TV-Tipp für den 6. Dezember: Die endlose Nacht

Dezember 5, 2025

RBB, 23.30

Die endlose Nacht (Deutschland 1963)

Regie: Will Tremper

Drehbuch: Will Tremper

Episodenfilm über zahlreiche Passagiere, die ungeplant eine Nacht auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof und in Berlin verbringen müssen.

Die einzige interessante Produktion des ganzen Jahres ist die Außenseiterproduktion ‚Die endlose Nacht‘.“ (Robert Fischer/Joe Hembus: Der Neue Deutsche Film, 1981)

Enno Patalas meinte zum Start in der ‚Filmkritik‘ fast schon euphorisch: „Wann haben wir das zuletzt erlebt: dass man aus dem Film eines deutschen Regisseurs herauskam und Lust verspürte, bald seinen nächsten zu sehen?“

Ob der Film den Test der Zeit besteht, können wir heute Abend prüfen.

mit Louise Martini, Harald Leipnitz, Karin Hübner, Alexandra Stewart, Bruce Low, Hannelore Elsner, Fritz Rémond, Paul Esser, Werner Peters, Wolfgang Spier, Mario Adorf, Wolfgang Neuss, Ulli Lommel, Dieter Wedel

Hinweise

Filmportal über „Die endlose Nacht“

Wikipedia über „Die endlose Nacht“ 


Neu im Kino/Filmkritik: Über Joachim Triers Cannes-Gewinner „Sentimental Value“

Dezember 5, 2025

Das Auftauchen von ihrem Vater Gustav Borg (Stellan Skarsgård) im Elternhaus bei einer Gedenkfeier für ihre nach langer Krankheit verstorbene Mutter führt bei seinen Töchtern Nora (Renate Reinsve) und Agnes (Inga Ibsdotter Lilleaas) zu einer intensiven Beschäftigung mit ihrer Vergangenheit.

Nora ist, wie wir aus der wundervollen, vor allem hinter der Theaterbühne spielenden Eröffnungssequenz von Joachim Triers neuem Film „Sentimental Value“ wissen, eine begnadete Schauspielerin mit extremem Lampenfieber. Ihre jüngere Schwester Agnes ist verheiratet und hat einen neunjährigen Jungen. Mit ihrem Vater Gustav haben sie schon lange keinen Kontakt mehr. Sie vermissen ihn auch nicht.

Gustav Borg ist ein international bekannter Regisseur, der während ihrer Kindheit meistens drehte. Manchmal engagierte er Familienmitglieder, die er während des Drehs vor allem emotional gnadenlos ausbeutete. Die Kritik lobte anschließend die Leistungen der von ihm geführten Schauspieler. Auch der Kinder. Daneben war die Familie die Inspiration für seine Filme. Material eben, das er nach Belieben formte bis es zu seiner künstlerischen Vision passte. Sein letzter Erfolg liegt schon einige Zeit zurück. Das ist der ziemlich schnell offensichtlich werdende Grund, um Nora eine Rolle in seinem neuen Film anzubieten, die er speziell für sie geschrieben habe. Nora sagt dankend ab. Dafür gelingt es ihm, den ehemaligen US-Kinderstar Rachel Kemp (Elle Fanning) für sein neuestes selbstverständlich autobiographisch inspiriertes, tief in die Familiengeschichte eintauchendes Werk zu engagieren.

Joachim Triers neuer Film „Sentimental Value“ erhielt in Cannes den Großen Preis der Jury. Seit seiner Premiere wird er von der Kritik fast einhellig abgefeiert. Aktuell ist er in acht Kategorien, u. a. als Bester Film, für den Europäischen Filmpreis nominiert.

Das Drama ist eine selbstverständlich gut inszenierte und gespielte Familienaufstellung. Trier erzählt sie, subtil und nordisch unterkühlt, etwas langsam, mit milder Ironie und Sympathie für seine ziemlich normale Figuren und ihre Probleme. Gleichzeitig, immerhin stehen ein Großregisseur und eine Star-Schauspielerin im Mittelpunkt, gibt Trier einen Einblick in das Filmgeschäft und den Zusammenhang zwischen Künstler, Werk und Leben. Das garniert Trier mit ebenso wohldosierten wie absehbaren Pointen und sattsam bekannten Spitzen gegen den Kulturbetrieb. Aus diesen interessanten Teilen entwickelt sich allerdings keine klare Story.

Stattdessen plätschert das Drama wie eine Therapiestunde, bei der man stummer Beobachter ist, episch vor sich hin. Es ist gut, aber nie wirklich mitreißend.

Sentimental Value (Affeksjonsverdi, Norwegen/Frankreich/Dänemark/Deutschland/Schweden 2025)

Regie: Joachim Trier

Drehbuch: Eskil Vogt, Joachm Trier

mit Renate Reinsve, Stellan Skarsgård, Elle Fanning, Inga Ibsdotter Lilleaas, Anders Danielsen Lie, Jesper Christensen, Lena Endre, Cory Michael Smith, Catherine Cohen, Andreas Stoltenberg Granerud, Øyvind Hesjedal Loven, Lars Väringer

Länge: 133 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Filmportal über „Sentimental Value“

Moviepilot über „Sentimental Value“

Metacritic über „Sentimental Value“

Rotten Tomatoes über „Sentimental Value“

Wikipedia über „Sentimental Value“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Joachim Triers „Der schlimmste Mensch der Welt“ (Verdens verste menneske, Norwegen/Frankreich/Schweden/Dänemark 2021)


TV-Tipp für den 5. Dezember: Collateral

Dezember 4, 2025

RTL II, 20.15

Collateral (Collateral, USA 2004)

Regie: Michael Mann

Drehbuch: Stuart Beattie

Max ist ein nett-harmloser Los-Angeles-Taxifahrer, der von einem eigenen Unternehmen träumt, aber seit zwölf Jahren sein Leben als Angestellter fristet. Da steigt Vincent ein und bietet ihm 600 Dollar, wenn er ihn in den kommenden Stunden zu fünf Freunden fährt. Nach dem ersten Stopp, weiß Max, dass Vincent ein Autragkiller ist und er ihn zu den nächsten Opfern bringen soll.

„Collateral“ ist ein kleiner, ökonomisch erzählter Neo-Noir-Thriller über das tödliche Aufeinandertreffen zweier Charaktere ihrer vollkommen gegensätzlichen Lebensauffassungen; ist ein grandios besetzter Schauspielerfilm; ist eine Liebeserklärung an das nächtliche Los Angeles und wahrscheinlich der beste Film von Michael Mann.

Mit Tom Cruise, Jamie Foxx, Jada Pinkett Smith, Mark Ruffalo, Peter Berg (Regisseur von “Operation: Kingdom” und „Hancock“), Bruce McGill, Javier Bardem, Jason Statham (Miniauftritt auf dem Flughafen)

Wiederholung: Samstag, 6. Dezember, 02.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Collateral“

Wikipedia über „Collateral“ (deutsch, englisch)

IndieLondon: Interview mit Michael Mann

Sight & Sound: Interview mit Michael Mann

The Dialogue: Stuart Beattie: Tricks of the Trade (Teil eines Interview)

Drehbuch „Collateral“ von Stuart Beattie, bearbeitet von Frank Darabont (12. September 2000) (und bereits teilweise von Michael Mann, Stand: 10. Juli 2003 – Änderung des Handlungsortes von New York nach Los Angeles)

Drehbuch „Collateral“ von Stuart Beattie, bearbeitet von Frank Darabont und Michael Mann  (24. August 2003)

Meine Besprechung der von Michael Mann erfundenen Krimiserie “Vega$ – Staffel 1″ (Vega$, USA 1978/1979)

Meine Besprechung von Michael Manns “Blackhat” (Blackhat, USA 2014)

Michael Mann in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: Kreative Titelwahl, nächste Folge: „Five Nights at Freddy’s 2“

Dezember 4, 2025

Beginnen wir, weil ich nicht weiß, wie ich die Filmgeschichte zusammenfassen soll, mit der offiziellen Synopse:

Sie sind nicht mehr nur bei Freddy’s …

Seit den albtraumhaften Geschehnissen in Freddy’s Pizzeria ist über ein Jahr vergangen. Die Geschichten darüber, was sich dort genau abgespielt hat, haben sich längst zu einem lokalen Mythos verklärt – ein Mythos, der so populär ist, dass die Stadt nun sogar das erste „Fazfest“ abhalten will. Der ehemalige Wachmann Mike (Josh Hutcherson) und die Polizistin Vanessa (Elizabeth Lail) haben Mikes elfjähriger Schwester Abby (Piper Rubio) die Wahrheit über das Schicksal ihrer animatronischen Freunde bislang verschwiegen. Eines Tages schleicht sich Abby heimlich davon, um sich mit Freddy, Bonnie, Chica und Foxy zu treffen. Sie ahnt nicht, dass sie damit eine Reihe von schrecklichen Ereignissen in Gang setzt, die dunkle Geheimnisse über den Ursprung von Freddy’s Pizzeria enthüllen – und einen Schrecken entfesseln, der seit Jahrzehnten verborgen lag.

Five Nights at Freddy’s 2“ setzt „Five Nights at Freddy’s“ fort. Mit vielen aus dem ersten Film bekannten Figuren, wieder inszeniert von Emma Tammi und wieder, dieses Mal ohne Co-Autoren, geschrieben von Scott Cawthon. Der erste Film war vor zwei Jahren, trotz schlechter Kritiken, mit einem weltweiten Einspiel von knapp 300 Millionen US-Dollar ein Erfolg an der Kinokasse. Der Horrorfilm basiert auf der gleichnamigen, sehr erfolgreichen von Scott Cawthon erfundenen, seit 2014 bestehenden Computerspielreihe. Seitdem wacht er über die weitere Entwicklung der von ihm erfundenen Welt, zu der auch Bücher und Comics gehören.

Insofern ist es schon erstaunlich, wie vollständig abwesend jede Art von Drehbuch und Storytelling in dem 2002 spielendem Film ist. Einiges kann man sich im Lauf der Geschichte zusammenreimen, vieles bleibt rätselhaft. Vieles gehorcht – jedenfalls wenn man die Spiele und die Geschichte von Freddy Fazbear’s Pizzeria und den Animatronics nicht kennt – keiner erkennbaren Logik.

Figuren tauchen auf. Manchmal werden sie so eingeführt, dass sie wichtig sein könnten. Sie werden getötet oder verschwinden aus der Ansammlung weitgehend unzusammenhängender Episoden. Oft geht es in diesen Szenen um den Umgang und die Bewältigung traumatischer Erfahrungen. Mehr als die Zeit bis zu dem ersten von den Animatronics verübten Mord und anschließend die Zeit zwischen ihren weiteren Morden zu strecken, tun diese Szenen nicht. 

Spannung, Suspense und sogar die in einem Horrorfilm üblichen Jumpscares gibt es nicht. Es gibt einfach nur einige Momente, in denen die Animatronics Menschen töten. Blut fließt in den Momenten nicht. Es ist eher wie die brutalen Morde in älteren TV-Serien oder Filmen aus den fünfziger Jahren, in denen der Mörder mit seinem Opfer in einer dunklen Ecke verschwindet und nach vollendeter Tat wieder auftaucht.

Immer wenn die Macher nicht weiter wissen – und das passiert oft -, taucht eine mindestens zwei Meter große Animatronics-Figur auf und mordet. Oder der ‚Held‘ findet in einem seit Jahren leer stehendem Gebäude griffbereit eine funktionierende Taschenlampe oder zwei in dem Moment dringend benötige, vollständig aufgeladene Funkgeräte. Oh, und der ebenfalls in dem Gebäude stehende und für das Abschalten der durch die Stadt marodierenden Animatronics wichtige Computer funktioniert ebenfalls.

Für SchleFaZ ist „Five Nights at Freddy’s 2“ vielleicht zu kompetent gemacht, aber in allen anderen Kategorien qualifiziert er sich mühelos für eine SchleFaZ-Auswertung.

Five Nights at Freddy’s 2 (Five Nights at Freddy’s 2, USA 2025)

Regie: Emma Tammi

Drehbuch: Scott Cawthon (basierend auf der von ihm geschaffenen Videospiel-Reihe)

mit Josh Hutcherson, Elizabeth Lail, Piper Rubio, Wayne Knight, Matthew Lillard, Freddy Carter, Mckenna Grace, Skeet Ulrich, David Andrew Calvillo, Megan Fox (nur Stimme)

Länge: 104 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Five Nights at Freddy’s 2“

Metacritic über „Five Nights at Freddy’s 2“

Rotten Tomatoes über „Five Nights at Freddy’s 2“

Wikipedia über „Five Nights at Freddy’s 2“ (deutsch, englisch), Scott Cawthon (deutsch, englisch) und „Five Nights at Freddy’s“ (Computerspielreihe) (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Scott Cawthon/Kelly Parra/Andrea Waggeners „Five Nights at Freddy’s: Tales from the Pizzaplex #1 – Lallys Spiel (Band 10)“ (Five Nights at Freddy’s: Tales from the Pizzaplex #1 – Lally’s Game, 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: „Eternity“ – die Liebe im Wartesaal der Ewigkeit

Dezember 4, 2025

Leicht desorientiert erwacht Larry Cutler (Miles Teller) in einem Nahverkehrszug, der ihn in eine riesige Wartehalle befördert, die auch Shopping-Mall, Hotel und Messe ist. Schnell wird ihm von seiner persönlichen Jenseits-Koordinatorin erklärt, dass er tot ist, in dem Alter materialisiert wurde, in dem er am glücklichsten war und sich jetzt entscheiden müsse, in welcher Welt er sein künftiges Leben verbringen will. Also beispielsweise einer Strandwelt mit immerwährenden Sonnenuntergängen oder einer unberührten Bergwelt oder einem Handwerkerparadies. Oder eine…Naa, ihr dürftet das Prinzip verstanden haben. Es ist ein perfektes System mit zwei Nachteilen: der eine ist, dass ein Wechsel in eine andere Welt nicht möglich ist. Der andere ist, dass es keine Garantie gibt, dass eine über alles geliebte Person, mit der man bis zum Ende der Welt zusammen sein möchte, die gleiche Welt wählt.

Deshalb beschließt er auf seine Frau Joan (Elizabeth Olsen) zu warten. Dann können sie gemeinsam entscheiden, in welche Welt sie reisen wollen.

Während der Wartezeit trifft er auf Luke (Callum Turner). Der wie ein Hollywoodstar aussehende Barkeeper ist Joans erste große Liebe. Vor 67 Jahren starb er als Soldat im Koreakrieg im Gefecht. Seitdem wartet er auf sie und will bis in alle Ewigkeit mit ihr zusammen sein.

Als Joan in der Wartehalle ankommt, trifft sie auf die beiden wichtigsten Männer in ihrem Leben. Sie muss sich jetzt entscheiden, ob sie die Zukunft lieber allein oder mit ihrer ersten großen und seitdem verklärten Liebe oder mit dem Mann mit dem sie Jahrzehnte glücklich verheiratet war und Kinder hatte, verbringen will.

Eternity“ von David Freyne ist eine RomCom mit einem schön gezeichnetem ungewöhnlichem Setting. In dieses Setting, das aus einer schicken Sixties-Retro-Welt und pointiert an Messeständen gezeichneten Ideen für verschiedene Welten besteht, wurde viel kreative Energie gesteckt. Die Dialoge sind witzig und die gute Besetzung ist angenehm spielfreudig.

Sobald man die Wartehalle erkundet hat und die von den Jenseits-Koordinatoren erklärten Regeln verstanden hat (die mal mehr, mal weniger stringent befolgt werden und die mal mehr, mal weniger sinnvoll sind), fällt auf, wie erschreckend konventionell die Geschichte ist. Ohne das Setting wäre „Eternity“ nur eine weitere 08/15-RomCom mit der konservativsten denkbaren und vorhersehbarsten Lösung. Als wären wir immer noch in den Fünfzigern.

Da hilft dann auch nicht das Auftauchen einer Nachbarin von Larry und Joan, die als gut gelaunte ältere Dame in der Wartehalle auftaucht.

Eternity (Eternity, USA 2025)

Regie: David Freyne

Drehbuch: Pat Cunnane, David Freyne

mit Miles Teller, Elizabeth Olsen, Callum Turner, Barry Primus, Betty Buckley, Da’Vine Joy Randolph, John Early, Olga Merediz

Länge: 114 Minuten

FSK: ab 12 Jahre 

Hinweise

Homepage zum Film

Moviepilot über „Eternity“

Metacritic über „Eternity“

Rotten Tomatoes über „Eternity“

Wikipedia über „Eternity“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 4. Dezember: Undine/Roter Himmel

Dezember 3, 2025

Zwei Filme von Christian Petzold

3sat, 20.15

Undine (Deutschland/Frankreich 2020)

Regie: Christian Petzold

Drehbuch: Christian Petzold

Christian Petzolds in die Gegenwart verlegte Interpretation des Undine-Mythos. Das ist gewohnt durchdacht und gut inszeniert. Trotzdem spricht „Undine“ mich weniger an als Christian Petzolds andere Filme.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Paula Beer, Franz Rogowski, Maryam Zaree, Jacob Matschenz, Anne Ratte-Polle, Rafael Stachowiak

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Undine“

Moviepilot über „Undine“

Metacritic über „Undine“

Rotten Tomatoes über „Undine“

Wikipedia über „Undine“ (deutsch, englisch)

Berlinale über „Undine“

3sat, 21.40

Roter Himmel (Deutschland 2023)

Regie: Christian Petzold

Drehbuch: Christian Petzold

Christian Petzold erzählt von vier jungen Menschen, die an der Ostsee in einem abgelegenem Ferienhaus einige Tage gemeinsam verbringen, prokrastinieren, reden und sich verlieben.

Definitv nicht sein bester Film. Aber das ist Jammern auf ziemlich hohem Niveau.

Auf der Berlinale gab es für seinen Sommerfilm viel Kritkerlob und den Silbernen Bären.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Thomas Schubert, Paula Beer, Langston Uibel, Enno Trebs, Matthias Brandt

Hinweise

Filmportal über „Roter Himmel“

Moviepilot über „Roter Himmel“

Rotten Tomatoes über „Roter Himmel“

Wikipedia über „Roter Himmel“ (deutsch, englisch)

Berlinale über „Roter Himmel“

Meine Besprechung von Christian Petzolds „Phoenix“ (Deutschland 2014)

Meine Besprechung von Christian Petzolds „Transit“ (Deutschland/Frankreich 2018)

Meine Besprechung von Christian Petzolds „Undine“ (Deutschland/Frankreich 2020) und der DVD

Meine Besprechung von Christian Petzolds „Roter Himmel“ (Deutschland 2023)

Meine Besprechung von Christian Petzolds „Miroirs No. 3“ (Deutschland 2025)

Christian Petzold in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 3. Dezember (+ Buchtipp): Rilke – Du musst Dein Leben ändern

Dezember 2, 2025

Arte, 21.50

Rilke – Du musst Dein Leben ändern (Deutschland 2025)

Regie: Thomas von Steinaecker

Drehbuch: Thomas von Steinaecker

Brandneue 55-minütige Doku über den Dichter Rainer Maria Rilke (4. Dezember 1875, Prag, Österreich-Ungarn – 29. Dezember 1926, Sanatorium Valmont bei Montreux, Schweiz). Danach wissen wir mehr über sein Leben und Werk.

Ein Lesetipp (neben den Werken von Rilke)

Was bedeutet Rainer Maria Rilke für uns heute? Melanie Garanin („Nils. Von Tod und Wut. Und von Mut“) beantwortet diese Frage anhand der Geschichte einer Journalistin, die einen Artikel über ein Rilke-Symposium in Worpswede schreiben soll, ihm (oder einem Imitator) begegnet und sich auf die Spuren des Dichters begibt.

Garanin erzählt das, kurzweilig und informativ, zwischen Rilkes Biographie und den heutigen Ereignissen hin und her springend.

Melanie Garanin: Mein Freund Rilke

Carlsen, 2025

192 Seiten

26 Euro

Hinweise

Arte über die Doku

Wikipedia über Rainer Maria Rilke (deutsch, englisch) und über Melanie Garanin

Carlsen über den Comic

Homepage von Melanie Garanin


TV-Tipp für den 2. Dezember: Boss Level

Dezember 1, 2025

Nitro, 22.50

Boss Level (Boss Level, USA 2021)

Regie: Joe Carnahan

Drehbuch: Chris Borey, Eddie Borey, Joe Carnahan

Ex-Delta-Force-Kämpfer Roy Pulver will wissen, warum er in einer Zeitschleife steckt und wie er sich aus ihr befreien kann. Dafür mordet er sich jeden Tag ein Stückchen weiter, ehe er getötet wird. Am nächsten Tag beginnt er wieder von vorne.

Over-the-Top-Actionfilm-Variante von „…und täglich grüßt das Murmeltier“, die nie ins Kino kaum. „als reines Actionfeuerwerk unterhält der Film (…) solide“ (Lexikon des internationalen Films)

mit Frank Grillo, Mel Gibson, Naomi Watts, Annabelle Wallis, Michelle Yeoh

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Boss Level“

Wikipedia über „Boss Level“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Joe Carnahans “The Grey – Unter Wölfen” (The Grey, USA 2012)

Meine Besprechung von Joe Carnahans „Shadow Force – Die letzte Mission“ (Shadow Force, USA 2025)


TV-Tipp für den 1. Dezember: Martin liest den Koran

November 30, 2025

NDR, 23.15

Martin liest den Koran (Deutschland 2024)

Regie: Jurijs Saule

Drehbuch: Michail Lurje, Jurijs Saule

Der 35-jährige Familienvater Martin Harirat (Zejhun Demirov) will von dem Universitätsprofessor Doktor Neuweiser (Ulrich Tukur) die Absolution für einen Anschlag erhalten. Zwischen den beiden Männern beginnt ein Dialog über die richtige und falsche Interpretation des Korans.

TV-Premiere. Zwei-Personenstück, das als Thesentheater zum Nachdenken anregen kann. Leider wird, während die beiden Männer sich triumphierend Koranzitate um die Ohren hauen, der für eine richtige Interpretation älterer Schriften wichtige historische und kulturelle Hintergrund nicht angesprochen.

Das Drehhbuch erhielt 2022 die Goldene Lola für das beste unverfilmte Drehbuch.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Ulrich Tukur, Zejhun Demirov, Sarah Sandeh, Alissia Krupsky, Prince Chughtai

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Filmportal über „Martin liest den Koran“

Moviepilot über „Martin liest den Koran“

Meine Besprechung von Jurijs Saules „Martin liest den Koran“ (Deutschland 2024)


TV-Tipp für den 30. November: Erbarmungslos

November 29, 2025

Tele5, 22.55

Erbarmungslos (Unforgiven, USA 1992)

Regie: Clint Eastwood

Drehbuch: David Webb Peoples

Wyoming, 1880: Als der ehemalige Revolverheld William Munny erfährt, dass die Huren von Big Whiskey ein Kopfgeld von 1000 Dollar auf zwei Cowboys aussetzten, die eine von ihnen verstümmelte, schnallt er wieder seinen Colt um. Denn er braucht das Geld für sich und seine beiden Kinder; – auch wenn er es mit zwei Gefährten teilen muss.

„‘Erbarmungslos’ ist offensichtlich ein feinfühlig gemachter und ausbalancierter Film, und, wenn man seine Einsichten in die menschliche Natur bedenkt, so düster, wie ein Genrefilm überhaupt nur sein kann. Aber er präsentiert sich nicht finster, was er teilweise seinen Autoren verdankt. (…) Abgesehen von ‘revisionistisch’ , war das von den Kritikern am häufigsten verwendete Wort ‘Meisterstück’.“ (Richard Schickel: Clint Eastwood – Eine Biographie)

„ein vorzüglicher Spätwestern, der wie seit Peckinpahs ‘The Wild Bunch’ nicht mehr verstört.“ (Fischer Film Almanach 1993)

„Erbarmungslos“ erhielt vier Oscars, unter anderem als bester Film. Clint Eastwood erhielt für seine Regie und sein Spiel zahlreiche Preise und Nominierungen.

Das Drehbuch war für den Edgar, Oscar, Golden Globe und WGA Award nominiert und erhielt von den Western Writers of America den Spur Award als bestes Western-Drehbuch.

Außerdem erhielt „Erbarmungslos“ den Bronze Wrangler der Western Heritage Awards.

Bei Rotten Tomatoes liegt der Frischegrad für diesen Western bei 96 Prozent.

Auf einer 2008 veröffentlichten Liste der zehn besten Western setzte das American Film Institute „Erbarmunglos“ auf den vierten Platz.

Und 2013 gab es ein verdammt gelungenes japanisches Remake.

mit Clint Eastwood, Gene Hackman, Morgan Freeman, Richard Harris, Jaimz Woolvett, Saul Rubinek, Francis Fisher, Jeremy Ratchford

Hinweise

Rotten Tomatoes über “Erbarmungslos”

Wikipedia über „Erbarmungslos“ (deutsch, englisch)

Drehbuch „Unforgiven“ von David Webb Peoples (Production Draft Sript, 23. April 1984)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods „Hereafter – Das Leben danach“ (Hereafter, USA 2010)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods “Jersey Boys” (Jersey Boys, USA 2014)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods „American Sniper“ (American Sniper, USA 2014)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods „Sully“ (Sully, USA 2016)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods „The Mule“ (The Mule, USA 2018)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods „Der Fall Richard Jewell“ (Richard Jewell, USA 2019)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods „Cry Macho“ (Cry Macho, USA 2021)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods „Juror #2“ (Juror #2, USA 2024)

Meine Besprechung von Kai Blieseners „Clint Eastwood – Mann mit Eigenschaften“ (2020)

Clint Eastwood in der Kriminalakte

 


Neu im Kino/Filmkritik (kurz): Wie war das nochmal mit Odysseus und seiner „Rückkehr nach Ithaka“?

November 29, 2025

Seit zwanzig Jahren wartet Penelope (Juliette Binoche) auf die Rückkehr ihres Mannes Odysseus. Er machte sich damals auf eine heute noch, wenigstens bei dem Bildungsbürgetum, bekannte kriegerische Reise. Inzwischen ist sein Reich heruntergekommen. Das Land ist verödet. Dutzende Freier, mehr Gewalt suchende Halbstarke als künftige edle Anführer, lungern vor Penelopes Haus herum. Sie hoffen, dass sie einen von ihnen als ihren Gemahl und und künftigen König wählt. Odysseus‘ Reich verharrt zwischen betäubendem Stillstand und langsamem Untergang.

Eines Tages kehrt Odysseus (Ralph Fiennes) zurück. Aber anstatt sofort zu Penelope zu eilen, beobachtet der von zahllosen Kämpfen gezeichnete müde alte Mann, der nicht mehr töten will, das ihm fremde Treiben auf der Insel.

Uberto Pasolinis „Rückkehr nach Ithaka“ ist top besetzt und farbenprächtig unter südlicher Sonne inszeniert. Aber seine Noir-Interpretation eines Teils der in einer Welt ohne Götter und mythische Wesen spielenden deprimierenden Zustandsbeschreibung ist auch ein etwas monothematisch geratener Sandalenfilm.

Rückkehr nach Ithaka (The Return, Italien/Griechenland/Großbritannien/Frankreich 2024)

Regie: Uberto Pasolini

Drehbuch: John Collee, Edward Bond, Uberto Pasolini

mit Ralph Fiennes, Juliette Binoche, Charlie Plummer, Marwan Kenzari, Claudio Santamaria, Angela Molina

Länge: 116 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Rückkehr nach Ithaka“

Metacritic über „Rückkehr nach Ithaka“

Rotten Tomatoes über „Rückkehr nach Ithaka“

Wikipedia über „Rückkehr nach Ithaka“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Uberto Pasolinis „Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“ (Still Life, Großbritannien/talien 2013)


Neu im Kino/Filmkritik (kurz): Channing Tatum ist „Der Hochstapler – Roofman“

November 29, 2025

2004 versteckt Jeffrey Manchester (Channing Tatum) sich nach seinem Ausbruch aus dem Gefängnis in der großen Filiale einer bekannten Spielwarenkette. Der verheiratete ehemalige Army Ranger und mehrfache Vater war 2000 zu 45 Jahren Haft verurteilt worden . Er hatte über vierzig Überfälle auf Fastfood-Restaurants begangen. Normalerweise indem er sich in der Nacht über das Dach Zugang zu dem Geschäft verschaffte und das Geschäft ausraubte nachdem die Frühschicht kam.

Jetzt will er in dem „Toys „R“ Us“-Geschäft abwarten, bis die Polizei ihn nicht mehr sucht. Die Zeit verbringt er mit dem Ausprobieren des Spielzeugs, dem Essen der vorhandenen Snacks und dem Beobachten des Personals. Dabei verliebt er sich in Leigh Wainscott (Kirsten Dunst). Sie ist eine gläubige alleinerziehende Mutter. Nachdem er ihr einige aus dem Geschäft für einen Basar geklaute Geschenke bringt, lädt sie ihn zu einem Treffen in der Kirche ein. Sie beginnen sich öfter zu treffen. Dabei weiß Jeffrey, dass er das nicht tun sollte.

Die auf den ersten Blick etwas unglaubwürdige Geschichte beruht auf der wahren Geschichte von Jeffrey Allen Manchester. Derek Cianfrance inszenierte sie als sympathische Verbrecherschnurre und Liebesgeschichte. Solange man nicht zu genau über Jeffreys Taten nachdenkt, ist „Der Hochstapler – Roofman“ ein kurzweiliges Vergnügen.

Der Hochstapler – Roofman (Roofman, USA 2025)

Regie: Derek Cianfrance

Drehbuch: Derek Cianfrance, Kirt Gunn

mit Channing Tatum, Kirsten Dunst, Peter Dinklage, Ben Mendelsohn, LaKeith Stanfield, Juno Temple, Melonie Diaz, Uzo Aduba, Lily Collias

Länge: 126 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Der Hochstapler – Roofman“

Metacritic über „Der Hochstapler – Roofman“

Rotten Tomatoes über „Der Hochstapler – Roofman“

Wikipedia über „Der Hochstapler – Roofman“ (deutsch, englisch) und Jeffrey Manchester

Meine Besprechung von Derek Cianfrances „The Place beyond Pines“ (The Place beyond the Pines, USA 2012)

Meine Besprechung von Derek Cianfrances „The Light between Oceans“ (The Light between Oceans, USA 2016)


TV-Tipp für den 29. November: Das fliegende Klassenzimmer (1954)

November 28, 2025

MDR, 20.15

Das fliegende Klassenzimmer (Deutschland 1954)

Regie: Kurt Hoffmann

Drehbuch: Erich Kästner

LV: Erich Kästner: Das fliegende Klassenzimmer, 1933

Erste und nach allgemeiner Einschätzung beste Verfilmung von Erich Kästners bekanntem Buch. Damals war der von Kurt Hoffmann, nach einem Drehbuch von Erich Kästner, inszenierte Film ein Hit.

„Vergnügliche und warmherzige Verfilmung des Kinderromans von Erich Kästner mit unaufdringlicher Pädagogik.“ (Lexikon des internationalen Films)

„Ein Film aus dem Märchenland der Schulzeit“ (Christa Bandmann/Joe Hembus: Klassiker des deutschen Tonfilms)

Kurt Hoffmann inszenierte auch „Quax, der Bruchpilot“, „Ich denke oft an Piroschka“, „Das Wirtshaus im Spessart“, „Wir Wunderkinder“ und „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“.

Ausführlicher zur Filmgeschichte und den verschiedenen Verfilmungen äußere ich mich in meiner Besprechung von Caroline Hellsgårds Verfilmung des Romans.

Anschließend, um 21.45 Uhr, zeigt der MDR, ebenfalls nach einem Drehbuch von Erich Kästner, eine weitere Erich-Kästner-Verfilmung: nämlich Josef von Bakys „Das doppelte Lottchen“ (Deutschland 1950).

mit Paul Dahlke, Heliane Bei, Paul Klinger, Peter Tost, Peter Kraus, Michael Verhoeven, Erich Ponto, Bruno Hübner, Knut Mahlke, Erich Kästner

Wiederholung: Montag, 1. Dezember, 12.30 Uhr

Hinweise

Filmportal über „Das fliegende Klassenzimmer“

Wikipedia über „Das fliegende Klassenzimmer“

Meine Besprechung von Erich Kästners „Die verschwundene Miniatur“ (1935/2009)

Meine Besprechung von Dominik Grafs Erich-Kästner-Verfilmung „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ (Deutschland 2021) (überzeugend mit Tom Schilling als Fabian)

Meine Besprechung von Carolina Hellsgårds Erich-Kästner-Verfilmung „Das fliegende Klassenzimmer“ (Deutschland 2023)


Neu im Kino/Filmkritik (kurz): Über den französichen Noir-Science-Fiction-Thriller „Zone 3“

November 28, 2025

In einer nahen dystopischen Zukunft ist Paris in drei Zonen unterteilt, die die Habenichtse von den Vermögenden trennt. Die Verbrechensbekämpfung wird von der Künstlichen Intelligenz ALMA gesteuert. Als ALMAs Schöpfer ermordet wird und der Täter in die Zone 3 flüchtet, müssen die Zone-2-Elitepolizistin Salia (Adèle Exarchopoulos) und der desillusionierte Zone-3-Polizist Zem (Gilles Lellouche), der in seinem Viertel jeden kennt, zusammenarbeiten. Schnell stoßen die beiden Ermittler auf ein die Gesellschaft bedrohendes Komplott.

Zone 3“ von Cédric Jimenez ist ein hoch budgetierter französischer Science-Fiction-Thriller, der gekonnt und kurzweilig bekannte Dystopie-Muster im Rahmen einer Actiongeschichte nach Frankreich überträgt.

Zone 3 (Chien 51, Frankreich 2025)

Regie: Cédric Jimenez

Drehbuch: Olivier Demangel, Cédric Jimenez

LV: Laurent Gaudé: Chien 51, 2022 (Hund 51)

mit Gilles Lellouche, Adèle Exarchopoulos, Louis Garrel, Romain Duris, Valeria Bruni Tedeschi, Artus, Stéphane Bak

Länge: 105 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

AlloCiné über „Zone 3“

Moviepilot über „Zone 3“

Rotten Tomatoes über „Zone 3“

Wikipedia über „Zone 3“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Cédric Jimenez‘ „Der Unbestechliche – Mörderisches Marseille“ (La French, Frankreich/Belgien 2014)

Meine Besprechung von Cédric Jimenez‘ „November“ (Novembre, Frankreich 2022)


Neu im Kino/Filmkritik (kurz): Psycho-Horror aus Österreich: „Welcome Home Baby“

November 28, 2025

Zusammen mit ihrem Freund fährt Judith, die in Berlin als Notärztin arbeitet, nach Österreich. Dort hat sie das in der tiefsten Provinz stehende Haus ihrer ihr unbekannten Eltern geerbt. Sie will es sich ansehen und verkaufen. Aber die Dorfbewohner wollen sie nicht mehr gehen lassen. Sie soll die Praxis ihres Vaters übernehmen.

Schnell bemerkt Judith, dass es in dem Dorf Kräfte gibt, die mit allen Mitteln verhindern wollen, dass sie wieder nach Berlin fährt.

Welcome Home Baby“ ist ein psychologischer Horrorfilm, der von Andreas Prochaska atmosphärisch dicht und mit einigen eindrücklichen Bildern inszeniert wurde. Allerdings dürfte jeder Horrorfilmfan spätestens zwei Minuten nach der Ankunft von Judith und ihrem Freund in dem Dorf ahnen, wie der Film endet und was das sorgsam gehütete Geheimnis der Dorfgemeinschaft ist. Insofern kopiert der Regisseur von „In 3 Tagen bist du tot“ und „Das finstere Tal“ gekonnt, aber wenig innovativ bekannte Genremuster und überträgt sie in die österreichische Provinz.

Welcome Home Baby (Österreich/Deutschland 2025)

Regie: Andreas Prochaska

Drehbuch: Andreas Prochaska, Daniela Baumgärtl, Constantin Lieb

mit Julia Franz Richter, Reinout Scholten van Aschat, Gerti Drassl, Maria Hofstätter, Erika Mottl, Gerhard Liebmann

Länge: 115 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Welcome Home Baby“

Moviepilot über „Welcome Home Baby“

Rotten Tomatoes über „Welcome Home Baby“

Wikipedia über „Welcome Home Baby“ (deutsch, englisch)

Berlinale über „Welcome Home Baby“

Meine Besprechung von Andreas Prochaskas „Das finstere Tal“ (Österreich/Deutschland 2013)


Neu im Kino/Filmkritik: „Anemone“, der neue Film von Daniel Day-Lewis

November 28, 2025

Seit über zwanzig Jahren lebt Ray Stoker (Daniel Day-Lewis) irgendwo Großbritannien, weitab von der Zivilisation im Wald in einer Hütte. Den Kontakt zu seiner in Sheffield lebenden Familie hat er abgebrochen. Es handelt sich um eine selbstauferlegte Buße für etwas, das während des Nordirlandkonfliktes, den Troubles, geschah. Damals waren er und sein Bruder in Nordirland stationiert.

Weil es jetzt, Mitte der neunziger Jahre, Probleme in der Familie gibt, besucht ihn sein Bruder Jem (Sean Bean). Er will Ray überzeugen, in die Zivilisation zurückzukehren. Davor wühlen die beiden unterschiedlichen Brüder erst einmal in ihrer Vergangenheit herum.

Neun Jahre nach seinem letzten Spielfilm – Paul Thomas Andersons „Der seidene Faden“ (Phantom Thread) und seinem selbsterklärten Rückzug in den Ruhestand – kehrt der bei seinen Rollen extrem wählerische Daniel Day-Lewis mit „Anemone“ auf die Leinwand zurück. Die Erklärung dafür dürfte sein, dass er das Drehbuch zusammen mit seinem 1998 geborenem Sohn Ronan Day-Lewis schrieb und Ronan Day-Lewis mit dem Film sein Spielfilmdebüt gibt. Es ist also eine Familienangelegenheit und die Förderung eines Familienmitglieds.

Ronan hat sich für sein Debüt seinen schweren Stoff ausgesucht. Es geht um Glaube, Schuld und Sühne vor dem Hintergrund der Troubles, erzählt als karges, fast ausschließlich in einer Hütte spielendem Zwei-Personenstück. Ronan hat ein Auge für atmosphärische Bilder und zwei unbestritten talentierte Hauptdarsteller, die wahrscheinlich auch ohne irgendeine Regieanweisung gut spielen können.

Aber sie müssen mit einem Drehbuch kämpfen, das ihnen wenig zum Spielen gibt. Die meiste Zeit schweigen sie sich, unterbrochen von einigen Monologen, an. Über ihre Vergangenheit reden sie meistens nur in Andeutungen. Schließlich geht es um ihnen bekannte Erinnerungen, Verletzungen und Vorwürfe. Da genügen dann ein zwei Stichworte und ein zustimmendes Nicken. Die beiden Miesepeter Ray und Jem wissen, über was sie sich vorwurfsvoll anschweigen. Aber der Zuschauer bleibt in den Momenten außen vor. Erst langsam erschließt sich ihm, was damals geschah und warum Ray sich von der Welt zurückzog. Das erfährt er erst am Ende und angesichts des damals tobenden Bürgerkrieges erscheint der Grund für Rays über zwanzigjährige Buße (sogar verurteilte Mörder verbringen weniger Zeit im Gefängnis) unglaubwürdig. Das liegt auch daran, dass Ray als Figur in dieser schlecht konstruierten Charakterstudie zu sparsam gezeichnet ist.

Als Kurzgeschichte oder Novelle könnte diese Geschichte funktionieren. Im Kino funktioniert sie in dieser Form in keinster Weise nicht.

P. S.: Anemone ist das englische Wort für Windröschen.

Anemone (Anemone, Großbritannien/USA 2025)

Regie: Ronan Day-Lewis

Drehbuch: Ronan Day-Lewis, Daniel Day-Lewis

mit Daniel Day-Lewis, Sean Bean, Samantha Morton, Samuel Bottomley

Länge: 126 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Anemone“

Metacritic über „Anemone“

Rotten Tomatoes über „Anemone“

Wikipedia über „Anemome“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 28. November: Zoomania

November 27, 2025

Was vor „Zoomania 2“ geschah

Disney Channel, 18.20

Zoomania (Zootopia, USA 2016)

Regie: Byron Howard, Rich Moore, Jared Bush (Ko-Regisseur)

Drehbuch: Jared Bush, Phil Johnston, Dan Fogelman (zusätzliches Material) (Nach einer Geschichte von Byron Howard, Jared Bush, Rich Moore, Phil Johnston, Jennifer Lee, Josie Trinidad und Jim Reardon)

Als Jung-Polizistin und Karnickel Judy Hopps mit dem verbrecherischen Fuchs Nick Wilde (Hey, er ist ein Fuchs!) den spurlos verschwundenen Mr. Otterton sucht, entdecken sie ein riesiges, Zoomania bedrohendes Komplott.

Äußerst gelungener Disney-Film mit sympathischer Botschaft und unzähligen Anspielungen, die jüngere Zuschauer übersehen werden. Aber die sollten um diese Uhrzeit auch im Bett sein.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit vielen Tieren und vielen Sprechern

Hinweise

Moviepilot über „Zoomania“

Metacritic über „Zoomania“

Rotten Tomatoes über „Zoomania“

Wikipedia über „Zoomania“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Byron Howard/Rich Moore/Jared Bushs „Zoomania“ (Zootopia, USA 2016)

Meine Besprechung von Jared Bush/Byron Howards „Zoomania 2“ (Zootopia 2, USA 2025)


Neu im Kino/Filmkritik: Über Julian Radlmaiers „Sehnsucht in Sangerhausen“

November 27, 2025

Sangerhausen ist laut dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung eine kleine Mittelstadt. Für Julian Radlmaier ist die in Sachsen-Anhalt liegende Stadt ein mythischer Ort mit Verbindungen in die Vergangenheit und zur deutschen Seele. Novalis, der Dichter der Romantik, wurde in der Nähe geboren. Die in einem Schloss arbeitende Magd Lotte, so fabuliert Radlmaier in seinem Film, denkt beim Leeren des von Novalis gefüllten Nachttopfs nicht an die von ihm erfundene „blaue Blume“, sondern an ihre ökonomische Situation und die Französische Revolution. Etwas später brennt sie mit einem Steineschlucker durch. Vor ihren Verfolgern versteckt sie sich in einer Höhle.

In dem Moment springt Radlmaiers neuer Film „Sehnsucht in Sangerhausen“ in die Gegenwart. Ursula arbeitet als Putzfrau und Kellnerin und bräuchte eigentlich noch einen dritten schlecht bezahlten Job. Als sie ein Klassik-Trio trifft, das ihm Rahmen des Kultursommers im Ort ein Konzert gibt, und mit ihnen einige Zeit verbringt, denkt sie daran, Sangerhausen zu verlassen. Zur gleichen Zeit dreht die aus dem Iran geflohene Influencerin Neda touristische Videoclips über die Schönheiten von Sangerhausen und der Umgebung. Als ihr schrottreifes Auto endgültig den Geist aufgibt, bleibt sie länger als geplant in Sangerhausen und trifft eine alte Bekannte. Und Sung-Nam bietet in einem klimatisiertem Kleinbus Touristentouren an. Die meiste Zeit steht er, auf Kundschaft wartend, auf dem Marktplatz.

Diese durch ihre ökonomische Situation zu einer alle anderen Unterschiede überdeckenden Klasse gehörenden Menschen treffen sich irgendwann in und um Sangerhausen. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Geisterjagd.

Im Hintergrund des munteren Treibens ist immer, als „Relikt der sozialistischen Bergbauindustrie“ (Radlmaier), die an eine Pyramide erinnernde, alles überragende Abraumhalde zu sehen. Dieser Berg aus Schutt, auf dem kein Grashalm wächst, soll nicht bestiegen werden.

Radlmaier erzählt dieses teils normale, teils skurrile Treiben in einer durchgehend ironischen Haltung, einem nüchternen Blick auf die Merkwürdigkeiten und Trostlosigkeiten des Lebens in der Provinz, etwas magischem Realismus und in langen Einstellungen. Mehr als einmal hoffte ich für die Schauspieler, dass er nicht zu den Regisseuren gehört, der seine Schauspieler Szenen Dutzende Male wiederholen lässt.

In jedem dieser bewusst kargen Bild ist seine bürgerliche Bildung und seine Zuneigung zur marxistischen Gesellschaftsanalyse spürbar. Aber er predigt nicht, er politisiert nicht und er verurteilt seine Figuren nicht. Das Ergebnis ist ziemlich spaßig und sehr zugänglich.

Langer Rede kurzer Sinn: „Sehnsucht in Sangerhausen“ ist ein typischer Radlmaier. Und das ist gut so.

Sehnsucht in Sangerhausen (Deutschland 2025)

Regie: Julian Radlmaier

Drehbuch: Julian Radlmaier

Montage (ausnahmsweise erwähnt): Julian Radlmaier

mit Clara Schwinning, Maral Keshavarz, Paula Schindler, Henriette Confurius, Ghazal Shojaei, Kyung-Taek Lie, Buksori Lie

Länge: 90 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Sehnsucht in Sangerhausen“

Moviepilot über „Sehnsucht in Sangerhausen“

Rotten Tomatoes über „Sehnsucht in Sangerhausen“

Wikipedia über „Sehnsucht in Sangerhausen“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Julian Radlmaiers „Blutsauger“ (Deutschland 2021) (und des Buchs zum Film)


Neu im Kino (und bald im Streaming)/Filmkritik: „Wake up Dead Man: A Knives Out Mystery“, göttlich gelöst von Benoit Blanc

November 27, 2025

Das ist ein Mord, der die besonderen Talente von Benoit Blanc (Daniel Craig) erfordert. In dem erfolgreichen Rätselkrimi „Knives Out“ (2019) überführte er im Kino den Mörder des Bestsellerautors Harlan Thrombey. Ein Familienmitglied ermordete Thrombey an seinem 85. Geburtstag in dem noblen Familienwohnsitz. In „Glass Onion: A Knives Out Mystery“ (2022) überführte Blanc auf Netflix den Mörder des Tech-Milliardärs Miles Bron. Während eines Krimi-Rollenspiels wurde Bron auf seiner Insel von einem der von ihm eingeladenen Spielteilnehmenden ermordet.

Jetzt überführt Benoit Blanc im Kino (für einige Tage) und ab dem 12. Dezember auf Netflix den Mörder von Monsignore Jefferson Wicks (Josh Brolin). Wicks führt im Staat New York eine ländliche Gemeinde mit ihm treu ergebenen Gläubigen und einer besonderen Verbindung zu weltlichen Einkünften. Wicks wurde während eines Gottesdienstes in einer Kammer ermordet, die man nur vom Altarraum aus betreten kann. Der junge Priester Jud Duplenticy (Josh O’Connor) entdeckte noch während des Gottesdienstes den Toten. Trotzdem beteuert er seine Unschuld. Duplenticy wurde wegen seines aufbrausenden, von tiefempfundenem Gerichtigkeitssinn geprägten Wesens zur Bewährung in Wicks‘ sündige Gemeinde versetzt.

Alle anderen Verdächtigen, die, wie Duplenticy im Voice-Over erzählt und gleichzeitig in einem Heft aufschreibt, ausgezeichnete Mordmotive hatten, saßen zum Tatzeitpunkt im Schiff auf den Kirchenbänken. Es handelt sich um die betont fromme, seit Ewigkeiten für den Monsignore klaglos alle Büroarbeiten übernehmende Martha Delacroix (Glenn Close), den umsichtigen Hausmeister Samson Holt (Thomas Haden Church), die verdächtig nervöse Anwältin Vera Draven (Kerry Washington), ihren Sohn, den aufstrebenden Politiker Cy Draven (Daryl McCormack), den Hausarzt Nat Sharp (Jeremy Renner), den zum Glauben bekehrten Bestsellerautor Lee Ross (Andrew Scott) und die Konzertcellistin Simone Vivane (Cailee Spaeny). Jeder von ihnen hat, wie es sich für einen Rätselkrimi gehört, ein Motiv und ein ausgezeichnetes Alibi.

Für Benoit Blanc ist dieser räselhafte Mord eine weitere Gelegenheit, seine besonderen Talente bei der Suche nach schlauen oder sich für schlau haltenden Mördern anzuwenden. Dabei kann er, zu unserem Vergnügen, neben den Verdächtigen auch die Polizeichefin Geraldine Scott (Mila Kunis) nerven.

Wieder einmal hat Rian Johnson ein hochkarätiges Ensemble versammelt. Wieder handelt es sich nur auf den ersten Blick um einen traditionellen Rätselkrimi, in dem der Ermittler geduldig verschiedene Spuren verfolgt, während der Zuschauer miträtselt, sondern um eine Komödie, die sich der Form des Rätselkrimis bedient. Wieder wird die Form mit zahlreichen Anspielungen und Verweisen auf andere Werke bedient. Rian Johnson hat seine Agatha-Christie-Sammlung gelesen. Und wieder hat das Ensemble erkennbar seinen Spaß dabei, möglichst amoralisch und verdächtig zu erscheinen.

Allerdings ist dieser Spaß mit 144 Minuten für einen Rätselkrimi auch zu lang geraten. Denn anstatt den Plot mit seinen falschen Spuren zügig zu entwickeln, gibt es eindeutig zu lang geratene Szenen, wie Wicks‘ Beichten vor seinem Kollegen Duplenticy, und zu viele Ab- und Umwege, die einfach beschritten werden, weil man die Zeit dafür hat. Entsprechend konfus gestalten sich dann Blancs‘ Ermittlungen. Sie wirken weniger wie die zielgerichteten Ermittlungen eines Detektivs, sondern mehr wie das Freizeitprogramm eines unaufmerksamen Kindes. Die von Autor und Regisseur Johnson ersonnene Lösung ist dann größtenteils Unfug. Anstatt dem überraschten Publikum am Ende einen (oder mehrere) Täter (oder Täterinnen) mit einem guten Motiv für ihre Tat und einem genialen, in sich stimmigem Plan zu präsentieren, wird ein auf den ersten Blick spektakuläres und überraschendes Ende gewählt, das, wenn man darüber nachdenkt, schneller als ein Kartenhaus in sich zusammen fällt und dabei das überzeugende Motiv und die wirklich guten Teile des Mordplans unter sich begräbt. 

Wenn man die Lösung einfach als gottgegeben und gottgewollt hinnimmt, dann ist die witzige Rätselkrimi-Komödie „Wake up Dead Man“ (benannt nach einem „U2“-Song von ihrem 1997er Album „Pop“), trotz seiner epischen Länge, ein kurzweiliges, einfallsreich inszeniertes Vergnügen mit einem gut aufgelegtem Ensemble.

Wake up Dead Man: A Knives Out Mystery (Wake up Dead Man: A Knives Out Mystery, USA 2025)

Regie: Rian Johnson

Drehbuch: Rian Johnson

mit Daniel Craig, Josh O’Connor, Glenn Close, Josh Brolin, Mila Kunis, Jeremy Renner, Kerry Washington, Andrew Scott, Cailee Spaeny, Daryl McCormack, Thomas Haden Church, Jeffrey Wright

Länge: 144 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Jetzt in einigen wenigen Kinos und auf Netflix ab 12. Dezember 2025.

Hinweise

Netflix über den Film

Moviepilot über „Wake up Dead Man: A Knives Out Mystery“

Metacritic über „Wake up Dead Man: A Knives Out Mystery

Rotten Tomatoes über „Wake up Dead Man: A Knives Out Mystery“

Wikipedia über „Wake up Dead Man: A Knives Out Mystery“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Rian Johnsons „Looper“ (Looper, USA 2012 – mit weiteren Bildern, Links und einem 35-minütigem Interview mit Rian Johnson und Joseph Gordon-Levitt) und der DVD

Meine Besprechung von Rian Johnsons „Star Wars: Die letzten Jedi“ (Star Wars: The last Jedi, USA 2017) und des Filmromans

Meine Besprechung von Rian Johnsons „Knives out – Mord ist Familiensache“ (Knives out, USA 2019)


TV-Tipp für den 27. November: Jung, militant, national – Die Neuen Rechten

November 26, 2025

3sat, 22.55

Jung, militant, national – Die Neuen Rechten (Deutschland 2025)

Regie: ?

Drehbuch: ?

Brandneue 45-minütige Doku über die Rechtsextreme und wie sie für ihre Sache werben mit Clips im Netz, mit Aktionen auf der Straße und Hüpfburgfesten für die ganze Familie.

Für die Doku begleitete das Team rechte Influencer in Berlin und Wien beim Produzieren von Clips für die Sozialen Medien und in Hintergrundinterviews sprechen Mitglieder rechtsextremer Organisationen über ihre Motive.

Hinweis

3sat über die Doku (dort bis 2030 in der Mediathek)