Alle Jahre wieder, dieses Jahr betitelt: „Lexikon des Internationalen Film: Filmjahr 2024/2025“

April 30, 2025

Neues Jahr, neues Filmlexikon, neuer Rückblick auf das vergangenen Filmjahr. Gewohnt kompetent von der Filmdienst-Redaktion im bewährten zum Nachschlagen, Blättern und Versinken geeigneten Aufbau im „Lexikon des Internationalen Films“ präsentiert. Es gibt knapp zweihundert Seiten mit längeren Filmkritiken zu den zwanzig besten Kinofilmen und fünfzehn bemerkenswerten Serien („True Detective: Night Country“ und „Ripley“ sind dabei), Interviews (u. a. mit RP Kahl, Helke Sander, Andreas Dresen, Edward Berger [über „Konklave“] und Catherine Breillat), Porträts (u. a. über Kevin Costner, Sean Baker, George Lucas, Sofia Coppola und Marlon Brando), Nachrufe (u. a. Donald Sutherland, Roger Corman und Alain Delon) und Essays zu bestimmten wichtigen Aspekten des Filmjahres 2023. Beispielsweise über das Independent-Studio A24, Auschwitz im Film, umweltfreundlichere Filmproduktion und iranische Filme.

In dem aus knapp dreihundert Seiten bestehendem lexikalischen Teil werden in alphabetischer Reihenfolge alle über sechzigminütigen Spiel- und Dokumentarfilme aufgelistet, die letztes Jahr in Deutschland erstmals im Kino, auf DVD/Blu-ray, im Fernsehen und bei Streamingportalen gezeigt wurden. Dieser Teil besteht aus fast 1400 gewohnt kundige Kurzkritiken.

Nach Ansicht der Filmdienst-Kritiker waren die zwanzig besten Filme des Kinojahres 2024:

The Zone of Interest

Emilia Pérez

Evil does not exist

All of us Strangers

Anora

Poor Things

In Liebe, eure Hilde

Der Junge und der Reiher

Die Unschuld

Verbrannte Erde

Furiosa: A Mad Max Saga

May December

Challengers – Rivalen

La Chimera

The Holdovers

Morgen ist auch noch ein Tag

Love Lies Bleeding

All we image as Light

The Bikeriders

Queer

Eine feine Liste sehenswerter Film (wobei ich bei „Furiosa: A Mad Max Saga“ anderer Meinung bin), von denen auch acht Filme auf meiner ebenfalls zwanzig Filme umfassenden Jahresbestenliste standen und ein, zwei Filme in der näheren Auswahl waren. „Queer“ hatte, nachdem er Ende Dezember in einigen wenigen Kinos gezeigt wurde, seinen bundesweiten Kinostart am 2. Januar 2025. Da kann man jetzt trefflich streiten, wann der Kinostart war.

Wie die vorherigen Jahresausgaben des Lexikon des Internationalen Films ist auch die neueste Ausgabe ein Werk, das in jeder gutsortierten Filmbibliothek stehen sollte. Es enthält zahlreiche Tipps für einen spannenden Heimkinoabend – und in einigen Jahren ist es ein unverzichtbarer und immer wieder zum Nachdenken und Erinnern anregender Rückblick auf das Filmjahr 2024.

Ich blättere jetzt ein wenig im Filmjahr 2004. Zu den damals besten Filmen des Kinojahres gehörten „Collateral“, „21 Gramm“, „Fahrenheit 9/11“ und „Gegen die Wand“ – und Günter Jekubzik dachte über den „epochalen Einbruch des Digitalen in die Filmwelt“ nach.

Filmdienst.de/Katholische Filmkommission für Deutschland (Redaktion: Jörg Gerle, Felicitas Kleiner, Josef Lederle, Marius Nobach): Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2024/2025

Schüren, 2025

528 Seiten

28,00 Euro

(E-Book: 14,99 Euro

Hinweise

Homepage der Zeitschrift „Filmdienst“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2008“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2009“

Meine Besprechung von “Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2010″

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2011“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2012“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2013“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2014“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2015“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2016“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2017“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2019/2020“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2020/2021“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2021/2022“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2022/2023“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2023/2024“


Ade Muckibude, hallo Filmbuch: Über einige schwere Bücher über „Alien“, „Aliens“, „Dune: Part Two“, James Bond, Disney, Jane Campion, den deutschen Dokumentarfilm und der neuesten Ausgabe des Lexikon des Internationalen Films

April 12, 2024

Es gibt Filmbücher, die haben mehr Text als eine Doktorarbeit und einige die These illustrierende Bilder. Es gibt Filmbücher, die haben viele große bunte Bilder und weniger Text als ein Kinderbuch. Und dann gibt es noch Filmbücher, die haben viel Text und viele Bilder, die überzeugend präsentiert werden.

Das gilt für J. W. Rinzlers Bücher über Ridley Scotts „Alien“ und James Camerons Fortsetzung „Aliens“. Rinzler ist als Filmautor bekannt für seine Bücher, in denen er die gesamte Produktion des Films abdeckte. Zu seinen teilweise ins Deutsche übersetzten Werken gehören „The Making of Star Wars: Revenge of the Sith“ (2005), „The Making of Star Wars“ (2007), „The Complete Making of Indiana Jones: The Definitive Story Behind All Four Films“ (2008), „The Making of Star Wars: The Empire Strikes Back“ (2010), „The Making of Return of the Jedi: The Definitive Story Behind the Film“ (2013), „The Making of Planet of the Apes“ (2018, der Klassiker von 1968 mit Charlton Heston), „Stanley Kubrick’s The Shining“ (2023, posthum. Rinzler starb 2021 mit 58 Jahren) und die jetzt ins Deutsche übersetzten Bücher über die Science-Fiction-Filme „Alien“ und „Aliens“, die für Fans der Filme und Filmfans eine wahre Fundgrube sind.

Ritzer konnte für beide Bücher auf das Archiv von 20th Century Fox und private Archive von, unter anderem, „Alien“-Regisseur Ridley Scott, Set-Fotograf Robert Penn und Alien-Designer H. R. Giger, zurückgreifen. Außerdem führte er zahlreiche Interviews. Unter anderem mit Ridley Scott. Um nur den bekanntesten Namen zu nennen.

Im etwas unhandlichen Querformat (jedenfalls für die U-Bahn- und Bettlektüre) sind in den beiden schweren Büchern (die locker einen Besuch im Fitness-Studio ersparen) zahlreiche Bilder von den Dreharbeiten, Konzeptzeichnungen und Storyboards abgebildet. Originaldokumente, wie Drehbuchentwürfe und Überlegungen zu den Aliens sind ebenfalls abgedruckt. Dazu beschreibt Rinzler für „Alien“ und „Aliens“ chronologisch den gesamten Produktionsprozess von der ersten Idee bis zur Kinopremiere. Das tut Rinzler in beiden Büchern so ausführlich, dass pro Buch locker allein für seinen Text ein langes Lesewochenende eingeplant werden muss.

Ab dem 6. Mai sind die Bücher auch zusammen im Schuber erhältlich.

J. W. Rinzler: Alien – Die Entstehungsgeschichte

(übersetzt von Felix Gass)

Cross Cult, 2023

336 Seiten

59 Euro

Originalausgabe

The Making of Alien

Titan Publishing, 2019

J. W. Rinzler: Aliens – Die Entstehungsgeschichte

(übersetzt von Thorsten Walch)

Cross Cult, 2023

300 Seiten

59 Euro

Originalausgabe

The Making of Aliens

Titan Publishing, 2020

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Alien“

Rotten Tomatoes über „Aliens“

Wikipedia über „Alien“ (deutsch, englisch) und über „Aliens“ (deutsch, englisch)

Der Titel „Being Bond: Daniel Craig – Ein Rückblick“ verrät den Inhalt. In seinem Buch nimmt Filmjournalist Mark Salisbury sich die Daniel-Craig-James-Bond-Filme „Casino Royale“, „Ein Quantum Trost“, Skyfall“, „Spectre“ und „Keine Zeit zu sterben“ vor. Jedem der fünf Filme widmet er ein eigenes Kapitel. „Casino Royale“, der den neuen James Bond etablierte, hat mit siebzig Seiten das längste Kapitel. Salisbury erzählt die Geschichte von jedem dieser Bond-Filme von der ersten Idee über die Besetzung wichtiger Rollen, die Vorbereitung des Drehs (wozu auch die Suche nach den richtigen Drehorten gehört) und die Dreharbeiten bis zur Premiere. Viele großformatige Bilder von der Produktion und den Dreharbeiten runden das Buch ab. Auf die bekannten Filmfotos wird weitgehend verzichtet.

Dank des großen Querformats ist das sehr informative und schön aussehende Filmbuch ein Hingucker und, auch wenn es deutlicher leichter als „Alien“ oder „Aliens“ ist, nur bedingt als Bettlektüre geeignet.

Mark Salisbury: Being Bond: Daniel Craig – Ein Rückblick

(übersetzt von Johannes Neubert)

Cross Cult, 2024

256 Seiten

49 Euro

Originalausgabe

Being Bond: A Daniel Craig Retrospective

Titan Publishing Group, 2024

Hinweise

Wikipedia über die James-Bond-Filme (deutsch, englisch)

zu James-Bond-Romanen

Meine Besprechung von Ian Flemings ersten drei James-Bond-Romanen “Casino Royale”, “Leben und sterben lassen” und “Moonraker”

Meine Besprechung von John Gardners “James Bond – Kernschmelze” (James Bond – Licence Renewed, 1981; alter deutscher Titel “Countdown für die Ewigkeit”)

Meine Besprechung von John Gardners „James Bond – Der Mann von Barbarossa“ (James Bond – The Man from Barbarossa, 1991)

Meine Besprechung von Sebastian Faulks’ James-Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care, 2008)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers James-Bond-Roman “Carte Blanche” (Carte Blanche, 2011)

Meine Besprechung von William Boyds James-Bond-Roman “Solo” (Solo, 2013)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz’ “James Bond: Trigger Mortis – Der Finger Gottes” (James Bond: Trigger Mortis, 2015)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „James Bond: Ewig und ein Tag“ (James Bond – Forever and a day, 2018)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „James Bond: Mit der Absicht zu töten“ (James Bond – With a mind to kill, 2022)

Meine Besprechung von Kim Sherwoods „Doppelt oder nichts“ (Double or nothing, 2022)

zu James-Bond-Filmen

Meine Besprechung der TV-Miniserie „Fleming – Der Mann, der Bond wurde“ (Fleming, Großbritannien 2014)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Films „Skyfall“ (Skyfall, GB/USA 2012)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Film “Spectre” (Spectre, USA/GB 2015)

Meine Besprechung von Cary Joji Fukunaga James-Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ (No time to die, Großbritannien 2021)

zu anderem James-Bond-Zeug

Meine Besprechung von Danny Morgensterns „Unnützes James Bond Wissen“ (2020)

Kriminalakte: Mein Gespräch mit Danny Morgenstern über „Keine Zeit zu sterben“ und sein Buch „Das ultimative James-Bond-Quizbuch“ (1. Oktober 2021) (Sehbefehl?)

Meine Besprechung von cinemas (Hrsg.) „Inside James Bond“ (2022)

James Bond in der Kriminalakte

Ian Fleming in der Kriminalakte

Einige Tage nach dem Filmstart erschien der Bildband zu „Dune: Part Two“. „Hinter den Kulissen von Dune: Part Two“ wurde von Tanya Lapointe, zusammen mit Stefanie Broos, geschrieben. Lapointe hatte als Produzentin und Second-Unit-Regisseurin von „Dune: Part Two“ und Frau von „Dune“-Regisseur Denis Villeneuve einen mehr als exclusiven Blick in die gesamte Produktion des Films. Und aus diesem Grund enttäuscht der Bildband dann auch ein wenig. Anstatt tief in die Produktion einzutauchen, bleibt sie doch sehr an der Oberfläche. Sicher, es gibt Interviews mit den Machern, Hintergrundinformationen, Bilder von den Dreharbeiten und viele, oft doppelseitige Konzeptbilder von Räumen, Gegenständen, Flug- und Fahrzeugen und Kostümen. Die Bilder werden kurz erklärt. Mit zunehmender Lektüre entsteht das Gefühl, durch einen Ausstellungskatalog zu blättern. Das sieht gut aus. Das ist informativ. Aber man würde gerne mehr erfahren.

Hinter den Kulissen von Dune: Part Two“ ist ein Erinnerungsbuch der Macher an ihre Arbeit an dem Science-Fiction-Epos und für Fans des Films eine schöne Vertiefung des Filmerlebnisses.

Tanya Lapointe/Stefanie Broos: Hinter den Kulissen von Dune: Part Two

(Vorwort von Denis Villeneuve, Einführung von Brian Herbert und Kevin J. Anderson)

(übersetzt von Andreas Kasprzak)

Panini Books, 2024

240 Seiten

49 Euro

Originalausgabe

The Art and Soul of Dune: Part Two

Insight Editions, Kalifornien, USA, 2024

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Dune: Part 2“

Metacritic über „Dune: Part 2“

Rotten Tomatoes über „Dune: Part 2“

Wikipedia über „Dune: Part 2“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Enemy“ (Enemy, Kanada/Spanien 2013)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Sicario“ (Sicario, USA 2015) und der DVD und des Soundtracks

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Arrival“ (Arrival, USA 2016)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves Frank-Herbert-Verfilmung „Dune“ (Dune, USA 2021)

Meine Besprechung von Frank Herberts „Dune – Der Wüstenplanet“ (Dune, 1965)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves Frank-Herbert-Verfilmung „Dune: Part Two“ (Dune: Part Two, USA 2024)

Zum hundertsten Geburtstag von Disney, der am 16. Okober 1923 von Walt Disney und seinem älteren Bruder Roy gegründeten Firma, die seitdem zu einem globalen Unterhaltungskonzern wurde, veröffentlichte die Filmzeitschrift „cinema“ „100 Jahre Disney: Der Weg vom Maus-Haus zum Entertainment-Giganten: Facts, Hintergründe, Interviews – und die 100 besten Filme“. Das Buch orientiert sich vom Aufbau und Stil an den bereits erschienenen cinema-Filmbüchern. Das Buch beginnt mit einem längeren Text, der knapp die Geschichte von Disney nacherzählt. Kürzere Hintergrundtexte zu bestimmten Aspekten (wie das Merchandise, Streaming, Kinderstars und dem Vergnügungspark Disney World in Orlando, Florida) und Interviews mit Menschen, die im Disney-Konzern arbeiten oder für ihn arbeiteten, runden das Buch ab.

Die hundert besten Disney-Filme, die auf meistens ein bis zwei Seiten, seltener auch fünf bis sechs Seiten, vorgestellt werden, zeigen, auch wenn über den ein oder anderen in diese Liste aufgenommenen Film diskutiert werden kann, eindrucksvoll die Bandbreite von Disney-Filmen auf. Seit den jüngsten Zukäufen gehören auch Pixar, Marvel, Lucasfilm und 20th Century Fox zu Disney. Wem jetzt die Namen der Firmen nichts sagen, sagen in jedem Fall die Titel der Filme etwas. Vorgestellt werden in diesem Teil des Buches selbstverständlich die klassischen Disney-Zeichentrickfilme, wie „Dornröschen“, „Alice im Wunderland“, „Susi und Strolch“, „Dumbo“, „Robin Hood“, „Bambi“ und „Das Dschungelbuch“, neuere Trickfilme, wie „Der König der Löwen“, „Pocahontas“ und „Mulan“, Mischfilme, wie „Mary Poppins“, „Elliot, das Schmunzelmonster“ und „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“, Pixar-Filme, wie „Toy Story“, „Cars“ und „Ratatouille“, Live-Action-Remakes, wie „The Jungle Book“, „Alice im Wunderland“ und „Der König der Löwen“, einige „Star Wars“- und Marvel-Filme (Hey, die kennt ihr doch alle aus dem Schlaf.) und Realfilme, die man nicht sofort mit Disney assoziiert, wie „Pretty Woman“, „Good Will Hunting“, „Kevin – Allein zu Haus“, „Avatar“ und der „Fluch der Karibik“.

cinema (Hrsg.): 100 Jahre Disney

Panini, 2023

224 Seiten

33 Euro

Hinweise

Wikipedia über Disney (deutsch, englisch)

Homepage von Cinema

Meine Besprechung von Cinema (Hrsg) „Making of – Hinter den Kulissen der größten Filmklassiker aller Zeiten“ (2019)

Meine Besprechung von Cinema (Hrsg.) „Filmstars: Die 30 größten Ikonen der Kinogeschichte“ (2021)

Meine Besprechung von Cinema (Hrsg.) „Making of – Hinter den Kulissen der größten Klassiker aller Zeiten: Band 2“ (2022)

Meine Besprechung von Cinema (Hrsg) „ Inside James Bond“ (2022)

Neben diesen ‚Bilderbüchern‘ gibt es immer noch die Filmbücher, in denen der Text eindeutig wichtiger als die Bilder sind. Die sind hier nur kleines, eher schmückendes SW-Beiwerk.

Das wären Marisa Buovolos „Jane Campion & ihre Filme“ und die aktuelle Ausgabe des Lexikons des internationalen Films, das immer noch von der Filmzeitschrift filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission für Deutschland herausgegeben wird. Die neueste Ausgabe des Lexikons beschäftigt sich mit dem Filmjahr 2023.

Beim Lexikon des internationalen Films wurde der bewährte Aufbau beibehalten. Es gibt knapp zweihundert Seiten mit längeren Filmkritiken (zu den 20 besten Filmen und den 15 besten Serien des Jahres), Interviews (mit, u. a., Hans Steinbichler, François Ozon und Colm Bairéad), Nachrufe (auf, u. a. William Friedkin, Peter Simonischek und Kenneth Anger) und Aufsätze, die sich mit bestimmten wichtigen Aspekten des 2023er Filmjahres beschäftigen (u. a. über Aki Kaurismäki, Ari Aster,Taylor Sheridan, Das Kleine Fernsehspiel, den Autorenstreik in Hollywood, Mädchen in Kinderfilmen und die Atombombe im Film) und das aus knapp dreihundert Seiten bestehende Filmlexikon, das alphabetisch alle Spiel- und Dokumentarfilme auflistet, und kundig bewertet, die 2023 in Deutschland erstmals im Kino, auf DVD/Blu-ray, im Fernsehen und bei Streamingportalen gezeigt wurden. Es handelt sich um ungefähr 1500 Filme.

Nach Ansicht der Filmdienst-Kritiker waren die zwanzig besten Filme des Kinojahres 2023:

Tár

Anatomie eines Falls

Fallende Blätter

Roter Himmel

Killers of the Flower Moon

The Quiet Girl

Das Lehrerzimmer

Oppenheimer

Die Fabelmans

The Banshees of Inisherin

Barbie

Die Frau im Nebel

Pacifiction

Music

Close

Tótem

Limbo

Spider-Man: Across the Spider-Verse

Sisi & Ich

Past Lives – In einem anderen Leben

Ein feines Buch, das in jeder gutsortierten Filmbibliothek stehen sollte.

Filmdienst.de/Katholische Filmkommission für Deutschland (Redaktion: Jörg Gerle, Felicitas Kleiner, Josef Lederle, Marius Nobach): Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2023/2024

Schüren, 2024

528 Seiten

28,00 Euro

Hinweise

Homepage der Zeitschrift „Filmdienst“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2008“

Meine Besprechung von „Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2009“

Meine Besprechung von “Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2010″

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2011“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2012“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2013“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2014“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2015“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2016“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2017“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2019/2020“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2020/2021“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2021/2022“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2022/2023“

Ihr bekanntester Film ist immer noch „Das Piano“. In den letzten Jahren erreichte sie mit der TV-Serie „Top of the Lake“ und dem Netflix-Western „The Power of the Dog“, der in einigen wenigen Kinos lief und für den sie den Regie-Oscar erhielt, wieder eine größere Öffentlichkeit.

Wie ein Blick auf ihre schmales Werk – neun Spielfilme, zwei, drei TV-Serien (je nach Zählung) und mehrere Kurzfilme in 44 Jahren – zeigt, ist die 1954 in Wellington, Neuseeland geborene Jane Campion nicht die produktivste Regisseurin. Dafür sind zumindest die Titel ihrer Filme „Sweetie“, „Ein Engel an meiner Tafel“ (An Angel at my Table), „Das Piano“ (The Piano), „Portrait of a Lady“, „Holy Smoke“, „In the Cut“ (ihr verzichtbarer Hollywood-Ausflug in das Serienkillerthrillergenre, der uns eine nackte Meg Ryan bescherrte und in den letzten Jahren eine Neubewertung erfuhr), „Bright Star“ (das dürfte ihr unbekanntester neuer Film sein) und „The Power of the Dog“ bekannt. Ebenso ihre TV-Serie „Top of the Lake“ und „Top of the Lake: China Girl“ (mit Nicole Kidman).

In ihrem Buch „Jane Campion & ihre Filme“ beschäftigt die Soziologin und Hochschuldozentin Marisa Buovolo sich intensiv mit Campions Filme. Die größte Aufmerksamkeit widmet sie den Filmen „Das Piano“ und „In the Cut“ und der aus zwei Staffeln bestehenden TV-Serie „Top of the Lake“. Dabei will sie keine Interpretationen vorschreiben, sondern Angebote für unterschiedliche Interpretationen machen und den Leser zum Nachdenken und (wieder) Ansehen der Filme anregen.

Marisa Buovolo: Jane Campion & ihre Filme

Schüren, 2024

208 Seiten

24 Euro

Hinweise

Schüren über Marisa Buovolo

Rotten Tomatoes über Jane Campion

Wikipedia über Jane Campion (deutsch, englisch)

Weil ich das Buch hier noch nicht empfohlen habe, es aber gut in diese Kolumne passt: vor zwei Jahren erschien bei der Bundeszentrale für politische Bildung das von Peter Zimmermann geschriebene Buch „Dokumentarfilm in Deutschland: Von den Anfängen bis zur Gegenwart“. Zimmermann ist Privatdozent, Literatur- und Medienwissenschaftler und war vierzehn Jahre Wissenschaftlicher Leiter am Haus des Dokumentarfilms. Er veröffentlichte bereits mehrere Bücher zu verschiedenen Aspekten des Dokumentarfilms in Deutschland.

Sein in die Tiefe gehendes Buch „Dokumentarfilm in Deutschland“ ist die erste Gesamtdarstellung der Geschichte des deutschen Dokumentarfilms. Er benötigt dafür, aufgelockert durch einige Bilder, gut vierhundert zweispaltig engbedruckte Seiten. Damit dürfte es für die nächsten Jahre das Standardwerk zur Geschichte des deutschen Dokumentarfilms sein.

Für den 2023 verstorbenen Filmwissenschaftler Hans Helmut Prinzler war Zimmermanns Buch das „Filmbuch des Jahres“.

Wer jetzt immer noch zweifelt, den sollte der einmalig günstige Verkaufspreis von 7 Euro für das dicke Buch überzeugen.

Peter Zimmermann: Dokumentarfilm in Deutschland: Von den Anfängen bis zur Gegenwart

Bundeszentrale für politische Bildung, 2022

400 Seiten

7 Euro

Hinweise

Bundeszentrale für politische Bildung über das Buch (und, ja, da könnt ihr noch viele weitere Bücher und Filme bestellen. Könnte am Ende dann sogar ziemlich teuer werden.)

Wikipedia über den Dokumentarfilm

Homepage vom Haus des Dokumentarfilms (HDF)

 

 


Das „Lexikon des Internationalen Films“ blickt auf das „Filmjahr 2022/2023“

Mai 24, 2023

Natürlich blickt das „Lexikon des Internationalen Films“ nicht, wie der Titel „Filmjahr 2022/2023“ auf den ersten Blick suggeriert, auf das aktuelle Filmjahr zurück. Denn einige für dieses Jahr wichtige Filme, wie die aktuell in Cannes laufenden Filme, sind noch nicht in den deutschen Kinos gestartet. In dem jährlich erscheinenden Filmlexikon wird auf das letzte Jahr zurückgeblickt. Und zwar in der seit einigen Jahren etablierten Form.

Das Lexikon besteht aus Kurzkritiken von fast 1400 mindestens einstündigen Spiel-, TV- und Dokumentarfilmen, die in Deutschland 2022 im Kino liefen, gestreamt, im TV ausgestrahlt oder auf DVD veröffentlichet wurden, und aus einem Berichteteil. Dieser nimmt seit einigen Jahren gut die Hälfte des Lexikons ein. Mit seinen zahlreichen bestimmte Aspekte des vergangenen Kinojahres vertiefenden Texten ist dieser Teil ein weiterer Grund, das Lexikon zu kaufen. Es geht in der aktuellen Ausgabe um Perspektiven des ukrainischen Kinos, subversive Filme, die Darstellung von Demenz in aktuellen Spielfilmen, Nordische Mythen und Filme und Serien zur Pandemie. Es gibt Porträts von Filmschaffenden, wie Andrew Dominik, Alex Garland, Bruno Dumont, Céline Sciamma und der immer sehenswerten Tilda Swinton. Es gibt Interviews mit, unter anderem, Aelrun Goette („In einem Land, das es nicht mehr gibt“), Kenneth Branagh („Belfast“), Jacques Audiard („Wo in Paris die Sonne aufgeht“) und Carla Simón („Alcarràs – Die letzte Ernte“). Es gibt kürzere und länger Nachrufe. Unter anderem auf den zu früh verstorbenen Gaspard Ulliel, Alain Tanner, Klaus Lemke und Jean-Luc Godard, der nach seinem Debüt „Außer Atem“ keinen weiteren Film mehr hätte drehen müssen, um eine Legende zu sein. Es gbt, wie in den vorrherigen Jahren, einige Preislisten, von den Oscars über die Gewinner der Festivals in Cannes, Locarno, Venedig und Berlin bis hin zum Deutschen Filmpreis.

Es gibt, von der Redaktion des „filmdienst“ ausgewählt, fünfzehn Serien und zwanzig Kinofilme, die die wichtigsten Filme und Serien des lezten Jahres sind. Sie werden ausführlicher vorgestellt. Bei den in jedem Fall sehens- und diskussionswürdigen Spielfilmen handelt es sich um

Licorice Pizza

Der schlimmste Mensch der Welt (in ihrer ganzen Pracht, fast wie „Lola rennt“, ist Renate Reinsve auf dem Buchcover abgebildet und mit einem sehr freundlichen Blick läuft ‚der schlimmste Mensch der Welt‘ auf den Käufer zu)

Everything Everywhere all at once (der Oscar-Liebling und Everybody’s Darling)

Nope

The Card Counter

Come on, come on

Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?

Petite Maman

Corsage

The Batman

Triangle of Sadness

Vortex

Bones and All

Memoria

Belle

Inu-Oh

Crimes of the Future

Guillermo del Torors Pinocchio

EO

Ambulance (Uh, der kommt etwas überraschend.)

Die jährliche Ausgabe des Lexikons des Internationalen Films ist ein Buch, das als gedrucktes Buch in jeden gut ausgestatteten cineastischen Haushalt gehört. Und das jedes Jahr wertvoller wird. Denn während man im Internet immer nur eine spezielle Filmkritik sucht, erschließt sich beim Blättern im „Lexikon des Internationalen Film“ das Filmjahr wieder, inclusive der Erkenntnis, welche gruseligen Filme in dem Kinojahr neben Klassikern anliefen und, manchmal, wie sich im Lauf der Zeit die Bewertung bei einem Film grundlegend ändert.

Filmdienst.de/Katholische Filmkommission für Deutschland (Redaktion: Jörg Gerle, Felicitas Kleiner, Josef Lederle, Marius Nobach): Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2022/2023

Schüren, 2023

528 Seiten

28,00 Euro

(als E-Book 14,99 Euro)

Hinweise

Homepage der Zeitschrift „Filmdienst“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2008“

Meine Besprechung von „Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2009“

Meine Besprechung von “Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2010″

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2011“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2012“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2013“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2014“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2015“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2016“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2017“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2019/2020“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2020/2021“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2021/2022“


Unverzichtbar: Das „Lexikon des internationalen Films“ blickt auf das Filmjahr 2021 zurück

Mai 6, 2022

Die neue Ausgabe des Lexikon des internationalen Films ist draußen. Am bewährten Aufbau haben die Herausgeber, der Filmdienst und die Katholische Filmkommission für Deutschland nichts geändert. Es gibt kundige Kurzkritiken zu allen Filmen, die 2021 in Deutschland im Kino gelaufen oder anderweitig veröffentlicht wurden. Neben Spielfilmen und längeren Dokumentarfilmen gibt es auch Besprechungen von TV-Spielfilmen, wie dem „Tatort“. Es gibt einen inzwischen über zweihundertseitigen Teil, der aus mehrseitigen Berichten, Analysen, Interviews und Nachrufen besteht. In diesen Texten geht es um die Filmbranche (die während der Coronavirus-Pandemie immer noch vor großen Herausforderungen und Umbrüchen steht), um das junge französische Genrekino, eine Fassbinder-Austellung, James Bond, Indiana Jones, Denis Villeneuve, Kelly Reichardt, Maren Eggert und Simone Signoret. Es gibt Interviews mit Dominik Graf, Alexander Kluge, Maria Speth (Herr Bachmann und seine Klasse), Ildikó Enyedi (Die Geschichte meiner Frau) und Thomas Vinterberg (Der Rausch). Es gibt Nachrufe auf Jean-Paul Belmondo (danach wollte ich wieder einen seiner Filme sehen), Richard Donner und Monte Hellman.

Und es gibt, mit ausführlichen Besprechungen, die Liste der fünfzehn besten Serien und der zwanzig besten Kinofilme des letzten Jahres. Diese sind nach Ansicht der Filmdienst-Autoren:

First Cow

Fabian oder Der Gang vor die Hunde

Titane

Nomadland

Herr Bachmann und seine Klasse

The Power of the Dog

Der Rausch

Annette

Dune

The Green Knight

Drive My Car

Große Freiheit

The French Dispatch

Benedetta

The Father

Minari

The Trouble with being born

Die Zähmung der Bäume

Lieber Thomas

Martin Eden

Wie in den vergangenen Jahren schreibe ich jetzt wieder, dass ich nicht jeden Film kenne und einige nicht so grandios fand. Das ändert aber nichts daran, dass diese zwanzig Filme wichtige und sehenswerte Filme sind. Wer also am Wochenende überlegt, was er sich ansehen soll, hat hier eine gute Liste um seine cineastische Bildung auszubauen.

Und wer noch mehr Anregungen braucht, kann dann ja auf seiner Couch durch das Filmlexikon blättern, einen Blick auf die Liste der im Filmdienst mit „sehenswert“ ausgezeichneten Filme oder die Silberlinge (das sind jetzt, weil es sich um besonders gelungene DVD/Blu-ray-Ausgaben von meist älteren Filmen handelt, eher Geschenkideen) werfen und, nach dem Lesen eines der Porträts oder Nachrufe, Lust vespüren, einen ihrer Filme anzusehen.

Ein feines Buch.

Und jetzt freue ich mich schon auf die nächste, selbstverständlich unverzichtbare Ausgabe des Lexikons des internationalen Films. Denn, wie Markus Leniger, der Vorsitzende der Katholischen Filmkommission für Deutschland, im Vorwort schreibt: „vieles verschwindet zu schnell aus unserer Timeline. Das Jahrbuch (…) ist so etwas wie eine Insel, ein sicherer Hafen im stetigen Fluss der Nachrichten. Hier kann man in Ruhe nachlesen, was aus dem Blick geraten ist, hier finden sich Beiträge, die man in der Hektik des Tages auf den digitalen Endgeräten als flüchtige Schatten hat vorüberrauschen sehen.“

P. S.: Weil ich es in der Vergangenheit immer wieder monierte: es gibt auch Listen der besucherstärksten Filme 2021 (das war James Bond, der behauptete, „Keine Zeit zu sterben“ zu haben), der besucherstärksten Arthaus-, Dokumentar-, deutschen Kinderfilme und deutschen Filme. Dieses Publikumsvotum ist eine gute Ergänzung zum Kritikervotum.

P. P. S.: Der Filmdienst wird dieses Jahr 75. Da sage ich nur: Auf die nächsten 75 Jahre!

Filmdienst.de/Katholische Filmkommission für Deutschland (Redaktion: Jörg Gerle, Felicitas Kleiner, Josef Lederle, Marius Nobach): Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2021/2022

Schüren, 2022

544 Seiten

28,00 Euro

(als E-Book 14,99 Euro)

Hinweise

Homepage der Zeitschrift „Filmdienst“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2008“

Meine Besprechung von „Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2009“

Meine Besprechung von “Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2010″

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2011“

Meine Besprechung von „Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2012“

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Meine Besprechung von „Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2020/2021“


Das „Filmjahr 2020/2021“ mit dem Lexikon des internationalen Films analysiert

April 16, 2021

2020 war für die Filmbranche eine Katastrophe. Mit 1,8 Millionen Zuschauer war „Bad Boys for Life“ der erfolgreichste Film des Jahres. „Tenet“ folgt mit 1,6 Millionen auf dem zweiten Platz. 2019 sah es anders aus. Auf dem ersten Platz stand „Die Eiskönigin II“ mit 6,4 Millionen Zuschauern. Auf den nächsten Plätzen stehen „Der König der Löwen“ (5,5 Millionen), „Avengers – Endgame“ (5,1 Millionen), „Das perfekte Geheimnis“ (5 Millionen) und „Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers“ (4,96 Millionen). Der Umsatz brach um über sechzig Prozent ein. Angesichts der wenigen Monate, in denen die Kinos ohne Beschränkungen auf waren (eigentlich nur bis Mitte März) und den teils großen Beschränkungen in den wenigen Öffnungsmonaten im Sommer und Frühherbst, hätte ich mit einem größeren Einbruch gerechnet. Für dieses Jahr sehe ich allerdings ziemlich schwarz. Vor dem Sommer dürfte es keine Öffnungen geben. Im Sommer wird in den Kinos vielleicht ein Notprogramm gefahren und es gibt Sommerkinos. Im Herbst dürfte es dann besser werden.

Für Filmfans war das letzte Jahr ähnlich schlecht. Die Zahl der im Lexikon besprochenen Fime hat sich zwischen den Filmjahren 2019 und 2020 kaum geändert. Es sind jeweils um die 1400 Filme. Besprochen werden Spielfilme, spielfilmlange TV-Filme (wozu auch der „Tatort“ gehört), TV-Serien und spielfilmlange Dokumentarfilme, die 2019 in Deutschland anliefen. Allerdings nur selten im Kino, wo ein Film seine maximale Wirkung entfalten kann. Meistens erlebten die Werke ihre Premiere auf DVD, im Fernsehen und auf verschiedenen Streaming-Plattformen, die dann nicht für alle zugänglich sind.

Diese Kurzbesprechungen sind natürlich immer noch das Herzstück des vom Filmdienst und der Katholischen Filmkommission für Deutschland herausgegebenem „Lexikons des internationalen Films“.

Ab dem vorletzten Filmlexikon wurde der Berichtsteil des Filmjahrs massiv ausgebaut. Während es sich früher um einige Seiten handelt, umfasst der Berichtsteil jetzt über zweihundert Seiten des 544-seitigen Buches.

In ihm gibt es Interviews mit Moritz Bleibtreu, Julia von Heinz, Burhan Qurbani, Sam Mandes, Ken Loach und Ladj Ly, Porträts von Filmschaffenden wie Jean-Luc Godard, Ben Wheatley, Wim Wenders, Clint Eastwood und Ruben Östlund, längere Nachrufe auf, u. a. Sean Connery, Olivia de Havilland, Kirk Douglas und Michael Gwisdek, Analysen zur Filmbranche und bestimmter Themen und Motive, wie dem Verräter im Film und wie er sich zum geschätzten Whistleblower wandelte, dem New Black Cinema und dem Road Movie (Reden wir von Film als Flucht aus der tristen Realität.) und einem konzentriertem Rückblick auf wichtige Ereignisse des zurückliegenden Filmjahres.

Es gibt, ebenfalls wie in den letzten Jahren (Hey, warum soll eine gute Struktur geändert werden?), längere Besprechungen von fünfzehn bemerkenswerten Serien und den zwanzig besten Kinofilmen des Jahres 2020. Das sind, nach Meinung der filmdienst-Kritiker:innen:

Der schwarze Diamant

Bohnenstange

I’m thinking of ending things

Die Wütenden – Les Misérables

Undine

Berlin Alexanderplatz

Niemals selten manchmal immer

Little Women

Der See der wilden Gänse

Tenet

Kajillionaire

Ein verborgenes Leben

Zombi Child

Monos – Zwischen Himmel und Hölle

Il Traditore – Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra

Über die Unendlichkeit

The King of Staten Island

What you gonna do when the world’s on fire?

Milla meets Moses

Ema

Auch wenn ich nicht alle Filme gesehen habe und mir einige Filme nicht so gefallen haben, ist das eine in jedem Fall überzeugende Liste sehenswerter Filme für die nächsten Abende im Heimkino.

Und das Lexikon selbst ist ebenso empfehlenswert. Als jährlich erscheinendes Lexikon bündelt es noch einmal die Ereignisse eines Jahres und zeigt Entwicklungen und Perspektiven auf, die sonst im Alltagsgewusel und einer unüberschaubaren Zahl verschieden schlecht sortierter Lesezeichen und Ordner untergehen.

Außerdem liefert das Blättern durch die gewohnt treffenden Kurzkritiken viele Anregungen für noch nicht gesehene Filme.

P. S.: Schönes Cover. Kristen Stewart als Jean Seberg. Könnte auch ein Plakat für meine Wohnzimmerwand sein.

Filmdienst.de/Katholische Filmkommission für Deutschland (Redaktion: Jörg Gerle, Felicitas Kleiner, Josef Lederle, Marius Nobach): Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2020/2021

Schüren, 2021

544 Seiten

28,00 Euro

Hinweise

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Druckfrisch durchgeblättert: Das „Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2019/2020“

April 8, 2020

Seit der „Filmdienst“, die 1949 von der Katholischen Filmkommission für Deutschland gegründete Filmzeitschrift, zum Filmkulturportal filmdienst.de umgestellt wurde, wurden auch beim jährlichen „Lexikon des internationalen Films“ einige Kleinigkeiten geändert. So gab es in der Redaktion einen größeren, für den Inhalt unbedeutenden personellen Wechsel und der Teil des Lexikons mit den längeren Berichten wurde deutlich ausgeweitet. Von früher um die hundert Seiten auf um die zweihundert Seiten. Das ‚Lexikon der Filme‘, also die kritisch kommentierte alphabetische Auflistung aller in Deutschland im Berichtsjahr im Kino und TV erstmals gezeigten und auf DVD und bei Streaming-Anbietern erstmals veröffentlichten Spiel- und Dokumentarfilme, bildet immer noch das umfangreiche Herz des Lexikons. Und die fast eintausendvierhundert Kurzkritiken sind gewohnt zuverlässig.

Eine kleine Änderung ist, dass die Jahreszahlen im Titel geändert wurden. Jetzt stehen das Veröffentlichungsjahr („2020“) und das Berichtsjahr („2019“) gleichberechtigt nebeneinander. Das ist in Richtung Verkauf sicher die klügere Lösung. Früher stand das Berichtsjahr groß im Titel und das Erscheinungsjahr klein auf dem Umschlag. Die schon seit Jahren eingestellten Filmlexika des Fischer- und des Heyne-Verlags hatten immer das Erscheinungsjahr groß auf dem Cover stehen gehabt.

Wie jedes Jahr gibt es eine von den Filmdienst-Kritikern ausgewählte Liste mit den besten Kinofilmen des letzten Jahres. Diese Liste umfasst, wie letztes Jahr, zwanzig Werke:

Parasite

Porträt einer jungen Frau in Flammen

The Irishman

Burning

Systemsprenger

La Flor (ein vierzehnstündiges Epos, das auf einigen Festivals und später in wenigen Kinos lief; – aber Arte wird uns das Werk sicher irgendwann in seiner ganzen Pracht zeigen)

The Favourite – Intrigen und Irrsinn

Heimat ist ein Raum aus Zeit

Border

Ich war zuhause, aber…

The Sisters Brothers

Wir

Joker

High Life

Leid und Herrlichkeit

Vox Lux

Lara

Once upon a time in…Hollywood

Bis dann, mein Sohn

Sunset

Außerdem werden fünfzehn bemerkenswerte Serien vorgestellt. Unter anderem „Chernobyl“, „Der Pass“ und „Catch-22“.

Ergänzt werden diese längeren Kritiken um Porträts von Filmschaffenden (wie Sylvester Stallone, Dino de Laurentis, Lino Ventura [zu seinem hundertsten Geburtstag; das Porträt erinnerte mich daran, mir wieder einen Film mit ihm anzusehen.], Barry Jenkins, Bong Joon-ho, Jan-Ole Gerster, Francois Ozon und Yorge Lanthinos), Nachrufe, aktuelle Trends aus der Filmbranche und Auflistungen wichtiger Filmpreise.

Damit ist die aktuelle Ausgabe des Jahrbuchs des „Lexikons des internationalen Films“ für Filmfans gewohnt essentiell. Auch wenn beim Blättern die Liste der Unbedingt-zu-sehen-Filme wieder wächst.

Zum Glück kenne ich schon fast alle Filme der Top-20-Liste. Das ist schon einmal ein guter Anfang.

Filmdienst.de/Katholische Filmkommission für Deutschland (Redaktion: Jörg Gerle, Felicitas Kleiner, Josef Lederle, Marius Nobach): Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2019/2020

Schüren, 2020

544 Seiten

28,00 Euro

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