Zoë Beck besucht „Paradise City“

August 19, 2020

Zoë Beck schreibt keine banalen, humoristisch geprägten Regiokrimis, keine Serienkillerthriller und bei ihr ermittelt auch kein Kommissar, der in jedem neuen Roman der Serie mehr persönliche Probleme und in blutige Verbrechen involvierte Freunde und Familienmitglieder hat. Becks Romane sind Einzelwerke, Standalones, bei denen schon der Klappentext das Interesse und die Hoffnung auf ein ungewöhnliches Leseerlebnis weckt. Ihre Romane erhalten hymnische Kritiken, stehen regelmäßig auf der Krimibestenliste und erhalten Preise, wie den Friedrich-Glauser-Preis, den Deutschen Krimi Preis und den Radio-Bremen-Krimipreis.

Auch ihr neuester Roman „Paradise City“ steht auf der Krimibestenliste. Aktuell auf dem ersten Platz. Und es gibt euphorische Kritiken. Unter anderem weil der Thriller in einer Zukunft spielt, in der Deutschland nach mehreren Pandemien anders aussieht als wir es kennen.

In diesem Deutschland ist Deutschland eine Überwachungsgesellschaft, in der die Regierung alles kontrolliert und die Gesundheitsdaten der Bevölkerung pausenlos überwacht werden. Frankfurt am Main ist die Hauptstadt. Sie liegt mitten in einer Rhein-Main-Megacity. Das Hinterland ist in der Entwicklung zurückgeblieben.

Liina arbeitet für eines der wenigen noch bestehenden unabhängigen Nachrichtenportale, die nicht die Regierungspropaganda, sondern die Wahrheit verbreiten. Als sie in der Uckermark die Hintergründe über eine wahrscheinlich erfundene Wolfsattacke recherchiert, wird ihr Chef Yassin Schiller in Frankfurt vor eine U-Bahn gestoßen. Schwer verletzt und nicht ansprechbar liegt er im Krankenhaus. Liina und ihre Kollegen vermuten, dass auf ihren Chef ein gezielter Mordanschlag verübt wurde und dass dieser Anschlag mit einer aktuellen Recherche zusammenhängt. Nur mit welcher?

In die eher lustlos und entsprechend träge erzählte Geschichte dieser Mörderjagd streut Beck Rückblenden in Liinas Vergangenheit ein, die auf den ersten, zweiten und dritten Blick nichts mit der Haupthandlung zu tun haben. Dass diese Kindheits- und Jugenderinnerungen doch irgendwie wichtig sind, ahnt man bereits beim Lesen. Das gleiche gilt für die Rückblenden, in denen erzählt wird, wie Liina ihr neues Herz erhielt, das aus ihren Stammzellen gewonnen wurde. Schließlich ist „Paradise City“ ein Thriller und keine episodische Coming-of-Age-Geschichte oder ein hochliterarischer, ein ganzes Leben erzählender Roman. Diese Zusammenhänge zwischen den Rückblenden, den Anschlag auf Yassin in Frankfurt und den Wolfsattacken in der Uckermarck werden erst auf den letzten Seiten klar. Bis dahin stochert Liina im Nebel herum. Auch wir Leser sind nicht schlauer.

Das ist dann in all seiner Rätselhaftigkeit nicht sonderlich spannend. Bei mir hat eine so konstruierte Thrillergeschichte sogar einen Not-Pageturner-Effekt.

Paradise City“ ist ein enttäuschender Thriller, der selbstverständlich mit der aktuellen Coronavirus-Pandemie nichts zu tun hat. Es wurde schon lange vor der Pandemie geschrieben.

Zoë Beck: Paradise City

Suhrkamp, 2020

288 Seiten

16 Euro

Hinweise

Homepage von Zoë Beck

Wikipedia über Zoë Beck

Perlentaucher über „Paradise City“


TV-Tipp für den 19. August (+ Buchtipp): Der Mandant

August 18, 2020

Nitro, 20.15
Der Mandant (The Lincoln Lawyer, USA 2011)
Regie: Brad Furman
Drehbuch: John Romano
LV: Michael Connelly: The Lincoln Lawyer, 2005 (Der Mandant)
Lincoln Lawyer Mickey Haller (Matthew McConaughey) tut alles für seine meist mehr als halbseidenen Mandanten. Als er aber einen Freispruch für den stinkreichen Louis Roulet erwirken soll, packt ihn das Gewissen. Auch weil Roulets Taten mit einem früheren Mandanten von ihm, der seine Unschuld beteuerte und dem er mit einem guten Deal einen Knastaufenthalt verschaffte, zusammen hängen.
Rundum geglückte Michael-Connelly-Verfilmung, die Matthew McConaugheys Karriere einen gewaltigen Schub in Richtung interessanter Projekte gab.
Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.
„Der Mandant“ war Michael Connellys erster Justizthriller. Danach schrieb er noch weitere Romane mit Mickey Haller, der auch Harry Bosch (Connellys ersten Seriencharakter, der inzwischen eine „Fernseh“-Serie hat) trifft.
mit Matthew McConaughey, Ryan Phillippe, Marisa Tomei, William H. Macy, Josh Lucas, John Leguizamo, Michael Pena, Bob Gunton, Frances Fisher, Bryan Cranston

Lektürehinweis

Zuletzt von Michael Connelly auf Deutsch erschienen:

Auf eigene Faust ermittelt die in die Nachtschicht verbannte LAPD-Ermittlerin Renée Ballard in zwei Fällen. In dem einen wurde eine junge Frau halbtot auf dem Santa Monica Boulevard gefunden. In dem anderen erschoss ein Mann in einem Promi-Club fünf Menschen.

In ihren nächsten beiden, in den USA bereits erschienen Fällen ermittelt Ballard zusammen mit ihrem Kollegen Harry Bosch. Und einmal taucht auch Michael Haller auf. Die Großstadt ist halt doch nur ein Dorf mit vielen Menschen.

Michael Connelly: Late Show – Renée Ballard: Ihr erster Fall

(übersetzt von Sepp Leeb)

Kampa, 2020

432 Seiten

19,90 Euro

Originalausgabe

Late Show

Little, Brown and Company, 2017

 

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der Mandant“

Wikipedia über „Der Mandant“ (deutsch, englisch)

Michael Connelly unterhält sich mit Matthew McConaughey über den Film

Meine Besprechung der Filmausgabe von Michael Connellys „Der Mandant“

Homepage von Michael Connelly

Meine Besprechung von Michael Connellys „The Lincoln Lawyer“ (2005, deutscher Titel: Der Mandant)

Meine Besprechung von Michael Connellys „Vergessene Stimmen“ (The Closers, 2005)

Meine Besprechung von Michael Connellys “L. A. Crime Report” (Crime Beat, 2004)

Meine Besprechung von Michael Connellys “Kalter Tod” (The Overlook, 2007)

Meine Besprechung von Michael Connellys “Echo Park” (Echo Park, 2006)

Michael Connelly in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Brad Furmans „Der Mandant“ (The Lincoln Lawyer, USA 2011)

Meine Besprechung von Brad Furmans „Runner Runner“ (Runner Runner, USA 2013)

Meine Besprechung von Brad Furmans „The Infiltrator“ (The Infiltrator, Großbritannien 2016)


Cover der Woche

August 18, 2020

Die letzte Generation von Arthur C Clarke


TV-Tipp für den 18. August: Hot Shots! Die Mutter aller Filme

August 18, 2020

Kabel Eins, 20.15

Hot Shots! Die Mutter aller Filme (Hot Shots: An important Movie, USA 1991)

Regie: Jim Abrahams

Drehbuch: Jim Abrahams, Pat Proft

Blöde gut, diese Parodie auf Hollywood-Filme wie dieser Fliegerfilm mit Tom Cruise. In „Hot Shots!“ zieht US-Pilot Topper Harley in den Krieg gegen einen Diktator.

Mit Charlie Sheen, Cary Elwes, Valeria Golino, Lloyd Bridges, Kevin Dunn, Jon Cryer, William O’Leary, Kristy Swanson, Efrem Zimbalist Jr.

Wiederholung: Mittwoch, 19. August, 02.15 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Hot Shots!“

Wikipedia über „Hot Shots!“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 17. August: Paris, Texas

August 16, 2020

One, 20.15

Paris, Texas (Deutschland/Frankreich 1984)

Regie: Wim Wenders

Drehbuch: Sam Shepard

Nachdem Travis vier Jahre spurlos verschwunden war, kehrt er zurück. Sein achtjähriger Sohn Hunter ist inzwischen bei seinem Bruder in Los Angeles. Seine Frau Jane ist in Houston. Travis macht sich Hunter auf die Suche nach ihr.

In Cannes erhielt Wenders für „Paris, Texas“ die Goldene Palme. Auch an der Kinokasse war „Paris, Texas“, trotz seiner moralisch abstrusen Geschichte, ein Erfolg. In Deutschland sahen sich über eine Million Menschen den Film an.

Ry Cooder schrieb die spartanische Musik. Robby Müller fand die einprägsamen Americana-Bilder, in denen die USA ein Sehnsuchtsort ist und die Mutter-Kind-Zusammenführung von Travis, dem letzten Cowboy, der wortkarg seine Mission erledigt, als logisch erscheint.

Einer von Wim Wenders‘ schönsten und besten Filmen.

mit Harry Dean Stanton, Natassja Kinski, Hunter Carson, Aurore Clement, Dean Stockwell, Bernhard Wicki

Hinweise

Filmportal über „Paris, Texas“

Rotten Tomatoes über „Paris, Texas“

Wikipedia über „Paris, Texas“ (deutsch, englisch) und über Wim Wenders (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Wim Wenders’ “Hammett” (Hammett, USA 1982)

Meine Besprechung von Wim Wenders/Juliano Ribeiro Salgados “Das Salz der Erde” (The Salt of the Earth, Frankreich/Deutschland 2013)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Every thing will be fine“ (Deutschland/Kanada/Norwegen/Schweden 2015)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Die schönen Tage von Aranjuez“ (Les beaux jours d‘ Aranjuez, Deutschland/Frankreich 2016)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ (Pope Francis: A Man of his Word, Deutschland 2018)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Grenzenlos“ (Submergence, USA 2017)

Wim Wenders in der Kriminalakte

Homepage von Wim Wenders


TV-Tipp für den 16. August: Der Himmel über Berlin

August 15, 2020

One, 20.15

Der Himmel über Berlin (Deutschland/Frankreich 1987)

Regie: Wim Wenders

Drehbuch: Wim Wenders, Peter Handke

Kultfilm, Klassiker und, inzwischen, ein historisches Dokument. Denn die Engel Damiel und Cassiel besuchen und schweben über die damals die Stadt trennende Mauer und besuchen Berliner Orte, die es heute so nicht mehr gibt. Das könnte ewig so weitergehen, wenn Damiel sich nicht in die Artistin Marion verlieben würde. Jetzt überlegt er, ob er für sie sein Engeldasein aufgeben und sterblich werden soll.

mit Bruno Ganz, Solveig Dommartin, Otto Sander, Curt Bois, Peter Falk, Teresa Harder, Nick Cave

Hinweise

Filmportal über „Der Himmel über Berlin“

Rotten Tomatoes über „Der Himmel über Berlin“

Wikipedia über „Der Himmel über Berlin“ (deutsch, englisch) und über Wim Wenders (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Wim Wenders’ “Hammett” (Hammett, USA 1982)

Meine Besprechung von Wim Wenders/Juliano Ribeiro Salgados “Das Salz der Erde” (The Salt of the Earth, Frankreich/Deutschland 2013)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Every thing will be fine“ (Deutschland/Kanada/Norwegen/Schweden 2015)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Die schönen Tage von Aranjuez“ (Les beaux jours d‘ Aranjuez, Deutschland/Frankreich 2016)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ (Pope Francis: A Man of his Word, Deutschland 2018)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Grenzenlos“ (Submergence, USA 2017)

Wim Wenders in der Kriminalakte

Homepage von Wim Wenders


Neu im Kino/Filmkritik: „Nur ein Augenblick“, Karim will seinen Bruder aus dem Kriegsgebiet retten

August 15, 2020

Mit „Nur ein Augenblick“ startet, neben dem Geiselthriller „Der letzte Mieter“ (aka ‚Häuserkampf, Berlin Style‘), ein weiterer deutscher Thriller in unseren Kinos und wie „Der letzte Mieter“ ist „Nur ein Augenblick“ ein ziemlich gelungener Genrefilm.

Im Mittelpunkt von Randa Chahouds Spielfilmdebüt – sie inszenierte vorher mehrere Fernsehfilme und Episoden für TV-Serien, wie den Münsteraner Tatort „Lakritz“, „Deutschland 89“ und „Ijon Tichy: Raumpilot“ – steht Karim Reza. Als er erfährt, dass sein Bruder in Syrien gefangen gehalten wird, bricht er auf, um herauszufinden, was geschehen ist. Dafür muss er zurück in seine alte Heimat, die er fünf Jahre früher, während der letzten Tage des Arabischen Frühlings, verließ. Genaugenommen schickten seine Eltern und sein Bruder ihn damals nach Hamburg. Dort soll es ihm besser gehen.

Fünf Jahre später ist dieser Traum Wirklichkeit geworden. Er wird demnächst sein Studium erfolgreich beenden. Er hat eine Freundin. Und sie erwarten ein Kind.

Da ist der Weg zurück schwierig. Aber es soll ja nur ein kurzer Ausflug sein, bei dem er frühere Freunde trifft und ihnen einige Fragen stellt. Über die Türkei geht es in das Kriegsgebiet, wo er schnell in die Kämpfe verwickelt wird.

Anfangs folgt Randa Chahoud ziemlich genau den etablierten und bewährten Drehbuchregeln, was dem Film zum Vorteil gereicht. Die Figuren und der zentrale Konflikt werden schnell eingeführt. Karims Weg vom Studenten zum Kämpfer wider Willen ist ebenso nachvollziehbar.

Später schwächelt die Dramaturgie. Einerseits konzentriert sich die Filmgeschichte, sicher auch budgetbedingt, auf Karims Freundin Lilly und ihre Probleme mit einem gemeinsamen Studienfreund, Karims Eltern (die aus Syrien flüchteten und von Lilly aufgenommen werden), ihre Schwangerschaft und ihr Baby. Keiner dieser Konflikte bringt Karims Geschichte voran. Keine dieser Geschichten ist wahnsinnig interessant. Einige Schnitte zwischen Karims und Lillys Erlebnissen sind hochproblematisch.

Hier, also in Lillys Geschichte, gibt es dann auch einige arg hölzerne Dialoge. Wobei junge Erwachsene im Zweifel eher in schlechten Drehbuchsätzen als in formvollendeten, literarisch ausgefeilten Sätzen zu reden.

Das Problem bei dieser Konzentration auf Lillys Leben ist, dass in diesen Momenten Karims Schicksal in den Hintergrund gerät. Dabei hätte man gerne mehr über seine Erlebnisse in Syrien, wo er sich notgedrungen und widerwillig Rebellen anschließt und inhaftiert wird, erfahren. Auch wie er am Ende des zweiten Akts (wenn wir der Syd Fieldschen Drehbuchstruktur folgen) nach Deutschland zurückkehrt, hätte mehr Raum als zwei Sätze und eine Umarmung verdient.

Trotzdem ist „Nur ein Augenblick“ eine erstaunlich souveräne Aneignung und Adaption bekannter Genremotive auf die deutsche Gesellschaft und ein aktuelles Thema. Das Ergebnis ist nicht perfekt, aber es setzt sich wohltuend von früheren krampfhaften und glücklicherweise längst vergessenen Genreversuchen ab, die in unseren Kinos liefen.

Nur ein Augenblick (Deutschland/Großbritannien 2019)

Regie: Randa Chahoud

Drehbuch: Randa Chahoud

mit Mehdi Maskar, Emily Cox, Jonas Nay, Amira Ghazalla, Husam Chadat, Marwan Moussa, Tariq Al-Saies

Länge: 108 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Nur ein Augenblick“

Moviepilot über „Nur ein Augenblick“


TV-Tipp für den 15. August (+ Buchtipp): In the Electric Mist – Mord in Louisiana

August 15, 2020

Servus TV, 22.45

In the Electric Mist – Mord in Louisiana (In the Electric Mist, USA 2009)

Regie: Bertrand Tavernier

Drehbuch: Jerzy Kromolowski, Mary Olson-Kromolowski

LV: James Lee Burke: In the Electric Mist with Confederate Dead, 1993 (Im Schatten der Mangroven)

Polizeichef Dave Robicheaux will den Mord an einer neunzehnjährigen Prostituierten aufzuklären. Bei seinen Ermittlungen trifft er auch auf eine Filmcrew, die einen historischen Film dreht, den lokalen Paten, seinen alten Freund Julie ‘Baby Feet’ Balboni, dessen Geld auch in dem Film steckt und den Geist von Konföderierten-General John Bell Hood.

Grandios besetzte, sehr atmosphärische und sehr gelungene Verfilmung eines Robicheaux-Krimis. Feiner Stoff für Krimifans.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Tommy Lee Jones, John Goodman, Peter Sarsgaard, Kelly Macdonald, Mary Steenburgen, Justina Machado, Ned Beatty, James Gammon, Pruitt Taylor Vince, Levon Helm, Buddy Guy, John Sayles

Wiederholung: Sonntag, 16. August, 02.50 Uhr (Taggenau!)

Lektürehinweis

 

Druckfrisch und gewohnt seitenstark ist James Lee Burkes neuer Robicheaux-Krimi. In „Blues in New Iberia“ muss Detective Dave Robicheaux sich mit dem Filmproduzenten Desmond Cormier herumschlagen. Denn Robicheaux fragt sich, ob Cormier oder ein Mitglied seiner Filmcrew für mehrere Ritualmorde verantwortlich ist.

James Lee Burke: Blues in New Iberia – Ein Dave-Robicheaux-Krimi (Band 22)

(übersetzt von Jürgen Bürger)

Pendragon, 2020

592 Seiten

22 Euro

Originaltitel

The New Iberia Blues

Simon & Schuster, 2019

Hinweise

Rotten Tomatoes über „In the Electric Mist“

Wikipedia über „In the Electric Mist“ (deutsch, englisch)

Berlinale: Pressekonferenz zu „In the Electric Mist“

Homepage von James Lee Burke

Mein Porträt von James Lee Burke

James Lee Burke in der Kriminalakte

„In the Electric Mist“ in der Kriminalakte

Thrilling Detective über „the Great Lost P. I.“ Dave Robicheaux

Wikipedia über James Lee Burke (deutsch, englisch)

Mein Porträt von James Lee Burke

James Lee Burke in der Kriminalakte

„In the Electric Mist“ in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Bertrand Taverniers James-Lee-Burke-Verfilmung „In the Electric Mist – Mord in Louisiana“ (In the Electric Mist, USA 2009)

Meine Besprechung von James Lee Burkes „Neonregen“ (The Neon Rain, 1987)

Meine Besprechung von James Lee Burkes „Blut in den Bayous“ (Heaven’s Prisoners, 1988)

Meine Besprechung von James Lee Burkes „Mississippi Jam“ (Dixie City Jam, 1994)

Meine Besprechung von James Lee Burkes „Sumpffieber“ (Sunset Limited, 1998)

Meine Besprechung von James Lee Burkes „Straße der Gewalt“ (Last Car to Elysian Fields, 2003)

Meine Besprechung von James Lee Burkes „Flucht nach Mexiko – Ein Dave-Robicheaux-Krimi“ (Crusader’s Cross, 2005 )

Meine Besprechung von James Lee Burkes „Sturm über New Orleans“ (The Tin Roof Blowdown, 2007)

Meine Besprechung von James Lee Burkes „Regengötter“ (Rain Gods, 2009)

Meine Besprechung von James Lee Burkes „Mein Name ist Robicheaux“ (Robicheaux – You know my name, 2018)

Meine Besprechung von Bertrand Taverniers „Der Uhrmacher von St. Paul (L’horloger de Saint-Paul, Frankreich 1974)

Meine Besprechung von Bertrand Taverniers „In the Electric Mist – Mord in Louisiana (In the Electric Mist, USA 2009)

Meine Besprechung von Bertrand Taverniers „Die Prinzessin von Montpensier“ (La Princesse de Montpensier, Frankreich 2010)

 


Neu im Kino/Filmkritik: „Der letzte Mieter“ will nicht raus aus seiner Berliner Wohnung

August 14, 2020

Berlin hat eine lange Geschichte von erfolgreichen Hausbesetzungen und renitenten Mietern. Die Regierung beschloss einen Mietendeckel. Die Bezirke nutzen, zum Schutz von Mietern, ihr Vorkaufsrecht. Und eine Volksinitiative fordert schlichtweg eine Enteignung von großen Wohnungsgesellschaften, wie Deutsche Wohnen. In der ersten Phase des Volksbegehrens musste die Initiative 20.000 Unterschriften sammeln. Sie sammelte 77.000 Unterschriften.

In diesem Umfeld erscheint eine Geschichte, wie sie Gregor Erler in seinem vollkommen unabhängig finanziertem Spielfilmdebüt „Der letzte Mieter“ erzählt, nicht vollkommen unwahrscheinlich.

Das Mietshaus in dem Dietmar Heine lebt, soll geräumt werden. In dem Straßenzug ist das Haus das einzige noch nicht luxussanierte Wohnhaus. Heine lebt seit Ewigkeiten in seiner Wohnung und er denkt nicht daran, sie freiwillig und friedlich zu verlassen.

Am Tag der Räumung besucht der Makler Mark Franke Heines Wohnung. Die Gespräch zwischen dem Miethai und dem Rentner eskaliert schnell zu einem tätlichen Konflikt.

Heines Sohn Tobias, der sich am liebsten aus allem heraushalten möchte, weil er ja doch nichts ändern kann, der noch nie ein Gesetz gebrochen hat und der nur durch einen dummen Zufall bei seinem Vater ist, muss sich entscheiden, auf welcher Seite er steht.

Als die junge Polizistin Shirin Kämper, die zu den Polizisten gehört, die die Räumung überwachen, die Wohnung der Heines betritt, nimmt Tobias sie in einer Verzweiflungstat als Geisel.

Kurz darauf sperrt die Polizei die Straße ab. Das Verhandlungsteam versucht, die Situation zu entspannen, Auf dem gegenüberliegendem Hausdach nehmen die Scharfschützen ihre Position ein. Andere Polizisten räumen das Haus und suchen nach einer von Heine angeblich deponierten Bombe.

In der Wohnung versucht Shirin Tobias zur Aufgabe zu bewegen.

Der letzte Mieter“ erzählt seine auf einem begrenztem Raum und in wenigen Stunden spielende Geschichte vor dem Hintergrund aktueller Großstadtprobleme. Wenn der Thriller dann der Mechanik des Geiselnahmethrillers folgt, orientiert er sich selbstverständlich an bekannten Vorbildern. Die adaptiert Erler gelungen in die deutsche Realität. Die Figuren sind knapp, aber ausreichend charakterisiert, um schnell die vertraute Abfolge von Aktionen und Gegenaktionen, von Reaktion und Gegenreaktion, in Gang zu setzen. Die Kritik an Miethaien und der Gentrifizierung wird zu einem Teil der Geschichte, die immer wieder einen unerwarteten Verlauf nimmt. Bis hin zum bombigen Ende.

Der letzte Mieter (Deutschland 2018)

Regie: Gregor Erler

Drehbuch: Gregor Erler, Benjamin Karalic

mit Matthias Ziesing, Pegah Ferydoni, Moritz Heidelbach, Thilo Prothmann, Tom Keune, Mignon Remé, Marie Anne Fliegel, Wolfgang Packhäuser

Länge: 97 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Der letzte Mieter“

Moviepilot über „Der letzte Mieter“

 


TV-Tipp für den 14. August: Wim Wenders, Desperado

August 13, 2020

ARD, 23.50

Wim Wenders, Desperado (Deutschland 2020)

Regie: Eric Friedler, Andreas Frege (bekannter als Campino)

Drehbuch: Eric Friedler

Zum heutigen 75. Geburtstag von Wim Wenders (Herzlichen Glückwunsch!) gibt es eine Filmnacht, die wirklich eine Filmnacht ist (Kein Kommentar zu den mich doch etwas sprachlos machenden Uhrzeiten.).

Die Nacht beginnt ziemlich genau um Mitternacht mit der Premiere der neuen Doku „Wim Wenders, Desperado“, die vor wenigen Tagen auch in einigen Kinos lief. Friedler und Frege porträtieren Wenders, zeigen bis dahin nicht gezeigtes Archivmaterial und unterhalten sich mit Wegbegleitern von Wenders. Dazu gehören Francis Ford Coppola, Willem Dafoe, Andie MacDowell, Hanns Zischler, Patti Smith, Ed Lachman, Rüdiger Vogler, Erika Pluhar, Bruno Ganz, Donata Wenders, Hark Bohm und Werner Herzog.

Danach, um 01.55 Uhr, läuft die Musikdoku „Buene Vista Social Club“ (1999) und um 03.30 Uhr gibt es „Der Himmel büer Berlin“ (1986).

Wer danach ein Wim-Wenders-Wochenende genießen will, kann sich hier bis zum 14. September austoben.

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Wim Wenders, Desperado“

Moviepilot über „Wim Wenders, Desperado“

Wikipedia über Wim Wenders (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Eric Fiedlers „It must schwing – The Blue Note Story“ (Deutschland 2018)

Meine Besprechung von Wim Wenders’ “Hammett” (Hammett, USA 1982)

Meine Besprechung von Wim Wenders/Juliano Ribeiro Salgados “Das Salz der Erde” (The Salt of the Earth, Frankreich/Deutschland 2013)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Every thing will be fine“ (Deutschland/Kanada/Norwegen/Schweden 2015)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Die schönen Tage von Aranjuez“ (Les beaux jours d‘ Aranjuez, Deutschland/Frankreich 2016)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“ (Pope Francis: A Man of his Word, Deutschland 2018)

Meine Besprechung von Wim Wenders‘ „Grenzenlos“ (Submergence, USA 2017)

Wim Wenders in der Kriminalakte

Homepage von Wim Wenders


Neu im Kino/Filmkritik: Marco Bellocchios „Il Traditore – Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra“

August 13, 2020

Marco Bellocchios neuer Film ist eine packende Geschichtsstunde mit einer höchst zwiespältigen, grandios von Pierfrancesco Favino gespielten Hauptfigur. Dieser Tommaso Buscetta ist ein Berufsverbrecher, ein hoch respektiertes Mitglied der Cosa Nostra und schließlich ein Verräter, der in einem aufsehenerregendem, weltweit beachtetem Prozess zum Kronzeugen gegen die Mafia wird. Nicht etwa, weil Buscetta Gewissensbisse bekam, sondern weil die Bosse in den frühen achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts begannen, sich blutig und skrupellos zu bekämpfen. Dabei verstießen sie gegen den Ehrenkodex der Mafia und ermordeten auch Frauen und Kinder.

Als auch das Leben von seiner Familie bedroht war, entschloss er sich, mit der italienischen Justiz zusammen zu arbeiten und so die echte Cosa Nostra gegenüber Toto Riina, der mit dem skrupellosen Morden begann, zu verteidigen. Gegenüber Richter Giovanni Falcone redete er über sein Leben; wobei er nie mehr als nötig verriet. Seine Aussage führte 1986 in Italien zu dem bislang größten Prozess gegen das Organisierte Verbrechen. In dem ‚Maxi-Prozess‘ wurden 475 Personen angeklagt. 360 wurden verurteilt. 1992 wurde Falcone, zusammen mit seiner Frau und ihren Leibwächtern in Palermo durch eine unter Autobahn deponierte Bombe ermordet. Die italienische Gesellschaft war schockiert.

Buscetta war danach zu weiteren Aussagen bereit – und die Mafia, wie wir sie aus der italienischen Folklore, Sachbüchern, Romanen und Spielfilmen kennen, war endgültig tot.

Am 2. April 2000 starb der 1921 in Palermo geborene Berufsverbrecher Buscetta in Florida an einer Krebserkrankung.

In dem akribisch erzähltem Gangsterdrama „Il Traditore – Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra“ lässt Bellochio diese Zeit wieder auferstehen in Bildern, die auch in einem Mafiafilm von Francesco Rosi, Damiano Damiani oder Elio Petri, um nur die bekanntesten Regisseure zu nennen, die über viele Jahre gegen die Mafia und den korrupten italienischen Staat anfilmten, gut gepasst hätten. Während diese Regisseure in ihren sich immer nah an der Realität entlangbewegenden Geschichten immer wieder Figuren und Handlungen erfinden mussten, konnte Bellochio sich auf die historisch verbürgten Tatsachen verlassen. Diese sind, bis zu Falcones Tod und seinen unmittelbaren Nachwirkungen, allseits bekannt. Jedenfalls in Italien. Und jeder, der sich mit der Organisierten Kriminalität, der Mafia und der Cosa Nostra beschäftigte, kennt diese Geschichte ebenfalls.

Buscettas Schicksal zwischen 1992 und seinem Tod 2000 ist dann weniger bekannt. Als Kronzeuge kam er selbstverständlich in ein Zeugenschutzprogramm. In den USA erhielt er eine neue Existenz. In Salem, New Hampshire, seiner ersten Station in den USA, führte er dann das biedere Leben, das er niemals führen wollte. Außerdem bestritt jetzt seine Frau das Einkommen.

Diese zweite, kürzere Hälfte des Films ist dann auch die schwächere Hälfte. Ein Mafiosi als unzufriedener Frührentner, dessen langweiliger Alltag nur durch gelegentliche Aussagen vor Gericht unterbrochen wird, ist halt nur mäßig spannend. Ein Mafiosi, der zum Verräter wird, um seine Familie und sich zu beschützen, und dafür gegen seine früheren Freunde aussagt, erzählt eine spannendere emotionale Reise. Auch wenn letztendlich rätselhaft bleibt, was Buscetta genau zu seinem Verrat bewog.

Trotzdem vergeht auch diese Stunde, die sich auf die Zeit nach dem ‚Maxi-Prozess‘ konzentriert, in dem hundertfünfzigminütigem, immer wieder tief in der Mafiafolklore, Mafia- und Gangsterfilmen badendem Epos erstaunlich schnell.

Für Fans von Mafiafilmen ist „Il Traditore – Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra“ daher selbstverständlich ein Pflichttermin. Fans guter Filme sollten ihn sich ebenfalls ansehen.

Il Traditore – Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra (Il Traditore, Italien/Deutschland/Frankreich/Brasilien 2019)

Regie: Marco Bellocchio

Drehbuch: Marco Bellocchio, Ludovica Rampoldi, Valia Santella, Francesco Piccolo

mit Pierfrancesco Favino, Maria Fernanda Candido, Fabrizio Ferracane, Luigi Lo Cascio, Fausto Russo Alesi, Nicola Cali, Giovanni Calcagno, Bruno Cariello, Alberto Storti

Länge: ab 12 Jahre

FSK: 153 Minuten

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

 

Filmportal über „Il Traditore – Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra“

Moviepilot über „Il Traditore – Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra“

Metacritic über „Il Traditore – Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra“

Rotten Tomatoes über „Il Traditore – Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra“

Wikipedia über „Il Traditore – Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra“ (deutsch, englisch, italienisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „Wege des Lebens – The Roads not taken“ werden in der Erinnerung beschritten

August 12, 2020

Sally Potters vorheriger Film „The Party“ war eine furiose Abrechnung in Schwarz-Weiß. Mit einem grandiosen Ensemble. In siebzig Minuten zerdepperte Sally Potter mehrere Leben und entwarf ein tiefschwarzhumoriges Sittengemälde der linksliberalen Politelite und ihres Umfelds.

Ihr neuer, mit knapp neunzig Minuten etwas länger geratener Film „Wege des Lebens – The Roads not taken“ ist das Gegenteil. In Farbe und mit einer Hauptperson um die sich alles dreht. Ein großer Teil des Films spielt auch in seinem Kopf.

Leo (Javier Bardem) vegetiert in einem heruntergekommenem, äußerst spärlich möbliertem Apartment mitten in New York mit einem Blick auf die im Minutentakt, direkt vor dem Fenster, vorbeidonnernde S-Bahn. Die meiste Zeit verbringt er, katatonisch an eine Wand starrend, im Bett.

Heute muss er allerdings einige Ärzte besuchen. Seine Tochter Molly (Elle Fanning) will ihn dabei begleiten. Wenn sie ihn ohne größere Zwischenfälle und Verzögerungen aus dem Bett, aus der Wohnung, in ein Taxi und zum Arzt bringen kann.

Sally Potters neuer Film ist vor allem eine Leistungsschau für Javier Bardem, der Leo spielt und der mit ausdruckslosem Gesicht ein Maximum an Gefühlen spielen muss. Es ist auch ein filmisches Experiment. Denn Potter entwirft schnell ein assoziatives Netz zwischen der Realität, die Leo nicht mehr begreift, und seinen Gedanken, aus denen sich zwei Geschichten herauskristallisieren. In der einen, in Mexiko spielenden, Geschichte lebt er mit Dolores (Salma Hayek) in einer stürmischen, von einem traumatischen Ereignis überschatteten Beziehung zusammen. In der anderen Geschichte lebt er als Schriftsteller auf einer griechischen Insel. Dort arbeitet er an seinem neuen Buch. Als er zwei junge Urlauberinnen trifft, beginnt er mit ihnen zu flirten. Die eine zeigt sich seinen Avancen gegenüber aufgeschlossen.

Bei diesen beiden Geschichten ist lange unklar, ob es sich hier um mehr oder weniger wahre Erinnerungen oder um Wunschträume, die wir auch falsche oder erdachte Erinnerungen nennen können, handelt. Am Ende wird klar, dass es sich um Träume oder, anknüpfend an den Originaltitel „The Roads not taken“, um Gedankenspiele über mögliche Verläufe seines Lebens handelt. Also um nicht beschrittene Lebenswege; – wobei natürlich etwas unklar bleibt, ob Leo diese Leben hätte jemals Leben können. Denn er war, so viel erfahren wir aus den spärlichen biographischen Informationen im Film, ein durchaus erfolgreicher, inzwischen geschiedener Schriftsteller. Seine Ex-Frau Rita (Laura Linney in einem erfrischend scharfzüngigem Kurzauftritt) ist ebenfalls Schriftstellerin. Aber erfolgreicher als er und immer noch im vollen Besitz ihres Verstands. Außerdem war Leo ein schlechter Vater. Früher kümmerte er sich nicht um ihre gemeinsame Tochter Molly. Das hindert Molly jetzt nicht daran, sich um ihren Vater zu kümmern.

Und das ist einer der Momente, in denen ich mir während des Films einige Hintergrundinformationen gewünscht hätte. So bleibt vollkommen unklar, warum Molly sich um ihren Vater kümmert. Es bleibt auch vollkommen unklar, warum Leo in diesem Apartment endete. Außer man betrachtet das Apartment als eine Visualisierung seines geistigen Zustandes.

Es ist auch ein Film der mit zunehmender Laufzeit, vor allem gegen Filmende, wenn Leo noch einmal, wie ein störrisches Kind ausbüxt, etwas redundant wird. Und es ist auch ein Film, in dem die Ärzte betont verständnislos auf Leo reagieren. Dabei sollten sie einige Erfahrungen mit dementen Personen haben und vor seinem Besuch über seine Krankheit informiert worden sein.

Trotzdem ist „Wege des Lebens – The Roads not taken“ insgesamt aus zwei Gründen sehenswert. Der eine Grund ist Javier Bardem. Der andere Grund ist, wie Sally Potter es gelingt, die Struktur von Erinnerungen sicht-, fühl- und begreifbar zu machen.

Wege des Lebens – The Roads not taken (The Roads not taken, USA 2020)

Regie: Sally Potter

Drehbuch: Sally Potter

mit Javier Bardem, Elle Fanning, Salma Hayek, Laura Linney, Milena Tscharntke, Branka Katic, Waleed Akhtar, Cory Peterson, Debora Weston, Griffin Stevens

Länge: 86 Minuten

FSK: ab 0 Jahre (aber nicht geeignet)

Hinweise

Moviepilot über „Wege des Lebens – The Roads not taken“

Metacritic über „Wege des Lebens – The Roads not taken“

Rotten Tomatoes über „Wege des Lebens – The Roads not taken“

Wikipedia über „Wege des Lebens – The Roads not taken“ (deutsch, englisch)

Berlinale über „Wege des Lebens – The Roads not taken“

Homepage von Sally Potter

SP-ARK – The Sally Potter Archive

Meine Besprechung von Sally Potters „The Party“ (The Party, Großbritannien 2017)


TV-Tipp für den 13. August: Elle

August 12, 2020

Zum heutigen Geburtstag von Alfred Hitchcock würde ich gerne einen seiner Filme (irgendeinen) als Tagestipp empfehlen. Weil aber heute kein Alfred-Hitchcock-Film gezeigt wird, empfehle ich einen Film, der ihm sicher gefallen hätte:

MDR, 23.55

Elle (Elle, Frankreich/Deutschland/Belgien 2016)

Regie: Paul Verhoeven

Drehbuch: David Birke

LV: Philippe Djian: Oh…, 2012 (Oh…)

Michèle Leblanc (Isabelle Huppert), die taffe Chefin einer Videogame-Firma, wird vergewaltigt. Danach reagiert sie anders als erwartet. Denn sie verweigert konsequent die Opferrolle.

Grandioser Thriller von „Basic Instinct“ Paul Verhoeven mit einer grandiosen Isabelle Huppert in der Hauptrolle.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Isabelle Huppert, Laurent Lafitte, Anne Consigny, Christian Berkel, Charles Berling, Virginie Efira, Judith Magre, Jonas Bloquet, Alice Isaaz, Vamila Pons

Die Vorlage

djian-oh

Philippe Djian: Oh…

(übersetzt von Oliver Ilan Schulz)

Diogenes, 2017

240 Seiten

12 Euro

Deutsche Erstausgabe

Diogenes, 2014

Originalausgabe

Oh…

Éditions Gallimard, 2012

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Französische Homepage zum Film

Filmportal über „Elle“

Moviepilot über „Elle“

Metacritic über „Elle“

Rotten Tomatoes über „Elle“

Wikipedia über „Elle“ (deutsch, englisch, französisch)

Perlentaucher über Philippe Djian

Wikipedia über Philippe Djian (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Philippe Djians „Die Rastlosen“ (Incidences, 2010 – und der Verfilmung „Liebe ist das perfekte Verbrechen“)

Meine Besprechung von Paul Verhoevens „Flesh + Blood“ (Flesh + Blood, USA 1985)

Meine Besprechung von Paul Verhoevens Philippe-Djian-Verfilmung „Elle“ (Elle, Frankreich/Deutschland/Belgien 2016) und der DVD


TV-Tipp für den 12. August: Ewige Jugend

August 12, 2020

Arte, 20.15

Ewige Jugend (Youth, Italien/Frankreich/Schweiz/Großbritannien 2015)

Regie: Paolo Sorrentino

Drehbuch: Paolo Sorrentino

Der Komponist Fred Ballinger und sein Freund, der Drehbuchautor Mick Boyle, verbringen den Sommer in der Schweiz in einem edlen Wellness-Tempel. Die beiden alten Herren genießen die Ereignislosigkeit. Sie blicken wehmütig auf ihre früheren Jahre zurück und beobachten, milde desinteressiert, die anderen Hotelgäste. Ab und an wird Ballinger, – weil es doch nicht vollkommen ohne Story geht -, von einem Gesandten der Queen gefragt wird, ob er sein bekanntestes Stück für eine Feier dirigieren möchte. Ballinger lehnt diese Unterbrechung seines Ruhestandes zunächst ab.

In „Ewige Jugend“ gibt es noch nicht einmal die Scheinaktivitäten von Sorrentinos früheren Filmen. Handlungstechnisch passiert nichts. Visuell passiert nichts. Das hat, gerade wegen der Altersweisheit der Charaktere, durchaus seinen kontemplativ entspannenden Reiz. Wenn man in der richtigen Stimmung ist.

mit Michael Caine, Harvey Keitel, Rachel Weisz, Paul Dano, Jane Fonda, Mark Kozelek, Robert Seethaler, Alex Macqueen

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Ewige Jugend“

Wikipedia über „Ewige Jugend“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Paolo Sorrentinos „Cheyenne – This must be the Place“ (This must be the Place, Italien/Frankreich/Irland 2011)

Meine Besprechung von Paolo Sorrentinos „La grande Bellezza – Die große Schönheit“ (La grande Bellezza, Italien/Frankreich 2013)

Meine Besprechung von „Paolo Sorrentino – Director’s Collection“

Meine Besprechung von Paolo Sorrentinos „Loro – Die Verführten“ (Loro, Italien/Frankreich 2018)


Cover der Woche

August 12, 2020

Aufgrund des Wetters ein sachdienlicher Hinweis.

Ansonsten: ein toller Krimi aus einer Zeit, als der Inhalt nichts mit der Verpackung zu tun haben musste. So auch in diesem Fall.


TV-Tipp für den 11. August: Der Trafikant

August 11, 2020

ARD, 22.45

Der Trafikant (Österreich/Deutschland 2018)

Regie: Nikolaus Leytner

Drehbuch: Klaus Richter, Nikolaus Leytner

LV: Robert Seethaler: Der Trafikant, 2012

TV-Premiere. Nicht wirklich schlechtes, aber auch niemals wirklich packendes Drama über den 17-jährigen Franz, der im Sommer 1937 aus seinem Heimatdorf nach Wien kommt, dort bei einem früheren Liebhaber seiner Mutter in die Lehre geht (in einem Tabak- und Schreibwarengeschäft, das in Österreich Trafik genannt wird), Dr. Sigmund Freud kennen lernt und sich in ein Mädchen verliebt.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Simon Morzé, Bruno Ganz, Johannes Krisch, Emma Drogunova, Regina Fritsch, Karoline Eichhorn, Michael Fitz

Wiederholung: Mittwoch, 12. August, 02.25 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Der Trafikant“

Moviepilot über „Der Trafikant“

Wikipedia über „Der Trafikant“

Meine Besprechung von Nikolaus Leytners „Der Trafikant“ (Österreich/Deutschland 2018)


TV-Tipp für den 10. August: Die verborgene Festung

August 10, 2020

Arte, 22.45

Die verborgene Festung (Kakushi toride no san-akunin, Japan 1958)

Drehbuch: Akira Kurosawa

Drehbuch: Shinobi Hashimoto, Ryuzo Kikushima, Hideo Oguni, Akira Kurosawa

Japan, 16. Jahrhundert: die Fürstenhäuser bekriegen sich. Die junge Prinzessin Yukihime heuert einen Samurai an. Er soll ihr helfen, ihren Besitz zurück zu erobern.

Selten gezeigter Samuraifilm von Akira Kurosawa, der auf der Berlinale für die Regie einen Silbernen Bären erhielt, nie in den deutschen Kinos lief und großen Einfluss auf George Lucas‘ „Krieg der Sterne“ hatte.

Ausgehend von der angekündigten Länge zeigt Arte die Originalfassung und nicht die um gut zwanzig Minuten gekürzte deutsche Fassung.

Vielleicht präsentiert Arte (oder ein anderer Sender) mal eine kleine Kurosawa-Werkschau.

mit Toshiro Mifune, Misa Uehara, Takashi Shimura, Susumu Fujita, Eiko Miyoshi, Minoru Chiaki

Hinweise

Rotten Tomatoes „Die verborgene Festung“

Wikipedia über „Die verborgene Festung“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 9. August: Das finstere Tal

August 8, 2020

3sat, 21.45
Das finstere Tal (Österreich/Deutschland 2013)
Regie: Andreas Prochaska
Drehbuch: Martin Ambrosch, Andreas Prochaska
LV: Thomas Willmann: Das finstere Tal, 2010
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts reitet ein einsamer Fremder in ein abgelegenes Alpental, das von dem Patriarchen Brenner und seinen Söhnen beherrscht wird. Der Fremde will, so sagt er, über den Winter bleiben und fotografieren. Schon bald sterben die Leute.
Äußerst gelungener Alpenwestern. Während der Roman mehr in Richtung Ludwig Ganghofer geht, geht der Film mehr in Richtung Sergio Leone.
mit Sam Riley, Tobias Moretti, Paula Beer, Clemens Schick, Erwin Steinhauer, Hans-Michael Rehberg, Carmen Gratl, Helmuth A. Häusler, Martin Leutgeb, Florian Brückner

Wiederholung: Montag, 10. August, 01.00 Uhr (Taggenau!)

Die lesenswerte Vorlage

Willmann - Das finstere Tal - 2

Thomas Willmann: Das finstere Tal
Ullstein, 2014
320 Seiten
9,99 Euro

Erstausgabe
Liebeskind, 2010

Hinweise

Perlentaucher über den Roman „Das finstere Tal“

Moviepilot über „Das finstere Tal“

Wikipedia über „Das finstere Tal“

Meine Besprechung von Andreas Proschaskas „Das finstere Tal“ (Österreich/Deutschland 2013)


TV-Tipp für den 8. August: Die neun Pforten

August 7, 2020

ZDFneo, 20.15

Die neun Pforten (The ninth gate, Frankreich/Spanien/USA 1999)

Regie: Roman Polanski

Drehbuch: Enrique Urbizu, John Brownjohn, Roman Polanski

LV: Arturo Perez-Reverte: El Club Dumas, 1993 (Der Club Dumas)

Ein Antiquar (Johnny Depp; zu jung für die Rolle) soll die letzten beiden Exemplare von „Die neun Pforten“, einem Buch das von Satan höchstpersönlich geschrieben wurde, finden. Während seiner Suche geschehen mysteriöse Dinge – und der Zuschauer langweilt sich satanisch während dieses Mummenschanzes.

Das dürfte Roman Polanskis uninteressantester Film sein. Aber für eine laue Sommernacht…

Mit Johnny Depp, Frank Langella, Lena Olin, Emmanuelle Seigner, Barbar Jefford, James Russo

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die neun Pforten“

Wikipedia über „Die neun Pforten“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Roman Polanskis „Der Ghostwriter“ (The Ghost Writer, Frankreich/Deutschland/Großbritannien 2010)

Meine Besprechung von Roman Polanskis “Venus im Pelz” (La Vénus á la Forrure, Frankreich/Polen 2013)

Meine Besprechung von Roman Polanskis „Nach einer wahren Geschichte“ (D’après une histoire vraie, Frankreich 2017)

Meine Besprechung von Roman Polanskis „Intrige“ (J’accuse, Frankreich/Italien 2019)


Die Shortlist für den Crime Cologne Award 2020

August 7, 2020

Beginnen wir mit den nicht wirklich überraschenden Meldungen: Das Krimifestival Crime Cologne wurde verschoben. Die Preisverleihung des „Crime Cologne Award 2020“ findet als Live-Stream statt. Das war und ist bei anderen Preisverleihungen im Moment ja normal.

Und nun kommen wir zur Neuigkeit: die Shortlist für den Crime Cologne Award wurde heute veröffentlicht. Nominiert sind:

Max Annas: Morduntersuchungskommission – Rowohlt Hundert Augen

Horst Eckert: Im Namen der Lüge – Heyne Verlag

Tom Hillenbrand: Qube – Verlag Kiepenheuer & Witsch

Petra Ivanov: Entführung – Unionsverlag

Thomas Ziebula: Der rote Judas – Wunderlich Verlag

Die Preisverleihung ist am 6. September.