Grand Budapest Hotel (The Grand Budapest Hotel, USA/Deutschland 2014)
Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes Anderson (nach einer Geschichte von Wes Anderson und Hugo Guiness)
1932: Monsieur Gustave H., der Chefconcierge des Grand Budapest Hotels, erbt von Madame D. ein wertvolles Gemälde und weil der Sohn der Verstorbenen dem Concierge das Gemälde nicht gönnt, gerät Gustave H. in Teufels Küche.
mit Ralph Fiennes, Tony Revolori, F. Murray Abraham, Mathieu Amalric, Adrien Brody, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Harvey Keitel, Jude Law, Bill Murray, Edward Norton, Saoirse Ronan, Jason Schwartzman, Léa Seydoux, Tilda Swinton, Tom Wilkinson, Owen Wilson, Florian Lukas, Bob Balaban, Lisa Kreuzer
Wenige Tage nach seiner Premiere beim Filmfest in Cannes im Wettbewerb läuft Wes Andersons neuer Film „Der phönizische Meisterstreich“ bei uns im Kino an. Und es ist ein typischer Anderson-Film mit einigen Minuspunkten.
Wie in seinen vorherigen Filmen treten viele bekannte Schauspieler, die teils zum wiederholten Male in einem Wes-Anderson-Film mitspielen, in teilweise absurd kurzen Rollen auf. Es gibt den bekannten Anderson-Humor und die aus seinen vorherigen Komödien bekannten präzisen Bildkompositionen. Sie sind sofort als Bilder aus einem Wes-Anderson-Film erkennbar. Es gibt eine schnell freidrehende Geschichte, die hier noch mehr als früher alle erzählerischen Regeln ignoriert.
Im Mittelpunkt des 1950 spielenden Films steht Anatole ‚Zsa-zsa‘ Korda (Benicio del Toro), einer der reichsten Männer Europas und ein vollkommen skrupelloser Mogul. Jetzt will der Industrielle sein größtes Projekt, den „Korda Land und Meer Phönizische Infrastruktur Meisterstreich“ verwirklichen. Hinter dem umständlich-pompösen Projektnamen, der für den Filmtitel radikal zusammengestrichen wurde, verbirgt sich ein großes Infrastrukturprojekt in einer vergessenen, aber potentiell ertragreichen Region. Viel mehr muss man über das Projekt nicht wissen und mehr erfahren wir auch nicht darüber.
Als die Preise für verformbare Nieten, die für das Projekt von essentieller Wichtigkeit sind, sich plötzlich astronomisch verteuern, muss Korda mit einigen Investoren über ihre Beteiligung an seinem ‚Meisterstreich‘ neu verhandeln.
Dies gelingt ihm immer wieder mit absurden Wettkämpfen. Oder indem sie einfach ihre Meinung ändern.
Begleitet wird er bei dieser Reise von seiner zwanzigjährigen Tochter Liesl (Mia Threapleton), die er seit sechs Jahren nicht gesehen hat und die am Ende des Monats ihr Gelübde als Nonne ablegen will. Korda hat allerdings beschlossen, dass sie und nicht einer ihrer neun Brüder sein Vermögen erben soll. Um Liesl zu überzeugen, das Erbe anzunehmen, schlägt er ihr eine Probezeit bei ihm vor. Sie ist einverstanden.
Natürlich erwartet niemand von einem Wes-Anderson-Film eine konventionell erzählte Geschichte. Aber dieses Mal reiht er nur noch eine absurde Episode an eine weitere, mehr oder weniger absurde Episode. Der titelgebende phönizische Meisterstreich ist bestenfalls ein rudimentär erklärter MacGuffin, der mit zunehmender Laufzeit immer unwichtiger wird. Daran ändern auch die nach jeder Verhandlung Kordas mit einem der Investoren eingeblendeten Prozentzahlen nichts. Es sind einfach Zahlen, die ohne eine Bezugsgröße bedeutungslos sind.
Alle Figuren sind nur eindimensionale Cartoonfiguren, die nicht weiter als einen Gag tragen. Das gilt, leider, auch für den Protagonisten, der ungerührt zahllose Mordanschläge überlebt. Wer sie warum veranlasste ist egal. Sie sind einfach nur ein Running Gag. Gleiches gilt für sein absolut gleichgültiges Verhalten gegenüber seinen Angestellten. Sie sind für ihn Dinge, die er benutzt und wegwirft oder mit dem Schleudersitz aus seinem Flugzeug befördert. Wie in einer Gagshow wird Korda in verschiedene Situationen geworfen, die er stoisch überlebt.
Etwaige Versuche aus der Komödie so etwas wie eine Kritik am Kapitalismus oder am ausbeuterischen Kolonialismus herauszulesen, immerhin geht es um ein Großprojekt, das zum finanziellen Vorteil der Investoren durchgesetzt werden soll, oder Korda mit aktuellen größenwahnsinnigen Milliardären zu vergleichen, sind zum Scheitern verurteilt. Anderson interessiert sich dafür noch weniger als für den titelgebenden MacGuffin.
„Der phönizische Meisterstreich“ ist einfach nur ein Planspiel mit verschiedenen Schuhkartons, die nacheinander geöffnet werden und den Schauspielern erinnerungswürdige Auftritte ermöglichen. Ein erinnerungswürdiger Film entsteht so nicht.
Dem phönizischen Meisterstreich fehlt einfach der liebenswürdige Charme des „Grand Budapest Hotel“. Stattdessen erinnert dieser Streich viel zu oft an Wes Andersons vorherigen Film „Asteroid City“.
Der phönizische Meisterstreich (The Phoenician Scheme, USA/Deutschland 2025)
Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes Anderson (nach einer Geschichte von Wes Anderson und Roman Coppola)
mit Benicio del Toro, Mia Threapleton, Michael Cera, Riz Ahmed, Tom Hanks, Bryan Cranston, Mathieu Amalric, Richard Ayoade, Jeffrey Wright, Scarlett Johannsson, Benedict Cumberbatch, Rupert Friend, Hope Davis, Alex Jennings, Stephen Park, F. Murray Abraham, Charlotte Gainsbourg, Willem Dafoe, Bill Murray
Asteroid City gibt es nicht. Es ist, wie ein sich superseriös gebender, anscheinend direkt aus den Fünfzigern kommender TV-Sprecher am Filmanfang erklärt, eine erfundene Stadt für ein Theaterstück, das jetzt präsentiert wird. Mit einem Blick hinter die Kulissen der Produktion des Theaterstücks, das jetzt ein Film ist, der im Film gezeigt wird. Mit diesem Wissen betreten wir die Welt von Asteroid City, einer Kleinstadt im Südwesten der USA. 87 Einwohner. Eine Tankstelle, Imbiss, Telefonzelle, ein Motel mit zehn Zimmern, eine Sternwarte und ein von einem Asteroideneinschlag verursachter Krater. Zuggleise und eine Straße führen durch die Ansammlung sehr sauberer, frisch gestrichener Bretterbuden. Die Straße wird immer wieder von einem sich vor der Polizei auf der Flucht befindendem Gangsterpärchen benutzt. Sie schießen auf den sie mit Blaulicht verfolgenden Polizeiwagen und rasen durch Asteroid City. Mal in die eine, mal in die andere Richtung.
An diesem Wochenende wird in Asteroid City, wie jedes Jahr, der Asteroidentag gefeiert. Mit mehreren jugendlichen Sternguckern, einem Wettbewerb für sie, einem Fünf-Sterne-General und einer Astronomin. Im Hintergrund sehen wir immer wieder einen Atompilz.
Wir befinden uns in den fünfziger Jahren, als der US-amerikanische Traum intakt war. Das US-Militär führt in der Wüste Tests mit Atombomben durch. Niemand stört sich daran. Die Ufo-Hysterie erreicht ungeahnte Ausmaße. Ein Außerirdischer stört dann auch die Feierlichkeiten zum Asteroidentag. Danach verhängt die Regierung erst einmal eine Quarantäne unbekannter Dauer über Asteroid City.
Wes Anderson beobachtet in seiner neuen Komödie „Asteroid City“ die zufällig in dem Ort in der Wüste (und im Film, im Theaterstück und den Proben für das Stück) zusammengewürfelten, überwiegend weißen Menschen. Gespielt werden sie von Hollywood-Stars, wie Jason Schwartzman, Scarlett Johansson, Tom Hanks, Jeffrey Wright, Tilda Swinton, Bryan Cranston, Edward Norton, Adrien Brody, Liev Schreiber, Steve Carell, Matt Dillon, Willem Dafoe, Margot Robbie, Tony Revolori und Jeff Goldblum als Alien. Die meisten spielten bereits in früheren Wes-Anderson-Filmen mit. Einige von ihnen haben nur kleine bis kleinste, aber prägnante Rollen. Teilweise sind sie in ihren Kostümen nicht zu erkennen.
Nach der Verhängung der Quarantäne warten sie. Sie langweilen sich. Sie reden miteinander über sich, Gott, die Welt und den Alien, der sie besucht hat und der sich mehr für einen Stein als für sie interessierte. Ein Plot will sich daraus nicht entwickeln. Wes Anderson versucht es noch nicht einmal. Er belässt es beim Spiel mit Meta-Ebenen, bei Zitaten, Anspielungen, Witzen und sorgsam inszenierten Beobachtungen. Einige Personen, wie der Kriegsfotograf Augie Steenbeck, ein Witwer und Vater von vier Kindern (die erst in Asteroid City erfahren, dass ihre Mutter seit drei Wochen tot ist und sie in einer Tupperdose begleitet), und die Marilyn-Monroe-blonde Schauspielerin Midge Campbell, sind öfter im Bild. Aber nicht mehr. Auch ihre Szenen bleiben Vignetten, die jeweils für sich allein stehen und die sich vor allem auf die sichtbare Oberfläche konzentrieren.
Das ist dann wie das Ansehen von präzise arrangierten Postkartenbildern. Jede Farbe stimmt. Im Hintergrund gibt es immer noch etwas zu entdecken. Und es ist wunderschön verschachtelt als Film im Theaterstück in den Proben und Arbeiten für das Theaterstück, das immer wieder von den Figuren kommentiert wird.
Intellektuell ist das natürlich ein Spaß. Auch beim zweiten oder dritten Ansehen.
Aber dieses Mal ist der Spaß auch äußerst blutleer. Keine Figur hat ein nennenswertes Eigenleben. Eine Story gibt es auch nicht. Es gibt nur einige Menschen, die einige Tage in Asteroid City festsitzen, warten und danach wieder ihr Leben leben.
„Asteroid City“ ist eine Ansammlung von bekannten Wes-Anderson-Momenten, von denen jeder einzelne für sich gelungen und witzig ist. Als Gesamtwerk ist es trotzdem nicht mehr als ein sorgfältig kuratiertes Fotoalbum für seine Fans.
Asteroid City (Asteroid City, USA 2023)
Regie: Wes Anderson
Drehbuch Wes Anderson (basierend auf einer Idee von Wes Anderson und Roman Coppola)
mit Jason Schwartzman, Scarlett Johansson, Tom Hanks, Jeffrey Wright, Tilda Swinton, Bryan Cranston, Edward Norton, Adrien Brody, Liev Schreiber, Hope Davis, Stephen Park, Rupert Friend, Maya Hawke, Steve Carell, Matt Dillon, Hong Chau, Willem Dafoe, Margot Robbie, Tony Revolori, Jake Ryan, Jeff Goldblum, Grace Edwards, Aristou Meehan, Sophia Lillis, Ethan Josh Lee
Kurz gesagt: der neue Film von Wes Anderson ist der neue Film von Wes Anderson und er hat alles das, was man von einem Wes-Anderson-Film erwartet.
Damit hätten wir die Frage, ob der Film sehenswert ist, oder nicht, geklärt.
Jedenfalls für die Menschen, die seit Ewigkeiten auf „The French Dispatch“, Andersons Liebesklärung an „The New Yorker“, warteten, die Covid-bedingten Startterminverschiebungen geduldig ertrugen, immer auf einen Kinostart hofften (begleitet von zahlreichen Gebeten) und die sich selbstverständlich an seine vorherigen Filme erinnern. Seit seinem dritten Film „The Royal Tenenbaums“ produziert der Autorenfilmer auch seine Werke, die, bei allen Unterschieden, immer einen unverkennbaren Stil haben. Das gilt für seine starbesetzten Realfilme, wie „The Darjeeling Limited“, „Moonrise Kingdom“ und „The Grand Budapest Hotel“, und für seiine Trickfilme, wie „Fantastic Mr. Fox“ und „Isle of Dogs“. „The French Dispatch“ ist wieder ein Realfilm, wieder mit vielen bekannten Schauspielern und wieder mit zahlreichen Anspielungen. Dieses Mal auf die Welt des französischen Films, Frankreich und den alten Magazinjournalismus.
Der titelgebende „The French Dispatch“, also genaugenommen „The French Dispatch of the Liberty, Kansas Evening Sun‘, ist ein amerikanisches Magazin, das in Frankreich erscheint, immer ein Liebhaberprojekt des Verlegers war und ist. Wenn es zu einem Konflikt zwischen der Länge des journalistischen Textes und den Anzeigen kommt, dann wirft er einige Anzeigen raus. Nachdem der hochgeschätzte Gründer und Verleger Arthur Howitzer, Jr. (Bill Murray) stirbt, stirbt auch das Magazin. In seinem Film blättert Wes Anderson durch die letzte Ausgabe und der so entstandene Film ist dann eine Ansammlung von garantiert erfundenen Reportagen aus der sehr französischen Stadt Ennui-sur-Blasé (erfunden, gedreht wurde in Angoulême) in einer fiktiven Zeitlinie, die immer wie ein französischer Film aus den fünfziger/sechziger Jahren aussieht.
In der ersten und kürzesten Reportage radelt der Reisereporter Herbsaint Sazerac (Owen Wilson) durch die verrufensten Ecken der Stadt und zeigt sie im Wandel der Zeit.
In „Das Beton-Meisterwerk“ schreibt und spricht die Kunstkritikerin J. K. L. Berensen (Tilda Swinton) über den Künstler Moses Rosenthaler (Benicio Del Toro) und sein Werk. Der geistesgestörte, inhaftierte Maler ist ein Genie. Jedenfalls für die Kunstwelt, die ungeduldig auf sein neuestes Werk wartet, das im Gefängnis der Welt präsentiert werden soll. Werk und Ablauf der Präsentation entsprechen dann nicht den Erwartungen einer normalen Vernissage.
„Korrekturen eines Manifests“ ist eine Reportage über politikbewegte Studenten und damit auch eine Satire und Hommage an die 68er und die Nouvelle Vague, vor allem natürlich an die in den Sechzigern entstandenen legendären Filme von Jean-Luc Godard. Lucinda Krementz (Frances McDormand) berichtet über die revolutionären Umtriebe der Studierenden und sie hilft Zeffirelli B (Timothée Chalamet), dem charismatischem Anführer der Studenten, entgegen aller journalistischer Ethik, aber befeuert von der Liebe, bei der Formulierung eines Manifests. Oder genauer gesagt: sie redigiert es, während sie gemeinsam im Bett und Bad sind.
„Das private Speisezimmer des Polizeichefs“ ist die sich in jedem gutem Magazin befindende Kriminalgeschichte. In dieser ziemlich noiren Reportage erzählt Roebuck Wright (Jeffrey Wright), der eigentlich nur ein Porträt über den Koch des Kommissars von Ennui-sur-Blasé schreiben wollte, von der Entführung des Sohnes des Kommissars und sich daraus ergebenden Verwicklungen.
Gerahmt werden diese Reportagen von einem Blick in die Redaktionsräume des „French Dispatch“, eines Magazins, das es heute so nicht mehr gibt und auch so wahrscheinlich niemals gab, aber in dem alle eine große, seltsame Familie waren.
Alle Geschichten sind starbesetzte Liebeserklärungen an Frankreich, das französische Kino, das Kino und das Erzählen von Geschichten aus sicherer ironischer Distanz. Die Episodenstruktur, die natürlich dem Blättern in einem Magazin entspricht, verhindert eine traditionelle Spannungsdramaturgie. Aber die interessierte Wes Anderson noch nie. Ihn interessierte immer das verspielte Spielen mit Versatzstücken, Brechungen und Anspielungen in seinem ganz eigenem Kosmos.
„The French Dispatch“ ist ganz großes und großartiges Kino für den kulturinteressierten Bürger, Cineast und, weil wir dieses Mal in einem aus Filmen sehr vertrautem Nachkriegsfrankreich sind, Bourgeois.
The French Dispatch (The French Dispatch, USA/Deutschland 2021)
Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes Anderson (nach einer Originalgeschichte von Wes Anderson, Roman Coppola, Hugo Guiness und Jason Schwartzman)
mit Benicio Del Toro, Adrien Brody, Tilda Swinton, Léa Seydoux, Frances McDormand, Timothée Chalamet, Lyna Khoudri, Jeffrey Wright, Mathieu Amalric, Stephen Park, Bill Murray, Owen Wilson, Christoph Waltz, Edward Norton, Jason Schwartzman, Liev Schreiber, Elisabeth Moss, Willem Dafoe, Lois Smith, Saoirse Ronan, Cécile de France, Guillaume Gallienne, Tony Revolori, Rupert Friend, Henry Winkler, Bob Balaban, Hippolyte Girardot, Anjelica Huston (Erzählerin)
(Ich empfehle im Kino ausdrücklich den Verzicht auf etwaige Trinkspiele.)
Die Tiefseetaucher(The Life Aquatic with Steve Zissou, USA 2004)
Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes Anderson, Noah Baumbach
Steve Zissou, von sich selbst und seiner Grandiosität überzeugter Meeresforscher und -filme im Geist von Jacques-Yves Cousteau, jagt für seinen neuen Film einen Hai, der einen seiner Weggefährten gefressen hat.
Und weil „Die Tiefseetaucher“ ein Film von Wes Anderson ist, gibt es viele schrullige Figuren und absurde Begegnungen. Ein höchst vergnüglicher Über- und Unterwassertrip.
mit Bill Murray, Owen Wilson, Cate Blanchett, Anjelica Huston, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Michael Gambon, Noah Taylor, Bud Cort, Seu Jorge
1965, auf einer kleinen Insel vor der Küste Neuenglands: ein zwölfjähriger Pfadfinder verlässt ohne Erlaubnis das Lager der Pfadfinder, seine gleichaltrige Freundin die elterliche Wohnung. Während sie in einer Bucht glückliche Stunden verbringen, werden sie von den Erwachsenen, die ihre eigenen Probleme haben, gesucht.
Wes Anderson!!! Wie gewohnt locker die Genres vermischend mit skurrilen Figuren, zahlreichen Anspielungen, lakonischen Dialogen und vielen bekannten Schauspielern.
mit Bruce Willis, Edward Norton,Bill Murray, Frances McDormand, Tilda Swinton, Jared Gilman, Kara Hayward, Jason Schwartzman, Bob Balaban, Harvey Keitel
Darjeeling Limited (The Darjeeling Limited, USA 2007)
Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes Anderson, Roman Coppola, Jason Schwartzman
Drei Brüder, die seit Jahren nicht mehr miteinander geredet haben, wollen in Indien ihre Mutter besuchen und wieder zueinanderfinden – und wir können uns köstlich bei diesem Versöhnungsversuch mit viel Lokalkolorit amüsieren.
mit Owen Wilson, Adrien Brody, Jason Schwartzman, Amara Karan, Wally Wolodarsky, Waris Ahluwalia, Irrfan Khan, Barbet Schroeder, Bill Murray, Anjelica Huston
Ein Alfred-Hitchcock-Abend mit zwei selten gezeigten Filmen und einer guten Doku. Das ist wie Weihnachten. Nur schöner.
Arte, 20.15
Der Fremde im Zug (Strangers on a train, USA 1951)
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Raymond Chandler, Czenzi Ormonde
LV: Patricia Highsmith: Strangers on a train, 1950 (Alibi für zwei, Zwei Fremde im Zug)
Während einer Bahnfahrt schlägt ein Bruno Anthony dem Tennis-Profi Haines einen vertauschten Mord vor. Haines hält dies für einen schlechten Scherz, bis seine Frau ermordet wird und Bruno den zweiten Mord einfordert.
Nach einigen Misserfolgen war “Der Fremde im Zug” wieder ein Kassenerfolg für Alfred Hitchcock. Die Highsmith-Verfilmung markiert den Beginn von Hitchcocks goldenen fünfziger Jahre. Heute hat „Der Fremde im Zug“ einen festen Platz im Hitchcock-Kanon hat.
Mit Robert Walker, Farley Granger, Patricia Hitchcock, Leo G. Carroll, Ruth Roman, Laura Elliott
Im Balkanexpress verschwindet eine nette, ältere Dame. Eine junge Frau und ein ebenfalls junger Mann suchen sie, obwohl die anderen Passagiere behaupten, die alte Dame habe niemals existiert.
Hitchcocks letzter bedeutender englischer Film. Danach ging’s nach Hollywood und der Rest ist, wie man so sagt, Geschichte.
“Die hervorragenden Schauspieler tragen das ihre dazu bei, aus der launigen Geschichte ein fesselndes Abenteuer zu machen. Am überzeugendsten aber siegt hier Hitchcocks Genie, den Thrill aus dem kontrapunktischen Spiel von Suspense und Komik zu schöpfen.” (Robert A. Harris/Michael S. Lasky: Alfred Hitchcock und seine Filme)
Mit Margaret Lockwood, Michael Redgrave, Paul Lukas, Dame May Whitty, Googie Withers, Cecil Parker
Hitchcock–Truffaut(Hitchcock/Truffaut, Frankreich 2015)
Regie: Kent Jones
Drehbuch: Kent Jones, Serge Toubiana
Achtzigminütige Doku über das legendäre Gespräch zwischen Alfred Hitchcock und Francois Truffaut und wie dieses als „Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?“ veröffentlichte Gespräch die Arbeit von jüngeren Regisseuren beeinflusste.
Mit Alfred Hitchcock, Francois Truffaut, Wes Anderson, Olivier Assayas, Peter Bogdanovich, Arnaud Desplechin, David Fincher, James Gray, Kiyoshi Kurosawa, Richard Linklater, Paul Schrader, Martin Scorsese
Beginnen wir gleich mit dem größten Problem von „Isle of Dogs – Ataris Reise“: die Synchronisation. Im Original verleihen Hollywoodstars Hunden und Menschen ihre Stimme. Bei uns sind es dann deutlich unbekanntere Synchronsprecher.
Die meisten Zuschauer werden sich, im Gegensatz zu den Cineasten und „ich will jeden Film von xyz sehen“-Fans, daran nicht stören. Sie kennen eh nur die Synchronstimmen von Scarlett Johansson und Greta Gerwig. Und die Fans von Originalfassungen, zu denen ich gehöre, sind eine überschaubare Minderheit. Sogar im CineStar im Berliner Sony Center, das nur Originalfassungen zeigt, wird man an der Kasse immer gefragt, ob man die Originalfassung sehen möchte.
Damit ist, ehrlich betrachtet, die Synchronisation und das damit verbundene Verschwinden der Starpower, etwas zwischen Schein- und Luxusproblem. Der Reiz der Bilder bleibt in dem witzigen Stop-Motion-Film in jeder Fassung erhalten.
Stop-Motion ist eine altbewährte Filmtechnik, die auch sehr aufwendig ist. Zuerst werden dreidimensionale Objekte, in diesem Fall Hunde und Menschen, gefertigt. Diese werden für jede Aufnahme minimal bewegt. Erst wenn man die so entstandenen Aufnahmen schnell zeigt, entsteht der Eindruck von Bewegung. Weil „Isle of Dogs“-Regisseur Wes Anderson statt der normalen 24 Bilder pro Sekunde eine Vorliebe für 12 Einzelbilder pro Sekunde hat, mussten für den Film nur 130.000 handgefertigte Standbilder angefertigt werden. Die Bewegungen erscheinen so etwas abgehackter als normal. Am Arbeitstempo änderte sich dadurch wenig. Täglich konnten nur wenige Sekunden Film entstehen. Insgesamt dauerte die Produktion des Films fast zwei Jahre. Und davor wurde das Drehbuch geschrieben und in einem Storyboard die einzelnen Einstellungen festgelegt. „Isle of Dogs“ ist daher kein Film, in dem mal schnell etwas improvisiert wurde.
Stop-Motion-Szenen hat jeder schon gesehen. Meistens in Science-Fiction- und Fantasy-Filmen. In „King Kong und die weiße Frau“ und den „Krieg der Sterne“-Filmen wurde die Technik für einige Szenen verwandt. Ray Harryhausen war ein Meister dieser Technik. Seine Arbeit kann in „Sindbads 7. Reise“, „Jason und die Argonauten“, „Eine Million Jahre vor unserer Zeit“ und „Kampf der Titanen“ bewundert werden. In den letzten Jahren inszenierten Tim Burton („Nightmare before Christmas“ [Regie: Henry Selick], „Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche“ und „Frankenweenie“) und, für Erwachsene, Charlie Kaufman („Anomalisa“) Stop-Motion-Kinofilme. Mit „Der fantastische Mr. Fox“ inszenierte Wes Anderson bereits einen Stop-Motion-Animationsfilm.
In seinem neunten Spielfilm „Isle of Dogs – Ataris Reise“ erzählt Anderson die Geschichte von Atari Kobayashi (Koyu Rankin). Er ist der zwölfjährige Pflegesohn des autoritären Bürgermeisters von Megasaki City. Aufgrund einer grassierenden Hundegrippe werden alle Hunde aus der Stadt nach Trash Island verbannt. Die Insel, eigentlich eine Müllkippe, liegt in Sichtweite von Megasaki City.
Eines Tages wird Spots, der Wachhund von Atari, nach Trash Island deportiert.
Atari will seinen Freund retten. Er klaut ein Flugzeug, legt auf der Insel eine ordentliche Bruchlandung hin und will auf der riesigen Insel seinen besten Freund finden. Das ist eine ziemlich hoffnungslose Aufgabe, bis eine kleine Hundegruppe – bestehend aus Rex (Edward Norton), Boss (Bill Murray), King (Bob Balaban), Duke (Jeff Goldblum) und Chief (Bryan Cranston) – beschließt, dem Jungen zu helfen. Immerhin ist es das, was Hunde tun.
In diesem Moment sind wir schon mitten drin in einem Abenteuer, das Kindern und Erwachsenen gefallen dürfte. Für Kinder gibt es eine Geschichte über die Suche nach einem Hund, Freundschaft und den Kampf gegen einen Bösewicht. Denn die Hundegrippe wurde von Menschen verursacht. Genauso wie die Ausgrenzung und Deportation der einstmals geliebten Haustiere in den sicheren Tod. Denn auf Trash Island gibt es keine Nahrung. Anderson erzählt die Abenteuer von Atari und seinen Hundefreunden, mit vielen sehr vergnüglichen Um- und Abwegen, detailfreudig, voller Humor, Slapstick und Situationskomik.
Erwachsene und Cineasten werden in diesen Momenten auch etliche lässig eingestreute Anspielungen und Zitate erkennen. Stilistisch ist „Isle of Dogs“ unverkennbar inspiriert vom japanischen Film, vor allem von Akira Kurosawa („Die sieben Samurai“), und der japanische Kultur. Im Film wird auch ziemlich viel japanisch gesprochen. Anderson erzählt die Geschichte aus der Sicht der Hunde, die sich natürlich untereinander blendend verstehen. Sie sprechen daher, im Original, englisch. Japanisch verstehen die Hunde nicht. Deshalb gibt es, wenn Menschen japanisch sprechen, auch keine Untertitel. Wenn es wirklich wichtig ist, übersetzt eine Dolmetscherin (Frances McDormand im Original) ins Englische. Das ist nötig, weil eine junge US-Austauschstudentin, Hundefreundin und Journalistin eine gewaltige Verschwörung gegen die Hunde wittert.
Diese Verschwörung gegen die Hunde, ihre Ausgrenzung und die Pläne für ihre Vernichtung können mühelos als warnender Kommentar zum aktuellen politischen Geschehen gelesen werden. Dabei hat Wes Anderson den Film schon 2015 ankündigt und die Produktion begann 2016. Seine Premiere hatte er auf der diesjährigen Berlinale. Dort erhielt Anderson den Silbernen Bären als bester Regisseur.
Isle of Dogs – Ataris Reise (Isle of Dogs, USA 2018)
Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes Anderson (nach einer Geschichte von Wes Anderson, Roman Coppola, Jason Schwartzmann und Kunichi Nomura)
mit (im Original den Stimmen von) Liev Schreiber, Edward Norton, Bill Murray, Bob Balaban, Jeff Goldblum, Bryan Cranston, Scarlett Johansson, F. Murray Abraham, Tilda Swinton, Harvey Keitel, Ken Watanabe, Koyu Rankin, Kunichi Nomura, Akira Takayama, Greta Gerwig, Akaira Ito, Yoko Ono, Frances McDormand, Nijiro Murakami, Mari Natsuki, Yojiro Nada, Frank Wood, Courtney B. Vance (Wuff, ein All-Star-Voice-Film)
Drehbuch: Wes Anderson, Roman Coppola, Jason Schwartzman
Drei Brüder, die seit Jahren nicht mehr miteinander geredet haben, wollen in Indien ihre Mutter besuchen und wieder zueinanderfinden – und wir können uns köstlich bei diesem Versöhnungsversuch mit viel Lokalkolorit amüsieren.
mit Owen Wilson, Adrien Brody, Jason Schwartzman, Amara Karan, Wally Wolodarsky, Waris Ahluwalia, Irrfan Khan, Barbet Schroeder, Bill Murray, Anjelica Huston
The Grand Budapest Hotel (The Grand Budapest Hotel, USA/Deutschland 2014)
Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes Anderson (nach einer Geschichte von Wes Anderson und Hugo Guiness)
1932: Monsieur Gustave H., der Chefconcierge des Grand Budapest Hotels, erbt von Madame D. ein wertvolles Gemälde und weil der Sohn der Verstorbenen dem Concierge das Gemälde nicht gönnt, gerät Gustave H. in Teufels Küche.
mit Ralph Fiennes, Tony Revolori, F. Murray Abraham, Mathieu Amalric, Adrien Brody, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Harvey Keitel, Jude Law, Bill Murray, Edward Norton, Saoirse Ronan, Jason Schwartzman, Léa Seydoux, Tilda Swinton, Tom Wilkinson, Owen Wilson, Florian Lukas, Bob Balaban, Lisa Kreuzer
Arte, 20.15 Hitchcock–Truffaut(Frankreich 2015, Regie: Kent Jones)
Drehbuch: Kent Jones, Serge Toubiana
Achtzigminütige Doku über das legendäre Gespräch zwischen Alfred Hitchcock und Francois Truffaut und wie dieses als „Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?“ veröffentlichte Gespräch die Arbeit von jüngeren Regisseuren beeinflusste.
Anschließend, um 21.35 Uhr läuft Alfred Hitchcocks „Frenzy“.
Mit Alfred Hitchcock, Francois Truffaut, Wes Anderson, Olivier Assayas, Peter Bogdanovich, Arnaud Desplechin, David Fincher, James Gray, Kiyoshi Kurosawa, Richard Linklater, Paul Schrader, Martin Scorsese
Hinweise Arte über „Hitchcock-Truffaut“
Oft schreibe ich in meinen Besprechungen ja, welcher Schauspieler welche Rolle spielt. Bei Wes Andersons neuem Film „The Grand Budapest Hotel“ mache ich das nicht. Denn ein Teil des Spaßes beim Ansehen der Komödie ist es, Ralph Fiennes, F. Murray Abraham, Mathieu Amalric, Adrien Brody, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Harvey Keitel, Jude Law, Bill Murray, Edward Norton, Saoirse Ronan, Jason Schwartzman, Léa Seydoux, Tilda Swinton, Tom Wilkinson, Owen Wilson, Florian Lukas und Bob Balaban, in ihren teils cameohaften Auftritten, teils gut geschminkt oder mit Bart, zu erkennen. Außerdem steht das ja alles auf dem stylischen Plakat.
Ein weiterer Teil des Spaßes, jedenfalls für Filmfans, ist es, all die Anspielungen, Zitate und Reminiszenzen zu entdecken. In dem sicheren Gefühl, in dieser Sekunde gerade zwei verpasst zu haben. Denn „The Grand Budapest Hotel“ ist ein großartiger Spaß, in dem 1968 im nur noch schwach von seiner früheren Größe zehrendem Grand Budapest Hotel der seltsame Hotelbesitzer Zero Moustafa einem jungen Autor erzählt, wie er der Besitzer des mondänen Hotels wurde.
1932 begann er als Zero (und das war er damals) unter der strengen Fuchtel von Monsieur Gustave H., der als Chefconcierge gerade bei den älteren Damen sehr beliebt war, als Lobbyboy. Nach dem plötzlichen Tod der 84-jährigen Madame Céline Villeneuve Desgoffe und Taxis (kurz Madame D.), fahren sie zur Trauerfeier, haben ein unschönes Erlebnis an der Grenze, erfahren, dass Madame D. Monsieur Gustave ein wertvolles Gemälde vermachte und dass die aasigen Erben ihnen das Bild nicht gönnen. Monsieur Gustave und Zero stehlen es, flüchten zurück in das Grand Budapest Hotel und spätestens hier beginnt eine herrlich verwirrende Geschichte um Lug und Betrug, Mord, falsche Verdächtigungen und, wir ahnen es, Liebe, die so flott und so vergnüglich erzählt wird, dass man kaum zum Nachdenken kommt und auch überhaupt nicht über die Geschichte nachdenken will, denn eine wichtige Inspiration für die Filmgeschichte sind die Screwballkomödien und Serials der frühen dreißiger Jahre, in denen der Held von einer tödlichen Gefahr in die nächste stolpert. Erzählt wird das äußerst geschmackvoll und stilbewusst mit mehr als einem Hauch Billy Wilder und Ernst Lubitsch und einer Danksagung an Stefan Zweig, dessen Memoiren Anderson zu diesem Film inspirierten.
„The Grand Budapest Hotel“ ist ein sehr kurzweiliger, temporeicher Spaß voller Zitate, Witze und Überraschungen. Eine wahre cineastische Wundertüte, die man auch einfach als spritzige Komödie genießen kann.
The Grand Budapest Hotel (The Grand Budapest Hotel, USA/Deutschland 2014)
Regie: Wes Anderson
Drehbuch: Wes Anderson (nach einer Geschichte von Wes Anderson und Hugo Guiness)
mit Ralph Fiennes, Tony Revolori, F. Murray Abraham, Mathieu Amalric, Adrien Brody, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Harvey Keitel, Jude Law, Bill Murray, Edward Norton, Saoirse Ronan, Jason Schwartzman, Léa Seydoux, Tilda Swinton, Tom Wilkinson, Owen Wilson, Florian Lukas, Bob Balaban, Lisa Kreuzer