TV-Tipp für den 11. September: White Sands – Der große Deal

September 10, 2025

Tele 5, 22.15

White Sands – Der große Deal (White Sands, USA 1991)

Regie: Roger Donaldson

Drehbuch: Daniel Pyne

New Mexico: in der Wüste werden eine Leiche und, neben ihr, ein Koffer voller Geld entdeckt. Sheriff Ray Donezal (Willem Dafoe) will den Fall aufklären. Er nimmt die Identität des Toten an.

Zutreffend, aber die Top-Besetzung verschweigend, urteilte der Fischer Film Almanach zum Kinostart: „Ein wirrer Plot als Vorwand für vertraute Actionspielchen.“

mit Willem Dafoe, Mickey Rourke, Mary Elizabeth Mastrantonio, Samuel L. Jackson, M. Emmet Walsh, Mimi Rogers, James Rebhorn, Maura Tierney, Beth Grant

Wiederholung: Freitag, 12. September, 02.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „White Sands“

Wikipedia über „White Sands“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Roger Donaldson Bill-Granger-Verfilmung „The November Man (The November Man, USA 2014)


TV-Tipp für den 10. September: Der Krieg des Charlie Wilson

September 9, 2025

Kabel 1, 23.05

Der Krieg des Charlie Wilson (Charlie Wilson’s War, USA 2007)

Regie: Michael Nichols

Drehbuch: Aaron Sorkin

LV: George Crile: Charlie Wilson’s War: The Extraordinary Story of the Largest Covert Operation in History, 2003 (Der Krieg des Charlie Wilson)

Auf Tatsachen basierende, von der Kritik abgefeierte und für viele Preise nominierte Polit-Komödie über den liberal-demokratischen Kongressabgeordneten Charlie Wilson, der in den Achtzigern half den afghanischen Widerstand gegen die Sowjets finanziell und mit Waffen zu unterstützten.

Die Folgen – nun, heute kennen wir die weitere Geschichte von Afghanistan, den Taliban und von Al-Qaida.

Mit Tom Hanks, Julia Roberts, Philip Seymour Hoffmann, Amy Adams, Ned Beatty, Emily Blunt, Michael Spellman

Wiederholung: Dienstag, 16. September, 03.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über “Der Krieg des Charlie Wilson”

Wikipedia über “Der Krieg des Charlie Wilson” (deutsch, englisch)


Cover der Woche

September 9, 2025

Wer nicht gucken will, darf lesen. 


Sara Paretsky besucht Deutschland – im Gepäck: Vic Warshawski und „Wunder Punkt“

September 9, 2025

Nach dem Auswärtsspiel einer College-Basketballmannschaft verschwindet eine der Spielerinnen. Und V. I. Warshawski, die die Mannschaft aus ihrem heimischen Chicago ins ländliche Kansas begleitete, hat ihren nächsten Fall. In Lawrence, Kansas, soll sie Sabrina Granev suchen. Überraschend schnell findet sie sie in einem einsam gelegenem Haus, das schon seit längeren der Ort für Drogenpartys ist.

Als Vic am nächsten Tag das Haus wieder betritt, findet sie im Keller die Leiche von Clarina Coffin – und schon ist sie mitten im Schlamassel. Denn die örtliche Polizei und ein FBI-Agent haben nichts besseres zu tun, als sie zur Verdächtigen an dem Leid der beiden Frauen zu machen.

Also nimmt Vic den Kampf gegen die Polizei, das FBI und die gut vernetzten örtlichen Verbrecher und Honoratioren auf. Sie glaubt, dass Coffin ermordet wurde. Ob das Motiv für den Mord an der alle nervenden Hobbyhistorikerin mit unklarer Vergangenheit in der Vergangenheit oder in der Gegenwart liegt, ist unklar. Also ob Coffin bei ihren Forschungen über die Zeit des Bürgerkriegs über etwas stolperte, das heute noch ein Grund für einen Mord sein könnte, oder ob sie vor jemand flüchtete und in Lancaster unter falschem Namen untertauchte oder ob es bei einem geplanten Bauprojekt mit einem verdächtig hohem geplanten Energiebedarf unsauber zugeht, weiß Vic in dem Moment noch nicht.

Aber Fans von Vic Warshawski wissen, dass sie, wie Jack Reacher, in dem Provinzort für Unruhe und die gerechte Bestrafung einiger Bösewichter sorgen wird.

Wunder Punkt“ ist der 22. Warshawski-Kriminalroman und es ist ein typischer Warshawski-Hardboiled-Privatdetektivroman. Nur dass Vic dieses Mal, nachdem ihr vorheriger Fall in einer Katastrophe endete, an ihren Fähgikeiten als Ermittlerin zweifelt. Sie findet zwar sehr schnell die spurlos verschwundene Spielerin und, kurz darauf, eine Ermordete. Die Suche nach dem Mörder und den Hintergründen gestaltet sich dann als ein zähes Stochern im Nebel. Es gibt viele mehr oder weniger vielversprechende Ermittlungsansätze und Verdachtsmomente, aber keine wirklich heiße Spur.

Durch Vics Herumfragen und Herumstolpern auf verschiedenen Privatgrundstücken werden die durchgehend diffus bleibenden Bösewichter nervös und sie wollen Vic aus dem Weg schaffen. Auch die anderen Figuren bleiben weitgehend blass. Vic verfolgt viele Spuren, aber bis wenige Seiten vor dem Ende ist weigehend unklar, wer Coffin warum ermordete.

Das macht „Wunder Punkt“ zu einem schwächeren Warshawski-Fall.

Ihren ersten Auftritt hatte Vic Warshawski 1982 in „Indemnity Only“ (Schadenersatz).

Paretsyks Romane stehen in der Hardboiled-Tradition. Allerdings ist der von ihr erfundene Privatdetektiv eine Frau. Das war damals neu. Die nette Miss Marple und andere englische Ermittlerinnen in den gemütlichen Rätselkrimis lassen wir mal weg. Denn Vic ist das komplette Gegenteil. Sie ist genauso tough wie ihre männlichen Kollegen, wenn sie durch die dunklen Ecken von Chicago streift und sich immer wieder mit mächtigen Wirtschaftskriminellen anlegt, die jede Gesetztslücke schamlos gegenüber anderen Menschen, vor allem wenn sie über weniger Geld verfügen, und der vollkommen wehrlosen Umwelt ausnutzen. Seitdem folgten ihr und Kinsey Milhone, der von Sue Grafton erfundenen ebenso toughen Privatdetektivin, die fast zeitgleich ihren ersten Fall löste, zahlreiche weitere bei der Kritik und dem Publikum beliebte Ermittlerinnen.

1986 gründete Sara Paretsky mit anderen Autorinnen die Sisters of Crime. Ziel der Mörderischen Schwestern (so der Name der deutschen Sektion) ist es, auf Krimiautorinnen und ihre Werke aufmerksam zu machen, sie zu fördern und sich gegenseitig zu unterstützen.

Für ihre Romane und ihr Werk erhielt Paretsky in den vergangenen über vierzig Jahren zahlreiche Preise. Wichtig, um nicht eine lange Liste von Nominierungen und erhaltenen Preisen aufzuzählen, sind der 2011 auf der Bouchercon World Mystery Convention verliehene Anthony Lifetime Achievement Award. Ebenfalls seit 2011 ist sie Grand Master der Mystery Writers of Amerika und Vic Warshawski erhielt von der Private Eye Writers of America (PWA) den nur einige Male verliehenen Hammer für die beste Darstellung eines Privatdetektivs als Serienhelden.

Nachdem Paretsky früher bei Piper, Goldmann und Dumont verlegt wurde und einige ihrer Bücher nicht übersetzt wurden, hat sie seit 2018 im Ariadne Verlag ein neues Zuhause gefunden. „Wunder Punkt“ ist der sechste dort erschienene Warshawski-Roman.

Vielleicht werden in naher Zukunft ihre drei noch nicht übersetzten Warshawski-Krimis und der Einzelroman „Bleeding Kansas“ übersetzt und ihre älteren, nicht mehr erhältlichen Krimis neu aufgelegt. Bis dahin hilft nur der Gang in das nächste Antiquariat.

Sara Paretsky: Wunder Punkt

(übersetzt von Else Laudan)

Ariadne/Argument Verlag, 2025

500 Seiten

25 Euro

Originalausgabe

Pay Dirt

William Morrow/HarperCollins, 2024

Die Lesetour mit Sara Paretsky und Else Laudan:

  • Mittwoch, 10. Sept. in Hamburg: Herbstlese Blankenese, Blankeneser Segelclub
    (Buchhandlung Wassermann, Tickets hier & im Laden)
  • Donnerstag, 11. Sept. in Hamburg-Eimsbüttel
    Buchladen Osterstraße (Tickets im Laden)
  • Freitag, 12. Sept. in Kassel-Wilhelmshöhe
    Brencher Buchhandlung Wilhelmshöhe (Tickets im Laden)
  • Samstag, 13. Sept. in Berlin
    im silent green Kulturquartier (Tickets hier)
  • Dienstag, 16. Sept. in München
    Amerikahaus, veranstaltet von Kriminalbuchhandlung glatteis & Krimifestival München (Tickets hier)

Hinweise

Homepage von Sara Paretsky

Wikipedia über Sara Paretsky (deutsch, englisch)

Thrilling Detective über Vic Warshawski

Meine Besprechung von Sara Paretskys „Kritische Masse“ (Critical Mass, 2013)

Meine Besprechung von Sara Paretskys „Altlasten“ (Fallout, 2017)

Meine Besprechung von Sara Paretskys „Schiebung“ (Shell Game, 2018)


TV-Tipp für den 9. September: Die zwei Gesichter des Januars

September 8, 2025

Tele 5, 20.15

Die zwei Gesichter des Januars (The two Faces of January, Großbritannien/USA/Frankreich 2014)

Regie: Hossein Amini

Drehbuch: Hossein Amini

LV: Patricia Highsmith: The two Faces of January, 1964 (Unfall auf Kreta, Die zwei Gesichter des Januars)

Athen, 1962: Der kleine Betrüger Rydal (Oscar Isaac) schlägt sich als Fremdenführer durch, trifft das amerikanische Ehepaar Chester MacFarland (Viggo Mortensen) und Colette (Kirsten Dunst) und wird in einem Mordfall verwickelt. Denn auch Chester ist in betrügerische Geschäfte verwickelt.

Sehr stilbewusste Highsmith-Verfilmung.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Viggo Mortensen, Kirsten Dunst, Oscar Isaac, Daisy Bevan, Omiros Poulakis, David Warshofsky

Wiederholung: Mittwoch, 10. September, 00.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Die zwei Gesichter des Januars“

Metacritic über „Die zwei Gesichter des Januars“

Rotten Tomatoes über „Die zwei Gesichter des Januars“

Wikipedia über „Die zwei Gesichter des Januars“ (deutsch, englisch) und über Patricia Highsmith (deutsch, englisch)

Times: The 50 Greatest Crime Writers No 1: Patricia Highsmith

Kaliber .38 über Patricia Highsmith (Bibliographie)

Krimi-Couch über Patricia Highsmith

Wired for Books: Don Swain redet mit Patricia Highsmith (1987)

Gerald Peary redet mit Patricia Highsmith (Sight and Sound – Frühling 1988)

Meine Besprechung von Hossein Aminis Patricia-Highsmith-Verfilmung “Die zwei Gesichter des Januars” (The two Faces of January, Großbritannien/USA/Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Todd Haynes‘ Patricia-Highsmith-Verfilmung „Carol“ (Carol, USA/Großbritannien/Frankreich 2015)


Die Krimibestenliste September 2025

September 8, 2025

Ohne weitere Worte: die monatliche Krimibestenliste, präsentiert von Deutschlandfunk Kultur:

1 (–) Zoran Drvenkar: Asa

Suhrkamp, 697 Seiten, 23 Euro

2 (–) Jonathan Coe: Der Beweis meiner Unschuld

Aus dem Englischen von Cathrine Hornung

Folio, 409 Seiten, 28 Euro

3 (9) Louise Doughty: Deckname Bird

Aus dem Englischen von Astrid Arz

Suhrkamp, 392 Seiten, 18 Euro

4 (–) Gustavo Faverón Patriau: Unten leben

Aus dem Spanischen von Manfred Gmeiner

Droschl, 600 Seiten, 34 Euro

5 (3) Sara Paretsky: Wunder Punkt

Aus dem Englischen von Else Laudan

Ariadne/Argument, 500 Seiten, 25 Euro

6 (–) Emiko Jean: The Return of Ellie Black

Aus dem Englischen von Anne Fröhlich

Goldmann, 349 Seiten, 16 Euro

7 (–) Jerome Charyn: Ravage & Son

Aus dem Englischen von Jürgen Bürger

Suhrkamp, 336 Seiten, 18 Euro

8 (2) Nick Harkaway: Smiley

Aus dem Englischen von Peter Torberg

Ullstein, 367 Seiten, 24,99 Euro

9 (5) Simon Mason: Ein Mord im November

Aus dem Englischen von Sabine Roth

Goldmann, 397 Seiten, 17 Euro

10 (–) Andrea Camilleri: Riccardino

Aus dem Italienischen von Rita Seuß und Walter Kögler

Lübbe, 302 Seiten, 25 Euro

In ( ) ist die Platzierung vom Vormonat.


TV-Tipp für den 8. September: Verrat auf Befehl

September 7, 2025

Arte, 20.15

Verrat auf Befehl (The Counterfeit Traitor, USA 1962)

Regie: George Seaton

Drehbuch: George Seaton

LV: Alexander Klein: The Counterfeit Traitor, 1958

Schweden, 1942: der schwedische Ölindustrielle Eric Erickson wird von den Allierten gezwungen, die Nazis bei einem groß angelegtem Scheingeschäft auszuspähen. Dummerweise verliebt er sich in die Gattin eines deutschen Offiziers.

George Seatons heute fast unbekannter Agentenfilm lief zuletzt vor 25 Jahren im TV.

Obgleich auf Tatsachen beruhend, besonders im zweiten Teil mehr turbulentes Abenteuer als Zeitschicksal.“ (Lexikon des Internationalen Films)

mit William Holden, Lilli Palmer, Wolfgang Preiss, Hugh Griffith, Holger Hagen, Carl Raddatz, Charles Regnier, Wolfgang Preiss, Ingrid van Bergen, Werner Peters, Klaus Kinski, Erik Schumann

Wiederholung: Dienstag, 9. September, 14.00 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Verrat auf Befehl“

Wikipedia über „Verrat auf Befehl“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 7. September: Carrie – Des Satans jüngste Tochter

September 6, 2025

Bevor am Donnerstag der „Todesmarsch“ startet (Besprechung folgt), gibt es ein Wiedersehen mit einem King-Klassiker

Tele 5, 22.10

Carrie – Des Satans jüngste Tochter (Carrie, USA 1976)

Regie: Brian De Palma

Drehbuch: Lawrence D. Cohen

LV: Stephen King: Carrie, 1974 (Carrie)

In der Schule wird Carrie von ihren Klassenkameradinnen gemobbt. Zu Hause wird sie von ihrer fanatisch-religiösen Mutter zum Gebet gezwungen. Als sie vom Schulschönling zur Abschlussfeier eingeladen wird, reagiert die telekinetisch begabte Carrie etwas übertrieben.

Horrorfilmklassiker und die erste Verfilmung einer Geschichte von Stephen King.

„Brian De Palma demonstriert in dieser ultimativen Rachefantasie mit elaborierten Kamerafahrten, exzessivem Zeitlupeneinsatz und farblichen Manipulationen sein filmisches Repertoire. Unterstützt wird er dabei von großartigen Jungdarstellern, von denen viele eine erfolgreiche Hollywood-Karriere schafften.“ (Frank Schnelle/Andreas Thiemann: Die 50 besten Horrorfilme, 2010 – in dem Metaranking kommt „Carrie“ auf den zehnten Platz)

mit Sissy Spacek, Piper Laurie, Amy Irving, William Katt, John Travolta

Wiederholung: Montag, 8. September, 02.50 Uhr (Taggenau!)

Die Vorlage (in der aktuell erhältlichen Ausgabe)

Stephen King: Carrie

(übersetzt von Wolfgang Neuhaus)

Bastei-Lübbe, 2020

320 Seiten

13 Euro

Originalausgabe

Carrie

Doubleday, 1974

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Carrie“

Wikipedia über „Carrie“ (deutsch, englisch)

Homepage von Stephen King

Mein Porträt zu Stephen Kings Geburtstag

Stephen King in der Kriminalakte, in seinem Trailer-Park und auf Europa-Tour

den Romanen von Stephen King

Meine Besprechung von Stephen Kings/Richard Bachmans „Qual“ (Blaze, 2007)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Nachgelassene Dinge“ (The things they left behind) in Ed McBains „Die hohe Kunst des Mordens“ (Transgressions, 2005)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Colorado Kid“ (The Colorado Kid, 2005)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Doctor Sleep“ (Doctor Sleep, 2013)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Später“ (Later, 2021)

Meine Besprechung von Joe Hill/Stephen King/Richard Mathesons „Road Rage“ (Road Rage, 2012)

den Verfilmungen, teils mit Besprechungen der Romane und Kurzgeschichten

Meine Besprechung der auf Stephen Kings Novelle “The Colorado Kid” basierenden TV-Serie “Haven”

Meine Besprechung von Kimberly Peirces Stephen-King-Verfilmung “Carrie” (Carrie, USA 2013)

Meine Besprechung von Tod Williams‘ Stephen-King-Verfilmung „Puls“ (Cell, USA 2016)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Der dunkle Turm: Schwarz“ (The Dark Tower: The Gunslinger, 1982) und von Nikolaj Arcels Romanverfilmung „Der dunkle Turm“ (The dark Tower, USA 2017)

Meine Besprechung von Andy Muschiettis „Es“ (It, USA 2017)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Friedhof der Kuscheltiere“ (Pet Sematary, 1983) und Kevin Kölsch/Dennis Widmyers Romanverfilmung „Friedhof der Kuscheltiere“ (Pet Sematary, USA 2019)

Meine Besprechung von Andy Muschietti Stephen-King-Verfilmung „Es Kapitel 2″ (It Chapter 2, USA 2019)

Meine Besprechung von Mike Flanagans „Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen“ (Doctor Sleep, USA 2019) (wahrscheinlich einer der Filmtitel, die kein Mensch an der Kinokasse vollständig ausgesprochen hat)

Meine Besprechung von Rob Savages Stephen-King-Verfilmung „The Boogeyman“ (The Boogeyman, USA 2023)

Meine Besprechung von Kurt Wimmers „Kinder des Zorns“ (Children of the Corn, USA 2020)

Meine Besprechung von Osgood Perkins‘ Stephen-King-Verfilmung „The Monkey“ (The Monkey, USA/Großbritannien 2025)

Meine Besprechung von Mike Flanagans Stephen-King-Verfilmung „The Life of Chuck“ (The Life of Chuck, USA 2024)

 


TV-Tipp für den 6. September: Deadlock

September 5, 2025

RBB, 23.25

Deadlock (Deutschland 1970)

Regie: Roland Klick

Drehbuch: Roland Klick

Nach einem Bankraub flüchten zwei Bankräuber in ein verlassenes Kaff – und liefern sich schnell mit den dort lebenden Goldgräbern ein tödliches Duell.

Ein deutscher Genrefilm, ein in der Gegenwart spielender Western, der wirklich nichts von der Biederkeit und Langeweile vieler anderer deutscher Genrefilme der letzten Jahrzehnte hat, sondern originäres Kino ist.

„Ein Quasi-Western, ein Reißer und ein lyrisches Gespinst aus Farben, flirrendem Licht, Wüstensand und schemenhaften Figuren.“ (Wolf Donner, Die Zeit)

Die Musik ist von „The Can“, die Bilder von Robert Van Ackeren („Harlis“, „Die flambierte Frau“).

mit Mario Adorf, Anthony Dawson, Mascha Elm Rabben, Marquard Bohm, Sigurd Fitzek, Betty Segal

Hinweise

Homepage von Roland Klick

Filmportal über „Deadlock“

Wikipedia über Roland Klick und „Deadlock“


Neu im Kino/Filmkritik: Über den Dokumentarfilm „Das Deutsche Volk“

September 5, 2025

Am 19. Februar 2020 ermordet der 43-jährige Rechtsextremist Tobias Rathjen in Hanau innerhalb weniger Minuten neun junge Menschen mit Migrationsbiographie: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Sechs weitere Menschen verletzt er teilweise schwer. Anschließend erschießt Rathjen seine Mutter und sich selbst.

Marcin Wierzchowski begann unmittelbar danach mit seinem Dokumentarfilm „Das Deutsche Volk“. Er befragt die Angehörigen und auch die Überlebenden des Anschlags. Er lässt sie reden. Er beobachtet sie und hält sich dabei unauffällig im Hintergrund. Über mehrere Jahre begleitet er sie und zeigt auch, wie sie um Informationen, Anerkennung ihres Leids und die richtige Form des Gedenkens kämpfen.Er zeigt, wie Rathjens Tat ihr Leben beeinflusst.

Das hat unbestritten viele starke Momente. Auch Wierzchowskis Entscheidung, den Film als SW-Film in ruhigen Bildern zu präsentieren, gefällt. Weniger, viel weniger gefällt, dass Wierzchowski sein Material chronologisch, weitgehend in der Form eines beobachtenden Dokumentarfilms präsentiert. Eine chronologische Anordnung des Materials ist grundsätzlich keine schlechte Idee. Vor allem wenn diese chronologische Erzählung von einem Verfahren oder Ereignissen eingerahmt werden, die ihr eine Dramaturgie mit einem klaren Anfang und Ende geben. Eine polizeiliche Ermittlung, ein Gerichtsverfahren oder ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss sind solche Verfahren. Wierzchowski belässt es bei der mit der Tat beginnenden chronologischen Aneinanderreihung von Ereignissen und wahrscheinlich immer zu diesem Zeitpunkt aufgenommenen Statements Betroffener. Es ist eine auf kein eindeutiges Ende fokussierte, ermüdende Und-dann-Dramaturgie. Irgendwann hört „Das Deutsche Volk“ ainfach auf.

Das andere große Problem ist das eklatante Missverhältnis zwischen investierter Zeit – „Das Deutsche Volk“ dauert 138 Minuten – und Informationsgewinn. Als Zuschauer muss man sich mühsam aus Nebensätzen zusammenreimen, was in der Nacht geschah und in welcher Beziehung die sprechenden Köpfe zu den Ermordeten stehen. Wierzchowski verzichtet auf ein Voice-Over. Er verzichtet auf erklärende Texteinblendungen, wozu auch Namenseinblendungen gehören. Er verzichtet auf eine Einordnung der Statements. Bei aller berechtigten, notwendigen und wichtigen Konzentration auf die Menschen, die sonst keine Stimme haben und die nach meiner Meinung schon seit Jahrzehnten zu Deutschland gehören, wäre das notwendig. So bleiben nur subjektive Statements.

Mit seinem geringen Erkenntnisgewinn ist „Das Deutsche Volk“ bestenfalls eine kleine, bewusst parteiische Ergänzung zum öffentlichen Diskurs über rechtsextremistische Taten.

Das Deutsche Volk (Deutschland 2025)

Regie: Marcin Wierzchowski

Drehbuch: Marcin Wierzchowski

mit Cetin Gültekin, Armin Kurtovic, Said Etris Hashemi, Niculescu Păun, Emis Gürbüz, Piter Minnemann

Länge: 138 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Das Deutsche Volk“

Berlinale über „Das Deutsche Volk“

Moviepilot über „Das Deutsche Volk“

Wikipedia über „Das Deutsche Volk“ und den Anschlag


Neu im Kino/Filmkritik: „22 Bahnen“ schwimmen. Und dann?

September 5, 2025

Die Mutter ist Alkoholikerin. Ihre älteste Tochter Tilda (Luna Wedler) kümmert sich um sie und ihre elfjährige Schwester Ida, studiert an einer nahe gelegenen Universität Mathematik und jobbt an der Kasse des Supermarktes. In einem Gedankenspiel versucht sie anhand der gekauften Lebensmittel zu erraten, wer sie kauft. Sie ist nur mäßig erfolgreich bei diesem Ratespiel. Zur Ruhe kommt sie im Freibad beim Schwimmen von 22 Bahnen.

22 Bahnen“ ist auch der Titel von Caroline Wahls Bestseller-Debütroman „22 Bahnen“, der jetzt von Mia Maariel Meyer, nach einem Drehbuch von Elena Hell, mit Luna Wedler und Jannis Niewöhner in den Hauptrollen verfilmt wurde.

Nachdem die Grundpfeiler von Tildas Leben schnell etabliert sind, gerät ihr chaotisches, aber durchgeplantes Leben etwas in Unordnung. Im Freibad trifft sie auf Viktor (Jannis Niewöhner), den älteren, geheimnisumwitterten Bruder einer fünf Jahre zurückliegenden Beziehung, und ihr Lehrer informiert sie über eine Promotionsstelle in Berlin, die sie mühelos bekommen könnte. Aber dann müsste Tilda die Kleinstadt verlassen und ihre schutzbedürftige Schwester mit ihrer Mutter zurücklassen.

Als Charakterstudie und feinfühlige Beschreibung einer jungen Frau und ihres allernächsten Umfelds ist „22 Bahnen“ durchaus gelungen. Aber vieles bleibt oberflächlich und wird eher angedeutet als auserzählt. Dazu gehört auch der Plot, in dem Tilda versucht, das Selbstvertrauen ihrer jüngeren Schwester zu stärken. Er wird mit einem Voice-Over-Satz angedeutet. Es gibt später ein, zwei entsprechend interpretiertbare Szenen und dann, viele Filmminuten später, das Ergebnis ihrer Bemühungen.

Letztendlich ist „22 Bahnen“ eine weitere deutsche Coming-of-Age-Geschichte, in der die Hauptperson während des gesamten Films darüber räsoniert, dass das Leben im Dorf furchtbar sei und sie eigentlich in die große Stadt ziehen möchte. Über neunzig Minuten dreht sich die Geschichte im Kreis. Dann passiert ein Unglück, beispielsweise ein Autounfall, und die Hauptfigur verlässt das Dorf, ihre Familie und Freunde. Niemand hindert sie daran, das zu tun, was sie schon vor langer Zeit hätte tun können.

Meyer variiert diesen Grundplot an einigen Stellen. Aber die meiste Zeit des Films wird nur eine statische Situation beschrieben.

P. S.: Keine Ahnung, warum Tilda immer 22 Bahnen schwimmt.

P. P. S.: Es gibt verschiedene Hilfsangebote, die von Betroffenen und deren Umfeld in Anspruch genommen werden können und sollten.

22 Bahnen (Deutschland 2025)

Regie: Mia Maariel Meyer

Drehbuch: Elena Hell

LV: Caroline Wahl: 22 Bahnen, 2023

mit Luna Wedler, Zoë Baier, Laura Tonke, Jannis Niewöhner, Zoe Fürmann, Eleanor Reissa, Kosmas Schmidt, Ercan Karacayli

Länge: 102 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „22 Bahnen“

Moviepilot über „22 Bahnen“

Wikipedia über „22 Bahnen“


TV-Tipp für den 5. September: Der Körper meines Feindes

September 4, 2025

BR, 22.45

Der Körper meines Feindes (Le corps de mon ennemi, Frankreich 1976)

Regie: Henri Verneuil

Drehbuch: Michel Audiard, Félicien Marceau, Henri Verneuil

LV: Félicien Marceau: Le Corps de mon ennemi, 1975

Leclerq saß sieben Jahre unschuldig im Knast. Jetzt kehrt er in sein stinkkorruptes Heimatstädtchen zurück und will sich rächen.

Ein Belmondo ohne Action und einer rückblendenlastigen Erzählstruktur. Das war damals eine Ausnahme im Belmondoschen Ouevre. Daher ist „Der Körper meines Feindes“ vor allem etwas für die Freunde des gut abgehangenen französischen Polit-Thrillers.

Mit Jean-Paul Belmondo, Bernard Blier, Marie-France Pisie, Charles Gérard, Daniel Ivernel, Claude Brosset, Nicole Garcia

Hinweise

AlloCiné über „Der Körper meines Feindes“

Rotten Tomatoes über „Der Körper meines Feindes“

Wikipedia über „Der Körper meines Feindes“ (deutsch, englisch, französisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „Conjuring 4: Das letzte Kapitel“ – bis zum nächsten Kapitel

September 4, 2025

Beginne eine Geschichte immer möglichst nahe am Höhepunkt und erzähle die Geschichte chronologisch. Das sind zwei gängige und gute Tipps aus Schreibratgebern. An einen Ratschlag hält sich „Conjuring 4: Das letzte Kapitel“. An den anderen nicht. Und das ist durchaus ein Problem.

1986 gehen – ich folge der Filmgeschichte – die Geisterjäger Ed und Lorraine Warren (wieder gespielt von Patrick Wilson und Vera Farmiga) in das Haus der Smurls in West Pittston, Pennsylvania. In dem Duplex leben drei Generationen auf engstem Raum zusammen. Seit der Konfirmation ihrer Tochter Heather werden sie von übernatürlichen Erscheinungen heimgesucht.

In dem Jahr waren die Ed und Lorraine Warren eigentlich schon im Ruhestand. Aber nach dem Tod von Pater Gordon und nachdem ihre Tochter Judy von etwas in dem Haus angezogen wurde, übernehmen die Warrens den Fall. Ihr Freund Pater Gordon wurde möglicherweise irgendwie von einem Dämon, der auch in dem Smurl-Haus lebt, getötet. Judy, die die übersinnliche Begabung ihrer Mutter geerbt hat, spürt irgendeine Verbindung zu dem Haus.

Dieser für die Warrens weitgehend normale Fall soll, wie der Filmtitel andeutet, das Ende der „Conjuring“-Filmreihe sein. Jedenfalls der Hauptreihe mit Farmiga und Wilson, aber nicht der ähnlich lukrativen anderen Filmreihen und potentiellen Filmreihen aus dem „Conjuring“-Universum. Denn Judy (Mia Tomlinson) und ihr Freund und zukünftiger Ehemann Tony Spera (Ben Hardy), die hier eindeutig Nebenfiguren sind, die dem Publikum vorgestellt werden, können weitere Fälle übernehmen. Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt und es können noch etliche weitere Fälle der real existierenden Warrens als Inspiration für Filme genommen werden.

Ed und Lorraine Warren waren in den USA bekannte Geisterjäger. Ed lebte von 1926 bis 2006, Lorraine von 1927 bis 2019. Aktiv waren sie ab 1952. Ihre Tätigkeit erstreckte sich dabei nicht nur auf das Jagen von Dämonen und Geistern, sondern auch auf die Vermarktung ihrer Erlebnisse in Büchern, Filmen und Vorträgen. Kritiker hielten ihre Erklärungen für die seltsamen Ereignisse weitgehend für Unfug.

Beginnen tut „Conjuring 4: Das letzte Kapitel“ allerding nicht 1986, sondern 1964. Während die hochschwangere Lorraine Warren gerade mehr über einen Dämon und einen Spiegel herausfinden will, setzen die Wehen ein. Wenig später wird ihre Tochter Judy in einem Krankenaus geboren.

Von dieser Geburt an erzählt Michael Chaves seinen Film chronologisch und zwischen den Ereignissen in der Smurl-Familie und den Warrens wechselnd. Während es bei den Smurls zunehmend dämonische Erscheinungen gibt, halten die Warrens Vorträge über ihre Arbeit, treffen sich mit Freunden, essen gemeinsam zu Abend und begutachten Tony, den neuen Freund ihrer Tochter. Auch die aus zwei Solo-Filmen bekannte besessene Puppe Annabelle ist, ohne irgendetwas zur Filmgeschichte beizutragen, mehrmals im Bild.

Diese Ouvertüre vor dem Betreten des Hauses und der anschließenden Dämonenaustreibung dauert gut neunzig Minuten (bzw. ungefähr 2/3 des Film). Sie ist nur erträglich, weil klar ist, dass es sich um vorbereitende Szenen für die irgendwann stattfindende Dämonenaustreibung handelt.

Spannend ist das allerdings nicht. Eine stärkere Identifikation mit den einzelnen Figuren will sich nicht einstellen. Die Smurl-Familie bliebt eine austauschbare Großfamilie ohne besondere Eigenschaften. Ed und Lorraine Warren sind natürlich die Hauptfiguren, aber die meiste Zeit sind sie nicht im Film und wenn doch, dann bei alltäglichen Arbeiten wie dem Haushalt (sie) und dem Abchecken des neuen Freundes ihrer Tochter beim Tischtennis, dem Reparieren des Motorrads und dem Erzählen von Geschichten (er) beschäftigt. Mit ihrer Arbeit als Geisterjäger hat das nichts zu tun. Vera Farmiga und Patrick Wilson spielen diese Szenen aus dem Leben einer glücklichen Vorstadtfamilie als habe man sie aufgrund bestehender Verträge dazu genötigt, diese banalen Szenen zu spielen. Keine dieser Szenen ist wirklich schlecht, aber jede in diesen Szenen präsentierte Information hätte man bei der Geisterjagd im Smurl-Haus wirkungsvoller präsentieren können.

Die Entscheidung der Drehbuchautoren Ian Goldberg, Richard Naing und David Leslie Johnson-McGoldrick und von Regisseur Michael Chaves (der davor „Lloronas Fluch“, „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ und „The Nun II“ inszenierte) die Geschichte chronologisch zu erzählen macht aus „Conjuring 4: Das letzte Kapitel“ einen behäbigen Film. Es dauert einfach viel zu lange, bis die Geschichte wirklich beginnt. Das ist der Moment, dem Ed und Lorraine Warren das Smurl-Haus betreten und mit ihrer Arbeit beginnen.

Der potentiell spannende Fall wird dann in einem halbstündigem Budenzauber erledigt, der fast alles hat, was das Herz des Geisterhaus-Horrorfilmfans begehrt. Auf Suspense und potentiell interessante Hintergründe über die in dem Haus, uh, lebenden Dämonen wird verzichtet. Ihr schreckliches Aussehen und die entsetzten Reaktionen der Menschen müssen genügen.

So ändert auch „Conjuring 4: Das letzte Kapitel“ nichts an der Tatsache, dass die ersten beiden „Conjuring“-Filme, beide inszeniert von James Wan, die besten Filme der Serie und des gesamten Conjuring-Universum sind und dass Michael Chaves ein bestenfalls mittelmäßiger Horrorfilmregisseur ist. Wenn man keinen traditionellen Geisterhaushorrorfilm erwartet, in dem ein Haus und die Jagd nach dem unerwünschten Hausgast im Mittelpunkt stehen, ist „Conjuring 4: Das letzte Kapitel“ der okaye, aber letztendlich enttäuschende Abschluss der „Conjuring“-Serie. Er ist mehr Familien- als Horrorfilm und mehr Judys Film als der Film ihrer Eltern.

Deshalb kann dieser schwache Abschluss der Serie mit den Erlebnissen von Ed und Lorraine Warren auch der Start der Erlebnisse ihrer Tochter als Dämonenjägerin sein.

Conjuring 4: Das letzte Kapitel (The Conjuring: Last Rites, USA/Großbritannien 2025)

Regie: Michael Chaves

Drehbuch: Ian Goldberg, Richard Naing, David Leslie Johnson-McGoldrick (nach einer Geschichte von David Leslie Johnson-McGoldrick und James Wan, basierend auf von Chad Hayes und Carey W. Hayes erfundenen Figuren)

mit Vera Farmiga, Patrick Wilson, Mia Tomlinson, Ben Hardy, Steve Coulter, Rebecca Calder, Elliot Cowan, Kila Lord Cassidy, Beau Gadsdon, John Brotherton, Shannon Kook, Molly Cartwright, Tilly Walker, Peter Wight, Kate Fahy

Länge: 136 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Conjuring 4: Das letzte Kapitel“

Metacritic über „Conjuring 4: Das letzte Kapitel“

Rotten Tomatoes über „Conjuring 4: Das letzte Kapitel“

Wikipedia über „Conjuring 4: Das letzte Kapitel“ (deutsch, englisch)

Das „Conjuring“-Universum in der Kriminalakte

Meine Besprechung von James Wans „The Conjuring“ (The Conjuring, USA 2013)

Meine Besprechung von James Wans „The Conjuring 2″ (The Conjuring 2, USA 2016)

Meine Besprechung von John R. Leonettis „Annabelle“ (Annabelle, USA 2014)

Meine Besprechung von David F. Sandbergs „Annabelle 2″ (Annabelle: Creation, USA 2017)

Meine Besprechung von Corin Hardys „The Nun“ (The Nun, USA 2018)

Meine Besprechung von Michael Chaves‘ „Lloronas Fluch“ (The Curse of La Llorona, USA 2019)

Meine Besprechung von Gary Daubermans „Annabelle comes home“ (Annabelle comes home, USA 2019)

Meine Besprechung von Michael Chaves‘ „ Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ (The Conjuring: The Devil made me do it, USA 2021)

Meine Besprechung von Michael Chaves‘ „The Nun II“ (The Nun II, USA 2023)


TV-Tipp für den 4. September: Nach fünf im Urwald

September 3, 2025

BR, 22.45

Nach fünf im Urwald (Deutschland 1995)

Regie: Hans-Christian Schmid

Drehbuch: Michael Gutmann, Hans-Christian Schmid

Nach einer aus dem Ruder gelaufenen Party hat die 17-jährige Anna (Franka Potente) Hausarrest. Weil sie in München an einem Casting teilnehmen will, haut sie ab. Ihre Eltern suchen sie.

Äußerst gelungene Komödie über Kinder und ihre Eltern.

mit Franka Potente, Axel Milberg, Dagmar Manzel, Farina Brock, Sibylle Canonica, Peter Ender, Thomas Schmauser, Johann von Bülow

Hinweise

Filmportal über „Nach fünf im Urwald“

Wikipedia über „Nach fünf im Urwald“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Hans-Christian Schmids „Sturm“ (Deutschland/Dänemark/Niederlande 2009)

Meine Besprechung von Hans-Christian Schmids „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ (Deutschland 2022)


Immer noch lesenswert? Maurice Leblanc: „Arsène Lupin, der Gentleman-Gauner“

September 3, 2025

Auch wer kein einziges Abenteuer von Arsène Lupin gelesen hat oder keinen der Filme mit ihm als Helden, wie aktuell die Netflix-Serie “Lupin” mit Omar Sy als Lupin, gesehen hat, kennt Arsène Lupin und weiß, was er tut. Er ist ein Einbrecher, ein Dieb, der mit seinen Helfern spektakuläre Coups durchführt. Oft kündigt er seine Raubzüge vorher an – und führt sie, trotz Überwachung, zum angekündigten Zeitpunkt durch. Er genießt das Leben. Er taucht unter verschiedenen Namen, Masken und Verkleidungen auf. Das war zu seinen Lebzeiten – die erste Lupin-Geschichte „L’Arrestation d’Arsène Lupin“ erschien am 15. Juli 1905 im Magazin „Je sais tout“ – deutlich einfacher als heute. Damals konnte mit einfachen Verkleidungen, wie einem falschen Bart, einer anderen Frisur oder anderer Kleidung, die eigene Identität gut verschleiert werden. Schließlich gab es vor hundertzwanzig Jahren vor allem höchst unzuverlässige Beschreibungen und Zeichnungen von Personen. Die Fotografie steckte noch in ihren Kinderschuhen.

Die ersten neun Lupin-Geschichten erschienen ursprünglich zwischen Juli 1905 und Mai 1907 in „Je sais tout“. Schon im Juni 1907 wurden sie in dem Sammelband „Arsène Lupin, der Gentleman-Gauner“ veröffentlicht. Die erste deutsche Übersetzung des Buches erschien 1913. Weil die Lupin-Geschichten beim Lesepublikum gut ankommen, schreibt Maurice Leblanc bis zu seinem Tod 1941 vor allem Lupin-Geschichten. Diese sind – erstaunlicherweise – immer noch nicht vollständig ins Deutsche übersetzt.

Neben den etwas früher erschienenen, bei uns unbekannteren Geschichten von E. W. Hornung über den Einbrecher A. J. Raffles ist Arsène Lupin der erste Profieinbrecher als Held mehrerer Geschichten. Er war nicht der letzte beim Publikum beliegte Gentleman-Gauner.

Die in „Arsène Lupin, der Gentleman-Gauner“ versammelten Kurzgeschichten hängen sehr locker miteinander zusammen und können als eigenständige Episoden einer TV-Serie gesehen werden. In der ersten Geschichte wird Lupin, nach einer aufregenden Überfahrt in einem Transatlantikdampfer, im Hafen von New York durch Oberinspektor Ganimard verhaftet.

In den folgenden Geschichten erzählt Leblanc, wie Lupin aus dem Gefängnis ausbricht (wobe er schon während seiner Haft der Öffentlichkeit und den Wärtern den Eindruck vermittelt, dass er das Gefängnis jederzeit verlassen kann), wie er verschiedene, gerne auch vorher angekündigten Einbrüche in die Häuser vermögender Menschen durchführt und Herlock Sholmes begegnet. Leblanc wählte diesen Namen, weil Sir Arthur Conan Doyle nicht einverstanden mit einer Verwendung von Sherlock Holmes war. Weil in den Lupin-Geschichten der Meisterdetektiv von der Insel unmöglich gegen den charmanten Gentleman-Gauner gewinnen, ist das durchaus verständlich.

Wie Lupin seine Coups durchführt, ist aus heutiger Sicht und weil es sich immer um Kurzgeschichten handelt. meistens sehr offensichtlich. Aber der Franzose macht es mit Stil, Charme, gewaltfrei, einem Bewusstsein für die schönen Dinge des Lebens und immer mit dem Blick auf das Publikum, das unterhalten werden möchte, wenn er die Reichen ausraubt.

„Arsène Lupin, der Gentleman-Gauner“ besteht aus neun flott und vergnüglich zu lesenden Kurzgeschichten, die Erinnerungen an eine vergangene Zeit wecken.

Maurice Leblanc: Arsène Lupin, der Gentleman-Gauner

(übersetzt von Felix Meyer)

Anaconda, 2025

256 Seiten

7,95 Euro

Originalausgabe

Arsène Lupin – gentleman-cambrioleur

Verlag Pierre Lafitte et Cie, Paris 1907

Bereits erschienen in anderen Übersetzungen bei anderen Verlagen.

Hinweise

Wikipedia über Maurice Leblanc (deutsch, englisch, französisch) und Arsène Lupin (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Hayao Miyazakis „Lupin III: Das Schloss des Cagliostro“ (Rupan Sansei: Kariosutoro no Shiro, Japan 1979)


TV-Tipp für den 3. September: Conjuring – Die Heimsuchung

September 2, 2025

Tele 5, 22.05

Conjuring – Die Heimsuchung (The Conjuring, USA 2013)

Regie: James Wan

Drehbuch: Chad Hayes, Carey W. Hayes

Bevor am Donnerstag „Conjuring 4: Das letzte Kapitel“ mit den real existierenden Geisterjägern Lorraine und Ed Warren startet, gibt es die Gelegenheit, sich die beiden ersten, besten und erfolgreichsten „Conjuring“-Filme anzusehen (innerhalb des „Conjuring“-Franchise war nur „The Nun“ an der Kinokasse erfolgreicher).

In „Conjuring – Die Heimsuchung“ kämpfen die Warrens 1971 gegen einen Geist, der die neuen Bewohner eines Hauses auf Rhode Island terrorisiert.

James Wans Film ist ein feiner Old-School-Grusler, der eine vertraute Geschichte gut erzählt.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Vera Farmiga, Patrick Wilson, Ron Livingston, Lili Taylor, Joey King, Shanley Caswell, Hayley McFarland, Mackenzie Foy, Kyla Deaver, Sterling Jerins

Wiederholung: Donnerstag, 4. September, 03.15 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Metacritic über „Conjuring – Die Heimsuchung“

Rotten Tomatoes über „Conjuring – Die Heimsuchung“

Wikipedia über „Conjuring – Die Heimsuchung“ (deutsch, englisch)

Chasing the Frog vergleicht die wahren Hintergründe mit dem Film

Das „Conjuring“-Universum in der Kriminalakte

Meine Besprechung von James Wans „The Conjuring“ (The Conjuring, USA 2013)

Meine Besprechung von James Wans „The Conjuring 2″ (The Conjuring 2, USA 2016)

Meine Besprechung von John R. Leonettis „Annabelle“ (Annabelle, USA 2014)

Meine Besprechung von David F. Sandbergs „Annabelle 2″ (Annabelle: Creation, USA 2017)

Meine Besprechung von Corin Hardys „The Nun“ (The Nun, USA 2018)

Meine Besprechung von Michael Chaves‘ „Lloronas Fluch“ (The Curse of La Llorona, USA 2019)

Meine Besprechung von Gary Daubermans „Annabelle comes home“ (Annabelle comes home, USA 2019)

Meine Besprechung von Michael Chaves‘ „ Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ (The Conjuring: The Devil made me do it, USA 2021)

Meine Besprechung von Michael Chaves‘ „The Nun II“ (The Nun II, USA 2023)

Die Filme von James Wan

Meine Besprechung von James Wans „Insidious: Chapter 2“ (Insidious: Chapter 2, USA 2013)

Meine Besprechung von James Wans „The Conjuring“ (The Conjuring, USA 2013)

Meine Besprechung von James Wans „Fast & Furious 7″ (Furious 7, USA 2015)

Meine Besprechung von James Wans „The Conjuring 2″ (The Conjuring 2, USA 2016)

Meine Besprechung von James Wans „Aquaman“ (Aquaman, USA 2018)

Meine Besprechung von James Wans „Malignant“ (Malignant, USA 2021)

 


Cover der Woche

September 2, 2025


TV-Tipp für den 2. September: Die drei Tage des Condor

September 1, 2025

HR, 22.30

Die drei Tage des Condor (Three Day of the Condor, USA 1975)

Regie: Sydney Pollack

Drehbuch: Lorenzo Semple jr., David Rayfield

LV: James Grady: Six days of the Condor, 1974 (Die 6 Tage des Condor)

Joe Turner ist ein Büromensch und Angestellter der CIA. Als er nach einem Einkauf in das Büro zurückkommt sind seine Kollegen tot und er wird gejagt. Von den eigenen Leuten, wie Turner schnell herausfindet. Turner kämpft um sein Leben.

Der spannende Thriller entstand unmittelbar nach der Watergate-Affäre und fängt – wie einige andere fast zeitgleich entstandene Filme – die damalige Atmosphäre von Mißtrauen und Paranoia gut ein.

Das Drehbuch erhielt den Edgar-Allan-Poe-Preis.

Mit Robert Redford, Faye Dunaway, Cliff Robertson, Max von Sydow, John Houseman

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die drei Tage des Condor“

Wikipedia über „Die drei Tage des Condor“ (deutsch, englisch)

New York Times: Vincent Canby über „Three days of the Condor“ (25. September 1975)

Jump Cut: Patrick McGilligan redet mit Sydney Pollack (1976)

Lorenzo Semple jr./David Rayfield: Three days of the Condor (Drehbuch, Fassung vom 3. Februar 1975)

Homepage von James Grady

Meine Besprechung von Alan Elliottt/Sydney Pollacks „Aretha Franklin: Amazing Grace“ (Amazing Grace, USA 2018)

Mein Nachruf auf Sydney Pollack


Jonathan Coe liefert „Der Beweis meiner Unschuld“

September 1, 2025

Die Prämisse von Jonathan Coes neuestem Roman versteht man am besten als einen Versuch, mit einem Satz die Geschichte zu erfassen und so dem potentiellem Leser eine Idee von der Geschichte zu geben ohne dabei die Pointe (nein, nicht wer der Mörder ist) zu verraten. Also: in „Der Beweis meiner Unschuld“ wird der linke Journalist Christopher Swann in dem teilweise Anfang des 18. Jahrhunderts gebautem Luxushotel Wetherby Hall in den malerischen Cotswolds in einem verschlossenem Zimmer ermordet. Er besuchte eine British-TrueCon-Konferenz. Er wollte über diese von Extrem-Trumpisten unterstützte Versammlung Rechtskonservativer kritisch und analytisch die Hintergründe ausleuchtend, berichten. Die kurz vor ihrer Pensionierung stehende Detective Inspector Prudence Freeborne beginnt zu ermitteln. Schnell hat sie eine erkleckliche Liste Verdächtiger, die alle ein Motiv haben und den Mord hätten verübten können.

Das ist der Plot eines typischen Rätselkrimis.

Aber Jonathan Coe ist – erstens – kein Krimiautor, sondern ein Belletristikautor und Satiriker, und – zweitens – ist dieser Rätselkrimiplot nur eine Strukturierungshilfe für einen Roman, der ein schlaues Spiel mit verschiedenen Bedeutungsebenen und dem Befolgen und Ironisieren von Regeln und Konventionen innerhalb bestimmter Genres ist.

Der knapp vierhundertseitige Meta-Metaroman besteht aus einem Prolog, der eine groß angelegte Einführung in die Geschichte ist, drei Teilen, zu denen ich gleich kommen werde, und einem kurzen, die vorherigen Teile erklärenden und interpretierenden Epilog.

Der erste Teil – „Mord in Wetherby Pond – Ein Cosy-Krimi“ ist ein traditioneller Rätselkrimi, in dem das spätere Opfer am Konferenzort seinen potentiellen Mördern begegnet und eine Ermittlerin, die ganz traditionell ermittelt, indem sie die Verdächtigen befragt, Spuren auswertet und einen Geheimgang zum Tatort entdeckt.

Der zweite Teil – „Die Schattenkammer – Eine Dark-Academia-Geschichte“ ist ein Universitätsroman, der sich zu einem breit angelegtem Verschwörungs- oder Okkult-Thriller entwickeln könnte. Dieser von Brian Collier erzählte, uh, autobiographische Roman spielt in Cambridge in den frühen achtziger Jahren. Dort begegnen sich Swann und die anderen Teilnehmer an der TrueCon-Konferenz. Sie waren damals von Margaret Thatcher begeisterte Studierende. Seitdem versuchten sie in verschiedenen Positionen die Politik zu beeinflussen. Die meisten wurden dabei von sehr konservativ zu ultra-konservativ.

Dieser Teil liefert einen möglichen Erklärungsansatz für den Mord an Christopher Swann. Schließlich begegneten sich das Opfer und die möglichen Täter während der Tagung in dem Luxushotel und, vierzig Jahre früher, an der Universität.

Der dritte Teil – „P./R. – Revival – Ein autofiktionaler Essay“ bedient dann das Genre der Autofiktion, die in diesem Fall offensichtlich schon beim Erzählen gebrochen wird, weil dieser autofiktionale Roman von Phyl und Rash, die wir aus dem Prolog kennen, erzählt wird. Manchmal erzählt Phyl, manchmal Rash und manchmal erzählen Beide von ihrer Suche nach dem Mörder. Phyl jobbt nach ihrem Universitätsstudium auf dem Flughafen in einer Fast-Food-Kette und lebt wieder bei ihren Eltern. Christopher Swanns gleichaltrige Tochter Rash (kurz für Rashida) besucht sie im Prolog. In dem Moment liest Phyl zunehmend interessiert Swanns politischen Essays und sie versteht sich gut mit Rash. In „P./R.“ erzählen sie auch von Ereignissen, bei denen sie nicht dabei waren. Sie erzählen sie dann so, als ob sie dabei gewesen wären.

Dieser dritte Teil führt dann die Ermittlungen aus einer anderen Perspektive fort. Schließlich haben Phyl und Rash bei ihren Ermittlungen kaum Berührungspunkt mit DI Freebornes Ermittlungen.

Das liest sich jetzt wahrscheinlich etwas chaotisch, aber die Geschichte bleibt immer verständlich. Und weil wir wissen wollen, wer der Mörder ist, bleibt es durchgehend spannend. Zugegeben, es ist nicht die Pageturner-Spannung, die einem eine schlaflose Nacht bereitet, weil man unbedingt wissen will, wer der Mörder ist. Es ist eher die gemütliche Agatha-Christie-Rätselkrimispannung, in der eine Mördersuche ein intellektuelles Puzzle ist – und wir wissen, dass jede Abschweifung nur ein weiteres Puzzlestück zur Enttarnung des Mörders ist.

Dieses Spiel erhält durch seine präzise Verortung in der nur wenige Tage währenden Regierung von Premierministerin Liz Truss, dem feuchten Traum der Britsh-TruCon-Teilnehmer, und dem Tod von Königin Elisabeth II eine weitere Bedeutungs- und Interpretationsebene. Ihr merkt schon: „Der Beweis meiner Unschuld“ ist ein Buch, das sich gut für ein Universitätsseminar eignet.

Nach der Lektüre ist klar, das das wirklich Interessante an Coes satirischem Kriminalroman nicht der gut kontruierte Kriminalfall, sondern die gesamte Konstruktion des Romans ist. Nacheinander bedient der 1961 geborene Cambridge-Absolvent Coe verschiedene literarische Formen, imitiert sie gelungen, macht sich (etwas) über sie lustig, rechnet mit der britischen konservativen Politik der vergangenen 40+ Jahre ab und trägt dabei, nachdem er im ersten Teil viele falsche Fährten auslegte, im zweiten und dritten Teil immer wieder Mosaiksteinchen zur Lösung des Falles zusammen. Das ist ein großes Vergnügen für den literarisch gebildeten und politisch interessierten Leser.

Aber auch wer einfach nur einen guten Rätselkrimi lesen will, wird sich bis zur überraschenden Auflösung gut amüsieren.

Jonathan Coe: Der Beweis meiner Unschuld

(übersetzt von Cathrine Hornung)

Folio, Wien 2025

416 Seiten

28 Euro

Originalausgabe

The Proof of my Innocence

Viking, London 2024

Hinweise

Perlentaucher über den Roman

Book Marks über den Roman

Homepage von Jonathan Coe

Wikipedia über Jonathan Coe (deutsch, englisch)