TV-Tipp für den 17. Mai: Der Mann, der zuviel wusste

Mai 16, 2020

Arte, 20.15

Der Mann, der zuviel wusste (The man who knew to much, USA 1956)

Regie: Alfred Hitchcock

Drehbuch: John Michael Hayes, Angus McPhail (ungenannt)

Eigentlich wollten die McKennas nur einen schönen Marokko-Urlaub verbringen. Aber dann erfahren sie von einer Verschwörung und ihr Sohn wird entführt.

Hitchcocks Remake von seinem gleichnamigen Film aus dem Jahr 1934: mit einem größeren Budget, in Farbe und einer erträglichen Doris Day. Höhepunkt ist die zehnminütige Konzertszene in der Royal Albert Hall, deren Höhepunkt – während eines Beckenschlages – ein Schuss auf den Botschafter ist.

Bis Ende Mai ist die 1934er Version in der Arte-Mediathek verfügbar.

Mit James Stewart, Doris Day, Daniel Gélin, Brenda de Banzie, Bernard Miles, Ralph Truman, Reggie Maldar

Wiederholung: Dienstag, 19. Mai, 13.45 Uhr

Hinweise

Wikipedia über „Der Mann, der zuviel wusste“ (deutsch, englisch)

Rotten Tomatoes über “Der Mann, der zuviel wusste”

Turner Classic Movies über „Der Mann, der zuviel wusste“

Wikipedia über Alfred Hitchcock (deutsch, englisch)

Senses of Cinema (Ken Mogg) über Alfred Hitchcock

Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock präsentiert – Teil 1“

Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock präsentiert – Teil 2“

Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock zeigt – Teil 1“

Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock zeigt – Teil 2″

Meine Besprechung von Alfred Hitchcocks “Mr. und Mrs. Smith” (Mr. and Mrs. Smith, USA 1941)

Meine Besprechung von Thilo Wydras “Alfred Hitchcock”

Alfred Hitchcock in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Robert V. Galluzzos “Psycho Legacy” (The Psycho Legacy, USA 2010 – eine sehenswerte Doku über die “Psycho”-Filme mit Anthony Perkins, mit vielen Stunden informativem Bonusmaterial)

Meine Besprechung von Stephen Rebellos “Hitchcock und die Geschichte von ‘Psycho’” (Alfred Hitchcock and the Making of ‘Psycho’, 1990)

Meine Besprechung von Sacha Gervasis Biopic “Hitchcock” (Hitchcock, USA 2012)

Meine Besprechung von Henry Keazors (Hrsg.) “Hitchcock und die Künste” (2013)


TV-Tipp für den 16. Mai: Das fliegende Auge

Mai 15, 2020

ZDFneo, 20.15

Das fliegende Auge (Blue Thunder, USA 1982)

Regie: John Badham

Drehbuch: Dan O’Bannon, Don Jakoby

Los Angeles: Als ein Hubschrauberpilot entdeckt, dass der von ihm gesteuerte Wunderhubschrauber (leise und ausgestattet mit der modernsten Technik, um Menschen optisch und akustisch zu überwachen) für die Bekämpfung von vorher provozierten Aufständen eingesetzt wird, entdeckt er sein Gewissen und flüchtet mit dem Hubschrauber. Seine Vorgesetzten findet das gar nicht lustig.

Damals eine Negativ-Utopie, heute ein SF-Klassiker und, in jeder Beziehung, brennend aktuell. Das kann wahrlich nicht über jeden Film gesagt werden.

Mit Roy Scheider, Malcolm McDowell, Warren Oates, Candy Clark, Daniel Stern, Joe Santos

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Das fliegende Auge“

Wikipedia über „Das fliegende Auge“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 15. Mai: Jack Reacher

Mai 14, 2020

Pro7, 20.15

Jack Reacher (Jack Reacher, USA 2012)

Regie: Christopher McQuarrie

Drehbuch: Christopher McQuarrie

LV: Lee Child: One Shot, 2005 (Sniper)

Ein Scharfschütze erschießt in Pittsburgh am helllichten Tag fünf Menschen. Als Täter wird der Ex-Soldat James Barr verhaftet, der nur fordert, dass Jack Reacher geholt wird. Und Reacher, ein Ex-Militärpolizist, der immer unter dem Radar bleibt, taucht kurz darauf in Pittsburgh auf. Allerdings nicht, um Barr zu helfen.

„Jack Reacher“ ist ein guter, wenn auch unspektakulärer Thriller mit einem in jeder Beziehung angenehmen Retro-Touch, bei dem die Schauspieler, die Dialoge und altmodische Erzähltugenden im Vordergrund stehen. Entsprechend unaufgeregt inszenierte McQuarrie den Film und Tom Cruise gibt – nachdem die Fans der Romane Cruise lautstark wegen seiner Körpergröße ablehnten (immerhin ist Reacher in den Romanen fast zwei Meter und Tom Cruise ist nur 1,70 Meter) – einen überzeugenden Jack Reacher.

2016 hatte Tom Cruise in „Jack Reacher: Kein Weg zurück“ (Jack Reacher: Never go back) seinen zweiten und bislang letzten Auftritt als Jack Reacher.

mit Tom Cruise, Rosamund Pike, Richard Jenkins, David Oyelowo, Werner Herzog, Jai Courtney, Vladimir Sizov, Joseph Sikora , Michael Raymond-James, Alexia Fast, Josh Helman, Robert Duvall, Lee Child (Cameo als Polizist)

Wiederholung: Sonntag, 17. Mai, 22.40 Uhr (direkt nach und vor „Jack Reacher: Kein Weg zurück“)

Hinweise

Metacritic über „Jack Reacher“

Rotten Tomatoes über „Jack Reacher“

Wikipedia über „Jack Reacher“ (deutsch, englisch)

Homepage von Lee Child

Wikipedia über Lee Child (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Lee Childs „Tödliche Absicht“ (Without fail, 2002)

Meine Besprechung von Lee Childs „Die Abschussliste“ (The Enemy, 2004)

Meine Besprechung von Lee Childs „Sniper“ (One Shot, 2005)

Meine Besprechung von Lee Childs “Outlaw” (Nothing to Loose, 2008)

Meine Besprechung von Lee Childs „Die Gejagten“ (Never go back, 2013)

Meine Besprechung von Lee Childs (Herausgeber) „Killer Year – Stories to die for…from the hottest new crime writers“ (2008)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Jack Reacher“ (Jack Reacher, USA 2012)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Rouge Nation“ (Mission Impossible: Rouge Nation, USA 2015)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Fallout“ (Mission: Impossible – Fallout, USA 2018)

Meine Besprechung von Edward Zwicks „Jack Reacher: Kein Weg zurück“ (Jack Reacher: Never go back, USA 2016)

Kriminalakte über Lee Child und „Jack Reacher“

Zuletzt von Lee Child auf Deutsch erschienen

Der 21. Reacher-Roman „Der Ermittler“ erkundet Jack Reacher Vergangenheit. 1996, als er noch US-Militärpolizist in Deutschland ist, droht ein dschihadistischer Terrorist mit einem Anschlag, wenn er nicht hundert Millionen US-Dollar erhält. Eine CIA-Spezialeinheit ermittelt und Jack Reacher ist ein Teil des Teams.

Gleichzeitig erschien Childs kurzes Essay „Der Held – Wie Helden die Welt verändern, und warum wir sie heute mehr als je zuvor brauchen“.

Lee Child: Der Ermittler – Ein Jack-Reacher-Roman

(übersetzt von Wulf Bergner)

Blanvalet, 2020

416 Seiten

22 Euro

Originalausgabe

Night School (21 Reacher)

Bantam Press, London, 2016

Lee Child: Der Held

(übersetzt von Wulf Bergner)

Blanvalet, 2019

112 Seiten

10 Euro

Originalausgabe

The Hero

HarperCollins Publishers Ltd., 2019


TV-Tipp für den 14. Mai: Snowden

Mai 13, 2020

Vox, 20.15

Snowden (Snowden, USA/Deutschland 2016)

Regie: Oliver Stone

Drehbuch: Oliver Stone, Kieran Fitzgerald

LV: Anatoli Kutscherena: Time of the Octopus, ?; Luke Harding: The Snowden Files: The Inside Story of the World’s Most Wanted Man, 2014 (Edward Snowden: Geschichte einer Weltaffäre)

Sehenswertes Biopic über Edward Snowden, der Mann, der uns 2013 über die globale Überwachung der NSA informierte und der seitdem als politischer Flüchtling in Moskau lebt.

Oliver Stone inszenierte den Whistleblower als Patrioten, der unbedingt als freier Mann in die USA zurückkehren sollte.

Wer Laura Poitras‘ grandiosen Dokumentarfilm „Citizenfour“ kennt, wird in „Snowden“ nichts Neues erfahren.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Joseph Gordon-Levitt, Shailene Woodley, Melissa Leo, Nicolas Cage, Zachary Quinto, Tom Wilkinson, Rhys Ifans, Scott Eastwood, Joely Richardson, Timothy Olyphant, Ben Schnetzer

Hinweise

Moviepilot über „Snowden“

Metacritic über „Snowden“

Rotten Tomatoes über „Snowden“

Wikipedia über „Snowden“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Oliver Stones Don-Winslow-Verfilmung „Savages“ (Savages, USA 2012)

Meine Besprechung von Oliver Stones „Snowden“ (Snowden, USA/Deutschland 2016)

Meine Besprechung von Laura Poitras’ „Citzenfour“ (Citizenfour, USA/Deutschland 2014) (mit weiteren Video-Interviews) und der DVD (ebenfalls mit Bonusmaterial)

Meine Besprechung von Glenn Greenwalds „Die globale Überwachung“ (No place to hide, 2014)


China liefert „Zerbrochene Sterne“, Ken Liu kuratiert sie

Mai 13, 2020

Warum hasten die Leute so oft, wenn Anfangs- und Zielpunkt schon feststehen – zum Beispiel Geburt und Tod -, trotzdem auf das Ende zu?“

(Li in Hao Jingfangs „Der Neujahrszug“)

Bei all dem Erkunden von fremden und zukünftigen Welt fällt kaum auf, wie sehr sie von der US-amerikanischen Gesellschaft und Weltsicht bestimmt sind. Schließlich liest man ja gerade ein Buch, in dem fremde Rassen auf einem fremden Planeten munter über Krieg und Frieden debattieren. Oder es wird der Pioniergeist beim Bauen von Raumschiffen gehuldigt. Oder in einer Blade-Runner-Cyberpunkwelt wird gerade die Welt vernichtet. Diese Geschichten sind unbestritten, mal besser, mal schlechter erzählt, unterhaltsam und abwechslungsreich. Aber sie spiegeln halt auch immer die Probleme und Ansichten, die in der Welt wichtig sind, in der der Autor lebt und arbeitet.

Ein Autor aus einem anderen Kulturkreis, wie der in Nigeria aufgewachsene Tade Thompson in seiner in Nigeria spielenden Wormwood-Trilogie, deren erster Band „Rosewater“ vor kurzem bei Golkonda erschien, oder Cixin Liu mit seiner in China spielenden Trisolaris-Trilogie „Die drei Sonnen“, „Der dunkle Wald“ und „Jenseits der Zeit“ (Heyne), hat da eine ganz andere Sicht auf die Welt. So fällt bei vielen Geschichten von Cixin Liu das Denken in großen, oft mehrere Jahrhunderte umfassenden Zeithorizonten und das andere Verhältnis von Kollektiv/Gesellschaft und Individuum auf.

Noch tiefer in die Welt der zeitgenössischen chinesischen Science-Fiction-Szene taucht Science-Fiction-Autor Ken Liu mit dem von ihm herausgegebenen Sammelband „Zerbrochene Sterne“ ein.

Enthalten sind folgende Geschichten

Xia Jia: Gute Nacht, Traurigkeit

Cixin Liu: Mondnacht

Tang Fei: Zerbrochene Sterne

Han Song: U-Boote

Han Song: Salinger und die Koreaner

Cheng Jingbo: Der herabhängende Himmel

Baoshu: Großes steht bevor

Hao Jingfang: Der Neujahrszug

Fei Dao: Der Roboter, der gerne Quatsch erzählte

Zhang Ran: Der Schnee von Jinyang

Anna Wu: Das Restaurant am Ende des Universums: Laba-Porridge

Ma Boyong: Des ersten Kaisers liebstes Spiel

Gu Shi: Spiegelbild

Regina Kanyu Wang: Brainbox

Qiufan Chen: Das Licht

Qiufan Chen: Eine kurze Geschichte zukünftiger Krankheiten

und die wissenswerte Hintergründe vermittelnden Essays

Regina Kanyu Wang: Kurze Einführung in die chinesische Science-Fiction-Literatur und die Fan-Szene in China

Mingwei Song: Ein kurzer Kontinent für Literaturwissenschaftler: Studien zur chinesischen Science-Fiction

Fei Dao: Das Schamgefühl ist überwunden

Fast alle Geschichten wurden in den letzten zehn Jahren erstmals veröffentlicht. Die kürzeste umfasst sechs Seiten, die längste hundertzwanzig Seiten.

Bei der Lektüre der Geschichten fällt dann auf, dass es keine oder nur sehr rudimentäre Erkundungen außerirdischer Welten gibt. Eigentlich spielt, wenn man unter ‚Zukunft‘ eine wirkliche zukünftige Welt versteht, auch keine Geschichte in der Zukunft. Stattdessen wird erstaunlich oft die Vergangenheit besucht, mal als Zeitreise, mal als Alternativweltgeschichte, auch mal als eine in der Vergangenheit spielende Geschichte, in der damals zukünftige Technik vorhanden ist. Zu nennen wären hier unter anderem „Großes steht bevor“, „Der Schnee von Jinyang“ und „Des ersten Kaisers liebstes Spiel“. Öfter wird mit Fantasy-Elementen gespielt, die dann auch mehr in die Vergangenheit als in die Zukunft weisen.

Oft spielt die Geschichte über einen längeren Zeitraum oder erzählt ein Leben. Zu nennen wäre hier wieder „Großes steht bevor“. Saoshus Geschichte gehört zu den besten Geschichten des Sammelbandes. Weil aber jede Zusammenfassung der Geschichte die Pointe verraten würde, verzichte ich hier schweren Herzens darauf. Viele Geschichten sind auch, mehr oder weniger, vertrackte Gedankenspielereien, Auseinandersetzungen mit bekannten westlichen Autoren und Werken, wie „Salinger und die Koreaner“ und „Das Restaurant am Ende des Universums: Laba-Porridge“, und philosophischen Fragen. So erhält in „Mondnacht“ der Protagonist einen Anruf aus der Zukunft, durch den er Informationen erhält, mit denen er die Zukunft verändern kann. Soll er die Zukunft verändern und, wenn ja, welche Folgen hat das? „Gute Nacht, Traurigkeit“ beschäftigt sich in zwei unabhängigen Erzählsträngen mit Alan Turing und seinem bekannten Test. In „Des ersten Kaisers liebstes Spiel“ wollen Berater den Kaiser mit Computerspielen von bestimmten Politiken überzeugen.

Für meinen Geschmack sind zu viele Geschichten in „Zerbrochene Sterne“ nur notdürftig in eine Geschichte gekleidete Gedankenspielereien (die dann teilweise den Charme von der Lektüre einer Bedienungsanleitung haben) oder sich über zu lange Zeiträume erstreckende Lebensgeschichten. Das dämpft dann meine Begeisterung für den Sammelband, der – und das spricht eindeutig für ihn – einen tiefen Einblick in eine im Westen weitgehend unbekannte Science-Fiction-Szene und das heutige China ermöglicht, in dem eine direkte Kritik an der Regierung zu großen Repressionen führen kann. Es ist, und das fällt bei den von Ken Liu ausgewählten Geschichten auf, eine Welt, in der Science-Fiction-Autoren wenig Interesse daran haben, aktuelle Entwicklungen und Veränderungen direkt anzusprechen und in die Zukunft zu projizieren.

Ken Liu (Herausgeber): Zerbrochene Sterne – Die besten Erzählungen der chinesischen Science-Fiction

(übersetzt von Karin Betz, Lukas Dubro, Johannes Fiederling, Marc Hermann, Kristof Kurz, Felix Meyer zu Venne und Chong Shen)

Heyne, 2020

672 Seiten

16,99 Euro

Originalausgabe

Broken Stars

Tor Books, 2019

Hinweise

Homepage von Ken Liu

Wikipedia über Ken Liu (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 13. Mai: Loveles

Mai 12, 2020

Arte, 22.10

Loveless (Neljubow, Russland/Frankreich/Deutschland/Belgien 2017)

Regie: Andrey Zvyagintsev

Drehbuch: Oleg Negin, Andrey Zvyagintsev

Der zwölfjährige Alyosha verschwindet spurlos. Seine Eltern leben nur noch pro forma zusammen und wollen ihn in ein Internat abschieben. Ist Alyosha deshalb vielleicht nicht das Opfer eines Verbrechens sondern freiwillig verschwunden?

TV-Premiere. „Loveless“ ist ein kraftvoller, aber auch unendlich deprimierender und hoffnungsloser Film. Andrey Zvyagintsevs Drama hatte 2017 seine Premiere in Cannes. Es war für mehrere Europäische Filmpreise, unter anderem „Bester europäischer Film“, und den Oscar als bester ausländischer Film nominiert.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Maryana Spyvak, Alexey Rozin, Matwey Novikov, Marina Vasilyeva, Andris Keishs, Alexey Fateev

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Loveless“

Moviepilot über „Loveless“

Metacritic über „Loveless“

Rotten Tomatoes über „Loveless“

Wikipedia über „Loveless“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Andrey Zvyagintsevs „Loveless“ (Neljubow, Russland/Frankreich/Deutschland/Belgien 2017)


Cover der Woche

Mai 12, 2020

Ein großer, hemmungslos durchgeknallter und überbordender Spaß (vor allem der erste Band, danach wird es etwas schwächer) und, – Ihr müsst jetzt sehr tapfer sein! -, kein Sachbuch.


TV-Tipp für den 12. Mai: Außer Atem

Mai 11, 2020

Servus TV, 22.00

Außer Atem (À bout de souffle, Frankreich 1960)

Regie: Jean-Luc Godard

Drehbuch: Jean-Luc Godard (nach einem Szenario von François Truffaut)

Buch zum Film: Claude Francolin: À bout de souffle, 1960 (Außer Atem)

Kleinganove Michel erschießt einen Polizisten und flieht nach Paris zur us-amerikanischen Studentin Patricia.

Ein Klassiker der Nouvelle Vague und ein zeitloser Kultfilm.

Alles weitere in meiner ausführlichen Besprechung des Films.

mit Jean-Paul Belmondo, Jean Seberg, Daniel Boulanger, Jean-Pierre Melville, Henri-Jacques Huet, Van Dode, Jean-Luc Godard, Roger Hanin

Wiederholung: Mittwoch, 13. Mai, 01.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Außer Atem“

Wikipedia über „Außer Atem“ (deutsch, englisch, französisch) und über Jean-Luc Godard (deutsch, englisch, französisch)

Filmzentrale mit mehreren Besprechungen über „Außer Atem“: Behrens, Kreimeier, Richter

Die Zeit (Katja Nicodemus) redet mit Jean-Luc Godard: „Kino heißt streiten“ (November 2007)

Kriminalakte gratuliert Jean-Luc Godard zum Geburtstag (3. Dezember 2010)

Meine Besprechung von Jean-Luc Godards „Außer Atem“ (À bout de souffle, Frankreich 1960)

Jean-Luc Godard in der Kriminalakte


DVD-Kritik: Florian Gallenbergers Siegfried-Lenz-Verfilmung „Der Überläufer“

Mai 11, 2020

2016 erschien posthum der von Siegfried Lenz bereits 1951 geschriebene Roman „Der Überläufer“. Er schrieb ihn ganz am Anfang seiner Schriftstellerkarriere. Die autobiographisch inspirierte Geschichte des jungen Wehrmachtssoldaten Walter Proska sollte als sein zweiter Roman erscheinen. Aber sein Verlag hatte Einwände gegen die Geschichte. Das Manuskript verschwand in der Schublade. Lenz schrieb danach „Duell mit dem Schatten“, „So zärtlich war Suleyken“ und viele weitere Romane und Erzählungen.

2014 starb Siegfried Lenz. In seinem Nachlass wurde das Manuskript entdeckt und vor vier vier Jahren veröffentlicht. Der Roman entwickelte sich zum Bestseller, den Florian Gallenberger („John Rabe“, „Colonia Dignidad“) jetzt mit einer hochkarätigen Besetzung als TV-Zweiteiler verfilmte.

Im Sommer 1944 stößt Proska nach einem Heimaturlaub zu einem einsam im sumpfigen polnischen Niemandsland gelegenem Posten, der die Bahnstrecke an die Front sichern soll. Partisanen belagern sie, während sie selbst sich gegenseitig nerven. Später (in der zweiten Hälfte des Romans und im zweiten Teil des Films) wechselt Proska die Seiten und kämpft auf der Seite der Roten Armee gegen deutsche Soldaten. Nach dem Krieg arbeitet er weiter für sie – und er sucht noch immer seine große Liebe Wanda. Er traf die junge Polin und Partisanin, zum ersten Mal in einem Zug, den sie in die Luft sprengen wollte.

Diese Liebesgeschichte nimmt im Film einen größeren Raum ein als im Roman. Dabei wird sie auch unglaubwürdiger. Einerseits weil ich Jannis Niewöhner und Malgorzata Mikolajczak nie das Liebespaar abkaufte, andererseits weil Wanda immer auch etwas als eine nicht von dieser Welt stammende Traumgestalt inszeniert wird. Sie ist mehr eine Fantasie als eine reale Person, die im Sumpf als Partisanin gegen Nazis kämpft.

Bernd Lange (Drehbuch) und Florian Gallenberger (Drehbuch, Regie) folgen vor allem im ersten Teil Siegfried Lenz‘ skizzenhaftem und episodischen Roman sehr genau. Sie übernehmen, bis auf wenige Ausnahmen, alle Szenen und viele Dialoge direkt aus dem Buch. Damit überträgt sich auch der alptraumhafte Stillstand aus dem Roman in den Film.

Im zweiten Teil, wenn der Roman noch skizzenhafter wird, füllen sie die Lücken aus, erfinden Episoden, legen auch eigene Schwerpunkte und präsentieren ein 1956 in Hamburg spielendes Ende, das sich von dem Romanende unterscheidet. Diese Hälfte ist dann konventioneller als die erste Hälfte.

Am Ende ist „Der Überläufer“ gediegene TV-Unterhaltung, die brav dem Roman und seinem sich durch die Geschichte treibendem und rätselhaftem Protagonisten folgt.

Dabei hätte man vor allem aus der ersten Hälfte von „Der Überläufer“ einen experimentellen Alptraum im Geist von „Apocalypse Now“ machen können. Das waren jedenfalls die Bilder, die ich beim Lesen im Kopf hatte.

Das Bonusmaterial ist mit über fünfzig Minuten erfreulich umfangreich ausgefallen. Qualitativ überzeugt die Mischung aus lobenden Schauspielerstatements und Bildern von den Dreharbeiten kaum. Immerhin wurden auch der Regisseur und die Produzenten befragt, warum sie den Film so machen wollten.

Der Überläufer (Deutschland/Polen 2020)

Regie: Florian Gallenberger

Drehbuch: Bernd Lange, Florian Gallenberger

LV: Siegfried Lenz: Der Überläufer, 2016

mit Jannis Niewöhner, Malgorzata Mikolajczak, Sebastian Urzendowsky, Rainer Bock, Bjarne Mädel, Florian Lukas, Katharina Schüttler, Alexander Beyer, Leonnie Benesch, Ulrich Tukur

Die DVD (und Blu-ray)

Pandastorm

Bild: 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch DD 2.0

Untertitel: –

Bonusmaterial: Making of, Interviews mit Cast & Crew

Länge: 171 Minuten (2 x 85 Minuten)

FSK: ab 12 Jahre

Die Vorlage

Siegfried Lenz: Der Überläufer

Hoffmann und Campe, 2016

368 Seiten

25 Euro

Taschenbuch-Ausgabe, jetzt mit Filmcover

Atlantik, 2020

12 Euro

Hinweise

Das Erste über „Der Überläufer“

Pandastorm über „Der Überläufer“

Filmportal über „Der Überläufer“

Moviepilot über „Der Überläufer“

Wikipedia über „Der Überläufer“ (Verfilmung) und Siegfried Lenz

Hoffman und Campe über Siegfried Lenz

Offizielle deutsche Homepage von Siegfried Lenz

Perlentaucher über Siegfried Lenz‘ „Der Überläufer“

Meine Besprechung von Florian Gallenbergers „Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück“ (Deutschland/Luxemburg/Frankreich 2015)

Meine Besprechung von Christian Schwochows Siegfried-Lenz-Verfilmung „Deutschstunde“ (Deutschland 2019)


Mark Millars „Sharkey the Bounty Hunter“ macht „Krawall im All“

Mai 11, 2020

Wer nicht schon wieder mit den Guardians of the Galaxy abhängen will oder die Abenteuer der „Serenity“-Crew (wahrheitsgetreu aufgezeichnet in der TV-Serie „Firefly“, einem Spielfilm, Comics und Büchern) oder von Han Solo und Chewbacca (ebenso wahrheitsgetreu aufgezeichnet in den multimedialen Annalen vom Krieg der Sterne) wieder ansehen will, der sollte sich „Sharkey the Bounty Hunter“ ansehen. Mark Millar hat Sharkey erfunden und sein erstes Abenteuer, der Comic „Krawall im All“, ist genau das Weltraumabenteuer, das auch Han Solo oder „Serenity“-Captain Malcolm Reynolds zustoßen könnte.

Sharkey, der sich stilistisch mit seinem Porno-Oberlippenschnauzer und dem Cowboyhut am etablierten großspurigen Redneck-Outfit orientiert, ist ein Kopfgeldjäger, Glücksritter, Ex-Elitesoldat (was einige seiner Fähigkeiten und seinen Ehrenkodex erklärt), Einzelgänger und notorisch pleite. Deshalb ist er auch einverstanden Edra Deering, die meistgesuchte Frau der Galaxis, zu jagen.

Begleitet wird er von dem Waisenjungen Extra-Billy. Der Junge ist ein Überbleibsel von seinem letzten Auftrag. Sharkey hat Extra-Billys Onkel festgenommen und das auf ihn ausgesetzte Kopfgeld kassiert. Abzüglich seiner immensen Spielschulden. Jetzt kümmert sich niemand mehr um das Kind und Sharkey hat die moralische Verpflichtung den Waisenjungen zu seinen nächsten Verwandten zu bringen. Die leben am anderen Ende der Galaxis. Der Kinderhasser tut dies nur, weil er diesen Transport mit der Jagd nach Deering verbinden kann. Oh, und wegen seines Ehrenkodex.

Das ist der Beginn eines unterhaltsamen Weltraumabenteuers, das ziemlich genau das liefert, was es verspricht.

Mark Millar/Simone Bianchi: Sharkey the Bounty Hunter – Krawall im All

(übersetzt von Bernd Kronsbein)

Panini, 2020

172 Seiten

20 Euro

Originalausgabe

Sharkey the Bounty Hunter # 1 – 6

Netflix, 2020

Hinweise

Homepage von Mark Millar

Meine Besprechung von Mark Millar/J. G. Jones‘ „Wanted (Mark Millar Collection 1)“ (Wanted # 1 – 6, Dezember 2003 – Februar 2005)

Meine Besprechung von Mark Millar/Steve McNivens „Nemesis“ (Nemesis, 2010/2011)

Meine Besprechung von Mark Millar/Grant Morrisons “Vampirella: Heiliger Krieg (Master Series 1)”

Meine Besprechung von Mark Millar/Steve McNivens „Wolverine: Old Man Logan“ (Old Man Logan, 2008/2009)

Meine Besprechung von Mark Millar/John Romita, Jr. „Kick-Ass 2 (Band 1)“ (Kick-Ass 2 – Issue 1 – 4, Dezember 2010 – November 2011)

Meine Besprechung von Mark Millar/John Romita, Jr. „Kick-Ass 2 (Band 2)“ (Kick-Ass 2 – Issue 5 – 7, Januar – Mai 2012)

Meine Besprechung von Mark Millar/John Romita, Jr. „Hit-Girl – Kick-Ass 2: Die Vorgeschichte“ (Hit-Girl, Issue 1 – 5, August 2012 – April 2013)

Meine Besprechung von Mark Millar/Leinil Yus „Superior – Band 2“ (Superior, Issue 5 – 7, Dezember 2011 – März 2012)

Meine Besprechung von Mark Millar/Dave Gibbons‘ „Secret Service“ (Secret Service # 1- 6, Juni 2012 – April 2013)

Meine Besprechung von Mark Millar/John Romita jr. „Kick-Ass 3 – Band 1“ (Kick-Ass 3, # 1 – 5, Juli 2013 – Januar 2014)

Meine Besprechung von Mark Millar/John Romita jr. „Kick-Ass 3 – Band 2“ (Kick-Ass 3 – # 6 – 7, April – August 2014)

Meine Besprechung von Mark Millar/Leinil Yu/Nacho Vigalondos (Co-Autor/Drehbuch) „Super Croocks – Band 1: Der Coup“ (Super Crooks # 1 – 4, 2012)

Meine Besprechung von Jeff Wadlows Mark-Millar-Verfilmung „Kick-Ass 2“ (Kick-Ass 2, USA 2013)

Meine Besprechung von Matthew Vaughns Mark-Millar-Verfilmung „Kingsman: The Secret Service“ (Kingsman: The Secret Service, USA/Großbritannien 2015)

Meine Besprechung von Mark Millar/Dave Johnson/Kilian Plunketts „Genosse Superman (Mark Millar Collection 4)“ (Superman: Red Son # 1 – 3, 2003)

Meine Besprechung von Mark Millar/Rafael Albuquerque/Dave McCaigs „Huck – Held wider Willen“ (Huck # 1 – 6, November 2015 – April 2016)

Meine Besprechung von Mark Millar/Stuart Immonens „Empress“ (Empress # 1 – 7, Juni 2016 – Januar 2017)

Meine Besprechung von Mark Millar/Greg Capullos „Reborn“ (Reborn # 1 – 6, Oktober 2016 – Juni 2017)

Meine Besprechung von Mark Millar/Olivier Coipels „The Magic Order“ (The Magic Order # 1 – 6, 2018/2019)

Mein Besprechung von Mark Millar/Wilfredo Torres‘ „Jupiter’s Circle“ (Jupiter’s Circle # 1 – 6, 2015; Jupiter’s Circle 2 # 1 – 6, 2015/2016)

Meine Besprechung von Mark Millar/Ricardo Lopez Ortiz‘ „Hit-Girl in Kolumbien“ (Hit-Girl (2018) # 1 – 4, 2018)

Meine Besprechung von Mark Millar/John Romita Jr. „Kick-Ass: Frauenpower“ (Kick-Ass (2018) # 1 – 6, 2018)

Meine Besprechung von Mark Millar/Rafael Albuquerques „Prodigy: Die böse Erde“ (Prodigy: The evil earth # 1 – 6, 2019)


TV-Tipp für den 11. Mai: Do the Right Thing

Mai 10, 2020

Arte, 22.05

Do the Right Thing (Do the Right Thing, USA 1989)

Regie: Spike Lee

Drehbuch: Spike Lee

Eine schwüle Sommernacht in Brooklyn – und alle Treffen sich in Sal’s Pizzeria.

Spike Lees dritter Spielfilm und inzwischen ein Klassiker. Eine hysterische Nummernrevue, in der Emotionen und Gegensätze ungebremst aufeinanderkrachen.

„Lee macht im Grunde etwas sehr Mutiges. Er hält seinen eigenen Leuten ihren eigenen Rassismus vor. Erst wenn sie dies erkennen, sind sie in der Lage, anders mit dem Rassismus der Weißen umzugehen, als es das Ende des Films zeigt.“ (Fischer Film Almanach 1990)

„Das Richtige getan hat Lee, indem er einen Film gedreht hat, der seine Dringlichkeit in keinem Augenblick vermeint, ohne deshalb Lösungen mit auf den Weg geben zu wollen. Statt die eine richtige Position zu behaupten, orchestriert Lee virtuos eine Vielzahl von Positionen.“ (Cristina Nord, in Gunnar Landsgesell/Andreas Ungerböck, Hrsg.: Spike Lee, 2006)

mit Danny Aiello, Ossie Davis, Ruby Dee, Richard Edson, Spike Lee, Giancarlo Esposito, Bill Nunn, John Turturro, John Savage, Samuel L. Jackson, Rosie Perez, Martin Lawrence

Hinweise

Homepage von “40 Acres and a Mule Filmworks” (Firma von Spike Lee)

Drehbuch “Do the Right Thing” von Spike Lee

Rotten Tomatoes über „Do the Right Thing“

Wikipedia über „Do the Right Thing“ (deutsch, englisch)

Turner Classic Movies über “Do the Right Thing”

New York Magazine: Interview mit Spike Lee über “Do the Right Thing” (7. April 2008)

Los Angeles Times: Jason Matloff über “Do the Right Thing” zwanzig Jahre nach der Premiere” (24. Mai 2009)

NPR: Diskussion über “Do the Right Thing” zwanzig Jahre nach der Premiere  (24. Juni 2009)

Meine Besprechung von Spike Lees „Buffalo Solders ’44 – Das Wunder von St. Anna“ (Miracle at St. Anna, USA/I 2008)

Meine Besprechung von Spike Lees “Oldboy” (Oldboy, USA 2013)

Meine Besprechung von Spike Lees „BlacKkKlansman“ (BlacKkKlansman, USA 2018)


TV-Tipp für den 10. Mai: Der Smaragdwald

Mai 9, 2020

Tele 5, 17.55

Der Smaragdwald (The emerald forest, Großbritannien 1985)

Regie: John Boorman

Drehbuch: Rospo Pallenberg

Während der Vater Bill Markham als Ingenieur ein Staudammprojekt im Amazonas überwacht, verschwindet sein siebenjähriger Sohn Tommy spurlos. Bill Markham sucht ihn und als er ihn nach einer zehnjährige Suche bei einem zurückgezogen lebendem Indiostamm findet, erlebt er eine Überraschung.

Man kann „Der Smaragdwald“ als geglückte und sehr eigenständige Variante von John Fords „Der schwarze Falke“ (mit John Wayne) sehen, oder einfach als ein bildgewaltiges, von einem wahren Fall von 1972 inspiriertes Ökoabenteuer. Während der Dreharbeiten erfuhr Boorman von weiteren ähnlichen Fällen.

In jedem Fall ist „Der Smaragdwald“ ein weiterer lohnenswerter Film von Regisseur John Boorman („Point Blank“, „Beim Sterben ist jeder der erste“, „Der General“, „Der Schneider von Panama“). Es ist ein vor Ort gedrehtes, facettenreiches Plädoyer für den Schutz des Regenwaldes und die Rechte der Ureinwohner.

„Ein meisterhafter Abenteuerfilm von mitreisender Schönheit ist dabei entstanden – als geglückte Mischung aus Fantasy- und Actionelementen, aus Mythologie und Anthropologie -, der sich nie in einer idyllisch-heilen Scheinwelt verliert, sondern beiläufig und unaufdringlich an die Gefährdung des Dschungels und seiner Bewohner durch Technik und Zivilisation gemahnt.“ (Fischer Film Almanach 1986)

mit Powers Boothe, Meg Foster, Charley Boorman, William Rodriguez, Yara Vaneau, Estee Chandler, Dira Paes, Rui Polonah, Maria Helena Velasco, Tetchie Agbayani, Claudio Moreno

Wiederholung: Dienstag, 12. Mai, 00.05 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der Smaragdwald“

Wikipedia über „Der Smaragdwald“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John Boormans „Zardoz“ (Zardoz, USA 1973 – Kult mit Sean Connery)

John Boorman in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 9. Mai: Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm

Mai 8, 2020

SWR/SR, 20.15

Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm (Deutschland 2018)

Regie: Joachim A. Lang

Drehbuch: Joachim A. Lang

„Die Dreigroschenoper“ ist 1928 in Berlin ein Theaterhit, der auch verfilmt werden soll. Bertolt Brecht schreibt ein nie verfilmtes Exposé für eine Verfilmung.

Joachim A. Lang, ein ausgewiesener Brecht-Kenner, verfilmte jetzt Brechts Vision und er erzählt auch die Geschichte des Bühnenstücks und seiner Verfilmung. Insofern ist „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“ das sehr unterhaltsame und informative Making-of zu einem nicht existierendem Film, der nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

Anschließend wird ein halbstündiges Making-of gezeigt.

mit Lars Eidinger, Tobias Moretti, Hannah Herzsprung, Joachim Król, Claudia Michelsen, Britta Hammelstein, Robert Stadlober, Peri Baumeister, Christian Redl, Meike Droste, Godehard Giese, Max Raabe

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“

Moviepilot über „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“

Wikipedia über „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“

Meine Besprechung von Joachim A. Langs „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“ (Deutschland 2018)


TV-Tipp für den 8. Mai: Die Mörder sind unter uns

Mai 7, 2020

Weil der heute bei 3sat um 22.25 Uhr als TV-Premiere laufende Kriegsfilm „Der Hauptmann“ über den sadistischen Hochstapler Willi Herold nicht unproblematisch ist, empfehle ich einen Klassiker des deutschen Films. Davor, ab 20.15 Uhr, zeigt der RBB die brandneue Doku „Berlin 1945: Tagebuch einer Großstadt“.

RBB, 23.15

Die Mörder sind unter uns (Deutschland 1946)

Regie: Wolfgang Staudte

Drehbuch: Wolfgang Staudte

„Die Mörder sind unter uns“ war nach dem Zweiten Weltkrieg der erste deutsche Film, der hergestellt wurde, und weil die anderen Besatzungsmächte Wolfgang Staudtes Drehbuch nicht akzeptierten (vor allem wegen des ursprünglich geplanten Selbstjustiz-Endes), war es auch der erste Defa-Film. Er ist auch ein Klassiker des deutschen Films und eine quälende, von Verunsicherung geprägte Bestandsaufnahme.

Im zerstörten Berlin leidet der Arzt Hans Mertens (Ernst Wilhelm Borchert) an seinen Kriegserlebnissen, die er versucht mit Alkohol und Barbesuchen zu betäuben. Er wohnt bei Susanne Wallner (Hildegard Knef), die in einem KZ war. Als sie in seinen Sachen den Abschiedsbrief von seinem Kompaniechef Brückner entdeckt, erfährt Mertens von ihr, dass Brückner (Arno Paulsen) noch lebt. Mertens möchte ihn für seine Kriegsverbrechen büßen lassen.

Staudte inszenierte diese Geschichte mit Bildern aus dem zerstörten Berlin in typischen Noir-Bildern und zahlreichen Nahaufnahmen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie die Deutschen mit ihrer Schuld und wie sie mit den Tätern umgehen sollen. Es ist ein in hohem Maß selbstreflexiver, von Verunsicherung, auch über das eigene Tun, geprägter Film, der gerade daraus auch heute noch seine erzählerische Wucht gewinnt.

Ein historisches Dokument ist er sowieso.

„Dieser erste Trümmerfilm war ein hoffnungsvoller Ansatz, die deutsche Vergangenheit zu bewältigen.“ (Christa Bandmann/Joe Hembus: Klassiker des deutschen Tonfilms, 1980)

Mit Ernst Wilhelm Borchert, Hildegard Knef, Erna Sellmer, Arno Paulsen, Michael Günther, Robert Forsch

Hinweise

Filmportal über „Die Mörder sind unter uns“

Moviepilot über „Die Mörder sind unter uns“

Rotten Tomatoes über „Die Mörder sind unter uns“

Wikipedia über „Die Mörder sind unter uns“ (deutsch, englisch)

Bonushinweis

Nies - Deutsche Selbstbilder in den Medien

Eine längere Analyse des Films von Eckhard Pabst gibt es in dem von Martin Nies herausgegebenem Sammelband „Deutsche Selbstbilder in den Medien – Film 1945 bis zur Gegenwart“.

Martin Nies (Herausgeber): Deutsche Selbstbilder in den Medien (Schriften zur Kultur- und Mediensemiotik Band 4)

Schüren Verlag, 2012

256 Seiten

24,90 Euro


Gratis Comic Tag 2020 dieses Jahr im Herbst

Mai 7, 2020

Normalerweise würde ich jetzt die Comics und das Pressematerial für den Gratis Comic Tag lesen. Der sollte nämlich am 9. Mai stattfinden. An 650 Orten (hauptsächlich natürlich Buch- und Comicläden) sollten 700.000 Comics verteilt werden.

Schon seit Wochen war klar, dass der diesjährige Gratis Comic Tag nicht im gewohnten Rahmen stattfinden kann. Das wäre nämlich eine lauschige Massenveranstaltung geworden von alten und jungen Comicfans, teils verkleidet, die mindestens eines der 34 verschiedenen Hefte abgreifen wollen und Veranstaltern, die ein abwechslungsreiches Begleitprogramm anbieten. Während sie über Comics reden. Es wurde überlegt, kleinere Veranstaltungen zu machen oder die 700.000 gedruckten Comics den Fans zuzusenden oder sie über mehrere Tage zu verteilen. Alles möglich, aber auch nicht so wahnsinnig prickelnd. Schließlich soll der Gratis Comic Tag an einem Tag die Aufmerksamkeit auf den Comic und seine Vielfalt lenken. Und währenddessen war unklar, ob die Geschäfte und Bibliotheken überhaupt an dem Tag öffnen dürfen.

Jetzt wurde der große, konsequente und (jedenfalls von mir) auch so erwartete Schritt verkündet:

Liebe Comic-Freundinnen und Comic-Freunde,

nach intensiver Beratung mit den Teilnehmern und Partnern des Gratis Comic Tages wurde beschlossen, den Termin für den GCT 2020 auf den Herbst zu verschieben, so dass dieser nicht jetzt am 9. Mai stattfinden wird.

Diese Entscheidung ist uns schwer gefallen. Auch wenn es momentan sehr nach einer Entspannung der Situation aussieht, so ist der GCT für die meisten Standorte doch eine “Großveranstaltung” und diese sind für den Sommer noch untersagt. Befragt dazu gern beim nächsten Besuch eure Händlerinnen und Händler, sicher kann man euch dort noch einmal besser erklären, wie sich die Situation aus Händlersicht darstellt.

Wir werden uns im Juli noch einmal mit allen Beteiligten beraten und dann hoffentlich bis Anfang August ein neues Datum bekannt geben können.

Vielleicht seid auch Ihr von den aktuellen Maßnahmen betroffen, dann wünschen wir euch alles Gute für diese schwierige Zeit!

Wir freuen uns auf euch beim Gratis Comic Tag 2020
Die Verlage beim Gratis Comic Tag


„Blade Runner 2019: Los Angeles“, Regen und wieder Ärger mit Replikanten

Mai 7, 2020

Vor über fünfzig Jahren erschien „Träumen Roboter von elektrischen Schafen?“, ein kleiner Science-Fiction-Roman, der ohne die freie Verfilmung „Blade Runner“ wahrscheinlich weitgehend vergessen wäre. Dabei war die Verfilmung von Philip K. Dicks Roman an der Kinokasse nicht so wahnsinnig erfolgreich. Aber ziemlich schnell entwickelte Ridley Scotts SF-Noir sich zu einem Kultfilm, dessen stilbildender Einfluss nicht hoch genug gewertet werden kann.

Seitdem gab es Computerspiele, Comics, Romane und die gut aussehende, aber elend langweilige Filmfortsetzung „Blade Runner 2049“, die in der „Blade Runner“-Welt spielen. Es gab auch Myriaden von Computerspielen, Comics, Romanen, Filmen und TV-Serien, die mehr oder weniger stark von der „Blade Runner“-Welt und -Optik inspiriert sind.

Der jetzt erschienene Comic „Blade Runner 2019“ von den Autoren Michael Green und Mike Johnson und Zeichner Andrés Guinaldo knüpft direkt an Scotts Film an. Die Comicgeschichte spielt, mit anderen Figuren, mehr oder weniger parallel zu den Ereignissen aus dem Film (1982 war 2019 noch in der fernen Zukunft).

Aahna ‚Ash‘ Ashina ist im Los Angeles Police Department ein Blade Runner. Wie Rick Deckard jagt sie die menschenähnlichen Replikanten der Tyrell Corporation, die ihren Arbeitsplatz auf einem fernen Planeten, entgegen ihrer Programmierung und unerlaubt, für einen Besuch auf der Erde verlassen.

Jetzt soll sie für Alexander Selwyn, den stinkreichen Besitzer der Canaan Corporation, seine spurlos verschwundene Frau und ihre vierjährige Tochter finden. Ash macht sich auf die Suche und sie stolpert dabei schnell in einen typischen Hardboiled-Plot, der ferne (zugegeben sehr ferne, eher assoziative als echte) Erinnerungen an Raymond Chandlers Philip-Marlowe-Roman „The big Sleep“ (Der tiefe Schlaf/Der große Schlaf) weckt. Auch wenn niemand Ash mit Humphrey Bogart verwechseln wird.

Diese Hardboiled-PI-Geschichte spielt in der von Ridley Scott etablierten Welt spielt. Damit sieht dann alles so aus, wie wir es aus der SF-Noir-Dystopie kennen. Bis Ash Los Angeles verlässt.

Blade Runner 2019: Los Angeles“ ist ein gelungener Auftakt, der neugierig auf die weiteren Erlebnisse von Ash macht. Die spielen dann nicht mehr im dauerverregneten Los Angeles, sondern, so wird am Ende angedeutet, in den Kolonien.

Michael Green war als Drehbuchautor in „Blade Runner 2049“, „Mord im Orient-Express“ und „Alien: Covenant“ involviert. Bei TV-Serien wie „Smallville“, „Heroes“ und „American Gods“ gehörte er zu den Autoren und Produzenten.

Mike Johnson war als Comicautor in mehrere „Star Trek“- und „Tramsformers“-Geschichten involviert.

Der Spanier Andrés Guinaldo startete seine internationale Karriere mit der Comic-Adaption von Joe R. Lansdales kultig-abgedrehten „Drive In“-Romanen. Seitdem zeichnete er Geschichten mit Captain America, Doctor Strange, Hulk, Green Lantern und Batman.

Michael Green/Mike Johnson/Andrés Guinaldo: Blade Runner 2019: Los Angeles

(übersetzt von Bernd Kronsbein)

Panini, 2020

116 Seiten

15 Euro

Originalausgabe

Blade Runner 2019 # 1- 4

Titan Comics, 2020

Hinweis

Wikipedia über das Blade-Runner-Franchise


TV-Tipp für den 7. Mai: Der Untergang

Mai 6, 2020

Kabel 1, 20.15

Der Untergang (Deutschland 2004)

Regie: Oliver Hirschbiegel

Drehbuch: Bernd Eichinger

LV: Joachim Fest: Der Untergang – Hitler und das Ende des Dritten Reiches, 2002

LV: Traudl Junge, Melissa Müller: Bis zur letzten Stunde – Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben, 2002

Was geschah in den letzten Kriegstagen in Berlin im Führerbunker? Nach 150 Minuten wissen wir es.

Der Untergang“ ist gediegen erzähltes, starbesetztes Unterhaltungskino im Hollywoodstil. Historisch akkurat und ohne eine erkennbare Haltung zum Sujet. Deshalb reiht sich eine Episode an die nächste Episode, aber eine Geschichte wird, abseits der strikt chronologischen Anordnung des Materials, nicht erkennbar.

mit Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara, Corinna Harfouch, Ulrich Matthes, Juliane Köhler, Heino Ferch, Christian Berkel, Matthias Habich, Thomas Kretschmann, Michael Mendl, André Hennicke, Ulrich Noethen, Birgit Minichmayr, Rolf Kanies, Justus von Dohnányi, Dieter Mann, Christian Redl, Götz Otto, Alexander Held, Bettina Redlich, Heinrich Schmieder, Anna Thalbach, Ulrike Krumbiegel, Jürgen Tonkel, Devid Striesow

Wiederholung: Freitag, 8. Mai, 02.30 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Filmportal über „Der Untergang“

Rotten Tomatoes über „Der Untergang“

Wikipedia über „Der Untergang“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Oliver Hirschbiegels „Five Minutes of Heaven“ (Five Minutes of Heaven, GB 2009)

Meine Besprechung von Oliver Hirschbiegels „Diana“ (Diana, USA/GB 2013)

Meine Besprechung von Oliver Hirschbiegels „Elser“ (Deutschland 2015)  (mit Interviews mit Oliver Hirschbiegel über den Film) (und der DVD)

Meine Besprechung von Oliver Hirschbiegels „Der gleiche Himmel“ (Deutschland 2017)


TV-Tipp für den 6. Mai: Diplomatie

Mai 5, 2020

Arte, 20.15

Diplomatie (Diplomatie, Frankreich/Deutschland 2014)

Regie: Volker Schlöndorff

Drehbuch: Cyril Gély, Volker Schlöndorff

LV: Cyril Gély: Diplomatie, 2011 (Bühnenstück)

24. August 1944, die Nacht bevor Paris zerstört werden soll: der schwedische Generalkonsul Raoul Nordling (André Dussollier) versucht den deutschen Kommandanten von Paris, General Dietrich von Choltitz (Niels Arestrup), zu überzeugen, die in der Stadt verteilten Sprengladungen nicht detonieren zu lassen.

Lose auf historischen Tatsachen basierendes Theaterstück, das die Vorlage für ein grandioses Schauspielerkino ist. Denn das nächtliche Gespräch zwischen Nordling und von Choltitz ist nicht verbürgt und hat so wahrscheinlich auch niemals stattgefunden.

Anschließend, um 21.35 Uhr, zeigt Arte die neue Doku „Volker Schlöndorff“.

mit André Dussollier, Niels Arestrup, Burghart Klaußner, Robert Stadlober, Charlie Nelson

Hinweise

Filmportal über „Diplomatie“

Rotten Tomatoes über „Diplomatie“

Wikipedia über „Diplomatie“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Volker Schlöndorffs „Rückkehr nach Montauk“ (Deutschland 2017)


Cover der Woche

Mai 5, 2020


TV-Tipp für den 5. Mai: Schindlers Liste

Mai 4, 2020

Kabel 1, 20.15

Schindlers Liste (Schindler’s List, USA 1993)

Regie: Steven Spielberg

Drehbuch: Steven Zaillian

LV: Thomas Keneally: Schindler’s Ark, 1982 (später Schindler’s List) (Schindlers Liste)

Holocaustdrama über den deutschen Industriellen Oskar Schindler, der in Polen über 1100 Juden vor den Vernichtungslagern rettete, indem er sie als Zwangsarbeiter rekrutierte und dabei alles riskierte.

„in jeder Hinsicht bemerkenswert und legt eine künstlerische Strenge und ein unsentimentales Verständnis an den Tag, das es von allen bisherigen Filmen des Regisseurs abhebt. (…) Trotz seiner Länge von über drei Stunden bewegt sich der Film schnell voran und ist keine Minute zu lang für die Geschichte, die er erzählt, und die Menge von Informationen, die er vermittelt.“ (Todd McCarthy, Variety)

Steven Spielberg zum Kinostart der restaurierten Fassung im Januar 2019: „Es ist schwer zu glauben, dass es 25 Jahre her ist, seit ‚Schindlers Liste‘ in die Kinos kam. Die wahren Geschichten über das Ausmaß und die Tragödie des Holocaust dürfen nie vergessen werden, und die Lehren des Films über die entscheidende Bedeutung der Bekämpfung des Hasses hallen auch heute noch nach. Ich fühle mich geehrt, dass das Publikum die Reise noch einmal auf der großen Leinwand erleben kann.“

mit Liam Neeson, Ben Kingsley, Ralph Fiennes, Caroline Goodall, Jonathan Sagalle, Embeth Davidtz

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Schindlers Liste“

Wikipedia über „Schindlers Liste“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels” (Indiana Jones and the kingdom of the skull, USA 2008)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Gefährten” (War Horse, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Lincoln” (Lincoln, USA 2012)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ (Bridge of Spies, USA 2015)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „BFG – Big Friendly Giant (The BFG, USA 2016)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Die Verlegerin“ (The Post, USA 2017)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Ready Player One“ (Ready Player One, USA 2018)

Steven Spielberg in der Kriminalakte