TV-Tipp für den 3. Oktober: Oppenheimer

Oktober 2, 2025

Pro7, 20.15 

Oppenheimer (Oppenheimer, USA 2023)

Regie: Christopher Nolan

Drehbuch: Christopher Nolan

LV: Kai Bird/Martin J. Sherwin: American Prometheus: The Triumph and Tragedy of J. Robert Oppenheimer, 2005 (J. Robert Oppenheimer – Die Biographie)

TV-Premiere. Christopher Nolans überzeugendes Biopic über den Physiker J. Robert Oppenheimer, den „Vater der Atombombe“. Keine leichte Kost.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Cillian Murphy, Emily Blunt, Matt Damon, Robert Downey Jr., Florence Pugh, Josh Hartnett, Kenneth Branagh, Benny Safdie, Dylan Arnold, Gustaf Skarsgård, David Krumholtz, Matthew Modine, David Dastmalchian, Tom Conti, Casey Affleck, Rami Malek, Jason Clarke, Alden Ehrenreich, Dane DeHaan, Gary Oldman, James Remar, James D’Arcy, Matthias Schweighöfer

Wiederholung: Samstag, 4. Oktober, 01.55 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Oppenheimer“

Metacritic über „Oppenheimer“

Rotten Tomatoes über „Oppenheimer“

Wikipedia über „Oppenheimer“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Christopher Nolans „Interstellar“ (Interstellar, USA/Großbritannien 2014)

Meine Besprechung von Christopher Nolans „Dunkirk“ (Dunkirk, USA/Frankreich/Großbritannien 2017)

Meine Besprechung von Christopher Nolans „Tenet“ (Tenet, USA 2020)

Meine Besprechung von Christopher Nolans „Oppenheimer“ (Oppenheimer, USA 2023)


TV-Tipp für den 22. August: The Boogeyman

August 21, 2025

Pro7, 23.40

The Boogeyman (The Boogeyman, USA 2023)

Regie: Rob Savage

Drehbuch: Scott Beck, Bryan Woods, Mark Heyman (nach einer Geschichte von Scott Beck und Bryan Woods)

LV: Stephen King: The Boogeyman, 1973 (Kurzgeschichte, Cavalier 1973) (Das Schreckgespenst) (später erschienen in dem Sammelband „Nightshift“, 1978 [Nachtschicht])

Nach dem Suizid eines Patienten richtet sich im Schrank des Kinderzimmers des Hauses von Dr. Harper der titelgebende „Boogeyman“ ein und ängstigt Harpers beiden Töchter. Harpers älteste Tochter will ihre kleine Schwester beschützen.

TV-Premiere. „The Boogeyman“ besteht aus vertrauten Elementen, die in der vertrauten Reihenfolge mit weitgehend vertrauten Schreckmomente (es geht doch nichts über plötzliche laute Geräusche und plötzlich auftauchende monströse Monsterfinger) präsentiert werden.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Sophie Thatcher, Chris Messina, Vivien Lyra Blair, Marin Ireland, Madison Hu, LisaGay Hamilton, David Dastmalchian

Wiederholung: Samstag, 23. August, 02.55 Uhr (Taggenau!)

Die Vorlage

Stephen King: Nachtschicht

(übersetzt von Barbara Heidkamp, Harro Christensen, Michael Kubiak, Karin Balfer, Ulrike A. Pollay, Sabine Kuhn, Ingrid Herrmann, Wolfgang Hohlbein, Bernd Seligmann und Stefan Sturm)

Lübbe, 1988

448 Seiten

13 Euro

Deutsche Erstausgabe

Lübbe, 1984

Originalausgabe

Nightshift

Doubleday, 1978

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „The Boogeyman“

Metacritic über „The Boogeyman“

Rotten Tomatoes über „The Boogeyman“

Wikipedia über „The Boogeyman“ (deutsch, englisch) und die Kurzgeschichtensammlung „Nachtschicht“ (deutsch, englisch)

Homepage von Stephen King

Mein Porträt zu Stephen Kings Geburtstag

Stephen King in der Kriminalakte, in seinem Trailer-Park und auf Europa-Tour

den Romanen von Stephen King

Meine Besprechung von Stephen Kings/Richard Bachmans „Qual“ (Blaze, 2007)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Nachgelassene Dinge“ (The things they left behind) in Ed McBains „Die hohe Kunst des Mordens“ (Transgressions, 2005)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Colorado Kid“ (The Colorado Kid, 2005)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Doctor Sleep“ (Doctor Sleep, 2013)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Später“ (Later, 2021)

Meine Besprechung von Joe Hill/Stephen King/Richard Mathesons „Road Rage“ (Road Rage, 2012)

den Verfilmungen, teils mit Besprechungen der Romane

Meine Besprechung der auf Stephen Kings Novelle “The Colorado Kid” basierenden TV-Serie “Haven”

Meine Besprechung von Kimberly Peirces Stephen-King-Verfilmung “Carrie” (Carrie, USA 2013)

Meine Besprechung von Tod Williams‘ Stephen-King-Verfilmung „Puls“ (Cell, USA 2016)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Der dunkle Turm: Schwarz“ (The Dark Tower: The Gunslinger, 1982) und von Nikolaj Arcels Romanverfilmung „Der dunkle Turm“ (The dark Tower, USA 2017)

Meine Besprechung von Andy Muschiettis „Es“ (It, USA 2017)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Friedhof der Kuscheltiere“ (Pet Sematary, 1983) und Kevin Kölsch/Dennis Widmyers Romanverfilmung „Friedhof der Kuscheltiere“ (Pet Sematary, USA 2019)

Meine Besprechung von Andy Muschietti Stephen-King-Verfilmung „Es Kapitel 2″ (It Chapter 2, USA 2019)

Meine Besprechung von Mike Flanagans „Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen“ (Doctor Sleep, USA 2019) (wahrscheinlich einer der Filmtitel, die kein Mensch an der Kinokasse vollständig ausgesprochen hat)

Meine Besprechung von Rob Savages Stephen-King-Verfilmung „The Boogeyman“ (The Boogeyman, USA 2023)

Meine Besprechung von Kurt Wimmers „Kinder des Zorns“ (Children of the Corn, USA 2020)

Meine Besprechung von Osgood Perkins‘ Stephen-King-Verfilmung „The Monkey“ (The Monkey, USA/Großbritannien 2025)

Meine Besprechung von Mike Flanagans Stephen-King-Verfilmung „The Life of Chuck“ (The Life of Chuck, USA 2024)


Neu im Kino/Filmkritik (+ ein Buchtipp): „The Life of Chuck“, erzählt von Stephen King, für das Kino interpretiert von Mike Flanagan

Juli 25, 2025

Nach „Das Spiel“ und „Doctor Sleeps Erwachen“ legt Mike Flanagan mit „The Life of Chuck“ seine dritte Stephen-King-Verfilmung vor. Es handelt sich um eine Verfilmung der Kurzgeschichte „Chucks Leben“. Sie gehört zu Kings wenigen Nicht-Horrorgeschichten, die dann, wie „Die Verurteilten“ und „Stand by me“, die Vorlage für sehr schöne und beim Publikum sehr beliebte Filme wurden. Das könnte in diesem Fall wieder passieren.

Dabei beginnt „The Life of Chuck“ wie ein schräger Katastrophenfilm.

Während die Welt gerade kollabiert, tauchen in Kalifornien plötzlich überall Reklametafeln auf, auf denen einem gewissen Chuck Krantz für 39 wunderbare Jahre gedankt wird. Zugegeben, dieser Krantz (Tom Hiddleston) sieht in seinem Anzug, der zu einem Bankbeamten oder einem Buchhalter passt, gut aus und er hat ein leicht verkniffenes pseudofreundliches Werbelächeln. Aber offensichtlich wirbt er nicht als austauschbares Modell für irgendein Produkt, sondern er ist diese Person, der gedankt wird – und die niemand kennt. Etwas später ist dieser Chuck Krantz im Radio, in der Luft und als Standbild auf jedem Bildschirm. Er breitet sich wie ein Virus aus.

Marty Anderson (Chiwetel Ejiofor), ein Lehrer, der später keine Rolle mehr spielen wird, fragt sich, während er nach dem Unterricht durch zerstörte Stadt fährt, wer dieser Chuck Krantz sei und wer ihm warum dankt.

In seinem neuen Film „The Life of Chuck“ beantwortet Mike Flanagan diese Frage. Dabei bewegt er sich, wie Stephen King in seiner dem Film zugrunde liegenden Kurzgeschichte, von der Gegenwart immer weiter zurück in die Vergangenheit; sozusagen vom Tod zur Geburt. In kleinen Episoden erfahren wir immer mehr über Chucks Leben, der im Film von Tom Hiddleston, Jacob Tremblay, Benjamin Pajak und Cody Flanagan gespielt wird. Dabei folgt Flanagan nicht stringent rückwärts Chucks Leben. Er schweift immer wieder ab, erzählt aus dem Leben anderer Figuren oder legt eine Pause ein.

So ist ein Höhepunkt eine lange improvisierte Tanznummer in der in der Nähe des Strandes liegenden Einkaufsstraße. Schlagzeugerin Taylor Franck (Taylor Gordon aka The Pocket Queen) trommelt. Menschen versammeln sich. Auch Chuck (Tom Hiddleston), der in seinem Anzug und mit seiner Aktentasche eindeutig auf dem Weg ins Büro ist, bleibt stehen. Irgendwann beginnt er zur Musik zu tanzen, lädt die ihm unbekannte Buchhändlerin Janice Halliday (Annalise Basso) zum Tanz ein und die Schlagzeugerin reagiert auf die beiden Tänzer, die wiederum auf sie reagieren. Es ist eine lange Szene, die als Musical-Nummer die Handlung bestenfalls minimal vorantreibt, und die dennoch noch länger hätte sein können.

Auch später – also wenn Chuck jünger ist – tanzt er gerne und Mike Flanagan zeigt das ausführlich. Sein Film ist eine Abfolge von verschiedene Genres bedienenden Kurzfilmen, die zusammen ein Porträt von Chuck und seiner Welt ergeben. Auch wenn Chuck nicht jede Person kennt, die in dieser Welt lebt und wir teilweise mehr über die Menschen wissen, denen Chuck begegnet als Chuck.

Aus diesen impressionistischen Stimmungsbildern aus einem überaus normalen Leben ergibt sich ein angenehm vor sich hin mäandernder, zutiefst menschenfreundlicher und optimistisch stimmender Film.

The Life of Chuck“ ist der perfekte Film für einen lauschigen Sommerabend; gerne in einem Open-Air-Kino.

The Life of Chuck (The Life of Chuck, USA 2024)

Regie: Mike Flanagan

Drehbuch: Mike Flanagan

LV: Stephen King: The Life of Chuck, 2020 (Chucks Leben [Kurzgeschichte], enthalten in „If it bleeds“, 2020 [Blutige Nachrichten])

mit Tom Hiddleston, Jacob Tremblay, Benjamin Pajak, Cody Flanagan, Chiwetel Ejiofor, Karen Gillan, David Dastmalchian, Matthew Lillard, Carl Lumbly, Taylor Gordon, Annalise Basso, Mia Sara, Mark Hamill, Kate Siegel, Carl Sagan, Nick Offerman (Erzähler, im Original)

Länge: 111 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Die Vorlage

Chucks Leben“ ist eine der vier in „Blutige Nachrichten“ enthaltenen Geschichten

Stephen King: Blutige Nachrichten

(übersetzt von Bernhard Kleinschmidt)

Heyne, 2021

576 Seiten

11,99 Euro (Taschenbuch)

24 Euro (Hardcover)

Deutsche Erstausgabe

Heyne, 2020

Originalausgabe

If it bleeds

Scribner, New York, 2020

Außerdem: der neue Roman von Stephen King

Privatermittlerin Holly Gibney (bekannt aus „Mr. Mercedes“, „Finderlohn“, „Mind Control“, „Der Outsider“, „Holly“ und einer Geschichte in „Blutige Nachrichten“) muss sich um zwei zeitintensive Fälle kümmern. Sie arbeitet als Personenschützerin für eine Feministin, auf die zahlreiche Anschläge verübt werden. Gleichzeitig soll sie die Durchführung einer Mordserie verhindern. Der Täter kündigte in einem anonymen Schreiben an, wahllos 13 unschuldige und einen schuldigen Menschen umzubringen und so den Tod eines Unschuldigen zu rächen. Er sieht diesen Wahnsinn als einen Akt der Sühne.

Stephen King setzt in seinem Nachwort die Erwartungen so niedrig, dass man schnell zu einem „deutlich besser als erwartet“-Lob kommen kann. King schreibt: „Jetzt bin ich endlich zufrieden damit. Beziehungsweise – ich will aufrichtig sein – zufrieden genug. Es wird nie ganz so, wie ich es mir erhoffte, aber es kommt ein Punkt, wo man loslassen muss.“

Die Kritiker sind jedenfalls größtenteils zufrieden mit Kings neuestem Roman.

Stephen King: Kein zurück

(übersetzt von Bernhard Kleinschmidt)

Heyne, 2025

640 Seiten

28 Euro

Originalausgabe

Never flinch

Scribner, New York, 2025

Hinweise

Moviepilot über „The Life of Chuck“

Metacritic über „The Life of Chuck“

Rotten Tomatoes über „The Life of Chuck“

Wikipedia über „The Life of Chuck“ (deutsch, englisch)

Book Marks über „Blutige Nachrichten“ und „Kein zurück“

Perlentaucher über „Blutige Nachrichten“ und „Kein zurück

zu Mike Flanagan

Meine Besprechung von Mike Flanagans „Ouija: Ursprung des Bösen“ (Ouija: Origin of Evil, USA 2016)

Meine Besprechung von Mike Flanagans „Before I wake“ (Before I wake, USA 2015)

Meine Besprechung von Mike Flanagans „Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen“ (Doctor Sleep, USA 2019)

zu Stephen King

Homepage von Stephen King

Mein Porträt zu Stephen Kings Geburtstag

Stephen King in der Kriminalakte, in seinem Trailer-Park und auf Europa-Tour

den Romanen von Stephen King

Meine Besprechung von Stephen Kings/Richard Bachmans „Qual“ (Blaze, 2007)

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Meine Besprechung von Stephen Kings „Colorado Kid“ (The Colorado Kid, 2005)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Doctor Sleep“ (Doctor Sleep, 2013)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Später“ (Later, 2021)

Meine Besprechung von Joe Hill/Stephen King/Richard Mathesons „Road Rage“ (Road Rage, 2012)

den Verfilmungen, teils mit Besprechungen der Romane

Meine Besprechung der auf Stephen Kings Novelle “The Colorado Kid” basierenden TV-Serie “Haven”

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Meine Besprechung von Andy Muschiettis „Es“ (It, USA 2017)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Friedhof der Kuscheltiere“ (Pet Sematary, 1983) und Kevin Kölsch/Dennis Widmyers Romanverfilmung „Friedhof der Kuscheltiere“ (Pet Sematary, USA 2019)

Meine Besprechung von Andy Muschietti Stephen-King-Verfilmung „Es Kapitel 2″ (It Chapter 2, USA 2019)

Meine Besprechung von Mike Flanagans „Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen“ (Doctor Sleep, USA 2019) (wahrscheinlich einer der Filmtitel, die kein Mensch an der Kinokasse vollständig ausgesprochen hat)

Meine Besprechung von Rob Savages Stephen-King-Verfilmung „The Boogeyman“ (The Boogeyman, USA 2023)

Meine Besprechung von Kurt Wimmers „Kinder des Zorns“ (Children of the Corn, USA 2020)

Meine Besprechung von Osgood Perkins‘ Stephen-King-Verfilmung „The Monkey“ (The Monkey, USA/Großbritannien 2025)


TV-Tipp für den 4. Juli: The Boogeyman

Juli 3, 2025

Pro7, 23.25

The Boogeyman (The Boogeyman, USA 2023)

Regie: Rob Savage

Drehbuch: Scott Beck, Bryan Woods, Mark Heyman (nach einer Geschichte von Scott Beck und Bryan Woods)

LV: Stephen King: The Boogeyman, 1973 (Kurzgeschichte, Cavalier 1973) (Das Schreckgespenst) (später erschienen in dem Sammelband „Nightshift“, 1978 [Nachtschicht])

Nach dem Suizid eines Patienten richtet sich im Schrank des Kinderzimmers des Hauses von Dr. Harper der titelgebende „Boogeyman“ ein und ängstigt Harpers beiden Töchter. Harpers älteste Tochter will ihre kleine Schwester beschützen.

TV-Premiere. „The Boogeyman“ besteht aus vertrauten Elementen, die in der vertrauten Reihenfolge mit weitgehend vertrauten Schreckmomente (es geht doch nichts über plötzliche laute Geräusche und plötzlich auftauchende monströse Monsterfinger) präsentiert werden.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Sophie Thatcher, Chris Messina, Vivien Lyra Blair, Marin Ireland, Madison Hu, LisaGay Hamilton, David Dastmalchian

Wiederholung: Samstag, 5. Juli, 03.10 Uhr (Taggenau!)

Die Vorlage

Stephen King: Nachtschicht

(übersetzt von Barbara Heidkamp, Harro Christensen, Michael Kubiak, Karin Balfer, Ulrike A. Pollay, Sabine Kuhn, Ingrid Herrmann, Wolfgang Hohlbein, Bernd Seligmann und Stefan Sturm)

Lübbe, 1988

448 Seiten

13 Euro

Deutsche Erstausgabe

Lübbe, 1984

Originalausgabe

Nightshift

Doubleday, 1978

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „The Boogeyman“

Metacritic über „The Boogeyman“

Rotten Tomatoes über „The Boogeyman“

Wikipedia über „The Boogeyman“ (deutsch, englisch) und die Kurzgeschichtensammlung „Nachtschicht“ (deutsch, englisch)

Homepage von Stephen King

Mein Porträt zu Stephen Kings Geburtstag

Stephen King in der Kriminalakte, in seinem Trailer-Park und auf Europa-Tour

den Romanen von Stephen King

Meine Besprechung von Stephen Kings/Richard Bachmans „Qual“ (Blaze, 2007)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Nachgelassene Dinge“ (The things they left behind) in Ed McBains „Die hohe Kunst des Mordens“ (Transgressions, 2005)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Colorado Kid“ (The Colorado Kid, 2005)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Doctor Sleep“ (Doctor Sleep, 2013)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Später“ (Later, 2021)

Meine Besprechung von Joe Hill/Stephen King/Richard Mathesons „Road Rage“ (Road Rage, 2012)

den Verfilmungen, teils mit Besprechungen der Romane

Meine Besprechung der auf Stephen Kings Novelle “The Colorado Kid” basierenden TV-Serie “Haven”

Meine Besprechung von Kimberly Peirces Stephen-King-Verfilmung “Carrie” (Carrie, USA 2013)

Meine Besprechung von Tod Williams‘ Stephen-King-Verfilmung „Puls“ (Cell, USA 2016)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Der dunkle Turm: Schwarz“ (The Dark Tower: The Gunslinger, 1982) und von Nikolaj Arcels Romanverfilmung „Der dunkle Turm“ (The dark Tower, USA 2017)

Meine Besprechung von Andy Muschiettis „Es“ (It, USA 2017)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Friedhof der Kuscheltiere“ (Pet Sematary, 1983) und Kevin Kölsch/Dennis Widmyers Romanverfilmung „Friedhof der Kuscheltiere“ (Pet Sematary, USA 2019)

Meine Besprechung von Andy Muschietti Stephen-King-Verfilmung „Es Kapitel 2″ (It Chapter 2, USA 2019)

Meine Besprechung von Mike Flanagans „Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen“ (Doctor Sleep, USA 2019) (wahrscheinlich einer der Filmtitel, die kein Mensch an der Kinokasse vollständig ausgesprochen hat)

Meine Besprechung von Rob Savages Stephen-King-Verfilmung „The Boogeyman“ (The Boogeyman, USA 2023)

Meine Besprechung von Kurt Wimmers „Kinder des Zorns“ (Children of the Corn, USA 2020)

Meine Besprechung von Osgood Perkins‘ Stephen-King-Verfilmung „The Monkey“ (The Monkey, USA/Großbritannien 2025)


TV-Tipp für den 25. Dezember: Dune

Dezember 24, 2024

Pro 7, 20.15

Dune (Dune, USA 2021)

Regie: Denis Villeneuve

Drehbuch: Denis Villeneuve, Jon Spaihts, Eric Roth

LV: Frank Herbert: Dune, 1965 (Dune – Der Wüstenplanet)

TV-Premiere. Erfurchtsvolle Bebilderung der ersten Hälfte von Frank Herberts „Der Wüstenplanet“. Den Fans, dem Publikum und den Kritikern gefiel das Werk.

Die Verfilmung der zweiten Buchhälfte lief dieses Jahr, ebenfalls erfolgreich, im Kino. Und irgendwann demnächst – ein Startdatum gibt es noch nicht, aber das Drehbuch soll schon fertig sein – verfilmt Villeneuve „Dune Messiah“.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Oscar Isaac, Jason Momoa, Stellan Skarsgård, Stephen McKinley Henderson, Josh Brolin, Javier Bardem, Sharon Duncan-Brewster, Chang Chen, Dave Bautista, David Dastmalchian, Zendaya, Charlotte Rampling, Babs Olusanmokun, Benjamin Clementine

Wiederholungen:

Pro 7, Donnerstag, 26. Dezember, 14.40 Uhr

Kabel 1, Mittwoch, 8. Januar, 20.15 Uhr

Die Vorlage

Frank Herbert: Dune – Der Wüstenplanet

(übersetzt von Jakob Schmidt)

Heyne, 2020 (die Filmausgabe)

800 Seiten

12,99 Euro

Zum Filmstart erschien der Roman mit einem neuen Cover.

Vor dem Filmstart erschien der Roman bereits in mehreren Übersetzungen.

Originalausgabe

Dune

Chilton Books, 1965

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Dune“

Metacritic über „Dune“

Rotten Tomatoes über „Dune“

Wikipedia über „Dune“ (2021) (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Enemy“ (Enemy, Kanada/Spanien 2013)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Sicario“ (Sicario, USA 2015) und der DVD und des Soundtracks

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Arrival“ (Arrival, USA 2016)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves Frank-Herbert-Verfilmung „Dune“ (Dune, USA 2021)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves Frank-Herbert-Verfilmung „Dune: Part Two“ (Dune: Part Two, USA 2024)

Meine Besprechung von Frank Herberts „Dune – Der Wüstenplanet“ (Dune, 1965)

Meine Besprechung von Tanya Lapointe/Stefanie Broos‘ „Hinter den Kulissen von Dune: Part Two (Vorwort von Denis Villeneuve, Einführung von Brian Herbert und Kevin J. Anderson)“ (The Art and Soul of Dune: Part Two, 2024)


Neu im Kino/Filmkritik: Über den Horrorfilm „Late Night with the Devil“

Mai 30, 2024

Wenn in Archiven gestöbert wird, tauchen manchmal unbekannte, aber ausgezeichnete Aufnahmen auf (ich sage nur John Coltrane) oder gern von allen Beteiligten vergessenes (wie dieses „Star Wars Holiday Special“ von 1978), oder der Mitschnitt einer katastrophal aus dem Ruder gelaufenen Talkshow. Jedenfalls wird das am Anfang von „Late Night with the Devil“ gesagt.

Es geht um die 1977er Halloween-Show von „Night Owls with Jack Delroy“. Jack Delroy war damals ein Late-Night-Host, dessen Show mit Quotenproblemen zu kämpfen hat; was eine freundliche Umschreibung für „der Sender überlegt, ob er die Show aus dem Programm streicht“ ist. Außerdem ist Delroy immer noch in Trauer über den erst einen Monat zurückliegenden qualvollen Tod seiner Frau. Die Halloween-Show soll die Wende bringen. Dafür sind, passend zum Sendeabend, dem allgemeinen Interesse an Okkultem, Übernatürlichem und, nach den Kinohits „Der Exorzist“ und „Das Omen“, vom Teufel besessenen Kindern, Gäste eingeladen, die etwas zu dem Thema des Abends sagen können. Es sind ein Hellseher, ein junges, von einem Dämon besessenes Mädchen, ihre Vertrauensperson, die einen Bestseller über diesen Fall schrieb, und ein den gesamten Hokuspokus ablehnender Experte für Paranormales.

Ziemlich schnell wird der geplante Ablauf von unvorhergesehenen Ereignissen gestört. Möglicherweise ist der Teufel als nicht eingeladener Gast dabei. Oder es handelt sich nur um einen weiteren Fall von kollektivem Wahn, der dieses mal allerdings von Kameras aufgezeichnet wird.

Mit „Late Night with the Devil“ haben die australischen Brüder Cameron und Colin Cairnes einen Found-Footage-Horrorfilm gedreht, der am Ende seine Prämisse verrät. Das führt zu einem ziemlich durchgedrehtem Finale und ermöglicht es ihnen, einige der vorher im Film geschehenen Ereignisse und Motive des Gastgebers und der Talkshow-Gäste zu erklären. Ob man diese Entscheidung jetzt gut oder schlecht findet, ist Geschmacksache. Mich störte sie nicht. Im Gegentei: sie gefiel mir und befriedigte mich mehr als das alles offen lassende Ende von „The Blair Witch Project“, der Mutter aller Found-Footage-Horrorfilme.

Bis zum Finale erfreut der Horrorfilm der Cairnes-Brüder mit seiner gelungenen Rekonstruktion einer Late-Night-Show aus den siebziger Jahren und dem ebenso gelungenem Spiel mit, vor allem, 70er-Jahre-Horrorklischees und dem damaligen kollektiven Wahn vor teuflischen Besessenheiten. Das liegt an dem guten Drehbuch, der souveränen Regie, den unbekannten, aber guten Schauspielern (David Dastmalchian, der den Gastgeber Jack Delroy spielt, ist der bekannteste Name im Ensemble und auch ihn dürften nur die Menschen kennen, die sich in Blockbustern für jeden Nebendarsteller interessieren), der die 70er Jahre heraufbeschwörenden Ausstattung und der benutzten Technik. Die Cairnes-Brüder entschlossen sich, einfach die in damaligen Talkshows übliche Technik zu verwenden und die Schauspieler spielen zu lassen. In einer Live-Talkshow gibt es ja auch keine Schnitte, sondern nur Werbepausen, in denen hektisch das Make-Up des Moderators erneuert wird, Absprachen getroffen werden und, nach Bedarf, auf- und umgeräumt wird.

Schon jetzt ist „Late Night with the Devil“ einer der besten Horrorfilme des Jahres. Das Regieduo beschreibt ihn zutreffend als „unsere alptraumhafte Ode an die Talkshows und Horrorfilme der 70er Jahre“.

Late Night with the Devil (Late Night with the Devil, Australien/USA/Vereinigte Arabische Emirate 2023)

Regie: Cameron Cairnes, Colin Cairnes

Drehbuch: Cameron Cairnes, Colin Cairnes

mit David Dastmalchian, Laura Gordon, Ian Bliss, Fayssal Bazzi, Ingrid Torelli, Rhys Auteri, Georgina Haig, Josh Quong Tart, Michael Ironside (Erzähler)

Länge: 92 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Late Night with the Devil“

Metacritic über „Late Night with the Devil“

Rotten Tomatoes über „Late Night with the Devil“

Wikipedia über „Late Night with the Devil“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „Die letzte Fahrt der Demeter“, die erste Fahrt mit Graf Dracula als Passagier

August 17, 2023

Wer Bram Stokers Roman „Dracula“ gelesen oder eine der vielen Verfilmungen des Romans gesehen hat, weiß, wie die Fahrt der Demeter endet. Die Demeter ist das Frachtschiff, das Graf Dracula und mehrere mit Erde gefüllte Kisten aus seiner Heimat, den Karpaten, nach England befördert. In London möchte er das Nachtleben in sich aufsaugen. Während der Fahrt tötet Dracula die Seeleute. Als die Demeter während eines Orkans in der zur Grafschaft Yorkshire gehörenden Hafenstadt Whitby strandet, ist die gesamte Besatzung tot.

Bram Stoker schildert diese Reise auf wenigen Seiten. In meiner dreihundertseitigen Übersetzung des Romans sind es keine fünf Seiten, in denen es vor allem darum geht, zu erklären, wie Graf Dracula aus seiner Heimat nach England gelangt. Dort spielt dann der größte Teil des Romans. In den Verfilmungen, die für jede Generation von Kinogängern die Figur des blutsaugenden Grafen neu interpretierten, wurde es bislang ähnlich gehandhabt. Die Reise interessierte nicht weiter.

Schon vor über zwanzig Jahren hatte Bragi Schut jr. die Idee, das Logbuch der Demeter als Grundlage für einen Spielfilm zu nehmen. Seine Idee kam bei Produzenten gut an. Anschließend wanderte das Projekt durch viele Hände, bis die Geschichte der letzten Fahrt der Demeter jetzt von André Øvredal verfilmt wurde. Øvredal inszenierte davor „Troll Hunter“ und „Scary Story we tell in the Dark“. Beides durchaus gelungene Genrewerke. Auch sein neuester Film „Die letzte Fahrt der Demeter“ ist ein Horrorfilm, der am besten funktioniert, wenn man ihn als netten altmodischen, zu lang geratenen Grusler goutiert. Denn wofür Øvredal zwei Stunden benötigt, wurde früher in neunzig Minuten erzählt. Wie früher wurde der Film nicht auf einem Schiff, sondern im Studio gedreht und im Zweifelsfall sind Atmosphäre und Schocks wichtiger als Logik und Wahrscheinlichkeit.

Die Länge ist nur ein Problem des Films. Ein anderes ist die Geschichte, die auf dem Logbuch der Demeter basiert und dieses auf Spielfilmlänge erweitert. Dafür werden auch einige neue Figuren erfunden: ein naseweiser Schiffsjunge, ein überqualifizierter Doktor, der hier zum ersten Mal auf der Demeter als Schiffsarzt anheuert, und eine junge Frau, die ihr bisheriges Leben in den Karpaten in dem Dorf verbrachte, das von Graf Dracula beherrscht wird. Gerade Anna ist die problematischste neue Figur. Denn obwohl sie ihr Leben mehr oder weniger mit dem Blutsauger verbrachte und von ihm an Bord geschmuggelt wurde, weiß sie nicht, wie man sich vor ihm schützt oder ihn töten kann. Sie hat weniger Ahnung von Vampiren, ihren Eigenschaften, Stärken und Schwächen als Professor van Helsing, der in „Die letzte Fahrt der Demeter“ nicht auftaucht.

Henry Clemens, der Mediziner, der zurück nach England will und deshalb auf der „Demeter“ anheuert, ist eine okaye neue Figur, die als Wissenschaftler einen van-Helsing-Touch hat. Er kann Menschen verarzten. Beispielsweise Anna, die, als sie auf der Demeter gefunden wird, schwer verletzt ist. Er stellt Vermutungen über die Ursachen ihrer Verletzungen an. Er will herausfinden, was auf der Demeter geschieht. Und er will Dracula besiegen.

Die Seeleute verhalten sich ziemlich idiotisch. So suchen sie den geheimnisvollen Passagier, den einige der Seemänner gesehen habe wollen, bevorzugt nach Einbruch der Dunkelheit. Schließlich ist er tagsüber nicht zu sehen. Auch nachdem sie sehen, wie einige ihrer Kameraden, die von Dracula zu Vampiren gemacht wurden, im Sonnenlicht verbrennen, kommen sie nicht auf die Idee, dass sie den unbekannten Passagier tagsüber suchen und ins Sonnenlicht zerren sollten. Als sie ihm eine Falle stellen, stellen sie diese nachts und in Sichtweite des rettenden Landes. Letztendlich sind sie Vampirfutter.

Graf Dracula ist erst gegen Ende länger im Bild. Er sieht aus wie Nosferatu, also wie Max Schreck in Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilm „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (eine nicht autorisierte Verfilmung von Stokers Roman) oder wie Klaus Kinski in Werner Herzogs Remake „Nosferatu – Phantom der Nacht“. Allerdings hat Javier Botets Dracula nichts verführerisches. Er ist ein nur nach Nahrung gierendes Monster.

Gerade weil die Macher in „Die letzte Fahr der Demeter“ nicht eine neue Menschen-müssen-auf-einem-Schiff-gegen-ein-Monster-kämpfen-Geschichte erzählen wollen, sondern einen Teil von Stokers „Dracula“-Roman als eigenständigen Film verfilmen wollten, müssen sie auch die gesamte, allseits bekannte Vampirmythologie und die Geschichte des Grafen Dracula beachten. Das führt schon bei der Beladung der Demeter in der Schwarzmeerstadt Warna zu den ersten Problemen. Während die Einheimischen sofort das Zeichen des Grafen Dracula auf einer Kiste erkennen und sich danach weigern, das Schiff weiter zu beladen und mitzufahren, bekommen der Kapitän und seine Stammbesatzungsmitglieder nichts davon mit. Auf See müssen sie sich, wie wir es aus unzähligen anderen Horrorfilmen kennen, immer wieder dumm und irrational verhalten.So verläuft die letzte Fahrt der Demeter dann, mit einigen selbst verschuldeten Problemen, ziemlich vorhersehbar.

Wie es besser geht zeigen die „Sherlock“-Erfindern Mark Gatiss und Steven Moffat in der von ihnen geschriebenen dreiteilige BBC-Miniserie „Dracula“ (mit Claes Bang als Dracula). Die zweite Folge schildert ebenfalls die Geschichte der Überfahrt. 

Die letzte Fahrt der Demeter (The last Voyage of the Demeter, USA/Deutschland 2023)

Regie: André Øvredal

Drehbuch: Bragi Schut jr., Zak Olkewicz (basierend auf der Story von Bragi Schut jr.)

LV: Bram Stoker: Dracula, 1897 (Dracula) (genaugenommen nur das wenigen Seiten umfassende Logbuch der Demeter)

mit Corey Hawkins, Aisling Franciosi, Liam Cunningham, David Dastmalchian, Javier Botet, Woody Norman

Länge: 119 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Filmportal über „Die letzte Fahrt der Demeter“ (wurde im Studio Babelsberg gedreht)

Moviepilot über „Die letzte Fahrt der Demeter“

Metacritic über „Die letzte Fahrt der Demeter“

Rotten Tomatoes über „Die letzte Fahrt der Demeter“

Wikipedia über „Die letzte Fahrt der Demeter“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von André Øvredals „Scary Stories to tell in the Dark“ (Scary Stories to tell in the Dark, USA 2019)

und dann gibt es noch einige andere Manifestationen von Graf Dracula, die ich ausführlicher besprochen habe

Meine Besprechung von Dario Argentos „Dario Argentos Dracula“ (Dracula 3D, Italien 2012)

Meine Besprechung von Gary Shores „Dracula Untold“ (Dracula Untold, USA 2014)

Meine Besprechung von Jonny Campbell/Damon Thomas/Paul McGuigans „Dracula“ (Dracula, Großbritannien 2020 – TV-Serie nach einem Buch von Mark Gatiss und Steven Moffat)

Meine Besprechung von Chris McKays „Renfield“ (Renfield, USA 2023)

Meine Besprechung von Roy Thomas/Mike Mignolas „Bram Stoker’s Dracula“ (Bram Stoker’s Dracula 1-4, 1993)


Neu im Kino/Filmkritik: Über Christopher Nolans „Oppenheimer“

Juli 20, 2023

Ein verfilmter Wikipedia-Artikel – ein gern benutzter Vorwurf gegen Biopics die das Leben der porträtierten Person chronologisch, detailversessen und langweilig abhandeln – ist Christopher Nolans „Oppenheimer“ nicht. Ein guter Film ist das dreistündige Werk auch nicht.

Er erzählt, weitgehend chronologisch und mit vielen Stars (dazu später mehr) einige wichtige Momente aus dem Leben von J. Robert Oppenheimer, dem „Vater der Atombombe“. Cillian Murphy spielt ihn als hageren Kettenraucher. Es geht um seine Jahre als Leiter des Manhattan-Projekts während des Zweiten Weltkriegs. In Los Alamos, New Mexico, leitete er die Forschungen und Entwicklung der Atombombe. Es geht um die Sicherheitsanhörung, in der 1954 über seine Sicherheitsfreigabe, die ihm die Arbeit an geheimen Rüstungsprojekten ermöglicht, verhandelt wurde. Auch seine Zeit als Student und aufstrebender Wissenschaftler werden kurz beleuchtet. Nolan springt dabei, ohne die Zuschauer zu überfordern, in der Chronologie, zwischen Farbe und Schwarz-Weiß und zwischen Oppenheimers Berufs- und Privatleben hin und her. Auf Jahreszahlen und Ortsangaben verzichtet er, aber Oppenheimers Frisur gibt jederzeit deutliche Hinweise auf die Zeit.

Bis auf wenige Momente, in denen Nolan in Oppenheimers Kopf eintaucht, ist das Biopic ein normales Biopic mit sprechenden Männern und noch mehr sprechenden Männern, die anscheinend auf ihren Stühlen festgewachsen sind, und einigen prächtigen Landschaftsaufnahmen von New Mexico mit reitenden Menschen und fotogenen Sonnenauf- und -untergängen. Irgendwann sind die Forscher im Manhattan-Projekt, die wir eigentlich nie bei der Arbeit sehen, soweit, dass sie den Trinity-Test durchführen können. Diese erste Explosion einer Atombombe wurde schon vorher eifrig beworben. Nolan verzichtete auf computergenerierte Bilder. Also musste es eine echte Explosion geben, die im Film, nun, ziemlich wie eine normale Explosion aussieht. Nur, insgesamt, auch durch die Inszenierung, etwas imposanter.

Um die Bilder und die Kameraarbeit wurde vorher ebenfalls ein großes Bohei gemacht. Nolan und sein Kameramann Hoyte van Hoytema (u. a. die Nolan-Filme „Interstellar“, „Dunkirk“ und „Tenet“) drehten mit Großformatkameras und immer mit einer IMAX-Auswertung im Blick. Für die Schwarz-Weiß-Szenen entwickelte Kodak spezielles Filmmaterial. Das sind technische Aspekte, die mit der Qualität des Films letztendlich nichts zu haben.

Bei den Figuren wollte Nolan keine Filmfiguren erfinden, die aus mehreren realen Personen zusammengefügt sind. Dieser Verzicht auf Composite Characters führt dazu, dass er viele, sehr viele Schauspieler für teils nur sehr kurze Auftritte von ein, zwei Szenen engagieren musste. Er besetzte diese teils immer noch sehr bekannten Menschen, wie Niels Bohr und Werner Heisenberg, mit bekannten Schauspielern, die auch in sehr kurzen Auftritten von oft nur ein, zwei Szenen einen bleibenden Eindruck hinterlassen können. Und niemand würde Matt Damon mit Robert Downey Jr. (schwer erkennbar als Lewis Strauss) mit Kenneth Branagh mit Casey Affleck oder mit Matthias Schweighöfer (der in der Originalfassung etwas deutsch reden darf) verwechseln. Das erleichtert etwas die Orientierung im Wust der Kurzauftritte und auch das spätere Gespräch darüber.

Ein großer Teil des Films, mindestens ein Drittel, wahrscheinlich sogar viel mehr Filmzeit, beschäftigt sich mit zwei Anhörungen, die in den Fünfzigern stattfanden. Die eine ist die Sicherheitsanhörung von J. Robert Oppenheimer. In ihr wird 1954 über die Bestätigung seiner Sicherheitsgarantie verhandelt. Es ist, in einem anonymen, winzigem Besprechungszimmer, ein Schauprozess der übelsten Sorte. Ohne Publikum und ohne die Möglichkeit, sich zu verteidigen. Die andere Anhörung ist 1959 die von Lewis Strauss vor dem US-Senat. Er soll als Handelsminister bestätigt werden. In diesem Teil des Films geht es dann tief in die Hinterzimmer von Washington und die US-amerikanische Paranoia vor dem Kommunismus, die damals zum McCarthyismus führte. In langen Befragungen wird sich auf Details aus Oppenheimers Vergangenheit konzentriert, die ihn als einen Kommunisten überführen sollen. Wann er mal für eine gute Sache Geld spendete oder mit wem er sich irgendwann vor Jahren mal traf.

Nolan inszeniert diesen Reigen sprechender Köpfe, über die wir oft nichts wissen, als eine endlose Abfolge starrer Kameraeinstellungen, die mehr an einen durchschnittlichen TV-Gerichtsfilm als an einen großen Kinofilm erinnert. Wobei sogar jede Gerichtsszene in „Law & Order“ dynamischer inszeniert ist.

Er verzichtet auch auf eine Voice-Over-Kommentar, der Informationen, Hintergründe und Zusammenhänge vermitteln und Lücken der Erzählung ausfüllen könnte. Das muss dann der Wikipedia-Artikel erledigen.

Ärgerlich ist bei einem Film wie „Oppenheimer“, bei dem die Dialoge wichtig sind, Nolans Marotte, die Dialoge bis zur Unverständlichkeit in den restlichen Sound zu mischen. Da wären, wie bei seinem vorherigen Film „Tenet“, Untertitel hilfreich gewesen.

Alles das könnte verziehen werden, wenn Nolan sein Material im Griff hätte. Aber er reiht nur Episoden und Details aus Oppenheimers Leben aneinander. Am Anfang assoziativ und immer wieder in Oppenheimers Kopf, später weitgehend chronologisch und objektiv. Nolan lässt beim Erzählen von Oppeneimer Leben große Lücken. Die größte ist die zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und den Jahren danach, in der Oppenheimer die Entwicklung der Wasserstoffbombe ablehnte. Er zerstritt sich darüber mit Lewis Strauss, dem damaligen Vorsitzenden der Atomenergiebehörde (Atomic Energy Commission, AEC). Strauss diffamierte ihn als möglichen sowjetischen Spion. Das führte zu der von Nolan in epischer Breite gezeigten Sicherheitsanhörung. Interessanter wäre es gewesen, wenn Nolan eben die Geschichte des Konflikts zwischen Oppenheimer und Strauss gezeigt hätte. Er zeigt nur einen kleinen, für sich genommen und ohne Hintergrundwissen kaum verständlichen Ausschnitt.

Die Frauen in Oppenheimers Leben bleiben schmückendes Beiwerk. Sein familiärer Hintergrund, Kindheit und Jugend werden ignoriert. Das wäre kein Problem, wenn Nolan aus Oppenheimers Leben einen wichtigen Abschnitt oder eine wichtige Entwicklung vollständig und nachvollziehbar erzählt hätte. So finden die wichtigsten Entwicklungen immer zwischen den Bildern statt.

Oppenheimer“ ist Christopher Nolans schwächster Film. Nolans Drei-Stunden-Epos wirkt wie eine lieblos auf Spielfilmlänge zusammengeschnittene durchschnittliche TV-Serie.

Oppenheimer (Oppenheimer, USA 2023)

Regie: Christopher Nolan

Drehbuch: Christopher Nolan

LV: Kai Bird/Martin J. Sherwin: American Prometheus: The Triumph and Tragedy of J. Robert Oppenheimer, 2005 (J. Robert Oppenheimer – Die Biographie)

mit Cillian Murphy, Emily Blunt, Matt Damon, Robert Downey Jr., Florence Pugh, Josh Hartnett, Kenneth Branagh, Benny Safdie, Dylan Arnold, Gustaf Skarsgård, David Krumholtz, Matthew Modine, David Dastmalchian, Tom Conti, Casey Affleck, Rami Malek, Jason Clarke, Alden Ehrenreich, Dane DeHaan, Gary Oldman, James Remar, James D’Arcy, Matthias Schweighöfer (da könnte man ein Trinkspiel machen)

Länge: 181 Minuten

FSK: ab 12 Jahre (in den USA gab’s wegen nackter Tatsachen ein R-Rating. Die sind halt arg prüde.)

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Oppenheimer“

Metacritic über „Oppenheimer“

Rotten Tomatoes über „Oppenheimer“

Wikipedia über „Oppenheimer“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Christopher Nolans „Interstellar“ (Interstellar, USA/Großbritannien 2014)

Meine Besprechung von Christopher Nolans „Dunkirk“ (Dunkirk, USA/Frankreich/Großbritannien 2017)

Meine Besprechung von Christopher Nolans „Tenet“ (Tenet, USA 2020)


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: Über die Stephen-King-Verfilmung „The Boogeyman“

Juni 1, 2023

In den vergangenen Jahrzehnten hat Stephen King, neben seinen Romanen, über zweihundert Kurzgeschichten und Kurzromane geschrieben, die sich alle für eine Verfilmung eignen. Trotztdem ist „Nachtschicht“, seine erste Sammlung von Kurzgeschichten, für Kino- und TV-Verfilmungen immer noch eine äußerst beliebte Sammlung von Kurzgeschichten. Sie wurden erstmals zwischen 1970 und 1978 in verschiedenen Magazinen veröffentlicht. In den USA erschien der Sammelband 1978. In Deutschland sechs Jahre später.

Children of the Corn“, „Trucks“ (verfilmt von Stephen King als „Maximum Overdrive“ [Rhea M. – Es begann ohne Warnung]), „The Lawnmover Man“ (obwohl King erfolgreich gegen die Verwendung seines Namens klagte, weil der Film sich zu sehr von der Kurzgeschichte entfernte), „Graveyard Shift“ und „The Mangler“ (verfilmt von Tobe Hooper) basieren auf Geschichten aus dem Sammelband. Und jetzt „The Boogeyman“ (Das Schreckgespenst). Die Geschichte wurde bereits zweimal verfilmt. Beide Male als Kurzfilm. Und jetzt erstmals als Spielfilm.

Die Drehbuchautoren Scott Beck, Bryan Woods und Mark Heymen und Regisseur Rob Savage nahmen Kings Geschichte als Sprungbrett für ihre Geschichte. Eigentlich übernehmen sie nur die Ausgangslage. Nämlich die Situation, in der ein Mann gegenüber einem Psychiater sagt, er habe seine drei Kinder getötet und er könne nicht zur Polizei gehen, weil sie ihm nicht glauben werde. Und er hat Angst vor geschlossenen Schränken, weil sich in ihnen das Schreckgespenst befinden könnte. Dieses Gespenst ist dabei anscheinend nicht an einen Ort, sondern an eine Person gebunden.

Kings Kurzgeschichte „Das Schreckgespenst“ besteht nur aus dem ersten Gespräch zwischen dem Therapeuten Dr. Harper und seinem neuen Patienten Billings. Die Geschichte endet nach sechzehn Seiten mit einer fiesen Schlusspointe. King liefert schon davor eine Erklärung für den Geist, die heute ‚toxische Männlichkeit‘ genannt wird. Aber schon damals, in den späten sechziger und frühen siebziger Jahren wurde das konservative Familienmodell und konservative Vorstellungen von Männlichkeit angegriffen. Und damit auch die Stellung und Rolle von Billings als Herr im Haus.

Rob Savage verlegte die letztendlich zeitlose Geschichte von dem Schreckgespenst im Schrank in die Gegenwart, erweiterte sie und veränderte das Thema. Bei ihm geht es um Trauer. Denn Dr. Harper hat erst vor kurzem seine Frau verloren. Er und seine beiden Töchter versuchen noch, den Verlust zu verarbeiten.

Lester Billings hat nur noch eine kleine Nebenrolle. Er bringt sich in den ersten Minuten des Films in Will Harpers Haus während ihrer ersten Begegnung um. Danach beginnt der titelgebende „Boogeyman“ Harpers Kinder, die zehnjährige Sawyer und, später, ihre sechzehnjährige Schwester Sadie zu ängstigen. Sadie will ihre kleine Schwester beschützen. Sie begibt sich auf die Suche nach den Ursprüngen des Boogeymans.

Die sich aus dieser Prämisse entwickelnde Geschichte folgt dann bis zum Finale dem sattsam bekannten Muster dieser Gespentergeschichten. Nur dass Savage seine Geschichte sehr langsam in eher dunklen Räumen erzählt.

The Boogeyman“ besteht aus vertrauten Elementen, die in der vertrauten Reihenfolge mit weitgehend vertrauten Schreckmomente (es geht doch nichts über plötzliche laute Geräusche und plötzlich auftauchende monströse Monsterfinger) präsentiert werden.

Das ist kompetent gemacht, nie überraschend und, wegen des langsamen Erzähltempos, auch länglich. Es ist der Stoff eines Kurzfilms, der auf Spielfilmlänge gedehnt wird.

P. S.: ’nie überraschend‘ stimmt nicht so ganz. Denn am Ende gibt es eine kleine, sehr kleine, fast übersehbare Überraschung.

The Boogeyman (The Boogeyman, USA 2023)

Regie: Rob Savage

Drehbuch: Scott Beck, Bryan Woods, Mark Heyman (nach einer Geschichte von Scott Beck und Bryan Woods)

LV: Stephen King: The Boogeyman, 1973 (Kurzgeschichte, Cavalier 1973) (Das Schreckgespenst) (später erschienen in dem Sammelband „Nightshift“, 1978 [Nachtschicht])

mit Sophie Thatcher, Chris Messina, Vivien Lyra Blair, Marin Ireland, Madison Hu, LisaGay Hamilton, David Dastmalchian

Länge: 99 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Die Vorlage

Wer hätte das vor über vierzig Jahren gedacht? Nämlich dass ein Buch, und dazu noch eine Kurzgeschichtensammlung (die als notorisch unverkäuflich eingeschätzt werden), seit seiner Erstaufflage im Original und in der Übersetzung nie ‚out of print‘ war? Im Fall von „Nachtschicht“ ist Stephen King genau das gelungen. Außerdem inspiriert diese Sammlung von zwanzig spannenden Kurzgeschichten immer noch Filmemacher. 2020 gab es eine neue, anscheinend grottenschlechte Verfilmung von „Children of the Corn“, jetzt eine von „The Boogeyman“ und dazwischen verschiedene Ein-Dollar-Verfilmungen. Das ist eine von Stephen King jungen Filmemachern gewährte Option: sie dürfen für einen eher symbolischen Dollar eine seiner Kurzgeschichten verfilmen. Es gibt nur eine Bedingung: sie dürfen ihren Film danach nur in einem sehr begrenzten, nicht-kommerziellem Rahmen aufführen. Und Stephen King sieht sich das Werk an.

Stephen Kings erste Sammlung von Kurzgeschichten enthält:

Briefe aus Jerusalem (Jerusalem’s Lot, 1978)

Spätschicht (Graveyard Shift, 1970)

Nächtliche Brandung (Night Surf, 1974)

Ich bin das Tor (I Am the Doorway, 1971)

Der Wäschemangler (The Mangler, 1972)

Das Schreckgespenst (The Boogeyman, 1973)

Graue Masse (Gray Matter, 1973)

Schlachtfeld (Battleground, 1972)

Lastwagen (Trucks, 1973)

Manchmal kommen sie wieder (Sometimes They Come Back, 1974)

Erdbeerfrühling (Strawberry Spring, 1975)

Der Mauervorsprung (The Ledge, 1976)

Der Rasenmähermann (The Lawnmower Man, 1975)

Quitters, Inc. (Quitters, Inc. 1978)

Ich weiß, was du brauchst (I Know What You Need, 1976)

Kinder des Mais (Children of the Corn, 1977)

Die letzte Sprosse (The Last Rung on the Ladder, 1978)

Der Mann, der Blumen liebte (The Man Who Loved Flowers, 1977)

Einen auf den Weg (One for the road, 1978)

Die Frau im Zimmer (The Woman in the Room 1978)

Stephen King: Nachtschicht

(übersetzt von Barbara Heidkamp, Harro Christensen, Michael Kubiak, Karin Balfer, Ulrike A. Pollay, Sabine Kuhn, Ingrid Herrmann, Wolfgang Hohlbein, Bernd Seligmann und Stefan Sturm)

Lübbe, 1988

448 Seiten

13 Euro

Deutsche Erstausgabe

Lübbe, 1984

Originalausgabe

Nightshift

Doubleday, 1978

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „The Boogeyman“

Metacritic über „The Boogeyman“

Rotten Tomatoes über „The Boogeyman“

Wikipedia über „The Boogeyman“ (deutsch, englisch) und die Kurzgeschichtensammlung „Nachtschicht“ (deutsch, englisch)

Homepage von Stephen King

Mein Porträt zu Stephen Kings Geburtstag

Meine Besprechung von Stephen Kings/Richard Bachmans „Qual“ (Blaze, 2007)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Nachgelassene Dinge“ (The things they left behind) in Ed McBains „Die hohe Kunst des Mordens“ (Transgressions, 2005)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Colorado Kid“ (The Colorado Kid, 2005)

Meine Besprechung von Joe Hill/Stephen King/Richard Mathesons „Road Rage“ (Road Rage, 2012)

Meine Besprechung der auf Stephen Kings Novelle “The Colorado Kid” basierenden TV-Serie “Haven”

Meine Besprechung von Kimberly Peirces Stephen-King-Verfilmung “Carrie” (Carrie, USA 2013)

Meine Besprechung von Tod Williams‘ Stephen-King-Verfilmung „Puls“ (Cell, USA 2016)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Der dunkle Turm: Schwarz“ (The Dark Tower: The Gunslinger, 1982) und von Nikolaj Arcels Romanverfilmung „Der dunkle Turm“ (The dark Tower, USA 2017)

Meine Besprechung von Andy Muschiettis „Es“ (It, USA 2017)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Friedhof der Kuscheltiere“ (Pet Sematary, 1983) und Kevin Kölsch/Dennis Widmyers Romanverfilmung „Friedhof der Kuscheltiere“ (Pet Sematary, USA 2019)

Meine Besprechung von Andy Muschietti Stephen-King-Verfilmung „Es Kapitel 2″ (It Chapter 2, USA 2019)

Meine Besprechung von Mike Flanagans „Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen“ (Doctor Sleep, USA 2019) (wahrscheinlich einer der Filmtitel, die kein Mensch an der Kinokasse vollständig ausgesprochen hat)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Doctor Sleep“ (Doctor Sleep, 2013)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Später“ (Later, 2021)

Stephen King in der Kriminalakte, in seinem Trailer-Park und auf Europa-Tour


Neu im Kino/Filmkritik: „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ startet die fünfte MCU-Phase

Februar 16, 2023

Beginnen wir mit dem für Marvel-Fans wichtigem Fazit: der neue MCU-Film ist deutlich gelungener als die Filme der sogenannten vierten Phase. Außerdem hat man am Ende von „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ eine Ahnung, um was es in den kommenden Filmen gehen könnte.

Und jetzt kommen wir zu den Details. Denn „besser als die vorherigen Film“ ist noch lange nicht so gut wie die besten Marvel-Filme. „Quantumania“ ist noch nicht einmal der beste Ant-Man-Film.

Scott Lang (Paul Rudd) ist Ant-Man. Mit einem speziellem Anzug kann er seine Körpergröße verändern und sich auf die Größe einer Ameise verkleinern. Mit diesem Anzug bekämpfte er in den ersten beiden Ant-Man-Filmen und weiteren MCU-Filmen erfolgreich Bösewichter.

Jetzt, in „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ lebt Scott ein beschauliches Leben. Er hat seine Biographie veröffentlicht. Sie ist ein Bestseller. Er lebt mit Hope Van Dyne, aka The Wasp (Evangeline Lilly), seiner achtzehnjährigen Tochter Cassie Lang (Kathryn Newton), die gerne im Keller forscht, dem Erfinder Dr. Hank Pym (Michael Douglas) und seiner Frau Janet Van Dyne (Michelle Pfeiffer) zusammen und eigentlich ist alles perfekt.

Janet war dreißig Jahre im Quantenreich verschwunden. Das Quantenreich ist eine subatomare Welt in unserer Welt. Mit dem von Hank Pym entdecktem Pym-Partikel, das auch für die Technik des Anzugs von Ant-Man wichtig ist, und einigen technischen Apparaten kann das Quantenreich betreten und verlassen werden.

Als durch Experimente von Cassie ein Tor zum Quantenreich geöffnet wird, werden sie in das Quantenreich gezogen und voneinander getrennt. Vor ihrer Rückkehr müssen sie sich wieder finden. Gleichzeitig werden sie in den Kampf zwischen Kang und den ihn bekämpfenden Freiheitskämpfern hineingezogen.

Für Kang, den Eroberer (Jonathan Majors), ist das Quantenreich ein Gefängnis, aus dem er ohne den Zugriff auf Pym-Partikel nicht entkommen kann. Also machte er es zu seinem Reich. Gegen sein Terrorregime kämpfen die Freiheitskämpfer. Scott, Hope, Cassie, Hank und Janet, die Kang von früher kennt, werden sofort in diesen Kampf hineingezogen.

Das mag als Inhaltsbeschreibung ausreichen. Einerseits um nichts zu spoilen, andererseits weil es wirklich nicht viel mehr Story gibt und diese sich ziemlich gradlinig auf den finalen, episch langen, anscheinend nicht enden wollenden Kampf zubewegt. Damit hat „Quantumania“, im Gegensatz zu den vorherigen MCU-Filmen, eine nachvollziehbare Story mit einem klar identifizierbarem Bösewicht, der der Bösewicht bleibt, und einem Helden, der ihn bekämpft. Auch wenn der Held hier eine ganze Patchwork-Familie ist und Janet Van Dyne im Quantenreich knallhart die Führung übernimmt, während Ant-Man und Wasp doch erst einmal auf die Zuschauerränge verbannt werden. In dieser Welt sind sie halt hilfsbedürftige Greenhorns.

Janet dagegen kennt diese Welt wie ihre Poncho-Tasche. Sie trifft auf viele alte Bekannte, die ihr mehr oder weniger wohlgesonnen sind und sie kämpft sich ähnlich kaltschnäuzig wie Han Solo durch diese Welt.

Sowieso erinnert die Story in ihrem World-Building, dem Aussehen der gesichtslosen Fußtruppen des Bösewichts und den Beziehung der Hauptfiguren zueinander (wer will, kann während des Films eine Familienaufstellung der Familie Skywalker und der Familie Lang/Van Dyne machen) immer wieder an „Krieg der Sterne“ (Star Wars). Und auch an die Inspirationen für „Star Wars“, wie „Flash Gordon“ und den von „Tarzan“-Erfinder Edgar Rice Burroughs erfundenen „John Carter vom Mars“.

Aber während die Welten in diesen Space Operas meist, wie es sein soll, strahlend hell sind, ist in „Quantumania“ das Quantenreich eine meist dunkle Welt, die fast vollständig am Computer entstanden ist. Da ist Dunkelheit ein probates Mittel, um Zeit und Geld zu sparen und um die Qualität der CGI-Effekte zu verschleiern.

Diese sind, was vor allem im Vergleich zu „Avatar: The Way of Water“ auffällt, erstaunlich schlecht. Während in James Camerons Film alles am hellichten Tag spielt, alles gut erkennbar ist und die Welt wie eine reale Welt aussieht, ist in Peyton Reeds neuem Ant-Man-Film fast nichts erkennbar. Das Quantenreich besteht aus einigen Farbtupfern und viel Dunkelheit. Von dem Quantenreich ist wenig zu sehen. Die Actionszenen wirken wie eine lieblose Wiederverwertung aus anderen SF-Filmen wirken. Die Abläufe sind kaum nachvollziehbar, weil man im Dunkeln einfach nichts sieht.

Die Fähigkeit von Ant-Man, sich auf Ameisengröße zu verkleinern und zu vergrößern ist hier nur noch ein für die Story unwichtiger Gimmick. In den Actionszenen kann Scott sich in Sekundenbruchteilen verkleinern und vergrößern und so seine Gegner überraschen und schlagen. Das ist schon bei der zweiten Schlägerei langweilig.

Etliche dieser Probleme sind Probleme, die Marvel-typisch sind. Aber immerhin ist der Film, der weitgehend als Einzelfilm konzipiert ist, deutlich unterhaltsamer als die Filme der vorherigen MCU-Phase. Und, im Gegensatz zur konfusen vierten MCU-Phase ist in „Quantumania“ der Beginn eines erzählerischen Bogens erkennbar, der für mehrere Filme tragfähig ist. Der Bösewicht Kang, der einfach nur böse sein will, bleibt länger im Gedächnis als die meisten anderen Marvel-Bösewichter. Er will diese und alle anderen möglichen Welten vernichten. Er soll der neue Thanos sein. Das war, zur Erinnerung, der Bösewicht in der drei MCU-Phasen umspannenden Infinity-Saga, die mit „Avengers: Endgame“ ihren grandiosen Abschluss fand.

Die Marvel-Helden müssen Kangs Pläne durchkreuzen. Ob sie in den nächsten Filmen gegen diesen oder einen anderen Kang kämpfen – wir sind inzwischen ja im Multiversum, in dem es auch verschiedene Spider-Men gibt und kein Tod endgültig ist – ist egal.

P. S.: Es gibt zwei Abspannszenen. Eine ziemlich am Anfang, eine am Ende.

Ant-Man and the Wasp: Quantumania (Ant-Man and the Wasp: Quantumania, USA 2023)

Regie: Peyton Reed

Drehbuch: Jeff Loveness

LV: Charakter von Stan Lee, Larry Lieber und Jack Kirby

mit Paul Rudd, Evangeline Lilly, Michael Douglas, Michelle Pfeiffer, Jonathan Majors, Kathryn Newton, David Dastmalchian, Katy O’Brian, William Jackson Harper, Bill Murray

Länge: 125 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“

Metacritic über „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“

Rotten Tomatoes über „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“

Wikipedia über „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Peyton Reeds „Ant-Man“ (Ant-Man, USA 2015)

Meine Besprechung von Peyton Reeds „Ant-Man and The Wasp“ (Ant-Man and The Wasp, USA 2018)


Neu im Kino/Filmkritik: Über Denis Villeneuves Verfilmung der ersten Hälfte von Frank Herberts „Dune“

September 16, 2021

Als Warner Bros. Pictures im Dezember 2020 ankündigte, dass sie in den USA „Dune“ und weitere Blockbuster gleichzeitig im Kino und auf ihrem Streamingportal HBO Max veröffentlichen würden, war „Dune“-Regisseur Denis Villeneuve verärgert. Er befürchtete, dass dieser Schritt weitere „Dune“-Kinofilme verhindere.

Damals klang das nach dem Gefühlsausbruch eines gekränkten Regisseurs, der seine Filme lieber im Kino sieht. Heute wissen wir, dass er das auch sagte, weil er in „Dune“ nur die erste Hälfte von Frank Herberts achthundertseitigem SF-Klassiker „Dune – Der Wüstenplanet“ verfilmt hat. Sein Film endet nach hundertfünfzig Minuten einfach mitten in der Geschichte. Das Ende gibt es dann in ein, zwei Jahren und einen dritten „Dune“-Film, der auf „Der Herr des Wüstenplaneten“ (Dune Messiah, 1969) basieren soll, später. Falls es nicht dazu kommt, hat man mit „Dune“ einen halben Film gesehen. Und, ja, ich meine das genau so, wie ich es sage: „Dune“ ist wie ein „Tatort“, den man nach 45 Minuten anhält. Wobei der Vergleich mit Robert Schwentkes „Die Bestimmung – Allegiant“ (The Divergent Series: Allegiant, USA 2016) treffender wäre. Das war die erste Hälfte des zweiteiligen Finales einer vierteiligen Young-Adult-Dystopie, von der der Abschluss des Finales nie gedreht wurde. Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Auch weil bis jetzt noch nicht bekannt ist, ob es „Dune: Part Two“ geben wird.

Immerhin führt die schon lange vor dem Dreh gefällte Entscheidung, „Dune – Der Wüstenplanet“ in zwei Filmen zu erzählen, dazu, dass Villeneuve viel Zeit hat, die Geschichte zu erzählen. Nämlich, wenn der zweite Teil wieder hundertfünfzig Minuten lang ist, gut fünf Stunden. Er kann also in aller Ruhe Figuren, Konflikte und Themen einführen. Er kann, immerhin soll „Dune“ der Auftakt einer Trilogie sein, das alles so einführen, das es bereits im ersten Film Hinweise auf Entwicklungen gibt, die erst im zweiten oder dritten Film wichtig werden. Genau das scheint Villeneuve mit dem aus der Perspektive der Fremen erzähltem Prolog zu beabsichtigen. Es wird, so der erste Eindruck, nicht die Geschichte von Paul Atreides sondern die der Fremen erzählt. In den nächsten Minuten ändert sich das. Die ersten vierzig Minuten spielen auf dem Wasserplaneten Caladan, dem alten Sitz des Hauses Atreides. Die nächsten fünfzig Minuten spielen dann auf Arrakis, dem neuen Sitz des Hauses Atreides, dem Wüstenplanet. Diese neunzig Minuten sind vor allem eine Einführung der Welt, in der die Geschichte spielt und der wichtigen Figuren. Villeneuve folgt hier zwar Herberts Buch, aber er präsentiert den Protagonisten Paul Atreides (Timothée Chalamet), der schon auf Caladan Visionen von einer in der Wüste lebenden, für ihn wichtigen, jetzt aber noch unbekannten Frau hat und der der Auserwählte ist, seinen Vater Leto Atreides (Oscar Isaac), einem besonnenem Herrscher, und seine Mutter Jessica Atreides (Rebecca Ferguson), einer Bene Gesserit, und die verschiedenen Konflikte so, dass sie nachvollziehbar sind. Besonders wichtig ist der Konflikt mit dem Haus der Harkonnen. Sie sind die bisherigen Kolonialherren von Arrakis und sie wollen den Planeten wieder in ihren Besitz bringen. Auf dem Planeten gibt es das Gewürz, auch Melange oder Spice genannt. Es ist gleichzeitig eine Bewusstseinserweiternde Droge und der Treibstoff für die Raumschiffe. Deshalb ist die Herrschaft über den Wüstenplaneten eine Lizenz zum Gelddrucken.

Die Harkonnen sind die bösen Bösewichter, die als Kolonialherren despotische Unterdrücker waren. Um wieder die Herren über den Planeten zu werden, ermorden sie Leto Atreides und fast alle seine Gefolgsleute.

Paul und seine Mutter flüchten in die Wüste, wo die Fremen leben.

Ab diesem Moment wird der Film zu einer länglichen Abfolge von Episoden, die die Handlung nicht erkennbar voranbringen. Wer das Buch kennt und weiß, wie die Geschichte endet, ist hier im Vorteil. Denn nachdem Villeneuve in der ersten Hälfte des Films die Romanhandlung intelligent auf die Leinwand übertrug, klebt er nach Leto Atreides‘ Tod zu sehr an der episodenhaften Romanhandlung. Ein Thema ist nicht mehr erkennbar. Der den Roman bestimmende Konflikt mit den Harkonnen über die Herrschaft über den Wüstenplaneten verschwindet hier, wie im Roman, aus der Geschichte.

Auffallend ist in dem Moment auch das überkommene Frauenbild des 1965 erschienenen Romans, das hier bruchlos in den Film übertragen wird. Pauls Mutter Jessica Atreides, die ein Mitglied des einflussreichen Frauenordens der Bene Gesserit ist und die deshalb über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt, ist jetzt nur noch ein hilfsbedürftiges Anhängsel von Paul, der sie aus gefährlichen Situationen retten muss und gefährliche Situationen allein meistert. Und die Filmgeschichte ähnelt immer mehr „Lawrence von Arabien“ mit Paul als Retter der Fremen. Aber das ist dann die Geschichte des zweiten „Dune“-Films.

Villeneuve erzählt diese Geschichte, wie schon in seinem vorherigem Film „Blade Runner 2049“, mit teilweise enervierender, prätentiöser Langsamkeit. Natürlich sind die Bilder von dem Wüsten- und dem Wasserplaneten überwältigend. Die Präsentieraufmärsche der Soldaten sind, wie in den „Star Wars“-Filmen, zweckfrei, aber schön anzusehen. Und die Räume, durch die die Menschen gehen müssen, sind oft verschwenderisch groß. Das weckt auch immer wieder Erinnerungen an diverse Bibel-Filme; vielleicht auch weil Paul Atreides der Auserwählte, der Messias, ist,

In jedem Bild ist ein Übermaß an Respekt vor der Vorlage zu spüren. Villeneuve kürzte nicht herzhaft, setzte keine eigenen Schwerpunkte oder veränderte Perspektiven (was hätte aus „Dune“ für ein Film werden können, wenn Villeneuve die gesamte Geschichte aus der Perspektive der Fremen erzählt hätte!). Stattdessen folgt er Frank Herberts Geschichte fast schon sklavisch.

Trotz guter Momente, guter Schauspieler (teils nur in Minirollen), imposanter, für das Kino komponierter Bilder und einer guten ersten Hälfte, ist „Dune“ letztendlich ein enttäuschendes Werk. Das liegt allerdings nicht an der Vorlage, sondern an dem fehlendem Mut, die Geschichte aus den Sechzigern (wo sie mit ihrer Ideologie und ihren Bezügen steht) in die Gegenwart zu bringen und für den Film umfassend umzuarbeiten. Denn so wahnsinnig komplex, wie immer wieder behauptet wird, ist der Roman nicht.

Stattdessen gibt es eine viel zu ehrfurchtsvolle Bebilderung der ersten Hälfte des Romans.

Dune (Dune, USA 2021)

Regie: Denis Villeneuve

Drehbuch: Denis Villeneuve, Jon Spaihts, Eric Roth

LV: Frank Herbert: Dune, 1965 (Dune – Der Wüstenplanet)

mit Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Oscar Isaac, Jason Momoa, Stellan Skarsgård, Stephen McKinley Henderson, Josh Brolin, Javier Bardem, Sharon Duncan-Brewster, Chang Chen, Dave Bautista, David Dastmalchian, Zendaya, Charlotte Rampling, Babs Olusanmokun, Benjamin Clementine

Länge: 156 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Die Vorlage

Frank Herbert: Dune – Der Wüstenplanet

(übersetzt von Jakob Schmidt)

Heyne, 2020 (die Filmausgabe)

800 Seiten

12,99 Euro

Zum Filmstart erschien der Roman mit einem neuen Cover.

Vor dem Filmstart erschien der Roman bereits in mehreren Übersetzungen.

Originalausgabe

Dune

Chilton Books, 1965

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Dune“

Metacritic über „Dune“

Rotten Tomatoes über „Dune“

Wikipedia über „Dune“ (2021) (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Enemy“ (Enemy, Kanada/Spanien 2013)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Sicario“ (Sicario, USA 2015) und der DVD und des Soundtracks

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Arrival“ (Arrival, USA 2016)

Meine Besprechung von Frank Herberts „Dune – Der Wüstenplanet“ (Dune, 1965)


Neu im Kino/Filmkritik: „The Suicide Squad“ beim Inselbesuch

August 5, 2021

Nach dem hoffnungslos vermurksten DC-Film „Suicide Squad“ konnte jede Fortsetzung, die gleichzeitig ein Neustart ist, nur besser sein. Die Frage war nur, wieviel besser James Gunns „The Suicide Squad“ ist.

Gunn ist spätestens seit seinen beiden „The Guardians of the Galaxy“-Marvel-Filmen ein bei Fanboys bekannt-beliebter Regisseur, der schon für den dritten Film engagiert war. Dann gab es ein unerfreuliches Hin und Her wegen alter Tweets. Er wurde zuerst gefeuert, es gab Proteste dagegen, danach wurde er wieder engagiert und demnächst inszeniert er seinen dritten „Guardians of the Galaxy“-Film. Davor drehte er für das konkurrierende DC-Kinouniversum, das aktuell eine umfassende und nötige Neuausrichtung erfährt, „The Suicide Squad“.

Vor dem Dreh ließ der bekennende Comic-Junkie sich zusichern, dass er machen dürfte, was er wolle. Dazu gehört, dass der Film blutig sein darf (seit dem Erfolg von „Deadpool“ dürfen Superheldenfilme eine höhere Altersfreigabe haben), dass er nach Belieben das Team aus bekannten und unbekannten Figuren zusammen stellen kann und dass er jedes Teammitglied umbringen dürfte. Das war nach dem ersten „Suicide Squad“ wohl auch kein großes Problem. Denn besonders beliebt ist der Film unter den Fans nicht. Von den damaligen Mitgliedern des ziemlich blassen Selbstmordkommandos ist nur Harley Quinn (Margot Robbie) allgemein beliebt. Nachdem sie schon einen Solo-Film bekommen hat, ist sie jetzt wieder dabei. Viola Davis spielt wieder Amanda Waller, die skrupellose Oberbefehlshaberin der von ihr zusammengestellten Selbstmordkommandos (und sie hat wieder zu wenige Szenen). Joel Kinnaman ist wieder als Colonel Rick Flag dabei. Wahrscheinlich durfte er die Rolle wieder übernehmen, weil er beim letzten Mal nicht besonders auffiel und irgendein Karrieresoldat das Kindermädchen für die aus vollkommen durchgeknallten, zu Höchststrafen verurteilten Verbrechern bestehende Selbstmordtruppe spielen muss. Das sind dann auch schon die für die neue Mission wichtigen Figuren, die James Gunn aus dem vorherigen Film übernahm.

Letztendlich stellte er eine vollkommen neue „Suicide Squad“ zusammen und bringt die meisten Mitglieder dieses Selbstmordkommandos gleich in den ersten Minuten an einem Inselstrand um. Wer in den vergangenen Wochen und Monaten einen der zahllosen Trailer und Featurettes gesehen hat, muss sich in diesem Moment schon von einigen in ihnen prominent gezeigten Gesichtern verabschieden – und kann sich ausrechnen, wer bessere und wer schlechtere Überlebenschancen hat.

In dem Moment betritt nämlich einige Meter weiter eine andere, von ‚Bloodsport‘ Robert DuBois (Idris Elba) angeführte Suicide Squad die Insel Corto Maltese. Sie müssen nach Jotunheim, einer festungsähnlichen Forschungseinrichtung, und dort die für die USA unangenehmen Reste von Projekt Starfish beseitigen. Begonnen wurde das Projekt von den Nazis, die in dem Actionfilm nicht weiter erwähnt werden.

Das danach folgende Abenteuer ist eine blutige Geschichte im Stil eines Actionthrillers der siebziger/achtziger Jahre, als ein oder mehrere Soldaten oder Söldner im Auftrag der US-Regierung einen geheimen Auftrag in irgendeinem lateinamerikanischem Land ausführen und dabei über Leichen gehen konnten. Immer nach der Methode ‚Gewalt ist gut, exzessive Gewalt ist besser‘. Also wird blutig gestorben, geköpft, Glieder abgeschlagen oder auch mal ein Mensch halbiert. Gerne garniert mit einem zynischen Spruch.

In „The Suicide Squad“ kommt dann noch das Wissen um die Comic-Ursprünge der Geschichte hinzu. Alles ist noch eine Spur lauter, greller und plakativer. Alle Mitglieder und der Oberbösewicht, selbstverständlich ein durchgeknallter Wissenschaftler, sind in ihrem Wesen überlebensgroß. Superkräfte, wie wir sie von den Superhelden aus Comics und Filmen kennen, hat kein Mitglied der Suicide Squad. Aber sie haben manchmal beeindruckende Fähigkeiten und beeindruckend Waffen; wobei manche dieser Waffen sich beeindruckend unpraktisch für einen Kampf gegen Schusswaffen und Handgranaten erweisen. Und kein Mitglied von Bloodsports Truppe ist ein Genie. Diese Verbrecher sind halt eine neue Ausgabe des „Dreckigen Dutzend“, die für die Mission erpresst wurden und, wenn sie denn überleben, eine Straferleichterung erhalten. Denn wie in dem Kriegsfilmklassiker ist für jedes Mitglied der Einheit der Tod wahrscheinlicher als das Überleben der Mission.

Und dann gibt es noch ein unmögliches, aber sympathisches Wesen. In „The Guardians of the Galaxy“ war das der Baum Groot. In „The Suicide Squad“ ist es ein menschenfressender, dummer, aber auch irgendwie liebenswerter Hai King Shark (im Original von Sylvester Stallone gesprochen). Nachdem er von Ratcatcher 2 (ihre Superfähigkeit: gut im Umgang mit Ratten) überzeugt wurde, dass er, wenn er hungrig ist, die Mitglieder des Selbstmordkommandos nicht essen soll, ist er eigentlich ein ganz lieber Kumpel, der keiner Fliege was antun kann; – gut, wahrscheinlich weil er davon nicht satt wird und er während der Mission genug Bösewichter essen kann.

James Gunn erzählt diese vollkommen absurde Geschichte in einer gelungenen Mischung aus derbem Humor, brachialer Action, blutiger Gewalt und überhöhten Comic-Images, unterlegt mit etlichen bekannten Songs. Das macht „The Suicide Squad“ zur auf der Erde spielende Hardcore-Version von „The Guardians of the Galaxy“.

The Suicide Squad (The Suicide Squad, USA 2021)

Regie: James Gunn

Drehbuch: James Gunn

mit Idris Elba, Margot Robbie, Viola Davis, John Cena, Joel Kinnaman, Jai Courtney, Peter Capaldi, David Dastmalchian, Daniela Melchior, Michael Rooker, Alice Braga, Peter Davidson, Joaquin Cosio, Juan Diego Botto, Storm Reid, Nathan Fillion, Steve Agee, Sean Gunn, Mayling Ng, Flula Borg, Jennifer Holland, Tinashe Kajese, Sylvester Stallone (nur Stimme, nur im Original), John Ostrander, Taika Waititi

Länge: 132 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „The Suicide Squad“

Metacritic über „The Suicide Squad“

Rotten Tomatoes über „The Suicide Squad“

Wikipedia über „The Suicide Squad“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von James Gunns „Guardians of the Galaxy“ (Guardians of the Galaxy, USA 2014) und der DVD

Meine Besprechung von James Gunns „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ (Guardians of the Galaxy Vol. 2, USA 2017)


Neu im Kino/Filmkritik: „Ant-Man and The Wasp“ und noch einige andere Persönlichkeiten hängen lässig im Marvel-Kosmos ab

Juli 27, 2018

Als Ex-Einbrecher Scott Lang (Paul Rudd) gemütlich in seiner Badewanne vor sich hin träumt, hat er plötzlich eine Vision. Janet van Dyne (Michelle Pfeiffer) spielt mit ihrer Tochter Hope Verstecken. Schockiert von der lebensechten Vision – immerhin ist Janet van Dyne seit Ewigkeiten in der Quanten-Ebene verschollen – ruft er Dr. Hank Pym (Michael Douglas) auf einer geheimen Telefonnummer an.

Pym ist mit seiner Tochter Hope van Dyne (Evangeline Lilly), die ihre Mutter seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hat, untergetaucht. Er ist ein genialer Quantenphysiker, der das Pym-Partikel entdeckte. Damit kann er seine Größe verändern und er hat, wie es sich für einen Superhelden gehört, Superkräfte. Er war der erste Ant-Man. Zusammen mit seiner Frau Janet van Dyne, der originalen Wasp, kämpften sie als Ameise und Wespe gegen Bösewichter. Bei der Sabotage einer in Richtung USA fliegenden Nuklearrakete verhinderte sie die Katastrophe, indem sie in die subatomare Welt der Quanten-Ebene ging, aus der es keinen Weg zurück zur normalen Größe gibt. Seitdem sucht Pym nach einem Weg, seine Frau wieder zurückzuholen.

Scott hat nach seiner Aktion in Deutschland mit den Avengers (siehe „The First Avenger: Civil War“), die ein Verstoß gegen seine Bewährungsauflagen war, einen zweijährigen Hausarrest aufgebrummt bekommen. Der läuft in einigen Tagen an. Wenn er sich gut benimmt. In seinem Haus.

Und genau das ist nach seinem Anruf fast unmöglich. Pym und Hope glauben, dass Scott eine besondere Verbindung zu Janet van Dyne hat, die sie zu ihr führen kann. Damit das auf der technischen Seite gelingt, müssen sie von dem Schwarzmarkthändler Sonny Burch (Walton Goggins) nur noch ein wichtiges Teil kaufen. Bei dem Kauf geht einiges schief und Ava, aka Ghost (Hannah John-Kamen) kann nach einem Kampf mit dem Teil entkommen. Notgedrungen muss Pym seinen früheren Arbeitskollegen Bill Foster (Laurence Fishburne) um Hilfe bitten.

Immerhin funktioniert der Größenwechsel inzwischen (normalerweise) so gut, dass Pym, Hope (aka The Wasp) und Scott (aka Ant-Man) sich, ihre Fahrzeuge und Pyms in einem unscheinbaren Haus untergebrachte hochmoderne Labor in Sekundenbruchteilen vergrößern und verkleinern können. Verkleinert hat der mehrstöckige Büroblock die Größe eines handelsüblichen Koffers. Diesen Größenwechsel machen sie im Film so oft und so lässig, dass man sich schnell fragt, warum sich nicht irgendjemand in San Franciso über die plötzlich auftauchenden und verschwinden Fahrzeuge und Häuser wundert.

Die Filmgeschichte selbst ist eine Entschuldigung, um zwei Stunden mit den vielen aus dem ersten „Ant-Man“-Film bekannten und einigen neuen, durchgehend netten Charakteren abzuhängen. Schon in den vorherigen Marvel-Filmen waren die Bösewichter oft der uninteressanteste Teil des Films. Man wusste kaum etwas über sie, erfuhr wenig über ihre Pläne und erinnerte sich nach dem Abspann kaum noch an sie. In „Ant-Man and The Wasp“ gibt es keine Bösewichter mehr. ‚Ghost‘ Ava ist eine getriebene Seele, die schon bei ihrem ersten Auftritt erkennbar eine gequälte, nach Erlösung suchende Frau ist. Sonny Burch ist zwar ein skrupelloser Schwarzmarkthändler, aber als Nebenfigur so überzeichnet, dass er als netter Kerl erscheint. Und Foster ist ein väterlicher Freund für Ava, der auch seinem Erzfeind Pym hilft. Eigentlich ist der Kontrollfanatiker Pym sogar die Hauptfigur des Films. Er will seine Frau retten. Für ihn geht es wirklich um etwas. Seine Tochter und Scott helfen ihm dabei. Und ihnen helfen Scotts Verbrecherkumpels, die inzwischen die Sicherheitsfirma „X-Con Security“ gegründet haben.

Wie schon der erste „Ant Man“-Film ist „Ant-Man and The Wasp“ im Marvel-Universum ein kleines Abenteuer. Einerseits weil Ameisen und Wespen normalerweise sehr kleine Tiere sind (die im Film auch riesig werden können). Andererseits weil die Zerstörungsorgie hier doch ziemlich klein ausfällt. Auch wenn etliche Autos geschrottet werden.

Es gibt, wie schon im ersten „Ant-Man“-Film, eine Menge Humor. Die Tricks sind gewohnt gut und die Chemie zwischen den Schauspielern stimmt.

Obwohl Peyton Reeds zweiter „Ant-Man“-Film zum Marvel Cinematic Universe gehört, ist er ein vollständig eigenständiger Film, den man versteht, ohne irgendeinen der anderen MCU-Filme gesehen haben zu müssen. Es gibt auch keine auffälligen und erklärungsbedürftigen Verbindungen zum MCU.

Der nächste MCU-Film „Captain Marvel“ ist für März 2019 angekündigt.

Am 3. Oktober 2018 läuft „Venom“ (mit Tom Hardy) an. Der Marvel-Film gehört nicht zum MCU. An der Qualität und dem Kassenerfolg dürfte das nichts ändern.

Ant-Man and The Wasp (Ant-Man and The Wasp, USA 2018)

Regie: Peyton Reed

Drehbuch: Chris McKenna, Erik Sommers, Paul Rudd, Andrew Barrer, Gabriel Ferrari

LV: Charakter von Stan Lee, Larry Lieber und Jack Kirby

mit Paul Rudd, Evangeline Lilly, Michael Douglas, Michelle Pfeiffer, Michael Peña, Randall Park, Laurence Fishburne, Judy Greer, Tip ‚T. I.‘ Harris, Hannah John-Kamen, David Dastmalchian, Bobby Cannavale, Abby Ryder Fortson, Stan Lee

Länge: 118 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Marvel-Facebook-Seite 

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Ant-Man and The Wasp“

Metacritic über „Ant-Man and The Wasp“

Rotten Tomatoes über „Ant-Man and The Wasp“

Wikipedia über „Ant-Man and The Wasp“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Peyton Reeds „Ant-Man“ (Ant-Man, USA 2015)


Neu im Kino/Filmkritik: James Gunn veranstaltet „Das Belko-Experiment“

Juni 15, 2017

Ein normaler Tag in einem normalen Büro.

Naja. Fast. Denn das Büro ist ein einsam gelegenes Hochhaus in Bogotá, Kolumbien. Die Büroarbeiter sind Angestellte der multinationalen, gemeinnützigen Firma Belko Industries, deren genaues Arbeitsfeld unklar bleibt. Für die Filmgeschichte ist es auch nicht weiter wichtig. Denn kurz nach Arbeitsbeginn, nachdem den einheimischen Angestellten der Zutritt zum Gebäude verweigert wurde, werden die achtzig Angestellten zusammengerufen und eine Stimme erklärt ihnen über die firmeninterne Sprechanlage, dass sie innerhalb einer halben Stunde drei Kollegen töten sollen. Wenn nicht, sterben sechs Kollegen.

Natürlich halten die Angestellten das zuerst für einen Scherz.

Als einer der Angestellten stirbt, indem sein Kopf explodiert, beginnt ziemlich schnell genau der rapide Verfall gesellschaftlicher Normen, den man in solchen Filmen erwartet. Schon nach wenigen Minuten kämpft jeder gegen jeden. Das anfangs klinisch saubere Büro wird immer mehr zu einem leichenübersäten Schlachtfeld und wir haben in der Sicherheit unseres Kinositzplatzes unseren Spaß.

Der blutige Thriller „Das Belko-Experiment“, schnörkellos inszeniert von Greg McLean („Wolf Creek“), entstand nach einem schon etwas älterem Drehbuch von „Guardians of the Galaxy“-Regisseur James Gunn. Mit, unter anderem, Michael Rooker, Gregg Henry und Rusty Schwimmer einigen seiner Stamm-Schauspieler.

Gunn schrieb das Buch bereits vor zehn Jahren und sollte es auch verfilmen. Weil er sich damals von seiner Frau scheiden ließ, wollte Gunn keinen so düsteren Film drehen. Er inszenierte stattdessen lieber Comedies für das Fernsehen und das Web. Inzwischen ist er als „Guardians of the Galaxy“-Regisseur gut beschäftigt und sehr, sehr erfolgreich.

Das Belko-Experiment“ will nicht mehr als ein Schlachtfest sein. Damit das nicht zu sinnfrei daherkommt, wird es hier getarnt als Experiment oder Spiel mit vorgegebenen Regeln, das den Spielern nur die Wahl lässt, zwischen töten oder getötet werden. Bis zum Ende funktioniert das gut als nihilistisches Darwinismus-Experiment ohne weiteren Anspruch und mit bekannter, nie in Frage gestellter Moral. Die absehbare Erklärung am Filmende für das Belko-Experiment, gefolgt von einer Option auf mögliche weitere Filme (yupp, ganz altes Horrorfilmklischee), ist dagegen erschreckend unlogisch und auch überflüssig.

Eigentlich ist „Das Belko-Experiment“ ein typischer Fantasy-Filmfest-Film, der genau das liefert, was er verspricht. In knapp neunzig Minuten. Nach dem Filmfest werden diese Filme ausschließlich auf DVD ausgewertet. Insofern ist es erfreulich, dass der Film vor seinem DVD-Start einen Kinostart erhält. Auch wenn er in Berlin nur in zwei Kinos läuft.

Das Belko-Experiment (The Belko Experiment, USA 2016)

Regie: Greg McLean

Drehbuch: James Gunn

mit John Gallagher Jr., Tony Goldwyn, Adria Arjona, John C. McGinley, Melonie Diaz, Owain Yeoman, Sean Gunn, Brent Sexton, Josh Brener, David Dastmalchian, David Del Rio, Gregg Henry, Michael Rooker

Länge: 88 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Das Belko-Experiment“

Metacritic über „Das Belko-Experiment“

Rotten Tomatoes über „Das Belko-Experiment“

Wikipedia über „Das Belko-Experiment“


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: „Ant-Man“ – Marvels kleinster Held

Juli 23, 2015

Das ist wohl die Marvel-Version von einem kleinem Film. Und das liegt nicht an der Größe des Superhelden, der mit einem Anzug auf die Größer einer Ameise (daher auch der Titel „Ant-Man“) schrumpfen kann, sondern an der, nach dem Riesen-“Avengers: Age of Ultron“-Remidemmi kleinen und überschaubaren Geschichte.
Scott Lang (Paul Rudd) will nach einem Gefängnisaufenthalt nur noch ein ehrliches Leben führen und sich mit seiner Frau Maggie (Judy Greer) und seiner Tochter Cassie (Abby Ryder Fortson) aussöhnen. Maggie hat dummerweise einen neuen Liebhaber: den Polizisten Jim Paxton (Bobby Cannavale). Mit der Arbeit funktioniert es auch nicht wie geplant. Seine Einbrechertalente sind auf dem freien Arbeitsmarkt nicht gefragt und wenn seine Chefs erfahren, was er früher getan hat, ist er den Job los. Die Jobs, die ihm sein Freund Luis (Michael Peña, mal wieder grandios) anbietet, sind vor allem illegal. Trotzdem erklärt Lang sich bereit, bei einem Einbruch mitzumachen.
Kurz darauf wird er vom Hausherrn geschnappt. Es ist Dr. Hank Pym (Michael Douglas). Der Erfinder will Lang als neuen Ant-Man haben. Denn Pym hat sich mit seinem früheren Schützling Darren Cross (Corey Stoll) überworfen und Cross hat ihn aus seiner Firma Pym Technologies rausgedrängt. Jetzt steht Cross kurz vor dem Durchbruch bei seinen Forschungen für einen Ant-Man-Anzug: das Yellowjacket. Pym möchte das verhindern. Auch weil er weiß, welche seelischen Schäden das Verändern der Körpergröße hervorrufen kann. Also soll Lang das Yellowjacket aus der gut gesicherten Firmenzentrale von Pym Technologies klauen. Lang, Luis und ihre Freunde (nicht gerade Leuchten in ihrem Job) planen also, während einer Präsentation, den Anzug zu stehlen.
Marvel nennt „Ant-Man“ ihren Heist-Film. Aber letztendlich ist es ein Marvel-Film mit den typischen Vor- und Nachteilen, wie einem blassen Bösewicht (obwohl Corey Stoll sehr gehässig grinsen kann), einer teilweise arg plätschernden Story, einem gut aufgelegtem Cast und überzeugenden Action-Szenen. Es gibt einige Querverweise zu den anderen Marvel-Filmen, die – bis auf eine Kampfszene, die am Ende wieder aufgenommen wird – dieses Mal so nebenbei formuliert werden, dass sie auch als Scherz durchgehen können. Und es gibt in der schon erwähnten Kampfszene auch einen größeren Auftritt von einem aus den vorherigen Marvel-Filmen (ohne die „Guardians of the Galaxy“) bekannten Charakter. Damit werden, wie gewohnt, die anderen Geschichten etwas weiter erzählt und es wird gezeigt, dass auch dieser Film zu einem größeren Ganzen gehört. Und es gibt die bekannten Abspann-Sequenzen.
Dieses Mal gibt es sogar eine ordentliche Portion Humor. Allein schon die Idee eines auf Ameisengröße schrumpfenden Mannes und sein Training sind gut genug für einige Lacher in diesem immer bescheiden, um nicht zu sagen klein auftretenden Film.
Aber ein Heist-Film, auch wenn hier mehrmals eingebrochen wird, ist „Ant-Man“ nicht. Jedenfalls nicht mehr als ein James-Bond-Film. In einem klassischen Einbruchsfilm dreht sich alles um den Einbruch. Das Herzstück des Films ist die genaue Schilderung der Durchführung des Einbruchs. Die bekanntesten Heist-Filme sieht man sich wegen des Einbruchs an. In „Ant-Man“ sind die Einbrüche flott vorbei. Eigentlich wird nur der erste genauer geschildert, während die anderen Einbrüche sich vor allem auf die Action konzentrieren und wir kaum erfahren, was warum wie geklaut wird.
Die Action ist gewohnt spektakulär und gewinnt hier allein schon durch die Größe der Kämpfenden neue Dimensionen. So findet, weil die Kämpfenden auf Ameisengröße geschrumpft sind, ein Teil des Schlusskampfes in einem Kinderzimmer auf einer Modelleisenbahn statt. Die Zerstörung ist entsprechend überschaubar.
Seinen ersten Auftritt hatte Ant-Man Hank Pym 1962 in Band 27 der Comicreihe „Tales to Astonisch“ und er ist ein Mitglied der ursprünglichen Avengers. Pym hatte, so seine ursprüngliche Geschichte, eine Substanz entdeckt (das Pym-Partikel), die es ihm ermöglichte, seine Größe beliebig zu verändern und übermenschliche Kräfte zu haben, was in einem Gefecht vorteilhaft sein kann. Denn eine Ameise kann im Gefecht unverletzt hinter feindliche Linien gelangen und auch Gebäude infiltrieren. Das ist eine durchaus faszinierende Idee, über die man allerdings nicht zu lange nachdenken sollte, weil sie dann immer idiotischer wird. Und das würde einem den Spaß an diesem Film verderben.

Eine Comicversion

Pünktlich zum Filmstart erschien bei Panini Comics auch Robert Kirkmans („The Walking Dead“) „Ant-Man“-Version, die in den USA bereits 2007 erschien. Hier ist Ant-Man Eric O’Grady, ein kleiner S.H.I.E.L.D.-Soldat der unzuverlässigen Sorte. Zusammen mit seinem Freund Chris McCarthy soll er auf einem S.H.I.E.L.D.-Helicarrier (ein in der Luft schwebender Flugzeugträger) eine Tür bewachen. Weil sie allerdings nicht wissen, ob sie Leute am verlassen oder betreten des Raums hindern sollen, schlagen sie Dr. Hank Pym, der den Raum verlassen will, ohnmächtig, betreten den Raum und McCarthy probiert den Ant-Man-Anzug aus, was dazu führt, dass er auf Ameisengröße schrumpft und erst einmal tagelang durch die Station irrt. Bei einem Angriff von Hydra (den Bösewichtern) stirbt McCarthy und O’Grady schnappt sich den Anzug, den er fortan zum Beobachten von duschenden Frauen benutzt. Weil Shield befürchtet, dass der Anzug in die falschen Hände fällt (als sei er bei O’Grady in den richtigen), wird Mitch Carson, der auch ein guter Terminator wäre, beauftragt, O’Grady zu finden.
Robert Kirkmans Ant-Man ist eigentlich ein selbstbezogener Teenager, der außer Sex wenig im Kopf hat. Das ist im Superheldengenre ein witziger und respektloser Ansatz. Trotzdem sehen wir mehr seitenfüllende Kloppereien als nackte Frauen und O’Grady wird am Ende – und da verrate ich wohl kein großes Geheimnis – doch zu einem guten und ziemlich verantwortungsbewussten S.H.I.E.L.D.-Agenten. Kirkman erzählt in „Ant-Man“ eine ziemlich klassische Entwicklungsgeschichte, die, – für die Marvel-Fans -, vor und nach dem Civil War spielt.

Ant-Man - Plakat

Ant-Man (Ant-Man, USA 2015)
Regie: Peyton Reed
Drehbuch: Edgar Wright, Joe Cornish, Adam McKay, Paul Rudd (nach einer Geschichte von Edgar Wright und Joe Cornish)
LV: Charakter von Stan Lee, Larry Lieber, Jack Kirby
mit Paul Rudd, Michael Douglas, Evangeline Lilly, Corey Stoll, Bobby Cannavale, Michael Peña, T. I., Wood Harris, Judy Greer, Abby Ryder Fortson, David Dastmalchian, Anthony Mackie, Hayley Atwell, John Slattery, Martin Donovan, Stan Lee
Länge: 117 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Kirkman - Ant-Man
Robert Kirkman (Autor)/Phil Hester/Cory Walker/Khary Randolph (Zeichner): Ant-Man Megaband
(übersetzt von Harald Gantzberg)
Panini, 2015
292 Seiten
28 Euro

Originalausgabe
The Irredeemable Ant-Man
Marvel, 2006/2007

enthält
Civil War: Choosing Sides (Dezember 2006)
The Irredeemable Ant-Man # 1 – 12 (Dezember 2006 – November 2007)
Amazing Fantasy (2004) 15 (Januar 2006)

Hinweise
Deutsche Facebook-Seite von Marvel
Englische Homepage zum Film
Film-Zeit über „Ant-Man“
Moviepilot über „Ant-Man“
Metacritic über „Ant-Man“
Rotten Tomatoes über „Ant-Man“
Wikipedia über „Ant-Man“ (deutsch, englisch)

Kriminalakte: Meine Gesamtbesprechung der ersten zehn „The Walking Dead“-Bände

 Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 11: Jäger und Gejagte“ (The Walking Dead Vol. 11: Fear the hunters)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 12: Schöne neue Welt“ (The Walking Dead Vol. 12: Life among them)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 13: Kein Zurück“ (The Walking Dead Vol. 13: Too far gone, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 14: In der Falle“ (The Walking Dead Vol. 14: No way out, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns “The Walking Dead 15: Dein Wille geschehe” (The Walking Dead Vol. 15: We find ourselves, 2012)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Eine größere Welt (Band 16)“ (The Walking Dead, Vol. 16: A larger world, 2012)

 Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Fürchte dich nicht (Band 17)“ (The Walking Dead, Vol. 17: Something to Fear, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Grenzen (Band 18)“ (The Walking Dead, Vol. 18: What comes after, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Auf dem Kriegspfad (Band 19)“ (The Walking Dead, Vol. 19: March to War, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Stefano Gaudiano/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Krieg – Teil 1 (Band 20)“ (The Walking Dead, Vol. 20: All Out War, Part One, 2014)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Tony Moore/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead – Die Cover, Volume 1“ (The Walking Dead: The Covers, Vol. 1, 2010)

Meine Besprechung der TV-Serie „The Walking Dead – Staffel 1“ (USA 2010)

Meine Besprechung der TV-Serie „The Walking Dead – Staffel 2“ (USA 2011/2012)

Meine Besprechung der TV-Serie “The Walking Dead – Staffel 3″ (USA 2013)

Kriminalakte: das Comic-Con-Panel zur TV-Serie

“The Walking Dead” in der Kriminalakte 

Meine Besprechung von Todd McFarlane (Tusche, Co-Creator)/Robert Kirkman (Autor, Co-Creator)/Ryan Ottley (Zeichner)/Greg Capullo (Zeichner) „Haunt – Band 1“ (Haunt, Vol 1 – 5, 2010)

Meine Besprechung von Todd McFarlane (Tusche, Co-Creator)/Robert Kirkman (Autor, Co-Creator)/Greg Capullo (Zeichner) „Haunt – Band 2“ (Haunt, Vol. 6 – 12, 2010)

Meine Besprechung von Todd McFarlane (Tusche, Co-Creator)/Robert Kirkman (Autor, Co-Creator)/Greg Capullo (Zeichner) “Haunt – Band 3″ (Haunt, Vol. 13 – 18, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Nick Spencer (Autoren)/Shawn Martinbroughs (Zeichner) „Dieb der Diebe: „Ich steige aus“ (Band 1)“ (Thief of Thieves # 1 – 7, 2012)