Neu im Kino/Filmkritik: Mit Reggae auf der „Journey to Jah“

März 22, 2014

 

Kurz und schmerzlos: „Journey to Jah“ ist eine Doku über den deutschen Reggae-Musiker Gentleman, die im Kino nichts verloren hat. Als Bonusmaterial einer CD wäre sie als Starporträt mit einigen Impressionen aus dem Musikleben in Jamaika okay. In Ausschnitten in einer Kultursendung, wie dem Arte-Musikmagazin „Tracks“, wären es einige interessante Reportagen. Aber nicht im Kino.

Denn der Film ist ein kritikloser Zusammenschnitt über Gentleman, der bei den Aufnahmen für seine neue CD und im Gespräch mit Freunden auf Jamaika und in der Schweiz beobachtet wird. Dazu gibt es Statements von Musikern, die Gentleman über den grünen Klee loben, wie Alborosie, ein aus Italien nach Jamaika ausgewanderter Reggae-Musiker und Musikkollege von Gentleman. Er erzählt auch einiges aus seinem Leben und weshalb er nach Jamaika auswanderte. Kleiner Tipp: es hat etwas mit der Musik zu tun.

Die Professorin Carolyn Cooper erzählt einiges über die jamaikanische Kultur. Es gibt Ausschnitte aus einer Vorlesung von Damian Marley, dessen Vater Bob Marley war – und, weil kein Film über Reggae ohne Bob Marley auskommen kann, ist diese universitäre Fragestunde auch im Film drin. Dann schlendern wir mit Terry Lynn, einer jungen Reggae-Sängerin, durch die Slums. Diese Mini-Dokumentationen haben alle nichts, aber auch absolut nichts mit Gentleman zu tun.

Und, wie es sich für eine Musikdokumentation gehört, gibt es noch einige Konzertausschnitte, wie den ersten Auftritt von Gentleman, eine Improvisation am Strand und Terry Lynn in Berlin.

Journey to Jah“ ist als spielfilmlange Dokumentation einfach nur Stückwerk.

Journey to Jah - Plakat - 4

Journey to Jah (Deutschland/Schweiz 2013)

Regie: Noel Dernesch, Moritz Springer

Drehbuch: Noel Dernesch, Moritz Springer

mit Gentleman (aka Tilmann Otto), Alborosie (aka Alberto D’Ascola), Terry Lynn, Carolyn Cooper, Damian Marley

Länge: 95 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Teilweise mit Untertiteln

Hinweise

Homepage zum Film

Film-Zeit über „Journey to Jah“

Moviepilot über „Journey to Jah“

Wikipedia über Gentleman (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 22. März: Insider

März 22, 2014

EinsFestival, 21.45

Insider (USA 1999, Regie: Michael Mann)

Drehbuch: Eric Roth, Michael Mann

LV: Marie Brenner: The Man who know too much, 1996 (Artikel Vanity Fair)

TV-Journalist Lowell Bergman will eine Story über die miesen Geschäfte der Zigarettenindustrie landesweit ausstrahlen. Sein Kronzeuge ist Jeffrey Wigand, ehemaliger Chef der Forschungsabteilung eines Zigarettenkonzerns. Dummerweise wollen die Senderbosse und die Zigarettenindustrie die Story verhindern.

Hochspannender 157-minütiger Thriller, der einen gelungen Einblick in die Medienwelt und die Wirtschaft und ihre Strukturen liefert, getragen von einem fantastischen Ensemble.

mit Al Pacino, Russell Crowe, Christopher Plummer, Diane Venora, Philip Baker Hall, Lindsay Crouse, Debi Mazar

Wiederholung: Sonntag, 23. März, 01.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Insider“

Wikipedia über „Insider“ (deutsch, englisch)

Michael Mann in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: Protzkarren mit „Need for Speed“

März 21, 2014

 

Need for Speed“ basiert auf einem Videospiel und wie bei vielen Spieleverfilmungen fragte ich mich, ob Spieleverfilmungen wirklich so komplett logikentkernt sein müssen. Allerdings erreicht „Need for Speed“ hier ganz neue Qualitäten, die dazu führen, dass ich mich die ganze Zeit fragte, warum ich auch nur den Funken eines Gefühls in diese Pappkameraden investieren sollte, die sich durchgängig vollkommen idiotisch verhalten.

Also, es geht um Tobey Marshall, einen begnadeten, herzensguten Automechaniker, der in illegalen Straßenrennen Geld verdient, und der mit dem stinkreichen und daher arroganten Ex-NASCAR-Rennfahrer Dino Brewster verfeindet ist. Um seinen Schuldenberg abzubezahlen, motzt er für Dino einen Mustang Shelby auf. Das drei Millionen Dollar teure Auto wird nach England verkauft und bei einem kleinen Rennen, tagsüber auf der gut befahreren Autobahn, zwischen Dino, Tobey und Tobeys Kumpel Little Pete bringt Dino Little Pete um und haut ab. Tobey wandert in den Knast – und wir fragen uns, ob es im Staat New York keine Forensiker mehr gibt, die einen Blick auf fehlende Bremsspuren, demolierte Autos und Videoaufnahmen werfen und Zeugen befragen. Auch alle Anwälte waren nach dem Unfall anscheinend anderweitig beschäftigt.

Jedenfalls wandert Tobey als Mörder von Little Pete in den Knast. Zwei Jahre später wird er entlassen, will sich rächen, kriegt als Leihwagen den superteuren Mustang Shelby (aus Great Britain mit blonder Aufpasserin eingeflogen) und macht sich, natürlich im Auto, auf den Weg zum nächsten illegalen Autorennen, das irgendwo in der Nähe von San Francisco stattfindet. Denn die optimale Vorbereitung für ein Rennen ist nun einmal eine 48-stündige Überlandfahrt von New York nach Kalifornien.

Need for Speed“ klont weitgehend humorfrei „Auf dem Highway ist die Hölle los“ ohne das Autorennen von Küste zu Küste und ohne die Stars, mit der „Fast & Furious“-Serie; wobei nach „Need for Speed“ sogar der grottige „The Fast and the Furious: Tokyo Drift“ wie ein filmisches Meisterwerk wirkt. Immerhin sind Tobeys brave Kumpels ähnlich multiethnisch wie Doms wesentlich unterhaltsamere Gangsterposse.

Bis auf die erfrischende Mißachtung von Geld, wenn immer wieder innerhalb von Sekunden Autos, die mehrere Millionen wert sind, geschrottet oder auch mal mit einem Hubschrauber abtransportiert werden und den handgemachten Actionszenen, inclusive einiger spektakulärer Bilder von Stunts und Crashs, gibt es nichts, was die Klischeeparade „Need for Speed“ auch nur irgendwie sehenswert macht.

Ach ja, im Gegensatz zu „Alarm für Cobra 11“ wird hier sogar im 3D-Modus geschrottet.

Need for Speed - Plakat

Need for Speed (Need for Speed, USA 2013)

Regie: Scott Waugh

Drehbuch: George Gatins (nach einer Idee von George Gatins und John Gatins)

mit Aaron Paul, Dominic Cooper, Imogen Pots, Ramon Rodriguez, Michael Keaton, Rami Malek, Scott Mescudi, Dakota Johnson, Harrison Gilbertson

Länge: 131 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homeapge zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Need for Speed“

Moviepilot über „Need for Speed“

Metacritic über „Need for Speed“

Rotten Tomatoes über „Need for Speed“

Wikipedia über „Need for Speed“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Scott Waughs „Act of Valor“ (Act of Valor, USA 2012)


Neu im Kino/Filmkritik: Mark Wahlberg ist der „Lone Survivor“

März 21, 2014

Hier sind wirklich alle Spoiler-Warnungen überflüssig. Denn schon der Titel gibt einen sehr eindeutigen Hinweis auf die Zahl der Überlebenden und der Trailer verrät eigentlich den Rest dieser wahren Geschichte, die es in den USA schon lange in Buchform gibt und die dort auch bekannt ist. Aber bei einem Film geht es nicht nur darum, zu wissen, wie er endet, sondern um den Weg dahin und der ist in Peter Bergs neuem Film „Lone Survivor“, im Gegensatz zu seinem unterirdischen „Battleship“, gelungen.

Mark Wahlberg spielt Marcus Luttrell, der 2005 mit seiner Navy-SEAL-Einheit in der afghanischen Provinz Kunar einen wichtigen Taliban-Kämpfer töten soll. Die vier Navy SEALs halten es für eine einfache Mission, bis sie kurz vor ihrem Ziel von drei Ziegenhirten entdeckt werden und sich fragen, ob sie sie töten sollen, weil sie das Ziel der Mission gefährden. Nach einer kurzen Diskussion lassen sie die Einheimischen, entsprechend den offiziellen Militäranweisungen, laufen, brechen gleichzeitig die Mission ab und wollen zu ihrem Abholpunkt gehen. Aber die Hirten verraten sie und schnell werden sie von einer Hundertschaft schießwütiger Taliban gejagt.

Lone Survivor“ erzählt die klassische Geschichte von einem Mann, der von einer Horde Bösewichter gejagt wird, auf sich allein gestellt ist und überlebt. Das erinnert nicht nur wegen der Landschaft, an zahlreiche Western und auch an Walter Hills in den Sümpfen spielendem Survival-Klassiker „Die letzten Amerikaner“ (Southern Comfort, USA 1981), der auch eine Allegorie auf den Vietnam-Krieg war.

Peter Berg („Welcome to the Jungle“, „Operation: Kingdom“) erzählt diese wahre Geschichte über den Überlebenskampf von vier Männern gegen eine Übermacht Feinde, die in Wirklichkeit wohl deutlich kleiner war, auch entsprechend geradlinig mit einem schönen Blick auf die Dynamik in der prominent besetzten Armee-Einheit, – Mark Wahlberg wird von Ben Foster, Taylor Kitsch und Emilie Hirsch begleitet -, mit satter Action und halsbrecherischen Stunts, atmosphärischen Landschaftsaufnahmen und einem weitgehend austauschbaren Musikteppich, den man früher Fahrstuhlmusik und heute Ambient nennt.

Gleichzeitig zeigt „Lone Survivor“ eindrucksvoll und eher nebenbei, warum der „war on terror“ so kläglich scheiterte. Denn Luttrell und sein Team bleiben, wenn sie keine Einsätze haben, in ihrer Kaserne. Sie essen und trinken, immer aus Plastikflaschen und mit Einweggeschirr, nur ihre aus der Heimat gewohnte Nahrung. Sie haben absolut keine Ahnung von der Gegend, in der sie stationiert sind. Die Einheimischen, die sie ja eigentlich von einer Diktatur befreien und in die Demokratie führen sollen, sind ihnen egal. Die Aufträge, die sie von ihren Vorgesetzten erhalten, werden ohne kritische Nachfragen durchgeführt. Es ist einfach eine Aufgabe, die erledigt wird. Und, was das erschreckenste ist, sie können sich auch überhaupt nicht mit den Einheimischen verständigen. Luttrell kann, wenn er gegen Ende von Paschtunen aufgenommen wird, gegenüber den Einheimischen noch nicht einmal zwei Sätze sagen.

Das ist der eigentlich beeindruckende Aspekt bei diesem Survival-Thriller, der mit knackiger Action (wenn die Soldaten auf ihrer Flucht mehrmals felsige Abhänge herunterspringen, auf Steine und Bäume knallen, kann man sich vorstellen, wie schmerzhaft das ist) und atmosphärischen Landschaftsaufnahmen punktet. Gedreht wurde in New Mexico; was ich dieses Mal sehr irritierend fand, aber auf einer Meta-Ebene noch einmal die Bezugslosikigkeit der Soldaten zu ihrem Einsatzort spiegelt.

Lone Survivor - Plakat

Lone Survivor (Lone Survivor, USA 2013)

Regie: Peter Berg

Drehbuch: Peter Berg

LV: Marcus Luttrell/Patrick Robinson: Lone Survivor, 2007 (Lone Survivor)

mit Mark Wahlberg, Taylor Kitsch, Emilie Hirsch, Ben Foster, Eric Bana, Ali Suliman, Alexander Ludwig

Länge: 122 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Lone Survivor“

Moviepilot über „Lone Survivor“

Metacritic über „Lone Survivor“

Rotten Tomatoes über „Lone Survivor“

Wikipedia über „Lone Survivor“ (deutsch, englisch)

History vs. Hollywood untersucht „Lone Survivor“

Meine Besprechung von Peter Bergs „Battleship“ (Battleship, USA 2012)

Homepage von Patrick Robinson

Homepage von Marcus Luttrell

Ein Gespräch mit Marcus Luttrell, Peter Berg und Mark Wahlberg

Ein Gespräch mit Marcus Luttrell, Peter Berg und Taylor Kitsch


TV-Tipp für den 21. März: Surrogates – Mein zweites Ich

März 21, 2014

Pro 7, 20.15 (Wiederholung: 23.40 Uhr, dazwischen „Set Up“)

Surrogates – Mein zweites Ich (USA 2009, R.: Jonathan Mostow)

Drehbuch: Michael Ferris, John Brancato

LV: Robert Venditti/Brett Weldele: The Surrogates, 2006/2009 (The Surrogates)

In naher Zukunft: Surrogate übernehmen die Drecksarbeit, während sie von Menschen, die nicht mehr ihre Wohnungen verlassen, gesteuert werden. Als bei einem Attentat auch der Mensch, der das Surrogat steuerte, stirbt, beginnt Agent Greer in einer Welt, in der es keine Morde (und auch keine anderen Verbrechen) mehr gibt und man nicht unterscheiden kann, ob man mit einem Menschen oder einem Surrogat redet, mit der Mördersuche.

Unter dem Deckmantel einer actionhaltigen Whodunit-Geschichte behandelt die tolle Graphic Novel „The Surrogates“ von Robert Venditti und Brett Weldele auch philosophische Fragen, wie was das Menschsein ausmacht und welche Realität wir wollen: die geschönte aus der Werbung oder die ungeschönte.

Die mit knapp neunzig Minuten (mit Abspann!) ungewöhnlich kurze Verfilmung (Hach, man möchte schon wissen, was da los war.) ist nur noch die Bruce-Willis-Version der freien Isaac-Asimov-Verfilmung „I, Robot“ aus. Also „Stirb langsam, Roboter“.

Da wäre mehr drin gewesen.

mit Bruce Willis, Radha Mitchell, Rosamund Pike, James Cromwell, Ving Rhames

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Surrogates“

Metacritic über “Surrogates”

Rotten Tomatoes über “Surrogates”

Wikipedia über “Surrogates” (deutsch, englisch)

Collider: Interview mit Jonathan Mostow zu “Surrogates”

Meine Besprechung von Robert Venditti/Brett Weldeles „The Surrogates“

Meine Besprechung von “Set Up” (Setup, USA 2011, mit Bruce Willis)

Meine Besprechung von “The cold Light of the Day” (The cold Light of the Day, USA 2011, mit Bruce Willis)

Meine Besprechung von “Lady Vegas” (Lay the Favorite, USA/GB 2012, mit Bruce Willis)

Meine Besprechung von “The Expendables 2” (The Expendables 2, USA 2012, mit Bruce Willis)

Meine Besprechung von “Looper” (Looper, USA 2012, mit Bruce Willis)

Meine Besprechung von “Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben (A good day to die hard, USA 2012, mit Bruce Willis)

Bruce Willis in der Kriminalakte


Nathan Larson erzählt von „2/14“

März 20, 2014

Larson - 2-14

Wenn die äußeren Umstände nicht so mies wären, würde ich, wie jede Leseratte, sofort mit Dewey Decimal tauschen. Denn der Mann lebt in einer Bibliothek. Genaugenommen der New York Public Library und er kann dort ohne störenden Publikumsverkehr in aller Seelenruhe die Bücher lesen und sortieren. Das kann er, weil vor einigen Jahren im Umfeld von 2/14, dem Valentinstag, mehrere Dinge geschahen, die in Nathan Larsons Debütroman nur nebenbei angesprochen werden. Jedenfalls gab es Anschläge, drei Börsencrashs folgten und jetzt leben in New York nur noch 800.000 Menschen. Die restliche Welt scheint ähnlich menschenleer zu sein. In diesem dystopischen New York mit einer leidlich funktionierenden Verwaltung und einer funktionierenden U-Bahn übernimmt Dewey Decimal, der sich nicht an seine Vergangenheit erinnert, immer wieder Aufträge für Daniel Rosenblatt, den nicht gewählten District Attorney von New York.

Jetzt möchte Rosenblatt, dass der ukrainischen Mafiosi Yakiv Shapsko verschwindet und Dewey soll das erledigen.

Weil Shapsko sich nicht versteckt, findet Dewey ihn schnell. Aber Shasko weigert sich, ihn zu begleiten. Also versucht er über Shapskos Frau Iveta Druck auf den Gangster auszuüben. Doch der Plan geht schief. Sie schießt Dewey mit einem präzisen Schuss ins Bein und verschwindet. Rosenblatt lässt Dewey verarzten. Er will sogar, dass Dewey nach dieser sehr teuren Schlappe den Auftrag weiter verfolgt. Allerdings darf er sich nicht mehr Iveta nähern.

Nun, Dewey hält sich nicht an den Befehl. Er will, wie es sich für einen gestandenen Hardboiled-Detektiv der alten Schule gehört, die Wahrheit herausfinden.

2/14“, der erste von drei geplanten Dewey-Decimal-Romanen, ist ein gelungener Mix aus Dystopie und Dashiell Hammetts „Der Malteser-Falke“, erzählt von einem unzuverlässigem Erzähler. Denn der dunkelhäutige Dewey ist ein Mann ohne Erinnerung. Er kennt seinen echten Namen nicht. Er kommt, wie seine ihm implantierten Erinnerungen, die allerdings auch seine echten sein könnten, ihm verraten, aus der Bronx. Er war Soldat oder hat eine ähnliche Ausbildung. Er hat gute Verbindungen, aber er weiß nicht warum, und er hat einige irritierende Angewohnheiten und Abneigungen. So braucht er regelmäßig seine Tabletten, die er von Rosenblatt erhält. Er reagiert phobisch auf Schmutz, desinfiziert sich ständig die Hände, trägt am liebsten Einmal-Handschuhe, achtet penibel auf seine saubere Kleidung und bewegt sich nach einem bestimmten System durch die Stadt.

Ungefähr nachdem Dewey zum dritten Mal seinen Anzug wegen eines Schmutzflecks tauschen muss, fragt man sich, ob diese Spleens nicht nur Spleens, sondern Zeichen einer viel tiefer liegenden geistigen Desorientierung sind. Kurz: Ist der Terminator Dewey vielleicht wahnsinnig?

In „2/14“ gibt es noch keine endgültige Antwort.

Nathan Larson: 2/14 – Ein Dewey-Decimal-Roman

(übersetzt von Andrea Stumpf)

Diaphanes, 2014 (Penser Pulp)

256 Seiten

17,95 Euro

Originalausgabe

The Dewey Decimal System

Akashic Books, 2011

Hinweise

Homepage von Nathan Larson

Wikipedia über Nathan Larson (deutsch, englisch)

The Nervous Breakdown hat 21 Fragen an Nathan Larson, die er auch alle beantwortete (10. Juli 2012)


TV-Tipp für den 20. März: Berberian Sound Studio

März 20, 2014

WDR, 23.15

Berberian Sound Studio (Großbritannien 2012, Regie: Peter Strickland)

Drehbuch: Peter Strickland

Italien 1976: Sounddesigner Gilderoy soll einen billigen Horrorfilm vertonen. Bei seiner Arbeit verliert der zartbesaitete Engländer sich in der Welt des Films.

Eine von den Kritikern geliebte Hommage an den Giallo und die Klangzauberer, die die Filme vertonten.Denn der wahre Horror spielt sich im Kopf des Betrachters ab.

mit Toby Jones, Cosimo Fusco, Antonio Mancino

Hinweise

Film-Zeit über „Berberian Sound Studio“

Moviepilot über „Berberian Sound Studio“

Metacritic über „Berberian Sound Studio“

Rotten Tomatoes über „Berberian Sound Studio“

Wikipedia über „Berberian Sound Studio“ (deutsch, englisch)


DVD-Roundup, Teil 2: TV-Serien und TV-Filme, alle sehenswert

März 19, 2014

Jetzt sind die TV-Serien dran. Ebenfalls durchgängig mindestens einen Blick wert.

Twilight Zone“ ist eine der klassischen TV-Serien. Rod Serling erfand sie 1959 und seitdem erlebte sie zwei erfolgreiche Neuauflagen im TV und einen Spielfilm. Außerdem gab es einige Nachahmer. Denn das Konzept war denkbar einfach: spannende Geschichten innerhalb einer halben Stunde erzählen. Sie waren das filmische Äquivalent zu einer Kurzgeschichte. Weitere Regeln gab es nicht, aber normalerweise waren es phantastische Geschichten, Horrorgeschichten und manchmal auch Kriminalgeschichten. Gerne auch in einem lockeren Genremix. Solange die Geschichte eine gute Pointe hatte, war alles möglich. Rod Serling schrieb fast alle „unwahrscheinliche Geschichten“ aus der „fünften Dimension jenseits der menschlichen Erfahrung – eine Dimension, so gewaltig wie der Weltraum und so zeitlos wie die Ewigkeit. Es ist das Zwischenreich, wo Licht in Schatten übergeht, Wissenschaft auf Aberglaube trifft. Sie liegt zwischen den Fallgruben unserer Furcht und den lichten Gipfeln unseres Wissens. Dies ist die Dimension der Fantasie, das Reich der Dämmerung“. Neben Serling schrieben auch Charles Beaumont und Richard Matheson einige Drehbücher für die erste Staffel.

Oh, und natürlich spielten die Geschichten mit wenigen Charakteren an wenigen Orten. Denn viel Geld war für die einzelnen Geschichten nicht vorhanden. Also beschränkten die Regisseure, wie Robert Parrish, Mitchell Leisen, Jack Smight, Stuart Rosenberg, William Claxton, Ted Post und Ralph Nelson, sich darauf, die Schauspieler möglichst wenig zu stören. In der ersten Staffel sind dann auch einige bekannte Namen dabei, die damals teils am Ende, teils am Anfang ihrer Karriere waren, wie Martin Landau, Dan Duryea, Ida Lupino, Martin Balsam, Burgess Meredith, Richard Conte, Rod Taylor, Fritz Weaver, Inger Stevens, Paul Mazursky, Warren Oates, Vera Miles, Claude Akins, Kevin McCarthy, Roddy McDowall, Jack Klugman, Anne Francis und Jack Warden.

Auch aus heutiger Perspektive sind die Geschichten – auch wenn wir einige Pointen früh erahnen – flott erzählt mit einer meist überraschenden, immer gelungenen Pointe.

Die DVD-Box mit der ersten Staffel ist eine Fundgrube für filmhistorisch Interessierte. Denn neben den 36 Folgen (in vorzüglicher Bildqualität) gibt es Tonnen von Bonusmaterial, unter anderem zu jeder Folge einen Audiokommentar, weitere Gespräche, Werbematerial und etwas Kleinkram.

Was soll ich sagen: eine phantastische Serie in einer rundum gelungenen Aufmachung.

Die zweite Staffel erscheint am 20. März 2014.

The Twilight Zone - Staffel 1 - DVD-Cover

The Twilight Zone – Unwahrscheinliche Geschichten: Staffel 1 (The Twilight Zone, USA 1959/1960)

Erfinder: Rod Serling

DVD

Koch Media

Bild: 1.33:1 (4:3)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: 36 Audiokommentare und episodenbezogene Audiointerviews, Isolierte Musikspuren mit Musik von Bernard Herrmann, Jerry Goldsmith, Franz Waxman und anderen, Radio-Hörspielversionen einzelner Episoden, Werbetafeln der US-Erstausstrahlungen, Promotions zu einzelnen Episoden, Originalversion der Pilotfolte „Where is everybody“, Interviews mit den Darstellern Dana Dillaway, Suzanne Lloyd, Beverly Garland, Ron Masak und dem Kamermann George T. Clemens, Ausschnitte der Emmy Awards“-Verleihung, Deutscher Originalvorspann

Länge: 892 Minuten (36 Episoden auf 6 DVDs)

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Wikipedia über „The Twilight Zone“ (deutsch, englisch)

The Rod Serling Memorial Foundation

PBS: American Masters: Rod Serling

The Guardian: Phelim O’Neill: Why The Twilight Zone puts today‘ TV sci-fi to sham (7. Mai 2011)

Im Gegensatz zur „Twilight Zone“ ist „Der Equalizer“ erstaunlich schlecht gealtert. „Der Equalizer“ war eine der prägenden Krimiserien der achtziger Jahre. In ihr spielte Edward Woodward in der Rolle seine Lebens Robert McCall, einen ehemaligen Geheimagenten, der jetzt in New York als „The Equalizer“ Menschen hilft, denen sonst niemand hilft. Er ist in einer von Gewalt und Verbrechern beherrschten New York ein altruistisches Ein-Mann-Gerechtigkeitsunternehmen mit einem Zeitungsinserat: „Gotta problem? Odds against you? Call The Equalizer“.

Aufgrund der Prämisse konnten die Macher (unter anderem Joel Surnow, der später einer der wichtigen Köpfe bei „Nikita“ und „24“ war) jede Art von Geschichte erzählen: mal hilft McCall einem Jugendlichen, der sich gegen eine Straßengang durchsetzen muss, mal einer Polizistin, die von ihren korrupten Kollegen bedroht wird, mal geht es gegen die Mafia, mal geht es um Geheimdienstintrigen, mal muss er alten Bekannten, wozu auch russische Überläufer und Profikiller gehören, helfen, und manchmal gerät er auch einfach so in einen riesigen Schlamassel und muss gehörig improvisieren. Manchmal hilft er dabei der Polizei, manchmal nicht. Manchmal hilft er seinen alten Bekannten beim Geheimdienst, manchmal nicht und McCall hat aus seiner Vergangenheit ein großes Netz sehr unterschiedlicher Freunde, die ihm manchmal helfen. Sobald ein Mensch sich in dem Sündenpuhl New York in einer ausweglosen Lage befindet, ist es ein Fall für den Equalizer, der mit allen Mitteln für Gerechtigkeit sorgt. Dabei verzichtet er nicht auf Gewalt, aber lieber setzt er seine kleinen grauen Zellen ein und überlistet die Bösewichter.

Zum Erfolg der Serie, die es auf vier Staffeln brachte, trug neben der Prämisse außerdem bei, dass viel in New York gedreht, das in „Der Equalizer“ schon in der Titelsequenz als ein Moloch des Verbrechens porträtiert wird. Naja, das war auch das kaputte New York der achtziger Jahre und nicht das heutige, friedliche, sanierte und gentrifizierte New York.

Im Zentrum der Geschichten steht dabei McCall, der von Edward Woodward herrlich ernsthaft als befehlsgewohnten Patriarchen der alten Schule spielt, der allein mit seiner Stimme alle zur Gefolgschaft bewegt; was natürlich vollkommen unglaubwürdig ist, aber Jack Bauer verfügte Jahre später über ein ähnliches Charisma. McCall ist auch immer Herr der Lage und mit seinem Jaguar fährt er selbst in die schlimmsten Slums. Dabei wird sein Auto nie geklaut, demoliert oder auch nur zerkratzt. Auch sein maßgefertigter Anzug wird nie schmutzig. Es ist halt ein wahrer Schutzengel.

Damals verbreitete die Serie einen grimmigen Realismus und war optisch das Anti-Programm zur ebenfalls sehr düsteren Krimiserie „Miami Vice“. Heute wirken die Geschichten doch arg betulich und gerade die cheesy Momente stören den angestrebten Realismus.

Die zweite Staffel ist für den 17. April angekündigt.

Der auf der Serie basierende Spielfilm (naja, wie gewohnt, sehr lose) mit Denzel Washington als Robert McCall soll in den USA am 26. September 2014 starten. Antoine Fuqua ist der Regisseur. Das Drehbuch ist von Richard Wenk. Könnte also ein guter Film werden.

The Equalizer - DVD-Cover D-2013

The Equalizer – Der Schutzengel von New York: Staffel 1 (The Equalizer, USA 1985/1986)

Erfinder: Michael Sloan, Richard Lindheim

mit Edward Woodward (Robert McCall), Robert Lansing (Control), Steven Williams (Lieutenant Burnett), Keith Szarabajka (Mickey Kostmayer), Mark Margolis (Jimmy), William Zabka (Scott McCall)

DVD

Koch Media

Bild: 1,33:1 (4:3)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: Englisch

Bonusmaterial: –

Länge: 1025 Minuten (22 Episoden auf 6 DVDs)

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Fernsehserien über „The Equalizer“

Wikipedia über „The Equalizer“ (deutsch, englisch)

Überhaupt nicht realistisch oder grimmig will „Death in Paradise“ sein. Wir erinnern uns: Detective Inspector Richard Poole wurde vom beschaulichen London (Hey, immerhin hat die Stadt alles, was ein typischer Brite benötigt: Regen, Nebel, Tee und einen legeren Anzugzwang) nach Saint.-Marie, eine Insel in der Karibik versetzt. Für Poole die Hölle. Das beginnt schon mit der Kleidung. So ist seine Kollegin Camille Bordey immer sommerlich gekleidet und auch seine beiden Untergebenen Fidel Best und Dwayne Myers tragen eine eher leger-luftige Uniform, die perfekt ihre Dienstauffassung spiegelt. Außerdem muss er auf all die Annehmlichkeiten eines funktionierenden Polizeiapparates verzichten. Während er in London innerhalb weniger Stunden eine DNA-Analyse hat, dauert das auf St. Marie schon einmal einige Tage oder Wochen.

Aber Poole ist auch ein Ermittler alten Schlages. Ein grandioser Beobachter mit einer ebenso guten Kombinationsgabe und die wird auch gefordert bei den vielen Mordfällen, die sich jetzt auf der Insel ereignen. Normalerweise in der britischen Gemeinschaft oder unter mehr oder weniger halbseidenen Besuchern. So wird ein Plantagenbesitzer ermordet; in einer Schönheitsklinik ertrinkt eine Patientin im Pool; auf einem Ausflugdampfer wird eine Sängerin vergiftet; eine Querschnitgelähmte wird erwürgt und eine Schatzsuche nach einem legendären Piratenschatz geht mörderisch schief.

Death in Paradise“ ist eine witzige Crime-Comedy mit Fällen, die nach dem bewährten Agatha-Christie-Whodunit-Muster gestrickt sind. Aber während man in der ersten Staffel den Täter noch erraten konnte, gelingt das in der zweiten Staffel kaum noch. Das Sehvergnügen wird dadurch kaum gemindert.

Schade ist allerdings, dass auf der DVD nur die vom BBC bereits gekürzte internationale Fassung enthalten ist. In ihr sind die acht, im Original einstündigen Folgen nur jeweils fünfzig Minuten. Normalerweise werden Szenen gekürzt oder entfernt, die außerhalb Englands kaum verständlich oder für die Handlung unwichtig sind.

In England lief bereits die dritte, wieder aus acht Folgen bestehende Staffel.

Death in Paradise - Staffel 2 - DVD-Cover

Death in Paradise – Staffel 2 (Death in Paradise, Großbritannien 2013)

Erfinder: George Thorogood

mit Ben Miller (DI Richard Poole), Sara Martins (DS Camille Bordey), Danny John-Jules (Dwayne Myers), Gary Carr (Fidel Best), Don Warrington (Commisioner Selwyn Patterson), Elizabeth Bourgine (Catherine Bordey)

DVD

Edel

Bild: 16:9 PAL

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: –

Bonusmaterial: –

Länge: 417 Minuten (8 Fälle auf 4 DVDs)

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

BBC über „Death in Paradise“

BBC Germany über „Death in Paradise“

Wikipedia über „Death in Paradise“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von “Death in Paradise – Staffel 1″ (Death in Paradise, GB/Fr 2011)

Zurück nach England. Genaugenommen in die Grafschaft Midsomer und zu den letzten Ermittlungen von Inspector Tom Barnaby, die in „Inspector Barnaby – Volume 20“ enthalten sind. Denn nach vierzehn Jahren und 81 Fällen beendete Barnaby-Darsteller John Nettles seinen Dienst. Dabei ist die Abschlussepisoden „Gesund, aber tot“ (Fit for Murder) ein schwacher Fall, bei dem nichts auf das Ende hindeutet. Barnabys Abschied aus dem Polizeidienst wirkt lieblos angepappt. Davor löste er, während eines Wellness-Urlaubs, auf den er gegen seinen erbitterten Widerstand von seiner Frau geschleppt wurde, eine Mordserie in dem Hotel. Denn unter zwei Toten ist ein Barnaby-Fall kein echter Barnaby-Fall. .

Mit „Geisterwanderung“ (The silent Land), „Mord von Meisterhand“ (Master Class), „Unter die Gürtellinie“ (The noble Art) und „Eine Schande für das Dorf“ (Not in my Backyard) sind auch die vorherigen vier Fälle in der Box enthalten.

Damit liegen jetzt alle Tom-Barnaby-Fälle auf Deutsch vor und schon für den 11. April ist die vierte und letze „Inspector Barnaby“-Collectors-Box angekündgt.

Inspector Barnaby - Volume 20

Inspector Barnaby – Volume 20

Regie: Peter Smith, Renny Rye, Richard Holthouse

Drehbücher: Peter J. Hammond, Nicholas Martin, Barry Purchese, John Wilsher, Andrew Payne

LV: Charakter von Caroline Graham

mit John Nettles (DCI Tom Barnaby), Jason Hughes (DS Ben Jones), Jane Wymark (Joyce Barnaby), Barry Jackson (Dr. Bullard), Laura Howard (Cully Barnaby)

DVD

Edel

Bild: 16:9 PAL

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0 Stereo)

Untertitel: –

Bonusmaterial: Interviews mit John Nettles und Barry Jackson

Länge: 445 Minuten (5 Folgen auf 5 DVDs)

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

ITV über Inspector Barnaby

ZDF über „Inspector Barnaby“

Wikipedia über „Inspector Barnaby“ (deutschenglisch)

FAZ: Nina Belz trifft John Nettles (6. März 2011)

Krimi-Couch über Caroline Graham

Kaliber.38 über Caroline Graham

 Meine Besprechung von „Inspector Barnaby – Volume 12“

Meine Besprechung von „Inspector Barnaby – Volume 13“

Meine Besprechung von „Inspector Barnaby – Volume 14“

Meine Besprechung von „Inspector Barnaby – Volume 15“

Meine Besprechung von „Inspector Barnaby – Volume 17“

Meine Besprechung von „Inspector Barnaby – Collector’s Box 1“

Meine Besprechung von „Inspector Barnaby – Collector’s Box 2“

Meine Besprechung von “Inspector Barnaby – Collector’s Box 3″

Fast schon prophetisch mutet „Secret State“ an. Nicht wegen der Geschichte: nachdem eine Kleinstadt durch eine Explosion zerstört wurde, es 19 Tote und 94 Verletzte gab, setzt sich der Stellvertretende Premierminister Tom Dawkins (Gabriel Byrne) bei dem US-Konzern PetroFex für eine Entschädigungszahlung ein. Der Konzern möchte nicht bezahlen. Es gibt Intrigen im Parlament und die Tötung eines Terroristen wächst sich zu einer veritablen diplomatischen Krise aus. Das ist alles Standard-Polit-Thriller-Stoff, der hier mit britischer Feinfühligkeit präsentiert wird und auch einen guten Einblick in das Politikgeschäft mit einer ordentliche Portion Konzernkritik vermittelt.

Nein, viel spannender ist der Blick auf die Arbeit der Geheimdienste, wie dem GCHQ, die in der vierteiligen TV-Miniserie „Secret State“ unkontrolliert jeden abhören. Das war 2012 und damit noch vor den Enthüllungen von Edward Snowden, die sich wie die Vorlage für „Secret State“ lesen. Denn Dawkins, der nach dem Absturz eines PedroFex-Flugzeuges in dem der Premierminister mitflog, zum Premierminister wird, glaubt zunehmend, dass er als Regierungschef nicht Herr der Lage ist, sondern von Geheimdiensten, Militärs, Banken und Konzernen, die die wahre Macht in den Händen halten, gesteuert wird.

Dabei ist „Secret State“ das Update des 1982 erschienenen Thrillers „A very british Coup“ von Chris Mullin, der bereits 1988 als „A very british Coup“ verfilmt wurde. Die Geschichte ist eine Anklage gegen Konzerne, Institutionen und Strukturen, die die Demokratie aushöhlen. Damals, als Mullin den Roman schrieb, entfaltete er seine These von einem geheimen Staat vor einem anderen Hintergrund. Heute ist sie, wie die 2012-er Version zeigt, aktueller denn je und, gerade wegen ihrem hoffnungslos pessimistischen Ende, ein Aufruf zum Handeln.

Secret State“ ist ein sehenswerter Polit-Thriller: gut erzählt, spannend, aufklärerisch.

Secret State - DVD-Cover

Secret State (Secret State, Großbritannien 2012)

Regie: Ed Fraiman

Drehbuch: Robert Jones

LV: Chris Mullin: A very british Coup, 1982

mit Gabriel Byrne, Ralph Ineson, Gina McKee, Douglas Hodge, Charles Dance, Rupert Grave, Sylvestra LeTouzel

DVD

Edel

Bild: 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Behind the Scenes

Länge: 185 Minuten (2 DVDs)

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Channel 4 über „Secret State“

Wikipedia über „Secret State“ 

Homepage von Chris Mullin

In den USA läuft schon sehr erfolgreich die vierte Staffel von „The Walking Dead“, die fünfte und sechste Staffel der Zombieserie sind schon seit langem bestellt, und ich habe die dritte Staffel immer noch nicht abgefeiert. In ihr haben Rick Grimes und die anderen Überlebenden, nachdem sie nach einem Zombie-Angriff Herschels Farm verlassen mussten, in einem leerstehendem Gefängnis ein neues Zuhause gefunden. Die Mauern und Zäune, die früher Gefangene am Ausbruch hinderten, bieten jetzt einen guten Schutz gegen die Zombies. Vor allem, nachdem sie das Gefängnis von den Zombies geräumt haben.

In der Nähe residiert der Governor, der im Lauf der aus sechzehn Folgen bestehenden Staffel zu dem großen Gegner von Rick wird. Denn der Governor ist, wie die Leser der Vorlage wissen, ein ziemlich durchgeknallter Tyrann.

Das Gefängnis, der Governor und Michonne (yeah, wir „The Walking Dead“-Fans warteten schon die ganze zweite Staffel auf sie) sind aus der Comic-Vorlage bekannt und beliebt. Aber in der TV-Serie, die sich zunehmend von der Comic-Geschichte löst, aber ihrem Geist treu bleibt, gibt es viele Ereignisse und Charaktere, die neu sind. So erfahren wir in der Serie mehr über den Weg des Governors zum Tyrannen. Über große Strecken der Staffel, die wie ein Roman eine große Geschichte erzählt, erscheint er als ein durchaus vernünftig handelndes Stadtoberhaupt.

Nachdem die erste Staffel mit sechs Folgen arg kurz geraten war und bei der zweiten Staffel in der ersten Hälfte vollkommen unklar war, in welche Richtung die Macher die Geschichte erzählen wollen, haben sie jetzt ihren Rhythmus gefunden. Die Länge ist perfekt, die Geschichte, wobei sich die Ereignisse in der Stadt und im Gefängnis über weite Strecken parallel entwickeln, ist straff erzählt und langweilt nie.

Wie bei den vorherigen Staffeln ist auch hier das Bonusmaterial wieder erfreulich umfangreich und informativ ausgefallen. Oh, und wegen der Spoiler sollte man es erst nach der Serie ansehen.

The Walking Dead - Staffel 3 - 4

The Walking Dead – Staffel 3 (The Walking Dead, USA 2013)

Erfinder: Frank Darabont

LV: Comicserie von Robert Kirkman, Charlie Adlard und Tony Moore

mit Andrew Lincoln (Rick Grimes), Sarah Wayne Callies (Lori Grimes), Chandler Riggs (Carl Grimes), Laurie Holden (Andrea), Steven Yeun (Glenn Rhee), Norman Reedus (Daryl Dixon), Melissa McBride (Carol Peletier), Scott Wilson (Hershel Greene), Lauren Cohan (Maggie Greene), Emily Kinney (Beth Greene), David Morrissey (The Governor), Michael Rooker (Merle Dixon)

DVD

Entertainment One

Bild: 16:9

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: diverse Featurettes, Deleted Scenes (insgesamt 78 Minuten)

Länge: 663 Minuten (16 Folgen auf 5 DVDs)

FSK: ab 18 Jahre

Hinweise

Hinweise

Offizielle „The Walking Dead“-Seite

Wikipedia über „The Walking Dead“ (deutsch, englisch)

AMC-Blog zu „The Walking Dead“

„The Walking Dead“-Fanseite

„The Walking Dead“-Wiki

Spiegel Online: Interview mit Charlie Adlard (21. Oktober 2011)

Kriminalakte: Meine Gesamtbesprechung der ersten zehn „The Walking Dead“-Bände

 Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 11: Jäger und Gejagte“ (The Walking Dead Vol. 11: Fear the hunters)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 12: Schöne neue Welt“ (The Walking Dead Vol. 12: Life among them)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 13: Kein Zurück“ (The Walking Dead Vol. 13: Too far gone, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 14: In der Falle“ (The Walking Dead Vol. 14: No way out, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns “The Walking Dead 15: Dein Wille geschehe” (The Walking Dead Vol. 15: We find ourselves, 2012)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Eine größere Welt (Band 16)“ (The Walking Dead, Vol. 16: A larger world, 2012)

 Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Fürchte dich nicht (Band 17)“ (The Walking Dead, Vol. 17: Something to Fear, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Tony Moore/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead – Die Cover, Volume 1“ (The Walking Dead: The Covers, Vol. 1, 2010)

Meine Besprechung der TV-Serie „The Walking Dead – Staffel 1“ (USA 2010)

Meine Besprechung der TV-Serie „The Walking Dead – Staffel 2“ (USA 2011/2012)

Kriminalakte: das Comic-Con-Panel zur TV-Serie

“The Walking Dead” in der Kriminalakte 

Meine Besprechung von Todd McFarlane (Tusche, Co-Creator)/Robert Kirkman (Autor, Co-Creator)/Ryan Ottley (Zeichner)/Greg Capullo (Zeichner) „Haunt – Band 1“ (Haunt, Vol 1 – 5, 2010)

Meine Besprechung von Todd McFarlane (Tusche, Co-Creator)/Robert Kirkman (Autor, Co-Creator)/Greg Capullo (Zeichner) „Haunt – Band 2“ (Haunt, Vol. 6 – 12, 2010)

Meine Besprechung von Todd McFarlane (Tusche, Co-Creator)/Robert Kirkman (Autor, Co-Creator)/Greg Capullo (Zeichner) “Haunt – Band 3″ (Haunt, Vol. 13 – 18, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Nick Spencer (Autoren)/Shawn Martinbroughs (Zeichner) „Dieb der Diebe: „Ich steige aus“ (Band 1)“ (Thief of Thieves # 1 – 7, 2012)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Grenzen (Band 18)“ (The Walking Dead, Vol. 18: What comes after, 2013)


TV-Tipp für den 19. März: Der Chef

März 19, 2014

Jaja, schon wieder, aber die Uhrzeit ist unschlagbar

Arte, 20.15

Der Chef (Fr/I 1972, R.: Jean-Pierre Melville)

Drehbuch: Jean-Pierre Melville

Polizist Coleman jagt den Nachtclubbesitzer Simon, mit dem er befreundet ist und der Überfälle begeht. Zwischen den beiden Männern steht Simons Freund Cathy.

Nach „Der eiskalte Engel“ und „Vier im roten Kreis“ war „Der Chef“ die dritte Zusammenarbeit von Alain Delon und Jean-Pierre Melville und zum ersten Mal spielte Delon einen Polizisten. Aber weil es Melville in „Der Chef“ auch um die Austauschbarkeit von Gangstern und Polizisten ging, unterschied Delons Rolle sich kaum von seinen vorherigen Rollen als Gangster. Denn Melville räumt Coleman und Simon etwa gleich viel Leinwandzeit ein.

„Melvilles letzter Film (…) ist ein würdiger Abschluss im Werk eines seines Metiers und seiner Liebe zum Kino sicheren Ultra-Professionellen, der die düstersten und unheimlichsten, aber auch ästhetisch vollkommendsten und menschlichsten Filme schuf, die in Frankreich je gedreht worden sind.“ (Hans Gerhold: Un Flic in „Jean-Pierre Melville, Hanser Reihe Film 27, 1982)

„‘Un Flic’ ist vermutlich der kälteste Film Melvilles, und Alain Delon gelingt als Chef-Fahnder Edouard Coleman der Pariser Kriminalpolizei eine brillante Charakterstudie über die Einsamkeit und Isolation des professionellen Menschenjägers.“ (Wolfgang Schweiger: Der Polizeifilm, 1989)

Mit Alain Delon, Catherine Deneuve, Richard Crenna, Riccardo Cucciolla, Michel Conrad

Wiederholung: Montag, 31. März, 13.55 Uhr

Hinweise

Wikipedia über Jean-Pierre Melville (deutschenglischfranzösisch)

Senses of Cinema (Adrian Danks) über Jean-Pierre Melville (September 2002)

Guardian: Peter Lennon über Jean-Pierre Melville (27. Juni 2003)

Jean-Pierre Melville in der Kriminalakte


Cover der Woche

März 18, 2014

Homes - Build my gallows high


TV-Tipp für den 18. März: The Act of Killing – Der Akt des Tötens

März 18, 2014

 

Arte, 23.00

The Act of Killing – Der Akt des Tötens (Dänemark/Norwegen/Großbritannien 2012, Regie: Joshua Oppenheimer, Anonymous, Christine Cynn)

Allein schon für die Idee hätte „The Act of Killing“ einen Oscar verdient. Es wurde dann nur eine Nominierung als bester Dokumentarfilm. Dafür gewann der Film etliche andere Preise, unter anderem auf der Berlinale 2012 den Preis der ökomenischen Jury und den Panorama Publikumspreis.

Denn die Idee für den Film ist so einfach, wie genial: Joshua Oppenheimer ließ Männer, die 1965/66 in Indonesien bei den Massenmorden beteiligt waren und die heute immer noch unbehelligt in Indonesien leben und stolz auf ihre Taten sind, sie vor laufender Kamera nachinszenieren.

Der so entstandene Film bietet einen erschreckenden Blick in die Banalität des Bösen und zwingt zum Nachdenken. Kein angenehmer Film.

Arte zeigt eine 95-minütige Fassung. Im deutschen Kino lief eine zweistündige Fassung. Und dann gibt es noch eine 150-minütige Fassung des Films, die auf DVD erschien.

Hinweise

Film-Zeit über „The Act of Killing“

Moviepilot über „The Act of Killing“

Metacritic über „The Act of Killing“

Rotten Tomatoes über „The Act of Killing“

Wikipedia über „The Act of Killing“ (deutsch, englisch)


DVD-Roundup, Teil 1: Spielfilme, Spielfilme und nochmal Spielfilme, größtenteils sehenswert

März 17, 2014

Schon wieder stapeln sich die gesehenen Filme auf meinem Schreibtisch, einige habe ich schon vor Wochen und Monaten gesehen, aber ich kam aus verschiedenen Gründen (Okay, der Hauptgrund ist, dass ich meine Kritik nicht sofort geschrieben habe) nicht dazu, etwas über die Filme zu sagen. Dabei sind sie fast alle einen Blick wert.

Beginnen wir mit den Spielfilmen.

Santiago, der Verdammte“ von „Detour“-Regisseur Edgar G. Ulmer wurde für ein Taschengeld gedreht und, nachdem er seinen Lauf durch die Kinos beendete, in irgendein Archiv versenkt. Jedenfalls ist die Bildqualität lausig. Auch die Story ist nicht gerade besonders glaubwürdig.

Denn der bis zum gehtnichtmehr gutherzige Bandit Santiago flüchtet nach einem Diebstahl, bei dem sein Freund tödlich verwundet wurde, in Richtung Grenze. Auf seiner Flucht begegnet er einem jungen Farmerehepaar, das sich kaum über Wasser halten kann und deren Ehe kriselt. Während sie mit ihm flüchten möchte, möchte er Santiagos Geld und Santiago benimmt sich nicht wie ein hartgesottener Bandit, sondern wie die Vulgärversion von Jesus.

Aber die Schauspieler sind mit soviel Energie bei der Sache und die von Ulmer gezeichneten Charaktere, vor allem die Hassliebe des Ehepaares und ihre Gier nach Geld, reißen mit in diesem Mysterienspiel unter südlicher Sonne, das zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, als der gute alte Wilde Westen schon Geschichte war, spielt und bei dem kein Charakter ohne Makel ist. Im Gegenteil!

Santiago, der Verdammte - DVD-Cover

Santiago, der Verdammte (The Naked Dawn, USA 1954)

Regie: Edgar G. Ulmer

Drehbuch: Nina Schneider, Herman Schneider (Pseudonym von Julian Zimet)

mit Arthur Kennedy, Betta St. John, Eugene Iglesias, Charlita, Roy Engel

DVD

Koch Media – Edition Western-Legenden # 25

Bild: 1.33:1 (4:3)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: –

Bonusmaterial: Bildergalerie, Originaltrailer

Länge: 78 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Santiago, der Verdammte“

Turner Classic Movies über „Santiago, der Verdammte“

Wikipedia über „Santiago, der Verdammte“

Wikipedia über Edgar G. Ulmer (deutsch, englisch)

Senses of Cinema über Edgar G. Ulmer

Meine Besprechung von Edgar G. Ulmers „Detour – Umleitung“ (Detour, USA 1945)

Und noch ein Großer, der hier einen kleinen Film inszenierte. Die Budgetbeschränkungen und das – höflich formuliert – verwirrende Drehbuch machte er durch Stil- und Experimentierwillen wett.

Also die Story: in Frankreich während der Terrorherrschaft der Jakobiner wollen alle das titelgebende „Schwarze Buch“ haben. In ihm notierte Robespierre die künftigen prominenten Kandidaten für die Guillotine. Und weil sich alle herzlich misstrauen, aufs Kreuz legen und mit falschen Identitäten operieren, gibt es einem ziemlich verwirrenden Kampf um das Buch, bei dem das Interesse schnell erlahmt.

Denn es gibt überall Lug und Trug, Logik eher wenig und Anthony Mann inszenierte das alles in schönster Noir-Ästhetik, was dann auch die Aufnahme in die „Film Noir“-Reihe rechtfertigt. Trotzdem ist „Das schwarze Buch“ eher ein Film für Komplettisten.

Das schwarze Buch - DVD-Cover

Das schwarze Buch (Reign of Terror/The Black Book, USA 1949)

Regie: Anthony Mann

Drehbuch: Philip Yordan, Æneas MacKenzie

mit Robert Cummings, Richard Basehart, Arlene Dahl, Norman Lloyd

DVD

Koch Media (Film Noir Collection # 14)

Bild: 1.33:1 (4:3)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: Englisch

Bonusmaterial: Bildergalerie

Länge: 86 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Das schwarze Buch“

Turner Classic Movies über „Das schwarze Buch“

Wikipedia über „Das schwarze Buch“ (deutsch, englisch)

Das kann von „Zeuge gesucht“, einem Noir-Klassiker, der bei uns seit Ewigkeiten nicht mehr im TV lief, nicht gesagt werden. Denn Robert Siodmaks erster Noir, nach einem Roman von Cornell Woolrich, war gleich ein Volltreffer.

Der hard-boiled Roman Woolrichs und Siodmaks Anleihen beim Expressionismus erweisen sich als eine geglückte Kombination.“ (Paul Werner: Film Noir)

Die Geschichte ist ein wahrer Alptraum. Jedenfalls für Scott Henderson, der als gehörnter Ehemann eine Nacht mit einer unbekannten Schönheit verbringt, die ihm ihren Namen nicht verraten will. Als er am nächsten Tag in seine Wohnung zurückkehrt, erwartet ihn die Polizei. Seine Frau wurde ermordet und natürlich ist Henderson der Hauptverdächtige. Sein Alibi, mit einer Unbekannten eine Show besucht zu haben, ist vollkommen unglaubwürdig. Vor allem nachdem die Polizei es überprüfte und niemand sich an die Schönheit erinnerte.

Nur seine Sekretärin Carol Richman glaubt ihm. Sie beginnt die titelgebende „Phantom Lady“ zu suchen – und auch den Mörder von Hendersons Frau.

Zeuge gesucht - DVD-Cover

Zeuge gesucht (Phantom Lady, USA 1943)

Regie: Robert Siodmak

Drehbuch: Bernard C. Schoenfeld

LV: William Irish (aka Cornell Woolrich): Phantom Lady, 1942

mit Francot Tone, Ella Raines, Alan Curtis, Aurora Miranda, Elisha Cook jr.

DVD

Koch Media (Film Noir Collection # 15)

Bild: 1.33:1 (4:3)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: Englisch

Bonusmaterial: Bildergalerie, Originaltrailer

Länge: 83 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Zeuge gesucht“

Turner Classic Movies über „Zeuge gesucht“

Wikipedia über „Zeuge gesucht“ (deutsch, englisch)

Noir of the Week über „Zeuge gesucht“

Wikipedia über Cornell Woolrich (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Cornell Woolrich

Mordlust über Cornell Woolrich

DetNovel (William Marling) über Cornell Woolrich

Cornell Woolrich in der Kriminalakte

Ja, „Paranoia“ lief auch einige Tage im Kino. Aber nachdem er in den USA grandios floppte, sekundiert von desaströsen Kritiken, wollte der Verleih wohl nicht mehr Geld als nötig in die Kinoauswertung stecken, hofft jetzt aber auf ein erfolgreicheres Leben auf DVD. Immerhin ist die Vorlage von Bestsellerautor Joseph Finder (obwohl das in der Werbung eher verschwiegen wird), Regie führte Robert Luketic, der mit „21“ einen hübschen Gaunerfilm inszenierte, Liam Hemsworth und Amber Heard für das jüngere und Gary Oldman, Harrison Ford und Richard Dreyfuss (der kaum erwähnt wird) für das ältere Publikum sind dabei. Auch die Story wirkt auf den ersten Blick spannend: Nicholas Wyatt (Gary Oldman) schickt den jungen, ehrgeizigen Software-Programmierer Adam Cassidy (Liam Hemsworth) undercover in die Firma von seinem Konkurrenten Jock Goddard (Harrison Ford). Wyatt will so an dessen neueste Entwicklung kommen, die erstens bahnbrechend und zweitens den Markt in den kommenden Jahren bestimmen soll.

Trotzdem ist „Paranoia“ ein erschreckend unspannender Thriller bei dem die bahnbrechende Entwicklung (die eh nur der MacGuffin ist, aber ungefähr so aussieht, wie eine zehn Jahre alte Entwicklung) nie überzeugt, der Konkurrenzkampf zwischen den beiden Firmen ein Hahnenkampf zwischen den Chefs ist und wir nichts substantielles über Industriespionage erfahren.

Paranoid ist höchsten, wer glaubt, dass „Paranoia“ ein Thriller sei.

Paranoia - DVD-Cover

Paranoia – Riskantes Spiel (Paranoia, USA/Frankreich 2013)

Regie: Robert Luketic

Drehbuch: Jason Dean Hall, Barry Levy

LV: Joseph Finder: Paranoia, 2004 (Goldjunge, Paranoia)

mit Liam Hemsworth, Amber Heard, Gary Oldman, Harrison Ford, Josh Holloway, Julian McMahon, Richard Dreyfuss

DVD

Studiocanal

Bild: 2,40:1 (anamorph)

Ton: Deutsch, Englisch (5.1 DD)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Featurettes, Geschnittene Szenen, Hinter den Kulissen, Trailer, Wendecover

Länge: 120 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Paranoia“

Moviepilot über „Paranoia“

Metacritic über „Paranoia“

Rotten Tomatoes über „Paranoia“

Wikipedia über „Paranoia“ (deutsch, englisch)

Homepage von Joseph Finder

Dagegen erscheint „Errors of the Human Body“ verdammt gut. Eron Sheean drehte mit einem überschaubarem Budget einen hübschen kleinen Thriller, der über weite Strecken wie ein Medizin-Thriller in der „Coma“-Tradition aussieht, der nicht thrillen will, und am Ende zu einem ausgewachsenem Noir wird.

Der Genetiker Geoff Burton (Michael Eklund) war ein Starforscher, der mit einer neuen Therapie seinen Sohn heilen wollte. Die Therapie schlug nicht an, sein Sohn starb und Burton ertrinkt seitdem im Selbstmitleid. Da erhält er einen Ruf an das Institut für Genetik in Dresden. Dort steht seine frühere Assistentin und Geliebte Rebekka (Karoline Herfurth) kurz vor einer bahnbrechenden Entdeckung: nämlich einem auf seinen Forschungen basierendem Regenerations-Gen, das Krankheiten heilen und das Altern verhindern kann. Burton soll ihr bei den abschließenden Arbeiten helfen. Aber es gibt auch andere Forscher an der Universität, die sich seltsam verhalten, Konkurrenten von Rebekka sind und Burton seltsame Angebote machen. Außerdem sieht Burton das winterliche Dresden mit den Augen eines Fremden, der glaubt, dass an dem Institut auch geheime Forschungen durchgeführt werden. Schlimmer noch: mit der Zeit glaubt er sogar, selbst Teil eines genetischen Experiments zu sein.

Regisseur Eron Sheean gelingt es in „Errors of the Human Body“ eine unheimliche Atmosphäre zu beschwören, indem er Dresden und das Universitätsinstitut (gedreht wurde am dortigen „Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik“) aus Burtons Perspektive filmt, der zunehmend den Kontakt zur Wirklichkeit verliert. Deshalb scheinen sich auch alle immer etwas seltsam zu benehmen. Veles deutet Sheean nur an, kann aber nach dem Genuss von einigen Medizinthrillern mühelos entschlüsselt werden. Dadurch erscheint der Film aber im Mittelteil unnötig langsam.

Aber das düstere Ende entschädigt dafür.

Genrejunkies sollten einen Blick riskieren.

Als Bonus gibt es ein sehr informatives, zwölfminütiges Interview mit Eron Sheean.

Errors of the Human Body - DVD-Cover

Errors of the Human Body (Errors of the Human Body,

Regie: Eron Sheean

Drehbuch: Shane Danielsen, Eron Sheean

mit Michael Eklund, Karoline Herfurth, Tómas Lemarquis, Rik Mayall, Caroline Gerdolle

DVD

Pandastorm

Bild: 1,85:1 (16:9)

Ton: Deutsch (DTS 5.1, DD 5.1), Englisch (DD 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bonusmaterial: Interview mit dem Regisseur, Originaltrailer

Länge: 98 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Errors of the Human Body“

Rotten Tomatoes über „Errors of the Human Body“

Wikipedia über „Errors of the Human Body“

Keinen Blick muss man bei „Das Frauenhaus“ und „Die Sklavinnen“ riskieren, zwei weiteren Filmen aus der Kooperation zwischen Jess Franco und Erwin C. Dietrich in den siebziger Jahren, die mühelos das Niveau der anderen Filme der „Jess Franco Golden Goya Collection“ halten: viel nackte Haut, wenig Story, kein Anspruch.

Wobei „Die Sklavinnen“ fast eine nacherzählbare Geschichte erzählt, weil Jess Franco sich hier des Kunstkniffs bediente, einfach den größten Teil als Rückblende zu erzählen.

Der Millionär Amos Radeck entführt nach einem Gefängnisaufenthalt (der durch ihre Flucht frühzeitig beendet wurde) die Bordellbetreiberin Arminda. Radeck glaubt, dass Arminda seine Tochter entführt hat. Er lässt sie foltern und Arminda erzählt aus ihrem Leben, das in Franco-Mainier illustriert wird. Dennoch zeigt er in „Die Sklavinnen“ verhältnismäßig wenig nackte Haut.

In „Das Frauenhaus“ ist dann alles wieder beim alten. In dem Film werden dann epische Tanzszenen aus einem Nachtclub (ich würde es nicht „Striptease“ oder „Pole Dancing“ nennen) und ebenso epische Folterszenen aneinandergeklatscht. Denn der Nachtclub „Blue Rita“ ist die Fassade für eine Frauenverbrecherbande, die hochrangige Barbesucher entführt und erpresst. Sie betreiben dabei auch etwas Industriespionage und – oh Wunder! – Interpol jagt sie.

Bei diesem Werk hat Jess Franco sich etwas von trashigen Science-Fiction-Filmen inspirieren gelassen, was immerhin zu einigen absurden Bildern – nackte Frauen mit Gasmasken! – und debilen Folterszenen führt, wenn die nackten Frauen eine farbige Flüssigkeit auf ihr Opfer kippen und er aber so etwas von Sexgeil wird, dass er am liebsten die Ketten sprengen würde. In der richtigen Stimmung ist das ziemlich witzig.

Die Schauspieler sind aus den anderen Franco-Filmen bekannt. Die herrlich durchgeknallte Musik in beiden Filmen ist von Walter Baumgartner und, mal wieder, das Beste an den Filmen.

Die Sklavinnen - DVD-CoverDas Frauenhaus - DVD-Cover

Die Sklavinnen (Schweiz 1977)

Regie: Jess Franco

Drehbuch: Erwin C. Dietrich

mit Lina Romay, Martine Stedil, Eric Falk, Peggy Markoff, Vitor Mendes

auch bekannt als „Die Sexhändler“ und „Die Verschleppten“ (waren anscheinend in der Schweiz die Video-Titel)

DVD

Ascot Elite

Bild: 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Englisch

Bonusmaterial: Originaltrailer, Fotogalerie, Audio-Interview mit Jess Franco

Länge: 74 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Das Frauenhaus (Schweiz 1977)

Regie: Jess Franco

Drehbuch: Jess Franco

mit Martine Fléty, Sarah Strasberg, Dagmar Bürger, Eric Falk

auch bekannt als „Blue Rita“

DVD

Ascot Elite

Bild: 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1), Französisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: Japanisch

Bonusmaterial: Originaltrailer, Fotogalerie, Featurette „Sklave im Frauenhaus“ (Interview mit Eric Falk)

Länge: 76 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Hinweise

Wikipedia über Jess Franco (deutsch, englisch)

Kriminalakte: Mein Nachruf auf Jess Franco

Meine Besprechung von Jess Francos „Jack the Ripper – Der Dirnenmörder von London“ (Jack, the Ripper, Deutschland/Schweiz 1976)

Meine Besprechung von Jess Francos „Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt“ (Schweiz 1975)

Meine Besprechung von Jess Francos „Voodoo Passion – Ruf der blonden Göttin“ (Schweiz 1977)

Meine Besprechung von Jess Francos „Frauen für Zellenblock 9“ (Schweiz 1977)

Meine Besprechung von Jess Francos „Ilsa – The Mad Butcher“ (Schweiz/Deutschland/USA 1977)

Meine Besprechung von Jess Francos „Die teuflischen Schwestern – Sexy Sisters“ (Schweiz 1977)

Meine Besprechung von Jess Francos „Wicked Women – Das Haus der mannstollen Frauen“ (Schweiz 1977)


TV-Tipp für den 17. März: Badlands – Zerschossene Träume

März 17, 2014

Arte, 22.25

Badlands – Zerschossene Träume (USA 1973, Regie: Terrence Malick)

Drehbuch: Terrence Malick

In seinem Regiedebüt erzählt Terrence Malick seine Version des Starkweather/Fugate-Falles von 1958: die 15-jährige Holly Sargis brennt mit dem Arbeiter Kit Carruthers durch, nachdem er ihren Vater ermordete. Auf ihrer Flucht ermorden sie, ohne Schuldgefühle, weitere Menschen.

Auch Oliver Stones „Natural Born Killers“, der einen vollkommen anderen Zugang wählte, basiert auf dem Starkweather/Fugate-Fall.

Badlands ist Malicks einfachster, am geradlinigsten erzählter Film; dennoch ist er zugleich auf irritierende Weise uneinnehmbar: Die Perspektive auf das gewaltvolle Geschehen bleibt eigentümlich gelassen, entrückt, bar jeder moralischen Empörung.“ (Dominik Kamalzadeh/Michael Pekler: Terrence Malick)

Badlands“, mit wunderschönen Bildern von Tak Fujimoto, Stevan Larner und Brian Probyn aus dem amerikansichen Hinterland, ist mein Lieblings-Malick.

mit Martin Sheen, Sissy Spacek, Warren Oates, Ramon Bieri

Wiederholungen

Samstag, 22. März, 01.55 Uhr (Taggenau!)

Mittwoch, 2. April, 02.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Badlands“

Wikipedia über „Badland“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Terrence Malicks „To the Wonder“ (To the Wonder, USA 2012)

Terrence Malick in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „Die Bücherdiebin“ ist ein nettes Mädchen in einer schlimmen Zeit

März 16, 2014

Bestsellerverfilmungen.

Nächste Runde.

Dieses Mal mit „Die Bücherdiebin“.

Markus Zusak schrieb den seitenstarken Roman, der ewig auf den Bestsellerlisten blieb und daher natürlich verfilmt werden musste. Ebenso natürlich, dass die Änderungen – immerhin kennen Millionen das Jugendbuch – sich in einem überschaubaren Rahmen bewegen. Drehbuchautor Michael Petroni sagt dazu: „Das Buch folgt keiner linearen Chronologie. Häufig macht der Erzähler den Leser mit kleinen Informationshappen neugierig, die später dann in der Geschichte eine Rolle spielen werden. Deshalb musste ich zunächst einmmal diese Struktur aufbrechen, die Geschichte chronologisch ordnen und dann bestimmte Szenen modifizieren, damit sie im Film emotional auch die größte Wirkung erzielen konnten. Dafür musste ich allerdings manchmal die Chronologie der Geschichte, wie man sie aus dem Buch kennt, verändern. Ich wage zu bezweifeln, dass das überhaupt jemandem auffallen wird – trotzdem bereiten gerade diese Änderungen immer große Probleme.“ Trotzdem wirkt der Film von der ersten bis zur letzten Minute wie eine sklavische Illustration des Buches, die deshalb als Film nie funktioniert.

In dem Film geht es um die elfjährige Liesel Meminger (Sophie Nélisse), die in den dreißiger Jahren, zu Pflegeeltern aufs Dorf kommt. Ihre Mutter konnte nicht alle Kinder durchfüttern. Hans Hubermann (Geoffrey Rush) ist ein liebevoller, geduldige Pflegevater, während seine Frau Rosa (Emily Watson) sich zunächst als fluchender Hausdrache profiliert. Bei Hans lernt Liesel, die bis dahin eine Analphabetin war, das Lesen. Die Leselust des aufgeweckten Mädchens wird weiter befördert von der Frau des Bürgermeisters. Sie haben eine große Bibliothek und Liesel darf sich dort durch die abendländische Kultur lesen.

Gleichzeitig freundet Liesel sich mit ihrem Schulkameraden Rudi (Nico Liersch), der gerne ein großer Sprinter wäre, an.

Und dann – immerhin spielt der Film während des Tausendjährigen Reichs – muss Liesel auch mit den bücher- und judenfeindlichen Nazis zurechtkommen. Es gibt sogar eine Bücherverbrennung mit allem Drum und Dran.

Außerdem verstecken die herzensguten Hubermanns in dieser schwierigen Zeit im Keller den jungen Juden Max (Ben Schnetzer). Hans trägt so eine Ehrenschuld aus dem ersten Weltkrieg dessen Familie ab.

Regisseur Brian Percival und Drehbuchautor Michael Petroni pendeln unentschlossen zwischen diesen drei Hauptplots hin und her, wobei gerade der quasi-titelgebende Plot mit Liesels Leselust der schwächste ist. Denn zwischen Lesestunden im Keller mit Max und Nachmittagen in der freien Natur mit Rudi bleibt keine Zeit, um die Faszination des Lesens visuell erfahrbar zu machen.

Dazu kommt noch – wie im Roman – als allwissender Erzähler, der sich in teilnehmender Beobachtung übende Tod. Diese Erzählerstimme, die im Roman vielleicht funktioniert, bricht dem Film das Genick. Prätentiös schwafelt der Tod von der ersten Minute an über sein Leben, seine Taten und seine Gefühle. Später gleitet die Kamera über das ansprechend ausgeleuchtete Kriegselend, der Tod salbadert, dass er damals reiche Ernte hielt und der Zuschauer windet sich angesichts solcher Platitüden. Redundanter hätte auch ein Michael Bay keine Botschaft formulieren können.

So zeigt „Die Bücherdiebin“ das gesamtes Elend gediegener Literaturverfilmungen. Die Schauspieler sind gut. Auch gut ernährt. Die Ausstattung gefällt. Sie sieht vielleicht etwas zu sauber, zu unbenutzt und zu gut für einen unter armen Leuten spielenden Film aus. Auch dieser Film wurde in Babelsberg gedreht und die Ausstattung wirkt so vertraut, dass ich inzwischen glaube, dass es gibt bei der Ausstattung und Ausleuchtung einen wiedererkennbaren Babelsberg-Touch gibt. Gegen die Musik – sie ist von John Williams – kann auch nichts gesagt werden.

Nur ist nichts davon emotional berührend. Der gesamte Film erinnert von der ersten bis zur letzten Minute an die Besichtigung einer Musterwohnung: sauber, ordentlich, aufgeräumt, leblos, und der Makler preist die Vorzüge der Wonung an.

Die Bücherdiebin - Plakat

Die Bücherdiebin (The Book Thief, USA/Deutschland 2013)

Regie: Brian Percival

Drehbuch: Michael Petroni

LV: Markus Zusak: The Book Thief, 2005 (Die Bücherdiebin)

mit Sophie Nélisse, Geoffrey Rush, Emily Watson, Ben Schnetzer, Nico Liersch, Barbara Auer, Rainer Bock, Oliver Stokowski, Matthias Matschke, Ben Becker (nur Stimme)

Länge: 132 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Die Bücherdiebin“

Moviepilot über „Die Bücherdiebin“

Metacritic über „Die Bücherdiebin“

Rotten Tomatoes über „Die Bücherdiebin“

Wikipedia über „Die Bücherdiebin“ (deutsch, englisch)

Homepage von Markus Zusak

Perlentaucher über Markus Zusaks Roman „Die Bücherdiebin“


Neu im Kino/Filmkritik: Der Flugzeug-Thriller „Non-Stop“ hilft nicht gegen Flugangst

März 16, 2014

Als Liam Neeson 2008 mit „96 Hours“ (Taken) seinen ersten reinrassigen Actionfilm drehte, war er bereits seit Ewigkeiten ein respektierter Schauspieler, dessen Ausflug in das „Star Wars“-Universum galant zugunsten von „Schindlers Liste“ verschwiegen wurde und der damals durchaus glaubhauft sagte, er wolle in einem Actionfilm mitspielen ehe er zu alt für diese Rollen werde. „96 Hours“ war so erfolgreich, dass inzwischen auch offiziell eine zweite Fortsetzung in Arbeit ist und Neeson zu einem veritablen Action-Darsteller wurde.

Neesons neuester Film „Non-Stop“, wieder unter der Regie von „Unknown Identity“-Regisseur Jaume Collet-Serra, führt diesen Strang von seiner Arbeit, auf die er sich die vergangenen Jahre konzentrierte, gelungen fort. Dieses Mal spielt er Bill Marks, einen U. S. Air Marshal und Trinker, der allerdings als großstadtgeschulter Ex-NYPD-Cop noch im Terminal die potentiell bedrohlichen Passagiere identifiziert. In der voll besetzten 747 plaudert der Flugbegleiter notgedrungen mit seiner Sitznachbarin Jen Summers (Julianne Moore), bis er eine Textnachricht auf sein Telefon erhält. Der Absender der Nachricht fordert 150 Millionen Dollar auf ein Bankkonto. Wenn seine Forderung nicht erfüllt wird, stirbt nach zwanzig Minuten der erste Passagier.

Marks versucht den Absender, der im Flugzeug sein muss und über jeden Schritt von Marks informiert ist, vor dem Verstreichen des Ultimatums zu identifizieren. Wenige Sekunden bevor die Zeit verstrichen ist, entdeckt er den mutmaßlichen Täter und stürmt auf ihn zu. Er bringt ihn um und muss wenige Minuten später, mit der nächsten Textnachricht, feststellen, dass er sich geirrt hat.

In den nächsten Minuten verschlimmert sich seine Lage immer mehr. Denn so sehr er sich auch bemüht, den oder die Erpresser zu finden, kann er nichts gegen ihr 20-Minuten-Ultimatum tun. Es sterben weitere Passagiere. Außerdem glauben seine Vorgesetzten, dass er die Maschine entführte. Immerhin soll das Geld auf ein unter seinem Namen laufendes Konto überwiesen werden. Und Marks‘ Handlungen erscheinen zunehmend irrational.

Non-Stop“ bewegt sich spannend in den durchaus bekannten Genrepfaden. Die Schaupieler und die Regie bieten hochenergetische Suspense, die sich bis auf die ersten und letzten Filmminuten im Flugzeug spielt und quasi in Echtzeit abläuft. Das Drehbuch forciert spannungsfördernd das Tempo. Die falschen Fährten sind klug gelegt und der Film steuert, mit etlichen unlogischen Punkten, die einem beim Ansehen eben wegen des Erzähltempos gar nicht so sehr auffallen, zielstrebig auf das große Finale zu, bei dem es dann auch ordentlich kracht und die Täter und ihr pseudo-politisches Motiv enthüllt werden. Tricktechnisch ist das Ende allerdings eher mau realisiert. Da wünschte ich mir wieder eine Rückkehr zur Prä-CGI-Ära.

Unlogisch ist, zum Beispiel, dass die unbekannten Erpresser präzise wie ein Schweizer Uhrwerk alle zwanzig Minuten einen Menschen sterben lassen. Dabei können sie sich oft auf die Hilfe von Unbeteiligten verlassen und so den Verdacht in andere Richtungen lenken. So entdeckt Marks genau vor dem Ablauf des ersten Ultimatums einen Verdächtigen, den er dann auch gleich umbringt. Nur: woher wussten die Entführer, dass er ihn entdeckt, dass es zu einem Kampf kommt und dass Marks den Kampf gewinnt? Denn wenn Marks nicht gewonnen hätte oder der Verdächtige etwas gesagt hätte, wäre der Film wohl ziemlich schnell vorbei gewesen.

Und so gibt es noch etliche weitere Punkte, bei denen man nicht allzu genau nachdenken sollte. Aber mit Liam Neeson und Julianne Moore gelingt das ziemlich einfach.

Jaume Collet-Serra liefert, wie schon bei seiner ersten Zusammenarbeit mit Liam Neeson „Unknown Identity“, viel Suspense, ein gutes Gefühl für den Schauplatz und etwas krachige Action.

P. S.: Eine Meldung für die Lawrence-Block-Fans: Endlich ist die lange geplante Matt-Scudder-Verfilmung „A Walk among Tombstones“ nicht mehr ein Mär aus Hollywoods-Entwicklungshölle, sonden Realität. „Out of Sight“-Autor Scott Frank verfilmte sein Drehbuch mit Liam Neeson in der Hauptrolle. US-Kinostart ist am 19. September. Der deutsche Kinostart ist noch unklar.

Non-Stop - Teaser

Non-Stop (Non-Stop, USA 2013)

Regie: Jaume Collet-Serra

Drehbuch: John W. Richardson, Chris Roach, Ryan Engle (nach einer Geschichte von John W. Richardson und Chris Roach)

mit Liam Neeson, Julianne Moore, Scoot McNairy, Tom Bowen, Michelle Dockery, Lupita Nyong’o, Nate Parker, Corey Stoll, Omar Metwally, Jason Butler Harner, Linus Roache, Shea Whigham, Anson Mount

Länge: 106 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Non-Stop“

Moviepilot über „Non-Stop“

Metacritic über „Non-Stop“

Rotten Tomatoes über „Non-Stop“

Wikipedia über „Non-Stop“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 16. März: Mord in Barcelona

März 15, 2014

 

Arte, 20.15

Mord in Barcelona (Frankreich 1978, Regie: Jacques Deray)

Drehbuch: Jean-Claude Carrière, Tonino Guerra, Jacques Deray

LV: John Gearon: The Velvet Well, 1946

Marineoffizier Roland Fériaud will in Barcelona nur drei Tage mit seiner Frau verbringen. Er wird er in seinem Hotelzimmer niedergeschlagen und als er in einem Sanatorium erwacht, befindet er sich in einem Alptraum. Denn er soll einen Mord beobachtet haben, seine Frau wird entführt und ein Koffer spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.

Toller, selten gezeigter atmosphärischer Thriller, der anscheinend mit der Vorlage nur wenig zu tun und ein durchaus umstrittenes Ende hat.

Ein dichter, spannender Film, der in manchem an Hitchcock erinnert: Die Ordnung der Welt ist zerbrechlich, durch ihre Risse bricht unversehens das Grauen über die Bürger. Ein Film von großer Präzision und stilistischem Können.“ (Zoom-Filmbeobachter)

mit Lino Ventura, Claudine Auger, Paul Crauchet, Jean Bouise, Nicole Garcia, Roland Bertin

Wiederholungen

Dienstag, 18. März, 13.50 Uhr

Freitag, 28. März, 13.50 Uhr

Mittwoch, 2. April, 13.45 Uhr

Hinweise

Arte über „Mord in Barcelona“

Wikipedia über „Mord in Barcelona“

Jacques Deray in der Kriminalakte

Meine Besprechung des Films “Die Abenteurer” (nach einem Buch von José Giovanni, mit Lino Ventura)

Lino Ventura in der Kriminalakte


Blu-Ray/DVD-Kritik: Der Western-Klassiker „Der große Treck“

März 15, 2014

 

In den ersten Tagen des Tonfilms drehte Raoul Walsh seinen Western-Klassiker „Der große Treck“ mit einem gewissen Marion Michael Morrison in der Hauptrolle. Walsh und die Fox-Produktionschefs meinten allerdings, dass dieser Name nicht gut klänge, also wurde er in den amerikanisch klingenden Namen „John Wayne“ geändert – und der Rest ist, auch wenn das Epos damals an der US-Kinokasse floppte und John Wayne erste einige Jahre später mit „Ringo/Höllenfahrt nach Santa Fé“ (Stagecoach, USA 1939) zum Star wurde, Geschichte.

Erzählt wird – wir ahnen es bei dem Titel – die Geschichte eines Trecks von Siedlern vom Mississippi nach Kalifornien und den Herausforderungen, denen sie auf dem Weg nach Westen begegnen. Ihr erfahrener Scout ist Breck Coleman (John Wayne), der auch Ärger mit dem Treckführer Red Flack hat, den er für den Mörder seines väterlichen Freundes und einiger anderer Menschen hält. Außerdem hat er ein Auge auf Ruth Cameron geworfen.

Die künstlerischen und technischen Probleme waren nun so weit gelöst, dass sich die Studios daranmachen konnten, all talking epics herzustellen. ‚The Big Trail‘ (Der große Treck, 1930, Regie: Raoul Walsh) ist bekannt geworden als der erste Film mit John Wayne in einer Starrolle. Aber er ist auch einer der ersten Tonfilm-Western, die sich mit der Rekonstruktion der Geschichte des Westens beschäftigen, ohne die Strapazen und das Leid der Pioniere zu verharmlosen.

(…) mehr eine Abfolge komponierter Tableaus als die Konstruktion einer Geschichte ist.“ (Georg Seeßlen: Filmwissen Western, 2011)

Der große Treck“ erzählt die archetypische Reisegeschichte, die seitdem unzählige Male immer wieder erzählt wurde, mal als Spielfilm, mal als TV-Serie und deren Bilder und Konflikte aus dem Bildfundus von diesem Film (und seinen inzwischen wohl ziemlich im Grab des Vergessens verschwundenen Stummfilm-Vorgängern) schöpfen. Aus heutiger Sicht ist die Kamera in der 70-mm-Fassung (aka Grandeur-Widescreenfassung oder im heutigen Sprachgebrauch Cinemascope) oft, vor allem aufgrund der damals unhandlichen Technik, ungewohnt statisch und fern der handelnden Personen. Die Halbtotale mit einer Tendenz zur Totalen herrscht vor. Auch das extrem exaltierte Spiel der Schauspieler ist noch deutlich vom Stummfilm und vom Theater beeinflusst. Die Dialoge sind reinste Theaterdialoge, vorgetragen in der entsprechenden Diktion und, wegen des raumergreifenden Spiels, ziemlich überflüssig. Auch die zahlreichen Zwischentitel weisen auf das Erbe des Stummfilms hin. Insofern ist „Der große Treck“ ein Film des Übergangs mit einprägsamen Landschaftsaufnahmen, die oft wie Bilder aus einem Fotoalbum wirken.

Der Klassiker liegt jetzt, in exzellenter Bild- und Tonqualität, in der uneingeschränkt lobenswerten „Masterpieces of Cinema“-Reihe vor. Koch Media veröffentlichte, so mein Eindruck, alle erhältlichen Fassungen des Films, vor allem natürlich die zweistündige 70-mm-Fassung und die kürzere 35-mm-Fassung, die sich auch in ihrer Laufzeit unterscheiden. Die 70-mm-Fassung besteht vor allem aus Totalen, während in der 35-mm-Fassung öfter zwischen den Schauspielern geschnitten wird. Weil die Fassungen gleichzeitig entstanden und mit verschiedenen Kameras gefilmt wurden, unterscheidet sich auch der Bildausschnitt.

Der große Treck“ war der erste Film, der im 70-mm-Format gedreht wurde, das mit seinem großen Bild die Zuschauer überwältigen sollte. Allerdings konnten damals in den USA nur wenige Kinos das Format zeigen.

Auch die gleichzeitig von Walsh gedrehte deutsche Fassung „Die große Fahrt“, in der deutsche Schauspieler die US-Schauspieler ersetzten, ist auf der DVD/Blu-Ray enthalten. Gleichzeitig drehte er eine spanische Version, während für die italienische und die französische Fassung andere Regisseure genannt werden. Diese Fassungen, die sich wiederum teilweise in der Laufzeit von der Originalversion unterscheiden, scheinen allerdings verloren zu sein.

Dazu gibt es noch eine gute Tonne Bonusmaterial und einen sehr informativen Audiokommentar von Filmjournalist Richard Schickel.

Der große Treck - Blu-ray-Cover

Der große Treck (The big Trail, USA 1930)

Regie: Raoul Walsh

Drehbuch: Jack Peabody, Marie Boyle, Florence Postal, Hal G. Evarts

mit John Wayne, Marguerite Churchill, El Brendel, Tully Marshall, Tyrone Power sr., Ward Bond

DVD

Koch Media – Masterpieces of Cinema

Bild: 2.20:1 (16:9)

Ton: Englisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bonusmaterial: Alternative Fassung mit deutschsprachigen Schauspielern, Trailer, 35mm-Fassung in 1.37:1, Audiokommentar von Richard Schickel, Featurettes, John Waynes Anfänge, Making of

Länge: 126 min

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der große Treck“

Turner Classic Movies über „Der große Treck“

Wikipedia über „Der große Treck“ (deutsch, englisch)

Peter Bogdanovich über Raoul Walsh (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5, Teil 6 [hier bespricht er „The big Trail“] – im wesentlichen Kurzkritiken von Peter Bogdanovich über die von ihm gesehenen Walsh-Filme)

Meine Besprechung von Raoul Walshs „Drei Rivalen“ (The Tall Men, USA 1955)

Raoul Walsh in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 15. März: Minority Report

März 15, 2014

Sat.1, 22.35

Minority Report (USA 2002, R.: Steven Spielberg)

Drehbuch: Scott Frank, Jon Cohen

LV: Philip K. Dick: The Minority Report, 1956 (erstmals erschienen in Fantastic Universe, Januar 1956, Der Minderheiten-Bericht, Kurzgeschichte)

Schöne neue Welt: 2054 werden in Washington, D. C., Verbrecher bereits vor der Tat, aufgrund der Prognose von Precogs, verhaftet. Ein perfektes System, bis die Precogs sagen, dass der Polizist John Anderton bald einen Mann, den er überhaupt nicht kennt, umbringen wird. Anderton glaubt nicht an die Prognose. Er flüchtet und versucht herauszufinden, warum er zum Mörder werden soll.

Guter, etwas zu lang geratener Science-Fiction-Thriller, der für den Bram-Stoker-, Nebula- und Hugo-Preis nominiert war und den Saturn-Preis erhielt.

mit Tom Cruise, Colin Farrell, Samantha Morton, Max von Sydow, Lois Smith, Peter Stormare, Frank Grillo

Wiederholung: Sonntag, 16. März, 03.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über „Minority Report“ (deutsch, englisch)

Rotten Tomatoes über „Minority Report“

Homepage von Philip K. Dick

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels” (Indiana Jones and the kingdom of the skull, USA 2008)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Gefährten” (War Horse, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Lincoln” (Lincoln, USA 2012)

Steven Spielberg in der Kriminalakte


Michael Connellys Harry Bosch geht in Serie

März 14, 2014

Eben via „Variety“ erfahren:

Amazon Studios hat verraten, welche vier Serien sie, ausgehend von den Reaktionen des Publikums auf zehn Pilotepisoden sie produzieren wollen.

Nun, „Bosch“ ist darunter. Die Serie basiert auf den Kriminalromanen von Michael Connelly über den LAPD-Polizisten Harry Bosch. In der Serie wird er von Titus Welliver gespielt.

Bei Droemer erschien die Tage „Black Box“ (The Black Box, 2012), der neue Harry-Bosch-Roman von Michael Connelly. Ein Lesetipp.

 


Einige bewegte Bilder aus „The Return of the First Avenger“

März 14, 2014

Die Werbemaschine für den neuen „Captain America“-Film „The Return of the First Avenger“ beginnt langsam heiß zu laufen. Meine Besprechung gibt es zum Filmstart am 27. März und wegen eines Schweigegelübdes darf ich nichts über den Film (den ich zum Glück in 2 D sehen durfte) sagen.

Also: hier einige Bilder aus den ersten Minuten des Films:

Weitere Bilder, mit Statements der Beteiligten vor und hinter der Kamera:

Und der Trailer