Drehbuch: Wes Oliver, Kieran Fitzgerald, Tommy Lee Jones
LV: Glendon Swarthout: The Homesman, 1988 (The Homesman – Es führt ein Weg zurück)
Nebraska, 1854: Mary Bee Cuddy (Hilary Swank) soll drei verrückt gewordene Frauen nach Hebron, Iowa in ein Sanatorium bringen. Der Strauchdieb George Briggs (Tommy Lee Jones) soll ihr helfen. Gemeinsam machen sie sich auf die über sechshundert Kilometer lange, mehrere Woche dauernde Reise.
„grandioser, wahrhaftiger, aufbauender, aber auch deprimierender Film, in dem der Wilde Westen als eine von nicht vollkommen zurechnungsfähigen, fehlerhaften Menschen bevölkerte, weitgehend menschenleere Landschaft gezeigt wird; was mit Sicherheit viel näher an der Wirklichkeit ist, als die üblichen Hollywood-Western.
Einer des schönsten Filme des Kinojahres.“ schrieb ich schwer begeistert zum Kinostart.
mit Tommy Lee Jones, Hilary Swank, Hailee Steinfeld, Meryl Streep, Grace Gummer, John Lithgow, Miranda Otto, Sonja Richter, James Spader, John Lithgow, William Fichtner
Bevor die Erde endgültig unbewohnbar ist, schickt die NASA ein Team, zu dem auch ein Farmer gehört, ins Weltall. Sie sollen auf der anderen Seite eines Wurmlochs eine zweite Erde finden.
Planetenhopping zur Rettung der Welt. Ich war, im Gegensatz zu den meisten Kritikern und Zuschauern, wenig begeistert.
mit Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Jessica Chastain, Casey Affleck, David Gyasi, John Lithgow, Bill Irwin, Ellen Burstyn, Michael Caine, Matt Damon, Wes Bentley, Mackenzie Foy, Topher Grace, David Oyelowo, William Devane
Den Namen des Papstes kennt jeder. Aber wie ein neuer Papst gewählt wird, ist nur in groben Zügen bekannt. Nach dem Tod des Oberhauptes der katholischen Kirche versammeln sich die Unter-Achtzigjährigen Kardinäle in Rom im Vatikan. Auf dem Petersplatz versammeln sich Gläubige und die live berichtenden Medien. Aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle steigt in unregelmäßigen Abständen Rauch auf. Ist der Rauch schwarz, wurde kein neuer Papst gewählt. Ist er weiß, wurde ein neuer Papst gewählt, der sich kurz danach der Welt präsentiert.
Anhand einer fiktiven Papstwahl erzählt Robert Harris in seinem 2016 erschienenem Thriller „Konklave“ wie so eine Papstwahl abläuft. Edward Berger („Im Westen nichts Neues“) verfilmte jetzt den Roman nach einem Drehbuch von Peter Straughan („Dame, König, As, Spion“) und mit Starbesetzung. Wichtige Kardinäle werden von Ralph Fiennes, Stanley Tucci und John Lithgow gespielt. Isabella Rossellini spielt Schwester Agnes, die als Leiterin der Casa Santa Marta, zusammen mit ihren Nonnen, für die Unterbringung und Verköstigung der Männer zuständig ist.
Berger schildert detailliert die Abläufe im Vatikan, der während der Wahl vollständig von der Welt abgeschlossen ist. Niemand darf das Gebäude betreten oder verlassen. Briefe, Telefonate und, inzwischen, Computer mit Internetzugang, sind verboten. Nichts soll die Wahl beeinflussen.
Vor diesem Hintergrund entfaltet sich dann das Drama der Papstwahl. Verschiedene Fraktionen und Ansichten über den künftigen Kurs der Kirche stehen sich gegenüber. Es gibt Vertreter der progressiven Richtung, die die katholische Kirche stärker an die Gegenwart anpassen wollen. Es gibt konservative und ultrakonservative Kardinäle, die die Kirche am liebsten wieder zurück ins Mittelalter führen möchten. Jede Fraktion hat ihren Favoriten. Ein aus Afrika kommender Kardinal forciert einen aus Afrika kommenden Papst, weil es bislang noch keinen afrikanischen Papst gab. Es werden, wie in der weltlichen Politik oder einem Verein, Koalitionen geschmiedet und es wird versucht, einzelne Kardinäle zu beeinflussen.
Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes), der Dekan des Kardinalskollegiums, versucht als Wahlleiter einerseits das Verfahren ohne Unglücke durchzuführen und er versucht, als er neue Informationen über aussichtsreiche Kandidaten erhält, diese zu überprüfen. Ohne den Kontakt zur Außenwelt, wozu auch ein Telefonat gehört, ist das eine schwierige Aufgabe. Er muss auch überprüfen, ob Kardinal Benítez (Carlos Diehz) wirklich ein Kardinal ist. Denn bis jetzt hat noch niemand von dem aus Kabul kommendem Mann gehört. Er sagt, der gerade verstorbene Papst habe ihn vor kurzem ernannt und es vor seinen Glaubensbrüdern geheim gehalten. Benítez benimmt sich wie ein wahrer Gläubiger, der mit den zwischen den Kardinalen eingespielten Machtspielen nichts zu tun hat – und weil „Konklave“ ein Thriller ist, macht ihn seine offen nach Außen getragene Naivität besonders verdächtig. Jedenfalls für die Zuschauer.
Die Diskussionen innerhalb der katholischen Kirche über die Zukunft der Kirche werden im Film gestreift, aber nicht vertieft. Straughan und Berger konzentrieren sich auf die Wahlgänge und wie sich von Wahlgang zu Wahlgang Mehrheiten verschieben. Garniert wird das Machtspiel spannungssteigernd mit einer fulminant lauten Thrillermusik, die eine Spannung schafft, die die Bilder von alten Männern, die in historischen Gemäuern Zettel ausfüllen, nicht hergeben.
Konklave (Conclave, USA/Großbritannien 2024)
Regie: Edward Berger
Drehbuch: Peter Straughan
LV: Robert Harris: Conclave, 2016 (Konklave)
mit Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini, Carlos Diehz, Lucian Msamati, Brían F. O’Byrne, Merab Ninidze
Und wieder verarbeitet Martin Scorsese eine wahre Geschichte zu einem Spielfilm. Bei „GoodFellas“, „Casino“, „Gangs of New York“ (seinem ersten Film mit Leonardo DiCaprio) und „The Wolf of Wall Street“ führte das zu inzwischen allgemein als Klassiker anerkannten Filmen. In seinem neuesten Film, dem 206-minütigem Epos „Killers of the Flower Moon“, geht es um die Serie von Morden an den in Oklahoma lebenden Osage. Zwischen 1918 und 1931, wobei der Höhepunkt zwischen 1921 und 1926 war, wurden in der menschenleeren Gegend über sechzig, nach neueren Forschungen sogar über hundert, Osage ermordet.
Durch den Fund von Ölquellen waren die Osage unglaublich reich geworden. Am Filmanfang werden wir belehrt, dass sie damals zu den reichsten Menschen auf der Erde gehörten. Soviel Geld zieht natürlich viele Glücksritter und Verbrecher an. Legal, illegal, halblegal, scheißegal, solange das Geld in den Taschen weißer Männer landet. Einer von ihnen ist William ‚King‘ Hale (Robert De Niro). Der Viehzüchter inszeniert sich als gütiger Patriarch und Freund der Osage. Hintenrum lässt er sie, vor allem Osage-Frauen, töten. Es gibt nämlich ein Gesetz, nach dem der Ehemann der Toten ihr Vermögen erbt. Und das sind in diesem Fall beträchtliche Einnahmen aus dem Ölgeschäft.
Deshalb fordert er seinen Neffen Ernest Burkhart (Leonardo DiCaprio) auf, eine Osage-Frau zu heiraten. In Mollie Kyle (Lily Gladstone) findet der etwas dumme Kriegsinvalide Burkhart sogar eine ansehnliche, kluge und liebenswerte Frau. Um an ihr Vermögen zu kommen, auch wenn ihn ab und an das schlechte Gewissen plagt, muss er sie vergiften.
Zur gleichen Zeit bringen die Weißen munter Osage-Männer und -Frauen um. Einmal versuchen die Indianer in Washington Gehör zu finden. Und einige Bundesagenten suchen die Täter. Für J. Edgar Hoover und das damals noch junge FBI war die Aufklärung der Mordserie ihr erster großer Fall.
Das klingt doch nach einer Geschichte, die perfekt zu Martin Scorsese passt. Die Kritiken nach der Premiere in Cannes waren überschwänglich. Ich kann sie mir nur als eine Mischung aus Festivalbesoffenheit, Freude über das Aushalten des Films ohne mehrmalige Toilettengänge (er dauert 206 Minuten, es gibt keine Pause) und die Freude, darüber, dass ihr großes Idol Martin Scorsese weiterhin Filme inszeniert. Teure Filme. So soll „Killers of the Flower Moon“ zweihundert Millionen US-Dollar gekostet haben.
Über die Qualität eines Films sagt das Budget nichts aus. Eher schon über das Geschäftsmodell von Streamingdiensten. „Killers of the Flower Moon“ ist eine Apple-Produktion. Sie gaben Scorsese viel Geld und ließen ihn dann machen. Danach können sie den Film auf ihrer Plattform ablegen und mit dem Namen des Regisseurs werben. Das poliert ihren Ruf als Förderer der Kinokunst auf. Gleichzeitig bringt ihnen das einige neue Abonnenten. Ob sie sich den Film ansehen, ist egal. Ob der Film gut ist, ist auch egal. Außerdem ist er schneller vergessen, als die älteren Filme der bekannten Regisseure, die sich auf dieses Geschäftsmodell einließen. Oder wer erinnert sich noch an die von den Coen-Brüdern, David Fincher, Sofia Coppola und Noah Baumbach für Streamingdienste gedrehte Filme? Wenn sie im Kino gezeigt und auf DVD/Blu-ray veröffentlicht wurden, wurde immerhin etwas mehr über sie gesprochen. Aber zwei Wochen später sind sie weitgehend vergessen. Auch Scorseses vorheriger Film, die Netflix-Produktion „The Irishman“ ist inzwischen vergessen.
Und damit wären wir bei „Killers of the Flower Moon“, einem Film der ähnlich misslungen wie „The Irishman“ ist. Der Film ist zu lang, zu unfokussiert und zu langsam, teils mit sich in Endlosschleifen wiederholenden Dialogen, erzählt. Zum Glück verzichtet Scorsese dieses Mal auf das in „The Irishman“ irritierende De-Aging.
Das Hauptproblem bei „Killers of the Flower Moon“ ist das von Eric Roth und Martin Scorsese geschriebene Drehbuch. Sie verzichten auf ein Voice-Over; – dabei ist Martin Scorsese ein Meister des Voice-Overs und ein gutes Voice-Over kann einer epischen Geschichte in jeder Beziehung den nötigen Fokus verleihen. Hier breiten Scorsese und Roth in epischer Bräsigkeit über dreieinhalb Stunden eine Geschichte aus, bei der nie klar ist, wer der Protagonist ist. Also mit welcher Figur wir uns identifizieren sollen. Am ehesten bietet sich der von Leonardo DiCaprio mit vorgestrecktem Kinn, nach unten gezogenen Mundwinkeln und starrem Blick als gutmütig-tumben Trottel gespielten Ernest Burkhart an. Er treibt passiv durch die Geschichte und verhält sich mal so, mal so, aber nie konsistent. Entsprechend unbeeindruckt verfolgt man sein Schicksal. William ‚King‘ Hale (De Niro) ist da eine wesentlich stimmigere Figur, die allerdings blasser als nötig bleibt. Alle anderen Figuren sind in dem an allen Ecken und Enden in jeder Beziehung ausfransendem Ensemblestück Nebenfiguren ohne besondere Eigenschaften. Das gilt auch für Burkharts Frau Mollie (Lily Gladstone), die als eine viel zu intelligente Frau eingeführt wird, um sich dann willenlos von ihrem Mann vergiften zu lassen.
Die teils arg elliptisch erzählte Story plätschert ähnlich unentschlossen zwischen verschiedenen Plots und Ereignissen vor sich hin. Natürlich gibt es immer wieder gute Szenen, aber eigentlich alles, was in den ersten Minuten etabliert wird, ist später höchstens ein Hintergrundrauschen. Öltürme (zur Erinnerung: die Osage wurden durch Öl reich und jeder will ein Stück von diesem Ölkuchen abhaben) sehen wir am Anfang. Dann nie wieder. Die Osage verschwinden schnell, abgesehen von den Osage-Frauen, aus der Filmgeschichte. Erst gegen Ende treten sie wieder auf, ohne einen entscheidenden Einfluss auf die Handlung zu haben. Während der Gerichtsverhandlung am Filmende dürfen sie dann als Publikum stumm die Verhandlung verfolgen.
Am Ende, wenn die Übeltäter angeklagt werden, ist unklar, wen oder was Scorsese für die Morde verantwortlich macht. Das ist die alte Frage, ob das Individuum für seine Taten oder die Gesellschaft, genauer die Strukturen einer Gesellschaft und die Umstände, unter denen der Täter lebt, für die Taten des Einzelnen verantwortlich sind. Also ob es sich bei den Morden an den Osage um die Taten von einem bösen Patriarchen und einiger gieriger und dummer Männer oder um gesellschaftliche Strukturen handelt. Strukturen, die zu diesen Morden führten und die von der herrschenden Klasse letztendllich auch gewollt waren. Diese These wird im Film nicht weiterverfolgt.
Denn im Gegensatz zu seinen anderen Filmen scheint Scorsese hier die Verantwortung bei den Tätern zu sehen. Vor allem bei ‚King‘ Hale, der einfach nur ein böser Mensch war und der die anderen Männer zu den Morden anstiftete. Zum Glück kam dann irgendwann das FBI und überführte ihn.
In dem Moment ist schon sehr viel Filmzeit vergangen. Entsprechend schnell werden die Ermittlungen von Tom White (Jesse Plemons) und seinen Männern als Pflichtprogramm vor der Gerichtsverhandlung abgehandelt.
„Killers of the Flower Moon“ gehört zu Martin Scorseses schlechteren Filmen. Dabei hätte aus der Geschichte mit einem Voice-Over, das die Geschichte der Morde an den Osage aus einer Perspektive erzählt, und, damit einhergehend, herzhaft um eine halbe Stunde oder, besser noch, eine Stunde gekürzt, ein guter Film werden können.
Killers of the Flower Moon (Killers of the Flower Moon, USA 2023
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Eric Roth, Martin Scorsese
LV: David Grann: Killers of the Flower Moon: The Osage Murders and the Birth of the FBI, 2017 (Das Verbrechen)
mit Leonardo DiCaprio, Robert De Niro, Jesse Plemons, Lily Gladstone, Tantoo Cardinal, John Lithgow, Brendan Fraser, Cara Jade Myers, JaNae Collins, Jillian Dion, William Belleau, Louis Cancelmi, Tatanka Means, Michael Abbot Jr., Pat Healy, Scott Shepard, Jason Isbell, Sturgill Simpson
Länge: 206 Minuten
FSK: ab 12 Jahre (und wenn die Eltern dabei sind, ist der Film ab 6 Jahre erlaubt)
–
Bombshell – Das Ende des Schweigens (Bombshell, USA/Kanada 2019)
Regie: Jay Roach
Drehbuch: Charles Randolph
Gelungenes, nah an den Fakten entlang erzähltes, leicht satirisches Drama über die Klagen von Gretchen Carlson und Megyn Kelly gegen ihren Arbeitgeber Fox News.
Anschließend, um 21.55 Uhr, zeigt ZDFneo die spielfilmlange Doku „Harvey Weinstein – Macht und Missbrauch“ (Großbritannien 2019).
LV: John Grisham: The pelican brief, 1992 (Die Akte)
Politthriller über eine Jurastudentin (Julia Roberts), die einen Umweltskandal, der auch den Präsidenten belastet, aufdeckt.
Der starbesetzte Film war eine der ersten Grisham-Verfilmungen: handwerklich perfekt, grandiose Besetzung vor und hinter der Kamera, unpersönlich, mit Justiz-Grundierung und überlang. Pakula, dem wir immerhin die Klassiker „Klute“, „Zeuge einer Verschwörung“ und „Die Unbestechlichen“ verdanken, meinte, das Buch sei so aufregend wie eine Achterbahnfahrt. Das kann man von dem Film nicht behaupten.
Danach, um 22.30 Uhr, zeigt Arte das neue, gut einstündige Porträt „Denzel Washington – Spiegelbilder Amerikas“ (Frankreich 2021).
Mit Julia Roberts, Denzel Washington, Sam Shepard, Robert Culp, John Lithgow, Stanley Tucci
Drehbuch: Wes Oliver, Kieran Fitzgerald, Tommy Lee Jones
LV: Glendon Swarthout: The Homesman, 1988 (The Homesman – Es führt ein Weg zurück)
Nebraska, 1854: Mary Bee Cuddy (Hilary Swank) soll drei verrückt gewordene Frauen nach Hebron, Iowa in ein Sanatorium bringen. Der Strauchdieb George Briggs (Tommy Lee Jones) soll ihr helfen. Gemeinsam machen sie sich auf die über sechshundert Kilometer lange, mehrere Woche dauernde Reise.
„grandioser, wahrhaftiger, aufbauender, aber auch deprimierender Film, in dem der Wilde Westen als eine von nicht vollkommen zurechnungsfähigen, fehlerhaften Menschen bevölkerte, weitgehend menschenleere Landschaft gezeigt wird; was mit Sicherheit viel näher an der Wirklichkeit ist, als die üblichen Hollywood-Western.
Einer des schönsten Filme des Kinojahres.“ schrieb ich schwer begeistert zum Kinostart.
mit Tommy Lee Jones, Hilary Swank, Hailee Steinfeld, Meryl Streep, Grace Gummer, John Lithgow, Miranda Otto, Sonja Richter, James Spader, John Lithgow, William Fichtner
Bombshell – Das Ende des Schweigens (Bombshell, USA/Kanada 2019)
Regie: Jay Roach
Drehbuch: Charles Randolph
TV-Premiere. Gelungenes, nah an den Fakten entlang erzähltes, leicht satirisches Drama über die Klagen von Gretchen Carlson und Megyn Kelly gegen ihren Arbeitgeber Fox News.
Anschließend, um 23.55 Uhr, zeigt das ZDF im Rahmen seines #MeToo-Abends (der ruhig früher hätte beginnen können), ebenfalls als TV-Premiere, die spielfilmlange Doku „Unantastbar – Der Fall Harvey Weinstein“ (Großbritannien 2019).
Christian Wolff (Ben Affleck) ist Autist, Chef von „ZZZ Accounting“ und Kreditberater. Außerdem ist das auf seine Aufgaben fokussierte Mathegenie der Buchprüfer für verschiedene Verbrecherkartelle.
Für Living Robotics, einer Firma die auch Prothesen herstellt, soll er die Bücher prüfen. Ein hundertprozentig legaler Auftrag, der ihn in Teufels Küche bringt. Jetzt werden seine Fähigkeiten als Auftragskiller benötigt.
Wenn man darüber hinwegsieht, dass „The Accountant“ Humbug ist, ist Gavin O’Conner ein angenehm altmodischer Gangsterfilm gelungen, der seine Geschichte etwas intelligenter als erwartet zusammenfügt.
mit Ben Affleck, Anna Kendrick, J. K. Simmons, Jon Bernthal, Jean Smart, Cynthia Addai-Robinson, Jeffrey Tambor, John Lithgow, Rob Treveiler, Andy Umber, Ron Prather, Susan Williams
Eine Vorkämpferin für den Feminismus oder die Gleichberechtigung von Frauen war keine von ihnen. Schließlich arbeiteten sie an einem Ort, der täglich dagegen kämpfte. Und es immer noch tut.
Sie arbeiteten bei Fox News, einem US-TV-Sender, der sich Nachrichtensender nennt, damals mit dem Slogan „fair and balanced“ warb, es nicht war und seit der Wahl von Donald J. Trump zum US-Präsidenten endgültig dessen Haussender und Echokammer ist. Dabei kam schon 2011 eine empirische Studie zu dem Ergebnis, dass Zuschauer von Fox News über das tatsächliche politische Tagesgeschehen am wenigsten wüssten. Zuschauer anderer Sender und sogar US-Amerikaner, die keine Nachrichten sehen, waren besser informiert.
Am 6. Juli 2016 klagte Gretchen Carlson, das hübsche Gesicht der Fox-Morningshow „Fox & Friends“, gegen Roger Ailes, den Gründer und Chef des Senders, wegen sexueller Belästigung. Ihre ehemaligen langjährigen Kollegen erklärten öffentlich auf Fox News, dass das die Vorwürfe einer irregeleiteten Frau seien und die Arbeitsatmosphäre bei Fox News fantastisch sei. Das war eine Lüge. Denn Carlson hatte vor ihrer Klage eifrig Beweise gesammelt und auch andere Frauen berichteten von Belästigungen durch Ailes und andere Männer bei Fox News.
Der Skandal wurde so groß, dass Fox News hohe Entschädigungssummen zahlen musste und Fox-News-Eigentümer Robert Murdoch (und, als treibende Kräfte bei Ailes‘ Entlassung, seine beiden Söhne) Ailes am 21. Juli 2016 entließ.
Davor, bereits im August 2015, hatte Megyn Kelly, die ‚First Lady von Fox News‘ und Gastgeberin der „The Kelly File“, Ärger mit ihrem Chef Roger Ailes. Sie hatte in einer Wahlkampfdebatte den damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump auf seine sexistischen Äußerungen angesprochen. Ailes-Freund und Fox-Quotenbringer Trump beleidigte sie danach öffentlich und Ailes sagte ihr, sie solle dazu schweigen.
In seinem Spielfilm „Bombshell – Das Ende des Schweigens“ konzentrieren Regisseur Jay Roach („Trumbo“) und sein Drehbuchautor Charles Randolph („The Big Short“) sich bei ihrem Sittengemälde von Fox News auf Megyn Kelly (Charlize Theron), Gretchen Carlson (Nicole Kidman) und Kayla Pospisil (Margot Robbie). Diese drei Frauenschicksale zeigen verschiedene Facetten des Falls auf; – wobei die Geschichte von Pospisil die schwächste des Films ist. Im Gegensatz zu den realen Fox-News-Moderatorinnen Kelly und Carlson ist sie eine fiktive Figur, die als junge, aufstiegswillige und karrierebewusste Reporterin nichts zum Fortgang der historischen Ereignisse beiträgt.
Stilistisch und erzählerisch orientieren Roach und Randolph an den Werken von Aaron Sorkin („The Social Network“, „Steve Jobs“, „Molly’s Game“) und an Adam McKays „The Big Short“ und „Vice“. Ihr Film ist allerdings bei weitem nicht so dicht wie diese Filme, in denen man jede Sekunde hellwach sein muss, um nicht in der Flut von wichtigen und noch wichtigeren Informationen zu versinken. Da ist der Fall von Fox News und Roger Ailes deutlich einfacher gelagert.
Im Mittelpunkt von „Bombshell“ steht auch nicht das akkurate nacherzählen der verschiedenen Winkelzüge, sondern die intensive Beschreibung eines toxischen Umfelds, in dem sexuelle Belästigung von den Vorgesetzten geduldet und gefördert wird, während die Untergebenen und die Frauen das tolerieren und oft willig mitmachen. Das beginnt schon beim Einstellungsgespräch, wenn Ailes unverhohlen Gefälligkeiten einfordert und die künftigen Fox-News-Moderatorinnen nach ihrem Aussehen – blond, schlank, vollbusig, mit langen Beinen, die im Fernsehen ausführlich präsentiert werden – auswählt. Daneben ist die Firmenkultur von Paranoia, Hass und einer kultischen Gefolgschaft geprägt. Es ist ein Freund-Feind-Denken, das aus einer gefeierten Moderatorin innerhalb weniger Minuten eine Aussätzige macht, die von ihren früheren Kollegen mit Schmutz beworfen wird.
Zum Weitersehen: Am Montag, den 24. Februar, zeigt ZDFinfo um 21.45 Uhr Alexis Blooms spielfilmlange Doku „Sex, Trump & Fox News – Aufstieg und Fall des Roger Ailes“ (Divide and Conquer: The Story of Roger Ailes, 2018). Bloom zeichnet in einer gelungenen Mischung aus aktuellen Interviews und Archivmaterial das Leben des Fox-News-Gründers Roger Ailes nach. Seine Karriere als Politikberater begann er für Richard Nixon. Zuletzt unterstützte er mit seinem Sender die Wahlkampagne von Donald Trump. Er machte ihn zum Präsidenten.
Bombshell – Das Ende des Schweigens (Bombshell, USA/Kanada 2019)
Regie: Jay Roach
Drehbuch: Charles Randolph
mit Charlize Theron, Nicole Kidman, Margot Robbie, John Lithgow, Kate McKinnon, Allison Janney, Connie Britton, Mark Duplass, Nazanin Boniadi, Malcolm McDowell
Die Erfindung der Wahrheit (Miss Sloane, Frankreich/USA 2016)
Regie: John Madden
Drehbuch: Jonathan Perera
Miss Sloane (Jessica Chastain gewohnt überzeugend) ist in Washington eine Top-Lobbyistin. Als sie strengere Waffengesetze blockieren soll, wechselt sie die Seiten. Ihre früheren Auftraggeber sind davon nicht begeistert und die Schlacht der Lobbyisten beginnt.
Als Porträt von „Miss Sloane“ funktioniert „Die Erfindung der Wahrheit“ gut. Als Polit-Thriller lässt einen der kühle, in den entscheidenden Momenten zu naive und zu plakative Film dann doch etwas unbefriedigt zurück. Trotz überraschender Enthüllungen und langfristig angelegter Fallen und Finten.
Christian Wolff (Ben Affleck) ist Autist, Chef von „ZZZ Accounting“ und Kreditberater. Außerdem ist das auf seine Aufgaben fokussierte Mathegenie der Buchprüfer für verschiedene Verbrecherkartelle.
Für Living Robotics, einer Firma die auch Prothesen herstellt, soll er die Bücher prüfen. Ein hundertprozentig legaler Auftrag, der ihn in Teufels Küche bringt. Jetzt werden seine Fähigkeiten als Auftragskiller benötigt.
Wenn man darüber hinwegsieht, dass „The Accountant“ Humbug ist, ist Gavin O’Conner ein angenehm altmodischer Gangsterfilm gelungen, der seine Geschichte etwas intelligenter als erwartet zusammenfügt.
Die Ausstrahlung des FSK-16-Films um 20.15 Uhr ist wahrscheinlich gekürzt.
mit Ben Affleck, Anna Kendrick, J. K. Simmons, Jon Bernthal, Jean Smart, Cynthia Addai-Robinson, Jeffrey Tambor, John Lithgow, Rob Treveiler, Andy Umber, Ron Prather, Susan Williams
„Tonight with Katherine Newbury“ läuft seit gut dreißig Jahren als Late-Night-Talkshow im US-Fernsehen. Zuletzt mit sinkenden Quoten und Katherine Newbury (Emma Thompson) wird mit dem Vorwurf konfrontiert, eine Frauenhasserin zu sein. Schließlich feuerte sie in den vergangenen Jahren jede Frau, die sie jemals einstellte, kurz darauf wieder. Ihr Writers‘ Room ist eine frauenfreie Zone.
Um diesen Vorwurf zu entkräften, lässt sie Molly Patel (Mindy Kaling) einstellen. Molly hat im Comedygeschäft keinerlei Berufserfahrung, aber sie ist eine Frau und sie gehört einer Minderheit ein. Damit kann gut geworben werden. Und nach einigen Monaten wird sie, wie ihre Vorgängerinnen, entlassen.
Molly, die Newbury bewundert, stolpert an ihrem ersten Arbeitstag ungeschickt in die Besprechung von Newburys Autorenteam, das ein seit Jahren eingespieltes Team alter weißer Männer ist, die ohne große Ambitionen vor sich hin arbeiten. Molly beginnt, ausgehend von ihren Ambitionen und ihrer bisherigen Berufserfahrung als Qualitätskontrolleurin in einer Chemiefabrik, gleich mit einer Fehleranalyse und sie liefert Vorschläge zur Behebung der Fehler. Außerdem schreibt sie Witze, wie sie bisher in Newburys Show noch nicht zu hören waren. Der Weg vom Schreiben des Witzes bis zur Präsentation in der Show ist allerdings weit.
Zur gleichen Zeit eröffnet die neue Programmchefin Newbury, dass ihre Show demnächst eingestellt wird. Ein vulgärer Komödiant soll den Sendeplatz übernehmen.
Newbury, die in den letzten Jahren ihre Show auf Autopilot herunterspulte, nimmt den Kampf auf.
„Late Night – Die Show ihres Lebens“ ist eine sehr unterhaltsame Komödie, die einen liebevollen Blick hinter die Kulissen der seit Ewigkeiten und immer noch männlich dominierten Late-Night-Shows wirft. Wenn Frauen in den vergangenen Jahrzehnten in den USA eine Late-Night-Show moderierten, taten sie das nur kurz.
Mitte September könnte sich das mit „A Little Late with Lilly Singh“ ändern. Diese neue Late-Night-Show wird nicht nur von einer Frau moderiert, sondern sogar von einer bekennend bisexuellen Frau. Damit ist Singh die erste Person aus der LGBT-Community, die eine Late-Night-Show moderiert. Sie ist auch nach einer fast zwanzigjährigen Pause die erste Moderatorin, deren Vorfahren nicht aus Europa kommen. Die Eltern der Kanadierin stammen aus Indien. Soviel zur Diversität in einem in den USA erfolgreichen Showsegment, das in Deutschland abgehen von der „Harald Schmidt Show“ fast unbekannt ist. .
Diese mangelnde Diversität erfuhr auch Hauptdarstellerin und Drehbuchautorin Mindy Kaling. Sie war die erste Frau im Autorenteam der Sitcom „The Office – Das Büro“. Danach erfand sie die Serie „The Mindy Project“.
„Late Night“-Regisseurin Nisha Ganatra, die wie Kaling indische Vorfahren hat, inszenierte in den vergangenen Jahren vor allem Episoden für Serien wie „Transparent“, „Better Things“, „Brooklyn Nine-Nine“ und „The last Man on Earth“. Mindy Kaling lernte sie kennen, als sie eine Episode von „The Mindy Project“ inszenierte.
Die von Kaling erfundene Geschichte bewegt sich auf den vertrauten Pfaden. Die Pointen sitzen. Die Schauspieler sind spielfreudig. Und man sieht gerne über die Schwächen hinweg. Das sind das doch arg konventionelle Drehbuch, einige unplausible Stellen und die widersprüchliche Zeichnung von Katherine Newbury, die einerseits höchste Leistungen fordert, andererseits seit Jahren auf Autopilot ihre Sendung macht und keinen Kontakt zu ihren Autoren hat. Gerade das ist, wenn Menschen über Jahre auf engstem Raum zusammenarbeiten, nicht besonders glaubwürdig. Und es ist etwas merkwürdig, dass intelligente Menschen, die von ihrem Chef wie Dreck behandelt werden, sich keinen neuen Job suchen, sondern über Jahre bei ihr weiterarbeiten.
„Late Night“ ist eine Feelgood-Komödie, in der arbeitende Frauen nicht den Mann fürs Leben suchen (Newbury hat ihren schon lange gefunden) und die, trotz der wenigen Frauenrollen, den Bechdel-Test besteht. Es gibt, mit der Programmchefin sogar drei wichtige Frauenrollen. Die Frauen, vor allem Newbury und Molly sprechen miteinander und sie unterhalten sich nicht über einen Mann, sondern vor allem über die Show und damit ihre Arbeit.
Late Night – Die Show ihres Lebens (Late Night, USA 2019)
Regie: Nisha Ganatra
Drehbuch: Mindy Kaling
mit Emma Thompson, Mindy Kaling, John Lithgow, Reid Scott, Hugh Dancy, Denis O’Hare, Max Casella, John Early, Paul Walter Hauser, Ike Barinholtz, Amy Ryan, Bill Maher, Seth Meyers, Jake Tapper
Christian Wolff (Ben Affleck) ist Autist, Chef von „ZZZ Accounting“ und Kreditberater. Außerdem ist das auf seine Aufgaben fokussierte Mathegenie der Buchprüfer für verschiedene Verbrecherkartelle.
Für Living Robotics, einer Firma die auch Prothesen herstellt, soll er die Bücher prüfen. Ein hundertprozentig legaler Auftrag, der ihn in Teufels Küche bringt. Jetzt werden seine Fähigkeiten als Auftragskiller benötigt.
Wenn man darüber hinwegsieht, dass „The Accountant“ Humbug ist, ist Gavin O’Conner ein angenehm altmodischer Gangsterfilm gelungen, der seine Geschichte etwas intelligenter als erwartet zusammenfügt.
Die Ausstrahlung des FSK-16-Films um 20.15 Uhr ist wahrscheinlich gekürzt.
mit Ben Affleck, Anna Kendrick, J. K. Simmons, Jon Bernthal, Jean Smart, Cynthia Addai-Robinson, Jeffrey Tambor, John Lithgow, Rob Treveiler, Andy Umber, Ron Prather, Susan Williams
Wiederholung: Montag, 8. April, 01.05 Uhr (Taggenau!)
Stephen Kings Horrorroman „Friedhof der Kuscheltiere“ las ich als Teenager innerhalb weniger Tage während der Schule. Heute erinnere ich mich vor allem an die Hauskatze, die, nachdem sie von den Toten wiederauferstanden ist, einige richtig fiese und angsteinflößende Gruselkatze ist und dass immer wieder, mitten in der Nacht, über die im Wald liegende Holzbarriere geklettert wird.
Die Verfilmung von 1989 interessierte mich danach nicht sonderlich. Wie könnte ein Film, der damals von der Kritik nicht gerade euphorisch abgefeiert wurde, den Grusel des Romans toppen?
Irgendwann später sah ich mir die Verfilmung an und fand sie okay.
Jetzt, dreißig Jahre nach Mary Lamberts Verfilmung, für die Stephen King höchstpersönlich das Drehbuch geschrieben und eine kleine Rolle übernommen hatte, gibt es eine neue Verfilmung von Kings Roman, die gelungen eigene Akzente setzt.
Die Geschichte dürfte bekannt sein: Die Familie Creed zieht von der Großstadt nach Ludlow, einer Kleinstadt in Maine. Der Vater, Dr. Louis Creed (Jason Clarke), hat eine Stelle als Arzt im Gesundheitszentrum der Universität angenommen. Bei ihm sind seine Frau Rachel (Amy Seimetz) und ihre beiden Kinder, die achtjährige Tochter Ellie (Jeté Laurence) und ihr zweijähriger Sohn Gage (Hugo und Lucas Lavoie). Sie sind eine stinknormale, glückliche Familie. Sie freuen sich auf ihr neues Leben in der Provinz.
Kurz nach ihrer Ankunft beobachten sie eine Prozession mit Tierköpfen maskierter Kinder. Die Kinder bringen ein totes Haustier zum titelgebenden Friedhof der Kuscheltiere. Ihr Nachbar Jud Crandall (John Lithgow) erklärt ihnen, dass es diesen Friedhof schon lange gibt und dass etliche Tiere auf der vor ihrem Haus liegenden Straße von Lastern überfahren wurden.
Das nächste Opfer der Laster ist Church, die kuschelige Katze der Creeds.
Weil Ellie ihre Katze so sehr liebte, verrät Crandall Louis ein Geheimnis. Hinter dem Friedhof der Haustiere und damit hinter der Barriere aus Ästen und Buschwerk gibt es eine Grabstätte der Ureinwohner. Die dortigen Geister können Tote wieder lebendig werden lassen. Als Mann der Wissenschaft ist Louis skeptisch. Aber er begräbt Church auf der alten Grabstätte.
Und das Wunder geschieht: Church kehrt zurück. Aber sein Fell ist verfilzt und sein Wesen hat sich verändert. Er ist jetzt nicht mehr der liebe Kater.
Kurz darauf wird – und das ist eine der Veränderungen zur Vorlage – Ellie von einem Laster getötet.
Louis, der uns zuerst als vollkommen rationaler Mann präsentiert wurde, ist verzweifelt über den Verlust seiner über alles geliebten Tochter. Er ignoriert Crandalls Warnungen und bringt seine tote Tochter zu der Grabstätte im Wald. Denn warum soll etwas, das bei einer Katze funktioniert, nicht auch bei einem Menschen funktionieren?
Wie Kings Roman beginnt die Verfilmung mit dem Einzug der Creeds in ihr neues Haus. Mit ihnen entdecken wir die auf der Straße vorbeirasenden Laster, den Haustier-Fritof, die Holzbarriere und den netten Nachbarn, der die gesamte Geschichte von Ludlow kennt. All das etabliert das Regieduo Kevin Kölsch und Dennis Widmyer in den ersten Minuten. Durch ihre Inszenierung geben sie bereits eine Vorahnung auf das kommende Grauen für die glückliche Familie Creed.
Danach verlangsamen sie gekonnt das Erzähltempo. Es dauert einige Zeit bis zuerst Church und dann Ellie sterben. Und die meiste Action gibt es am Filmende, wenn Ellie ihren Eltern ihre dunkle Seite zeigt. Bis dahin ist „Friedhof der Kuscheltiere“ vor allem ein psychologisches Drama, in dem Louis zunehmend fanatisch agiert. Wahlweise wie ein religiöser Eiferer oder wie ein Alkoholiker, der die Welt nach seinen Wünschen gestalten will und dabei alle Warnungen, auch wider besseres Wissen, ignoriert.
„Friedhof der Kuscheltiere“ ist eine kühl erzählte Reise in den Wahnsinn. Mit seiner Beschränkung auf wenige Drehorte (zwei Häuser, ein Wald), eine Handvoll Schauspieler (eine Familie, der Nachbar) und seiner kurzen Laufzeit (ohne Abspann keine hundert Minuten) gehört der Horrorfilm zu den Thrillern, die die Freiheiten eines niedrigen Budgets für eine sehr düstere Geschichte nutzen.und eine sehr spezielle Auffassung von einem Hollywood Ending haben.
Friedhof der Kuscheltiere (Pet Sematary, USA 2019)
Regie: Kevin Kölsch, Dennis Widmyer
Drehbuch: Jeff Buhler (nach einer Geschichte von Matt Greenberg)
LV: Stephen King: Pet Sematary, 1983 (Friedhof der Kuscheltiere)
mit Jason Clarke, Amy Seimetz, John Lithgow, Jeté Laurence, Aliyssa Levine
Länge: 101 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
–
Die Vorlage
Stephen King: Friedhof der Kuscheltiere
(übersetzt von Christel Wiemken)
Heyne, 2019 (Filmausgabe) (überarbeitete, vollständige Taschenbuchausgabe, mit einer 2000 geschriebenen Einleitung von Stephen King)
Elizabeth Sloane ist ein Star in der Lobbyisten-Branche in Washington, D. C.. Skrupel kennt sie nicht. Wenn sie einen Auftrag übernimmt, ist der Wunsch des Auftraggebers bereits Gesetz. Deshalb freut sich die Waffenlobby über ihr Engagement gegen den von ihr abgelehnten Heaton-Harris-Bill. Das ist ein parteiübergreifender Gesetzesentwurf zur stärkeren Kontrolle des Verkaufs von Schusswaffen; – okay, im heutigen Washington ist ein solcher Gesetzesvorschlag sehr fiktiv.
Mitten während der Verhandlungen zu dem Gesetz wechselt Sloane aus für ihre Kollegen und auch für uns Zuschauer nicht nachvollziehbaren Gründen die Seiten. Sie geht mit fast ihrem gesamten Team zu einer deutlich kleineren, moralisch integeren Lobby-Firma. Ab diesem Moment kämpft sie gegen ihre früheren Arbeitgeber und Kunden.
Irgendetwas muss bei ihrem Kampf für das Gesetz allerdings schief gegangen sein. Denn am Filmanfang muss sich Elizabeth Sloane in einer öffentlichen Anhörung eines Senatsuntersuchungsausschusses verteidigen. Sie soll gegen die Verhaltensregeln für Lobbyisten verstoßen haben. Dafür könnte sie mit einem Berufsverbot bestraft werden.
Während der deutsche Titel „Die Erfindung der Wahrheit“ vieldeutig ist, gibt der Originaltitel des von „Best Exotic Marigold Hotel“-Regisseur John Madden inszenierten Films schon eine eindeutige Richtung an. „Miss Sloane“ ist er und damit ist klar, dass Elizabeth Sloane, glänzend gespielt von Jessica Chastain, im Mittelpunkt des Dramas steht, das auch einen Blick hinter die Kulissen des Lobby-Geschäfts in Washington wirft.
Die mit dem Porträt von Miss Sloane verbundene Geschichte funktioniert allerdings nur bedingt. Das beginnt mit ihrem plötzlichen Jobwechsel, der so unvermittelt kommt – Rodolfo Schmidt, der Chef der Konkurrenzfirma spricht sie nachts auf offener Straße an und gibt ihr einen Zettel, dessen Inhalt wir erst am Filmende erfahren und der sie dazu bringt, die Firma zu wechseln –, dass man bei dem Wechsel des Arbeitgebers nie glaubt, dass sie wegen ihres Gewissens die Seiten wechselte. Aber einen besseren Grund findet man nicht. So bleibt dieser Wechsel bis zum Schluss eine nicht in ihrem Charakter begründete Drehbuchidee. Auch das Komplott, das zu ihrer Ladung vor den Ausschuss führte, und Miss Sloanes genialer Plan, um ihr Ziel (oder ihre Ziele) zu erreichen, enttäuschen. Von einer Meisterstrategin wäre da mehr zu erwarten gewesen.
Unklar bleibt auch, warum das Gesetz unbedingt jetzt beschlossen werden muss; – wobei Elizabeth Sloane zuerst auf den Seiten der Verhinderer, der Status-Quo-Bewahrer, kämpft. Sie haben inen guten Grund, um gegen die jetzige Verabschiedung des Gesetzes zu kämpfen. Die Befürworter des Gesetzes, die eine stärkere Waffenkontrolle wollen, könnten mit etwas zeitlichem Abstand oder über andere Wege einfach wieder versuchen, ihr Anliegen durchzusetzen. Sie haben keine Eile. Sie müssen einfach nur einige weitere Menschen von ihrem Anliegen überzeugen. Trotzdem inszeniert Madden, nach einem Drehbuch des Debütanten Jonathan Perera, einen Kampf zwischen zwei Lobbyfirmen, in dem es um jede Stimme geht. Und für jede Lobbyfirma steht ihre Existenz auf dem Spiel. Das ist nicht besonders glaubwürdig, weil eine Lobbyfirma, wie eine Werbefirma, sich normalerweise nicht sonderlich mit ihrem Produkt identifiziert. Der zentrale Konflikt wird dann einerseits furchtbar aufgeblasen als ein weltbewegendes Gesetz, während er bei genauerer und distanzierter Betrachtung eher bedeutungslos ist. Das liegt auch daran, dass der Inhalt des Gesetzes nur oberflächlich angesprochen wird. In „Die Erfindung der Wahrheit“ geht es nicht um die Frage, ob man für oder gegen Waffenkontrolle ist. Es geht um die Arbeit und die Winkelzüge von Lobbyfirmen, die teils in der Öffentlichkeit, teils in Hinterzimmern, stattfinden.
Dieser Kampf zwischen zwei Lobbyfirmen über die Verabschiedung eines Gesetzes ist nur der Vorwand für ein verschachteltes Porträt einer sehr ambitionierten Frau in einer Männerwelt, die einen fordernden Job hat, für den sie lebt. Ein Privatleben hat sie, im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen, nicht. Außer man nennt den Sex im Hotelzimmer mit einem Callboy Privatleben; – aber dann könnte man auch die Pinkelpause Privatleben nennen. Und eine Erklärung für ihren Arbeitseifer gibt es auch nicht. Jesscia Chastain verleiht dieser eiskalten, zu Empathie und Mitarbeiterführung gänzlich ungeeigneten Karrierefrau, die leicht zu einer Parodie hätte werden können, dennoch eine emotionale Tiefe.
Als Porträt von „Miss Sloane“ (Originaltitel) funktioniert „Die Erfindung der Wahrheit“ gut. Als Polit-Thriller lässt einen der kühle, in den entscheidenden Momenten zu naive und zu plakative Film dann doch etwas unbefriedigt zurück. Trotz überraschender Enthüllungen und langfristig angelegter Fallen und Finten.
Die Erfindung der Wahrheit (Miss Sloane, Frankreich/USA 2016)
Regie: John Madden
Drehbuch: Jonathan Perera
mit Jessica Chastain, Mark Strong, John Lithgow, Alison Pill, Gugu Mbatha-Raw, Michael Stuhlbarg, Sam Waterston, Jake Lacey
DP/30 unterhält sich in Los Angeles im November 2016 (wenige Tage vor der US-Präsidentenwahl) mit John Madden und Jessica Chastain über den Film
Ein Publikumsgespräch mit den Schauspielern Jessica Chastain und John Lithgow, Regisseur John Madden und Autor Jonny Perera, moderiert von Jenelle Riley (Variety) (SAG-AFTRA Foudation, 5. November 2016; Ton ist am Anfang nicht so toll)
Drehbuch: Paul Schrader (Nach einer Geschichte von Paul Schrader und Brian De Palma)
Sechzehn Jahre nach der Entführung von seiner Frau und Tochter, die dabei starben, entdeckt Michael Courtland in Florenz eine Frau, die die Zwillingsschwester seiner toten Frau könnte. Sie verlieben sich ineinander, heiraten und kurz vor der Hochzeit wird sie entführt. Courtland fragt sich, ob sich jetzt alles wiederholt.
Starkes Frühwerk von De Palma, das, wie viele seiner Filme, zahlreiche Vergleiche mit dem Werk von Alfred Hitchcock provozierte. Auch weil dieses Mal Hitchcock-Komponist Bernard Herrmann („Vertigo – Aus dem Reich der Toten“) den Soundtrack komponierte und dafür posthum für den Soundtrack-Oscar nominiert wurde.
Die Story selbst; – nun ja, man sollte nicht zu viele Fragen stellen und sich dem Bilderrausch (Kamera: Vilmos Zsigmond) hingeben.
Danach drehte De Palma „Carrie – Das Satans jüngste Tochter“.
mit Cliff Robertson, Geneviève Bujold, John Lithgow, Sylvia ‚Kuumba‘ Williams, Wanda Blackman
Christian Wolff (Ben Affleck) ist Chef von „ZZZ Accounting“. Ein Firmenname, der garantiert ganz hinten im Telefonbuch steht. Er ist ein kleiner Kreditberater, der Zahlen und Steuersparmöglichkeiten schneller als ein Computer durchrechnet. Im privaten Umgang ist der Autist eher gehemmt. Der Ordnungsfreak, der jede Aufgabe zu Ende führen muss, lebt alleine.
Er ist auch ein Buchprüfer für verschiedene Verbrecherkartelle, die in den vergangenen Jahren auf seine analytischen Fähigkeiten zurückgriffen. Denn er versinkt regelrecht in den Zahlen und spürt innerhalb kürzester Zeit die Fehler und die dafür Verantwortlichen auf.
Sein neuester, sogar hundertprozentig legaler Auftrag führt ihn zu Living Robotics, einer Firma die auch Prothesen herstellt.
Dort trifft er Dana Cummings (Anna Kendrick). Ihr fielen in der Buchhaltung seltsame Buchung auf. Sie ist, wie Christian, etwas merkwürdig.
Zur gleichen Zeit erpresst Steuerfahnder Ray King (J. K. Simmons) die junge Analystin Marybeth Medina (Cynthia Addai-Robinson) den Buchhalter zu finden. In seinem Kopf müssen doch unglaubliche Informationen über das Organisierte Verbrechen, Waffenhändler und andere Verbrecherbanden und Wirtschaftskriminelle sein.
Sei wissen allerdings nicht, dass Christian von seinem strengen Vater, einem Soldaten, eine umfassende militärische Ausbildung erhielt. Christian ist auch ein im Untergrund mit mehreren Tarnidentitäten lebender Elitesoldat ohne Dienstrang, ein Scharfschütze und ein Killer, – was, immerhin will niemand einen Spielfilm sehen, in dem ein Nerd sich zwei Stunden über Zahlenkolonnen beugt, überaus nützliche Fähigkeiten für die hübsch verschachtelte Filmgeschichte sind, in der auch ein geheimnisvoller Killer Christian verfolgt.
Bill Dubuque („Der Richter – Recht oder Ehre“) springt in seinem Drehbuch zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her und mit zunehmender Laufzeit fügt sich alles, aber auch wirklich alles, wie bei einem Puzzlespiel, zu einem Bild zusammen. Die Beziehungen zwischen den Charakteren sind vielschichtiger, als es für einen Action-Thriller nötig wäre. Deshalb wirkt der Film gegen Ende etwas überkonstruiert und überladen.
Regisseur Gavin O’Connor („Das Gesetz der Ehre“) setzte diese Geschichte elegant und wuchtig um und es macht schon Spaß, zu sehen, wie sich nacheinander alles etwas intelligenter zusammenfügt als erwartet. Auch wenn einige Überraschungen schon allein aufgrund des Castings keine wirklichen Überraschungen sind und die gesamte Geschichte, wenn man über sie nachdenkt, Humbug ist.
Trotzdem, oder gerade deswegen, ist „The Accountant“ ein angenehm altmodischer Gangsterfilm, der seine Geschichte als absolut glaubwürdige und ernste Geschichte verkauft und in der Ben Affleck etwas von der Einsamkeit des eiskalten Engels umweht. In der Gestalt eines biederen Buchhalters.
The Accountant (The Accountant, USA 2016)
Regie: Gavin O’Connor
Drehbuch: Bill Dubuque
mit Ben Affleck, Anna Kendrick, J. K. Simmons, Jon Bernthal, Jean Smart, Cynthia Addai-Robinson, Jeffrey Tambor, John Lithgow, Rob Treveiler, Andy Umber, Ron Prather, Susan Williams
Blow Out – Der Tod löscht alle Spuren (USA 1981, Regie: Brian De Palma)
Drehbuch: Brian De Palma, Bill Mesce Jr. (ungenannt)
Jack Terry ist Toningenieur für Horrorfilme. Eines Nachts beobachtet er, während er auf der Jagd nach Geräuschen ist, den tödlichen Autounfall eines Präsidentschaftskandidaten. Als er sich später sein Tonband anhört, hört er einen Schuss. Wurde der Kandidat ermordet?
Spannender Thriller von Brian De Palma, der damals eine Reihe guter Filme hintereinander inszenierte.
Der Titel erinnert an Michelangelo Antonionis auch inhaltlich sehr ähnlichen Klassiker „Blow Up“. Die Kritiker fanden (eines ihrer liebsten Hobbys) zahlreiche Hitchcock-Anleihen, die Polit-Junkies durften über die Ähnlichkeiten zu dem JFK-Attentat, Watergate und Chappaquiddick (während in dem Film der Politiker stirbt, starb in Wirklichkeit die Beifahrerin von Ted Kennedy) nachdenken, die Cineasten über das Kino und den Zusammenhang zwischen Film und Wirklichkeit sinnieren und alle über die Schlusspointe lachen. Das ist doch ziemlich viel für ein Genrewerk, das einfach nur zwei Stunden unterhalten will.
Der Fischer Film Almanach urteilte damals über den Thriller: „einer seiner spannendsten und besten Arbeiten überhaupt.“
DVD Verdict zwanzig Jahre später: “One could make an argument that Blow Out is the most underrated, overlooked film of the entire 1980s.”
Und, jaja, auch Quentin Tarantino gefällt der Film. Ist einer seiner Lieblingsfilme
mit John Travolta, Nancy Allen, John Lithgow, Dennis Franz
Mein Bruder Kain (USA 1992, Regie: Brian De Palma)
Drehbuch: Brian De Palma
Der angesehene Kinderpsychologe Carter Nix hat Probleme mit seinen verschiedenen Persönlichkeiten. Besonders Kain löst Probleme mit anderen Menschen gerne final.
Unterschätzter De-Palma-Film. Denn: “Raising Cain is (…) one of De Palma’s most challenging, elliptical and darkly comic films. Because of its refusal to ‘make it easy’ for the audience, it is also the least understood and appreciated film from his ‘red phase’.” (Senses of Cinema)
Mit John Lithgow, Lolita Davidovich, Steven Bauer, Frances Sternhagen, Gregg Henry