TV-Tipp für den 21. November: Pacifiction

November 20, 2024

Arte, 00.00

Pacifiction (Pacifiction: Tourment sur les îles, Frankreich/Spanien/Deutschland/Portugal 2022)

Regie: Albert Serra

Drehbuch: Albert Serra, Baptiste Pinteaux (Dialoge)

TV-Premiere eines Mitternachtsfilms, der kurz vor dem Morgengrauen endet. „Pacifiction“ dauert 160 Minuten. Es geht um die Sichtung eines U-Boots vor der Küste der Insel Tahiti. Das Schiff könnte neue französische Atomtest ankündigen. Diese Gerüchte bringen das entspannte Inselleben des französischen Hochkommissars durcheinander.

Meditativ-surreal mäanderndes Filmepos“ (Lexikon des internationalen Films)

mit Benoît Magimel, Sergi López, Pahoa Mahagafanau, Marc Susini, Matahi Pambrun, Lluís Serrat

Hinweise

Arte über den Film

Filmportal über „Pacifiction“

AlloCiné über „Pacifiction“

Rotten Tomatoes über „Pacifiction“

Wikipedia über „Pacifiction“ (deutsch, englisch, französisch)


Impressionen aus Berlin

November 20, 2024

Ohne Worte.


TV-Tipp für den 20. November: Tatort: Zahn um Zahn

November 19, 2024

SWR, 23.30

Tatort: Zahn um Zahn (Deutschland 1985)

Regie: Hajo Gies

Drehbuch: Horst Vocks, Thomas Wittenburg

In einer vom Abriss bedrohten Duisburger Werkssiedlung findet Kommissar Schimanski die Leichen von seinem Schulfreund Krüger und seiner Familie. Während die Polizei den Fall als erweiterten Selbstmord zu den Akten legen will, glaubt Schimanski, dass Krüger umgebracht wurde. Er beginnt seinen Mörder zu jagen und muss dafür auch nach Marseille fahren.

„Zahn um Zahn“ ist der erste „Tatort“, der seine Premiere im Kino erlebte. Weil der Film so erfolgreich war, durfte Schimanski zwei Jahre später mit „Zabou“ wieder im Kino ermitteln. Im Gegensatz zu den meisten Kritikern gefiel mir „Zabou“ besser als „Zahn um Zahn“.

„Hajo Gies und seinem Autorenteam ist ein Actionfilm gelungen, der sich mit den Kinoerfolgen der neuen französischen und amerikanischen Polizeifilme messen will und messen kann. (…) In ‚Zahn um Zahn‘ hat Schimanski zwar seinen Rachefeldzug gewonnen, aber an Profil verloren.“ (Fischer Film Almanach 1986)

„Zahn um Zahn“ „war darüber hinaus ein für das deutsche Kino seltenes Produkt – ein Action-Film mit einem Polizisten ohne Schlips und Kragen, handwerklich professionell inszeniert, spannend und durchaus kinogerecht.“ (Meinolf Zurhorst: Lexikon des Kriminalfilms – Völlig überarbeitete Neuausgabe, 1993)

Tja, diese Einschätzung trifft heute immer noch zu. Ansehbare deutsche Genrefilme sind im Kino immer noch die berühmte Ausnahme.

mit Götz George, Renan Demirkan, Rufus, Eberhard Feik, Charles Brauer, Herbert Steinmetz, Ulrich Matschoss, Martin Lüttge

Hinweise

Horst-Schimanski-Fanseite

Wikipedia über Horst Schimanski und „Zahn um Zahn“

Meine Besprechung von Martin Schüllers Schimanski-Roman „Moltke“ (2010)


Cover der Woche

November 19, 2024

Feine Old-School-Hardboiled-Privatdetektiv-Krimiserie.


TV-Tipp für den 19. November: Diva

November 18, 2024

HR, 22.30

Diva (Diva, Frankreich 1981)

Regie: Jean-Jacques Beineix

Drehbuch: Jean-Jacques Beineix, Jean van Hamme

LV: Delacorta (Pseudonym von Daniel Odier): Diva, 1979 (Diva)

Postbote Jules besitzt zwei Tonbänder, für die einige Menschen morden. Auf dem einen Tonband ist der von ihm heimlich aufgenommene Mitschnitt eines Konzerts einer von ihm verehrten Operndiva, die keine Aufnahmen von ihrem Gesang will. Auf dem anderen Tonband ist das Geständnis eines Callgirls, das einige ihrer Kunden belastet.

Beinix bildgewaltiger, zitatenreicher Debütfilm war in den USA ein Überraschungserfolg und wurde danach auch in Europa zu einem Kultfilm.

„‚Diva‘ ist ein ganz und gar modischer Film für ein Großstadtpublikum. (…) Elegant zwischen Kitsch und Kunstfertigkeit balancierend, macht der Film im Kino großen Spaß.“ (Fischer Film Almanach 1984)

„‚Diva‘ ist ein aufregendes Werk, eine Mischung aus Märchen, Romanze und Thriller: Oper, Pop und schräge Typen in einem höchst stilisierten Kriminalfilm.“ (Meinolf Zurhorst: Lexikon des Kriminalfilms)

Mit Frédéric Andrei, Wilhelmenia Wiggins Fernandez, Roland Bertin, Richard Bohringer, Gérard Darmon

Hinweise

Homepage von Daniel Odier (aka Delacorta)

AlloCiné über „Diva“

Rotten Tomatoes über „Diva“

Wikipedia über „Diva“ (deutsch, englisch, französisch) und Daniel Odier (deutsch, englisch, französisch)


Autsch! Hannelore Cayre schlägt „Finger ab“

November 18, 2024

Finger ab“, der neue Roman der grandiosen französischen Noir-Autorin Hannelore Cayre, beginnt wie ein typischer schwarzhumoriger Cayre-Roman. Während dem Ausheben einer Grube für einen nicht genehmigten Swimmingpool entdecken die drei polnischen Arbeiter ein Skelett. Die Auftraggeberin würde die Arbeiter am liebsten weiterbuddeln lassen, aber der Vorarbeiter lehnt ab. Erst müsse ein Priester kommen. Dieser wirft einen Blick auf die beiden Skelette und ruft die befreundete Paläontologin Adrienne Célarier an. Diese erforscht penibel den Fundort und sabotiert alle Bauplanungen der Landbesitzerin. Denn auf ihrem Grundstück in Savignac-de-Miremont in der Dordogne wurde eine exzellent erhaltene Höhle mit Wandmalereien, Gegenständen und Knochen entdeckt, die Auskunft über die Ursprünge der Menschheit vor 35000 Jahren, also während dem Aurignacien, geben kann.

Der restliche Roman springt dann zwischen einer Pressekonferenz von Adrienne Célarier über die wissenschaftliche Sensation und der Vergangenheit hin und her. In dem Moment wird „Finger ab“ zu einer Abenteuergeschichte, in der Oli in ihrem Sippe eine Außenseiterin ist. Sie jagt und erfindet dabei Wurftechniken, die Tiere über eine größere Distanz töten können. Sie widerspricht Ältester Onkel. Er ist der älteste Mann der Sippe und deshalb ihr Führer. Wenn Oli und die anderen Frauen ihre Pflichten vernachlässigen oder sich unbotmäßig verhalten, hackt er ihnen immer wieder einen Finger ab.

Als Oli zufällig entdeckt, wie Kinder gezeugt werden, gerät das Leben zwischen Männern und Frauen aus dem Lot.

Olis Geschichte ist eine in der heutigen Sprache geschriebene feministische Neuinterpretation unserer Frühgeschichte. Als Abenteuergeschichte funktioniert dieser Bildungsroman ausgezeichnet. Es gibt auch einige Menschen, die einen gewaltsamen Tod erleiden. Aber dadurch wird „Finger ab“ nicht zu einem Kriminalroman. Und den typischen Cayre-Humor gibt es auch nur auf den allerersten Seiten.

Insofern ist „Finger ab“ vor allem etwas für die Cayre-Komplettisten und die Fans von historisch grundierten Abenteuergeschichten. In ihrem Nachwort geht sie ausführlich auf die von ihr verwendeten Quellen ein.

Hannelore Cayre: Finger ab

(übersetzt von Iris Konopik)

Ariadne/Argument Verlag, 2024

204 Seiten

15 Euro

Originalausgabe

Les doigts coupés

Éditions Métailié, 2024

Hinweise

Wikipedia über Hannerlore Cayre

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Der Lumpenadvokat“ (Commis d’office, 2004)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Das Meisterstück“ (Toiles de maitre, 2005)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Die Alte“ (La daronne, 2017)

Meine Besprechung von Hannelore Cayres „Reichtum verpflichtet“ (Richesse oblige, 2020)

Meine Besprechung von Jean-Paul Salomés Hannelore-Cayre-Verfilmung „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ (La daronne, Frankreich 2020) und der DVD


TV-Tipp für den 18. November: Kommissar Maigret stellt eine Falle

November 17, 2024

Arte, 20.15

Kommissar Maigret stellt eine Falle (Maigret tend un piège, Frankreich/Italien 1958)

Regie: Jean Delannoy

Drehbuch: Rodolphe-Marie Arlaud, Michel Audiard, Jean Delannoy

LV: Georges Simenon: Maigret tend un piège, 1955 (Maigret stellt eine Falle)

Maigret sucht einen fünffachen Frauenmörder.

Erster von drei Maigret-Filmen, in denen Jean Gabin den Kommissar spielte. Netter psychologischer Rätselkrimi, der auch eine gelungene kleine Sozialstudie ist.

Delannoy inszenierte diese klassische Kriminalkonstruktion sehr spannend und mit viel Einfühlungsgabe für atmosphärische Details, filmisch beinahe ebenso sorgfältig wie Maigret bei der Arbeit.” (Wolfgang Schweiger: Der Polizeifilm)

Intelligenter, gut gespielter, atmosphärisch dichter Kriminalfilm.” (Katholischer Film-Dienst)

Der Film gewann den Edgar-Allan-Poe-Preis in der Kategorie “bester ausländischer Film”.

mit Jean Gabin, Annie Girardot, Jean Desailly, Lino Ventura

Hinweise

AlloCiné über „Kommissar Maigret stellt eine Falle“

Rotten Tomatoes über „Kommissar Maigret stellt eine Falle“

Wikipedia über „Kommissar Maigret stellt eine Falle“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Patrice Lecontes „Maigret“ (Maigret, Frankreich/Belgien 2022)

 


TV-Tipp für den 17. November: Triangle of Sadness

November 16, 2024

Arte, 20.15

Triangle of Sadness (Triangle of Sadness, Schweden/Deutschland/Frankreich/Großbritannien 2022)

Regie: Ruben Östlund

Drehbuch: Ruben Östlund

TV-Premiere. Eine Seefahrt, die ist, jedenfalls wenn Ruben Östlund der Kapitän ist, nicht besonders lustig, sondern ziemlich schwarzhumorig und gemein. Seine aus drei klar voneinander getrennten Teilen bestehende Satire erhielt zahlreiche Preise, u. a. die Goldene Palme und mehrere Europäische Filmpreise, Kritikerlob und auch einen großen Publikumszuspruch. Dennoch ist „Triangle of Sadness“ sein schwächster Film.

Warum erkläre ich in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Harris Dickinson, Charlbi Dean, Dolly De Leon, Zlatko Burić, Iris Berben, Vicki Berlin, Henrik Dorsin, Jean-Christophe Folly, Amanda Walker, Oliver Ford Davies, Sunnyi Melles, Woody Harrelson

Wiederholung: Freitag, 29. November, 00.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Filmportal über „Triangle of Sadness“ 

Moviepilot über „Triangle of Sadness“

Metacritic über „Triangle of Sadness“

Rotten Tomatoes über „Triangle of Sadness“

Wikipedia über „Triangle of Sadness“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ruben Östlunds „Höhere Gewalt“ (Turist/Force Majeure, Schweden 2014)

Meine Besprechung von Ruben Östlunds „The Square“ (The Square, Schweden/Deutschland/Frankreich/Dänemark 2017)

Meine Besprechung von Ruben Östlunds „Triangle of Sadness“ (Triangle of Sadness, Schweden/Deutschland/Frankreich/Großbritannien 2022)


TV-Tipp für den 16. November: Inside Llewyn Davis

November 15, 2024

One, 21.45

Inside Llewyn Davis (Inside Llewyn Davis, USA/Frankreich 2013)

Regie: Ethan Coen, Joel Coen

Drehbuch: Joel Coen, Ethan Coen

Meisterwerk der Coen-Brüder über den erfolglosen Folkmusiker Llewyn Davis und die New Yorker Folkmusikszene der frühen Sechziger. Kurz bevor ein Mann in Greenwich Village auftauchte, der 2016 den Literaturnobelpreis erhielt.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Oscar Isaac, Carey Mulligan, John Goodman, Garrett Hedlund, Justin Timberlake, Adam Driver, Max Casella, F. Murray Abraham

Wiederholung: Montag, 18. November, 00.05 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Inside Llewyn Davis“

Metacritic über „Inside Llewyn Davis“

Rotten Tomatoes über „Inside Llewyn Davis“

Wikipedia über „Inside Llewyn Davis“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Bill Green/Ben Peskoe/Will Russell/Scott Shuffitts „Ich bin ein Lebowski, du bist ein Lebowski – Die ganze Welt des Big Lebowski“ (I’m a Lebowski, you’re a Lebowski, 2007)

Meine Besprechung des Coen-Films „Blood Simple – Director’s Cut“ (Blood Simple, USA 1984/2000)

Meine Besprechung von Michael Hoffmans “Gambit – Der Masterplan” (Gambit, USA 2012 – nach einem Drehbuch von Joel und Ethan Coen)

Meine Besprechung des Coen-Films “Inside Llewyn Davis” (Inside Llewyn Davis, USA/Frankreich  2013)

Meine Besprechung des Coen-Films „Hail, Caesar!“ (Hail, Caesar!, USA/Großbritannien 2016)

Meine Besprechung von Joel Coens „Macbeth“ (The Tragedy of Macbeth, USA 2021)

Meine Besprechung von Ethan Coens „Drive-Away Dolls“ (Drive-Away Dolls, USA 2024)

Die Coen-Brüder in der Kriminalakte


DVD-Kritik: Über Francis Galluppis formidables Neo-Noir-Debüt „The Last Stop in Yuma County“

November 15, 2024

Die nächste Tankstelle ist hundert Meilen weit weg. Sagt der nette Mann von der Tankstelle. Und weil der Tanklaster sich verspätet habe, könne er nur den Aufenthalt im nebenan liegenden Diner empfehlen. Dieses Angebot nehmen an diesem sonnigen Tag in der Wüste von Arizona ein Vertreter für Messer, ein älteres Ehepaar und zwei Bankräuber auf der Flucht an. Später kommen der junge, etwas naiv-einfältige Deputy Sheriff von Yuma County, ein Native American (der einen Wagen mit einem vollen Tank besitzt) und ein junges Gangsterpärchen vorbei. Er sieht sie in der Tradition von Kit und Holly (aus Terrence Malicks „Badlands“; um nur eine der lässig eingestreuten filmischen Anspielungen zu nennen). Sie alle haben natürlich Schuss- und Stichwaffen dabei. Und mindestens die Hälfte der Diner-Gäste und die Kellnerin, die gleichzeitig die Frau des Sheriffs ist, wissen, dass im Kofferraum des Autos der Bankräuber die Beute von dem Überfall ist.

Aber, ehrlich gesagt, ist schon ab dem Moment, als die beiden Bankräuber den Diner betreten die Frage nur noch: wann und wie bringen sie sich um? Und, uh, wer überlebt? Falls überhaupt jemand überlebt.

The Last Stop in Yuma County“ ist das überaus gelungene schwarzhumorige Spielfilmdebüt von Francis Galluppi. Davor drehte er mehrere Kurzfilme und Musikvideos. Er drehte „The Last Stop in Yuma County“ an zwanzig Tagen auf der Four Aces Movie Ranch in Palmdale, Kalifornien, für ein Budget von einer Million US-Dollar. Dank der liebevollen Retro-Ausstattung irgendwo zwischen siebziger und frühe achtziger Jahre in der US-Provinz, dem spielfreudigen Ensemble aus höchstens gesichtsbekannten Schauspielern, dem straffen Drehbuch und der kurzen Laufzeit von unter neunzig Minuten ist Galluppis chronologisch erzählter schwarzhumoriger Neo-Noir-Gangsterfilm ein Vergnügen. Auch wenn es am Ende, wegen ein, zwei überraschenden, aber eigentlich überflüssigen Schlenkern, etwas lang dauert.

Seine Premiere hatte der Neo-Noir 2023 auf dem Fantastic Fest in Austin, Texas. Beim Sitges – Catalonian International Film Festival und beim Calgary Underground Film Festival wurde er als bester Spielfilm ausgezeichnet. In Deutschland lief er im Februar in mehreren Städten während der Fantasy Filmfest White Nights.

Außerdem wurde Regisseur Francis Galluppi von Sam Raimi, dem der Film gefiel, mit der Entwicklung und Regie eines neuen „Evil Dead“-Films beauftragt.

The Last Stop in Yuma County (The Last Stop in Yuma County, USA 2023)

Regie: Francis Galluppi

Drehbuch: Francis Galluppi

mit Jim Cummings, Faizon Love, Jocelin Donahue, Richard Brake, Barbara Crampton, Michael Abbott Jr., Nicholas Logan, Gene Jones

DVD/Streaming

Pandastorm Pictures

Bild: 2.39:1

Ton: Deutsch, Englisch (DTS-HD Master Audio 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bonusmaterial: – (abhängig von der Ausgabe; beim Mediabook sind angekündigt: die Bonusfilme „High Desert Hell“ (2019), „The Gemini Project“ (2020), drei Audiokommentare, ein „Behind the Scenes“-Featurette und weitere Extras)

Länge: 90 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Der Film erscheint auch als Mediabook.

Hinweise

Moviepilot über „The Last Stop in Yuma County“

Metacritic über „The Last Stop in Yuma County“

Rotten Tomatoes über „The Last Stop in Yuma County“

Wikipedia über „The Last Stop in Yuma County“ (deutsch, englisch)

 


TV-Tipp für den 15. November: Der Fuchs

November 14, 2024

Arte, 20.15

Der Fuchs (Deutschland/Österreich 2022)

Regie: Adrian Goiginger

Drehbuch: Adrian Goiginger

TV-Premiere. In seinem dritten Spielfilm erzählt Adrian Goiginger die Geschichte seines Urgroßvaters Franz Streitberger. Dieser ist ein wortkarger Einzelgänger, der sich 1937 mit seiner Volljährigkeit beim österreichischen Bundesheer einschreibt und nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland Mitglied der Wehrmacht wird. Während des Zweiten Weltkriegs entdeckt er an der Westfront ein Fuchswelpen. Das Tier wird sein ständiger Begleiter.

Gut inszeniertes, aber auch arg spannungsfrei vor sich hin plätscherndes Biopic. Wahrscheinlich wäre ein Erinnerungsbuch die bessere Alternative gewesen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Simon Morzé, Marko Kerezovic, Joseph Stoisits, Pit Bukowski, Maximilian Echtinger, Joshua Bader, Stanislaus Steinbichler, Alexander Beyer, Karl Markovics

Hinweise

Filmportal über „Der Fuchs“

Moviepilot über „Der Fuchs“

Wikipedia über „Der Fuchs“

Meine Besprechung von Adrian Goigingers „Die beste aller Welten“ (Österreich/Deutschland 2017)

Meine Besprechung von Adrian Goigingers „Märzengrund“ (Österreich/Deutschland 2022)

Meine Besprechung von Adrian Goigingers „Der Fuchs“ (Deutschland/Österreich 2022)

Meine Besprechung von Adrian Goigingers „Rickerl – Musik is höchstens a Hobby“ (Österreich/Deutschland 2023)


Neu im Kino/Filmkritik: Karim Aïnouz besucht das „Motel Destino“

November 14, 2024

Mit einem Auftragsüberfall für den lokalen Gangsterboss will der Möchtegern-Gangster Heraldo sich das Geld für eine bessere Zukunft beschaffen. Aber davor geht einiges schief: eine Zufallsbekanntschaft stiehlt sein Geld, er verschläft, er kann das Zimmer im Motel Destino nicht bezahlen und der schlecht geplante Überfall endet ohne ihn katastrophal. Sein bester Freund stirbt dabei. Und Heraldo wird jetzt von Verbrrechern und der Polizei gejagt.

Mittellos taucht er in dem einsam gelegenem Motel Destino unter. Es ist ein heruntergekommenes, aber gut besuchtes Stundenhotel, das seiner Kundschaft anonym ein Bett für den schnellen Sex bietet. Geführt wird es von Elias und seiner jüngeren Frau Dayana. Er ist ein Rüpel, der ihn als Hilfsarbeiter anstellt. Sie findet schnell gefallen an dem zwanzigjährigem Gast. Eins führt zum anderen – und Noir-Fans erkennen schnell, dass Karim Aïnouz sich in seinem neuen Film „Motel Destino“ schamlos am Plot von James M. Cains Klassiker „The Postman always rings twice“ (1934, Die Rechnung ohne den Wirt, Wenn der Postmann zweimal klingelt…, Der Postbote klingelt immer zweimal) bedient. Vor ihm haben das schon mehrere Regisseure gemacht. Die Verfilmungen von Luchino Visconti (Ossessione, Italien 1942 [Besessenheit]), Tay Garnett (The Postman always rings twice, USA 1946 [Die Rechnung ohne den Wirt]), Bob Rafelson (The Postman always rings twice, USA 1981 [Wenn der Postman zweimal klingelt]) und Christian Petzold (Jerichow, Deutschland 2008) sind legendär. Es sind also große Fußstapfen, in die Aïnouz hier tritt. Erfolgreich und eigenständig. Und leider auch mit einem anderen Ende. Dieses Ende ist der große Schwachpunkt des Neo-Noirs.

Bei Cain spielt die Geschichte in einem kleinen Diner an einer Landstraße in Kalifornien während der Weltwirtschaftskrise. Aïnouz verlegt sie, wie Petzold, in die Gegenwart und, wie Visconti und Petzold, in ein anderes Land. Dieses Mal spielt die Geschichte in Nordbrasilien an der Küste abseits jeglicher Touristenpfade. Die Farben glänzen noch, aber jedes Gebäude und jeder Mensch scheint seine beste Zeit hinter sich zu haben.

Neben der tropisch verschwitzen Liebesgeschichte zwischen Heraldo und Dayana bietet Aïnouz auch einen intensiven Blick hinter die Kulissen eines Stundenhotels. Er zeigt detailliert die dortigen Abläufe, inclusive der Beobachtung kopulierender Kundschaft. Damit vertreibt Elias sich die Zeit.

Motel Destino“ ist ein schwüler, neonfarbenprächtiger Neo-Noir mit einer ordentlichen Portion explizitem Sex. Jedes Bild ist darauf angelegt, sich im Kopf des Zuschauers einzuprägen.

Sehenswert!

Motel Destino (Motel Destino, Brasilien/Frankreich/Deutschland 2024)

Regie: Karim Aïnouz

Drehbuch: Wislan Esmeraldo (in Zusammenarbeit mit Karim Aïnouz und Mauricio Zacharias)

mit Iago Xavier, Nataly Rocha, Fabio Assunção, Renan Capivara, Fabíola Líper, Isabela Catão, Yuri Yamamoto

Länge: 115 Minuten

FSK: ab 16 Jahre (hätte auch eine FSK-18 für nachvollziehbar gehalten)

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Motel Destino“

Moviepilot über „Motel Destino“

Metacritic über „Motel Destino“

Rotten Tomatoes über „Motel Destino“

Wikipedia über „Motel Destino“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Karim Ainouz‘ „Zentralflughafen THF“ (Deutschland/Frankreich/Brasilien 2018)

Meine Besprechung von Karim Aïnouz‘ „Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão“ (A Vida Invisível de Eurídice Gusmão, Brasilien/Deutschland 2019)


TV-Tipp für den 14. November: Das Piano

November 13, 2024

RBB, 20.15

Das Piano (The Piano, Australien/Neuseeland/Frankreich 1993)

Regie: Jane Campion

Drehbuch: Jane Campion

Um 1850 herum wird die stumme Ada nach Neuseeland zwangsverheiratet. Ihr ihr vollkommen unbekannter Ehemann, der Plantagenbesitzer Stewart, nimmt sie und Adas neunjährige Tochter Flora auf. Adas heißgeliebtes Piano lässt er als unnötigen Ballast am Strand zurück. Stewarts Nachbar Baines holt das Piano in sein Haus. Er bietet Ada eine Möglichkeit an, wie sie wieder an ihr Piano kommen könnte.

Jane Campions Durchbruch beim globalen Kinopublikum und immer noch ihr bekanntester Film.

mit Holly Hunter, Harvey Keitel, Sam Neill, Anna Paquin, Kerry Walker

Wiederholung: Freitag, 15. November, 23.30 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Das Piano“

Wikipedia über „Das Piano“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Marisa Buovolos „Jane Campion & ihre Filme“ (2024)

Weiterführende Lektüre

Marisa Buovolo: Jane Campion & ihre Filme

Schüren, 2024

208 Seiten

24 Euro


Neu im Kino/Filmkritik: „Gladiator II“ – Kloppen und Sterben im Kolosseum

November 13, 2024

Dieses Mal gibt es Haie und Seeschlachten im Kolosseum, das vorher natürlich geflutet wurde. Als große Attraktion für das Publikum gab es während des Römischen Imperiums solche nachgestellten Seeschlachten. Die Haie entspringen der Fantasie der Macher von „Gladiator II“, der auf den ersten Blick überflüssigen Fortsetzung von „Gladiator“. Denn „Gladiator“ ist ein Monumentalfilm mit einem perfektem Ende. Da muss es keine Fortsetzung geben.

Russell Crowe ist wieder dabei. In Rückblenden aus dem ersten „Gladiator“-Film. Connie Nielsen ist ebenfalls wieder dabei. In echt. Sie spielt wieder die Kaisertochter Lucilla. Nach den damaligen Ereignissen, die mit dem Tod von Maximus Decimus Meridius (Crowe) und Commodus (Joaquin Phoenix) endeten, schickte sie ihren Sohn Lucius in die Fremde und brach jeden Kontakt zu ihm ab.

Jetzt, knapp zwanzig Jahre später, im Jahr 200 A. D., lebt Lucius Verus (Paul Mescal) in Nordafrika in Numidien. Er ist ein begnadeter Kämpfer und glücklich verheirateter Bauer. Er und seine Frau, ebenfalls eine begnadete Kämpferin und Bogenschützin, kämpfen mit hren Landsleute gegen das römische Heer, das ihre Heimat Numidien zu einer römischen Provinz machen will. Bei einer für beide Seiten verlustreichen Schlacht gegen die von General Marcus Acacius (Pedro Pascal) angeführten römischen Truppen stirbt sie. Lucius wird gefangen genommen und nach Rom verschifft. Dort trifft er den mit Gladiatorenkämpfen Geld verdienenden Geschäftsmann Macrinus (Denzel Washington), der am Hof aufsteigen will, und er muss im Kolosseum um sein Überleben kämpfen. Denn er will sich an General Marcus, der mit Lucilla verheiratet ist, rächen. Das Publikum verliebt sich schnell in den tapferen Gladiator. Gleichzeitig gerät er, ein wenig und vor allem als Spielball, in die Machtkämpfe zwischen den verschiedenen um die Herrschaft in Rom kämpfenden Männern und Fraktionen.

Gladiator II“, der jetzt, 25 Jahre nach „Gladiator“, im Kino anläuft, erzählt eigentlich die aus dem an der Kinokasse, bei Preisverleihungen, unter anderem den Oscar als bester Film des Jahres, und der Kritik enorm erfolgreichen Monumentalfilm bekannte Geschichte noch einmal. Einige neue Namen und eher minimal veränderte Handlungselemente ändern daran nichts. „Gladiator II“ ist einfach nochmal „Gladiator“. Nur nicht so gut.

Während in „Gladiator“ der Konflikt zwischen Maximus und Commodus im Mittelpunkt steht, ist das in „Gladiator II“ nicht so klar. „Gladiator“ erzählt eine Rachegeschichte, eine Geschichte von Verrat und gegensätzlichen Vorstellungen über die Zukunft des römischen Imperiums. Verkörpert wird dieser Konflikt durch die beiden Hauptfiguren, die mal Freunde waren und zu Feinden wurden, nachdem Commodus seinen Vater ermordet, um an die Macht zu gelangen. Als Maximus ihm danach nicht helfen will, sondern sich gegen ihn stellt, lässt er dessen Familie ermorden und gibt den Befehl, Maximus zu ermorden. Maximus überlebt und begibt sich nach Rom, um dort Commodus zu ermorden. Das ist eine einfache Geschichte, die gradlinig mit Schauwerten präsentiert wird.

In „Gladiator II“ sind schon die Motive der beiden Gegner schwächer. General Marcus Acacius ist ein Feldherr, der einfach eine Schlacht gewinnen will. Der Tod von Lucius‘ Frau ist dabei einer der vielen Tote, die es in einer Schlacht gibt. Ein persönliches Motiv ist nicht erkennbar. Auch später, in Rom, hat Marcus kein Interesse daran, Lucius zu töten. Unnötig verklompliziert wird die Beziehung zwischen Marcus und Lucius, weil Marcus mit Lucius‘ Mutter Lucilla verheiratet ist.

Der mit den beiden Hauptfiguren verknüpfte Kampf um das künftige Schicksal des römischen Imperiums, also von wem es wie regiert werden soll, entfällt ebenfalls. Beide Hauptpersonen interessieren sich nicht dafür. Der eine will seine Frau rächen. Der andere will eigentlich in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Für Politik und Macht interessieren sie sich nicht.

Macrinus (Denzel Washington) interessiert sich dafür. Er ist eine Mischung aus Unternehmer und politischem Profiteur. Er will in die Herrschaftsriege aufsteigen. Eine besondere Mission oder eine Vorstellung, was sich unter seiner Herrschaft ändern soll, hat er nicht. Er ist einfach nur ein Profiteur, der die Macht um ihrer selbst will.

Seine Gegner sind die Kaisergeschwister Caracalla und Geta. Sie sind verwöhnte, psychotische, leicht beeinflussbare reiche Kinder. Besonders angsteinflößend sind sie nicht. Wie sie, nachdem am Ende von „Gladiator“ die Zeichen für eine bessere Zukunft gesetzt waren, an die Macht kamen, wird nicht erklärt und bleibt rätselhaft. Denn nichts qualifiziert sie für das Amt, das sie auch nicht ausfüllen möchten. Fred Hechinger und Joseph Quinn sorgen im ihrem Overacting eher für einen schrägen Camp-Humor in dem ernsten Film.

In diesen Momenten erzählt „Gladiator II“, neben der Rachegeschichte, auch eine Polit-Intrige, ohne sich für den politischen noch für den intriganten Teil zu interessieren. Eine detaillierte Auseinandersetzung mit den Mechanismen der Macht würde vom Spektakel im Kolosseum ablenken. Aber vielleicht erzählt Scott das ja in epischer Breite in der schon jetzt angedeuteten möglichen und deutlich längeren Fassung des zweieinhalbstündigen Films.

In der Langfassung wird dann vielleicht auch erkennbar, ob Scott möchte, dass die Filmgeschichte als Metapher für die aktuelle Situation in den USA gelesen werden soll und wie sie gelesen werden soll. Im Moment kann sie nämlich mühelos in jede politische Richtung interpretiert werden. „Gladiator II“ ist kein Monumentalfilm mit einer politischen Agenda oder einem klar gekennzeichnetem Konflikt verschiedener Vorstellungen von Gesellschaft und dem richtigen Leben. Das war früher, als es in Monumentalfilmen um den Kampf gegen das Christentum oder um Sklavenaufstände ging, anders. In „Gladiator II“ geht es um nichts.

Weitere Probleme von „Gladiator II“ sind schon in den ersten Minuten offensichltich. Der Monumentalfilm beginnt mit einer epischen, CGI-gesättigten Schlacht, bei der brennende Kugeln und Pfeile locker Festungsmauern und Rüstungen durchschlagen und Schiffe schwuppdiwupp zum Sinken bringen. Während der Schlacht fällt Lucius ins Wasser und taucht erst lange nach dem Ende der Schlacht wieder auf. Eigentlich müsste er ertrunken sein. Realismus und Wahrscheinlichkeit werden schon in diesen Minuten zugunsten vermeitlicher Schauwerte geopfert.

Etwas später muss Lucius in der Kampfarena gegen Fantasy-Monsterpaviane auf Speed kämpfen. In diesem Moment qualifiziert „Gladiator II“ sich endgültig zum todernsten Fantasy-Film mit teilweise erstaunlich schlechten und unglaubwürdigen CGI-Effekten.

Als Spektakel erreicht der Sandalenfilm mühsam seine Ziellinie. Als ernstzunehmender Film hat er sich schon in den ersten Filmminuten Richtung Trash und freudlos-züchtiger Anything-can-go-Fantasy verabschiedet. Bei Ridley Scotts neuem Film ist nur beeindruckend, wie wenig beeindruckend der Film ist. Dabei war schon „Gladiator“ nicht wirklich gut, aber immerhin über die gesamte Laufzeit unterhaltsam.

Gladiator II (Gladiator II, USA 2024)

Regie: Ridley Scott

Drehbuch: David Scarpa (nach einer Geschichte von Peter Craig und David Scarpa, nach Charakteren von David Franzoni)

mit Paul Mescal, Pedro Pascal, Joseph Quinn, Fred Hechinger, Lior Raz, Derek Jacobi, Connie Nielsen, Denzel Washington

Länge: 148 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Gladiator II“

Metacritic über „Gladiator II“

Rotten Tomatoes über „Gladiator II“

Wikipedia über „Gladiator II“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Thelma & Louise“ (Thelma & Louise, USA 1991)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Prometheus” (Prometheus, USA 2012)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Exodus – Götter und Könige (Exodus – Gods and Kings, USA 2014)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ (The Martian, USA 2015)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, USA 2017)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alles Geld der Welt“ (All the Money in the World, USA 2017)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „The Last Duel“ (The Last Duel, USA 2021)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „House of Gucci“ (House of Gucci, USA 2021)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Napoleon“ (Napoleon, USA 2023)


TV-Tipp für den 13. November: Tatort: Duisburg-Ruhrort

November 12, 2024

SWR, 23.30

Tatort: Duisburg-Ruhrort (Deutschland 1981)

Regie: Hajo Gies

Drehbuch: Horst Vocks, Thomas Wittenburg

Ein ermordeter Binnenschiffer treibt im Hafenbecken von Duisburg-Ruhrort. Die Kommissare Schimanski und Thanner suchen seinen Mörder.

Der erste Auftritt von Götz George als Horst Schimanski. Damals ein Skandal (Seine Manieren! Seine Sprache! Sein Umgang mit den Dienstvorschriften!), heute ein „Tatort“-Klassiker. Schimanski war schnell der beliebteste „Tatort“-Kommissar, der auch zweimal im Kino ermitteln durfte.

mit Götz George, Eberhard Feik, Ulrich Matschoss, Michael Lech, Michael Rastl, Brigitte Janner, Max Volkert Martens, Barbara Focke

Hinweise

Horst-Schimanski-Fanseite

Wikipedia über „Tatort: Duisburg-Ruhrort“

ARD über den „Tatort


Cover der Woche

November 12, 2024


TV-Tipp für den 12. November: Departed – Unter Feinden/The Wolf of Wall Street

November 11, 2024

Ein laaaanger Abend mit den Herren Scorsese und DiCaprio

Kabel Eins, 20.15 (weil FSK-16 möglicherweise gekürzt)

Departed – Unter Feinden (The Departed, USA 2006)

Regie: Martin Scorsese

Drehbuch: William Monahan

Cop Billy Costigan ist Undercover-Agent in der Organisation des Mafiapaten Frank Costello. Gangster Colin Sullivan ist bei der Polizei der Top-Maulwurf für Costello. Beide steigen in den feindlichen Organisationen stetig auf. Da erhalten Costigan und Sullivan von ihrem Boss den Auftrag, den Verräter in den eigenen Reihen zu finden.

„Departed – Unter Feinden“ ist, wie Genre-Junkies wissen, das grandiose US-Remake des ebenso grandiosen Hongkong-Thrillers „Infernal Affairs“ (von Andrew Lau und Alan Mak). Monahan verlegte die Geschichte nach Boston, orientierte sich bei dem Mafiapaten an dem legendären Whitey Bulger und zeichnete ein Porträt der amerikanischen Gesellschaft. Die schwächsten Szenen des Remakes sind die weinigen, direkten Übernahmen von Szenen aus dem Original.

Beide Filme sind stilistisch überzeugende Werke über Freundschaft, Loyalität und Verrat.

Monahans Drehbuch erhielt einen Edgar, einen Oscar, den Preis der Writers Guild of America und war für den Golden Globe nominiert (um nur einige zu nennen). Der Film wurde für zahlreiche Preise nominiert und erhielt auch den Oscar für den besten Film des Jahres

Die nächste Zusammenarbeit von Martin Scorsese und Leonardo DiCaprio war die allseits abgefeierte Dennis-Lehane-Verfilmung „Shutter Island“ (mir gefällt das Buch besser). Danach kamen “The Wolf of Wall Street” und 2023 „Killers of the Flower Moon“.

Und William Monahans lieferte danach sein gelungenes Regiedebüt, die Ken-Bruen-Verfilmung “London Boulevard” (mit Colin Farrell, David Thewlis, Ray Winstone, Eddie Marsan und Keira Knightley), ab.

Mit Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Mark Wahlberg, Martin Sheen, Ray Winstone, Vera Farmiga, Alec Baldwin

Hinweise

Metacritic über “Departed – Unter Feinden”

Rotten Tomatoes über “Departed – Unter Feinden”

Wikipedia über “Departed – Unter Feinden” (deutsch, englisch)

Drehbuch „The Departed“ von William Monahan

Collider: Interview mit William Monahan (Februar 2007)

Meine Besprechung von William Monahans “London Boulevard” (London Boulevard, USA/GB 2010)

Meine Besprechung von William Monahans “The Gambler” (The Gambler, USA 2014 – nur Drehbuch)

Kabel Eins, 23.15

The Wolf of Wall Street (The Wolf of Wall Street, USA 2013)

Regie: Martin Scorsese

Drehbuch: Terence Winter

LV: Jordan Belfort: The Wolf of Wall Street, 2007 (Der Wolf der Wall Street)

An seinem ersten Arbeitstag an der Wall Street crasht die Börse. Also zieht der nun arbeitslose, selbsternannte „Wolf of Wall Street“ Jordan Belfort 1987 eine Straße weiter und mit dem Verkauf von Pennystocks verdient er ein Vermögen.

Knapp gesagt: „GoodFellas“ und „Casino“ in der Finanzwelt, niemals langweilig und grandios von Martin Scorsese inszeniert.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung – und noch mehr im Bonusmaterial zum Film.

mit Leonardo DiCaprio, Jonah Hill, Margot Robbie, Matthew McConaughey, Kyle Chandler, Rob Reiner, Jon Favreau, Jean Dujardin, Jon Bernthal

Die Vorlage

Jordan Belfort: Der Wolf der Wall Street – Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone

(übersetzt von Egbert Neumüller)

Goldmann Taschenbuch, 2014

640 Seiten

9,99 Euro

Die Originalausgabe erschien 2007.

Die deutsche Erstausgabe 2008 im Verlag Börsenmedien AG.

Hinweise

Moviepilot über „The Wolf of Wall Street“

Metacritic über „The Wolf of Wall Street“

Rotten Tomatoes über „The Wolf of Wall Street“

Wikipedia über „The Wolf of Wall Street“ (deutsch, englisch) und über Martin Scorsese (deutsch, englisch)

Hollywood vs. Reality über „The Wolf of Wall Street“

Kriminalakte: Tonnen weitergehender Informationen über den Film

Meine Besprechung von Martin Scorseses “Hugo Cabret” (Hugo, USA 2011)

Meine Besprechung von Martin Scorseses “The Wolf of Wall Street” (The Wolf of Wall Street, USA 2013)

Meine Besprechung von Martin Scorseses „Silence“ (Silence, USA 2016)

Meine Besprechung von Martin Scorseses „Killers of the Flower Moon (Killers of the Flower Moon, USA 2023)

Martin Scorsese in der Kriminalakte


Gerald Kersh hat ein „Hirn und Zehn Finger“

November 11, 2024

Die Originalausgabe erschien bereits vor über achtzig Jahren. Trotzdem liest sich die Geschichte brennend aktuell. Gerald Kersh erzählt in der Novelle „Hirn und zehn Finger“ von einer kleinen Truppe jugoslawischer Kämpfer während des Zweiten Weltkriegs. Mitten in der Nacht überfallen sie ein Lager der italienischen Besatzer. Sie bringen einige Italiener um, einige von ihnen sterben und sie können mit ihrer Beute das Lager verlassen. Mit dem geklauten Dynamit und den Zundschnüren wollen sie später Anschläge gegen die Italiener und die Nazis verüben. Jetzt müssen sie nur schnell entkommen.

Aber der Regen hat die Bistrica zu einem reißenden Strom anschwellen gelassen, der die Brücke, die sie auf ihrer Flucht benutzen wollten, wegriss. Sie haben höchstens eine Stunde, um eine Behelfsbrücke zu errichten und ihr Leben ihren mordgierigen Verfolgern zu retten.

Kersh lässt die knapp 110-seitige Geschichte nacheinander von verschiedenen Erzählern erzählen. Nämlich dem sechzehnjährigen Andrej, dem ‚Narr‘ Klemen, der in höchster Not das Kommando übernimmt und Anweisungen zum Bau der Notbrücke gibt, den Deutschen- und Italienerhasser Stefek und Jeriza, einer jungen Frau, die mit ihrem Vater den Partisanen vom anderen Flussufer aus helfen will. Jeder dieser Ich-Erzähler hat eine unverwechselbare Stimme und eine eigene Perspektive auf die Ereignisse. Durch den Kunstgriff mit den verschiedenen Erzählerstimmen gelingt Kersh auf wenigen Seiten ein vielschichtes Bild der Ereignisse in dieser Nacht und er verleiht den einzelnen Figuren mit wenigen Worten eine große Tiefe.

Die Geschichte spielt 1943 und sie ist ein Heldenlied auf die Tapferkeit der Widerstandskämpfer. Sie haben keine Chance, aber sie kämpfen weiter. Und weil die Parallelen zum Ukraine-Krieg, wo Ukrainer tapfer ihr Land gegen einen übermächtigen Gegner verteidigen, offensichtlich sind, liest sich „Hirn und zehn Finger“ wie eine gerade erst geschriebene spannende Geschichte über eine kleine Episode aus einem Krieg. Man müsste nur einige Worte austauschen und schon würde Kershs Geschichte in der heutigen Ukraine spielen.

Noir-Autor Gerald Kersh lebte von 1911 bis 1968. Er war während des Zweiten Weltkriegs ein Bestsellerautor. Später geriet er in Vergessenheit und wurde vor einigen Jahren wiederentdeckt.

Sein bekanntester Roman ist „Nachts in der Stadt“ (Night And The City, 1938). Der Noir wurde zweimal verfilmt. Einmal 1950 von Jules Dassin als „Die Ratte von Soho“ mit Richard Widmark in der Hauptrolle. Der Film gilt als Klassiker. Einmal 1992 von Irwin Winkler als „Night and the City“ mit Robert De Niro in der Hauptrolle.

Hirn und zehn Finger“ ist der vierte bei pulp master erschienene Noir von Gerald Kersh. Davor erschienen dort seine ebenfalls lesenswerten Romane „Die Toten schauen zu“, „Ouvertüre um Nitternacht“ und „Nachts in der Stadt“.

Gerald Kersh: Hirn und zehn Finger

(übersetzt von Angelka Müller, mit einem Nachwort von Angelika Müller und Frank Nowatzki)

pulp master, 2024

128 Seiten

12 Euro

Originalausgabe

Brian and Ten Fingers

William Heinemann LTD, 1943

Hinweise

Krimi-Couch über Gerald Kersh

pulp master über Gerald Kersh

Perlentaucher über Gerald Kersh

Wikipedia über Gerald Kersh (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Gerald Kershs „Ouvertüre um Mitternacht” (Prelude to a Certain Midnight, 1947)

Meine Besprechung von Gerald Kershs „Die Toten schauen zu“ (The Dead look on, 1943)


TV-Tipp für den 11. November: November – Paris im Fadenkreuz

November 10, 2024

ZDF, 22.15

November – Paris im Fadenkreuz (Novembre, Frankreich 2022)

Regie: Cédric Jimenez

Drehbuch: Cédric Jimenez, Olivier Demangel

TV-Premiere des filmischen Gegenstücks zu „Meinen Hass bekommt ihr nicht“, in dem es um die Gefühle eines Hinterbliebenen geht.

Cédric Jimenez liefert in „November“ eine packende Rekonstruktion der mehrtägigen Jagd der Anti-Terror-Einheit SDAT auf die Terroristen, die für die Anschläge auf das Bataclan und weitere Orte in Paris am 13. November 2015 verantwortlich waren.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Jean Dujardin, Anaïs Demoustier, Sandrine Kiberlain, Jérémie Renier, Lyna Khoudr, Cedric Khan

Wiederholung: Mittwoch, 13. November, 00.30 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „November“

AlloCiné über „November“

Rotten Tomatoes über „November“

Wikipedia über „November“ (deutsch,französisch)

Meine Besprechung von Cédric Jimenez‘ „Der Unbestechliche – Mörderisches Marseille“ (La French, Frankreich/Belgien 2014)

Meine Besprechung von Cédric Jimenez‘ „November“ (Novembre, Frankreich 2022)


TV-Tipp für den 10. November: Gladiator

November 9, 2024

Am Donnerstag, den 14. November, läuft „Gladiator II“, die lang erwartete (?) Fortsetzung von „Gladiator“ an. Zeit also, den Sandalenfilm wieder oder erstmals zu sehen und sich zu fragen, wie gut er die Zeit überstanden hat.

3sat, 22.00

Gladiator (Gladiator, USA/Großbritannien 2000)

Regie: Ridley Scott

Drehbuch: David Franzoni, John Logan, William Nicholson (nach einer Geschcihte von David Franzoni)

Tribun Maximus Decimus Meridius (Russell Crowe), ein tapferer und ehrlicher Krieger, will sich an Commodus (Joaquin Phoenix), Sohn von Kaiser Marc Aurel, Vatermörder und amtierender Herrscher von Rom, rächen. Denn dieser ermordete seine Familie und versuchte ihn umzubringen. Maximus tauchte unter und kommt als Gladiator nach Rom. Im Kolosseum wird er zum Liebling des Publikums.

Der Überraschungshit „Gladiator“ erhielt unter anderem einen Oscar als bester Film des Jahres. Die Story ist minimalistisch, Die Länge mit 155 Minuten in der von Ridley Scott favorisierten Kinofassung (es gibt noch einen 171-minütigen Extended Cut) episch. Das Ergebnis mit fotogen durch die Arena fliegenden abgetrennten Körperteilen durchwachsene Hollywood-Unterhaltung. Nie wirklich schlecht, aber auch nie wirklich gut.

Mit Russell Crowe, Joaquin Phoenix, Connie Nielsen, Oliver Reed,, Derek Jacobi, Djimon Hounsou, Richard Harris, David Schofield, Ralf Moeller, David Hemmings, Tommy Flanagan

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Gladiator“

Wikipedia über „Gladiator“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Thelma & Louise“ (Thelma & Louise, USA 1991)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Prometheus” (Prometheus, USA 2012)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Exodus – Götter und Könige (Exodus – Gods and Kings, USA 2014)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ (The Martian, USA 2015)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, USA 2017)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alles Geld der Welt“ (All the Money in the World, USA 2017)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „The Last Duel“ (The Last Duel, USA 2021)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „House of Gucci“ (House of Gucci, USA 2021)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Napoleon“ (Napoleon, USA 2023)