreibungen vornimmt, haben sie nach einer kurzen Schocksekunde keine Probleme damit. Im Gegenteil.

Auch über Joys Motive, also warum sich eine konservative Vorstadthausfrau in einem feministischem Kollektiv engagiert, Straftaten begeht und so ihr gesamtes bisheriges Leben gefährdet, erfahren wir nichts. Sie tut es, weil es so im Drehbuch steht.

Diese durchgehende Abwesenheit von Konflikten führt dazu, dass die Geschichte über zwei Stunden vor sich hin plätschert und niemals auch nur im Ansatz ihr Potential ausschöpft.

Call Jane (Call Jane, USA 2022)

Regie: Phyllis Nagy

Drehbuch: Hayley Schore, Roshan Sethi

mit Elizabeth Banks, Sigourney Weaver, Chris Messina, Kate Mara, Wunmi Mosaku, Cory Michael Smith, Grace Edwards, Aida Turturro

Länge: 122 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Call Jane“

Metacritic über „Call Jane“

Rotten Tomatoes über „Call Jane“

Wikipedia über „Call Jane“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 4. Oktober (+ Bonushinweis): Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt

Oktober 3, 2022

Nitro, 20.15

Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (Alien, Großbritannien/USA 1979)

Regie: Ridley Scott

Drehbuch: Dan O’Bannon (nach einer Geschichte von Dan O’Bannon und Ronald Shushett)

Buch zum Film: Alan Dean Foster: Alien, 1979 (Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt)

Ein Notruf unterbricht den Raumflug der Nostromo. Die vom Bordcomputer aus dem Tiefschlaf aufgewachte Besatzung sieht sich den Ursprung des Signals an und kämpft kurz darauf gegen ein äußerst unfreundliches außerirdisches Lebewesen. Besonders Ellen Ripley (Sigourney Weaver als role model) bereitet dem Alien Ärger.

Ein SF-Klassiker, der einige langlebige Filmkarrieren initiierte. Der legendäre Filmpitch war, so heißt es, in einem Fahrstuhl „Der weiße Hai im All“; der ebenso legendäre Werbespruch für den Film ist „In space no one can hear you scream“ und der Trailer stimmt einen auf zwei Stunden Terror ein.

mit Sigourney Weaver, Tom Skerritt, Harry Dean Stanton, John Hurt, Veronica Cartwright, Ian Holm, Yaphet Kotto

Wiederholung: Donnerstag, 6. Oktober, 00.50 Uhr (Taggenau! – Dann auch ungekürzt. Der Film ist FSK-16.)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Alien“

Wikipedia über „Alien“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Prometheus” (Prometheus, USA 2012)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Exodus – Götter und Könige (Exodus – Gods and Kings, USA 2014)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Der Marsianer – Rettet Mark Watney” (The Martian, USA 2015)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, USA 2017)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alles Geld der Welt“ (All the Money in the World, USA 2017)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „The Last Duel“ (The Last Duel, USA 2021)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „House of Gucci“ (House of Gucci, USA 2021)

Ridley Scott in der Kriminalakte

Homepage von Alan Dean Foster

Meine Besprechung von Alan Dean Fosters „Star Trek“ (Star Trek, 2009)

Meine Besprechung von Alan Dean Fosters „Terminator: Die Erlösung“ (Terminator Salvation: The Official Movie Novelisation, 2009)

Interview mit Alan Dean Foster über seinen Filmroman „Star Wars: Das Erwachen der Macht“

Meine Besprechung von Alan Dean Fosters „Star Wars: Das Erwachen der Macht – Der Roman zum Film (Star Wars: The Force awakens, 2015)

Meine Besprechung von Alan Dean Fosters „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, 2017)

Meine Besprechung von Dan O’Bannon/Christiano Seixas/Guilherme Balbis „Alien – Die Urfassung“ (Alien: The Original Screenplay # 1 – 5, 2020)

Bonushinweis

In Comics wird die Alien-Welt weitergesponnen. Das letzte Erzeugnis ist der Comic „Blutlinien“ von Phillip Kennedy Johnson und Salvador Larroca. In der 2200 spielenden Geschichte geht es um Weyland-Yutani-Sicherheitschef Gabriel Cruz, der eigentlich im Ruhestand ist. Aber jetzt muss er noch einmal zurück auf die Forschungsstation Epsilon. Die Station wurde überfallen. Die Täter, zu denen sein Sohn gehört, haben jetzt Zugriff auf die gesamten Forschungen des Konzerns über die Xenomorphe. Aber Cruz soll nicht seinen Sohn, sondern den Alpha-Embryo retten.

Eine spannende Lektüre.

In den USA hat Johnson bereits weitere Geschichten aus dem Alien-Universum geschrieben. Außerdem schreibt er 007-Geschichten.

Phillip Kennedy Johnson/Salvador Larroca: Alien – Blutlinien (Band 1)

(übersetzt von Alexander Rösch)

Panini Comics, 2022

160 Seiten

20 Euro


TV-Tipp für den 12. Juni: Der Stadtneurotiker

Juni 11, 2022

ARD, 00.05

Der Stadtneurotiker (Annie Hall, USA 1977)

Regie: Woody Allen

Drehbuch: Woody Allen, Marshall Brickman

Der vierzigjährige, neurotische Komiker Alvy Singer erzählt von seinem Leben und seiner Beziehung zu Annie Hall.

Woody Allens bekanntester Film. Hier ist für uns Zuschauer kein Unterschied zwischen Woody Allen und dem von ihm erfundenen Alvy Singer zu spüren – und dabei ist letztendlich doch alles erfunden. Jedenfalls irgendwie.

„Annie Hall“ erhielt die Oscars für den besten Film, Regie, Drehbuch und Hauptdarstellerin (Diane Keaton) und zahlreiche weitere Preise.

Mit Woody Allen, Diane Keaton, Tony Roberts, Carol Kane, Paul Simon, Janet Margolin, Shelley Duvall, Christopher Walken, Marshall McLuhan (als er selbst), Jeff Goldblum (Partygast), Walter Bernstein (Annies Date vor dem Theater), Sigourney Weaver (Alvys Date vor dem Theater), Truman Capote (Capote Look-Alike)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der Stadtneurotiker“

Wikipedia über „Der Stadtneurotiker“ (deutsch, englisch)

Homepage von Woody Allen

Deutsche Woody-Allen-Seite

Meine Besprechung von Robert B. Weides „Woody Allen: A Documentary“ (Woody Allen: A Documentary, USA 2012)

Meine Besprechung von Woody Allens “To Rome with Love” (To Rome with Love, USA/Italien 2012)

Meine Besprechung von Woody Allens “Blue Jasmine” (Blue Jasmine, USA 2013)

Meine Besprechung von Woody Allens “Magic in the Moonlight” (Magic in the Moonlight, USA 2014)

Meine Besprechung von John Turturros “Plötzlich Gigolo” (Fading Gigolo, USA 2013 – mit Woody Allen)

Meine Besprechung von Woody Allens „Irrational Man“ (Irrational Man, USA 2015)

Meine Besprechung von Woody Allens „Café Society“ (Café Society, USA 2016)

Meine Besprechung von Woody Allens „Wonder Wheel“ (Wonder Wheel, USA 2017)

Meine Besprechung von Woody Allens „A rainy Day in New York“ (A rainy Day in New York, USA 2019)

Woody Allen in der Kriminalakte  


TV-Tipp für den 9. März: Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt

März 8, 2021

Kabel Eins, 22.30

Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (Alien, Großbritannien/USA 1979)

Regie: Ridley Scott

Drehbuch: Dan O’Bannon (nach einer Geschichte von Dan O’Bannon und Ronald Shushett)

Buch zum Film: Alan Dean Foster: Alien, 1979 (Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt)

Ein Notruf unterbricht den Raumflug der Nostromo. Die vom Bordcomputer aus dem Tiefschlaf aufgewachte Besatzung sieht sich den Ursprung des Signals an und kämpft kurz darauf gegen ein äußerst unfreundliches außerirdisches Lebewesen. Besonders Ellen Ripley (Sigourney Weaver als role model) bereitet dem Alien Ärger.

Ein SF-Klassiker, der einige langlebige Filmkarrieren initiierte. Der legendäre Filmpitch war, so heißt es, in einem Fahrstuhl „Der weiße Hai im All“; der ebenso legendäre Werbespruch für den Film ist „In space no one can hear you scream“ und der Trailer stimmt einen auf zwei Stunden Terror ein.

mit Sigourney Weaver, Tom Skerritt, Harry Dean Stanton, John Hurt, Veronica Cartwright, Ian Holm, Yaphet Kotto

Wiederholung: Donnerstag, 11. März, 03.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Alien“

Wikipedia über „Alien“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Prometheus” (Prometheus, USA 2012)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Exodus – Götter und Könige (Exodus – Gods and Kings, USA 2014)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Der Marsianer – Rettet Mark Watney” (The Martian, USA 2015)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, USA 2017)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alles Geld der Welt“ (All the Money in the World, USA 2017)

Ridley Scott in der Kriminalakte

Homepage von Alan Dean Foster

Meine Besprechung von Alan Dean Fosters „Star Trek“ (Star Trek, 2009)

Meine Besprechung von Alan Dean Fosters „Terminator: Die Erlösung“ (Terminator Salvation: The Official Movie Novelisation, 2009)

Interview mit Alan Dean Foster über seinen Filmroman „Star Wars: Das Erwachen der Macht“

Meine Besprechung von Alan Dean Fosters „Star Wars: Das Erwachen der Macht – Der Roman zum Film (Star Wars: The Force awakens, 2015)

Meine Besprechung von Alan Dean Fosters „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, 2017)

Meine Besprechung von Dan O’Bannon/Christiano Seixas/Guilherme Balbis „Alien – Die Urfassung“ (Alien: The Original Screenplay # 1 – 5, 2020)


TV-Tipp für den 20. Juni: Rampart

Juni 19, 2020

Servus TV, 22.30
Rampart – Cop außer Kontrolle (Rampart, USA 2011)
Regie: Oren Moverman
Drehbuch: James Ellroy, Oren Moverman
Los Angeles, kurz nach dem Rampart-Skandal: der rassistische Streifenpolizist Dave Brown verprügelt vor laufender Kamera einen Mann. Jetzt soll Brown geopfert werden, um das Image der Polizei wieder herzustellen.
Woody Harrelson hält diesen Film zusammen. Als erstklassig besetzte Charakterstudie überzeugt „Rampart“, der eindeutig vom US-amerikanischen New Hollywood der siebziger Jahre, als der „Taxi Driver“ und „Der Pate“ das Publikum mit komplexen und wenig vorbildlichen Charakteren konfrontierte, und dem europäischen Kino inspiriert ist.
Mehr in meiner ausführlichen Besprechung, die mit vielen O-Tönen von Oren Moverman und Woody Harrelson garniert ist.
mit Woody Harrelson, Robin Wright, Anne Heche, Cynthia Nixon, Steve Buscemi, Ice Cube, Sigourney Weaver, Ben Foster, Ned Beatty, Jon Bernthal, Brie Larson
Wiederholung: Sonntag, 21. Juni, 02.05 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Metacritic über „Rampart“

Rotten Tomatoes über „Rampart“

Wikipedia über „Rampart“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Oren Movermans James-Ellroy-Verfilmung “Rampart – Cop außer Kontrolle” (Rampart, USA 2011)

Meine Besprechung von James Ellroys Underworld-USA-Trilogie (Ein amerikanischer Thriller, Ein amerikanischer Albtraum, Blut will fließen)

Meine Besprechung von James Ellroys “Der Hilliker-Fluch – Meine Suche nach der Frau” (The Hilliker Curse – My Pursuit of Women, 2010)

Meine Teilbesprechung von James Ellroys “Perfidia” (Perfidia, 2014)

James Ellroy zum siebzigsten Geburtstag

James Ellroy in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 17. März: Alien – Die Wiedergeburt

März 16, 2020

Nitro, 22.20

Alien – Die Wiedergeburt (Alien Resurrection, USA 1997)

Regie: Jean-Pierre Jeunet

Drehbuch: Joss Whedon

Vierter „Alien“-Film mit Sigourney Weaver und der letzte sehenswerte „Alien“-Film. Dieses Mal muss die zweihundert Jahre nach ihrem Tod aus ihrer DNA geklonte Ellen Ripley auf einem Forschungsraumschiff gegen die bösen Aliens kämpfen. Denn die Forscher klonten auch diese.

Der Franzose Jean-Pierre Jeunet durfte, wie die vorherigen „Alien“-Regisseure, dem Film seinen Stempel aufdrücken und so gibt es eine ziemlich abgedrehte Verbindung von Hollywood-Horror-SF-Thriller und groteskem französischem Humor der schwarzen Sorte.

Eine überzeugende Fortsetzung der erfolgreichen ‚Alien‘-Saga.“ (Fischer Film Almanach 1998)

Science-Fiction-Bühnenzauber der besseren Spielart, das gleichermaßen vom europäischen Autorenkino und von amerikanischer Perfektion profitiert.“ (Lexikon des internationalen Films)

Jeunet drehte davor „Delicatessen“ (Delicatessen, 1991) und „Die Stadt der verlorenen Kinder“ (La Cité des enfants perdus, 1995), danach „Die fabelhafte Welt der Amélie“ (Le Fabuleux destin d’Amélie Poulain, 2001), „Mathilde – Eine große Liebe“ (Un long dimanche de fiançailles, 2004) und „Die Karte meiner Träume“ (L’Extravagant voyage du jeune et prodigieux T.S. Spivet, 2013).

mit Sigourney Weaver, Winona Ryder, Dominique Pinon, Ron Perlman, Michael Wincott, Brad Dourif, Gary Dourdan, Dan Hedaya, Raymond Cruz

Wiederholung: Donnerstag, 19. März, 00.05 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Alien – Die Wiedergeburt“

Wikipedia über „Alien – Die Wiedergeburt“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Prometheus” (Prometheus, USA 2012) (ein Alien-Film)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, USA 2017)

Meine Besprechung von Alan Dean Fosters „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, 2017)

Meine Besprechung von Jean-Pierre Jeunets „Die Karte meiner Träume“ (The young and prodigious T. S. Spivet, Frankreich/Kanada 2013)


TV-Tipp für den 25. Februar: Galaxy Quest – Planlos durchs Weltall

Februar 24, 2020

Kabel Eins, 20.15

Galaxy Quest – Planlos durchs Weltall (Galaxy Quest, USA 1999)

Regie: Dean Parisot

Drehbuch: David Howad, Robert Gordon

Außerirdische halten die alte, schon lange eingestellte TV-Science-Fiction-Serie „Galaxy Quest“ für eine Dokumentation. In höchster Not wenden die Aliens sich an die von ihrem vergangenem Ruhm zehrenden Hauptdarsteller der Serie. Sie sollen ihnen beim Kampf gegen einen intergalaktischen Bösewicht helfen. Nur: können die Schauspieler auch ohne Drehbuch siegreich sein?

Kultige Parodie auf, um nur das bekannteste Vorbild zu nennen, „Raumschiff Enterprise“ und das „Star Trek“-Fantum, als es noch ein überschaubares Nerd-Familientreffen war. „spritzige Persiflage, die zugleich eine ebenso liebevolle wie augenzwinkernde Hommage an die Science-Fiction-Serien der 70er Jahre ist (…) mit den Zuschauern im Kino [haben] auch die Darsteller auf der Leinwand einen Heidenspaß.“ (Anke Sterneborg, SZ, 13. April 2000)

Mit Tim Allen, Sigourney Weaver, Alan Rickman, Tony Shalhoub, Sam Rockwell, Daryl Mitchell

Wiederholung: Dienstag, 25. Februar, 00.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Galaxy Quest“

Wikipedia über „Galaxy Quest“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Dean Parisots „R. E. D. 2 – Noch älter. Härter. Besser.“ (R. E. D. 2/Red 2, USA 2013)


TV-Tipp für den 9. Januar: Rampart – Cop außer Kontrolle

Januar 8, 2020

ServusTV, 22.15
Rampart – Cop außer Kontrolle (Rampart, USA 2011)
Regie: Oren Moverman
Drehbuch: James Ellroy, Oren Moverman
Los Angeles, kurz nach dem Rampart-Skandal: der rassistische Streifenpolizist Dave Brown verprügelt vor laufender Kamera einen Mann. Jetzt soll Brown geopfert werden, um das Image der Polizei wieder herzustellen.
Woody Harrelson hält diesen Film zusammen. Als erstklassig besetzte Charakterstudie überzeugt „Rampart“, der eindeutig vom US-amerikanischen New Hollywood der siebziger Jahre, als der „Taxi Driver“ und „Der Pate“ das Publikum mit komplexen und wenig vorbildlichen Charakteren konfrontierte, und dem europäischen Kino inspiriert ist.
Mehr in meiner ausführlichen Besprechung, die mit vielen O-Tönen von Oren Moverman und Woody Harrelson garniert ist.
mit Woody Harrelson, Robin Wright, Anne Heche, Cynthia Nixon, Steve Buscemi, Ice Cube, Sigourney Weaver, Ben Foster, Ned Beatty, Jon Bernthal, Brie Larson
Wiederholung: Freitag, 10. Januar, 02.55 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Metacritic über „Rampart“

Rotten Tomatoes über „Rampart“

Wikipedia über „Rampart“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Oren Movermans James-Ellroy-Verfilmung “Rampart – Cop außer Kontrolle” (Rampart, USA 2011)

Meine Besprechung von James Ellroys Underworld-USA-Trilogie (Ein amerikanischer Thriller, Ein amerikanischer Albtraum, Blut will fließen)

Meine Besprechung von James Ellroys “Der Hilliker-Fluch – Meine Suche nach der Frau” (The Hilliker Curse – My Pursuit of Women, 2010)

Meine Teilbesprechung von James Ellroys “Perfidia” (Perfidia, 2014)

James Ellroy zum siebzigsten Geburtstag

James Ellroy in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 7. November: Avatar – Aufbruch nach Pandora

November 7, 2019

Vox, 20.15

Avatar – Aufbruch nach Pandora (Avatar, USA 2009)

Regie: James Cameron

Drehbuch: James Cameron

Optisch beeindruckender, storytechnisch ziemlich unterirdischer SF-Fantasy-Film, der den 3D-Boom auslöste und Unsummen einspielte. Denn Cameron erzählt einfach die sattsam bekannte Geschichte vom edlen Wilden und dem gierigen Kapitalisten, voller Logiklöcher, Merkwürdigkeiten und auch Längen nach.

Im Moment arbeitet Cameron an weiteren „Avatar“-Filmen.

mit Sam Worthington, Zoe Saldana, Sigourney Weaver, Michelle Rodriguez, Giovanni Ribisi, Joel David Moore, Stephen Lang, CCH Pounder, Wes Studi

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Avatar“

Wikipedia über „Avatar“ (deutsch, englisch)

Drehbuch „Avatar“ von James Cameron

Meine Besprechung von James Camerons „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ (Terminator 2: Judgment Day, USA 1991)


TV-Tipp für den 20. Juli: Sieben Minuten nach Mitternacht

Juli 19, 2019

Sat.1, 20.15

Sieben Minuten nach Mitternacht (A Monster calls, USA/Spanien 2016)

Regie: J. A. Bayona (bzw. Juan Antonio Bayona)

Drehbuch: Patrick Ness

LV: Patrick Ness: A Monster calls, 2011 (Sieben Minuten nach Mitternacht)

Der zwölfjährige Conor hat mit Mobbing in der Schule und einer todkranken Mutter schon genug Probleme. Da klopft um sieben Minuten ein Baummonster an sein Fenster. Es will ihm einige Geschichten erzählen.

TV-Premiere. Einer der schönsten, vielschichtigsten und überraschendsten „Monsterfilme“ der letzten Jahre.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Lewis MacDougall, Felicity Jones, Sigourney Weaver, Toby Kebbell, Ben Moor, James Melville, Oliver Steer, Geraldine Chaplin, Liam Neeson (als das Monster, was einerseits eine Hauptrolle, aber andererseits eine Trickfigur ist)

Die Vorlage (zum Filmstart erschien der Roman in einer Filmausgabe mit Filmfotos)

Patrick Ness: Sieben Minuten nach Mitternacht

(nach einer Idee von Siobhan Dowd, mit Illustrationen von Jim Kay)

(übersetzt von Bettina Aberbanell)

cbj, 2017

224 Seiten

9,99 Euro

Deutsche Erstausgabe

cbj, 2011

Originalausgabe

A Monster calls

Walker Books Ltd., London, 2011

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Sieben Minuten nach Mitternacht“

Metacritic über „Sieben Minuten nach Mitternacht“

Rotten Tomatoes über „Sieben Minuten nach Mitternacht“

Wikipedia über „Sieben Minuten nach Mitternacht“ (deutsch, englisch)

cbj-Seite zum Buch und zur Verfilmung

Meine Besprechung von Juan Antonio Bayonas „The Impossible“ (Lo imposible, USA/Spanien 2012)

Meine Besprechung von J. A. Bayonas „Sieben Minuten nach Mitternacht“ (A Monster calls, USA/Spanien 2016)

Meine Besprechung von J. A. Bayonas „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ (Jurassic World: Fallen Kingdom, USA 2018)


TV-Tipp für den 3. März: Ghostbusters

März 3, 2019

RTL, 20.15

Ghostbusters (Ghostbuster, USA 2016)

Regie: Paul Feig

Drehbuch: Paul Feig, Katie Dippold

TV-Premiere einer Komödie, die schon lange vor der Premiere die Fanboys auf die Palme brachte. Denn dieses Mal werden die „Ghostbusters“, die in New York Geister jagen, von Frauen gespielt.

Zum Kinostart schrieb ich: „„Ghostbusters“ ist eine launige Sommerkomödie mit vier Frauen, die ihren Mann stehen, und einem Mann, der als Blondinenwitz hundertfünfzigprozentig überzeugt, einer ordentlichen Portion Retro-Feeling und einem Humor, der einen lächelnd und wohlgestimmt aus dem Kinosaal entlässt.“

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Melissa McCarthy, Kristen Wiig, Kate McKinnon, Leslie Jones, Chris Hemsworth, Charles Dance, Michael Kenneth Williams, Matt Walsh, Ed Begley Jr., Andy Garcia, Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson, Annie Potts, Ozzy Osbourne, Sigourney Weaver

Wiederholung: Montag, 4. März, 00.20 Uhr

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Ghostbusters“

Metacritic über „Ghostbusters“

Rotten Tomatoes über „Ghostbusters“

Wikipedia über „Ghostbusters“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Taffe Mädels“ (The Heat, USA 2013)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Spy – Susan Cooper Undercover“ (Spy, USA 2015)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Ghostbusters“ (Ghostbuster, USA 2016)

Meine Besprechung von Paul Feigs „Nur ein kleiner Gefallen“ (A simple Favor, USA 2018)


TV-Tipp für den 18. April: Aliens – Die Rückkehr

April 18, 2018

https://youtu.be/XKSQmYUaIyE

Kabel 1, 22.50

Aliens – Die Rückkehr (Aliens, USA 1986)

Regie: James Cameron

Drehbuch: James Cameron (nach Charakteren von Dan O’Bannon und Ronald Shusett)

Ripley soll einige Marines auf einen Alien-verseuchten Planeten begleiten und beim Kampf gegen die ihr bekannten Aliens helfen.

Inzwischen ein SF-Klassiker, der als Kriegsfilm die harten Soldaten fröhlich als Kanonenfutter verheizt.

„‚Aliens‘ (und das leistet eine Fortsetzung selten) entwickelt den Spukhaus-im-Weltraum-Plot von ‚Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt‘ (Alien, 1979) weiter, indem er sämtliche monströsen Highlights des Vorgängers aufgreift und in den Kontext eines anderen, in den Weltraum verlagerten Genres stellt. (…) Cameron (…) kocht hier sein eigenes Süppchen mit hartgesottenen Heldinnen, Biomechanoiden, politischer Paranoia und atemloser Spannung, wobei er die Prämisse des ersten Filmes beibehält.“ (Phil Hardy, Hrsg.: Die Science Fiction Filmenzyklopädie, 1998)

Zum Kinostart urteilte der Fischer Film Almanach anders: „Mit ‚Alien‘ von Ridley Scott (…), mit der phantastischen Welt und den Kreaturen von H. R. Giger hat dieser Film nichts mehr gemein. (…) Fortsetzung folgt – hoffentlich nicht.“ und über Ripley wurde gesagt „eine zu allem entschlossene Amazone, eine Art Über-Mutter im Rambo-Look“

Auch „Zoom“ war ungnädig: „War der erste ‚Alien‘-Film (…) noch durchaus raffiniert, so wird in der Fortsetzung ganz auf drastische Schockeffekte und die üblichen Technik-Spielereien gesetzt.“

Tja, damals regierte Ronald Reagan die USA, im Kino sorgten Rambo, „Missing in Action“ Chuck Norris und Konsorten im Kampf gegen „Die rote Flut“ für volle Kassen und die Filmkritik beurteilte Filme auch vor dem politischen Klima der USA, der Rambo-Ideologie.

mit Sigourney Weaver, Carrie Henn, Michael Biehn, Paul Reiser, Lance Henricksen, Bill Paxton, William Hope

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Aliens“ (98 % Frischegrad)

Wikipedia über „Aliens“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von James Camerons „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ (Terminator 2: Judgment Day, USA 1991)


TV-Tipp für den 18. Mai: Aliens – Die Rückkehr

Mai 18, 2017

https://www.youtube.com/watch?v=XKSQmYUaIyE

Kabel 1, 20.15

Aliens – Die Rückkehr (USA 1986, Regie: James Cameron)

Drehbuch: James Cameron (nach Charakteren von Dan O’Bannon und Ronald Shusett)

Ripley soll einige Marines auf einen Alien-verseuchten Planeten begleiten und beim Kampf gegen die ihr bekannten Aliens helfen.

Inzwischen ein SF-Klassiker, der als Kriegsfilm die harten Soldaten fröhlich als Kanonenfutter verheizt.

Kabel 1 zeigt den längeren Director’s Cut. Um 20.15 Uhr in einer gekürzten Version, in der Nachtwiederholung um 01.50 Uhr wahrscheinlich ungekürzt. Dazwischen, ab 23.25 Uhr, läuft „Prometheus – Dunkle Zeichen“, der ab heute vorletzte „Alien“-Film.

‚Aliens‘ (und das leistet eine Fortsetzung selten) entwickelt den Spukhaus-im-Weltraum-Plot von ‚Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt‘ (Alien, 1979) weiter, indem er sämtliche monströsen Highlights des Vorgängers aufgreift und in den Kontext eines anderen, in den Weltraum verlagerten Genres stellt. (…) Cameron (…) kocht hier sein eigenes Süppchen mit hartgesottenen Heldinnen, Biomechanoiden, politischer Paranoia und atemloser Spannung, wobei er die Prämisse des ersten Filmes beibehält.“ (Phil Hardy, Hrsg.: Die Science Fiction Filmenzyklopädie, 1998)

Zum Kinostart urteilte der Fischer Film Almanach anders: „Mit ‚Alien‘ von Ridley Scott (…), mit der phantastischen Welt und den Kreaturen von H. R. Giger hat dieser Film nichts mehr gemein. (…) Fortsetzung folgt – hoffentlich nicht.“ und über Ripley wurde gesagt „eine zu allem entschlossene Amazone, eine Art Über-Mutter im Rambo-Look“

Auch „Zoom“ war ungnädig: „War der erste ‚Alien‘-Film (…) noch durchaus raffiniert, so wird in der Fortsetzung ganz auf drastische Schockeffekte und die üblichen Technik-Spielereien gesetzt.“

Tja, damals regierte Ronald Reagan die USA, im Kino sorgten Rambo, „Missing in Action“ Chuck Norris und Konsorten im Kampf gegen „Die rote Flut“ für volle Kassen und die Filmkritik beurteilte Filme auch vor dem politischen Klima der USA, der Rambo-Ideologie.

mit Sigourney Weaver, Carrie Henn, Michael Biehn, Paul Reiser, Lance Henricksen, Bill Paxton, William Hope

Wiederholung: Freitag, 19. Mai, 01.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Aliens“ (98 % Frischegrad)

Wikipedia über „Aliens“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: „Sieben Minuten nach Mitternacht“ kommt das Monster

Mai 5, 2017

Geschichten sind das Gefährlichste von der Welt. Geschichten jagen, beißen und verfolgen dich.

Geschichten sind wichtig. Sie können wichtiger sein als alles andere. Wenn sie die Wahrheit in sich tragen.

(Das Monster bzw. Patrick Ness)

Der dreizehnjährige Conor O’Malley hat schon mehr Probleme als nötig. Seine von ihm über alles geliebte Mutter Lizzie ist todkrank. Krebs. Sein Vater lebt am anderen Ende der Welt in den USA. Seine Großmutter hasst er. Sie ist ihm viel zu streng. In der Schule ist er der Outsider. Er hat einen immer wiederkehrenden Albtraum.

Und dann wird er neuerdings noch jede Nacht um sieben Minuten nach Mitternacht von einem Monster geweckt.

Bei ihrer ersten Begegnung sagt Conor ihm, dass er keine Angst vor ihm habe. Außerdem ist er alt genug, um zu wissen, dass es keine Monster gibt.

Das Monster, das aussieht wie die vor dem O’Malley-Haus auf dem Hügel stehende Eibe und behauptet von Conor gerufen worden zu sein, nimmt die Herausforderung an. Er wird dem störrischen Conor Angst einjagen. Es will dem Jungen drei Geschichten erzählen und dann soll ihm Conor eine Geschichte erzählen, die die Wahrheit über Conor O’Malley und seine Ängste verrät.

Mit dieser Begegnung beginnt einer der schönsten, vielschichtigsten und überraschendsten „Monsterfilme“ der letzten Zeit.

Schon die erste Geschichte, die das Monster erzählt, widerspricht Conors Erwartungen. Es ist kein Märchen mit einer eindeutigen, von Anfang an offensichtlichen Moral. Es ist eine Geschichte, die Conors Ansicht von Gut und Böse fundamental widerspricht, weil der gute Prinz seine Geliebte ermordet und das Monster die böse Königin rettet.

Conor ist ziemlich verärgert über das Ende dieser Geschichte. Das sagt er dem Monster auch unverblümt.

Aber das Monster hat noch zwei weitere Geschichten, die den respektlosen Conor das Fürchten lehren sollen. Außerdem spiegeln die von ihm erzählten Geschichten Conors aktuelle Situation. Sie sollen ihn zum Nachdenken, zum Überprüfen seiner Ansichten und Meinungen, anregen.

J. A. Bayonas düsterer Fantasy-Film „Sieben Minuten nach Mitternacht“ basiert auf Patrick Ness‘ Jugendbuch, das mit mehreren Preisen, wie dem Deutschen Jugendliteraturpreis, ausgezeichnet und in fast vierzig Sprachen übersetzt wurde. Für den Film schrieb er das Drehbuch und visuell wurde sich, vor allem bei dem Monster, an den SW-Buchillustrationen von Jim Kay orientiert.

Schon in dem Roman wird die Idee, dass fiktionale Geschichten immer mehr oder weniger verfremdete Metaphern für reale Probleme des Erzählers sind, offen angesprochen; wobei Ness diesen Gedanken lässig auf die Metaebene hebt. Ohne dass dadurch die Geschichte zu einer verkopften und unverständlichen Abhandlung gerät. Außerdem unterläuft er immer wieder die Erwartungen des Publikums. Das beginnt schon mit dem Monster, das lieber Geschichten erzählt als handgreiflich Angst und Schrecken zu verbreiten.

Die Geschichten des Monsters und Conors Lebensumstände – die sich rapide verschlechternde Gesundheit seiner Mutter, der aus den USA nur zu einem kurzen Besuch kommende Vater, die verhasste Großmutter, die ihn aufnehmen will – werden von Ness und Bayona zu einer dichten Entwicklungsgeschichte miteinander verflochten, die sie konsequent aus Conors Perspektive erzählen. Bayona gestaltet sie mit etlichen Tricks und animierten Sequenzen visuell so reichhaltig, dass die Romanvorlage wie das Drehbuch zum Film wirkt.

Bayona inszenierte vorher „Das Waisenhaus“ und „The Impossible“. Sein nächster Film ist die Fortsetzung von „Jurassic World“. Sie soll im Juni 2018 in den Kinos starten.

Sieben Minuten nach Mitternacht (A Monster calls, USA/Spanien 2016)

Regie: J. A. Bayona (bzw. Juan Antonio Bayona)

Drehbuch: Patrick Ness

LV: Patrick Ness: A Monster calls, 2011 (Sieben Minuten nach Mitternacht)

mit Lewis MacDougall, Felicity Jones, Sigourney Weaver, Toby Kebbell, Ben Moor, James Melville, Oliver Steer, Geraldine Chaplin, Liam Neeson (als das Monster, was einerseits eine Hauptrolle, aber andererseits eine Trickfigur ist)

Länge: 109 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Die Vorlage (zum Filmstart in einer Filmausgabe mit Filmfotos)

Patrick Ness: Sieben Minuten nach Mitternacht

(nach einer Idee von Siobhan Dowd, mit Illustrationen von Jim Kay)

(übersetzt von Bettina Aberbanell)

cbj, 2017

224 Seiten

9,99 Euro

Deutsche Erstausgabe

cbj, 2011

Originalausgabe

A Monster calls

Walker Books Ltd., London, 2011

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Sieben Minuten nach Mitternacht“

Metacritic über „Sieben Minuten nach Mitternacht“

Rotten Tomatoes über „Sieben Minuten nach Mitternacht“

Wikipedia über „Sieben Minuten nach Mitternacht“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Juan Antonio Bayonas „The Impossible“ (Lo imposible, USA/Spanien 2012)

cbj-Seite zum Buch und zur Verfilmung


TV-Tipp für den 10. November: 8 Blickwinkel

November 10, 2016

Kabel 1, 22.25

8 Blickwinkel (USA 2008, Regie: Pete Travis)

Drehbuch: Barry L. Levy

Salamanca, Spanien, großer Antiterrorgipfel: der amerikanische Präsident will auf dem Marktplatz eine Rede halten. Da wird er erschossen und eine Bombe explodiert. Sein Leibwächter Thomas Barnes hat aber etwas gesehen und er nimmt die Spur auf.

„8 Fremde, 8 Sichtweisen, 1 Wahrheit“ lautet der Werbespruch, der ziemlich genau die erzählerische Pointe des Films verrät. Denn das Ereignisse vor, während und nach dem Attentat werden aus acht verschiedenen Sichtweisen erzählt und am Ende gibt es eine atemberaubende Autoverfolgungsjagd. Das unterhält prächtig über die knapp neunzig Minuten und ist filmisch und darstellerisch auch sehr gut gelöst. Denn mit den verschiedenen Blickwinkeln ändert sich auch immer der Blick auf die Ereignisse und die beteiligten Personen.

Dass der ganze Attentatsplan, wenn man genauer darüber nachdenkt, ziemlich konstruiert ist, fällt einem erst nach dem Abspann auf.

mit Dennis Quaid, Matthew Fox, Forest Whitaker, Sigourney Weaver, William Hurt, Edgar Ramirez, Ayelet Zurer, Bruce McGill, Zoe Saldana

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Amerikanische Homepage zum Film

Film-Zeit über „8 Blickwinkel“

Los Angeles Times über Barry Levy

Meine Besprechung von Pete Travis’ “Dredd” (Dredd, GB 2012)


Neu im Kino/Filmkritik: „Findet Dorie“ – Alles andere kannste vergessen

September 30, 2016

Ähem, also, „Findet Dorie“ ist die Fortsetzung von „Findet Nemo“ und diese Information kannste gleich wieder vergessen.

Dorie hat das auch schon vergessen.

Außerdem lief „Findet Nemo“ 2003 im Kino und wenn ich damals als Fünfjähriger den Animationsfilm gesehen hätte, würde ich heute, egal wie begeistert ich damals war, als Achtzehnjähriger unter keinen Umständen in einen Trickfilm (schlimm, weil Kinderfilm) und Kinderfilm (indiskutabel, weil ich jetzt endlich legal Erwachsenenfilme sehen darf) gehen. Daher dürfte das damalige Zielpublikum sich heute den neuesten Marvel-Superheldenfilm ansehen.

Aber „Findet Nemo“ war damals an der Kinokasse so erfolgreich, dass Pixar sicher schon sehr lange an eine Fortsetzung dachte und diese schnöden monetären Überlegungen erklären dann auch diese späte Fortsetzung, die überaus kurzweilig geraten ist.

Dorie, die in „Findet Nemo“ eine lustige Nebenfigur (Nebenfisch?) war, ist immer noch vergesslich, aber glücklich. Bis die Paletten-Doktorfisch-Dame sich bei einer Begegnung mit einem Schwarm Stachelrochen an Bruchstücke ihrer Vergangenheit erinnert. Sie fragt sich, wo ihre Eltern sind und sie will sie unbedingt wiederfinden.

Diese Suche nach ihrer Familie gestaltet sich, auch wegen ihrer Vergesslichkeit, schwierig. Aber sie findet neue Freunde und sie hat Ideen, um mit ihrem nicht vorhandenem Kurzzeitgedächtnis umzugehen.

Andrew Stanton, der Regisseur von „Findet Nemo“, ist auch für „Findet Dorie“ (ein in die Irre führender Titel) verantwortlich. Zuletzt inszenierte er mit seinem bislang einzigem Realfilm „John Carter: Zwischen zwei Welten“ einen veritablen Flop. Dabei war der mit viel CGI garnierte, bunte Abenteuerfilm gar nicht so schlecht.

Mit seinem neuen Film ist er jetzt bei den Kritikern und dem Publikum wieder auf Erfolgskurs. Seit seiner Premiere spülte der Film fast eine Milliarde Dollar in die Kassen von Pixar und Disney. Damit übertrifft „Findet Dorie“ schon jetzt das Einspielergebnis von „Findet Nemo“ und Pixar darf sich über einen satten Gewinn freuen.

Auch wenn das offizielle Budget stattliche 200 Millionen Dollar betrug, die in die unglaublich echt aussehenden Animationen floss.

Findet Dorie“ ist ein gewohnt gelungener Pixar-Film, der für Erwachsene allerdings etwas banal geraten ist. Denn neben Dories Suche nach den Eltern, ihrer Freundlichkeit und ihres Improvisationstalents, das sie von Wasser zu Wasser springen lässt, gibt es für ältere Zuschauer einfach zu wenige Anspielungen und thematische Vertiefungen. Kindern dürfte dagegen der witzige Abenteuerfilm gefallen, in dem Dorie, gegen alle Wahrscheinlichkeiten, ohne trocken zu werden ans Ziel gelangt.

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Findet Dorie (Finding Dory, USA 2016)

Regie: Andrew Stanton, Angus MacLane

Drehbuch: Andrew Stanton, Victoria Strouse (nach einer Geschichte von Andrew Stanton)

mit (im Original den Stimmen von) Ellen DeGeneres, Albert Brooks, Ed O’Neill, Kaitlin Olson, Hayden Rolence, Ty Burrell, Diane Keaton, Eugene Levy, Idris Elba, Dominic West, Sigourney Weaver (als Sigourney Weaver; okay, der Gag funktioniert nur im Original), Andrew Stanton, Lucia Geddes, Willem Dafoe

(in der deutschen Fassung den Stimmen von) Anke Engelke, Christian Tramitz, Udo Wachtveitl, Franziska von Almsick

Länge: 97 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Findet Dorie“

Metacritic über „Findet Dorie“

Rotten Tomatoes über „Findet Dorie“

Wikipedia über „Findet Dorie“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Andrew Stantons „John Carter: Zwischen zwei Welten“ (John Carter, USA 2012)

Und hier der Trailer zum Vorfilm