TV-Tipp für den 19. Mai: Ruhet in Frieden – A Walk among the Tombstones

Mai 19, 2018

ZDFneo, 22.20

Ruhet in Frieden – A Walk among the Tombstones (A Walk among the Tombstones, USA 2014)

Regie: Scott Frank

Drehbuch: Scott Frank

LV: Lawrence Block: A Walk among the Tombstones, 1992 (Endstation Friedhof, Ruhet in Frieden)

Matt Scudder, Ex-Polizist, Ex-Alkoholiker und Privatdetektiv ohne Lizenz, soll für den Dealer Kenne Kristo die Mörder seiner Frau suchen. Dass Kristo sie umbringen will, stört ihn nicht sonderlich.

Feine Verfilmung eines gewohnt feinen Matt-Scudder-Romans.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Liam Neeson, Dan Stevens, Boyd Holbrook, Brian ‘Astro’ Bradley, Ólafur Darri Ólafson, David Harbour, Adam David Thompson

Hinweise
Amerikanische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Ruhet in Frieden“
Moviepilot über „Ruhet in Frieden“
Metacritic über „Ruhet in Frieden“
Rotten Tomatoes über „Ruhet in Frieden“
Wikipedia über „Ruhet in Frieden“ (deutsch, englisch)
Kriminalakte über „Ruhet in Frieden“ und Scott Frank

Meine Besprechung von Scott Franks „Ruhet in Frieden – A Walk among the Tombstones“ (A Walk among the Tombstones, USA 2014) und DVD

Thrilling Detective über Matt Scudder


Neu im Kino/Filmkritik: „Nach einer wahren Geschichte“ ist keine wahre Geschichte

Mai 18, 2018

Delphine (Emmanuelle Seigner) ist eine erfolgreiche Autorin, die von dem Rummel um ihr neues Buch, in dem sie ihre Beziehung zu ihrer Mutter schildert, zunehmend geschlaucht ist. Während einer Signierstunde und einem anschließenden Empfang trifft sie auf Elle (Eva Green). Sie ist ebenfalls Autorin. Ghostwriterin. Und sie sieht schon bei ihrer ersten Begegnung wie Glenn Close im Finale von „Eine verhängnisvolle Affäre“ aus. Elle ist die schon auf den ersten Blick leicht durchgeknallte Person, zu der man im realen Leben einen wohltuenden Abstand hält. Nicht so Delphine. Sie freut sich, in ihrem größten Fan endlich eine verständnisvolle Gesprächspartnerin gefunden zu haben. Elle versteht sie besser, als sie sich selbst versteht. Elle will ihr auch bei ihrem neuem Buch, das nach Elles Ansicht noch persönlicher und radikaler als ihr letztes Buch werden sollte, helfen und sie sei bereit einen beratenden Blick auf das Manuskript zu werfen.

Schnell wird Elle für Delphine zu der Freundin, die auch die Aufgaben einer persönlichen Sekretärin und Beraterin übernimmt. Delphine verlässt sich immer mehr auf Elle, während wir Zuschauer das für einen gewaltigen Fehler halten. Denn Elle wirkt immer, als spiele sie nur die gute Freundin, während sie einen ganz anderen Plan verfolgt.

Roman Polanskis neuer Film „Nach einer wahren Geschichte“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Delphine de Vigan. Als das Buch vor drei Jahren in Frankreich erschien, wurde heftig darüber diskutiert, wie autobiographisch de Vigans Geschichte ist. Denn es gibt frappierende Parallelen zwischen ihrem Leben und dem Romangeschehen. Und der Buchtitel heizte die Spekulationen an. Sie selbst sagt dazu: „Es ist ein Buch, das sich liest, wie ein Buch nach wahren Begebenheiten, ein Roman, der sich an wirkliche Begebenheiten anlehnt, aber in dem doch fast alles ausgedacht ist.“

Es geht, wie im Film, um die Beziehung zwischen einer Erfolgsautorin und ihrer Freundin, die von einer Vertrauten zur Fanatikerin wird. Als Leser soll man auch an die Romanverfilmungen „Weiblich, ledig, jung sucht…“, „Shining“ und „Misery“ denken.

Im Film denkt man mehr an die Filme von Claude Chabrol und seine kalten Bestandsaufnahme der Bourgeoisie. Auch wenn „Nach einer wahren Geschichte“ weniger ein Psychothriller und mehr eine langsam erzählte Studie über eine ausgewachsene Schreibblockade und den Schaffensprozess des Künstlers ist. Im Presseheft sagt Polanski: „Ich leide sehr, wenn ich schreibe. Ich weiß aus Erfahrung, dass es nichts Schrecklicheres gibt als eine leere Seite. Man fühlt sich dann schon besser, wenn man irgendetwas zu Papier gebracht hat.“

Sein Co-Drehbuchautor Olivier Assayas beschäftigte sich in seinen letzten beiden Spielfilmen „Die Wolken von Sils Maria“ und „Personal Shopper“ mit der Arbeit einer Künstlerin und der für seine Protagonistinnen verschwimmenden Grenze zwischen Realität und, wertfrei und sehr breit verstanden, Fantasie und Wahn.

Und Delphines Geschichte ist, wie öfter bei Polanski, vor allem in „Ekel“ und „Der Mieter“, die Geschichte einer Reise in den Wahnsinn. Denn Delphine wird immer abhängiger von Elle. Die Ghostwriterin bestimmt immer mehr über das Leben der Schriftstellerin, die sogar Elles Geschichte erzählen will.

Das funktioniert als langsam erzähltes Kammerspiel ganz gut. Auch wenn die Beschränkung auf zwei Personen arg reduziert ist und eine verzweifelt auf einen leeren Bildschirm (vulgo „das leere Blatt“) starrende Schriftstellerin doch eher ein Arthaus-Publikum anspricht, das von langen statischen Bildern auf bewegungslose Menschen angesprochen wird.

Nach einer wahren Geschichte“ ist ein guter und, wenn man beginnt ihn zu analysieren, komplexer Film, der allerdings nie wirklich packt. Dafür ist die Geschichte etwas zu künstlich und Delphine verhält sich, für eine erfolgreiche Autorin, doch zu unvorsichtig und vertrauensselig.

Nach einer wahren Geschichte (D’après une histoire vraie, Frankreich 2017)

Regie: Roman Polanski

Drehbuch: Olivier Assayas, Roman Polanski

LV: Delphine de Vigan: D’après une histoire vraie, 2015 (Nach einer wahren Geschichte)

mit Emmanuelle Seigner, Eva Green, Vincent Perez, Josée Dayan, Camille Chamoux, Brigitte Roüan, Dominique Pinon

Länge: 101 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Nach einer wahren Geschichte“

Metacritic über „Nach einer wahren Geschichte“

Rotten Tomatoes über „Nach einer wahren Geschichte“

AlloCiné über „Nach einer wahren Geschichte“

Wikipedia über „Nach einer wahren Geschichte“ (englisch, französisch)

Meine Besprechung von Roman Polanskis “The Ghostwriter” (The Ghost Writer, Frankreich/Deutschland/Großbritannien 2010)

Meine Besprechung von Roman Polanskis “Venus im Pelz” (La Vénus á la Forrure, Frankreich/Polen 2013)


TV-Tipp für den 18. Mai: Der Spion, der aus der Kälte kam

Mai 18, 2018

3sat, 22.25

Der Spion, der aus der Kälte kam The Spy who came in from the Cold, Großbritannien 1965)

Regie: Martin Ritt

Drehbuch: Paul Dehn, Guy Trosper

LV: John le Carré: The spy who came in from the cold, 1963 (Der Spion, der aus der Kälte kam)

Der britische Geheimdienstler Leamas wechselt zum Schein die Seiten – und gerät in Teufels Küche.

Realistischer, kritischer, kalter Agententhriller über die Suche nach Doppelagenten und Überläufern. Mit le Carrés Buch (ein Welterfolg) und der gelungenen Verfilmung wandelte sich das heroische Bild des Spions zu eines sehr gewöhnlichem. Denn überall sind Spione „eine schmutzige Prozession von hohlen Narren und Verrätern. Ja, auch von Schwulen, Sadisten und Trinkern, von Leuten, die Räuber und Gendarm spielen, im ihrem erbärmlichen Leben etwas Reiz zu geben.“ (John le Carré: Der Spion, der aus der Kälte kam).

Mit Richard Burton, Oskar Werner, Claire Bloom, Peter van Eyck, Rupert Davies, Sam Wanamaker, Cyril Cusack, Bernard Lee

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der Spion, der aus der Kälte kam“

Wikipedia über „Der Spion, der aus der Kälte kam“ (deutsch, englisch)

Homepage von John le Carré

Meine Besprechung von John le Carrés „Geheime Melodie“ (The Mission Song, 2006)

Meine Besprechung von John le Carrés “Marionetten (A most wanted man, 2008)

Meine Besprechung von John le Carrés “Verräter wie wir” (Our kind of traitor, 2010)

Meine Besprechung von John le Carrés “Empfindliche Wahrheit” (A delicate truth, 2013)

Meine Besprechung von John le Carrés „Das Vermächtnis der Spione“ (A Legacy of Spies, 2017)

Meine Besprechung der John-le-Carré-Verfilmung “Bube, Dame, König, Spion” (Tinker, Tailor, Soldier, Spy, Großbritannien/Frankreich/Deutschland 2011)

Meine Besprechung der John-le-Carré-Verfilmung “A most wanted man” (A most wanted man, Deutschland/Großbritannien 2014) und der DVD

Meine Besprechung der John-le-Carré-Verfilmung „Verräter wie wir“ (Our Kind of Traitor, Großbritannien 2016)

Meine Besprechung der ersten beiden Episoden von Susanne Biers „The Night Manager“ (The Night Manager, Großbritannien/USA 2016) und der gesamten Miniserie

John le Carré in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: Kreative Titelwahl, Folge ichhabeschonlangeaufgehörtzuzählen: „Deadpool 2“

Mai 17, 2018

Vor zwei Jahren war „Deadpool“ ein Überraschungserfolg. Ein R-rated-Superheldenfilm, der Gewalt zelebriert, respektlos über alles herzieht und der einen sehr robusten Humor hat, das klang in der gepflegten Marvel-, X-Men-, Spider-Man- und Supermansuperheldenwelt nach dem Rezept für ein kommerzielles Desaster. An dieser kommerziellen Prognose änderte auch die Beliebtheit der quasi unverfilmbaren Deadpool-Comics nichts. Wer will auf der Leinwand schon einen Helden sehen, der ständig mit dem Publikum redet, kein Interesse an Weltrettung hat und dessen Zimmer wie eine Studentenbude aussieht?

Entsprechend lange musste Hauptdarsteller Ryan Reynolds nach seinem ersten, kurzen Auftritt als Deadpool in „X-Men Origins: Wolverine“ (2009) für den Film kämpfen. Letztendlich erhielt er ein überschaubares Budget, setzte alles auf eine Karte und gewann. Denn schon die ersten Minuten von „Deadpool“ zeigten: der Kampf hat sich gelohnt und der Comic-Deadpool wurde ohne große Veränderungen zum Film-Deadpool. Das weltweite Einspielergebnis von über 750 Millionen Dollar machte die Fortsetzung zu einen No Brainer. Und weil „Deadpool“ damit auch der R-rated-Film mit dem höchsten Einspiel war, wurde das Erfolgsrezept nicht geändert. Man liefert einfach das gleiche noch einmal ab. Nur eine Nummer größer.

Dieses Mal will Deadpool, nach dem gewaltsamen Tod seiner schwangeren Freundin, einen Teenager beschützen. Im Broadstone House, Essex School for the Young, wird ‚Firefist‘ Russell (Julian Dennison) von allen gemobbt. Vor allem der Direktor dieser Mutantenschule (Eddie Marsan!) malträtiert ihn. Er verfolgt auch ein gänzlich anderes Erziehungskonzept als Professor Xavier mit seiner noblen X-Men-Mutantenschule.

Als Russell ausflippt und Feuerkugeln durch die Luft schleudert, versucht Deadpool ihn zu beruhigen. Die eh schon chaotische Situation gerät vollkommen außer Kontrolle und Deadpool und Russell werden in ein Hochsicherheitsgefängnis gesteckt. Dort besucht Cable, der Soldat aus der Zukunft (Josh Brolin), sie. Er will Russell töten – und schon sind wir mitten drin in einer wunderschönen Endlosklopperei, in der Deadpool auch ein Superheldenteam, die X-Force (weil X-Men ein so laaangweiliger Name ist), zusammenstellt. Dessen erster Einsatz verläuft dann auch wie der erste Einsatz der Avengers. Nur anders. Außer für Domino (Zazie Beetz), deren Superkraft „Glück“ ist.

‚Nur anders‘ bezeichnet ziemlich treffend, was „Deadpool 2“ von anderen Superheldenfilmen unterscheidet. Es ist zwar alles da, was man aus den Marvel-Filmen kennt, aber „John Wick“- und „Atomic Blonde“-Regisseur David Leitch und die Drehbuchautoren Rhett Reese, Paul Wernick und Ryan Reynolds bürsten alles hemmungslos gegen den Strich und runden es mit einem Pennälerwitz und einem Insider-Witz ab.

Das ist, wie die „Deadpool“-Comics, ein großer Spaß für Fans von Superheldengeschichten, die sich eine wohltuende Distanz und ein kindliches Gemüt bewahrt haben. Denn alle kriegen ihr Fett weg. Auch „Green Lantern“, der Film. Und es gibt, nach dem Tod von ‚Deadpool‘ Wade Wilson (Keine Panik. Deadpool ist unsterblich.) eine wunderschöne James-Bond-Titelsequenz, mit Deadpool als Objekt des Begehrens.

Bei dieser ununterbrochenen Abfolge von Gags und Action bemerkt man kaum, dass sogar eine ziemlich komplizierte Geschichte erzählt wird, die auch einige überraschende Wendungen hat. Und dass nebenbei einige sehr ernste Themen angesprochen werden. Nicht mit einem erhobenen Zeigefinger, sondern im Deadpool-Stil.

Nach all dem Werbeoverkill in den letzten Tagen und Wochen, wo Deadpool anscheinend überall war und auf YouTube ein „Deadpool 2“-Clip nach dem nächsten auftauchte, kann ich euch beruhigt versichern, dass „Deadpool 2“ den Hype aushält Es gibt immer noch etliche Gags und Plotwendungen, die man aus den Trailern und Clips nicht ahnt. Die Gags im Film sind besser als die aus den Clips und der Film ist in jeder Beziehung besser als die ganze Werbemaschinerie für das Franchise, dessen nächsten Filme schon, mehr oder weniger offiziell, angekündigt sind.

Deadpool: Gut gemacht, du XXXXX.

Deadpool 2 (Deadpool 2, USA 2018)

Regie: David Leitch

Drehbuch: Rhett Reese, Paul Wernick, Ryan Reynolds

LV: Charaktere von Rob Liefeld und Fabian Nicieza

mit Ryan Reynolds, Josh Brolin, Zazie Beetz, Julian Dennison, Morena Baccarin, Brianna Hildebrand, Shioli Kutsuna, Karan Soni, Leslie Uggams, Eddie Marsan, T. J. Miller, Andre Tricoteux, Jack Kesy, Terry Crews, Lewis Tan, Bill Skarsgård, Rob Delaney

Länge: 120 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

 

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Deadpool 2“

Metacritic über „Deadpool 2“

Rotten Tomatoes über „Deadpool 2“

Wikipedia über „Deadpool 2“ (deutsch, englisch)

Wikipedia über Deadpool

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Bong Dazo (Zeichner): Deadpool – Der Söldner mit der großen Klappe: Kopfsprung (Band 1 von 2) (Deadpool: Merc with a Mouth 1 – 6: Headtrip, 2009/2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Bong Dazo (Zeichner)/Kyle Baker (Zeichner): Deadpool – Der Söldner mit der großen Klappe (Band 2 von 2) (Deadpool: Merc with a Mouth 7: Are you there? It’s me, Deadpool; Deadpool: Marc with a Mouth 8 – 15: Next Stop: Zombieville, 2010)

Meine Besprechung von Daniel Way (Autor)/ Shawn Crystal (Zeichner)/Paco Medina (Zeichner): Deadpool 1 (Deadpool 13/14: Wave of Mutilation; Deadpool 15: Want you to want me, Part 1: The complete idiot’s guide to metaphers, 2009)

Meine Besprechung von Duane Swierczynski (Autor)/Jason Pearson (Zeichner): Deadpool: Weiber, Wummen & Wade Wilson! (Sonderband 1) (Deadpool: Wade Wilson’s War, Vol. 1 – 4, 2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Rob Liefeld/Whilce Portacio/Philip Bond/Paco Medina/Kyle Baker (Zeichner) „Deadpool Corps (Deadpool Sonderband 2)“(Prelude to Deadpool Corps, Vol. 1 – 5, März 2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Rob Liefeld/Marat Mychaels (Zeichner) “Deadpool Corps 2 (Deadpool Sonderband 3)” (Deadpool Corps 1 – 6, Juni 2010 – November 2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)Rob Liefeld/Marat Mychaels (Zeichner) “Deadpool Corps 3: You say you want a Revolution (Deadpool Sonderband 4)” (Deadpool Corps 7 – 12: You say you want a Revolution (Part 1 – Part 6), Dezember 2010 – Mai 2011)

Meine Besprechung von Duane Swierczynski (Autor)/Leandro Fernandez (Zeichner): Deadpool: Das Film-Special (X-Men Origins: Deadpool: The Major Motion Picture, 2010)

Meine Besprechung von Cullen Bunn/Ramon Rosanas „Night of the Living Deadpool“ (Night of the Living Deadpool # 1 – 4, März 2014 – Mai 2014)

Meine Besprechung von Cullen Bunn/Nik Virellas „Return of the Living Deadpool“ (Return of the Living Deadpool # 1 – 4, April 2015 – Juli 2015)

Meine Besprechung von „Deadpool: Greatest Hits – Die Deadpool-Anthologie“ (2016, Sammelband mit vielen Deadpool-Geschichten)

Meine Besprechung von Mike Benson/Adam Glass/Laurence Campbells „Deadpool Pulp“ (Deadpool Pulp 1 – 4, 2010/2011)

Meine Besprechung von Tim Millers „Deadpool“ (Deadpool, USA 2016)

Meine Besprechung von David Leitchs „Atomic Blond“ (Atomic Blonde,USA 2017)


TV-Tipp für den 17. Mai: Il Divo – Der Göttliche

Mai 17, 2018

3sat, 22.25

Il Divo – Der Göttliche (Il Divo, Italien/Frankreich 2008)

Regie: Paolo Sorrentino

Drehbuch: Paolo Sorrentino

Mit „Il Divo“ wurde der 1970 in Neapel geborene Paolo Sorrentino international bekannt. In diesem satirischen Mix aus Polit-Thriller und Biopic porträtiert er den „Democrazia Cristiana“-Politiker Giulio Andreotti (1919 – 2013). Er war zwischen 1947 und 1992 an 33 Regierungen beteiligt, davon sieben Mal als Ministerpräsident. 1992 wurde er zum Senator auf Lebenszeit ernannt. Er wurde immer wieder beschuldigt, Verbindungen zur Mafia zu haben.

In dem vor allem in den frühen Neunziger spielenden Film ist Andreotti bereits ein alter Mann, der keine Miene verzieht und der sich durch ein Panoptikum ebenso versteinerter Gestalten bewegt. Formal knüpft „Il Divo“ sehr gekonnt an die Tradition des italienischen Polit-Thrillers an. Vor allem den Filmen von Francesco Rosi. Beide scheuen sich nicht, den Zuschauer in jeder Beziehungen zu fordern und das italienische politische System bis in seine feinsten Verästelungen zu analysieren.

mit Toni Servillo, Anna Bonaiuto, Piera Degli Espositi, Paolo Graziosi, Giulio Bosetti, Flavio Bucci

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Il Divo“

Wikipedia über „Il Divo“ (deutsch, englisch, italienisch) und über Paolo Sorrentino (deutsch, englisch, italienisch)

Meine Besprechung von Paolo Sorrentinos „Cheyenne – This must be the Place“ (This must be the Place, Italien/Frankreich/Irland 2011)

Meine Besprechung von Paolo Sorrentinos „La grande Bellezza – Die große Schönheit“ (La grande Bellezza, Italien/Frankreich 2013)

Meine Besprechung von „Paolo Sorrentino – Director’s Collection“


DVD-Kritik: „Der Kurier – In den Fängen des Kartells“ beim letzten Flug

Mai 16, 2018

Für Sean Haggerty (Daniel Radcliffe) soll es der letzte Flug als Drogenkurier sein. Danach hat er das Geld zusammen, um die Operation seiner Frau zu bezahlen (Kleine Nebenbemerkung: mit einer ordentlichen Krankenversicherung wäre das nicht nötig.).

Während des Flugs muss Haggerty sich gleichzeitig um mehrere Probleme kümmern. Denn er ist nicht nur Drogenkurier, sondern auch Spitzel für die DEA und seine Frau ruft ihn ständig an. Sie hat nämlich herausgefunden, dass er sie über seine Arbeit und die damit verbundene Herkunft des Geldes belügt.

Daniel Radcliffe springt in seiner Post-Harry-Potter-Phase weiter munter hin und her zwischen Nebenrollen in hoch budgetierten Mainstreamfilmen, wie „Die Unfassbaren 2“, und Independent-Filmen, in denen er Dinge ausprobiert. Gerade bei diesen Filmen achtet er nicht sonderlich auf die kommerzielle Verwertbarkeit, sondern auf andere Dinge, wie die Wichtigkeit des Themas oder, wie in „Der Kurier – In den Fängen des Kartells“, die Herausforderung, während des gesamten Films an einen Ort gefesselt zu sein. Fast der gesamte Film spielt im Cockpit eines kleinen Flugzeugs. Der von Radcliffe gespielte Drogenpilot sitzt allein am Steuer des Flugzeugs und redet ständig mit seiner Frau und seinen Auftraggebern.

Solche Ein-Personen-Filme stehen und fallen mit dem Drehbuch, dem Hauptdarsteller und dem Regisseur, der das in Echtzeit spielende Ein-Personen-Ein-Ort-Stück so einfallsreich inszenieren muss, dass man diese Begrenzung auf einen Ort und eine Person nicht negativ wahrnimmt. Rodrigo Cortés‘ „Buried – Lebendig begraben“ (Spanien 2010) mit Ryan Reynolds in einem Sarg und Steven Knights „No turning back“ (Locke, USA/GB 2014) mit Tom Hardy in einem Auto fallen einem spontan als überzeugende Beispiele ein.

Der Kurier“ kommt noch nicht einmal in die Nähe dieser Filme. Das von Adam Hoelzel geschriebene Drehbuch ist für einen Spielfilm zu einfach gestrickt. Es ist überraschungs- und konfliktarm. Die Charaktere sind nicht mehr als sparsam skizzierte Pappkameraden. Daniel Radcliffe hat hier einfach zu wenig Material, um den von ihm gespielten Haggerty zu einem dreidimensionalen Charakter mit nachvollziehbaren Problemen zu machen. Er ist einfach nur ‚der Mann am Funkgerät‘.

Regisseur Jesper Ganslandt inszeniert die Geschichte ohne erkennbare Ambitionen als verfilmtes Hörspiel, bei dem die Kamera noch bewegungsloser als Radcliffes Mimik ist. Da helfen auch die wenigen atmosphärischen Gegenlicht-Bilder während des arg verwirrend inszenierten Showdowns nicht.

Als Bonusmaterial gibt es gut dreizehn Minuten Interviews mit Daniel Radcliffe, Robert Wisdom, Pablo Schreiber und Grace Gummer. Sie vermitteln interessante Informationen über die Charaktere und ihre Motive. Vielleicht sollt man sich in diesem Fall zuerst das Bonusmaterial ansehen.

Der Kurier – In den Fängen des Kartells (Beast of Burden, USA 2018)

Regie: Jesper Ganslandt

Drehbuch: Adam Hoelzel

mit Daniel Radcliffe, Grace Gummer, Pablo Schreiber, Robert Wisdom, Cesar Perez

Blu-ray

Ascot Elite Entertainment

Bild: 2.40:1 (1080p/24fps)

Ton: Deutsch, Englisch (DTS-HD Master Audio 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Interviews, Trailer, Wendecover

Länge: 90 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Der Kurier“

Metacritic über „Der Kurier“

Rotten Tomatoes über „Der Kurier“

Wikipedia über „Der Kurier“


TV-Tipp für den 16. Mai: Mustang

Mai 16, 2018

Arte, 20.15

Mustang (Mustang, Türkei/Frankreich/Katar/Deutschland 2015)

Regie: Deniz Gamze Ergüven

Drehbuch: Deniz Gamze Ergüven, Alice Winocour

Nachdem Lale und ihre vier Schwestern mit einigen Jungs am Meer herumtollen, gelten sie als unzüchtig und werden in das Haus des konservativen Onkels verbannt, der sie traditionell erziehen soll.

Von der Kritik abgefeiertes Drama und „Plädoyer für Freiheit und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben, das über den engen regionalen Kontext der Handlung hinausweist. (Lexikon des internationalen Films) In der Türkei wurden auch die Anspielungen sofort verstanden.

Im Anschluss, um 21.45 Uhr, zeigt Arte die gut einstündige Doku „Es war einmal…Mustang“ über die Entstehung und Hintergründe des Films.

mit Günes Sensoy, Doga Zeynep Doguslu, Elit Iscan, Tugba Sunguroglu, Ilayda Akdogan, Nihal G. Koldas

Hinweise

Moviepilot über „Mustang“

Metacritic über „Mustang“

Rotten Tomatoes über „Mustang“

Wikipedia über „Mustang“ (deutsch, englisch)


Cover der Woche

Mai 15, 2018

R. i. P. Tom Wolfe (2. März 1931 – 14. Mai 2018)

Einer der Begründer des New Journalism.

 


TV-Tipp für den 15. Mai: Iran – Vom Gottesstaat zur Großmacht

Mai 15, 2018

Arte, 20.15

Iran – Vom Gottesstaat zur Großmacht (Frankreich 2017)

Regie: Vincent de Cointet

Drehbuch: Vincent de Cointet

Auftakt des sehr kurzen Arte-Themenabend „Iran – Gefährliche Großmacht?“, der jetzt natürlich brennend aktuell.

Über „Iran – Vom Gottesstaat zur Großmacht“ schreibt Arte: „Der Iran wurde in wenigen Jahren vom vermeintlichen Mitglied der von George W. Bush ausgerufenen „Achse des Bösen“ zu einem zentralen Akteur im Nahen Osten. Im Kampf gegen den „Islamischen Staat“ ist das Land inzwischen unverzichtbar. Die Doku zeigt, wie und warum Teheran seine militärische und politische Stellung im Nahen Osten kontinuierlich ausgebaut hat.“

Anschließend, um 21.10 Uhr läuft die 45-minütige Doku „Dürre-Alarm: Wassernotstand im Iran“.

Die Doku ist bis zum 13. Juli in der Mediathek.


TV-Tipp für den 14. Mai: Blau ist eine warme Farbe

Mai 14, 2018

Davor, um 20.15 Uhr, zeigt Arte „Kirschblüten und rote Bohnen“ von Naomi Kawase. Danach, um 01.00 Uhr, „Heart of a Dog“ von Laurie Anderson. Das nennt man „cineastische Vollbedienung“.

Arte, 22.05

Blau ist eine warme Farbe (La vie d’Adèle, chapitres 1 & 2, Frankreich 2013)

Regie: Abdellatif Kechiche

Drehbuch: Abdellatif Kechiche, Ghalya Lacroix

LV: Julie Maroh: Le bleu est une couleur chaude, 2010 (Blau ist eine warme Farbe)

Abdellatif Kechiche erzählt die Geschichte der Liebe zwischen der 17-jährigen Adèle und der etwas älteren Emma, einer lesbischen Kunststudentin.

Ein wundervolles, dreistündiges Liebesdrama, das 2013 in Cannes die Goldene Palme erhielt.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Léa Seydoux, Adèle Exarchopoulos, Salim Kechiouche, Mona Walravens, Jérémie Laheurte, Alma Jodorowsky

Hinweise

Französische Facebook-Seite zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Blau ist eine warme Farbe“

Moviepilot über „Blau ist eine warme Farbe“

Metacritic über „Blau ist eine warme Farbe“

Rotten Tomatoes über „Blau ist eine warme Farbe“

Wikipedia über „Blau ist eine warme Farbe“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Abdellatif Kechiches „Blau ist eine warme Farbe“ (La vie d’Adèle, chapitres 1 & 2, Frankreich 2013)


TV-Tipp für den 13. Mai: Enthüllung

Mai 13, 2018

Sixx, 20.15

Enthüllung (Disclosure, USA 1994)

Regie: Barry Levinson

Drehbuch: Paul Attanasio

LV: Michael Crichton: Disclosure, 1993 (Enthüllung)

Mobbing andersrum: Ein glücklicher Familienvater wird von seiner Vorgesetzten sexuell belästigt.

Ziemlicher Langweiler, bei dem die Mobbing-Story noch der „intelligente“ Teil des Films ist. Der Teil ist allerdings ziemlich schnell abgehakt. Danach folgt eine grottige Intrige, fernab jeglicher Logik und Plausibilität. Als Seismograph gesellschaftlicher Stimmungen und männlicher Ängste ist „Enthüllung“ durchaus interessant.

Ein wesentlich besserer Film zum Thema Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist David Mamets fast zeitgleich entstandene Verfilmung seines Theaterstücks „Oleanna“ (mit dem immer vorzüglichen William H. Macy).

Damals, in den Neunzigern, standen die Bücher von „Jurassic Park“ Michael Crichton neben denen von John Grisham regelmäßig auf den Bestsellerlisten und die Verfilmungen ihrer Bücher waren Kassenknüller.

Mit Michael Douglas, Demi Moore, Donald Sutherland, Caroline Goodall, Dylan Baker

Wiederholung: Montag, 14. Mai, 00.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Enthüllung“

Wikipedia über „Enthüllung“ (deutsch, englisch)

Homepage von Michael Crichton

Meine Besprechung von Barry Levinsons „The Bay – Nach Angst kommt Panik“ (The Bay, USA 2012)

Meine Besprechung von Barry Levinsons „Rock the Kasbah“ (Rock the Kasbah, USA 2015)


TV-Tipp für den 12. Mai (+ Buchtipp): Die Firma

Mai 12, 2018

RTL II, 20.15

Die Firma (The Firm, USA 1993)

Regie: Sydney Pollack

Drehbuch: David Rabe, Robert Towne, David Rayfield

LV: John Grisham: The firm, 1991 (Die Firma)

Unmittelbar nach seinem Abschluss in Harvard erhält Mitch McDeere ein Jobangebot einer renommierten Kanzlei. Er nimmt an und erfährt, dass sie für die Mafia arbeitet. Das allein wäre schon schlimm genug. Aber McDeere will der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen und gerät zwischen alle Fronten.

Die erste Grisham-Verfilmung ist – wie die folgenden – überlanges Hollywood-Starkino. Bis 1998 liefen noch sechs weitere Grisham-Verfilmungen in unseren Kinos. 2003 gab es mit „Das Urteil – Jeder ist käuflich“ (ebenfalls mit Gene Hackman) einen Nachklapp. Seitdem gab es im Kino keine weiteren Grisham-Justizthriller mehr, während Grisham selbst emsig und erfolgreich weitere Justizthriller schrieb.

Die Firma“ ist Grishams zweiter Roman und es war für ihn der Durchbruch, der es ihm ermöglichte, seine Anwaltskarriere zugunsten einer Schriftstellerkarriere zu beenden.

Wer das Buch unter anderem wegen der kompetenten Darstellung von Interna amerikanischer Rechtsanwaltskollektive und der Interaktion von Wirtschaft und organisiertem Verbrechen schätzte, wird die vorliegende Verfilmung ärgerlich finden.“ (Fischer Film Almanach 1994)

Mit Tom Cruise, Gene Hackman, Jeanne Tripplehorn, Ed Harris, Holly Hunter, Hal Holbrook, Wilford Brimley, David Strathairn, Gary Busey

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die Firma“

Wikipedia über „Die Firma“ (deutsch, englisch)

Homepage von John Grisham

Wikipedia über John Grisham (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über John Grisham

Bonushinweis

Einerseits hat „Forderung“, der neue, gerade auf Deutsch erschienene Thriller des bekennenden Demokraten John Grisham nichts mit Donald Trump zu tun.

Andererseits erinnert die Prämisse an die höchst unseriöse Trump University. Auch wenn Grishams Inspiration für seinen Roman Paul Campos‘ „The Atlantic“-Reportage „The Law-School Scam“.

In dem Roman bemerken die Studenten Zola, Todd und Mark kurz vor ihrem Juraexamen, dass sie betrogen wurden. Die teure Ausbildung auf der von ihnen besuchten privaten Hochschule war bodenlos schlecht. Sie werden niemals die Prüfungen bestehen. Ihre Studiengebühren müssen sie allerdings bezahlen. Also beschließen die Drei, die Verantwortlichen für den Betrug zur Rechenschaft zu ziehen – und wir erleben einen Fall von poetischer Gerechtigkeit.

John Grisham: Forderung

(übersetzt von Kristiana Dorn-Ruhl, Bea Reiter und Imke Walsh-Araya)

Heyne, 2018

432 Seiten

24 Euro

Originalausgabe

The Rooster Bar

Doubleday, New York, 2017


Neu im Kino/Filmkritik: Wes Anderson besucht die „Isle of Dogs – Ataris Reise“ wird erzählt

Mai 11, 2018

Beginnen wir gleich mit dem größten Problem von „Isle of Dogs – Ataris Reise“: die Synchronisation. Im Original verleihen Hollywoodstars Hunden und Menschen ihre Stimme. Bei uns sind es dann deutlich unbekanntere Synchronsprecher.

Die meisten Zuschauer werden sich, im Gegensatz zu den Cineasten und „ich will jeden Film von xyz sehen“-Fans, daran nicht stören. Sie kennen eh nur die Synchronstimmen von Scarlett Johansson und Greta Gerwig. Und die Fans von Originalfassungen, zu denen ich gehöre, sind eine überschaubare Minderheit. Sogar im CineStar im Berliner Sony Center, das nur Originalfassungen zeigt, wird man an der Kasse immer gefragt, ob man die Originalfassung sehen möchte.

Damit ist, ehrlich betrachtet, die Synchronisation und das damit verbundene Verschwinden der Starpower, etwas zwischen Schein- und Luxusproblem. Der Reiz der Bilder bleibt in dem witzigen Stop-Motion-Film in jeder Fassung erhalten.

Stop-Motion ist eine altbewährte Filmtechnik, die auch sehr aufwendig ist. Zuerst werden dreidimensionale Objekte, in diesem Fall Hunde und Menschen, gefertigt. Diese werden für jede Aufnahme minimal bewegt. Erst wenn man die so entstandenen Aufnahmen schnell zeigt, entsteht der Eindruck von Bewegung. Weil „Isle of Dogs“-Regisseur Wes Anderson statt der normalen 24 Bilder pro Sekunde eine Vorliebe für 12 Einzelbilder pro Sekunde hat, mussten für den Film nur 130.000 handgefertigte Standbilder angefertigt werden. Die Bewegungen erscheinen so etwas abgehackter als normal. Am Arbeitstempo änderte sich dadurch wenig. Täglich konnten nur wenige Sekunden Film entstehen. Insgesamt dauerte die Produktion des Films fast zwei Jahre. Und davor wurde das Drehbuch geschrieben und in einem Storyboard die einzelnen Einstellungen festgelegt. „Isle of Dogs“ ist daher kein Film, in dem mal schnell etwas improvisiert wurde.

Stop-Motion-Szenen hat jeder schon gesehen. Meistens in Science-Fiction- und Fantasy-Filmen. In „King Kong und die weiße Frau“ und den „Krieg der Sterne“-Filmen wurde die Technik für einige Szenen verwandt. Ray Harryhausen war ein Meister dieser Technik. Seine Arbeit kann in „Sindbads 7. Reise“, „Jason und die Argonauten“, „Eine Million Jahre vor unserer Zeit“ und „Kampf der Titanen“ bewundert werden. In den letzten Jahren inszenierten Tim Burton („Nightmare before Christmas“ [Regie: Henry Selick], „Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche“ und „Frankenweenie“) und, für Erwachsene, Charlie Kaufman („Anomalisa“) Stop-Motion-Kinofilme. Mit „Der fantastische Mr. Fox“ inszenierte Wes Anderson bereits einen Stop-Motion-Animationsfilm.

In seinem neunten Spielfilm „Isle of Dogs – Ataris Reise“ erzählt Anderson die Geschichte von Atari Kobayashi (Koyu Rankin). Er ist der zwölfjährige Pflegesohn des autoritären Bürgermeisters von Megasaki City. Aufgrund einer grassierenden Hundegrippe werden alle Hunde aus der Stadt nach Trash Island verbannt. Die Insel, eigentlich eine Müllkippe, liegt in Sichtweite von Megasaki City.

Eines Tages wird Spots, der Wachhund von Atari, nach Trash Island deportiert.

Atari will seinen Freund retten. Er klaut ein Flugzeug, legt auf der Insel eine ordentliche Bruchlandung hin und will auf der riesigen Insel seinen besten Freund finden. Das ist eine ziemlich hoffnungslose Aufgabe, bis eine kleine Hundegruppe – bestehend aus Rex (Edward Norton), Boss (Bill Murray), King (Bob Balaban), Duke (Jeff Goldblum) und Chief (Bryan Cranston) – beschließt, dem Jungen zu helfen. Immerhin ist es das, was Hunde tun.

In diesem Moment sind wir schon mitten drin in einem Abenteuer, das Kindern und Erwachsenen gefallen dürfte. Für Kinder gibt es eine Geschichte über die Suche nach einem Hund, Freundschaft und den Kampf gegen einen Bösewicht. Denn die Hundegrippe wurde von Menschen verursacht. Genauso wie die Ausgrenzung und Deportation der einstmals geliebten Haustiere in den sicheren Tod. Denn auf Trash Island gibt es keine Nahrung. Anderson erzählt die Abenteuer von Atari und seinen Hundefreunden, mit vielen sehr vergnüglichen Um- und Abwegen, detailfreudig, voller Humor, Slapstick und Situationskomik.

Erwachsene und Cineasten werden in diesen Momenten auch etliche lässig eingestreute Anspielungen und Zitate erkennen. Stilistisch ist „Isle of Dogs“ unverkennbar inspiriert vom japanischen Film, vor allem von Akira Kurosawa („Die sieben Samurai“), und der japanische Kultur. Im Film wird auch ziemlich viel japanisch gesprochen. Anderson erzählt die Geschichte aus der Sicht der Hunde, die sich natürlich untereinander blendend verstehen. Sie sprechen daher, im Original, englisch. Japanisch verstehen die Hunde nicht. Deshalb gibt es, wenn Menschen japanisch sprechen, auch keine Untertitel. Wenn es wirklich wichtig ist, übersetzt eine Dolmetscherin (Frances McDormand im Original) ins Englische. Das ist nötig, weil eine junge US-Austauschstudentin, Hundefreundin und Journalistin eine gewaltige Verschwörung gegen die Hunde wittert.

Diese Verschwörung gegen die Hunde, ihre Ausgrenzung und die Pläne für ihre Vernichtung können mühelos als warnender Kommentar zum aktuellen politischen Geschehen gelesen werden. Dabei hat Wes Anderson den Film schon 2015 ankündigt und die Produktion begann 2016. Seine Premiere hatte er auf der diesjährigen Berlinale. Dort erhielt Anderson den Silbernen Bären als bester Regisseur.

Isle of Dogs – Ataris Reise (Isle of Dogs, USA 2018)

Regie: Wes Anderson

Drehbuch: Wes Anderson (nach einer Geschichte von Wes Anderson, Roman Coppola, Jason Schwartzmann und Kunichi Nomura)

mit (im Original den Stimmen von) Liev Schreiber, Edward Norton, Bill Murray, Bob Balaban, Jeff Goldblum, Bryan Cranston, Scarlett Johansson, F. Murray Abraham, Tilda Swinton, Harvey Keitel, Ken Watanabe, Koyu Rankin, Kunichi Nomura, Akira Takayama, Greta Gerwig, Akaira Ito, Yoko Ono, Frances McDormand, Nijiro Murakami, Mari Natsuki, Yojiro Nada, Frank Wood, Courtney B. Vance (Wuff, ein All-Star-Voice-Film)

Länge: 102 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Isle of Dogs“

Metacritic über „Isle of Dogs“

Rotten Tomatoes über „Isle of Dogs“

Wikipedia über „Isle of Dogs“ (deutsch, englisch)

Berlinale über „Isle of Dogs“

Meine Besprechung von Wes Andersons „The Grand Budapest Hotel“ (The Grand Budapest Hotel, USA/Deutschland 2014)

Q&A bei der Film Society of Lincoln Center

 


TV-Tipp für den 11. Mai: Die Blechtrommel – Director’s Cut

Mai 11, 2018

3sat, 23.00

Die Blechtrommel – Director’s Cut (Deutschland/Frankreich 1979)

Regie: Volker Schlöndorff

Drehbuch: Volker Schlöndorff, Jean-Claude Carrière, Franz Seitz, Günther Grass (Dialogbearbeitung)

LV: Günter Grass: Die Blechtrommel, 1959

Die Geschichte von Blechtrommler Oskar Matzerath, der am 12. September 1927 als Dreijähriger beschließt, nicht weiter zu wachsen.

Ein Klassiker des deutschen Films, ausgezeichnet, u. a., mit der Goldenen Palme in Cannes und dem Oscar als bester ausländischer Film und ein Kassenerfolg. 3Sat zeigt heute den längeren „Director’s Cut“, der möglich wurde, weil 2010 in den Geyer-Kopierwerken Negative von 1979 weggelassenen Szenen entdeckt wurden.

Mit David Bennent, Mario Adorf, Angela Winkler, Daniel Olbrychski, Katharina Thalbach, Heinz Bennent, Andrea Ferréol, Fritz Hakl, Ernst Jacobi, Otto Sander, Charles Aznavour

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die Blechtrommel“

Wikipedia über „Die Blechtrommel“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Volker Schlöndorffs „Rückkehr nach Montauk“ (Deutschland 2017)


Neu im Kino/Filmkritik: „Rampage – Big meets Bigger“ in der Großstadt

Mai 10, 2018

Wir haben

Dwayne Johnson

einen riesigen Affen

zwei andere Tiere

und

ein Ausmaß an Zerstörung, das ganze Versicherungen ruinieren kann.

Wir haben einen spaßigen, familienfreundlichen Sommerblockbuster, der nie mehr verspricht, als er einhalten will. Und das alles bei einer Laufzeit von unter zwei Stunden.

Es beginnt mit einem fehlgeschlagenen Experiment. Im Erdorbit forscht Energyne an Geneditierungen, mit der unheilbare Krankheiten behandelt werden können. Oder auch etwas anderes, das so schrecklich ist, dass die Geneditierung wegen ihres Missbrauchspotentials, schon vor den Energyne-Forschungen, als Waffe der Massenvernichtung eingestuft wurde.

In letzter Sekunde kann eine Wissenschaftlerin mit einem Koffer voller Behälter mit Forschungsmaterial die Rettungskapsel besteigen, die im Erdorbit verglüht. Drei der feuerfesten Behälter landen leicht ramponiert auf der Erde. Die in ihnen enthaltenen Viren infizieren einen Wolf, ein Krokodil und, in San Diego in einem Zoo, einen Affen. Die Tiere werden schnell größer und aggressiver. So vernichtet der Wolf in Sekunden eine Spezialeinheit furchtloser Söldnern und holt ihren Hubschrauber vom Himmel.

Claire Wyden (Malin Akerman), die eiskalte Chefin von Wyden Technologies, der Muttergesellschaft von Energyne, hat trotzdem einen Plan für diese unvorhergesehene Situation. Sie lockt mit einem Funksignal die drei Monster nach Chicago. In ihrem Labor hat sie ein Gegenmittel und damit einen Plan, wie sie sich als Retter des Planeten inszenieren und die Machtposition ihrer Firma ausbauen kann. Denn, wie alle durchgeknallten Firmenbosse und Mad Scientists (auch wenn sie es mit der Laborarbeit nicht so hat) glaubt sie, alles zu kontrollieren.

Ebenfalls auf den Weg nach Chicago machen sich Davis Okoye (Dwayne Johnson) und Dr. Kate Caldwell (Naomie Harris). Die Gentechnikerin war an den Forschungen von Energyne beteiligt und möchte jetzt ihren Fehler rückgängig machen.

Okoye ist im San Diego Wildlife Sanctuary ein respektierter Primatenforscher, der ein vertrauliches Verhältnis zu George hat. George ist ein intelligenter, gewitzter, unglaublich seltener Albino-Silberrücken-Gorilla. Seit Ewigkeiten sind sie beste Freunde. Selbstverständlich ist Okoye besorgt über die Veränderungen bei seinem besten Freund und er möchte ihn retten. Denn George ist ein Guter. Auch wenn er sich durch die Mutationen nicht normal verhält.

Zu ihnen stößt Agent Harvey Russell (Jeffrey Dean Morgan), ein, ähem, sagen wir einfach, ein Mitglied einer „Mission Impossible“-Truppe, die es überhaupt nicht gibt. Auch wenn sie im Film lässig „Other Government Agency“ (OGA) genannt wird.

Rampage – Big meets Bigger“ ist nach „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ und „San. Andreas“ die dritte Zusammenarbeit zwischen Regisseur Brad Peyton und Dwayne Johnson. Dieses Mal basiert der Film auf einem Videospiel aus den Achtzigern. Die Macher übernahmen aus dem Spiel einige Ideen; vor allem natürlich die auch nicht brandneue Idee mit den riesigen Tieren. Davon ausgehend erfanden sie eine Geschichte, die sich nicht weiter um die Dramaturgie eines primitiven Computerspiels kümmert. Die von vier Autoren geschriebene Geschichte funktioniert als Filmgeschichte, die nichts neue erfindet. Und das auch überhaupt nicht will.

Der Katastrophenfilm erzählt eine B-Picture-Geschichte. Bekannte Elemente werden lustvoll, mit kleinen Variationen und einer, oft elliptisch erzählten, aber immer nachvollziehbaren und stringenten Geschichte aneinandergereiht. Die Charaktere bewegen sich quer durch die USA nach Chicago, wo der Film in einer großen Schlacht endet. Das Militär versucht – erfolglos – die Lage zu kontrollieren, während die drei Riesentiere Autos, Busse und Flugzeuge wie Spielzeug durch die Luft werfen und durch Gebäude springen. George zelebriert auf einem Wolkenkratzer seine King-Kong-Gedächtnisveranstaltung. Okoye, Caldwell und Russell versuchen, die Tiere zu besiegen, während Wyden und ihr ängstlicher Bruder (halt der typische Sidekick) versuchen, unbeschadet aus dem Chaos herauszukommen.

George ist dabei, dank des Motion-Capture-Spiels von Jason Liles, auch während dieser Schlacht, eine gequälte Kreatur, die versucht mit der plötzlichen, für ihn unbegreiflichen Verwandlung und den ebenso unbegreiflichen aggressiven Schüben umzugehen. Schon davor wurde die tiefe Freundschaft zwischen ihm und Okoye fest etabliert. Dwayne Johnson verleiht Okoye sein gewohntes Charisma, das ihn zu dem idealen Mann für die Aufgabe – George und die Welt retten – macht. Die anderen Schauspieler sind vor allem Stichwortgeber in einem Film, der ihnen keine Oscars einbringen wird.

Wegen des humorvollen, leicht selbstironischen Untertons und den sympathischen Charakteren gefällt die Blockbuster-Zerstörungsorige auf der großen Leinwand ausnehmend gut. In diesem Fall ist nämlich die Größe der Leinwand entscheidend. 

Rampage – Big meets Bigger (Rampage, USA 2018)

Regie: Brad Peyton

Drehbuch: Ryan Engle, Carlton Cuse, Ryan J. Condal, Adam Sztykiel (nach einer Geschichte von Ryan Engle)

mit Dwayne Johnson, Naomie Harris, Malin Akerman, Jeffrey Dean Morgan, Jake Lacy, Joe Manganiello, Marley Shelton, P.J. Byrne, Demetrius Grosse, Jack Quaid, Breanne Hill, Matt Gerald, Will Yun Lee, Jason Liles

Länge: 108 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Moviepilot über „Rampage“

Metacritic über „Rampage“

Rotten Tomatoes über „Rampage“

Wikipedia über „Rampage“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Brad Peytons „San Andreas“ (San Andreas, USA 2015)

Die Europapremiere in London

 


TV-Tipp für den 10. Mai: The Interview

Mai 10, 2018

RTL, 23.45

The Interview (The Interview, USA 2014)

Regie: Evan Goldberg, Seth Rogen

Drehbuch: Dan Sterling

TV-Moderator Dave Skylark (James Franco) und sein Redakteur Aaron Rapaport (Seth Rogen) gelingt das Unmögliche: der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un (Randall Park) lädt die beiden Klatschreporter für ein Interview mit ihm nach Nordkorea ein. Skylark ist begeistert. Auch nachdem die CIA die beiden Medienleute sie auffordert, Kim Jong-un zu ermorden.

TV-Premiere einer Komödie, die zum Politikum wurde, weil Nordkorea zuerst verlangte, dass der Film nicht gezeigt werde und die Computer von Sony gehackt wurden. Danach fiel die Kinoauswertung des Sony-Films deutlich anders als geplant aus.

Der Film selbst ist ein ziemlich infantiler Klamauk, der Blödeleien mit treffender Satire verwechselt.

Mit James Franco, Seth Rogen, Lizzy Caplan, Randall Park, Diane Bang, Timothy Simons, Reese Alexander

Hinweise

Rotten Tomatoes über „The Interview“

Wikipedia über „The Interview“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 9. Mai: Cannes, die unglaubliche Geschichte

Mai 9, 2018

Arte, 21.35

Cannes, die unglaubliche Geschichte (Frankreich 2017)

Regie: Frédéric Chaudier

Drehbuch: Frédéric Chaudier

Während in Cannes wegen des alljährlichen Filmfestivals Ausnahmezustand herrscht, wirft Arte einen einstündigen Blick auf die Anfänge des Festivals.

Hinweise

Arte über die Doku (die bis zum 15. Mai in der Mediathek verfügbar ist)

Wikipedia über Cannes (deutsch, englisch)

Homepage vom Cannes Filmfestival


Cover der Woche

Mai 8, 2018


TV-Tipp für den 8. Mai: Irreversibel

Mai 8, 2018

Tele 5, 00.15

Irreversibel (Irrversible, Frankreich 2002)

Regie: Gaspar Noé

Drehbuch: Gaspar Noé

TV-Premiere eines Skandalfilms über eine Rache und eine Vergewaltigung, bei dem vor allem über eine neunminütige Vergewaltigungsszene gesprochen wurde. „Diese Wahrnehmung verkürzt den Film auf ungerechte Weise. Tatsächlich handelt es sich sowohl um einen zwar überaus drastischen, aber ernst zu nehmenden Kommentar über filmische Dramaturgie als auch um eine durchaus moralisch fundierte Äußerung zur Phänomenologie zwischenmenschlicher Gewalt.“ (Lexikon des internationalen Films)

Anders: „Jenseits de exzessiv beschriebenen Gewalt bleibt ein Gefühl der Leere zurück.“ (epd-Film)

Der Film ist „frei ab 18 Jahre“.

mit Monica Bellucci, Vincent Cassel, Albert Dupontel, Jo Prestia

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Irreversibel“

Wikipedia über „Irreversibel“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Gaspar Noés „Love 3D“ (Love, Frankreich/Belgien 2015)


Die Krimibestenliste Mai 2018

Mai 8, 2018

1. Mai überstanden. Dito den Geburtstag von Karl Marx und, vor einigen Stunden, „Rampage“. Den Actionfilm feiere ich big zum Kinostart ab. Davor gibt es die aktuelle Bestenliste der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und Deutschlandfunk Kultur:

1. Hideo Yokoyama – 64 (Platzierung im Vormonat: 1)

2. Denise Mina – Blut Salz Wasser (Platzierung im Vormonat: /)

3. Garry Disher – Leiser Tod (Platzierung im Vormonat: 2)

4. Aidan Truhen: Fuck You Very Much (Platzierung im Vormonat: /)

5. Adrian McKinty – Dirty Cops (Platzierung im Vormonat: /)

6. Carlo Bonini – ACAB. All Cops Are Bastards (Platzierung im Vormonat: 5)

7. Matthias Wittekindt: Die Tankstelle von Courcelles (Platzierung im Vormonat: /)

8. Sarah Schmidt – Seht, was ich getan habe (Platzierung im Vormonat: 9)

9. Philip Kerr – Kalter Frieden (Platzierung im Vormonat: /)

10. Graeme Macrae Burnet: Der Unfall auf der A 35 (Platzierung im Vormonat: /)

Philip Kerrs „Kalter Frieden“ wird demnächst besprochen. Ich fand ihn, soviel kann schon verraten werden, enttäuschend.

Und jetzt lese ich, irgendwie als Vorbereitung für „Solo: A Star Wars Story“, Alexander Freeds Filmroman „Rogue One“. Der gefällt mir bis jetzt sehr gut.