R. i. P. David Bowie (8. Januar 1947 in Brixton, London – 10. Januar 2016 in New York City)
Am Freitag veröffentlichte David Bowie seine neue CD „Blackstar“. Am Montag bestätigte sein Sohn Duncan Jones, seinen Tod und damit die Meldung auf Bowies Facebook-Seite: „David Bowie died peacefully today surrounded by his family after a courageous 18 month battle with cancer.“ Auch wenn es von Bowie so geplant war, beherrschte er die vergangenen Tage (die neue CD), heute (die Todesnachricht und die ersten Nachrufe) und die kommenden Tagen die Medien.
Was soll ich da noch originäres sagen? Außer vielleicht, dass ich ihn, wie viele andere Bowie-Fans, durch „Let’s Dance“, „China Girl“, „Modern Love“ und „Cat People“ und den Videos dazu kennen lernte und zu einem Fan wurde, weil er, wie ich beim Anhören und Kaufen seiner älteren Werke (Hey, ich habe sogar die französische Version von „Heroes“!) bemerkte, sich nicht wiederholte. Seine LPs/CDs, die er nach „Let’s Dance“ veröffentlichte, waren, nun, durchwachsen bis unhörbar („Earthling“), aber immer überraschend. Auch seine Rockband „Tin Machine“ gefiel mir. In den letzten Jahren, so ab „Hours“, verlegte er sich dann auf das Pflegen seiner Legende, was zu durchgehend gelungenen, aber auch überraschungsfreien CDs führte.
In den Achtzigern trat Bowie auch öfter als Filmschauspieler auf. Sein erste legendäre Filmrolle war 1976 die Hauptrolle in dem Science-Fiction-Klassiker „Der Mann, der vom Himmel fiel“. Danach kamen „Begierde“ (The Hunger), „Furyo – Merry Christmas Mr. Lawrence“, „Kopfüber in die Nacht“ (eine Nebenrolle), „Absolute Beginners“, „Die Reise ins Labyrinth“ (beide Male war er auch am Soundtrack beteiligt) und „Die letzte Versuchung Christi“. 1992 trat er in „Twin Peaks – Der Film“ auf. Danach beendete er im wesentlichen seine Filmkarriere, in der er eine viel bessere Figur als andere Sänger machte.
Weitere Informationen über ihn gibt es auf seiner Homepage, bei Allmusic und Wikipedia (deutsch, englisch).
Heute wurde die Vorauswahl für den diesjährigen Deutschen Filmpreis bekannt gegeben. Wie immer sind noch nicht alle Filme angelaufen und für einige gab es noch keine Pressevorführungen, weshalb ich hier unmöglich eine wirklich vernünftige Prognose stellen kann (auch weil ich über einige Filme noch nichts sagen darf). Oder, anders gesagt: von den Filmen, die ich schon sehen konnte und die bereits im Kino laufen, würde ich den Preis an „Every thing will be fine“ (mit Bauchschmerzen, weil es, abgesehen von den Geldgebern und Wim Wenders, eigenlich kein deutscher Film ist) oder an „Der Staat gegen Fritz Bauer“ (jaja, Historiendrama, basierend auf Tatsachen und Schauspielerkino und damit genau der prototypische Oscar-Gewinner) vergeben. Beim Dokumentarfilm würde ich den Preis an „Democracy“ oder „Was heißt hier Ende? Der Filmkritiker Michael Althen“ (ich meine: Dominik Graf!!!) geben, aber die Frank-Zappa-Doku kenne ich noch nicht. Bei den Kinderfilmen tippe ich, ungesehen, auf „Hördur“.
Die Vorauswahl ist die Grundlage für die Nominierungen, die am 28. April verkündet werden. Die Preisverleihung ist am 10. Juni in Berlin.
Nominierungstauglich sind: Spielfilm
4 Könige (Regie: Theresa von Eltz, Drehbuch: Esther Bernstorff)
Agnes (Regie: Johannes Schmid, Drehbuch: Nora Lämmermann, Johannes Schmid
Babai (Regie: Visar Morina, Drehbuch: Visar Morina)
Der Bunker (Regie: Nikias Chryssos, Drehbuch: Nikias Chryssos) California City (Regie: Bastian Günther, Drehbuch: Bastian Günther)
Coconut Hero (Regie: Florian Cossen, Drehbuch: Elena von Saucken)
Colonia Dignidad – Es gibt kein zurück (Regie: Florian Gallenberger, Drehbuch: Torsten Wenzel, Florian Gallenberger)
Die dunkle Seite des Mondes (Regie: Stephan Rick, Drehbuch: Catharina Junk, Stephan Rick)
Ein Atem (Regie: Christian Zübert, Drehbuch: Christian Zübert, Ipek Zübert)
Ein Hologramm für den König (Regie: Tom Tykwer, Drehbuch: Tom Tykwer) Er ist wieder da (Regie: David Wnendt, Drehbuch: David Wnendt, Mizzi Meyer) Every Thing Will Be Fine (Regie: Wim Wenders, Drehbuch: Bjørn Olaf Johannessen)
Grüsse aus Fukushima (Regie: Doris Dörrie, Drehbuch: Doris Dörrie) Hedi Schneider steckt fest (Regie: Sonja Heiss, Drehbuch: Sonja Heiss)
Herbert (Regie: Thomas Stuber, Drehbuch: Thomas Stuber, Clemens Meyer)
Honig im Kopf (Regie: Til Schweiger, Drehbuch: Hilly Martinek)
Ich bin dann mal weg (Regie: Julia von Heinz, Drehbuch: Jane Ainscough, Christoph Silber, Sandra Nettelbeck) Ich und Kaminski (Regie: Wolfgang Becker, Drehbuch: Thomas Wendrich, Wolfgang Becker)
Junges Licht (Regie: Adolf Winkelmann, Drehbuch: Nils Beckmann, Till Beckmann, Adolf Winkelmann)
Lenalove (Regie: Florian Gaag, Drehbuch: Florian Gaag) Die Lügen der Sieger (Regie: Christoph Hochhäusler, Drehbuch: Ulrich Peltzer, Christoph Hochhäusler)
Mängelexemplar (Regie: Laura Lackmann, Drehbuch: Laura Lackmann)
Der Nachtmahr (Regie: AKIZ, Drehbuch: AKIZ)
Schrotten! (Regie: Max Zähle, Drehbuch: Max Zähle) Der Staat gegen Fritz Bauer (Regie: Lars Kraume, Drehbuch: Lars Kraume, Olivier Guez)
Das Tagebuch der Anne Frank (Regie: Hans Steinbichler, Drehbuch: Fred Breinersdorfer)
Vor der Morgenröte (Regie: Maria Schrader, Drehbuch: Maria Schrader, Jan Schomburg)
Das Wetter in geschlossenen Räumen (Regie: Isabelle Stever, Drehbuch: Isabelle Stever)
– Dokumentarfilm
Above and Below (Regie: Nicolas Steiner, Drehbuch: Nicolas Steiner)
Am Kölnberg (Regie: Laurentia Genske, Robin Humboldt) Democracy – Im Rausch der Daten (Regie: David Bernet, Drehbuch: David Bernet)
Das dunkle Gen (Regie: Miriam Jakobs, Gerhard Schick, Drehbuch: Miriam Jakobs, Gerhard Schick)
Eat That Question – Frank Zappa in His Own Words (Regie: Thorsten Schütte, Drehbuch: Thorsten Schütte)
Ein letzter Tango (Regie: German Kral, Drehbuch: German Kral)
Himmelverbot (Regie: Andrei Schwartz, Drehbuch: Andrei Schwartz)
Parchim International (Regie: Stefan Eberlein, Drehbuch: Stefan Eberlein)
Urmila (Regie: Susan Gluth, Drehbuch: Susan Gluth, Kristl Philippi, Silke Cecilia Schultz)
Was heißt hier Ende? Der Filmkritiker Michael Althen (Regie: Dominik Graf, Drehbuch: Dominik Graf)
– Kinderfilm
Gespensterjäger (Regie: Tobi Baumann, Drehbuch: Murmel Clausen, Tobi Baumann und Martin Ritzenhoff)
Heidi (Regie: Alain Gsponer, Drehbuch: Petra Volpe)
Hördur (Regie: Ekrem Ergün, Drehbuch: Dorothea Nölle)
Ostwind 2 (Regie: Katja von Garnier, Drehbuch: Lea Schmidbauer, Kristina Magdalena Henn)
Rico, Oskar und das Herzgebreche (Regie: Wolfgang Groos, Drehbuch: Martin Gypkens)
Ritter Trenk (Regie: Anthony Power, Drehbuch: Gerrit Hermans)
Am Sonntag, den 10. Januar, wurden von der Hollywood Foreign Press Association (HFPA) die diesjährigen Golden Globes verliehen: Best Motion Picture – Drama The Revenant nominiert Carol Mad Max: Fury Road
Room
Spotlight
– Best Performance by an Actor in a Motion Picture – Drama Leonardo DiCaprio for The Revenant nominiert
Bryan Cranston for Trumbo Michael Fassbender for Steve Jobs Eddie Redmayne for The Danish Girl
Will Smith for Concussion
– Best Performance by an Actress in a Motion Picture – Drama
Brie Larson for Room nominiert Cate Blanchett for Carol Rooney Mara for Carol
Saoirse Ronan for Brooklyn Alicia Vikander for The Danish Girl
– Best Motion Picture – Musical or Comedy The Martian (Der Marsianer) nominiert
The Big Short Joy Spy
Trainwreck
– Best Performance by an Actress in a Motion Picture – Musical or Comedy Jennifer Lawrence for Joy nominiert Melissa McCarthy for Spy
Amy Schumer for Trainwreck
Maggie Smith for The Lady in the Van
Lily Tomlin for Grandma
– Best Performance by an Actress in a Television Series – Drama
Taraji P. Henson for Empire nominiert
Caitriona Balfe for Outlander
Viola Davis for How to Get Away with Murder
Eva Green for Penny Dreadful
Robin Wright for House of Cards
– Best Director – Motion Picture Alejandro González Iñárritu for The Revenant nominiert Todd Haynes for Carol
Tom McCarthy for Spotlight George Miller for Mad Max: Fury Road Ridley Scott for The Martian
– Best Television Series – Drama
Mr. Robot nominiert
Empire
Game of Thrones
Narcos
Outlander
– Best Original Song – Motion Picture Spectre – „Writing’s On The Wall“ (Sam Smith, James Napier) nominiert
Fifty Shades of Grey – „Love Me Like You Do“ (Max Martin, Savan Kotecha, Ali Payami, Ilya Salmanzadeh) Furious Seven – „See You Again“ (Justin Franks, Andrew Cedar, Charlie Puth, Wiz Khalifa) Love & Mercy – „One Kind of Love“ (Brian Wilson, Scott Montgomery Bennett)
Youth – „Simple Song #3“ (David Lang)
– Best Performance by an Actress in a Mini-Series or a Motion Picture Made for Television
Lady Gaga for American Horror Story nominiert
Kirsten Dunst for Fargo
Sarah Hay for Flesh and Bone
Felicity Huffman for American Crime
Queen Latifah for Bessie
– Best Foreign Language Film
Saul fia nominiert El club
Le tout nouveau testament
Miekkailija
Mustang
– Best Performance by an Actor in a Television Series – Musical or Comedy
Gael García Bernal for Mozart in the Jungle nominiert
Aziz Ansari for Master of None
Rob Lowe for The Grinder
Patrick Stewart for Blunt Talk
Jeffrey Tambor for Transparent
– Best Screenplay – Motion Picture Steve Jobs (Aaron Sorkin) nominiert
The Big Short (Charles Randolph, Adam McKay)
The Hateful Eight (Quentin Tarantino)
Room (Emma Donoghue)
Spotlight (Tom McCarthy, Josh Singer)
– Best Performance by an Actor in a Supporting Role in a Motion Picture
Sylvester Stallone for Creed nominiert Paul Dano for Love & Mercy
Idris Elba for Beasts of No Nation Mark Rylance for Bridge of Spies
Michael Shannon for 99 Homes
– Best Animated Film Inside Out (Alles steht Kopf) nominiert
Anomalisa
The Good Dinosaur
The Peanuts Movie
Shaun the Sheep Movie
– Best Performance by an Actor in a Motion Picture – Musical or Comedy Matt Damon for The Martian nominiert
Christian Bale for The Big Short
Steve Carell for The Big Short
Al Pacino for Danny Collins
Mark Ruffalo for Infinitely Polar Bear
– Best Performance by an Actor in a Television Series – Drama
Jon Hamm for Mad Men nominiert
Rami Malek for Mr. Robot
Wagner Moura for Narcos
Bob Odenkirk for Better Call Saul
Liev Schreiber for Ray Donovan
– Best Original Score – Motion Picture
The Hateful Eight (Ennio Morricone) nominiert Carol (Carter Burwell) The Danish Girl (Alexandre Desplat) The Revenant (Ryuichi Sakamoto, Carsten Nicolai) Steve Jobs (Daniel Pemberton)
– Best Performance by an Actor in a Supporting Role in a Series, Mini-Series or Motion Picture Made for Television
Christian Slater for Mr. Robot nominiert
Alan Cumming for The Good Wife
Damian Lewis for Wolf Hall
Ben Mendelsohn for Bloodline
Tobias Menzies for Outlander
– Best Performance by an Actor in a Mini-Series or a Motion Picture Made for Television
Oscar Isaac for Show Me a Hero nominiert Idris Elba for Luther
David Oyelowo for Nightingale
Mark Rylance for Wolf Hall
Patrick Wilson for Fargo
– Best Mini-Series or Motion Picture Made for Television
Wolf Hall nominiert
American Crime
American Horror Story
Fargo
Flesh and Bone
– Best Television Series – Musical or Comedy
Mozart in the Jungle nominiert
Casual
Orange Is the New Black
Silicon Valley
Transparent
Veep
– Best Performance by an Actress in a Television Series – Musical or Comedy
Rachel Bloom for Crazy Ex-Girlfriend nominiert
Julia Louis-Dreyfus for Veep
Jamie Lee Curtis for Scream Queens
Gina Rodriguez for Jane the Virgin
Lily Tomlin for Grace and Frankie
– Best Performance by an Actress in a Supporting Role in a Series, Mini-Series or Motion Picture Made for Television
Maura Tierney for The Affair nominiert
Uzo Aduba for Orange Is the New Black
Joanne Froggatt for Downton Abbey
Regina King for American Crime
Judith Light for Transparent
– Best Performance by an Actress in a Supporting Role in a Motion Picture Kate Winslet for Steve Jobs nominiert
Jane Fonda for Youth
Jennifer Jason Leigh for The Hateful Eight
Helen Mirren for Trumbo Alicia Vikander for Ex Machina (via IMDB)
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Gut, dann meine Gedanken zu den Preisträgern und Kategorien, in denen ich die Werke kenne. Also den Spielfilmen. Für mich waren „The Revenant“ und „The Martian“ in ihren Kategorien die klaren Favoriten; auch wenn ich die Kategorie „Musical or Comedy“ nie verstehen werde. Denn egal, wie man es betrachtet: „The Martian“ ist keine Komödie, bei „The Big Short“ und „Joy“ kann man trefflich darüber streiten und dass „Spy“ und „Trainwreck“ gegen diese Filme keine Chance haben, muss wohl nicht extra erwähnt werden. „Inside Out“ als bester Animationsfilm geht ebenfalls in Ordnung. Das mit Puppen gedrehte Stop-Motion-Werk „Anomalisa“ spielt in einer anderen Kategorie.
Auch die weiteren Golden Globes für „The Revenant“ sind absolut gerechtfertigt. Ebenso der Golden Globe an Aaron Sorkin für sein Drehbuch für „Steve Jobs“.
Verlierer, wenn man so will, sind „The Big Short“ und „Spotlight“, zwei gute, auf wahren Ereignissen basierende Filme, die in ihren Kategorien gegen eine starke Konkurrenz zu kämpfen hatten.
Und Sylvester Stallone hat seinen Nebendarsteller-Golden-Globe für „Creed“ unmöglich für seine schauspielerische Leistung (im Endeffekt ist er im Film einfach nur präsent), sondern für sein Lebenswerk erhalten.
Mord im Orient-Express (GB 1974, Regie: Sidney Lumet)
Drehbuch: Paul Dehn
LV: Agatha Christie: Murder on the Orient Express, 1934
Millionär Ratchett wird im Orient-Express ermordet. Der Zug bleibt im Schnee stecken und der Mörder muss noch im Zug sein. Hercule Poirot befragt die Passagiere.
Starbesetzer Edelkrimi mit Albert Finney (als Hercule Poirot), Lauren Bacall, Martin Balsam, Ingrid Bergman, Jacqueline Bisset, Jean-Pierre Cassel, Sean Connery, Sir John Gielgud, Anthony Perkins, Vanessa Redgrave, Michael York, Richard Widmark (als Leiche). Wolf Donner meinte: „Kulinarisches Kino, angenehm überflüssig und verwirrend nutzlos.“ (Donner in Die Zeit)
Anschließend, um 22.15 Uhr, gibt es den „Mord im Spiegel“ und Miss Marple (Angela Lansbury) geht auf Mörderjagd. Kann man sich ansehen, man kann auch die Lars-Kepler-Verfilmung „Der Hypnotiseur“ ansehen. Ist immerhin eine TV-Premiere.
Arte, 20.15 Le Magnifique (Frankreich/Italien 1973, Regie: Philippe de Broca)
Drehbuch: Philippe de Broca, Vittorio Caprioli, Jean-Paul Rappeneau, Francis Veber (ungenannt)
Francois Merlin (Jean-Paul Belmondo) schreibt wilde Agentenromane im James-Bond-Stil und ist unsterblich in seine attraktive Nachbarin verliebt.
Bob Saint-Clair (Jean-Paul Belmondo) ist ein Geheimagent, der die absurdesten Abenteuer im James-Bond-Stil erlebt und attraktive Frauen im Dutzend hat.
Bob Saint-Clair ist die Erfindung von Francois Merlin und irgendwann geraten Realität und Fantasie durcheinander.
Anscheinend lief die damals in Frankreich enorm erfolgreiche Komödie noch nie im deutschen Fernsehen. Jedenfalls steht dieser Belmondo-Film schon seit Ewigkeiten auf meiner „zu sehen“-Liste.
„Mit dieser witzigen und clever strukturierten Agentenfilm-Parodie gelang Philippe de Broca erneut ein kleines Meisterwerk auf dem Gebiet der leichten Komödie, wo er ja (ebenfalls mit Belmondo als Hautdarsteller) bereits mit ‚Abenteuer in Rio‘ Maßstäbe gesetz hatte.“ (TV Spielfilm: Das große Filmlexikon)
„eine temporeiche und mit Gags gespickte Agentenfilmparodie, die sich jedoch weitgehend mit der bloßen Aneinanderreihung komischer Szenen begnügt.“ (Lexikon des internationalen Films)
mit Jean-Paul Belmondo, Jacqueline Bisset, Vittorio Caprioli, Hans Meyer, Monique Tarbès, Jean Lefebvre Wiederholungen
Dienstag, 26. Januar, 13.50 Uhr
Freitag, 29. Januar, 00.50 Uhr (Taggenau!) Hinweise Arte über „Le Magnifique“
Wikipedia über „Le Magnifique“ (deutsch, englisch, französisch)
Es beginnt, wie so oft, als harmloser Spaß: Gerda Wegener (Alicia Vikander) bittet ihren Mann Einar (Eddie Redmayne) für eines ihrer Gemälde Modell zu stehen. In Frauenkleidern, weil das ursprüngliche Modell nicht gekommen ist. Einar, selbst ein erfolgreicher Landschaftsmaler, tut es – und irgendetwas lösen die Frauenkleider bei ihm aus. Er zieht sich ab jetzt öfter Frauenkleider an. Zuerst nur in ihrer großen Künstlerwohnung in Kopenhagen. Mit Gerdas Hilfe schminkt er sich und man könnte ihn für eine Frau halten.
Aus Spaß, so wie Teenager versuchen, mit Verkleidungen und verstellter Stimme andere zu narren, gehen sie kurz darauf auf einen großen Empfang in der Kunstakademie. Einar, der sich als Lili Elbe vorstellen lässt, ist zwar schüchtern und unsicher, aber es gefällt ihm auch, zu sehen, wie die Leute ihn als Frau hofieren und zu hören, was die Leute über ihn sagen. Denn Einar Wegener ist ja nicht zu dem Fest gekommen. Und, falls ihr Scherz aufgeflogen wäre, hätten sie sich auch Mitte der Zwanziger (der Film beginnt 1926) damit herausreden können, dass sie als Künstler, die eine naturgegebene Narrenfreiheit genießen, sich einen Spaß erlaubten.
Nun, niemand erkennt Einar, obwohl seine Maskierung aus heutiger Sicht gar nicht besonders gut ist.
Im folgenden erzählt „The King’s Speech“-Regisseur Tom Hooper, mit einigen Freiheiten (aber weniger Freiheiten als sich David Ebershoff in seinem Roman „Das dänische Mädchen“ nahm) diese wahre Geschichte von Einar Wegener nach. Denn Einar Wegener ist bekannter als Lili Elbe, die eine der ersten Menschen war, die sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen. In ihrem Lebensbericht „Fra mand til kvinde“ (Ein Mensch wechselt sein Geschlecht) hielt sie diese Erfahrungen fest. Sie starb nach Komplikationen bei einer dritten Operatiom am 12. September 1931.
Im Mittelpunkt des Films steht allerdings nicht ihre Geschlechtsumwandlung, sondern die Liebe zwischen Einar, die zunehmend ihrer weiblichen Seite, ihrem wahren Geschlecht, verfällt, und Gerda Wegener, die ihrem Mann immer unterstützt, auch wenn er dadurch immer weniger der Mann ist, den sie heiratete. Ihre lesbischen Neigungen ignoriert der Film, der so in den beruhigenden Gewässern einerr normalen heterosexuellen Liebe, die vor einer Prüfung steht, bleibt.
Diese Abweichungen von der historischen Wahrheit sind allerdings nicht das Problem des Films, sondern dass die Geschichte, obwohl es eine wahre Geschichte ist, sich nie wahr anfühlt, sondern immer wie die Fantasie eines Drehbuchautors wirkt, der einige populäre Topoi (Transgender, Zwanziger Jahre, Künstlerleben) zusammenwirft. So kommt Lili Elbes sexuelles Erwachen zu schnell. Gerdas bedingungslose Liebe zu ihr und auch die mangelnde Irritation über die seltsamen Gefühle ihres Ehemannes sind zu groß, um glaubhaft zu sein. Das gesamte Umfeld bleibt erstaunlich passiv. So als fiele niemandem die Veränderung bei dem Landschaftsmaler Einar Wegener auf und auch die Ähnlichkeiten zwischen Einar, Lilli und den Porträts, die Gerda von Lilli zeichnet werden nicht wahrgenommen. Letztendlich reagieren alle auf Einars Wunsch, eine Frau zu werden, als ob er sich seine Haare anders schneiden lassen möchte. Und das ist nichts, über das man groß diskutieren muss oder man mit seinen Ansichten über Geschlechter und ihre Rollen in Frage stellen muss.
Letztendlich ist „The Danish Girl“, auch wenn die Frage, ob Einar oder Gerda das titelgebende Mädchen ist, gut gespieltes und gut inszeniertes Kino, das auf der einen Seite nichts wirklich falsch macht, aber auf der anderen Seite auch nicht wirklich begeistert oder, Gott bewahre!, verunsichert. Das würde beim Erzählen seiner großen Liebesgeschichte stören.
ZDF, 20.15 Ein starkes Team: Geplatzte Träume (Deutschland 2016, Regie: Florian Kern)
Drehbuch: Timo Berndt So war das nicht geplant. Als Maja Maranow im August ihren Abschied aus der Krimiserie „Ein starkes Team“ verkündete, wollte sie sich neuen Projekten widmen. Daraus wird jetzt nichts, weil die 54-jährige schon am vergangenen Samstag, den 2. Januar, in Berlin verstarb. Erst am 8. Januar wurde ihr Tod bekannt. Die Todesursache ist noch unbekannt.
Jetzt ist „Geplatzte Träume“ (ein im nachhinein prophetischer Titel) ihr letzter Film.
In ihrem 64. Fall sucht sie als Kommissarin Verena Berthold mit ihrem Kollegen Otto Garber (Florian Martens) den Mörder eines sehr unbeliebten Bauunternehmers. Entsprechend viele Verdächtige gibt es.
Die seit 1994 laufende Krimiserie war immer ansehbar und das gilt sicher auch für diesen Fall, der ein waschechter Rätselkrimi ist.
Mit Maja Maranow, Florian Martens, Jaecki Schwarz, Arnfried Lerche, Kai Lenfrodt, Robert Seethaler, Johanna Gastdorf, Matthias Koeberlin, Isabell Gerschke, Thorsten Merten, Sibylle Canonica, Tobias Oertel Hinweise ZDF über „Ein starkes Team“
Wikipedia über „Ein starkes Team“ und Maja Maranow Tittelbach.tv: Tilmann P. Gangloff über „Ein starkes Team: Geplatzte Träume“
Razzia in Paris (Frankreich 1955, Regie: Henri Decoin)
Drehbuch: Henri Decoin, Maurice Griffe
LV: Auguste le Breton: Razzia sur la chnouf, 1954
Ein Polizist ermittelt undercover gegen eine Bande von Rauschgifthändlern.
Dies ist wahrscheinlich Decoins bester Film: ein halbdokumentarischer, eher unbekannter, trotzdem wichtiger film policier, der ein genaues Bild des Drogenhandels in Paris in den Fünfzigern liefert. Außerdem verschwimmen, wie später bei Melville, die Grenzen zwischen Gut und Böse.
Auf einen Spoiler-Alarm kann man bei dem Titel „The Revenant – Der Rückkehrer“ wohl verzichten und das ist auch kein großes Problem. Denn im Mittelpunkt von Alejandro G. Iñárritus neuestem Werk steht der Weg, den Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) durch die Wildnis in die, hm, Zivilisation zurücklegen muss. Glass wird 1823, nachdem er von einem Grizzlybären angegriffen und schwer verletzt wurde, von seinen Kameraden in der Wildnis, in der sie Tiere wegen ihres Fells jagten, zurückgelassen. Sie glauben, dass Glass sowieso bald sterben wird.
Aber John Fitzgerald (Tom Hardy) irrt sich. Glass macht sich auf den langen und beschwerlichen Weg zum nächsten, über dreihundert Kilometer entfernten Fort.
Das ist, bis auf einen actionhaltigen (und eigentlich überflüssigen) Epilog, der all die Schießereien und Faustkämpfe enthält, die zu einem normalen Western gehören, die ganze Geschichte des über 150-minütigen, fast stummen Films, der durch seine Bilder, seine langen Szenen, die teils, wie am Filmanfang der Überfall der einheimischen Arikara-Indianer auf das Lager der Pelzjäger, komplizierte Plansequenzen sind, und das Spiel von Leonardo DiCaprio beeindruckt.
Denn Alejandro G. Iñárritu hatte die Idee, den Film chronologisch an abgelegenen Gebieten in Kanada und Argentinien zu drehen, die an die abgelegenen Gebiete um den Missouri River in Perkins County, South Dakota, vor gut zweihundert Jahren erinnern. Gedreht wurde nur mit natürlichem Licht, was die mögliche Drehzeit verringerte. An den abgelegenen Drehorten war es oft erbärmlich kalt und jeden Tag, nachdem man endlich am Drehort angekommen war, blieben nur wenige Stunden für die Dreharbeiten. So fing Emmanuel Lubezki, derzeit Terrence Malicks Kameramann und, u. a., „Children of Men“, „Gravity“ und „Birdman“, mythisch überhöhte Bilder ein, die immer wieder an Aleksei Germans „Es ist schwer, ein Gott zu sein“ (der vor einigen Monaten in einigen Kinos lief) erinnern. Iñárritu ließ sich vor dem Dreh für die poetische Bildgestaltung von der Malerei und für den dreckigen Look von Andrej Tarkowskis „Andrej Rubljow“ inspirieren.
Vor dieser imposanten Naturkulisse schleppt Leonardo DiCaprio sich als Schwerverletzter, der zuerst nur kriechen kann und seine Wunden mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln verarztet, was kaum mehr als ein brennender Ast ist. Er muss vor der Kälte flüchten, was in der menschenleeren, unbesiedelten Landschaft, höchstens das Fell oder der Körper eines toten Tieres ist. Er muss sich vor ihn verfolgenden Indianern verstecken, was auch mal eine Biege im Fluss sein kann. Habe ich erwähnt, dass der Fluss kalt ist? Kälter als derzeit irgendein Fluss in Deutschland.
Weil jeder sich die Leiden und Schmerzen, die der von DiCaprio mit vollem Körpereinsatz (im wahrsten Sinn des Wortes) verkörperte Hugh Glass überlebte, aus eigener, viel harmloserer Erfahrung nachvollziehen kann, wirken sie schlimmer, als wenn in einem Film mal wieder ein Charakter von einem Alien verspeist wird. Und weil Iñárritu gerade in diesen Szenen nicht oder nur extrem selten schneidet, wirken die Qualen von Glass noch unvermittelter. Da bleibt wenig Raum für irgendeine Art von Schauspiel.
Deshalb ist „The Revenant“ kein Film, den man sich schnell hintereinander, wie den neuen „Star Wars“-Film, mehrmals ansehen möchte. Aber es ist schon jetzt ein heißer Anwärter für etliche Jahresbestenlisten und einige Preise.
Der Hinweis im Film, dass „The Revenant“ auf wahren Ereignissen und teilweise auf einem Buch basiert, ist eher störend für den Filmgenuss. Denn es lädt zu einem überflüssigen Überprüfen der Fakten ein, während Iñárritus Film schon von der ersten Sekunde an ganz klar als eine in jeder Beziehung überwältigende künstlerische Vision über den Überlebenswillen des Einzelnen und über den Ursprung unserer Zivilisation aus dem Dreck angelegt ist.
Da kann man getrost die wenigen historisch verbürgten Fakten über Hugh Glass ignorieren.
In England sind die Kray-Brüder legendär. Auch heute noch. Obwohl die Zwillinge Reginald ‚Reggie‘ Kray und sein Bruder Ronald ‚Ronnie‘ Kray, geboren am 24. Oktober 1933, bereits 1968 verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt wurden, schon einige Jahre tot sind. Ronnie starb am 17. März 1995. Reggie am 1. Oktober 2000.
Reggie und Ronnie Kray waren in den sechziger Jahren die Unterweltkönige im Londoner East End. Sie hielten alten Damen die Tür auf und herrschten gleichzeitig brutal über die Halb- und Unterwelt und betrieben Clubs, in denen sich die High Society traf, um etwas echte Halbweltluft zu schnuppern.
So populäre Verbrecher werden, vor allem wenn ihr Verhalten durch eine gewisse gewissenlose Unberechenbarkeit und ein pompöses öffentliches Auftreten geprägt ist, dann auch schnell in zahlreichen Gerüchten, Legenden und Erzählungen weiter popularisiert. 1972 erschien John Pearsons mit dem Edgar ausgezeichnetes, mehrfach neu aufgelegtes Sachbuch „The Profession of Violence“. 1990 drehte Peter Medak mit Gary und Martin Kemp (besser bekannt als „Spandau Ballet“) das bei uns zu unrecht ziemlich unbekannte Gangster-Biopic „Die Krays – Zwei mörderische Leben“ (The Krays).
Jetzt wagte Brian Helgeland, der, neben eigener Regiearbeiten, wie „Payback“ und „42“, auch die Drehbücher für „L. A. Confidential“ und „Mystic River“ schrieb, sich an eine neue Interpretation der Geschichte der Kray-Brüder, die vor allem als Schauspielerkino mit einer ordentlichen Portion Zeitkolorit (und einem entsprechendem Soundtrack) begeistert. Denn Tom Hardy (derzeit auch mit „The Revenant – Der Rückkehrer“ im Kino) spielt beide Brüder und manchmal kann man schon zweifeln, ob es wirklich der gleiche Schauspieler ist. Während Reggie Kray der vernünftige der beiden Brüder ist, ist Ronnie ein Psychopath, bei dem paranoide Schizophrenie diagnostiziert wurde, der am Filmanfang in einer Irrenanstalt sitzt und mit Medikamenten mit Müh und Not zu einem halbwegs funktionierendem menschlichen Wesen gemacht werden kann. Er bekennt sich auch offen zu seiner Homosexualität und er spricht unverblümt aus, was er denkt. Das ist manchmal intelligent, oft auch erschreckend einfältig und moralfrei. Brutal und gewissenlos sind beide Brüder. Eigentlich ist Ronnies Aufenthalt in einer geschlossenen Anstalt ein Segen für die Menschheit.
Aber Reggie will, dass sein Bruder in Freiheit bei ihm in London lebt. Also besticht er einige Gutachter und die beiden Brüder können ihren Stadteil unsicher machen, während die Medien sie feiern und die Polizei versucht, sie hinter Gitter zu bringen. In diesen Jahren, vor dem Hintergrund der Swinging Sixties, entstand die Legende der Kray-Brüder, in denen sich Wahrheit und mehr oder weniger erfundene Geschichten miteinander vermischten. In „Legend“ erzählt Helgeland diese erfolgreichen Gangsterjahre bis zur Verhaftung der Kray-Brüder,
Im Gegensatz zu Scott Coopers kürzlich gestartetem Gangsterbiopic „Black Mass“ über die unheilige Allianz des FBI mit dem Bostoner Gangsterboss Whitey Bulger, in dem keine Erzählhaltung erkennbar war und der Film zu einem quälend langweiligen Monument verpasster Chancen wurde, erzählt Helgeland seine Geschichte aus der Sicht von Frances Shea, die später auch Reggies Frau wurde. Sie war, wie Helgeland bei seinen Recherchen von dem Kray-Komplizen Chris Lambrianou erfuhr, „der Grund, warum wir alle in den Knast gingen“. Danach wusste Helgeland, wie er seine Geschichte über die beiden Brüder erzählen konnte. Shea erzählt auch, oft als Voice-Over, die Geschichte der beiden Brüder und ihre Beziehung zueinander.
Allerdings wirkt der Film, vielleicht auch, weil man schon im Vorspann liest, dass Amazon Prime Instant Video einer der Geldgeber ist, immer wie ein gut ausgestatteter und gut gespielter TV-Film, dessen zahlreichen Innenaufnahmen ihre wahre Heimat eher auf dem kleinen Bildschirm finden. Auch das eher gemächliche Erzähltempo, die zurückhaltende Inszenierung und dass Helgeland seine Geschichte strikt chronologisch und konzentriert auf wenige Personen erzählt, trägt zu diesem Eindruck bei.
Vor einem halben Jahr hatten in „Unknown User“ die Freunde von Laura Barns Ärger mit ihrem todbringenden Geist, der sich in einen ihrer Chats einmischte und sie tötete. Bei dem Horrorfilm beeindruckte vor allem die Idee, den gesamten Film aus der Perspektive einer vor dem Computerbildschirm sitzenden Person zu erzählen. Neunzig Minuten starrte man im Kino einen Computerbildschirm an und es war, trotz absurder Geschichte, erstaunlich spannend.
„Unfriend“ klingt jetzt, wegen ähnlicher Prämisse und eines Titelwirrwarrs zwischen Produktionstitel, Originaltitel und deutschem Titel, wie das Gleiche noch einmal. In „Unfriend“ nimmt die beliebte Studentin Laura die Freundschaftsanfrage der seltsamen Marina an. Marina ist neu an der Universität, künstlerisch begabt, schweigsam und immer, dank ausgelebter Gothic-Vorliebe, schwarz gekleidet. Laura wird, obwohl sie das hundertprozentige Gegenteil von Marina ist, Marinas erste Freundin auf ihrem Facebook-Profil.
Als Marina zunehmend obsessiv Laura verfolgt, will Laura die Freundschaft beendeten. Aber ein „Unfriend“ geht nicht und schnell wird Lauras Leben zum Höllentrip. Sie soll äußerst geschmacklose und schlimme Videos, auch Videos, in denen der Tod von mit ihr befreundeten Studenten gezeigt wird, posten. Immer mehr ihrer Freunde wollen keinen Kontakt mehr zu ihr haben und Laura kann nichts gegen die Posts auf ihrer Facebook-Seite machen. Denn sie kann ihr Profil, das anscheinend von einer anderen, sehr dunklen Macht gekapert wurde, nicht löschen.
Laura glaubt, dass Marina die Ursache ihrer Probleme ist.
„Unfriend“ erfindet den Horrorfilm nicht neu. Denn, und da verrate ich keine großen Geheimnisse, Marina ist ein Dämon und alles läuft auf eine finale Konfrontation zwischen Laura und Marina in der realen Welt (naja, so real eine Welt mit Dämonen halt ist) hinaus. In Teilen ist er auch, weil er einfach den Genreregeln folgt, erbärmlich unlogisch. Denn warum sucht Laura keine Hilfe, als sie ihr Facebook-Profil nicht löschen kann? Warum nervt sie die Anbieter der Seite nicht mehr? Es gibt nur einen ergebnislosen Anruf bei der Hotline. Warum informiert sie die Universitätsleitung, mit der sie mehrere Gespräche hat, nicht über ihr Problem? Vor allem: Warum redet sie nicht mit der Polizei darüber? Immerhin sind, nach den ersten schrecklichen Vorfällen, zwei durchaus hilfsbereite Polizisten in den Fall involviert. Hier hätten ein, zwei erklärende Szenen geholfen, ehe Laura sich allein auf den Weg zur Ursache ihrer Probleme macht. Diese Ursache und die damit zusammenhängende Mythologie werden dann allerdings sehr nachvollziehbar erklärt und Marinas Zeichnungen und Videoclips bieten Hinweise auf die Lösung. Und es gibt ein immer wieder gelungenes Spiel mit den Erwartungen des Zuschauers, die natürlich in bestimmten Momenten, wenn einer der Charaktere alleine durch seine dunkle Wohnung geht, erwarten, dass etwas unheimliches geschieht.
Außerdem ist „Unfriend“ angenehm altmodisch aufgenommen. Das heißt: die Wackelkamera hat gottseidank ausgedient. Die unbekannten Schauspieler machen ihre Arbeit gut und am Ende, beim Lesen des Abspann, gibt es eine große Überraschung. Denn so amerikanisch „Unfriend“ auch aussieht und der Film wurde für den amerikanischen und internationalen Markt gemacht, ist er in weiten Teilen eine deutsche Produktion. Regie, Drehbuch, Kamera, Produktion undsoweiter sind fest in deutscher Hand. Gedreht wurde vor allem in Kapstadt, Südafrika. Eigentlich kamen nur die Schauspieler nicht aus Deutschland. Aber das sieht man dem Film in keiner Sekunde an.
Neues Jahr, neues Glück für einige Krimis bei der Bestenliste der KrimiZeit, die jeden Monat zehn besonders lesenswerte Kriminalromane empfiehlt. Für den Januar sind es, ohne weitere Kommentare:
1) Fred Vargas: Das barmherzige Fallbeil
2) Richard Price: Die Unantastbaren
3) Adrian McKinty: Gun Street Girl
4) Olivier Bottini: Im weißen Kreis
5) Malla Nunn: Tal des Schweigens 6) Tito Topin: Exodus aus Libyen
7) Jeong Yu-jeong: Sieben Jahre Nacht
8) Karin Slaughter: Cop Town
9) Paul Mendelson: Die Unschuld stirbt, das Böse lebt
10) Deon Meyer: Icarus
Als ein Anschlag auf eine Drogenbaron in Bolivien grandios schiefgeht, wissen Clay und sein Team, dass ihr Auftraggeber, der geheimnisvolle Max, ein ganz hohes Tier im US-amerikanischen Geheimdienst und zuständig für die wirklich schmutzigen Aktionen, sie umbringen will. Sie beschließen, es ihm heimzuzahlen.
Das bessere A-Team und der bessere „A-Team“-Film, dank eines selbstironischen Tons, guter Schauspieler und ordentlicher Action.
Die Vorlage, der Comic von Andy Diggle und Jock, ist auch einen Blick wert.
mit Jeffrey Dean Morgan, Zoe Saldana, Chris Evans, Idris Elba, Columbus Short, Oscar Jaenada, Jason Patric
James Bond: Im Geheimdienst ihrer Majestät (GB 1969, Regie: Peter Hunt)
Drehbuch: Richard Maibaum
LV: Ian Fleming: On her Majesty´s Secret Service, 1963 (007 James Bond im Dienst Ihrer Majestät; 007 James Bond im Geheimdienst Ihrer Majestät; 007 James Bond und sein gefährlichster Auftrag)
James Bond trifft in den Alpen auf seinen Erzfeind Blofeld.
Der Daily Herald meinte, „On her Majesty´s Secret Service“ sei das bis dahin beste Bond-Buch. Und der Film, der sich an die Buchvorlage hält, wäre auch der beste Bond-Film, wenn nicht George Lazenby, sondern Sean Connery die Hauptrolle gespielt hätte.
JAMES BOND: Man lebt nur zweimal (GB 1967, Regie: Lewis Gilbert)
Drehbuch: Roald Dahl
LV: Ian Fleming: You only live twice, 1964 (Man lebt nur zweimal)
Blofeld kapert Raumkapseln. James Bond wird losgeschickt dem schändlichen Treiben ein Ende zu bereiten. In Blofelds Zentrale, einem erloschenen Vulkan, treffen beide aufeinander.
Die erste Begegnung zwischen den Herren Bond und Blofeld (im Film – in den Büchern war die Reihenfolge etwas anders). Der Film ist eine ziemlich ermüdende Materialschlacht mit einem als Japaner verkleideten Bond.
„You only live twice“ ist das vorletzte Bond-Buch von Ian Fleming. Für den Film wurde eine vollkommen neue Story entworfen. Nur der Gegner (Blofeld) und der Ort der Handlung (Japan) sind gleich.
Ein interessanten Blick auf den damaligen Presserummel findet sich in Erich Kocians Buch „Die James Bond Filme“ (Heyne Filmbibliothek, Auflage egal). Kocian berichtete damals aus Japan über die Dreharbeiten unter ständiger Belagerung von Reportern und Fans.
Mit Sean Connery, Karin Dor, Donald Pleasence, Akiko Wakabayashi, Bernard Lee, Lois Maxwell, Desmond Llewelyn, Charles Gray
RTL II, 22.30 Bram Stoker’s Dracula (USA 1992, Regie: Francis Ford Coppola)
Drehbuch: James V. Hart
LV: Bram Stoker: Dracula, 1897 (Dracula)
Francis Ford Coppolas Interpretation der bekannten Geschichte von Graf Dracula. Nicht schlecht und allein schon wegen der Besetzung einen Blick wert.
mit Gary Oldman, Winona Ryder, Anthony Hopkins, Keanu Reeves, Richard E. Grant, Cary Elwes, Bill Campbell, Sadie Frost, Tom Waits, Monica Bellucci Hinweise Rotten Tomatos über „Bram Stoker’s Dracula“
Wikipedia über „Bram Stoker’s Dracula“ (deutsch, englisch)
Normalerweise hat man, wenn man die am Film beteiligten Personen, die Synopse und den Trailer kennt, eine ziemlich genaue Vorstellung, was für einen Film man demnächst sieht. Deshalb heißt es ja auch „der neue Woody-Allen-Film“ oder „der neue Star-Wars-Film“. „Joy – Alles außer gewöhnlich“ ist der neue Film von David O. Russell, der zuletzt die mit Preisen überschütteten Dramen „The Fighter“, „Silver Linings Playbook“ und „American Hustle“ inszenierte. Jennifer Lawrence, Robert De Niro und Bradley Cooper sind wieder dabei. Edgar Ramirez (demnächst „Point Break“), Isabella Rossellini, Diane Ladd und Virginia Madsen spielen ebenfalls mit. Entsprechend hoch sind die Erwartungen.
Bei „Joy – Alles außer gewöhnlich“ hatte ich trotztdem absolut keine Vorstellung, was für ein Film mich erwartet, weil die Synopse und der Trailer nicht zusammen passten. Der Trailer ist zwar stimmungsvoll, aber im Hinblick auf irgendeine Geschichte ziemlich nichtssagend. Während die Synopse etwas von einer sich über vier Jahrzehnte (bzw. laut Presseheft sogar vier Generationen, was eigentlich einige Jahre mehr wären) erstreckende Geschichte über eine alleinerziehenden Mutter, die zu einer Großunternehmerin, Herrscherin über ein Geschäftsimperium und Matriarchin wird (Ah, wer denkt da nicht an „Dallas“ und „Der Denver-Clan“?), erzählt, hat der Trailer offensichtlich nichts mit einer Generation und Jahrzehnte überspannenden Familien- und Firmensaga zu tun. Eher schon mit einer Kleinen-Leute-Komödie, die während eines biographisch kleinen Zeitabschnittes, einige Monate, vielleicht ein, zwei Jahre, spielt.
Auch das Filmplakat (das mir gefällt) verrät absolut nichts über den Film. Außer dass eine Frau im Mittelpunkt steht; – was jetzt keine große intellektuelle Leistung ist. Denn Joy ist der Name der Protagonistin, sie wird von Jennifer Lawrence gespielt und sie ist die sonnenbebrillte, gen Himmel blickende Blondine auf dem Plakat, das auch das Plakat für irgendeine fundamentalistische Heilsbringer-Geschichte sein könnte.
Diese unterschiedlichen Signale verraten immerhin, dass „Joy – Alles außer gewöhnlich“ kein gewöhnlicher Film, kein 08/15-Biopic oder wasauchimmer ist. Das kann natürlich ein grandioser Film oder ein Komplettdesaster sein. Jedenfalls ist es ein Film, bei dem die Werbeabteilung nicht weiß, wie sie ihn bewerben soll. Im Gegensatz zum neuen „Star Wars“-Film, der sich vor allem über die Botschaft „Keine Panik. Es wird alles wie früher.“ verkaufte.
Nun, „Joy“ ist dann die immer wieder komödiantisch gebrochene Geschichte einer alleinerziehenden Mutter, die mit einer Idee (ein neuer Wischmopp) ein Geschäft startet und gerade am Anfang gegen einige Widerstände kämpfen muss.
Es ist allerdings auch ein Film, der in seine Einzelteile zerfällt und, abgesehen von einer unangenehm vulgärkapitalistischen Botschaft, die sehr amerikanisch ist, nie seine Stimme findet und auch nicht weiß, was er wie erzählen will. So ist Joys Familie eine Ansammlung absurder Charaktere. Joys Mutter (Virgina Madsen) liegt im Bett und sieht sich nur Soaps an. Ihr Vater Rudy (Robert De Niro), Inhaber einer schlecht gehenden Autorwerkstatt mit anliegendem Schießstand, zieht wieder bei ihnen ein und weil die abbruchreife Bretterbude klein ist, muss er in den Keller ziehen. Dort lebt Joys Ex-Mann Tony (Édgar Ramirez), ein Latino-Sänger, der, nun, auch finanzielle Probleme hat. Joys Großmutter (Diane Ladd) als guter Geist und Joys Kinder, die ab und an durchs Bild laufen, sind auch in dem Haus; womit wir dann auf vier Generationen kämen. Sie alle leben am unteren Ende des amerikanischen Traums. Aber es geht auch herzlich laut zu. So, wie wir diese hyperagilen italienischen Filmfamilien kennen, in denen die Erwachsenen sich anbrüllen und lautstark versöhnen, während die Kinder durch die Wohnung toben. Weil man dieser Familie alles außer ihrer Lebensfreude nehmen kann.
Da hat Joy, nachdem sie, mal wieder zu von allen ungeliebten und vermiedenen Putzarbeiten verdonnert wird, die Idee von einem Wischmopp, den sie nicht von Hand ausdrücken muss. Die Anschubfinanzierung kommt von Rudys neuer Freundin, einer vermögenden, italienischen Witwe (Isabella Rossellini), die auch keine Unternehmerin ist, aber dafür die Ratschläge ihres verstorbenen Gatten befolgt.
Als Joys erste Verkaufsbemühungen nicht erfolgreich sind, erhält sie die Chance, ihren Wischmopp im Verkaufsfernsehen anzupreisen. Auftritt von Bradley Cooper als TV-Manager mit dem goldenen Herz und als Quasi-Love-Interest.
Bis jetzt war der Film, der in den späten Achtzigern spielt, von einer seltsamen Atmosphäre (so kann man die Handlungszeit nie genau lokalisieren) und satirisch überspitzten Charakteren und ebenso überspitzten bis grotesken Situationen geprägt. Das reale Leben von Joy und ihrer Familie wurde mit dem in den Seifenopern präsentiertem Leben mehr oder weniger konterkariert. Jetzt, in dem Home-Shopping-Sender (der Bodensatz des Fernsehens, der, weil er eine einzige Werbesendung ist, nicht von Werbung unterbrochen wird), wird der Film plötzlich vollkommen unwitzig und unironisch. Home Shopping wird als eine hochseriöse Angelegenheit, in der jeder seine Chance erhält, präsentiert. Damit steht der TV-Sender in der Filmmoral weit über dem normalen Unternehmertum der Einzelhändler, bei denen Joy vorher vergeblich ihr geniales Putzutensil anbot, weil deren Regale nur von Großhändlern bestückt werden.
Die weiteren Wendungen ihrer Firmengründung folgen dann der normalen Dramaturgie über die Anfangsjahre erfolgreicher Firmengründer, wobei sie in „Joy“ besonders unpackend sind. Sie wirken wie ein ungeliebtes, schnell abgehandeltes Pflichtprogramm, in dem die superschlaue Joy immer wie die geistig nicht besonders helle Hausfrau von nebenan wirkt. Aber solange ihre Gegner noch blöder sind, ist das kein Problem.
Sowieso sind alle Charaktere meist nur als grelle Parodie erträglich. Allerdings bleibt unklar, was David O. Russel parodieren wollte und damit was er erzählen wollte.
Am Ende des Films bleiben dann viele gelungene Szenen, die zusammenhanglos neben einander stehen und, als kleinster gemeinsamer Nenner, eine schlecht verpackte, sehr amerikanische, vulgärkapitalistische Botschaft.