New York in den späten Siebzigern: FBI-Agent DiMaso will einen korrupten Bürgermeister überführen. Dabei sollen ihm der Betrüger Rosenfeld und seine Geliebte helfen.
Durchaus vergnügliche, aber auch von sich selbst zu sehr überzeugte Mega-Retro-Gaunerkomödie, die auf einem wahren Fall basiert.
mit Christian Bale, Amy Adam, Bradley Cooper, Jennifer Lawrence, Jeremy Renner, Jack Huston, Michael Peña, Louis C. K., Shea Whigham, Elisabeth Rohm, Barry Primus, Robert De Niro
Le Mans 66: Gegen jede Chance (Ford v Ferrari, USA 2019)
Regie: James Mangold
Drehbuch: Jez Butterworth, John-Henry Butterworth, Jason Keller
In den frühen sechziger Jahren hatte Ferrari mit seinen Siegen bei Autorennen ein cooles Image. Der langweilige Familienkutschenhersteller Ford wollte von diesem Image profitieren. Aber Ferrari wehrte sich erfolgreich gegen die Firmenübernahme. Also engagierte Henry Ford II den Ex-Rennfahrer Carroll Shelby (Matt Damon). Er sollte in kürzester Zeit einen Ford-Rennwagen entwickeln, der bei dem prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennen von Le Mans Ferrari schlägt. Shelby engagiert dafür Ken Miles (Christian Bale), einen nicht teamfähigen, genialen Tüflter, Autonarr und Rennfahrer. Gemeinsam könnte ihnen das Unmögliche gelingen.
Tolles, auf einer wahren Geschichte beruhendes Rennfahrerdrama und ein zukünftiger Klassiker.
Drehbuch: Ronan Bennett, Ann Biderman, Michael Mann
LV: Bryan Burrough: Public Enemies, 2004
Melvin Purvis (Christian Bale) jagt John Dillinger (Johnny Depp).
Die Version von Michael Mann.
Da waren meine Erwartungen entsprechend hoch – und sie wurden enttäuscht. Denn im Vergleich zu „Dillinger“ von John Milius mit Warren Oates als John Dillinger und Ben Johnson als Melvin Purvis ist Manns Version doch ein eher laues Lüftchen mit Starpower und einer die Atmosphäre zerstörenden Digitalkamera (wobei das allerdings auch am Kino gelegen haben kann. Denn ein Kumpel meinte, er hätte eine Vorführung gesehen, bei der Mann die Technik überwachte und die Bilder seien grandios gewesen).
„spannende Genre-Bricolage“ (Lexikon des internationalen Films)
Mit Johnny Depp, Christian Bale, Marion Cotillard, Giovanni Ribisi, Billy Crudup, Stephen Dorff, James Russo, Rory Cochrane, Channing Tatum, Diana Krall
Nach dem nächsten Weltkrieg verbietet ein Diktator, der sich „Vater“ nennt, die Ursache für alles Übel: Gefühle. Als einer seiner Vollstrecker, der gnadenlos gegen Menschen, die doch Gefühle entwickeln (und damit so etwas wie einen freien Willen haben), jagt, dann doch Gefühle entwickelt…
Kleiner Kultfilm, der ganz hübsch „Fahrenheit 451“ (und ähnliche Dystopien, in denen die Regierung alles ausmerzt, was ihnen nicht in den Kram passt und eine Schöne Neue Welt errichtet) mit „Matrix“-artigen Kämpfen verbindet und das alles mit vielen Aufnahmen aus Berlin (einerseits weil in Babelsberg gedreht wurde, andererseits weil die Architektur zwischen Faschismus und Moderne einfach toll aussieht), etwas „Metropolis“-Style und Faschismus-Look garniert. Die meisten Kritiker mochten den Film nicht (der Rotten-Tomatoes-Frischegrad ist 40 Prozent), die wenigen Zuschauer (in Deutschland war’s eine DVD-Premiere) mochten den durchaus geschickt bekannte Versatzstücke miteinander verbindenden Film und die Phoenix Film Critics Society nominierte den Film in der Kategorie „Übersehener Film des Jahres“.
Kurt Wimmer verspielte seinen Credit in der SF-Szene mit dem komplett misslungenen SF-Film „Ultraviolet“, rehabilitierte sich etwas mit seinem “Total Recall”-Drehbuch und Christian Bale wurde Batman.
mit Christian Bale, Emily Watson, Taye Diggs, William Fichtner, Sean Bean, Dominic Purcell, Angus MacFadyen, Mehmet Kurtulus, David Hemmings
Drehbuch: Jonathan Nolan, Christopher Nolan (nach einer Geschichte von Christopher Nolan und David S. Goyer, basierend auf der DC-Comics-Figur)
In Gotham City kämpft ‚Batman‘ Bruce Wayne gegen das Verbrechen.
Heath Ledger, der hier Batmans Gegner, den Joker, spielt, erhielt posthum für diese Rolle einen Oscar als bester Nebendarsteller.
Überzeugender Mittelteil von Christopher Nolans überzeugender Batman-Trilogie. Er zeigte, dass Superheldenfillme nicht blöd sein müssen.
Weil die Oscars zwischen dem Online-Stellen dieses TV-Tipps und der Ausstrahlung des Films verliehen werden, ich sie mir hier in Berlin im Kino ansehen werde (anscheinend gibt es dieses Jahr nur im Hackesche Höfe Kino ein Public Viewing der Preisverleihung), werden die Ergebnisse irgendwann nach Sonnenaufgang nachgetragen. Nolans „Oppenheimer“ ist der große Favorit; Wim Wenders würde ich für seinen neuen Film „Perfect Days“ ebenfalls einen Oscar gönnen.
mit Christian Bale, Michael Caine, Heath Ledger, Gary Oldman, Aaron Eckhart, Maggie Gyllenhaal, Morgan Freeman, Eric Roberts, Michael Jai White
Drehbuch: Halsted Welles, Michael Brandt, Derek Haas
LV: Elmore Leonard: Three-Ten to Yuma, 1953 (Die Kurzgeschichte erschien zuerst in Dime Western, später in den Sammlungen „The Tonto Woman and other Western stories“ und „Complete Western stories“)
Der arme, integere Farmer Dan Evans erklärt sich bereit, den charismatischen und skrupellosen Banditen Ben Wade durch die Prärie zum Zug nach Yuma zu bringen. Wades Bande will das verhindern.
Das Remake von „Zähl bis drei und bete“ (USA 1957, Regie: Delmer Daves) ist in jeder Beziehung größer als das kammerspielartige Original. Sogar der Zug hat Verspätung.
Trotzdem ein schöner Western, eine gute Leonard-Verfilmung (bei Western war die Trefferquote sowieso schon immer höher), mit einem leicht vermurksten Schluss.
„Todeszug nach Yuma“ erhielt den Bronze Wrangler der Western Heritage Awards als bester Western des Jahres.
Mit Russell Crowe, Christian Bale, Peter Fonda, Gretchen Mol, Ben Foster, Dallas Roberts
Werner Herzog: Radikaler Träumer (Deutschland/USA 2022)
Regie: Thomas von Steinaecker
Drehbuch: Thomas von Steinaecker
TV-Premiere; „Werner Herzog: Radikaler Träumer“ ist die aus vollkommen unverständlichen Gründen um eine halbe Stunde gekürzte Fassung von Thomas von Steinaeckers sehr gelungener Doku „Werner Herzog – Radical Dreamer“ über das Leben und Werk von Werner Herzog.
Die Doku ist Teil eines langen Werner-Herzog-Abends. Um 20.15 Uhr zeigt Arte sein selten gezeigtes Kriegsdrama „Rescue Dawn“ (USA/GB/D 2006, mit Christian Bale), um 23.25 Uhr seine Dracula-Version „Nosferatu: Phantom der Nacht“ (D/Fr 1979, mit Klaus Kinski) und um 01.08 Uhr sein ebenfalls selten gezeigte Drama „Stroszek“ (D 1976, mit Bruno S.)
Mit (jedenfalls in der Kinofassung) Werner Herzog, Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Lena Herzog, Nicole Kidman, Christian Bale, Robert Pattinson, Chloé Zhao, Thomas Mauch, Joshua Oppenheimer, Patti Smith, Lucki Stipetic, Carl Weathers, Peter Zeltinger
Le Mans 66: Gegen jede Chance (Ford v Ferrari, USA 2019)
Regie: James Mangold
Drehbuch: Jez Butterworth, John-Henry Butterworth, Jason Keller
In den frühen sechziger Jahren hatte Ferrari mit seinen Siegen bei Autorennen ein cooles Image. Der langweilige Familienkutschenhersteller Ford wollte von diesem Image profitieren. Aber Ferrari wehrte sich erfolgreich gegen die Firmenübernahme. Also engagierte Henry Ford II den Ex-Rennfahrer Carroll Shelby (Matt Damon). Er sollte in kürzester Zeit einen Ford-Rennwagen entwickeln, der bei dem prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennen von Le Mans Ferrari schlägt. Shelby engagiert dafür Ken Miles (Christian Bale), einen nicht teamfähigen, genialen Tüflter, Autonarr und Rennfahrer. Gemeinsam könnte ihnen das Unmögliche gelingen.
Tolles, auf einer wahren Geschichte beruhendes Rennfahrerdrama und ein zukünftiger Klassiker.
James Mangolds neuer Film, der neue Indiana-Jones-Film, in dem Harrison Ford wieder die Peitsche schwingt, läuft am 29. Juni in den deutschen Kinos an. Die Kritiken aus Cannes sind gemischt.
mit Matt Damon, Christian Bale, Jon Bernthal, Caitrano Balfe, Tracy Letts, Josh Lucas, Noah Jupe, Remo Girone, Ray McKinnon, JJ Field, Jack McMullen
Im Umfeld von Werner Herzogs achtzigstem Geburtstag gibt es so etwas wie Herzog-Festspiele. Neben einer Ausstellung in der Deutschen Kinemathek gibt es einen im Kino laufenden Dokumentarfilm über sein Leben und seine Autobiographie „Jeder für sich und Gott gegen alle“
Außerdem verzeichnet die IMDb für dieses Jahr zwei von Herzog inszenierte Dokumentarfilme („Theatre of Thought“ und „The Fire Within: A Requiem for Katia and Maurice Krafft“). Für nächstes Jahr ist bereits ein weiterer Film („Fordlandia“) amgekündigt.
In seiner Dokumentation „Werner Herzog – Radical Dreamer“ zeichnet Thomas von Steinaecker Herzogs Leben chronologisch nach. Dafür unterhielt er sich ausführlich mit Herzog und besuchte mit ihm für ihn wichtige Orte, wie das Haus in Sachrang, einem oberbayerischem Dorf nahe der Grenze zu Österreich, in dem er seine Kindheit verbrachte. Dazu gibt es Statements von Freunden und Menschen, mit denen er arbeitete. Wim Wenders und Volker Schlöndorff, die wie er zum Jungen Deutschen Film (aka dem Neuem Deutschen Film) gehören, sind dabei. Ebenso einige Schauspieler, mit denen er zusammen arbeitete, wie Christian Bale, Nicole Kidman und Robert Pattinson, und Bewunderer, wie Chloé Zhao (sie erhielt 2017 für „The Rider“ den Werner-Herzog-Filmpreis). Dazu gibt es Ausschnitte aus einigen Filmen von Werner Herzogs.
Entstanden ist ein formal konventioneller, sehr informativer Film über sein Leben.
Für Herzog-Fans, die immer sein gesamtes Werk im Blick hatten, gibt es deshalb in diesem gleungenem Dokumentarfilm wenig Neues zu Entdecken. Für sie ist der Film höchstens eine willkommene Auffrischung und ein Schwelgen in Erinnerungen. Ergänzt um einige neue Statements von Werner Herzog, die sich mühelso in frühere Statements einreihen und in denen Herzog seinen Ruf als originärer, sympathisch verschrobener und oft sehr tiefsinniger Denker pflegt.
Herzog-Fans, die glauben, dass er nach „Fitzcarraldo“ keine Filme mehr drehte, sondern irgendwo im Dschungel verschwunden ist und Schuhe isst (Wunderschön sind die Reaktionen der Hollywood-Stars, wenn sie von dieser Herzog-Aktion erfahren, die Les Blank in seinem Kurzfilm „Werner Herzog Eats His Shoe“ dokumentierte.), werden erstaunt feststellen, dass Herzog in den vergangenen vierzig Jahren einige weitere Spielfilme und viele Dokumentarfilme drehte. Außerdem wurde Herzog zu einer Figur der US-Popkultur mit Auftritten bei den „Simpsons“ und kleineren Auftritten als Schauspieler in hoch budgetierten Hollywood-Produktionen wie „Jack Reacher“ und „The Mandalorian“.
Seine jüngeren Fans, die ihn aus den „Simpsons“ kennen, dürften erstaunt sein, dass er davor einer der wichtigen Regisseure des deutschen Films der siebziger Jahre war. Schon damals genoss er einen legendären Ruf als der Weltreisende des deutschen Films. Seinen Kaspar-Hauser-Film „Jeder für sich und Gott gegen alle“ drehte er in Deutschland. Aber fast alle sene anderen Filme drehte er im Ausland. Mit „Aguirre, der Zorn Gottes“ und „Fitzcarraldo“ ging es nach Südamerika. Mit „Nosferatu – Phantom der Nacht“ inszenierte er seine von Murnau deutlich beeinflusste Dracula-Version. Und in „Cobra Verde“ beschäftigte er sich mit dem Sklavenhandel im 19. Jahrhundert. Ein Teil des in Kolumbien und Ghana gedrehten Films spielt im aktuell aus „The Woman King“ bekanntem Königreich von Dahomey.
Für alle, die bislang wenig bis nichts über Werner Herzog wussten, ist „Werner Herzog – Radical Dreamer“ eine gelunge, konzentrierte, die richtigen Schwerpunkte setzende Einführung in sein Werk.
Werner Herzog – Radical Dreamer(Deutschland/USA 2022)
Regie: Thomas von Steinaecker
Drehbuch: Thomas von Steinaecker
mit Werner Herzog, Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Lena Herzog, Nicole Kidman, Christian Bale, Robert Pattinson, Chloé Zhao, Thomas Mauch, Joshua Oppenheimer, Patti Smith, Lucki Stipetic, Carl Weathers, Peter Zeltinger
Länge: 103 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
–
Der Buchtipp
Werner Herzog erzählt sein Leben. Schön kurzweilig und immer nah an der Herzog-Wahrheit.
Werner Herzog: Jeder für sich und Gott gegen alle – Erinnerungen
„Thor: Love and Thunder“ ist der sechste Film der aktuellen vierten Phase im MCU, der vierte Solo-Film mit dem Donnergott Thor und der zweite von Taika Waititi inszenierte „Thor“-Film. Sein erster „Thor“-Film „Tag der Entscheidung“ war 2017 ein Vergnügen. Er gab den doch oft arg pathetisch auftretenden Thor endgültig der Lächerlichkeit preis und präsentierte ein cooles Feuerwerk aus Slapstick, Gags und Overacting. Gleichzeitig räumte er jeden Pathosverdacht innerhalb der ersten Minuten ab.
Waititis zweiter „Thor“-Film wird mit viel Slapstick und sattsam bekannter Rockmusik aus der Zeit beworben, als Männer breitbeinig ihre Gitarren bearbeiteten und ihr Haar mit Haarspray aufhübschten. Versprochen wird ein Werk, das nahtlos an den ersten Film anschließt.
Die Story ist, wie immer bei Marvel, geheimnisumwittert. Die Kritiker werden, wie immer, gebeten, nichts über die Handlung und überraschende Gastauftritte zu verraten. Also: offiziell geht es darum, dass Gorr (Christian Bale) alle Götter umbringen will. Bevor er zum Götterkiller wurde, war er ein friedfertiger Mann, der an das Gute in den Göttern glaubte. Nachdem ein arroganter Gott seinen Sohn qualvoll sterben lässt, startet er, desillusioniert, einen Rachefeldzug. Wenn die Götter nur Hohn und Spott für die Menschen übrig haben, sind sie als Wächter und Beschützer der Menschen überflüssig.
Weil Thor ein Gott ist, steht er ebenfalls auf Gorrs Liste. Zusammen mit King Valkyrie (Tessa Thompson), Korg (Taika Waititi mit Hilfe von Motion-Capture) und seiner Ex-Freundin Jane Foster (Natalie Portman), die inzwischen lässig seinen magischen Hammer Mjölnir schwingen kann, zieht er in den Kampf gegen Gorr.
Dieser Kampf wird unter einem Berg von Gags und einer Liebesgeschichte begraben. Denn Thor ist immer noch unsterblich in Jane Foster verliebt.
Dummerweise fällt Waititi zum Thema „Liebe“ nichts ein. Zwar umwirbt Thor Jane ständig, aber sie hat nur noch ein freundschaftliches Interesse an ihm. Die Astrophysikerin ist todkrank, ihre Suche nach einem Gegenmittel ist bislang erfolglos und sie kommt, wie die anderen Frauen im Film, gut ohne einen Mann klar.
Männer sind in „Love and Thunder“ nämlich nur noch teils großspurige, teils größenwahnsinnige Agenten des Chaos und, manchmal, eher selten, eigentlich nie, irgendwie begehrenswerte Sexobjekte. Diese Umkehrung der traditionellen Geschlechterrollen ist durchaus vergnüglich. Auch weil Waititi so die gesamte Machokultur durch den Kakao ziehen kann. Die Chaotentruppe Guardians of the Galaxy, die am Filmanfang mit Thor einen Planeten retten will, und Thor zerstören bei ihren Aktionen oft mehr als der Bösewicht. Thor und der aus dem Trailer bekannte Zeus sind Meister darin, alles, was ihr positives Selbstbild beeinträchtigen könnte, auszublenden. Gleichzeitig fehlt ihnen die toxische Männlichkeit, die in den 80ern in Actionfilmen gepflegt wurde und die Waititi hier parodiert. Seine Männer sind fast knuddelige Haustiere oder Kinder, die von den Frauen regelmäßig in ihre Schranken verwiesen werden. Chris Hemsworth überzeugt hier wieder einmal als Schönling und ichbezogener, kindischer Trottel, dem jede Bösartigkeit abgeht. Er überblickt halt einfach nicht die Folgen seiner Taten.
Der einzige gefährliche Mann ist der Bösewicht Gorr. Er ist ein blasses asexuelles Wesen. Er will einfach nur Böse sein und Götter umbringen.
Die Frauen sind nicht mehr auf den sie aus höchster Not rettenden Mann angewiesen. Sie betrachten Männer als eher lästige, aber nicht weiter erwähnenswerte Hindernisse bei ihrem Kampf gegen den Bösewicht.
Das ist ein anderer, durchaus sympathischer und, angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung, überfälliger Ton im bislang von Männern bestimmten Superheldengenre. Den Film retten tut er nicht. „Love and Thunder“ setzt nahtlos die enttäuschende aktuelle MCU-Phase fort. Wieder einmal fehlt dem Film jeder erzählerische Fokus und, damit verbunden, jede mögliche thematische Vertiefung. Waititi wiederholt in „Love and Thunder“ das bereits in „Tag der Entscheidung“ erprobte Programm, baut die Rolle der Frauen aus und hangelt sich von Gag zu Gag. Das Ergebnis ist eine schnell ermüdende Nummernrevue, die nichts von der Brillanz seiner vorherigen Filme hat.
Immer noch ist vollkommen unklar, wie die Marvel-Filme in der aktuellen Phase miteinander verknüpft sind und wo das alles hinführen soll. Es gibt nämlich immer noch keine über mehrere Filme aufgebaute Bedrohung. Stattdessen stehen die Filme weitgehend unverbunden nebeneinander. Es gibt einige Auftritte bekannter Figuren, wie hier den Guardians of the Galaxy, und viele neue Figuren, die bislang noch keine Gastauftritte in anderen Filmen absolvieren durften. Welche Rolle sie in den nächsten Filmen bekommen könnten, falls sie überhaupt einen weiteren Leinwandauftritt haben, ist vollkommen unklar.
Ach ja: es gibt im und nach dem Abspann jeweils eine Szene. Beide sind unerheblich. Eine Szene betont sogar die absolute Folgenlosigkeit jeder Handlung im MCU. Denn eine Person, die vorher gestorben ist, lebt noch. Auch ohne Multiverse.
Thor: Love and Thunder (Thor: Love and Thunder, USA 2022)
Regie: Taika Waititi
Drehbuch: Taika Waititi, Jennifer Kaytin Robinson (nach einer Geschichte von Taika Waititi, basierend auf den von Stan Lee und Jason Aaron erfundenen Marvel-Figuren)
mit Chris Hemsworth, Natalie Portman, Tessa Thompson, Christian Bale, Taika Waititi, Russell Crowe, Chris Pratt, Karen Gillan, Pom Klementieff, Dave Bautista, Bradley Cooper (Stimme von Rocket im Original), Vin Diesel (Stimme von Groot im Original) (und einige weitere ‚überraschende‘ Cameos)
Drehbuch: Ronan Bennett, Ann Biderman, Michael Mann
LV: Bryan Burrough: Public Enemies, 2004
Melvin Purvis (Christian Bale) jagt John Dillinger (Johnny Depp).
Die Version von Michael Mann.
Da waren meine Erwartungen entsprechend hoch – und sie wurden enttäuscht. Denn im Vergleich zu „Dillinger“ von John Milius mit Warren Oates als John Dillinger und Ben Johnson als Melvin Purvis ist Manns Version doch ein eher laues Lüftchen mit Starpower und einer die Atmosphäre zerstörenden Digitalkamera (wobei das allerdings auch am Kino gelegen haben kann. Denn ein Kumpel meinte, er hätte eine Vorführung gesehen, bei der Mann die Technik überwachte und die Bilder seien grandios gewesen).
„spannende Genre-Bricolage“ (Lexikon des internationalen Films)
Mit Johnny Depp, Christian Bale, Marion Cotillard, Giovanni Ribisi, Billy Crudup, Stephen Dorff, James Russo, Rory Cochrane, Channing Tatum, Diana Krall
Le Mans 66: Gegen jede Chance (Ford v Ferrari, USA 2019)
Regie: James Mangold
Drehbuch: Jez Butterworth, John-Henry Butterworth, Jason Keller
In den frühen sechziger Jahren hatte Ferrari mit seinen Siegen bei Autorennen ein cooles Image. Der langweilige Familienkutschenhersteller Ford wollte von diesem Image profitieren. Aber Ferrari wehrte sich erfolgreich gegen die Firmenübernahme. Also engagierte Henry Ford II den Ex-Rennfahrer Carroll Shelby (Matt Damon). Er sollte in kürzester Zeit einen Ford-Rennwagen entwickeln, der bei dem prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennen von Le Mans Ferrari schlägt. Shelby engagiert dafür Ken Miles (Christian Bale), einen nicht teamfähigen, genialen Tüflter, Autonarr und Rennfahrer. Gemeinsam könnte ihnen das Unmögliche gelingen.
TV-Premiere. Tolles, auf einer wahren Geschichte beruhendes Rennfahrerdrama und ein zukünftiger Klassiker.
Bevor am 30. Januar Terrence Malicks neuer Film „Ein verborgenes Leben – A hidden life“, der deutlich gelungener als seine vorherigen Filme ist (mehr zum Filmstart in meiner Besprechung), in unseren Kinos anläuft, kann man sich noch einmal seinen letzten, ähem, zugänglichen Film ansehen:
Arte, 20.15
The New World (The New World, USA 2005)
Regie: Terrence Malick
Drehbuch: Terrence Malick
„Badlands“, „In der Glut der Sonne“, „Der schmale Grad“ und dann „The New World“. Vier Filme in über dreißig Jahren, Das ist nicht gerade viel. Doch Malicks Filme sind für Cineasten immer ein optischer Festschmaus. Auch in seiner Interpretation der Legende von Pocahontas (wer die Geschichte nicht kennt: USA, 1607: John Smith soll für die Siedler mit den Indianern verhandeln. Diese nehmen ihn gefangen. Die Häuptlingstochter Pocahontas rettet ihn. Er verliebt sich in sie. Und jetzt beginnen die wirklichen Probleme.) sind die Bilder grandios, die Besetzung hochkarätig (obwohl in seinem Kriegsfilm „Der schmale Grad“ die Stardichte höher war), der Erzählduktus hypnotisch und fern der gängigen Hollywood-Konventionen.
Danach inszenierte Malick zwischen 2011 und 2017 wieder vier immer esoterischer und selbstbezogener werdende Spielfilme, in denen er seinen legendären Ruf gründlich ruinierte. Mit seinem neuesten Film „Ein verborgenes Leben – A hidden life“ kehrt er wieder zu einem stärker einer Geschichte verhaftetem Erzählen zurück.
Anschließend, um 22.25 Uhr, zeigt Arte die einstündige Doku „Pocahontas und Captain John Smith“ (Deutschland 2009)
mit Colin Farrell, Q’orianka Kilcher, Christopher Plummer, Christian Bale, August Schellenberg, Wes Studi, David Thewlis, Ben Mendelsohn, John Savage, Ben Chaplin, Eddie Marsan, Jonathan Pryce
Mitte der sechziger Jahren war Ferrari cool und gewann reihenweise Autorennen. Ford war, nun, das Gegenteil. Und auch wenn ein amerikanischer Junge nicht das Geld hatte, sich einen Ferrari-Sportwagen zu kaufen, investierte er sein Geld definitiv nicht in einen Ford, der damals das Synonym für ‚langweilige Familienkutsche‘ war. Um das zu ändern, beauftragt der Autokonzern Ford den Ex-Rennfahrer und Auto-Designer Carroll Shelby innerhalb kürzester Zeit einen Rennwagen zu entwickeln, der in Le Mans beim legendären 24-Stunden-Rennen Ferrari besiegen kann und soll. Das Rennen stellt allein schon aufgrund seiner Dauer höchste Ansprüche an Fahrer und Fahrzeuge.
Shelby nimmt den unmöglichen Auftrag an. Helfen soll ihm Ken Miles, ein Autoschrauber und Testfahrer, bei dem Genie und Wahnsinn dicht beieinander liegen. Denn so brillant Miles als Fahrer und Tüftler ist, so unverträglich ist er gegenüber fast allen Menschen und er ist absolut nicht teamfähig. Aber Shelby verspricht ihm, dass er am 24-Stunden-Rennen teilnehmen wird. Auch wenn dieses Versprechen nicht leicht einzuhalten ist.
Sie machen sich an die Arbeit, die damals vor allem aus einer Folge von Versuchen und Irrtümern mit verschiedenen munter ausgetauschten und ausgebauten Fahrzeugteilen besteht. Im Zweifelsfall wird auf jedes Gramm Gewicht verzichtet und die heutigen Sicherheitsbestimmungen waren damals noch nicht einmal angedacht.
1966 schickt Ford dann seine Fahrzeuge und Fahrer ins 24-Stunden-Rennen. Miles ist einer der Fahrer. Shelby der Leiter des Rennteams.
James Mangold, der zuletzt mit „Logan“ begeisterte, erzählt in seinem neuen Film „Le Mans 66: Gegen jede Chance“ die Geschichte von dem Duell zwischen Ford und Ferrari nach. Im Mittelpunkt des Dramas stehen die miteinander befreundeten Rennfahrern Shelby und Miles, gespielt von Matt Damon und Christian Bale, die auch gegen Widerstände im Ford-Konzern auf das Ziel hinarbeiteten, den unbesiegbaren Ferrari-Rennstahl zu besiegen. Sie sind damit in doppelter Weise Underdogs. Mangold erzählt ihre Geschichte von Ende der fünfziger Jahre, als Shelby aufgrund eines schweren Herzleidens seine Karriere als Rennfahrer aufgeben muss, bis hin zu dem Autorennen 1966 in Le Mans, das im letzten Filmdrittel über fast vierzig Minuten gezeigt wird.
Diese Geschichte erzählt Mangold, wie in einer großen Reportage, souverän zwischen Einzelschicksalen, zwischen Detail- und Hintergrundinformationen, zwischen der Arbeit von Shelby und Miles in der Werkstatt und auf dem Testgelände und der großen Firmenpolitik in den Chefetagen von Ford wechselnd. Dabei hat er, auch wenn er sich auf Details konzentriert, immer das große Ganze im Blick. Ausstattung und Schauspieler überzeugen ebenso.
„Le Mans 66“ ist klassisches Erzählkino, das trotz seiner epischen Laufzeit von zweieinhalb Stunden immer spannend bleibt und auch Nicht-Rennsportfans von der ersten bis zur letzten Minute begeistert.
Damit gehört Mangolds Film schon jetzt, neben „Grand Prix“ (1966) und „Rush“ (2013), zu den wenigen gelungenen Filmen über die Rennsportszene. Erwähnen könnte man noch die deutlich unbekannteren Filme „Le Mans“ (1971) und „Weekend eines Champions“ (1971). „Le Mans“ war von Hauptdarsteller Steve McQueen ursprünglich als Dokumentarfilm geplant. „Weekend eines Champions“ ist ein fast unbekannter Dokumentarfilm von Roman Polanski, der 1971 Rennfahrer Jackie Stewart beim Großen Preis von Monaco begleitet.
Le Mans 66: Gegen jede Chance (Ford v Ferrari, USA 2019)
Regie: James Mangold
Drehbuch: Jez Butterworth, John-Henry Butterworth, Jason Keller
mit Matt Damon, Christian Bale, Jon Bernthal, Caitrano Balfe, Tracy Letts, Josh Lucas, Noah Jupe, Remo Girone, Ray McKinnon, JJ Field, Jack McMullen
Länge: 153 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
Hinweis: Der US-Titel ist „Ford v Ferrari“, der UK-Titel ist „Le Mans ’66“.
Den ersten Lacher gibt es schon in den ersten Filmsekunden, wenn nacheinander drei Sätze auf der Leinwand zu sehen sind:
The following is a true story.
Or as true as it can be given that Dick Cheney is one of the most secretive leaders in history.
But we did our fucking best.
Danach geht es in das Jahr 1963 auf eine Landstraße in Wyoming. Dick Cheney, damals noch ein junger Student, fährt stockbesoffen Auto. Ab da springt Adam McKay munter, aber weitgehend chronologisch, durch das Leben von Dick Cheney, der unter George W. Bush von 2001 bis 2009 Vizepräsident war.
Adam McKay erzählt Cheneys Geschichte, wie seinen Film „The Big Short“ über die Finanz- und Bankenkrise, flott, pointiert, mit unzähligen Brechungen, unter Einsatz aller filmischen Mittel und sehr süffig. Obwohl McKay einen mit Informationen bombardiert, verliert man nie den Überblick. Christian Bale ist als Dick Cheney unter der Maske nicht mehr zu erkennen. Die anderen Schauspieler – Steve Carell als Donald Rumsfeld, Sam Rockwell als George W. Bush, Tyler Perry als Colin Powell, Eddie Marsan als Paul Wolfowitz, LisaGay Hamilton als Condoleezza Rice – sind dagegen irritierend gut erkennbar. Sie ähneln kaum den Menschen, die sie spielen.
Auch bei den historisch verbürgen Fakten, Dynamiken und Ursache-Wirkungsketten nimmt McKay sich etliche Freiheiten. Im Gegensatz zu „The Big Short“ vereinfacht er in „Vice – Der zweite Mann“ vieles so sehr, dass Zeitzeugen, Historiker und Politik-Journalisten über die vielen Ungenauigkeiten, Auslassungen und Fiktionen verzweifeln. „Vice – Der zweite Mann“ ist halt vor allem eine Anklage gegen Dick Cheney und ein guter Ankläger ignoriert oder spielt die störenden Fakten in seinem Plädoyer herunter. Außerdem ist es ein Spiel- und kein Dokumentarfilm.
Im Mittelpunkt des Films stehen Cheneys Jahre als Vizepräsident, in denen er die Weltgeschichte entscheidend verändern konnte. Er ist dabei der große Planer im Hintergrund. Das Mastermind, das alles einfädelt und ermöglicht. Es sind die Jahre mit dem Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001, dem danach folgenden uferlosen Krieg gegen den Terror, dem Irakkrieg und der Ausweitung der Macht des Präsidenten. Das geschieht mit Hilfe der umstrittenen und auch zweifelhaften Unitary Executive Theorie, nach der es keine Machtbeschränkung für den US-Präsidenten und damit auch seinen Stellvertreter gibt. Er kann machen, was er will und er kann dafür nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Cheney findet die Theorie grandios und er wird Vizepräsident, um sie in seinem Sinn anzuwenden.
Es sind Jahre, in denen einige Männer, die ihr Leben lang zwischen Politik und Wirtschaft pendelten, jetzt die Ernte einfahren wollen. Es ist eine Clique von amoralischen konservativen und ultrakonservativen Selbstbedienern, die sich den Staat zur Beute machen. Rückblickend und mit der Trump-Entourage im Weißen Haus, erscheinen sie als gemäßigte Geister, die die Saat für den jetzigen Zustand der US-Demokratie legten.
Mckay inszeniert einen oft irritierend plakativer Ritt durch einige Jahrzehnte US-Geschichte, der mehr nach dem nächsten besten Gag als nach einem wirklichen Blick hinter die Kulissen schielt. So lässt McKay die Jahre, in denen Cheney sich von einem trinkfreudigen Studenten (vulgo Säufer) zu einem Abstinenzler wandelt, links liegen. Er ist nach einer Standpauke seiner Frau Lynne (Amy Adams) schwuppdiwupp in Washington, D. C., und weil ihm bei der Begrüßung der neuen Praktikanten in der Hauptstadt die respektlos-lockere Rede von Donald Rumsfeld (Steve Carell) gefällt, wird er 1969 dessen Mitarbeiter. Zu welcher Partei er gehört und welche politischen Ansicht er hat, ist Cheney egal. Rumsfeld ist witzig und das reicht Cheney. Und so geht es weiter. Rumsfeld hat schon einige Projekte, Cheney hat dann auch ein, zwei Projekte, die er und Rumsfeld obsessiv über Jahrzehnte verfolgen: die Gründung des konservativen Privatsenders FOX News, den Zugang amerikanischer Firmen, vor allem von Cheneys Arbeitgeber Halliburton (von 1995 bis 2000), zu den Ölquellen im Irak und der juristischen Idee, dass ein US-Präsident (bzw. sein Stellvertreter) unumschränkte Macht hat. Diese will Cheney als Vizepräsident ausüben. Präsident George W. Bush wird hier zu einem leicht manipulierbaren, meinungslosen Trottel, der kaum in der Lage ist, ein Schnapsglas richtig zu halten.
Stilistisch kopiert McKay dabei seinen sehr aufklärerischen und sehr gelungenen „The Big Short“. Aber während man beim ersten Sehen von „The Big Short“ kaum alles erfassen konnte, hat man bei „Vice“ keine Probleme, die vielen Informationen zu verarbeiten. In dem Informationstsunami ist alles immer ziemlich eindeutig. Damit ist die Polit-Satire inhaltlich und auch von der Personenzeichnung deutlich näher bei McKays beiden „Anchorman“-Filmen und seiner „Saturday Night Live“-Zeit. Die gezeigten Politiker sind keine Charaktere, sondern Typen, die einfach nur Macht wollen. Wozu und welche Überzeugungen sie haben, ist da noch nicht einmal sekundär. Falls sie überhaupt Überzeugungen haben, die über ihr Bankkonto hinausreichen.
„Vice – Der zweite Mann“ ist eine Satire über eine Haufen moralbefreiter Intriganten, die von willigen Deppen umgeben sind und die gängige Vorurteile über die Politik bedient.
Vice – Der zweite Mann (Vice, USA 2018)
Regie: Adam McKay
Drehbuch: Adam McKay
mit Christian Bale, Amy Adams, Steve Carell, Sam Rockwell, Tyle Perry, Eddie Marsan, Jesse Plemons, LisaGay Hamilton, Alison Pill, Lily Rabe, Alfred Molina
Drehbuch: Ronan Bennett, Ann Biderman, Michael Mann
LV: Bryan Burrough: Public Enemies, 2004
Melvin Purvis (Christian Bale) jagt John Dillinger (Johnny Depp).
Die Version von Michael Mann.
Da waren meine Erwartungen entsprechend hoch – und sie wurden enttäuscht. Denn im Vergleich zu „Dillinger“ von John Milius mit Warren Oates als John Dillinger und Ben Johnson als Melvin Purvis ist Manns Version doch ein eher laues Lüftchen mit Starpower und einer die Atmosphäre zerstörenden Digitalkamera (wobei das allerdings auch am Kino gelegen haben kann. Denn ein Kumpel meinte, er hätte eine Vorführung gesehen, bei der Mann die Technik überwachte und die Bilder seien grandios gewesen).
„spannende Genre-Bricolage“ (Lexikon des internationalen Films)
Mit Johnny Depp, Christian Bale, Marion Cotillard, Giovanni Ribisi, Billy Crudup, Stephen Dorff, James Russo, Rory Cochrane, Channing Tatum, Diana Krall
New York in den späten Siebzigern: FBI-Agent DiMaso will einen korrupten Bürgermeister überführen. Dabei sollen ihm der Betrüger Rosenfeld und seine Geliebte helfen.
Durchaus vergnügliche, aber auch von sich selbst zu sehr überzeugte Mega-Retro-Gaunerkomödie, die auf einem wahren Fall basiert.
mit Christian Bale, Amy Adam, Bradley Cooper, Jennifer Lawrence, Jeremy Renner, Jack Huston, Michael Peña, Louis C. K., Shea Whigham, Elisabeth Rohm, Barry Primus, Robert De Niro
Bei den Golden Globes verlor „The Big Short“ in der Kategorie „Beste Komödie oder Musical“ gegen „Der Marsianer“. Aber jetzt ist er für den Oscar als bester Spielfilm nominiert. Und Adam McKay, dessen vorherigen Regiearbeiten leichtgewichtige Komödien, wie „Die etwas anderen Cops“ und die beiden „Anchorman“-Filme waren, die nicht gerade durch erzählerische Stringenz und eine treffsichere Analyse überzeugten. Doch genau das gelingt „The Big Short“, McKays grandioser Aufarbeitung der 2007 in den USA geplatzten Immobilienblase, die die Weltwirtschaft nachhaltig schädigte und die zahllose Kleinanleger ruinierte. Für sie sind die Folgen des unglaublichen Leichtsinns der Spekulanten noch heute spürbar.
Dabei gab es warnende Stimmen, denen jetzt – ausgehend von Michael Lewis‘ Sachbuch „The Big Short“ – in dem Film ein durchaus unpathetisches Denkmal gesetzt wird. Denn zum Helden, vor allem zum strahlenden Hollywood-Helden, taugt keiner von ihnen. Der eine ist Dr. Michael Burry (Christian Bale), ein ehemalige Neurologe, der zum Hedgefond-Manager mit Narrenfreiheit (solange die Zahlen stimmen) wurde, ein Glasauge und seltsame Angewohnheiten hat. Mit anderen Menschen kann er nicht so gut umgehen, aber er vertieft sich in die Zahlen und entdeckt, dass die Fundamente des Immobilienmarktes mehr als brüchig sind. Für ihn ist offensichtlich, dass der Markt demnächst zusammenbrechen wird.
Der andere ist der egozentrische Hedgefonds-Manager Mark Baum (Steve Carell), der fleischgewordene Alptraum jedes Cholerikers, der zwar einen moralischen Kompass, aber keine Manieren hat. Der „Deutsche Bank“-Makler Jared Vennett (Ryan Gosling) weist ihn, durchaus eigennützig, auf die faulen Kredite hin, die durch einige Buchungstricks zu guten Krediten umgewidmet werden. Gemeinsam wollen sie von dem erwartbaren Zusammenbruch des Marktes profitieren.
Doch bevor sie gemeinsame Sache machen, zieht Baum, der Vennett nicht glaubt, in Florida Erkundigungen über einige dieser Hauskredite ein und er ist schockiert.
Und dann gibt es noch die beiden jungen Geldmanager Jamie Shipley (Finn Wittrock) und Charlie Geller (John Magaro), die ebenfalls durch Zufall auf die Zahlen stoßen und sie mit dem Ex-Banker Ben Rickert (Brad Pitt), der mit seiner Vergangenheit nichts mehr zu tun haben will, vergolden wollen.
Sie erkannten als Wall-Street-Außenseiter, was die Experten nicht erkannten oder nicht erkennen wollten in der Hoffnung, dass es immer so weitergeht.
McKay inszenierte seinen Spielfilm „The Big Short“ wie einen Dokumentarfilm, der zufällig dabei war, als die handelnden Personen ihre Entdeckungen machten. Sie und einige prominente Gäste, wie Margot Robbie, Anthony Bourdain, Selena Gomez und Dr. Richard Thaler (ein Verhaltensökonom), erklären die komplizierten ökonomischen Vorgänge in einer so atemberaubenden Geschwindigkeit, dass man beim ersten Ansehen gar nicht alle Feinheiten mitbekommen kann. Humor und satirische Zuspitzungen helfen, auch wenn einem mehr als einmal das Lachen im Hals stecken bleibt. Vor allem natürlich über die Arroganz der Banker, die ihren schlechten und spekulativen Produkte als sichere Geldanlagen verkaufen. Die Geschichte entwickelt sich flott zwischen den verschiedenen Handlungssträngen wechselnd (weshalb die Stars auch nie bis fast nie zusammen auftreten) auf die bekannte Katastrophe, das Platzen der Immobilienblase im Sommer 2007, zu.
„The Big Short“ ist ein scharfsinniger, aufklärerischer, in jeder Sekunde konzentrierter und an die Intelligenz seines Publikums glaubender Film, den so niemand von Adam McKay erwartet hätte. Oder wie Steve Carell sagt: „Wenn mich jemand auf einer Cocktailparty fragen würde, worum es in dem Film geht, würde ich antworten: ,Erinnern Sie sich, als die Subprime-Hypotheken über die Wupper gingen und all die Firmen ihre Türen schließen mussten und niemand dafür ins Gefängnis wandern musste? Erinnern Sie sich daran? Erinnern Sie sich, wie alles einfach explodierte? Und dann die Regierung kam und alle rausboxte und alles wieder okay erschien? Darum geht es in diesem Film. Es ist ein Horrorfilm, der viel schrecklicher ist, als ich es gerade beschrieben habe.‘“
„Knight of Cups“ ist eine Tarotkarte, die bei uns „Ritter der Kelche“ heißt und die eine positive Veränderung bedeutet – aber das habt er, erstens, alle gewusst und, zweitens: Warum sollte ein Film in Deutschland (auch wenn er synchronisiert ist) einen deutschen Titel haben? Die neue CD deiner Lieblingsband erscheint ja auch weltweit unter dem gleichen Titel.
Das gesagt, können wir uns dem neuen Werk von Terrence Malick zuwenden, dessen neuen Film Cineasten dreißig Jahre lang herbeisehnten und der innerhalb weniger Jahre mit drei Filmen seinen Ruf ziemlich ruinierte. „Knight of Cups“ unterscheidet sich kaum von „The Tree of Life“ (2011) und „To the Wonder“ (2012). Wobei mir „Knight of Cups“ etwas besser als die beiden vorherigen Filme gefällt. Wahrscheinlich, weil ich inzwischen weiß, was mich inzwischen bei einem Malick-Film erwartet, weil „Knight of Cups“ etwas konzentrierter als die beiden Vorgänger ist (immerhin steht dieses Mal nur ein Mann im Mittelpunkt und alles dreht sich um ihn) und weil dieses Mal die penetrant christlich erweckte Botschaft fehlt. Eine Geschichte ist, wieder einmal, im pathetischen Rausch der Bilder und dem darüber gelegtem bedeutungsschwangeren Kommentar (im Original von Sir Ben Kingsley meditativ ruhig gesprochen) nicht erkennbar. Es geht um einen Mann, der mit seinem Leben unzufrieden ist und der vor einer Entscheidung steht. Im Presseheft wird diese Storyskizze zwar ausführlicher formuliert, aber es ist nur eine mögliche Interpretation der Bilder. Denn dass Rick (Christian Bale) ein erfolgreicher Comedy-Drehbuchautor ist, ist für den Film reichlich unerheblich. Rick könnte irgendeinen Beruf irgendwo haben. Es würde nichts ändern.
Und dass er versucht, den Sinn seines Lebens zu finden, liest sich zwar gut, aber da Malick überhaupt nicht mehr an einer konventionellen Narration interessiert ist, will er dieser Sinnsuche auch keinen eindeutigen Sinn (über den man dann streiten könnte) geben, sondern er erzählt, offen für alle Interpretationen, locker (aber mit vielen gutaussehenden Frauen, die für Rick mehr oder weniger wichtig sind) in der Chronologie hin und herspringend, ohne irgendeinen Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung (so wird Rick in seiner Wohnung überfallen, aber für den folgenden Film ist es egal), von einem Mann, der versucht irgendeinen Sinn in den ihm zustoßenden Ereignissen zu finden, der an seinem Leben zweifelt und der nicht weiß, was er wie ändern soll. Falls er überhaupt etwas ändern will.
Es ist vor allem die essayistische Beschreibung eines Stillstandes, die – so das Presseheft – in einem Aufbruch endet. Ein Aufbruch, der auch einfach nur der nächste Tagestrip in die vor Los Angeles gelegene Wüste sein könnte.
Und so hat „Knight of Cups“ wieder schöne Bilder (Emmanuel Lubezki ist wieder der Kameramann), deren Komposition ausschließlich ästhetischen Prinzipien folgt. Denn sonst ist nicht erklärbar, warum in einem nur in Los Angeles und Las Vegas (es gibt einen Ausflug in die Spielerstadt, der aber keine Auswirkung auf die Narration hat) spielendem Film plötzlich Bilder aus Berlin zu sehen sind. Aber das hat uns bei dem letzten Superheldenfilm auch nicht gestört.
Für den geneigten Zuschauer gibt es einige Denkanstöße, die, wieder einmal, weitgehend, im Ungefähren bleiben. Das kann dann, wie eine Predigt, jeden Zuhörer ansprechen. Oder wegen der Platitüden endlos langweilen.
Mir jedenfalls sagte „Knight of Cups“, wie schon „The Tree of Life“ und „To the Wonder“ nichts. Aber ich gehöre auch nicht mehr zu der Gemeinde der ihren Meister blind verehrenden Gemeinde der Malick-Gläubigen. Fun Fact: Der US-Kinostart ist voraussichtlich am 4. März 2016. Die Weltpremiere war bereits dieses Jahr auf der Berlinale.
Nach dem nächsten Weltkrieg verbietet ein Diktator, der sich „Vater“ nennt, die Ursache für alles Übel: Gefühle. Als einer seiner Vollstrecker, der gnadenlos gegen Menschen, die doch Gefühle entwickeln (und damit so etwas wie einen freien Willen haben), jagt, dann doch Gefühle entwickelt…
Kleiner Kultfilm, der ganz hübsch „Fahrenheit 451“ (und ähnliche Dystopien, in denen die Regierung alles ausmerzt, was ihnen nicht in den Kram passt und eine Schöne Neue Welt errichtet) mit „Matrix“-artigen Kämpfen verbindet und das alles mit vielen Aufnahmen aus Berlin (einerseits weil in Babelsberg gedreht wurde, andererseits weil die Architektur zwischen Faschismus und Moderne einfach toll aussieht), etwas „Metropolis“-Style und Faschismus-Look garniert. Die meisten Kritiker mochten den Film nicht (der Rotten-Tomatoes-Frischegrad ist 38 Prozent), die wenigen Zuschauer (in Deutschland war’s eine DVD-Premiere) mochten den durchaus geschickt bekannte Versatzstücke miteinander verbindenden Film und die Phoenix Film Critics Society nominierte den Film in der Kategorie „Übersehener Film des Jahres“.
Kurt Wimmer verspielte seinen Credit in der SF-Szene mit dem komplett misslungenen SF-Film „Ultraviolet“, rehabilitierte sich etwas mit seinem “Total Recall”-Drehbuch und Christian Bale wurde Batman.
mit Christian Bale, Emily Watson, Taye Diggs, William Fichtner, Sean Bean, Dominic Purcell, Angus MacFadyen, Mehmet Kurtulus, David Hemmings