Dieses Mal haben nicht die Menschen die Erde vernichtet, sondern eine Sonneneruption hinterließ in der östlichen Hemisphäre der Erde eine flächendeckende Zerstörung. Seitdem sieht das Gebiet wie die Kulisse für einen schlecht aussehenden „Mad Max“-Film aus. Mit der Vernichtung der Welt wurde gleichzeitig die Zivilisation auf den Zustand des Faustrechts zurückgeworfen. Ob auf der gesamten Welt oder nur in der östlichen Hemisphäre, ist unklar und für die zehn Jahre nach der Katastrophe spielende Filmgeschichte auch unwichtig.
In diesem Dystopia erhält der professionelle Schatzsucher Jake (Dave Bautista) von dem in England lebendem, selbsternannten König August (Samuel L. Jackson) einen neuen Auftrag. König August ist ein sich gebildet gebender Gangster mit Herrscherambitionen und einer ständig größer werdenden Kunstsammlung. Dieses Mal soll Jake in Frankreich die Mona Lisa finden. Bei der Suche soll ihm die Freiheitskämpferin Drea (Olga Kurylenko) helfen.
Gemeinsam suchen sie in Frankreich die an einem unbekannten Ort versteckte Mona Lisa. Dabei treffen sie auf allerlei finstere Gestalten zwischen rasenden Zombiekannibalen und einen alle umbringen lassenden Warlord, der sich in einem Zug durch die Landschaft bewegt.
„Afterburn“ von J. J. Perry ist ein simpelst gestrickter dystopischer Actionthriller voller Logiklöcher und Weltkrieg-II-Filmzitaten. Die todernst präsentierte Story ist nicht mehr als eine einfachste Schnitzeljagd. Die Dialoge banalst. Warlord Volkov (Kristofer Hivju), der Bösewicht des Films, und seine rechte Hand Gorynych (Daniel Bernhardt) taugen kaum als Bedrohung des Helden. Da helfen auch Hivjus charismatischer Bart und sein grummeliger Blick nicht. Die brutale Action in für den „Lost Places“-Fan fotogenen Locations ist bestenfalls zweckdienlich.
Das verzichtbare Ergebnis ist 08/15-Actionfilmfutter, bei dem immerhin die Stuntmen in verlassenen Kiesgruben und Fabrikruinen ihren Spaß hatten.
Die in jeder Beziehung deutlich bessere Unterhaltung für den Actionfilmfan gibt es im benachbarten Kinosaal mit „Nobody 2“.
J. J. Perry inszenierte als Regisseur „Day Shift“ und „The Killer’s Game“. Davor war er in etliche Filme als Stuntman und Second-Unit-Regisseur, u. a. „Fast & Furious 8“, „Fast & Furious 9“ und „Blue Beetle“ involviert.
Afterburn(Afterburn, USA 2025)
Regie: J. J. Perry
Drehbuch: Nimród Antal, Matt Johnson
LV: Scott Chitwood/Paul Ens: Afterburn, 2008 (Comic)
mit Dave Bautista, Olga Kurylenko, Samuel L. Jackson, Kristofer Hivju, Daniel Bernhardt
Seit 38 Jahren läuft in Las Vegas die „Razzle Dazzle Show“. Seit dreißig Jahren ist Shelly (Pamela Anderson) ein Mitglied des Ensembles. Die große Zeit der Show ist schon lange vorbei. Jetzt zieht Stage Manager Eddie (Dave Bautista mit Haaren) die Notbremse. In zwei Wochen ist die letzte Show.
Gia Coppola erzählt in ihrem neuen Film „The Last Showgirl“, nach einem Drehbuch von Kate Gersten, die dafür ihr bislang nicht aufgeführtes Theaterstück „A Body of Work“ bearbeitete, die Tage bis zu Shellys letztem Arbeitstag. Die Zeit verbringt die Tänzerin vor allem mit ihrer besten Freundin Annette (Jamie Lee Curtis), einer ehemaligen Tänzerin und jetzt Cocktail-Kellnerin. Sie trifft ihre von ihr entfremdete Tochter Hannah (Billie Lourd) und, einmal, bewirbt sie sich sogar um eine neue Stelle.
„The Last Showgirl“ ist eine in der New-Hollywood-Tradition stehende Charakterstudie. Aber im Gegensatz zu den New-Hollywood-Filmen ohne eine Story. Coppola erzählt einfach, wie Shelly ohne erkennbare Ambitionen die Zeit bis zu ihrem letzten Arbeitstag verbringt.
Die Bemühungen der arg naiven Shelly, die im Kopf immer noch ein Kind ist, um einen neuen Job sind nicht vorhanden. Dass das Ende der Show für Shelly auch das Ende ihres Lebenssinns ist, wird in ihrem Handeln nie spürbar. Die sich entwickelnde Beziehung zu ihrer von ihr entfremdeten Tochter wäre auch in einem New-Hollywood-Film nicht mehr als eine Nebengeschichte gewesen. Das ständige ziellose Abhängen mit ihrer besten Freundin trägt keinen ganzen Film. Das macht die konventionelle Verlierer- und Milieustudie „The Last Showgirl“ dann trotz seiner kurzen Laufzeit von unter neunzig Minuten zu einer Geduldsprobe. Wie es besser geht zeigte beispeilsweise Darren Aronofsky mit Mickey Rourke in der Hauptrolle in „The Wrestler“.
Coppola erzählt Shellys Geschichte als die Geschichte eines individuellen Scheiterns ohne irgendeine Art von Gesellschaftskritik und -analyse. Las Vegas und alles wofür die Stadt steht, sind nicht mehr als vernachlässigbares Hintergrundrauschen. Für Shellys Schicksal ist nur Shelly verantwortlich.
Für Pamela Anderson, die während ihrer gesamten Karriere auf ihr Aussehen reduziert wurde, ist „The Last Showgirl“ eine Ehrenrettung. So war sie für den Golden Globe als beste Hauptdarstellerin nominiert und sie erhielt, im Rahmen der Verleihung des Spottpreises „Die Goldene Himbeere“ (Golden Raspberry Award bzw. Razzie), den Himbeeren-Erlöser-Award.
The Last Showgirl (The Last Showgirl, USA 2024)
Regie: Gia Coppola
Drehbuch: Kate Gersten
LV: Kate Gersten: A Body of Work (Theaterstück, nicht aufgeführt)
mit Pamela Anderson, Dave Bautista, Jamie Lee Curtis, Kiernan Shipka, Brenda Song, Billie Lourd, Jason Schwartzman
In einer postapokalyptischen „Mad Max“-Welt (für Jüngere: „Borderlands“), in der die Zivilisation, wie wir sie kennen, zusammengebrochen ist, es wieder Hexen, Zauberei und alles was dazu gehört, gibt und Herrschaft wieder über irgendwelche monarchistischen Thronfolgen und Intrigen geregelt wird, erfüllt die Hexe Gray Alys (Milla Jovovich) Wünsche. Allerdings werde das Ergebnis, warnt sie die Bittsteller immer, nicht unbedingt so sein, wie der Wünschende es sich wünscht. In den gefährlichen Lost Lands kann sie Dinge und Wesen finden, die sonst niemand finden kann.
Jetzt soll die Hexe Gray Alys für eine liebestrunkene Königin einen Werwolf. Er soll sich in den Lost Lands am Skull River aufhalten soll. Bei der Suche hilft ihr der immer einen Cowboyhut tragende Jäger Boyce (Dave Bautist). Er ist auch so etwas wie der Erzähler des Films.
Zu zweit machen sie sich auf den Weg – und schnell fliegen Pixelwolken, die Blut symbolisieren sollen, über die Leinwand.
Geschrieben und inszeniert wurde „In the Lost Lands“ von Paul. W. S. Anderson. Basieren tut der Fantasyfilm auf drei von George R. R. Martin in den siebziger und frühen achtziger Jahren geschriebenen Kurzgeschichten. Ab 1996 veröffentlichte Martin die Fantasy-Saga „Das Lied von Eis und Feuer“ (A Song of Ice and Fire), die als „Game of Thrones“ verfilmt wurde. Aber das ist eine andere Geschichte.
Bei den beteiligten Personen, u. a. Paul W. S. Anderson und Milla Jovovich (um nur die bekanntesten Namen zu nennen), erwartet niemand ein zum Nachdenken anregendes Arthauswerk. Man erwartet ein trashiges B-Movie-Spektakel im Stil von „Resident Evil“. In der an der Kinokasse erfolgreichen SF-Actionreihe inszenierte Anderson seine Frau Milla Jovovich als schlagkräftige Actionheldin. Das tut er hier wieder. Die Welt ist eine dieser Ramschladen-“Mad Max“-Welten, in der überall Schrott herumliegt, exzessiv mit Farbfiltern gearbeitet wird und die raren Actionszenen in einem Chaos von Schnitte enden. Zum Western wird „In the Lost Lands“ wegen des Sandes, den Pferden und einigen Waffen, die es schon im Wilden Westen gab. Oder die aussehen, als hätte es sie damals gegeben. Die Story bemüht am Ende mit einigen Twist dem vorher gezeigten eine neue Bedeutung zu geben. Aber wen interssiert das in dem Moment noch?
Sogar mit der reduzierten Erwartung, eine „Resident Evil“-Variante mit Western-Touch zu erleben, langweilt „In the Lost Lands“ auf ganzer Linie.
In the Lost Lands (In the Lost Lands, Deutschland/Kanada/USA 2025)
Regie: Paul W. S. Anderson
Drehbuch: Constantin Werner (nach einer Geschichte von Paul W. S. Anderson und Constantin Werner)
LV: George R. R. Martin: The Lonely Songs of Laren Dorr (1976), Bitterblooms (in Cosmos Science Fiction and Fantasy Magazine, November 1977), In the Lost Lands (in Amazons II, DAW Collectors #485, 1982)
mit Milla Jovovich, Dave Bautista, Arly Jover, Amara Okereke, Fraser James
Drehbuch: Denis Villeneuve, Jon Spaihts, Eric Roth
LV: Frank Herbert: Dune, 1965 (Dune – Der Wüstenplanet)
TV-Premiere. Erfurchtsvolle Bebilderung der ersten Hälfte von Frank Herberts „Der Wüstenplanet“. Den Fans, dem Publikum und den Kritikern gefiel das Werk.
Die Verfilmung der zweiten Buchhälfte lief dieses Jahr, ebenfalls erfolgreich, im Kino. Und irgendwann demnächst – ein Startdatum gibt es noch nicht, aber das Drehbuch soll schon fertig sein – verfilmt Villeneuve „Dune Messiah“.
mit Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Oscar Isaac, Jason Momoa, Stellan Skarsgård, Stephen McKinley Henderson, Josh Brolin, Javier Bardem, Sharon Duncan-Brewster, Chang Chen, Dave Bautista, David Dastmalchian, Zendaya, Charlotte Rampling, Babs Olusanmokun, Benjamin Clementine
Wiederholungen:
Pro 7, Donnerstag, 26. Dezember, 14.40 Uhr
Kabel 1, Mittwoch, 8. Januar, 20.15 Uhr
–
Die Vorlage
Frank Herbert: Dune – Der Wüstenplanet
(übersetzt von Jakob Schmidt)
Heyne, 2020 (die Filmausgabe)
800 Seiten
12,99 Euro
–
Zum Filmstart erschien der Roman mit einem neuen Cover.
Vor dem Filmstart erschien der Roman bereits in mehreren Übersetzungen.
Paul Atreides, wieder gespielt von Timothée Chalamet, ist zurück. Und jetzt wird es etwas kompliziert. Denn „Dune: Part 2“ erzählt die Geschichte des ersten Teils weiter. Dabei umfasst der zweite Teil die zweite Hälfte von Frank Herberts Science-Fiction-Roman „Der Wüstenplanet“. Der 1965 im Original erschienene Roman ist ein SF-Klassiker, der seitdem immer erhältlich war. In unzähligen Romanen wurde seitdem die Geschichte des Wüstenplaneten weiter erzählt. Herberts Roman wurde zweimal verfilmt. Einmal in einer damals gefloppten, inzwischen legendären Verfilmung von David Lynch. Einmal als wohl okaye Mini-TV-Serie. Und jetzt von Denis Villeneuve, der sich um eine möglichst große Werktreue bemüht. Deshalb machte er aus den 800 Seiten des Romans auch keinen Zwei-Stunden-Film, sondern erzählt die Geschichte in zwei überlangen Filmen. Der erste Film ist 156 Minuten. Der zweite 166 Minuten. Zusammen sind das über fünf Stunden in denen er bildgewaltig und in epischer Breite und Zähigkeit die Geschichte von Paul Atreides erzählt. Er ist der Sohn von Herzog Leto Atreides und kraft seiner Geburt der künftige Herrscher des Hauses Atreides. Seine Familie hat vom Imperator als überaus wertvolles Lehen den Wüstenplaneten Arrakis erhalten. Auf dem Planeten gibt es den für die Raumfahrt wichtigen Treibstoff, der gleichzeitig eine bewusstseinserweiternde Droge ist.
Aber die vorherigen Lehnsherrn, das Haus der Harkonnen, wollen wieder die Macht über den Planeten zurück erlagen und ihn weiter rücksichtslos ausbeuten. Sie sind die skrupellosen Bösewichter der Geschichte. Um an ihr Ziel zu gelangen, ermorden sie Leto Atreides. Bevor sie Paul Atreides ermorden können, flüchtet er in die Wüste zu dem Wüstenvolk der Fremen.
In diesem Moment beginnt der zweite Teil, der erzählt, wie Atreides zum Anführer der Fremen wird und sie gegen das Haus der Harkonnen in den Kampf führt. Atreides wird von den Fremen schnell als der in alten Schriften prophezeite Messias gesehen wird. Er nimmt den Kampf um die Herrschaft über den Planeten auf.
Viel mehr Story hat „Dune: Part 2“ nicht. Und alles was ich an dem Roman („eine arg dröge Lektüre“) und dem ersten Teil („eine viel zu ehrfurchtsvolle Bebilderung der ersten Hälfte des Romans“) kritisierte, trifft auch auf den zweiten Teil zu. So erzählt „Der Wüstenplanet“ eine typische White-Savior-Geschichte, in der der Retter kraft seines Blutes und der göttlichen Prophezeiung als künftiger Herrscher vorherbestimmt ist. Die in der Zukunft spielende Gesellschaft ist eine mittelalterliche Ständegesellschaft, in der Planeten Lehnsbesitz sind. Die Parallelen zwischen dem in den Sechzigern geschriebenem Roman, den damaligen Ansichten und Konflikten sind offensichtlich und müssen hier nicht weiter ausgeführt werden. Das habe ich bereits zum Start des ersten Teils in meiner Buch- und Filmbesprechung getan.
Dazu kommen im zweiten Teil, in dem Villeneuve die zweite Hälfte des Romans bebildert, weitere Probleme. So ist die Geschichte eine zufällige Ansammlung von Szenen. Wie Atreides zum Führer der Fremen aufsteigt, ist nebulös. Anstatt die einzelnen Schritte zu zeigen, überspringt Villeneuve diese. Irgendwann reitet Atreides auf einem Sandwurm und ist danach der von alptraumhaften Visionen geplagte Anführer. Bei den Kämpfen wird nie erklärt, wie sehr ein Sieg die Fremen in ihrem Kampf gegen die Ausbeuter ihrem Ziel näherbringt. Es ist einfach nur eine plötzlich endende Actionszene ohne jeden Kontext, die mühelos mit einem späteren Kampf zwischen den tapferen Fremen und den gesichtslosen Harkonnen-Söldnern getauscht werden könnte. Es würde nicht auffallen. Dazwischen gibt es Szenen von Männern, die in die Wüste starren und auf Sandwürmer warten. Es gibt religiös gefärbten Mythenbrei. Es gibt Szenen, in denen die Schauspieler salbungsvolle Sätze in enervierender Langsamkeit von sich geben. Am Ende wird in den gut drei Stunden, die „Dune: Part 2“ dauert, wahrscheinlich weniger als in einem halben Film von Woody Allen gesprochen. Dafür darf Javier Bardem als tapferer Fremen-Krieger Stilgar in jedem zweiten Satz sagen, dass Atreides der Messias ist. Zunächst glauben seine Kampfgefährten ihm nicht und auch Atreides möchte noch nicht die Rolle des Messias annehmen. Weitere Stars, wie Josh Brolin, Austin Butler, Florence Pugh, Dave Bautista, Christopher Walken, Léa Seydoux, Stellan Skarsgård und Charlotte Rampling, haben teils nur kurze Auftritte. Darüber legt Hans Zimmer einen Ambient-Soundteppich, der vor allem aus bedeutungsschwangerem Brummen besteht, das in diesem Fall die Grenze zur Parodie schon lange überschritten hat.
Immerhin sehen die in der Wüste aufgenommenen Bilder gut aus, einige computergenierte Spezialeffekte sind gelungen und es immer erfreulich, einige Schauspieler im Kino zu sehen. Auch wenn sie in dem Film, außer ihrer Anwesenheit, nicht viel zu tun haben.
Das ändert nichts daran, dass Welt des Wüstenplaneten immer noch keine Welt für mich ist.
In aktuellen Interviews sagte Villeneuve, dass er das Drehbuch für einen dritten „Dune“-Film bereits fast fertig geschrieben habe. Der Film, basierend auf dem zweiten „Dune“-Roman „Der Herr des Wüstenplaneten“ (Dune Messiah, 1969), würde zwölf Jahre nach den in „Der Wüstenplanet“ geschilderten Ereignissen spielen. Wann „Dune Messiah“ verfilmt wird, ist unklar. Aber es dürfte keine zwölf Jahre dauern.
Dune: Part 2(Dune: Part 2, USA 2024)
Regie: Denis Villeneuve
Drehbuch: Denis Villeneuve, Jon Spaihts
LV: Frank Herbert: Dune, 1965 (Dune – Der Wüstenplanet)
mit Timothée Chalamet, Zendaya, Rebecca Ferguson, Josh Brolin, Austin Butler, Florence Pugh, Dave Bautista, Christopher Walken, Léa Seydoux, Souheila Yacoub, Stellan Skarsgård, Charlotte Rampling, Javier Bardem
Länge: 166 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
–
Die Vorlage (mit dem aktuellen Cover)
Frank Herbert: Dune – Der Wüstenplanet
(übersetzt von Jakob Schmidt)
Heyne, 2024 (die Filmausgabe)
800 Seiten
12,99 Euro
–
Vor dem Filmstart erschien der Roman bereits in mehreren Übersetzungen und Ausgaben.
Und damit endet, bis auf Daniel Craigs Abschiedsvorstellung, die irgendwann in naher oder ferner Zukunft im TV läuft, unser James-Bond-Rewatch
Sat.1, 20.15
James Bond: Spectre (Spectre, USA/Großbritannien 2015)
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: John Logan, Neal Purvis, Robert Wade, Jez Butterworth
LV: Charakter von Ian Fleming
James Bond will die geheimnisvolle Verbrecherorganisation Spectre zerstören. Sein Gegner ist dabei Franz Oberhauser. Sie haben sich schon als Kinder gekannt.
Nach dem grandiosen „Skyfall“ enttäuschte „Spectre“, der sich mehr um einen überflüssigen Bohei um den Namen des Bösewichts als um ein schlüssiges Drehbuch kümmert. Am Ende ist „Spectre“ der halbherzige Versuch, einen klassischen James-Bond-Film zu inszenieren.
mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Ben Whishaw, Naomie Harris, Dave Bautista, Monica Bellucci, Ralph Fiennes, Andrew Scott, Rory Kinnear, Jesper Christensen, Stephanie Sigman
Fertig. Nach zwei „Guardians of the Galaxy“-Spielfilmen, und einem nur im TV gezeigten Holiday Special, ist James Gunns dritter „Guardians of the Galaxy“-Film sein letzter Guardians-Film. Die Science-Fiction-Komödie ist, wie schon vorher eifrig in den Medien kolportiert wurde, außerdem der letzte Film mit dieser „Guardians“-Besatzung und der Abschluss einer Trilogie. Nicht, weil das irgendwie aus dem Werk heraus ersichtlich ist, sondern weil heute drei Filme mit rudimentären Gemeinsamkeiten einfach als Trilogie gelabelt werden.
Dieses Mal steht nicht Star-Lord Peter Quill (Chris Pratt), der Anführer der Guardians, sondern Rocket, der durchgeknallte, schießwütige No-Nonsense-Waschbär. Gunn erzählt die Geschichte seiner Herkunft.
Bei einem Angriff auf Knowhere, den Rückzugsort der Guardians, wird Rocket schwer verletzt. Als seine Freunde ihn verarzten wollen, entdecken sie einen Killswitch in seinem Körper, der ihn umbringt, wenn sie ihn verarzten (Nicht drüber nachdenken, einfach akzeptieren, dass Rocket bislang nie schwer verletzt wurde).
Um Rocket zu retten, müssen Peter Quill und seine Freunde Drax (Dave Bautista), Nebula (Karen Gillan), Mantis (Pom Klemenieff), der Baum Groot, Kraglin (Sean Gunn) und Gamora (Zoe Saldana) die Person finden, die dafür verantwortlich ist. Es ist The High Evolutionary (Chukwudi Iwuji). Der Herrscher tötet und quält andere Lebewesen, um eine perfekte Welt zu erschaffen.
Und los geht die überlange und bestenfalls mäßig unterhaltsame Schnitzeljagd durch den halben Weltraum, mit Zwischenstationen in einer seltsamen Sixties-Glibber-Welt, die von Master Karja („Castle“ Nathan Fillion, wie immer gut aufgelegt) verteidigt wird, und eine alternative Erde, die von Mensch/Tier-Mischwesen bevölkert wird, die in einem Fünfziger-Jahre-Vorstadt-Amerika leben, eine unverständliche Sprache sprechen und anscheinend weitgehend harmlos sind.
Neben dem bestenfalls lässigem Storytelling, das den dritten Auftritt der Guardians auf epische hunderfünfzig Minuten auflbläht, irritiert das Verhalten der aus den vorherigen Guardians-Filmen bekannten Figuren. Sie alle verhalten sich etwas anders, als ich sie in Erinnerung habe. Es sind kleine Veränderungen, die nicht zu ihrem früheren Ich passen, aber auch nicht einfach durch ihr Alter erklärt werden können. Ihre Beziehung zueinander wirkt, immerhin habe sie in den vergangenen Jahren gemeinsam etliche Abenteuer in den „Guardians“- und anderen Marvel-Filme erlebt, nie wie eine gewachsene Beziehung, sondern wie Comedy-Routinen, in denen Figuren mit festgefügten Eigenschaften immer wieder aufeinanderprallen. Wie Stan Laurel und Oliver Hardy oder wie Tom und Jerry.
Und dann ist auch noch Gamorra dabei. Sie ist Peter Quills große Liebe. Sie starb in „Avengers: Endgame“.
Erklärt werden kann ihre, ähem, Wiedergeburt und das leicht andere Wesen der einzelnen Guardians mit der Mechanik des Multiverse, in dem die Marvel-Filme inzwischen spielen. In dem Multiverse gibt es unzählige, voneinander unabhängige Versionen einer Figur. Sie leben in verschiedenen Universen, die (normalerweise) keinen Kontakt miteinander haben. Da kann eine Figur, die in einem Zeitstrang gestorben ist, in einem anderen Universum noch lebendig sein. Da kann eine Figur, die in einer Welt ein Bösewicht ist, in einer anderen Welt ein Held sein. Erzählerisch führt dies in den Marvel-Filmen im Moment zu einem anything goes, in dem alles egal ist, weil es halt im Multiverse spielt. Wenn Gamorra in einem Universum tot ist, kann sie in einem anderen Universum lebendig sein. Und natürlich können alle Figuren in einem anderen Universum mehr oder weniger anders sein.
Der Film selbst wirkt wie die jugendfreie Ausgabe von James Gunns „The Suicide Squad“ (USA 2021), in dem die Guardians einfach noch einmal ihre alten Hits aufwärmen und lustlos runterbrettern.
Das Filmende ist dann das schon lange vor der Premiere angekündigte Ende dieser Guardians of the Galaxy. Vor allem James Gunn ist aktuell sehr gut bei dem Konkurrenten DC Film beschäftigt. Dort ist er für alle künftigen DC-Filme verantwortlich und will auch bei einigen Regie führen. Dieses Wissen führt nie dazu, dass sich während des Films ein Gefühl des Abschied nehmens einstellt. Gunn präsentiert bis auf die letzten Minuten ein normales Guardians-Abenteuer in dem das Schicksal einer Nebenfigur im Mittelpunkt steht und mit Adam Warlock (Will Poulter) sehr pompös und zeitaufwendig eine neue Figur präsentiert wird, die für diesen Film vollkommen unwichtig ist. In späteren Filmen oder einer Streamingserie kann sie als Guter oder als Bösewicht wichtig werden. Am Ende klatscht er dann ein Ende dran, das verrät, dass diese Truppe nicht weitermachen wird. Filmisch ist das das Äquivalent zu einer schnöde mit der Post zugestellten Kündigung.
Und so ist in „Guardians of the Galaxy: Vol. 3“ alles drin, was man von einem Guardians-Abenteuer erwartet, auch wenn die bekannten Figuren sich etwas seltsam verhalten und der Spaß der vorherigen Guardians-Abenteuer der Routine gewichen ist. Die gab es vor gut zehn Jahren, beim ersten Guardians-Abenteuer, nicht. Die Komödie war ein frischer Wind in der Superhelden/Science-Fiction-Landschaft. Die Guardians wurden sofort von allen geliebt. Jetzt wird das damals neue Rezept einfach nochmal aufgewärmt.
Gurdians of the Galaxy: Vol. 3(Guardians of the Galaxy Vol. 3, USA 2023)
Regie: James Gunn
Drehbuch: James Gunn
LV: Figuren von Dan Abnett und Andy Lanning
mit Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Vin Diesel (Stimme im Original), Bradley Cooper (Stimme im Original), Karen Gillan, Pom Klementieff, Elizabeth Debicki, Sean Gunn, Sylvester Stallone, Will Poulter, Chukwudi Iwuji, Daniela Melchior, Michael Rosenbaum, Maria Bakalova, Nico Santos, Nathan Fillion
Es ist ein schöner Sommertag, als zuerst einer, dann drei weitere Fremde vor einer einsam im Wald gelegenen Hütte auftauchen und energisch Einlass begehren. Bei sich haben sie archaisch anmutende Waffen, die aus einem Fantasy-Mittelalter-Rollenspiel stammen könnten. Sie begehren so lautstark Einlass, dass Eric (Jonathan Groff), Andrew (Ben Aldridge) und ihre achtjährige Adoptivtochter Wen (Kristen Cui) sofort Todesangst haben und panisch alle Fenster und Türen verbarrikadieren.
Es hilft nicht. Kurz darauf sind die vier Fremden – Leonard (Dave Bautista), der sich sanft gebende Wortführer der Truppe, Sabrina (Nikki Amuka-Bird), Adrianne (Abby Quinn) und Redmond (Rupert Grint) – in der Hütte. Wens beiden Väter sind an Stühle gefesselt und ihre schlimmsten Befürchtungen werden wahr. Leonard sagt ihnen, dass Alpträume ihn und seine drei Begleiter an einem bestimtmen Ort zu einer bestimmten Uhrzeit zusamengeführt hätten. Jetzt seien sie hier, um das in wenigen Stunden nahende Ende der Welt zu verhindern. Dafür muss Eric, Andrew oder Wen ein anderes Familienmitglied töten. Dieses Opfer verhindere die Apokalypse. Ein Suizid könne das Ende der Welt nicht verhindern. Es muss ein Mord sein.
Schon in diesen ersten Minuten seines neuen Horrorfilms zeigt M. Night Shyamalan mehr religiöse Sympolik als in einem religösem Traktat enthalten ist. Entsprechend müßig ist eine detaillierte Auflistung. Jedenfalls präsentieren diese vier apokalyptischen Reiter, um ihren Worten eine höhere Glaubwürdigkeit zu verleihen, ihren Gefangenen live ausgestrahlte Fernsehberichte über die Plagen, die in den vergangenen Stunden über die Menschen hereingebrochen sind.
Eric, Ben und Wen haben davon in der Einöde, die sie ohne Internet und Fernsehen genießen wollen, nichts mitbekommen. Sie halten diese Berichte für Falschberichte, die ihnen als echte Berichte präsentiert werden. Einerseits weil bei ihnen im betont malerischen Wald von den die Welt erschütternden Katastrophen nichts zu spüren ist. Andererseits weil sie nicht glauben können, dass sich innerhalb weniger Tage alles verändert haben soll. In dem Moment halten sie die vier Eindringlinge vor allem für durchgeknallte religiöse Spinner, die ein perverses Spiel mit ihnen treiben. Sie könnten sich auch in einen Alptraum befinden, aus dem sie irgendwann aufwachen. Das ist, soviel kann verraten werden, nicht der Fall. M. Night Shyamalan ist seit „The sixth Sense“ zwar für seine überraschende Enden bekannt, aber banale Es-war- nur-ein-böser-Traum-Enden lehnt er ab.
Doch egal warum die vier Eindringlinge tun, was sie tun, sie meinen es tödlich ernst. Sie sind sogar bereit, für ihren Glauben zu sterben.
Shyamalan erzählt diese rabenschwarze Geschichte mit spürbarer Lust an überraschenden Wendungen, die alle auf eine katastrophale Entscheidung hinauslaufen. Denn was ist schlimmer: einen geliebten Menschen ermorden oder für das Ende der Menschheit verantwortlich zu sein? Genau auf diese Frage konzentriert Shyamalan sich in seinem mit religiösen Anspielungen vollgestopftem Horrorfilm in dem eine Familie sich plötzlich in einem Alptraum befindet, der überhaupt nichts mit der normalen, realen, allseits bekannten und vertrauten Welt zu tun hat. Das ist die Welt der Twilight Zone und wie eine zu lang geratene „Twilight Zone“-Episode wirkt „Knock at the Cabin“ dann auch.
Denn trotz aller Wendungen und inszenatorischer Finessen ist der Horrorfilm vor allem eine hochgradig hypothetische Versuchsanordnung, die direkt aus einem Philosophieseminar stammen könnte.
Knock at the Cabin (Knock at the Cabin, USA 2023)
Regie: M. Night Shyamalan
Drehbuch: M. Night Shyamalan, Steve Desmond, Michael Sherman
LV: Paul Tremblay: The Cabin at the End of the World, 2018 (Das Haus am Ende der Welt)
mit Dave Bautista, Jonathan Groff, Ben Aldridge, Nikki Amuka-Bird, Kristen Cui, Abby Quinn, Rupert Grint
„Thor: Love and Thunder“ ist der sechste Film der aktuellen vierten Phase im MCU, der vierte Solo-Film mit dem Donnergott Thor und der zweite von Taika Waititi inszenierte „Thor“-Film. Sein erster „Thor“-Film „Tag der Entscheidung“ war 2017 ein Vergnügen. Er gab den doch oft arg pathetisch auftretenden Thor endgültig der Lächerlichkeit preis und präsentierte ein cooles Feuerwerk aus Slapstick, Gags und Overacting. Gleichzeitig räumte er jeden Pathosverdacht innerhalb der ersten Minuten ab.
Waititis zweiter „Thor“-Film wird mit viel Slapstick und sattsam bekannter Rockmusik aus der Zeit beworben, als Männer breitbeinig ihre Gitarren bearbeiteten und ihr Haar mit Haarspray aufhübschten. Versprochen wird ein Werk, das nahtlos an den ersten Film anschließt.
Die Story ist, wie immer bei Marvel, geheimnisumwittert. Die Kritiker werden, wie immer, gebeten, nichts über die Handlung und überraschende Gastauftritte zu verraten. Also: offiziell geht es darum, dass Gorr (Christian Bale) alle Götter umbringen will. Bevor er zum Götterkiller wurde, war er ein friedfertiger Mann, der an das Gute in den Göttern glaubte. Nachdem ein arroganter Gott seinen Sohn qualvoll sterben lässt, startet er, desillusioniert, einen Rachefeldzug. Wenn die Götter nur Hohn und Spott für die Menschen übrig haben, sind sie als Wächter und Beschützer der Menschen überflüssig.
Weil Thor ein Gott ist, steht er ebenfalls auf Gorrs Liste. Zusammen mit King Valkyrie (Tessa Thompson), Korg (Taika Waititi mit Hilfe von Motion-Capture) und seiner Ex-Freundin Jane Foster (Natalie Portman), die inzwischen lässig seinen magischen Hammer Mjölnir schwingen kann, zieht er in den Kampf gegen Gorr.
Dieser Kampf wird unter einem Berg von Gags und einer Liebesgeschichte begraben. Denn Thor ist immer noch unsterblich in Jane Foster verliebt.
Dummerweise fällt Waititi zum Thema „Liebe“ nichts ein. Zwar umwirbt Thor Jane ständig, aber sie hat nur noch ein freundschaftliches Interesse an ihm. Die Astrophysikerin ist todkrank, ihre Suche nach einem Gegenmittel ist bislang erfolglos und sie kommt, wie die anderen Frauen im Film, gut ohne einen Mann klar.
Männer sind in „Love and Thunder“ nämlich nur noch teils großspurige, teils größenwahnsinnige Agenten des Chaos und, manchmal, eher selten, eigentlich nie, irgendwie begehrenswerte Sexobjekte. Diese Umkehrung der traditionellen Geschlechterrollen ist durchaus vergnüglich. Auch weil Waititi so die gesamte Machokultur durch den Kakao ziehen kann. Die Chaotentruppe Guardians of the Galaxy, die am Filmanfang mit Thor einen Planeten retten will, und Thor zerstören bei ihren Aktionen oft mehr als der Bösewicht. Thor und der aus dem Trailer bekannte Zeus sind Meister darin, alles, was ihr positives Selbstbild beeinträchtigen könnte, auszublenden. Gleichzeitig fehlt ihnen die toxische Männlichkeit, die in den 80ern in Actionfilmen gepflegt wurde und die Waititi hier parodiert. Seine Männer sind fast knuddelige Haustiere oder Kinder, die von den Frauen regelmäßig in ihre Schranken verwiesen werden. Chris Hemsworth überzeugt hier wieder einmal als Schönling und ichbezogener, kindischer Trottel, dem jede Bösartigkeit abgeht. Er überblickt halt einfach nicht die Folgen seiner Taten.
Der einzige gefährliche Mann ist der Bösewicht Gorr. Er ist ein blasses asexuelles Wesen. Er will einfach nur Böse sein und Götter umbringen.
Die Frauen sind nicht mehr auf den sie aus höchster Not rettenden Mann angewiesen. Sie betrachten Männer als eher lästige, aber nicht weiter erwähnenswerte Hindernisse bei ihrem Kampf gegen den Bösewicht.
Das ist ein anderer, durchaus sympathischer und, angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung, überfälliger Ton im bislang von Männern bestimmten Superheldengenre. Den Film retten tut er nicht. „Love and Thunder“ setzt nahtlos die enttäuschende aktuelle MCU-Phase fort. Wieder einmal fehlt dem Film jeder erzählerische Fokus und, damit verbunden, jede mögliche thematische Vertiefung. Waititi wiederholt in „Love and Thunder“ das bereits in „Tag der Entscheidung“ erprobte Programm, baut die Rolle der Frauen aus und hangelt sich von Gag zu Gag. Das Ergebnis ist eine schnell ermüdende Nummernrevue, die nichts von der Brillanz seiner vorherigen Filme hat.
Immer noch ist vollkommen unklar, wie die Marvel-Filme in der aktuellen Phase miteinander verknüpft sind und wo das alles hinführen soll. Es gibt nämlich immer noch keine über mehrere Filme aufgebaute Bedrohung. Stattdessen stehen die Filme weitgehend unverbunden nebeneinander. Es gibt einige Auftritte bekannter Figuren, wie hier den Guardians of the Galaxy, und viele neue Figuren, die bislang noch keine Gastauftritte in anderen Filmen absolvieren durften. Welche Rolle sie in den nächsten Filmen bekommen könnten, falls sie überhaupt einen weiteren Leinwandauftritt haben, ist vollkommen unklar.
Ach ja: es gibt im und nach dem Abspann jeweils eine Szene. Beide sind unerheblich. Eine Szene betont sogar die absolute Folgenlosigkeit jeder Handlung im MCU. Denn eine Person, die vorher gestorben ist, lebt noch. Auch ohne Multiverse.
Thor: Love and Thunder (Thor: Love and Thunder, USA 2022)
Regie: Taika Waititi
Drehbuch: Taika Waititi, Jennifer Kaytin Robinson (nach einer Geschichte von Taika Waititi, basierend auf den von Stan Lee und Jason Aaron erfundenen Marvel-Figuren)
mit Chris Hemsworth, Natalie Portman, Tessa Thompson, Christian Bale, Taika Waititi, Russell Crowe, Chris Pratt, Karen Gillan, Pom Klementieff, Dave Bautista, Bradley Cooper (Stimme von Rocket im Original), Vin Diesel (Stimme von Groot im Original) (und einige weitere ‚überraschende‘ Cameos)
Als Warner Bros. Pictures im Dezember 2020 ankündigte, dass sie in den USA „Dune“ und weitere Blockbuster gleichzeitig im Kino und auf ihrem Streamingportal HBO Max veröffentlichen würden, war „Dune“-Regisseur Denis Villeneuve verärgert. Er befürchtete, dass dieser Schritt weitere „Dune“-Kinofilme verhindere.
Damals klang das nach dem Gefühlsausbruch eines gekränkten Regisseurs, der seine Filme lieber im Kino sieht. Heute wissen wir, dass er das auch sagte, weil er in „Dune“ nur die erste Hälfte von Frank Herberts achthundertseitigem SF-Klassiker „Dune – Der Wüstenplanet“ verfilmt hat. Sein Film endet nach hundertfünfzig Minuten einfach mitten in der Geschichte. Das Ende gibt es dann in ein, zwei Jahren und einen dritten „Dune“-Film, der auf „Der Herr des Wüstenplaneten“ (Dune Messiah, 1969) basieren soll, später. Falls es nicht dazu kommt, hat man mit „Dune“ einen halben Film gesehen. Und, ja, ich meine das genau so, wie ich es sage: „Dune“ ist wie ein „Tatort“, den man nach 45 Minuten anhält. Wobei der Vergleich mit Robert Schwentkes „Die Bestimmung – Allegiant“ (The Divergent Series: Allegiant, USA 2016) treffender wäre. Das war die erste Hälfte des zweiteiligen Finales einer vierteiligen Young-Adult-Dystopie, von der der Abschluss des Finales nie gedreht wurde. Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Auch weil bis jetzt noch nicht bekannt ist, ob es „Dune: Part Two“ geben wird.
Immerhin führt die schon lange vor dem Dreh gefällte Entscheidung, „Dune – Der Wüstenplanet“ in zwei Filmen zu erzählen, dazu, dass Villeneuve viel Zeit hat, die Geschichte zu erzählen. Nämlich, wenn der zweite Teil wieder hundertfünfzig Minuten lang ist, gut fünf Stunden. Er kann also in aller Ruhe Figuren, Konflikte und Themen einführen. Er kann, immerhin soll „Dune“ der Auftakt einer Trilogie sein, das alles so einführen, das es bereits im ersten Film Hinweise auf Entwicklungen gibt, die erst im zweiten oder dritten Film wichtig werden. Genau das scheint Villeneuve mit dem aus der Perspektive der Fremen erzähltem Prolog zu beabsichtigen. Es wird, so der erste Eindruck, nicht die Geschichte von Paul Atreides sondern die der Fremen erzählt. In den nächsten Minuten ändert sich das. Die ersten vierzig Minuten spielen auf dem Wasserplaneten Caladan, dem alten Sitz des Hauses Atreides. Die nächsten fünfzig Minuten spielen dann auf Arrakis, dem neuen Sitz des Hauses Atreides, dem Wüstenplanet. Diese neunzig Minuten sind vor allem eine Einführung der Welt, in der die Geschichte spielt und der wichtigen Figuren. Villeneuve folgt hier zwar Herberts Buch, aber er präsentiert den Protagonisten Paul Atreides (Timothée Chalamet), der schon auf Caladan Visionen von einer in der Wüste lebenden, für ihn wichtigen, jetzt aber noch unbekannten Frau hat und der der Auserwählte ist, seinen Vater Leto Atreides (Oscar Isaac), einem besonnenem Herrscher, und seine Mutter Jessica Atreides (Rebecca Ferguson), einer Bene Gesserit, und die verschiedenen Konflikte so, dass sie nachvollziehbar sind. Besonders wichtig ist der Konflikt mit dem Haus der Harkonnen. Sie sind die bisherigen Kolonialherren von Arrakis und sie wollen den Planeten wieder in ihren Besitz bringen. Auf dem Planeten gibt es das Gewürz, auch Melange oder Spice genannt. Es ist gleichzeitig eine Bewusstseinserweiternde Droge und der Treibstoff für die Raumschiffe. Deshalb ist die Herrschaft über den Wüstenplaneten eine Lizenz zum Gelddrucken.
Die Harkonnen sind die bösen Bösewichter, die als Kolonialherren despotische Unterdrücker waren. Um wieder die Herren über den Planeten zu werden, ermorden sie Leto Atreides und fast alle seine Gefolgsleute.
Paul und seine Mutter flüchten in die Wüste, wo die Fremen leben.
Ab diesem Moment wird der Film zu einer länglichen Abfolge von Episoden, die die Handlung nicht erkennbar voranbringen. Wer das Buch kennt und weiß, wie die Geschichte endet, ist hier im Vorteil. Denn nachdem Villeneuve in der ersten Hälfte des Films die Romanhandlung intelligent auf die Leinwand übertrug, klebt er nach Leto Atreides‘ Tod zu sehr an der episodenhaften Romanhandlung. Ein Thema ist nicht mehr erkennbar. Der den Roman bestimmende Konflikt mit den Harkonnen über die Herrschaft über den Wüstenplaneten verschwindet hier, wie im Roman, aus der Geschichte.
Auffallend ist in dem Moment auch das überkommene Frauenbild des 1965 erschienenen Romans, das hier bruchlos in den Film übertragen wird. Pauls Mutter Jessica Atreides, die ein Mitglied des einflussreichen Frauenordens der Bene Gesserit ist und die deshalb über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt, ist jetzt nur noch ein hilfsbedürftiges Anhängsel von Paul, der sie aus gefährlichen Situationen retten muss und gefährliche Situationen allein meistert. Und die Filmgeschichte ähnelt immer mehr „Lawrence von Arabien“ mit Paul als Retter der Fremen. Aber das ist dann die Geschichte des zweiten „Dune“-Films.
Villeneuve erzählt diese Geschichte, wie schon in seinem vorherigem Film „Blade Runner 2049“, mit teilweise enervierender, prätentiöser Langsamkeit. Natürlich sind die Bilder von dem Wüsten- und dem Wasserplaneten überwältigend. Die Präsentieraufmärsche der Soldaten sind, wie in den „Star Wars“-Filmen, zweckfrei, aber schön anzusehen. Und die Räume, durch die die Menschen gehen müssen, sind oft verschwenderisch groß. Das weckt auch immer wieder Erinnerungen an diverse Bibel-Filme; vielleicht auch weil Paul Atreides der Auserwählte, der Messias, ist,
In jedem Bild ist ein Übermaß an Respekt vor der Vorlage zu spüren. Villeneuve kürzte nicht herzhaft, setzte keine eigenen Schwerpunkte oder veränderte Perspektiven (was hätte aus „Dune“ für ein Film werden können, wenn Villeneuve die gesamte Geschichte aus der Perspektive der Fremen erzählt hätte!). Stattdessen folgt er Frank Herberts Geschichte fast schon sklavisch.
Trotz guter Momente, guter Schauspieler (teils nur in Minirollen), imposanter, für das Kino komponierter Bilder und einer guten ersten Hälfte, ist „Dune“ letztendlich ein enttäuschendes Werk. Das liegt allerdings nicht an der Vorlage, sondern an dem fehlendem Mut, die Geschichte aus den Sechzigern (wo sie mit ihrer Ideologie und ihren Bezügen steht) in die Gegenwart zu bringen und für den Film umfassend umzuarbeiten. Denn so wahnsinnig komplex, wie immer wieder behauptet wird, ist der Roman nicht.
Stattdessen gibt es eine viel zu ehrfurchtsvolle Bebilderung der ersten Hälfte des Romans.
Dune (Dune, USA 2021)
Regie: Denis Villeneuve
Drehbuch: Denis Villeneuve, Jon Spaihts, Eric Roth
LV: Frank Herbert: Dune, 1965 (Dune – Der Wüstenplanet)
mit Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Oscar Isaac, Jason Momoa, Stellan Skarsgård, Stephen McKinley Henderson, Josh Brolin, Javier Bardem, Sharon Duncan-Brewster, Chang Chen, Dave Bautista, David Dastmalchian, Zendaya, Charlotte Rampling, Babs Olusanmokun, Benjamin Clementine
Länge: 156 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
–
Die Vorlage
Frank Herbert: Dune – Der Wüstenplanet
(übersetzt von Jakob Schmidt)
Heyne, 2020 (die Filmausgabe)
800 Seiten
12,99 Euro
–
Zum Filmstart erschien der Roman mit einem neuen Cover.
Vor dem Filmstart erschien der Roman bereits in mehreren Übersetzungen.
Das Warten auf den neuen James-Bond-Film hat noch lange kein Ende. Bis dahin
RTL, 20.15
James Bond: Spectre (Spectre, USA/Großbritannien 2015)
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: John Logan, Neal Purvis, Robert Wade, Jez Butterworth
LV: Charakter von Ian Fleming
James Bond will die geheimnisvolle Verbrecherorganisation Spectre zerstören. Sein Gegner ist dabei Franz Oberhauser. Sie haben sich schon als Kinder gekannt.
Nach dem grandiosen „Skyfall“ enttäuschte „Spectre“, der sich mehr um einen überflüssigen Bohei um den Namen des Bösewichts als um ein schlüssiges Drehbuch kümmert. Am Ende ist „Spectre“ der halbherzige Versuch, einen klassischen James-Bond-Film zu inszenieren.
mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Ben Whishaw, Naomie Harris, Dave Bautista, Monica Bellucci, Ralph Fiennes, Andrew Scott, Rory Kinnear, Jesper Christensen, Stephanie Sigman
Los Angeles, 2028: die Stadt versinkt in Straßenschlachten. Mitten in dem Chaos verarztet die ‚Schwester‘ im Hotel Artemis Gangster, die sie für ihre Dienste gut bezahlen. Als die Schwester einer verletzten Polizistin hilft, beginnen die Dinge in dem Hotel aus dem Ruder zu laufen.
TV-Premiere. Zwiespältiges Regiedebüt von Drehbuchautor Drew Pearce („Iron Man 3“, „Fast & Furious Presents: Hobbs & Shaw“): gute Schauspieler, viel fotogene Noir-Stimmung, aber keine fesselnde Geschichte, sondern nur eine Abfolge von Situationen und nicht so wahnsinnig interessanten Gesprächen.
mit Jodie Foster, Sterling K. Brown, Dave Bautista, Sofia Boutella, Jeff Goldblum, Brian Tyreee Henry, Jenny Slate, Zachary Quinto, Charlie Day, Kennth Choi
Als Jason ‚JJ‘ Jones bei einem Undercover-Einsatz gegen russische Plutonium-Händler kurz vor der Enttarnung steht, kann er das verhindern. Indem er ganze Bande schwerbewaffneter Jungs mit brachialer Gewalt tötet.
Weil der CIA-Agent auf einer Aufklärungsmission war, ist für seinen Chef dieses Ergebnis des Einsatzes ein Desaster. Verärgert schickt er JJ nach Chicago. Dort soll das am liebsten allein arbeitende Muskelpaket mit der sehr nerdigen, von ihrem ersten Außeneinsatz restlos begeisterte Informatikerin Bobbi die alleinerziehende Krankenschwester Kate und ihre neunjährige, neunmalkluge Tochter Sophie beobachen. Die beiden sind gerade nach Chicago gezogen. Sie ist die Witwe des Bruders des international gesuchten Schwerverbrechers Viktor Marquez, der vielleicht in Chicago auftauchen könnte. Für den Action liebenden JJ ist dieser langweilige Auftrag, der ungefähr so spannend und gefährlich wie das Anstarren einer langsam trocknenden zu werden versprecht, seine letzte Chance.
Sophie ist ein naseweises Mädchen, das sich schnell zu JJs schlimmstem Alptraum entwickelt. Sofort nach dem Einzug von JJ und Bobbi in der gegenüberliegenden Wohnung, entdeckt sie die beiden CIA-Agenten. Sie enttarnt sie, filmt sie bei der Arbeit und erpresst sie. JJ soll ihr all die tollen Spionagesachen beibringen, die sie aus den Filmen kennen. Und durch einen dummen Zufall lernt JJ auch noch Sophies Mutter kennen.
Auf dem Papier wirkt „Der Spion von nebenan“ wie ein typisches Malen-nach-Zahlen-Hollywood-Produkt: man nehme einen Actionstar, der ein neues Publikum erschließen will (in diesem Fall Dave Bautista), ein nettes Kind, einige erprobte Nebendarsteller, etwas Action (Menge und Größe der Zerstörung werden vom Budget und den Fähigkeiten des Stars bestimmt), mehr oder weniger gelungene Gags und eine Story, die von einem feuchten Bierdeckel wiederverwertet wird. Im Ergebnis kommt dann ein Film heraus, der in jedem Fall sein Geld einspielen und meistens schnell vergessen wird.
Entsprechend niedrig waren meine Erwartungen und umso größer war meine Überraschung. „Get Smart“-Regisseur Peter Segal drehte eine erstaunlich warmherzige, an seinen drei Hauptfiguren interessierte Komödie, in der es eigentlich nur am Anfang und Ende nennenswerte Action gibt. Dazwischen kommen JJ, Sophie und Kate sich näher. Denn JJ nimmt immer mehr Anteil am Leben der Mutter und ihrer Tochter, die er ausspionieren soll. Zwischen JJ und Sophie entwickelt sich, auch wenn er zunächst von Sophie dazu erpresst wird, eine Vater-Tochter-Beziehung. Zwischen JJ und Kate beginnt eine Liebesgeschichte, die in einer Romantic Comedy in einer glücklichen, festen Beziehung münden würde. „Der Spion von nebenan“ ist allerdings eine Kriminalgeschichte und das bedeutet, dass der Bösewicht Marquez bei Kate und Sophie auftaucht und JJ das tun muss, was er am Filmanfang mit einigen verbrecherischen Plutonium-Händlern gemacht hat.
Segal gelingt in seiner Komödie der Spagat zwischen Buddy Movie, Actionkomödie und Romantic Comedy, weil er zeigt, wie JJ zu einem Menschen wird, der für andere Menschen Gefühle empfindet und sich um sie und ihr Wohlergehen kümmert.
Der Spion von nebenan (My Spy, USA 2020)
Regie: Peter Segal
Drehbuch: Jon Hoeber, Erich Hoeber
mit Dave Bautista, Chloe Coleman, Kristen Schaal, Parisa Fitz-Henley, Ken Jeong, Greg Bryk, Devere Rogers
James Bond: Spectre (Spectre, USA/Großbritannien 2015)
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: John Logan, Neal Purvis, Robert Wade, Jez Butterworth
LV: Charakter von Ian Fleming
James Bond will die geheimnisvolle Verbrecherorganisation Spectre zerstören. Sein Gegner ist dabei Franz Oberhauser. Sie haben sich schon als Kinder gekannt.
Nach dem grandiosen „Skyfall“ enttäuschte „Spectre“, der sich mehr um einen überflüssigen Bohei um den Namen des Bösewichts als um ein schlüssiges Drehbuch kümmert. Am Ende ist „Spectre“ der halbherzige Versuch, einen klassischen James-Bond-Film zu inszenieren.
Daniel Craigs nächster und letzter Einsatz als James Bond startet am 2. April 2020 im Kino um die Ecke. Der Titel des 25. Bond-Films ist „Keine Zeit zu sterben“. Der Inhalt ist unbekannt.
mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Ben Whishaw, Naomie Harris, Dave Bautista, Monica Bellucci, Ralph Fiennes, Andrew Scott, Rory Kinnear, Jesper Christensen, Stephanie Sigman
Auf dem Weg zu mir: der neue James-Bond-Roman von Anthony Horowitz.
In „Ewig und ein Tag“ (Forever and a Day, 2018) erzählt Horowitz James Bonds ersten Einsatz als 00-Agent. Weil Horowitz sich an den Romanen von Ian Fleming orientiert, spielt der Roman vor dem ersten Bond-Roman „Casino Royale“.
1950 soll James Bond an der Côte d’Azur den Mord an seinem Vorgänger aufklären. Er legt sich mit dem dortigen Organisierten Verbrechen an und einen amerikanischen Multimillionär, der anscheinend der Hintermann des Drogenhandels ist.
Das hört sich doch nach einem richtigen James-Bond-Roman an. Außerdem war Horowitz‘ erster James-Bond-Roman „Trigger Mortis – Der Finger Gottes“ sehr gelungen.
Nach einer lange überfälligen Augen-OP soll der stahlharte Old-School-Cop Vic Manning (Dave Bautista) sich unbedingt einen Tag schonen. Da erhält er den Hinweis auf einen großen Drogendeal, der in einigen Stunden stattfinden soll. Der Mann, der seinen Partner ermordete und den er seitdem unermüdlich sucht, soll bei dem Deal dabei sein. Weil es wahrscheinlich einen Verräter in den eigenen Reihen gibt, und weil Manning sowieso am liebsten alleine arbeitet, will er den Bösewicht alleine zur Strecke bringen.
Weil Manning die ersten Stunden nach der Augen-OP blind ist, bestellt er sich ein Uber-Taxi. Sein Fahrer Stu (Kumail Nanjani) ist das vollkommene Gegenteil von Manning. Er ist dagegen ein schweigsames Muskelpaket, das Konflikte mit Gewalt löst. Stu ist dagegen gesprächig, höflich und sanftmütig. Für eine Fünf-Sterne-Bewertung tut er fast alles.
Dieses gegensätzliche Paar ballert, kloppt und witzelt sich bei der Verbrecherjagd durch Los Angeles.
„Stuber – 5 Sterne undercover“ heißt die Buddy-Action-Komödie, die über neunzig Minuten die sattsam bekannte Formel aus Action und Comedy wiederholt und dabei zeigt, was herauskommt, wenn bei einer Buddy-Komödie die Witze nicht zünden, die Action lahm ist und die beiden Hauptdarsteller nicht miteinander harmonisieren. Michael Dowse inszenierte einen vergessenswerten Film, der einen wehmütig an die Klassiker des Genres, wie „Nur 48 Stunden“, „Red Heat“ oder die „Lethal Weapon“-Filme, denken lässt. Die sind auch beim zehnten Ansehen immer noch unterhaltsamer als „Stuber“ beim ersten Ansehen.
Stuber – 5 Sterne undercover(Stuber, USA 2019)
Regie: Michael Dowse
Drehbuch: Tripper Clancy
mit Dave Bautista, Kumail Nanjiani, Iko Uwais, Natalie Morales, Betty Gilpin, Jimmy Tatro, Mira Sorvino, Karen Gillan
Wing-Chun-Meister Cheung Tin Chi (Max Zhang), der in „Ip Man 3“ von dem titelgebenden Ip Man besiegt wurde, lebt inzwischen mit seinem Sohn ein ruhiges und unauffälliges Leben als Besitzer eines kleinen Ladens in Hongkong. Eines Tages rettet er die junge Julia (Liu Yang) vor einigen Schlägern und schon ist er mitten im Krieg mit den Triaden. In ihnen tobt ein Machtkampf über das neue Geschäftsfeld Drogenhandel.
Als die Verbrecher ihn, seine Familie und Freunde angreifen, muss er wieder zu dem Kämpfer werden, der er früher war.
„Master Z: The Ip Man Legacy“ ist ein von den Machern der erfolgreichen „Ip Man“-Filme produziertes Spin-off, das eine so lose Verbindung zur „Ip Man“-Geschichte hat, dass man sie getrost vernachlässigen kann.
Auch die Filmgeschichte kann man vernachlässigen. Sie dient vor allem dazu, die verschiedenen Kampfszenen sinnvoll miteinander zu verbinden, ohne die Zuschauer und Schauspieler zu überfordern. Das gelingt der altbekannten, niemals innovativen oder überraschenden B-Movie-Geschichte mit ihrer simplen Moral und den schablonenartigen Figuren gut. Sie führt sinnvoll und ohne die Intelligenz des Zuschauer zu beleidigen von Kampfszene zu Kampfszene.
Im Mittelpunkt stehen nämlich die atemberaubend choreographierten Kämpfe und, ziemlich ein Anfang des Films, ein sich über mehrere Stockwerke auf der Bar Street entwickelnder, atemberaubender Tanz auf Drahtseilen, Balkonen und Leuchtreklamen. Dafür verantwortlich ist Regisseur Yuen Woo-Ping, der seit den frühen siebziger Jahren Actionszenen choreographiert und Regie führt. Seine bekanntesten Arbeiten waren für Hollywood in den „Matrix“-Filmen und in „Kill Bill“.
Dave Bautista, der den englischen Geschäftsmann Owen Davidson spielt, ist vor allem das Gesicht aus Hollywood, das dem Film eine internationale Verwertung sichern soll. Viel mehr hat er in „Master Z“, auch wenn er im Finale seine Muskeln spielen lässt, nicht zu tun.
Für Martial-Arts-Fans ist „Master Z: The Ip Man Legacy“ einen Kinobesuch wert.
Master Z: The Ip Man Legacy (葉問外傳:張天志, Hongkong 2018)
Regie: Yuen Woo-Ping
Drehbuch: Edmond Wong, Chan Tai Lee
Mit Max Zhang, Dave Bautista, Michelle Yeoh, Tony Jaa, Yan Liu
Nachdem die Fans in den vergangenen Monaten jedes Standfoto und Bild aus den verschiedenen Trailern vorwärts und rückwärts analysierten und mit wilden Vermutungen garnierten, wie denn nun das „Endgame“ der Avengers endet und die Vorverkaufszahlen astronomisch sind, läuft der Superheldenfilm jetzt in unseren Kinos an. Der US-Start ist erst am 26. April. Die Prognosen für das weltweite Einspielergebnis liegen aktuell für das Startwochenende bei 850 bis 900 Millionen US-Dollar. In den USA wird damit gerechnet, dass „Endgame“ am Startwochenende mehr einspielt als der vorherige Avengers-Film „Infinity War“. Und der spielte über 257 Millionen US-Dollar ein. Die meisten Prognosen liegen bei über 270 Millionen US-Dollar, einige sogar bei über 300 Millionen US-Dollar. Etliche US-Kinos werden den Film, um die Nachfrage zu befriedigen, mehrere Tage ohne Unterbrechung zeigen. Damit dürfte „Endgame“ „Infinity War“ in vielen Listen auf den zweiten Platz verdrängen. Schon bevor ein Zuschauer den Film gesehen hat, gehört der Film zu den erfolgreichsten Filmen. An der Kinokasse.
Der Film ist der 22. Film des Marvel Cinematic Universe (MCU). Er ist der lange angekündigte und vorbereitete Höhepunkt und das Ende der bisherigen Marvel-Filme. Es begann 2008 mit „Iron Man“, der im Kino ein Überraschungserfolg und der Beginn des Marvel Cinematic Universe war. In den nächsten Filmen wurden verschiedene, aus Comics bekannte Marvel-Helden vorgestellt. Sie traten auch in anderen MCU-Filmen auf. So entstand schnell über die wiederkehrenden Figuren der Eindruck, dass die Filme miteinander zusammen hängen. Auch wenn der Auftritt manchmal nur kurz war. Im vierten MCU-Film „Thor“ wurden erstmals die Infinity-Steine erwähnt. Diese sechs Steine entstanden aus den Singularitäten, die vor der Entstehung des Universums existierten. Mit jedem Stein kann man einen grundlegenden Aspekt des Universums manipulieren. Wer alle Steine besitzt, kann das Universum vernichten. Damit das nicht geschieht, wurden sie vor Ewigkeiten an verschiedenen Orten im Universum versteckt. Thanos will sie alle haben und, weil Thanos das Universum vor der Überbevölkerung retten will, will er mit Hilfe der Steine die Hälfte allen Lebens auslöschen. Mit einem Fingerschnippen. In „Avengers: Infinity War“, dem ersten Teil des großen Finales, kämpften all die aus den vorherigen Superheldenfilmen bekannten Charaktere gegen Thanos. Sie verloren den Kampf. Thanos vernichtete die Hälfte von allem Leben – und etliche Superhelden zerfielen zu Staub.
Schon damals schrieb ich über das schockierende Ende, dass ich einige Tote seltsam fand. So starben unter anderem Dr. Strange und Spider-Man, die gerade in neuen Filmen als Superhelden etabliert wurden, während Captain America und Iron Man, die von Anfang an dabei waren, überlebten.
Vor dem Filmstart unkte ich noch herum, wie unsere tapferen Superhelden die Welt retten und wer wirklich stirbt. Meine Vermutung lag ziemlich nah an der Filmgeschichte und daher wäre sie ein Spoiler.
Aber soviel kann verraten werden, – auch weil man es durch die Trailer, die Besetzungsliste und verschiedene Gerüchte über kommende Filme (Ja, es gibt einen weiteren „Guardians of the Galaxy“-Film und James Gunn ist wieder als Regisseur an Bord. Ja, es gibt den schon lange erwarteten „Black Widow“-Film; der soll allerdings 2005 und damit vor „Iron Man“ spielen), schon ahnt: ungefähr alle aus den bisherigen Filmen bekannten und beliebten Charaktere sind wieder dabei. Teilweise nur mit Mini-Auftritten, teilweise sogar ohne Dialog.
Die Filmgeschichte beginnt unmittelbar nach dem Ende von „Infinity War“. Die überlebenden Helden treffen sich auf der Erde und sie können Thanos sogar besiegen. Dummerweise hat er die Steine vernichtet. Damit kann seine Tat nicht rückgängig gemacht werden. Bis, fünf Jahre später, Ant-Man eine verwegene Idee hat: wenn sie in der Zeit zurückreisen zu Zeitpunkten, an denen sie wussten, wo die Steine sind, können sie sie holen und Thanos‘ Tat ungeschehen machen. „Captain America“ Steve Rogers (Chris Evans), „Iron Man“ Tony Stark (Robert Downey Jr.), „Black Widow“ Natasha Romanoff (Scarlett Johansson), „Hulk“ Bruce Banner (Mark Ruffalo, jetzt als großer Teddybär), „War Hammer“ James Rhodes (Don Cheadle), Thor (Chris Hemsworth, im Lebowski-Modus, allerdings nicht so cool), Nebula (Karen Gillan), „Hawkeye“ Clint Barton (Jeremy Renner, mit gruseliger Frisur), „Ant-Man“ Scott Lang (Paul Rudd, zurück aus der subatomaren Dimension) und Rocket (im Original mit der Stimme von Bradley Cooper) machen sich auf den Weg in die Vergangenheit.
Mit dieser Zeitreiseidee können die MCU-erfahrenen Regisseure Anthony und Joe Russo alle bekannten Charaktere auftreten lassen, ohne dass die Besetzungsliste eine Spoilerliste ist. Gleichzeitig können sie wichtige Szenen aus den älteren Filmen aus einer anderen Perspektive zeigen, einige Überraschungen einbauen und das Gefühl vermitteln, dass wirklich alles von langer Hand geplant wurde. Also, dass es sich nicht um viele Einzelfilme, sondern um eine zusammenhängende Geschichte handelt, die in den vergangenen Jahren in vielen Filmen erzählt wurde.
Auch später, beim Schlusskampf, gibt es zahlreiche Momente, die das Fanherz höher schlagen lassen. In dem Moment gibt es auch reichlich Action. Der in dunklen Bildern gehaltene Schlusskampf ist zu sehr eine lustlose Wiederholung des Endkampfs von „Infinity War“, um wirklich zu begeistern. Auch die anderen Actionszenen sind mehr Pflicht als Kür.
Insgesamt ist „Endgame“ ein ruhiger, fast schon kontemplativer und meditativer Film, in dem die verbliebenen Avengers vor allem ausführlich trauern und an sich selbst und ihren Fähigkeiten zweifeln.
Die verbliebene Hälfte der Menschheit ist ebenfalls auch Jahre nach der Tat von Thanos immer noch in einer kollektiven Schockstarre ist. Die Welt sieht fünf Jahre nach der Katastrophe aus, als sei sie gestern gewesen.
‚Captain Marvel‘ Carol Danvers (Brie Larson), die erst vor wenigen Wochen mit ihrem eigenen Film als „mächtigste Figur im Marvel Cinematic Universe“ (Produzent Kevin Feige) etabliert wurde, ist in „Endgame“ auch dabei. Aber ihre wenigen Auftritte sind kurz und, ausgehend von der geschürten Erwartung, dass sie die mächtigste Superheldin ist und von Nick Fury (Samuel L. Jackson) gerufen wurde, um den Avengers beim Retten der Welt zu helfen, erstaunlich uninteressant. Die meiste Zeit rettet sie off-screen andere Welten.
Der Film selbst ist mit über drei Stunden der längste Marvel-Film bislang. Trotzdem vergeht die Zeit bis zum Abspann ziemlich schnell. In dem Moment geht eine Reise zu Ende. Die Verluste sind nicht so hoch, wie es zur Halbzeit aussah (Yep, nicht alle Avengers überleben) und es hat sich nicht so viel verändert, wie die Werbemaschine vorher versprach. Letztendlich ist das Universum nach dem Endgame nicht viel anders als vor dem Infinity War.
Und die nächsten Marvel-Filme sind schon, teils mit Titel und Startdatum, angekündigt.
Avengers: Endgame (Avengers: Endgame, USA 2019)
Regie: Anthony Russo, Joe Russo
Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely (basierend auf den Marvel-Comics von Stan Lee und Jack Kirby und dem Comic von Jim Starlin)
mit Robert Downey Jr., Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Chris Evans, Scarlett Johansson, Jeremy Renner, Brie Larson, Paul Rudd, Don Cheadle, Lupity Nyong’o, Karen Gillan, Josh Brolin, Tessa Thompson, Evangeline Lilly, Pom Klementieff, Tom Holland, Jon Favreau, Elizabeth Olsen, Dave Bautista, Sebastian Stan, Michelle Pfeiffer, Tilda Swinton, Gwyneth Paltrow, Chadwick Boseman, Danai Gurira, Winston Duke, Frank Grillo, Benedict Wong, Michael Douglas, Robert Redford, Paul Bettany, Tom Hiddleston, Benedict Cumberbatch, Zoe Saldana, Samuel L. Jackson, Bradley Cooper (Stimme im Original) (hoffe, dass ich niemand vergessen habe)
Über das schockierende Ende von „Avengers: Infinity War“ reden wir später. Beginnen wir mit dem Anfang des 150-minütigen Marvel-Films, der jetzt auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray erscheint.
Thanos, der Bösewicht, will seit Jahren und vielen, vielen Marvel-Filmen die Infinity-Steine besitzen. Wenn er alle sechs Steine hat, hat er die unbegrenzte Macht über das Universum und er kann gleich einmal die Hälfte aller Lebewesen auslöschen. Einfach so. In den vergangenen Jahren wurden Thanos und die Steine in ungefähr jedem Marvel-Film angesprochen. Auch wenn es nur in einer Szene im Abspann war.
Jetzt, auf einem Raumschiff mit den letzten Überlebenden von Asgard, gelangt Thanos, „ein Despot von intergalaktischer Bösartigkeit“ (Presseheft), an den zweiten Infinitiy-Stein. Gleichzeitig tötet er Loki, der sich mal wieder als zuverlässig opportunistischer Schleimbeutel erweist. Sein Tod ist der erste in einer Reihe überraschender Toter. Lokis Bruder Thor und „Hulk“ Bruce Banner überleben die Begegnung mit Thanos. Sie machen sich unverzüglich auf den Weg zur Erde. Dort sind nämlich sind zwei der Infinity-Steine. Und die Avengers, die sie verteidigen können, sind ebenfalls auf der Erde. Wenn es sie als einheitliche und kraftvolle Schutztruppe noch gäbe.
„Avengers: Infinity War“ ist selbstverständlich ein Film für die zahlreichen Fans, die in den vergangenen Jahren alle Marvel-Filme gesehen und oft liebevoll bis in die letzte Verwinkelung analysiert haben. Sie kennen alle Charaktere und ihre Vorgeschichte. Die Macher, die Regisseure Joe und Anthony Russo und die ebenfalls Marvel-erfahrenen Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely nehmen sich daher keine Zeit, einen Charakter zu etablieren. Sie können gleich mit der Action beginnen und der Reihe nach all die alten bekannten Superhelden und die Guardians of the Galaxy auftreten lassen. Eigentlich fehlen nur Ant-Man und Hawkeye. Die sollen aber beim zweiten Teil von „Infinity War“ dabei sein. Der Film ist in Deutschland für den 25. April 2019 und in den USA für den 3. Mai 2019 angekündigt.
Die Story von „Avengers: Infinity War“ ist vor allem eine Vorbereitung auf das große Finale des Films, das zu einem großen Teil in Wakanda stattfindet.
Bis dahin spielt die Geschichte vor allem in der „Guardians of the Galaxy“-Welt auf Raumschiffen, fernen Planeten und, ab und zu, im Weltraum. Oder anders gesagt: in der Welt von Thanos und Thanos, grandios gespielt von Josh Brolin, hat in dem Film viel Leinwandzeit und auch ein nachvollziehbares Motiv für seine vollkommen wahnsinnigen Taten. Er ist im Marvel-Universum endlich einmal ein Bösewicht, der auch nach dem Abspann noch im Gedächtnis bleibt . Man erfährt auch, warum er tut, was er tut.
Am Ende des Films, der strukturell die Mitte eines großen Films ist (also Minute 45 bei einem „Tatort“) besitzt Thanos alle Infinity-Steine und er benutzt sie sofort, um die Hälfte aller Lebewesen auszulöschen. Dazu gehören auch etliche der Superhelden, die uns in den vergangenen Jahren ans Herz wuchsen. Wer von den Avengers und den anderen Marvel-Helden in einer optisch und akustisch beklemmend inszenierten Sequenz stirbt, überrascht dann schon etwas. Falls sie – immerhin kann mit dem Zeitstein, der sich im Besitz von Doctor Strange befindet, die Zeit manipuliert werden – wirklich gestorben sind. So ist man am Ende durchaus beeindruckt von der Konsequenz, mit der Thanos agiert, aber man ist nicht wirklich schockiert und die Trauer über den Tod der vielen Superhelden hält sich in überschaubaren Grenzen. Jedenfalls bis zum nächsten Film, in dem wir erfahren, wer nun wirklich gestorben ist.
Im langen Abspann gibt es keine Szene. Nach dem Abspann treffen wir dann Nick Fury.
Das Bonusmaterial auf der Blu-ray ist auf den ersten Blick erfreulich umfangreich geraten. Es gibt einen Audiokommentar von den Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeelyden und Russo-Brüdern (die außerdem eine kurze Einleitung zum Film sprechen), mehrere Featurettes, die insgesamt über dreißig Minuten dauern, zehn Minuten zusätzliche Szenen (die, wie die sehr provisorischen Spezialeffekte zeigen, schon früh gestrichen worden und eine Szene mit ‚Happy Hogan‘ Jon Favreau [der im Film nicht auftaucht]) und, just for fun, zwei Minuten mit Pannen beim Dreh. Gerade die Featurettes enttäuschen. Sie sind, auch wenn das Ende des Films erwähnt und Bilder vom Finale gezeigt werden, reine Werbe-Featurettes, deren Informationsgehalt gegen Null tendiert. Da helfen auch die großzügig eingestreuten ‚Behind the Scenes‘-Bilder nicht.
Avengers: Infinity War (Avengers: Infinity War, USA 2018)
Regie: Anthony Russo, Joe Russo
Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely
mit Robert Downey Jr., Josh Brolin, Chris Evans, Scarlett Johansson, Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Benedict Cumberbatch, Chadwick Boseman, Chris Pratt, Tom Hiddleston, Gwyneth Paltrow, Benicio del Torro, Don Cheadle, Tom Holland, Zoe Saldana, Karen Gillan, Paul Bettany, Elizabeth Olsen, Anthony Mackie, Sebastian Stan, Idris Elba, Peter Dinklage, Benedict Wong, Pom Klementieff, Dave Bautista, Letitia Wright, Danai Gurira, William Hurt, Stan Lee, Samuel L. Jackson, Vin Diesel (Stimme im Original), Bradley Cooper (Stimme im Original)
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Blu-ray
Walt Disney Studios Home Entertainment
Bild: 16:9 (1080p High Definition, 2.39:1)
Ton: Deutsch (Dolby Digital plus 7.1), Englisch (DTS-HD HR 7.1), Französisch (Dolby Digital plus 7.1)
Bonusmaterial: Intro der Regisseure Joe und Anthony Russo, Pannen vom Dreh, Zusätzliche Szenen, Featurettes (Neue Teams, Der wahnsinnige Titan, Über die Schlacht auf Titan, Über die Schlacht in Wakanda), Audiokommentar zum Film
Länge. 149 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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4K UHD Blu-ray mit identischem Bonusmaterial; DVD ohne Bonusmaterial
Los Angeles, 2028: die Stadt versinkt im Chaos. Mitten drin im Kampf zwischen Polizei, Verbrechern und randalierenden Bürgern steht das ‚Hotel Artemis‘, ein heruntergekommenes Hotel. Eine Ruine, die anscheinend schon lange ihren Betrieb eingestellt hat, wenn nicht das Logo hell über die Stadt strahlen würde und wenn nicht eine Etage äußerst zahlungswillige Kunden beherbergen würden. Denn das ‚Hotel Artemis‘ ist ein Krankenhaus, das seine Mitglieder, die nach fehlgeschlagenen Verbrechen nicht in eine normales Krankenhaus gehen können, wieder zusammenflickt. Das wird von der ‚Schwester‘ (Jodie Foster), ihrem Gehilfen ‚Everest‘ (Dave Bautista) und modernster Technik erledigt. Die unglaublich alt aussehende, alkoholsüchtige, immer noch den vor 22 Jahren geschehenen Tod ihres Sohnes betrauernde Ärztin, die wie ein gehlahmer Geist Musik hörend durch die Etage huscht, führt ein strenges Regiment und stellt keine Fragen. Obwohl sie zu einigen Stammkunden eine fast schon freundschaftliche Beziehung hat.
An diesem Abend ist das ‚Hotel Artemis‘ voll belegt mit ihren mehr oder weniger schwer verletzten Kunden. Um die Anonymität zu wahren, trgen sie alle Tarnnamen, die auch die Namen der Zimmer sind, in denen sie logieren. Auch wenn die ‚Schwester‘ ihre wahren Namen kennt.
An diesem abend sind die Gäste ‚Waikiki‘ (Sterling K. Brown), sein nach einem gemeinsamen Banküberfall schwer verletzter Bruder ‚Honolulu‘ (Brian Tyree Henry), der äußerst redselige Waffenhändler ‚Acapulco‘ (Charlie Day, nervig) und die Auftragskillerin ‚Nice‘ (Sofia Boutella). Sie soll einen der Hotelgäste umbringen. Dabei gilt auch im ‚Hotel Artemis‘ die aus den „John Wick“-Filmen bekannte Hotelregel, nach der innerhalb des Gebäudes keine Verbrechen verübt werden dürfen.
Eine andere Regel besagt, dass nur Verbrecher behandelt werden, die bereits im voraus eine beträchtliche Mitgliedschaftsgebühr bezahlen. Trotzdem hilft die ‚Schwester‘ einer jungen Polizistin, die schwer verletzt an der Hintertür um Hilfe bittet. Sie kennt Morgan Daniels (Jenny Slate) von früher, als die Polizistin noch ein Kind war und die ‚Schwester‘ noch nicht als Eremitin im ‚Hotel Artemis‘ lebte.
Und dann will noch der schwerverletzte Wolfking (Jeff Goldblum) in das von ihm gegründete und finanzierte ‚Hotel Artemis‘. Er ist als Gangsterkönig der unumstrittene Herrscher der Stadt. Ihm schlägt man nur dann einen Wunsch ab, wenn man an akuter Todessehnsucht leitet.
„Hotel Artemis“ ist das zwiespältige Spielfilmdebüt von Drew Pearce, dem Co-Autor von „Iron Man 3“. Der Cast ist hochkarätig und spielfreudig. Die Idee, eines Hospitals für Verbrecher erinnert natürlich sofort an die aus „John Wick“ bekannten Hotels für Killer und die nahe Zukunft, in der Pearces Film spielt, ist eine „Die Klapperschlange“-Dystopie, in der die Polizei noch nicht die Stadt verlassen hat. Das ist ein Hintergrund, vor dem man gut eine hundsgemeine, amoralische Geschichte entwickeln kann. Die Bilder und der Stil sind aus den einschlägigen Noirs und Science-Fiction-Noirs geborgt. Da man sie immer wieder gerne sieht, ist das kein Problem.
Ein Problem ist allerdings das Drehbuch. Eine richtige Geschichte will sich nicht entwickeln. Es gibt Situationen und viele nicht so wahnsinnig interessante Gespräche. Aber eine Geschichte will daraus nicht entstehen. „Hotel Artemis“ ist eine nur in einem Haus spielende Situationsbeschreibung, die sich am Ende in einer durchaus ordentlichen Portion Gewalt entlädt. Nicht weil das unbedingt nötig wäre, sondern weil es ein Mittel ist, einen Film zum Ende zu bringen.
Hotel Artemis (Hotel Artemis, USA 2018)
Regie: Drew Pearce
Drehtuch: Drew Pearce
mit Jodie Foster, Sterling K. Brown, Dave Bautista, Sofia Boutella, Jeff Goldblum, Brian Tyreee Henry, Jenny Slate, Zachary Quinto, Charlie Day, Kennth Choi
Drehbuch: John Logan, Neal Purvis, Robert Wade, Jez Butterworth
LV: Charakter von Ian Fleming
James Bond will die geheimnisvolle Verbrecherorganisation Spectre zerstören. Sein Gegner ist dabei Franz Oberhauser. Sie haben sich schon als Kinder gekannt.
TV-Premiere!
Nach dem grandiosen „Skyfall“ enttäuschte „Spectre“, der sich mehr um einen überflüssigen Bohei um den Namen des Bösewichts als um ein schlüssiges Drehbuch kümmert. Am Ende ist „Spectre“ der halbherzige Versuch, einen klassischen James-Bond-Film zu inszenieren.
In meiner ausführlichen Besprechung gibt es die spoilerfreie Begründung dazu.
Daniel Craigs nächster und wahrscheinlich letzter Einsatz als James Bond startet 2019 im Kino um die Ecke. Der Arbeitstitel ist „Bond 25“.
mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Ben Whishaw, Naomie Harris, Dave Bautista, Monica Bellucci, Ralph Fiennes, Andrew Scott, Rory Kinnear, Jesper Christensen, Stephanie Sigman