Neu im Kino/Filmkritik: „Mission: Impossible – The Final Reckoning“ für Tom Cruise und die Gang

Mai 21, 2025

Es war einmal eine Spionageserie. „Mission: Impossible“ hieß sie im Original. Bei uns hieß sie zuerst „Kobra, übernehmen Sie“, später „Unmöglicher Auftrag“. Von 1966 bis 1973 übernahm die ultrageheime IMF (Impossible Mission Force) im Auftrag der US-Regierung im US-Fernsehen über hundertsiebzig unmögliche Aufträge. Die Serie war natürlich von den enorm erfolgreichen James-Bond-Kinofilmen und der durch sie in den sechziger Jahren entstandenen Begeisterung für Agententhriller beeinflusst. Sie war wertig produziert, hatte viel Action, war enorm erfolgreich und hat eine von Lalo Schifrin geschriebenen, im Ohr bleibende Titelmelodie.

1989 gab es im Fernsehen eine Neuauflage. Nach zwei Staffeln wurde das Experiment „In geheimer Mission“ (so der deutsche TV-Titel) eingestellt.

1996 landete die Serie im Kino. Zuerst für einen Spielfilm. Inszeniert von Brian De Palma auf dem Höhepunkt seiner Karriere und mit Tom Cruise als Hauptdarsteller und erstmals auch als Produzent. Der Actionthriller war ein Erfolg. Weiter unmögliche Missionen folgten. Zuerst mit wechselnden Regisseuren, die jeder Mission ihren unverwechselbaren Stempel aufdrückten. Seit „Rogue Nation“ (2015) mit Christopher McQuarrie als Regisseur. In den Jahren bildete sich, nachdem im ersten „Mission: Impossible“-Film das gesamte IMF-Team bis auf Ethan Hunt (Tom Cruise) in Prag getötet wurde, ein neues Team heraus, das immer wieder neue Mitglieder aufnahm. Die von Tom Cruise durchgeführten Stunts wurden immer spektakulärer.

Jetzt startet der achte und möglicherweise letzte „Mission: Impossible“-Film im Kino. Der Abschluss des zweiteiligen Finales ist passend mit „The Final Reckoning“ (auf Deutsch „Die endgültige Abrechnung“) betitelt. Mit fast drei Stunden ist er auch der längste „Mission: Impossible“-Film.

Auf der einen Seite bietet er, wie zu erwarten war, eine Wiederbegegnung mit den bekannt-beliebten „Mission: Impossible“-Teammitglieder (wie Ving Rhames und Simon Pegg), viel Action (aber vor allem in der ersten Hälfte auch viel Gerede) und einen gewohnt hahnebüchenen Plot. Wie in dem vorherigen Film „Dead Reckoning“ kämpft das IMF-Team gegen die Künstliche Intelligenz ‚Die Entität‘ (aka The Entity). Die Entität übernimmt langsam alle Computer. Auch die hochgesicherten Computer des Militärs. Wenn sie auf alle Atomraketen zugreifen kann, wird sie die Welt mit Atomraketen vernichten; – frag nicht, warum sie nicht schon vorher einen Atomkrieg startet oder warum sie unbedingt die Welt vernichten will. Das haben wir uns bei den James-Bond-Bösewichtern auch nie gefragt. Und die „Mission: Impossible“-Filme sind im Endeffekt das US-amerikanische Pendant zu James Bond.

Hunt und sein Team können die nahende Katastrophe verhindern, wenn sie zuerst den aus zwei Teilen bestehenden Schlüssel, der sich nach den Ereignissen von „Dead Reckoning“ in ihrem Besitz befindet, zu dem 2012 irgendwo im Beringmeer gesunkenen russischen U-Boot Sevastopol bringen und dort an den sich auf einem externen Speichermedium befindenden Quellcode der Entität gelangen. Danach können sie ihren Angriff auf das KI-Programm starten. Kein Schritt davon ist einfach und nie läuft ein Plan wie geplant ab. Oh, und Gabriel (Esai Morales), der menschliche Bösewicht aus „Dead Reckoning“, ist ebenfalls wieder dabei.

So weit, so gewohnt.

Auf der anderen Seite wurde dieser Film, zusammen mit dem vorherigen „Mission: Impossible“-Film, schon im Januar 2019 von Hauptdarsteller Cruise und Regisseur McQuarrie als eine aus zwei Spielfilmen bestehende Geschichte angekündigt, die gleichzeitig auch ein Abschluss der von Ethan Hunt 1996 in „Mission: Impossible“ begonnenen Reise sei. Natürlich verstand jeder diese Ankündigung so, dass der achte „Mission: Impossible“-Film gleichzeitig der letzte „Mission: Impossible“-Film ist.

Nach gut dreißig Jahren, sieben konstant unterhaltsamen Kinoabenteuern, sehr guten Einspielergebnissen (mit fast 800 Millionen US-Dollar war „Fallout [2018] der erfolgreichste Film des Franchises und „Mission: Impossible III [2006] hatte mit knapp 400 Millionen US-Dollar das schwächste, aber immer noch ein sehr gutes Einspielergebnis) und einem Hauptdarsteller, der am 3. Juli seinen 63. Geburtstag feiert, ist ein Ende nachvollziehbar.

Damit dieses Ende nicht nur ein weiterer unmöglicher Einsatz ist, gibt es im Film zahlreiche Flashbacks zu den früheren Filmen, eine Nebenfigur aus dem ersten Film taucht wieder auf und wir erfahren, wie Hunts Einbruch in die CIA-Zentrale sein weiteres Leben veränderte, und die Geschichte der KI wird mit früheren „Mission: Impossible“-Filmen verknüpft. Das weckt Erinnerungen an die vorherigen Filme, ist aber auch etwas überflüssig. Schließlich gab es in jedem „Mission: Impossible“-Film einen Auftrag, einen neuen Gegnger und eine die Welt bedrohende Gefahr. Mehr war für zwei spannende Kinostunden nicht nötig.

Es gibt auch den ständig wiederholten Satz „Everything you were, everything you’ve done, has come to this.“ bzw. „Jede Entscheidung hat zu diesem Punkt geführt.“ bzw. „Unser Leben ist die Summe unserer Entscheidungen.“. Nüchtern betrachtet ist das eine Binsenweisheit. Im Film wird sie aber immer wieder so pathetisch überhöht ausgesprochen, dass sie sich wie der Glaube an ein fest stehendes Schicksal, einen göttlichen Plan, der unser Leben von der Wiege bis zur Bahre vorherbestimmt, anhört. Dieser Eindruck entsteht auch durch die nachträgliche Verknüpfung vorheriger „Mission: Impossible“-Einsätze mit der aktuellen Mission. Immer wieder hatte, so wird jetzt gesagt, Hunt, ohne es zu Wissen, mit der Entität zu tun und seine Versuche, die Welt zu retten führten zu der jetzt unmittelbar bevorstehenden Katastrophe. Diese kann nicht abgewendet werden, weil die Entität jeden unserer Schritte vorhersieht.

Von der erste Minute an ist ein fatalistischer Ton vorhanden. McQuarrie bereitet uns auf mögliche Tote beliebter Teammitglieder vor. Einige sterben und auch der Tod von Ethan Hunt ist, als Abschluss seiner Reise, nicht vollkommen ausgeschlossen. Immerhin feierte Daniel Craig so seinen vermurksten Abgang als James Bond.

Und so schleicht sich schon vor dem ersten Bild ein Gefühl von Trauer über das Ende einer Ära ein. Nach dem Tod von James Bond in dem bislang letzten Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“ (2021), der immer noch bestehenden Unklarheit über den neuen James-Bond-Darsteller und dem im Februar 2025 erfolgten Verkauf des bislang familiengeführten Franchises an Amazon MGM Studios, verabschiedet sich mit dem angekündigten Ende von „Mission: Impossible“ das zweite große, aus den sechziger Jahren und der Zeit des Kalten Krieges kommende Action-Franchise mit globetrottenden Agenten und Superbösewichtern aus dem Kino.

Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. John Wick und Geschichten aus der Welt von John Wick, wie demnächst „Ballerina“ (Besprechung zum Kinostart am 5. Juni), liefern zwar Action, aber es geht primär um Killer, die Killer umbringen. Superheldenfilme sind etwas ganz anderes. Gleichzeitig ist inzwischen bei vielen eine Superhelden-Müdigkeit unübersehbar.

Mit fast drei Stunden ist „Mission: Impossible – The Final Reckoning“ zwar länger als nötig ausgefallen, aber es ist eine gelungene und insgesamt überzeugende Abschiedsvorstellung. In den Erklärdialogen wird der Zuschauer vorbildlich an die Hand genommen. In den Actionszenen wird gelungen zwischen Nahkämpfen und spektakulären, so noch nicht gesehenen Unterwasser- und, wenn Tom Cruise in Südafrika auf den Tragflächen von zwei Stearman-Doppeldeckern herumkraxelt, noch spektakuläreren Flugzeugstunts gewechselt. Es gibt zahlreiche prägnante Auftritte bekannter Schauspieler. Teils waren sie in früheren „Mission: Impossible“-Filmen dabei. Teils sind sie erstmals. Wenn man diese Art von Filmen mag, ist auch der achte „Mission: Impossible“-Kinofilm großes Kino.

Mission: Impossible – The Final Reckoning (Mission: Impossible – The Final Reckoning, USA 2025)

Regie: Christopher McQuarrie

Drehbuch: Christopher McQuarrie, Erik Jendresen

mit Tom Cruise, Hayley Atwell, Simon Pegg, Ving Rhames, Vanessa Kirby, Esai Morales, Pom Klementieff, Henry Czerny, Holt McCallany, Angela Bassett, Janet McTeer, Nick Offerman, Hannah Waddingham, Tramell Tillman, Rolf Saxon, Shea Whigham, Greg Tarzan Davis, Charles Parnell, Mark Gatiss, Lucy Tulugarjuk

Länge: 170 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

ursprünglicher Titel: Mission: Impossible – Dead Reckoning Part Two

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Mission: Impossible – The Final Reckoning“

Metacritic über „Mission: Impossible – The Final Reckoning“

Rotten Tomatoes über „Mission: Impossible – The Final Reckoning“

Wikipedia über „Mission: Impossible – The Final Reckoning“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Jack Reacher“ (Jack Reacher, USA 2012)

Meine Besprechung von Brad Birds „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ (Mission: Impossible – Phantom Protocoll, USA 2011)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Rogue Nation“ (Mission Impossible: Rogue Nation, USA 2015)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Fallout“ (Mission: Impossible – Fallout, USA 2018)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“ (Mission: Impossible – Dead Reckoning Part One, USA 2023)


Neu im Kino/Filmkritik: „Paddington in Peru“ auf der Suche nach Tante Lucy

Januar 30, 2025

Als Paddington erfährt, dass seine in Peru lebende Tante Lucy verschwunden ist, kehrt er in seine alte Heimat zurück. Begleitet wird er von der Familie Brown, bei der er in London lebt.

Nach den ersten beiden „Paddington“-Filmen hält „Paddington in Peru“, trotz weitgehend gleich bleibender Besetzung, nicht das Niveau der allseits verehrten Kinderfilme von 2014 und 2017. Das liegt an der Geschichte, einem Reiseabenteuer, das all die bekannten Klischees der Schatzsuche im Amazonas-Regenwald erwartbar und ohne Inspiration aneinanderreiht. Das liegt auch an den personellen Veränderungen. Dougal Wilson übernahm die Regie. Es ist sein Spielfilmdebüt. Davor drehte er drei Kurzfilme und viele Musikvideos.

Paul King, der Regisseur und Autor der ersten beiden „Paddington“-Filme wird nur noch als eine Inspiration für die Story genannt. Das kann auch heißen, dass er mit der Filmgeschichte und dem fertigen Film nichts zu tun hat. Jedenfalls fehlt sein Touch.

Die zweite schmerzhafte Veränderung ist die Umbesetzung von Mary Brown, die Mutter im Brownschen Haushalt, die Frau, die in „Paddington“ dem orientierungslos auf dem Bahnhof stehendem Bären seinen Namen gab und ihn gegen den anfänglichen Widerstand der halben Familie adoptierte. In den ersten beiden „Paddington“-Filmen wurde sie von Sally Hawkins gespielt. Jetzt übernahm Emily Mortimer die Rolle.

Die anderen Schauspieler sind wieder dabei. Aber weil die Geschichte kaum in Paddingtons vertrauter Umgebung spielt, beschränken sich die Auftritte seiner Londoner Freunde auf reine Gastauftritte. Auch Paddingtons Gastfamilie ist eher selten im Bild, es gibt zu wenig Slapstick und nur in den ersten Minuten sich aus der Begegnung des herzensguten Bären mit den Bewohnern von London ergebender Humor.

Bei den Neuzugängen begeistert nur Olivia Colman als Mutter Oberin. In dem von ihr geleiteten Heim für Bären im Ruhestand wohnte Tante Lucy und die hysterisch-fröhlich singende und tanzende Nonne hat – das ist schon bei ihrem ersten hemmungslos übertriebenem Auftritt offensichtlich – etwas mit dem Verschwinden von Paddingtons Tante zu tun.

Paddington in Peru“ fehlt der besondere Charme der ersten beiden „Paddington“-Filme.

P. S.: Es lohnt sich, beim Abspann sitzen zu bleiben.

Paddington in Peru (Paddington in Peru, Großbritannien 2024)

Regie: Dougal Wilson

Drehbuch: Mark Burton, Jon Foster, James Lamont (nach einer Geschichte von Paul King, Simon Farnaby und Mark Burton; basierend auf der von Michael Bond erfundenen Figur)

mit Hugh Bonneville, Emily Mortimer, Julie Walters, Jim Broadbent, Madeleine Harris, Samuel Joslin, Carla Tous, Olivia Colman, Antonio Banderas, Hayley Atwell, Hugh Grant

und (im Original den Stimmen von) Ben Whishaw, Imelda Staunton

(in der deutschen Synchronisation der Stimme von) Elyas M’Barek

Länge: 106 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „Paddington in Peru“

Metacritic über „Paddington in Peru“

Rotten Tomatoes über „Paddington in Peru“

Wikipedia über „Paddington in Peru“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 23. November: Christopher Robin

November 22, 2023

Disney Channel, 20.15

Christopher Robin (Christopher Robin, USA 2018)

Regie: Marc Forster

Drehbuch: Alex Ross Perry, Tom McCarthy, Allison Schroeder (nach einer Geschichte von Greg Brooker und Mark Steven Johnson, basierend auf den Charakteren von A. A. Milne und dem Illustrator E. H. Shepard)

Christopher Robin ist kein Kind mehr. Er lebt in London, ist verheiratet, Vater einer neunjährigen Tochter und Effizienzmanager bei Winslow Luggage. Für ihn steht die Arbeit an erster Stelle. Da taucht Winnie Puuh, sein schluffiger Freund aus unschuldig-entspannten Kindheitstagen, wieder auf und entführt ihn in den Hundertmorgenwald.

TV-Premiere (keine Ahnung, warum das so lange gedauert hat). Netter, naiver, niemals wirklich packender Abenteuerfilm, der seine witzigen Momente hat (vor allem wenn Winnie Puuh mal wieder hungrig ist) und der eine begrüßenswerte Botschaft hat. Nur für welches Publikum?

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Ewan McGregor, Hayley Atwell, Bronte Carmichael, Mark Gatiss

Wiederholung: Freitag, 24. November, 21.55 Uhr

Hinweise

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Moviepilot über „Christopher Robin“

Metacritic über „Christopher Robin“

Rotten Tomatoes über „Christopher Robin“

Wikipedia über „Christopher Robin“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Marc Forsters „World War Z“ (World War Z, USA 2013)

Meine Besprechung von Marc Forsters „Christopher Robin“ (Christopher Robin, USA 2018)

Meine Besprechung von Marc Forsters „Ein Mann namens Otto“ (A man called Otto, USA 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“ jetzt im Kino

Juli 13, 2023

Beginnen wir gleich mit dem Wichtigsten. Wie erwartet ist „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1″ ein ausgezeichneter Action-Thriller, der alles das bietet, was die vorherigen „Mission: Impossible“-Filme auch boten: reichlich handgemachte, spektakuläre Action und eine doch eher nebensächliche, aber die Actionszenen gut zusammenhältende Geschichte mit einen doch eher vernachlässigbarem Bösewicht. Denn so sehr die Filme selbst in Richtung James Bond gehen, so wenig beeindruckend sind die Bösewichter. Sicher, Philip Seymour Hoffman in „Mission: Impossible III“ blieb länger im Gedächtnis, aber letztendlich haben sie nie die raumfüllende Grandezza eines echten Bond-Bösewichts, sondern sie sind eher funktional.

Dieses Mal ist der Bösewicht die gesichtslose „Entität“ und der mysteriöse Gabriel (Esai Morales). Er gehörte zur supergeheimen US-amerikanischen Impossible Missions Force (IMF) und er ist ein Kollege von Ethan Hunt (Tom Cruise). Die Entität ist eine künstliche Intelligenz, die ein eigenes Bewusstsein entwickelt hat und jetzt die Menschheit vernichten könnte. Oder, je nachdem in welchen Händen sie ist, die Gegner des Besitzers vernichten könnte. Sie ist überall und nirgends. Sie kann alles vorherplanen und berechnen. Sie kennt daher jeden Plan, der gemacht wird, um sie zu vernichten und sie trifft vorher alles notwendigen Maßnahmen, um das zu verhindern. Sie ist, qua Programmierung, allwissend und unbesiegbar. Jedenfalls solange Storm fließt. Ihr menschliches Gesicht ist Gabriel.

Mit einem aus zwei Teilen bestehendem Schlüssel kann sie abgeschaltet werden. Im ersten Teil des Zweiteilers „Dead Reckoning“ müssen Ethan Hunt und seine wenigen IMF-Vertrauten die beiden Teile des Schlüssels finden, ehe er in die falschen Hände gerät. Bei dieser wilden Hatz, ist Hunt schnell überzeugt, dass der Schlüssel und die Herrschaft über die Entität nicht in die Hände eines Staates gehört.

Im zweiten Teil geht es für das MI-Team dann darum, das Schlüsselloch zu finden. Jeder andere Plot wäre eine große Überraschung. „Dead Reckoning Teil 2“ läuft nächstes Jahr im Kino.

Danach schließen Tom Cruise, der in allen „Mission: Impossible“-Filmen Ethan Hunt spielte, und Christopher McQuarrie, der Autor und Regisseur der vorherigen „Mission: Impossible“-Filme, weitere Filme der Serie nicht aus.

Trotzdem verströmt „Dead Reckoning Teil Eins“ durchgehend ein melancholisches Gefühl des Abschieds. Der Gegner ist ein Geist. Erinnerungen an frühere Einsätze wehen durch den Film. Und dass Ethan Hunt/Tom Cruise älter wird, wird direkt angesprochen, wenn Hunt erzählt, dass er vor dreißig Jahren als IMF-Agent rekrutiert wurde. Und irgendwann ist die Zeit der Fronteinsätze vorbei. Trotzdem hat er sich wieder entschlossen, den unmöglichen Auftrag anzunehmen und mit seinen Freunden und Vertrauten aus vergangenen Missionen, wie Luther Stickell (Ving Rhames, seit dem ersten „Mission: Impossible“-Film dabei), Benji Dunn (Simon Pegg) und Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) gegen einen die Welt bedrohenden Gegner zu kämpfen und dafür um den halben Globus zu reisen.

Grace (Hayley Atwell) könnte ein neues Mitglied in ihrem Team werden. Doch bis es soweit ist, verhindert die Taschendiebin, die von einer ihr nicht bekannten Person mit der Beschaffung einer Schlüsselhälfte beauftragt wurde, mehrmals, dass Hunt die Mission erfolgreich abschließen kann. Erst später realisiert sie, dass es sich dieses Mal um keinen normalen Auftrag handelt.

Sie gehört, neben der schon erwähnten Ilsa Faust, The White Widow (Vanessa Kirby) und Paris (Pom Klementieff) zu den überzeugenden Frauenfiguren des Films, die eine größere Leinwandzeit haben, und die durchaus einen Einzelfilm tragen könnten. Im Gegensatz zu der immer wieder widersprüchlich handelnden Helena Shaw (Phoebe Waller-Bridge) in „Indiana Jones und das Rad des Schícksals“ oder den niemals ihr Potential ausschöpfenden Frauen in den „Fast & Furious“-Filmen.

Die Action ist gewohnt atemberaubend. In Rom gibt es eine lange Auto- und Motorradverfolgungsjagd, die zeigt, was in der durch die gleichen Gassen führenden Autoverfolgungsjagd in „Fast X“ fehlte: das Gefühl, dass das alles real gedreht wurde. In Abu Dhabi und Venedig gibt es ausgedehnte Verfolgungsjagden und Versteckspiele. In den Alpen gibt es das große Actionfinale, neben, in und auf einer aus einer anderen Ära stammenden Wagons und einer Dampflokomotive, die das Filmende nicht erleben. Im Finale gibt es auch einige der aus Werbung bekannten spektakulären und gefährlichen Stunts, die auf der großen Leinwand ihre volle Wirkung entfalten.

Das ist alles sehr gelungen und unterhaltsam und endet, im Gegensatz zu dem schon erwähnten „Fast X“, „Spider-Man: Across the Spider-Verse“ oder „Dune“, nicht mitten in der Handlung. Es gibt, wie früher bei einem Zweiteiler einer TV-Serie, ein richtiges Ende und einen guten Hinweis auf den Inhalt des zweiten Teils. Deshalb kann McQuarries Film wie Quentin Tarantinos erster „Kill Bill“-Film problemlos als eigenständiger, in sich abgeschlossener Film besprochen werden. Im nachhinein, also wenn man beide „Kill Bill“-Filme kennt, war die Teilung in zwei Filme die richtige Entscheidung. Das dürfte bei „Mission: Impossible“ auch der Fall sein.

Mit 164 Minuten Stunden ist der siebte „Mission: Impossible“-Film allerdings auch zu lang geraten. Mehrmals, als ob wir chronisch unaufmerksam wären, wird uns in fast den gleichen Worten die Entität erklärt, und natürlich hätte hier und da einiges gestrafft und gekürzt werden können. Nicht jeder Film muss gut drei Stunden dauern. Doch das ist, zugegeben, Jammern auf hohem Niveau.

Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“ ist, wie erwartet, spannende Mainstream-Actionunterhaltung mit einem erstaunlich aktuellen Thema. Denn als McQuarrie das Drehbuch schrieb, waren Künstliche Intelligenz und die Gefahren und Chancen von KI ein Spezialistenthema. Mit ChatGPT ist es ein uns alle betreffendes Thema geworden.

Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins (Mission: Impossible – Dead Reckoning Part One, USA 2023)

Regie: Christopher McQuarrie

Drehbuch: Christopher McQuarrie (nach der Fernsehserie von Bruce Geller)

mit Tom Cruise, Hayley Atwell, Ving Rhames, Simon Pegg, Rebecca Ferguson, Vanessa Kirby, Esai Morales, Pom Klementieff, Mariela Garriga, Henry Czerny, Shea Whigham, Greg Tarzan Davis, Frederick Schmidt, Charles Parnell, Rob Delaney, Cary Elwes, Indira Varma, Mark Gatiss

Länge: 164 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“

Metacritic über „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“

Rotten Tomatoes über „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“

Wikipedia über „Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Jack Reacher“ (Jack Reacher, USA 2012)

Meine Besprechung von Brad Birds „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ (Mission: Impossible – Phantom Protocoll, USA 2011)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Rogue Nation“ (Mission Impossible: Rogue Nation, USA 2015)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Fallout“ (Mission: Impossible – Fallout, USA 2018)


TV-Tipp für den 29. Mai: The Crime

Mai 28, 2022

3sat, 23.15

The Crime (The Sweeney, Großbritannien 2012)

Regie: Nick Love

Drehbuch: Nick Love, John Hodge

Jack Regan (Ray Winstone) ist der Anführer einer kleinen Spezialeinheit der Londoner Polizei, die Verbrecher mit archaischen Methoden jagt und Bürgerrechte wahrscheinlich noch nicht einmal buchstabieren kann. Aber jetzt laufen interne Ermittlungen gegen sie und eine Verbrecherbande, angeführt von einem vermögendem Safeknacker, plant einige Überfälle.

In England hieß der Film, weil er auf einer dort kultigen, hier fast unbekannten TV-Serie basiert, „The Sweeney“. Bei uns hieß Nick Loves brachialer Polizeithriller dann „The Crime“, weil das so ein richtig deutscher Titel ist, der alles und nichts sagt. Im Fernsehen heißt er jetzt manchmal „Krieg in London – The Crime“, was genausoviel über den Film verrät, der ein herrlich altmodischer Actionthriller und ein Abgesang an „die gute alte Zeit der Verbrechensbekämpfung“ ist, als der Unterschied zwischen Verbrechern und Polizisten die Dienstmarke war.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Ray Winstone, Ben Drew, Hayley Atwell, Steven Mackintosh, Paul Anderson, Alan Ford, Damian Lewis

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Metacritic über „The Crime“

Rotten Tomatoes über „The Crime“

Wikipedia über „The Crime“

Meine Besprechung von Nick Loves „The Crime“ (The Sweeney, Großbritannien 2012)


Neu im Kino/Filmkritik: Bruuuce!, dein größter Fan ist „Blinded by the light“

August 23, 2019

Javed ist ein ganz gewöhnlicher Jugendlicher. Er wächst in Luton, einer wenige Kilometer nördlich von London liegenden Stadt, auf. Er schlägt sich mit den typischen Pubertätsproblemen zwischen Schule und erster Liebe herum. Er wird den den örtlichen Faschos durch die Straßen gejagt und sein Vater hat genaue Vorstellungen, was er jetzt und später tun soll.

Javed möchte dagegen ein Schriftsteller werden. Das ist ein Beruf, den sein pakistanischer Vater, ein Arbeiter und patriarchalisch-konservatives Familienoberhaupt, nicht als Beruf anerkennt. Gleichzeitig sucht Javed nach seiner Position in der Gesellschaft als Einwandererkind, das zwischen zwei Kulturen und Ansprüchen zerrissen ist. Er fragt sich, wie englisch er sein soll und was ist überhaupt englisch?

Als er sich eine Musikkassette mit der Musik von Bruce Springsteen, die er von einem Mitschüler erhielt, anhört, glaubt er, dass Bruce Springsteen ihn genau versteht und direkt zu ihm redet. Das was Springsteen über seine Heimat Asbury Park, New Jersey, und sein Leben und seine Gefühle singt, ist sein Leben in Luton.

Er pflastert sein Zimmer mit Springsteen-Plakaten, verändert seine Kleidung und Frisur und will alle von Springsteen überzeugen.

Er möchte in der Schulzeitung über Springsteen schreiben. Die schnöseligen Schülerzeitungsredakteure sind davon nicht begeistert.

Er will im Schulradio Springsteen-Songs spielen. Die hippen, trendbewussten Radiomacher lehnen das empört ab. Springsteen sei – der Film spielt 1987 – Schnee von gestern. Und so unrecht haben sie nicht. Denn nach dem Megaerfolg von „Born in the U. S. A.“ (1984) war „Tunnel of Love“ (1987) eine Enttäuschung. „Lucky Town“ und „Human Touch“, die fünf Jahre später (und damit nach der Filmgeschichte) erschienen, waren nicht viel besser. Außerdem hat der Songwriter-Rock von Bruce Springsteen nichts mit den damals angesagten britischen Bands zu tun.

Kick it like Beckham“-Regisseurin Gurinder Chadha nimmt in ihrem neuesten Film „Blinded by the Light“ die Musik von Bruce Springsteen als Kommentar zu Javeds Leben. In ihrer warmherzigen, mit viel Zeitkolorit angereicherte Feelgood-Komödie, zeigt sie, wie wichtig ein Musiker (und eine Band) bei der Selbstfindung eines Teenagers sein können. Dieses Erwachsenwerden findet in einer bestimmten Welt – hier ist es das England der Thatcher-Jahre, das Leben der Einwanderer und der Arbeiterklasse – und in Bezug zu anderen Menschen statt. Bei Javed (Viveik Kalra) sind es Springsteen-Fan Roops (Aaron Phagura), sein aktuelle Popmusik spielender Jugendfreund Matt (Dean-Charles Chapman), die gleichaltrige Aktivistin Eliza (Nell Williams), die ihn fördernde Lehrerin Miss Clay (Hayley Atwell; sie ist zu gut, um wahr zu sein), seine Familie (Kulvinder Ghir, Meera Gantatra, Nikita Mehta) und ein Nachbar (David Hayman [bekannt aus der Krimiserie „Der Preis des Verbrechens“] in einer kleinen, aber nicht unwichtigen und sehr sympathischen Rolle).

Immer wieder durchbricht Chadha die realistische Erzählung. Wenn Javed die legendären frühen Springsteen-Songs hört, wird der Film zu einem Music-Clip mit staunenden, singenden und tanzenden Menschen und Texteinblendungen, die auch den Nicht-Die-hard-Springsteen-Fans verraten, um was es in den Songs geht und welche Textteile Javed in dem Moment besonders wichtig sind.

Manchmal wird der Film sogar zu einem Musical, das dann auch den Unterschied zwischen Film und Realität thematisiert. Während Javed text-, aber nicht tonsicher singt und sich dabei komisch bewegt, blicken ihn die anderen Menschen zunächst irritiert an. Auf einem Flohmarkt stimmen sie dann in den Song ein.

Blinded by the Light“ basiert auf den Jugenderinnerungen von Sarfraz Manzoor, der im Film Javed heißt. Manzoor wurde 1971 in Pakistan geboren, kam als Dreijähriger nach England und ist heute ein Journalist (u. a. The Guardian, BBC Radio 4 und Channel 4). Er ist immer noch mit Roops befreundet und sie sind immer noch Springsteen-Fans. Sie beuschten unzählige Konzerte und der Boss (für Nichtfans: das ist Kosename der Fans für Springsteen) kennt sie persönlich. Deshalb war Springsteen auch mit der Verwendung seiner Songs in dem Film einverstanden. Ohne dieses Einverständnis hätte der Film nicht gemacht werden können.

Gurinder Chadhas warmherziges Feelgood-Movie reiht sich in die Reihe von aktuellen Musikfilmen ein, in denen legendäre Musiker und Bands präsentiert werden. „Bohemian Rhapsody“ (über Freddie Mercury und Queen) und „Rocketman“ (über Elton John) sind Biopics, die sich mehr oder weniger viele künstlerische Freiheiten nehmen. „Yesterday“ (über die Beatles) ist eine Was-wäre-wenn-Fantasie. Und „Blinded by the Light“ ist eine Coming-of-Age-Geschichte, die ohne die Musik von Bruce Springsteen nicht funktionieren würde.

Blinded by the Light (Blinded by the Light, USA 2019)

Regie: Gurinder Chadha

Drehbuch: Paul Mayeda Berges, Gurinder Chadha, Sarfraz Manzoor

LV: Sarfraz Manzoor: Greetings from Bury Park: Race, Religion and Rock’n’Roll, 2007

mit Viveik Kalra, Kulvinder Ghir, Meera Ganatra, Aaron Phagura, Dean-Charles Chapman, Nikita Mehta, Nell Williams, Tara Divina, Rob Brydon, Frankie Fox, Hayley Atwell, Sally Phillips, David Hayman

Länge: 118 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Blinded by the Light“

Metacritic über „Blinded by the Light“

Rotten Tomatoes über „Blinded by the Light“

Wikipedia über „Blinded by the Light“ (deutsch, englisch)

Ein Gespräch mit Gurinder Chadha über den Film

Ein Gespräch mit Gurinder Chadha, Sarfraz Manzoor und Viveik Kalra über den Film


Neu im Kino/Filmkritik: „Christopher Robin“ ist erwachsen, sein Kumpel Winnie Puuh nicht

August 18, 2018

Nach dem Zweiten Weltkrieg ist Christoper Robin erwachsen. Er ist verheiratet, hat eine neunjährige Tochter und arbeitet in London als Effizienzmanager bei Winslow Luggage. Seiner Tochter liest er abends keine Kindergeschichten, sondern Schulbücher vor. Auf der Arbeit plant er immer weitere Kostenoptimierungen. So auch an diesem Wochenende. Anstatt mit seiner Familie auf’s Land zu fahren, sitzt er allein im Büro und studiert Zahlen, die letztendlich Entlassungen in der defizitären Kofferfabrik rechtfertigen sollen.

Da taucht Winnie Puuh auf und entführt ihn in den Hundertmorgenwald, das Paradies seiner Kindheit. Damals erlebte Robin mit dem Bär Winnie Puuh und seinen Freunden I-Aah, Ferkel und Tigger Abenteuer, in denen sie nicht an den nächsten Tag dachten und nicht älter werden wollten. Bis er dann aufs Internat ging und sie vergaß.

Marc Forsters Disney-Film „Christopher Robin“ verwendet die von A. A. Milne vor knapp hundert Jahren erfundenen Charaktere und erzählt ihre Geschichte weiter. Milnes Bücher sind Klassiker der Kinderbuchliteratur. Disney sicherte sich in den Sechzigern die Rechte an den Figuren und benutzte Milnes Charaktere in zahlreichen Filmen für weitere fiktive Geschichten, in denen die bekannt-beliebten Charaktere weitere Abenteuer erleben. Dieses Mal und zum ersten Mal als Realfilmabenteuer; – wobei Robins tierische Plüschtierfreunde selbstverständlich animiert sind. Auch insgesamt wurde viel mit CGI gearbeitet. Das spräche für einen Kinderfilm, in dem Stofftiere ein wildes Abenteuer erleben. Aber dafür ist die Stimmung des Films zu melancholisch und auch zu düster. Außerdem richten sich das Thema und die damit verknüpfte offensichtliche Aussage vor allem an Erwachsene. Sie sollen wieder zu der Unbeschwertheit und Sorglosigkeit ihrer Kindheit zurückkehren. Deshalb, man ahnt es schon bei dem Titel, ist nicht Winnie Puuh, sondern Christopher Robin der Protagonist des Films. Er muss etwas lernen und Winnie Puuh will ihm dabei helfen. Also besucht der ‚Bär von sehr geringem Verstand‘ ihn in London und zerrt ihn von der Arbeit weg.

Aber für Erwachsene ist dann alles in „Christopher Robin“ zu plakativ. Sie erfassen die Botschaft spätestens bei Winnie Puuhs erstem Auftritt in London. Sie können sich in dem Moment die gesamte Geschichte mühelos ausmalen, während sie versuchen Logikprobleme (Wie viele Bäume führen in den Hundertmorgenwald? Und wie ist dieser Wald mit der realen Welt verbunden?) zu ignorieren und nicht an „Alice im Wunderland“ zu denken. Robin springt an dem Wochenende, an dem er eigentlich Zahlen studieren sollte, zwischen der realen Welt und dem Hundertmorgenwald, der Welt seiner Kindheit, die mal ein Fantasiegebilde ist (wofür eindeutig der Baumzugang spricht), mal eine ganz normal-reale Welt ist hin und her und Winnie Puuh und seine Freunde betreten ebenso mühelos die Welt des Nachkriegsengland. Dort können sie von den Menschen gesehen werden und sie können sich miteinander unterhalten. Wenn Menschen mit Stofftieren reden würden.

Marc Forsters Film ist ein netter, naiver, niemals wirklich packender Abenteuerfilm, der seine witzigen Momente hat (vor allem wenn Winnie Puuh mal wieder hungrig ist) und der eine begrüßenswerte Botschaft hat. Nur für welches Publikum?

Die wahre Geschichte von A. A. Milne, seiner Beziehung zu seinem Sohn Christoper Robin und wie er ‚Pu der Bär‘ erfand, wurde vor einigen Monaten in „Goodbye Christopher Robin“ erzählt.

P. S.: Am Montag, den 20. August, zeigt das ZDF um 22.15 Uhr Marc Forsters nicht guten James-Bond-Film „Ein Quantum Trost“.

Christopher Robin (Christopher Robin, USA 2018)

Regie: Marc Forster

Drehbuch: Alex Ross Perry, Tom McCarthy, Allison Schroeder (nach einer Geschichte von Greg Brooker und Mark Steven Johnson, basierend auf den Charakteren von A. A. Milne und dem Illustrator E. H. Shepard)

mit Ewan McGregor, Hayley Atwell, Bronte Carmichael, Mark Gatiss

Länge: 104 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Christopher Robin“

Metacritic über „Christopher Robin“

Rotten Tomatoes über „Christopher Robin“

Wikipedia über „Christopher Robin“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Marc Forsters „World War Z“ (World War Z, USA 2013)


TV-Tipp für den 3. August: Krieg in London – The Crime

August 2, 2018

3sat, 23.50

Krieg in London – The Crime (The Sweeney, Großbritannien 2012)

Regie: Nick Love

Drehbuch: Nick Love, John Hodge

Jack Regan (Ray Winstone) ist der Anführer einer kleinen Spezialeinheit der Londoner Polizei, die Verbrecher mit archaischen Methoden jagt und Bürgerrechte wahrscheinlich noch nicht einmal buchstabieren kann. Aber jetzt laufen interne Ermittlungen gegen sie und eine Verbrecherbande, angeführt von einem vermögendem Safeknacker, plant einige Überfälle.

In England hieß der Film, weil er auf einer dort kultigen, hier fast unbekannten TV-Serie basiert, „The Sweeney“. Bei uns hieß Nick Loves brachialer Polizeithriller dann „The Crime“, weil das so ein richtig deutscher Titel ist, der alles und nichts sagt. Im Fernsehen heißt er jetzt „Krieg in London – The Crime“, was genausoviel über den Film verrät, der ein herrlich altmodischer Actionthriller und ein Abgesang an „die gute alte Zeit der Verbrechensbekämpfung“ ist, als der Unterschied zwischen Verbrechern und Polizisten die Dienstmarke war.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Ray Winstone, Ben Drew, Hayley Atwell, Steven Mackintosh, Paul Anderson, Alan Ford, Damian Lewis

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Film-Zeit über „The Crime“

Metacritic über „The Crime“

Rotten Tomatoes über „The Crime“

Wikipedia über „The Crime“

Meine Besprechung von Nick Loves „The Crime“ (The Sweeney, Großbritannien 2012)


TV-Tipp für den 4. Februar: Krieg in London – The Crime

Februar 4, 2017

ARD, 23.40

Krieg in London – The Crime (The Sweeney, Großbritannien 2012)

Regie: Nick Love

Drehbuch: Nick Love, John Hodge

Jack Regan (Ray Winstone) ist der Anführer einer kleinen Spezialeinheit der Londoner Polizei, die Verbrecher mit archaischen Methoden jagt und Bürgerrechte wahrscheinlich noch nicht einmal buchstabieren kann. Aber jetzt laufen interne Ermittlungen gegen sie und eine Verbrecherbande, angeführt von einem vermögendem Safeknacker, plant einige Überfälle.

In England hieß der Film, weil er auf einer dort kultigen, hier fast unbekannten TV-Serie basiert, „The Sweeney“. Bei uns hieß Nick Loves brachialer Polizeithriller dann „The Crime“, weil das so ein richtig deutscher Titel ist, der alles und nichts sagt. Im Fernsehen heißt er jetzt „Krieg in London – The Crime“, was genausoviel über den Film verrät, der ein herrlich altmodischer Actionthriller und ein Abgesang an „die gute alte Zeit der Verbrechensbekämpfung“ ist, als der Unterschied zwischen Verbrechern und Polizisten die Dienstmarke war.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Ray Winstone, Ben Drew, Hayley Atwell, Steven Mackintosh, Paul Anderson, Alan Ford, Damian Lewis

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Film-Zeit über „The Crime“

Metacritic über „The Crime“

Rotten Tomatoes über „The Crime“

Wikipedia über „The Crime“

Meine Besprechung von Nick Loves „The Crime“ (The Sweeney, Großbritannien 2012)


TV-Tipp für den 29. Oktober: Kommissar Falcón: Die Toten von Santa Clara

Oktober 29, 2015

ZDF, 00.45
Kommissar Falcón: Die Toten von Santa Clara (Falcón: The Silent and the Damned, Spanien/Deutschland/Großbritannien 2012)
Regie: Gabriel Range
Drehbuch: Sarah Phelps
LV: Robert Wilson: The vanished Hands; The Silent and the Damned, 2004 (Die Toten von Santa Clara)
Dieses Mal ermittelt Kommissar Javier Falcón in seiner Heimatstadt Sevilla in zwei Mordfällen (naja, in dem einen Fall ermittelt er, obwohl er es nicht soll), die selbstverständlich miteinander zusammenhängen, ihren Ursprung in der Vergangenheit in den frühen Siebzigern in Chile haben, ihn auch, weil der eine Tote ein Baulöwe ist, in die Kreise der spanischen Machtelite führen und deftige politische Kalamitäten verursachen.
Auch der zweite und bislang letzte „Kommissar Falcón“-Krimi ist ein bunter, unspannender Touristenkrimi mit einem Superkommissar, der mehr private Probleme an der Backe hat als der Krimihandlung gut tut. Diese ist sowieso pure Kolportage (inclusive Pädophilen, aber ohne einen Serienmörder) und, weil es ja um eine undurchschaubare Polit-Intrige mit Korruption bis in die höchsten Kreise und CIA-Beteiligung geht (wegen dem Putsch in Chile am 11. September 1973), endet der Krimi ohne eine richtige Überführung des Täters (Wer hat denn jetzt die ersten beiden sadistischen Morde begangen?). Aber immerhin tut der Kommissar am Ende etwas, was kein „Tatort“-Kommissar tun dürfte. Trotzdem unterscheidet sich „Kommissar Falcón“ nicht von einem biederen deutschen TV-Krimi.
Dass sogar das mitproduzierende ZDF nicht so begeistert von dem Ergebnis ist, zeigt die lange Zeit zwischen Synchronisation (bereits 2013) und heutiger Erstausstrahlung weit nach Mitternacht.
Mit Marton Csokas, Hayley Atwell, Santiago Cabrera, Kenneth Cranham, Charlie Creed-Miles, James Floyd, Emilia Fox, Kerry Fox, Henry Goodman, Robert Lindsay, Martin McCann, Bill Paterson, Rosie Perez
Hinweise
ZDF über „Kommissar Falcón“
Wikipedia über „Kommissar Falcón“ und Robert Wilson (deutsch, englisch)
Homepage von Robert Wilson

Die Vorlage

Wilson - Die Toten von Santa Clara - 4

Die Romane von Robert Wilson erscheinen bei Goldmann und, nun, sie können nur besser als die Verfilmungen sein.

Robert Wilson: Die Toten von Santa Clara
(übersetzt von Kristian Lutze)
Goldmann, 2013
512 Seiten
9,99 Euro

Deutsche Erstausgabe
Page & Turner, 2005


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: „Ant-Man“ – Marvels kleinster Held

Juli 23, 2015

Das ist wohl die Marvel-Version von einem kleinem Film. Und das liegt nicht an der Größe des Superhelden, der mit einem Anzug auf die Größer einer Ameise (daher auch der Titel „Ant-Man“) schrumpfen kann, sondern an der, nach dem Riesen-“Avengers: Age of Ultron“-Remidemmi kleinen und überschaubaren Geschichte.
Scott Lang (Paul Rudd) will nach einem Gefängnisaufenthalt nur noch ein ehrliches Leben führen und sich mit seiner Frau Maggie (Judy Greer) und seiner Tochter Cassie (Abby Ryder Fortson) aussöhnen. Maggie hat dummerweise einen neuen Liebhaber: den Polizisten Jim Paxton (Bobby Cannavale). Mit der Arbeit funktioniert es auch nicht wie geplant. Seine Einbrechertalente sind auf dem freien Arbeitsmarkt nicht gefragt und wenn seine Chefs erfahren, was er früher getan hat, ist er den Job los. Die Jobs, die ihm sein Freund Luis (Michael Peña, mal wieder grandios) anbietet, sind vor allem illegal. Trotzdem erklärt Lang sich bereit, bei einem Einbruch mitzumachen.
Kurz darauf wird er vom Hausherrn geschnappt. Es ist Dr. Hank Pym (Michael Douglas). Der Erfinder will Lang als neuen Ant-Man haben. Denn Pym hat sich mit seinem früheren Schützling Darren Cross (Corey Stoll) überworfen und Cross hat ihn aus seiner Firma Pym Technologies rausgedrängt. Jetzt steht Cross kurz vor dem Durchbruch bei seinen Forschungen für einen Ant-Man-Anzug: das Yellowjacket. Pym möchte das verhindern. Auch weil er weiß, welche seelischen Schäden das Verändern der Körpergröße hervorrufen kann. Also soll Lang das Yellowjacket aus der gut gesicherten Firmenzentrale von Pym Technologies klauen. Lang, Luis und ihre Freunde (nicht gerade Leuchten in ihrem Job) planen also, während einer Präsentation, den Anzug zu stehlen.
Marvel nennt „Ant-Man“ ihren Heist-Film. Aber letztendlich ist es ein Marvel-Film mit den typischen Vor- und Nachteilen, wie einem blassen Bösewicht (obwohl Corey Stoll sehr gehässig grinsen kann), einer teilweise arg plätschernden Story, einem gut aufgelegtem Cast und überzeugenden Action-Szenen. Es gibt einige Querverweise zu den anderen Marvel-Filmen, die – bis auf eine Kampfszene, die am Ende wieder aufgenommen wird – dieses Mal so nebenbei formuliert werden, dass sie auch als Scherz durchgehen können. Und es gibt in der schon erwähnten Kampfszene auch einen größeren Auftritt von einem aus den vorherigen Marvel-Filmen (ohne die „Guardians of the Galaxy“) bekannten Charakter. Damit werden, wie gewohnt, die anderen Geschichten etwas weiter erzählt und es wird gezeigt, dass auch dieser Film zu einem größeren Ganzen gehört. Und es gibt die bekannten Abspann-Sequenzen.
Dieses Mal gibt es sogar eine ordentliche Portion Humor. Allein schon die Idee eines auf Ameisengröße schrumpfenden Mannes und sein Training sind gut genug für einige Lacher in diesem immer bescheiden, um nicht zu sagen klein auftretenden Film.
Aber ein Heist-Film, auch wenn hier mehrmals eingebrochen wird, ist „Ant-Man“ nicht. Jedenfalls nicht mehr als ein James-Bond-Film. In einem klassischen Einbruchsfilm dreht sich alles um den Einbruch. Das Herzstück des Films ist die genaue Schilderung der Durchführung des Einbruchs. Die bekanntesten Heist-Filme sieht man sich wegen des Einbruchs an. In „Ant-Man“ sind die Einbrüche flott vorbei. Eigentlich wird nur der erste genauer geschildert, während die anderen Einbrüche sich vor allem auf die Action konzentrieren und wir kaum erfahren, was warum wie geklaut wird.
Die Action ist gewohnt spektakulär und gewinnt hier allein schon durch die Größe der Kämpfenden neue Dimensionen. So findet, weil die Kämpfenden auf Ameisengröße geschrumpft sind, ein Teil des Schlusskampfes in einem Kinderzimmer auf einer Modelleisenbahn statt. Die Zerstörung ist entsprechend überschaubar.
Seinen ersten Auftritt hatte Ant-Man Hank Pym 1962 in Band 27 der Comicreihe „Tales to Astonisch“ und er ist ein Mitglied der ursprünglichen Avengers. Pym hatte, so seine ursprüngliche Geschichte, eine Substanz entdeckt (das Pym-Partikel), die es ihm ermöglichte, seine Größe beliebig zu verändern und übermenschliche Kräfte zu haben, was in einem Gefecht vorteilhaft sein kann. Denn eine Ameise kann im Gefecht unverletzt hinter feindliche Linien gelangen und auch Gebäude infiltrieren. Das ist eine durchaus faszinierende Idee, über die man allerdings nicht zu lange nachdenken sollte, weil sie dann immer idiotischer wird. Und das würde einem den Spaß an diesem Film verderben.

Eine Comicversion

Pünktlich zum Filmstart erschien bei Panini Comics auch Robert Kirkmans („The Walking Dead“) „Ant-Man“-Version, die in den USA bereits 2007 erschien. Hier ist Ant-Man Eric O’Grady, ein kleiner S.H.I.E.L.D.-Soldat der unzuverlässigen Sorte. Zusammen mit seinem Freund Chris McCarthy soll er auf einem S.H.I.E.L.D.-Helicarrier (ein in der Luft schwebender Flugzeugträger) eine Tür bewachen. Weil sie allerdings nicht wissen, ob sie Leute am verlassen oder betreten des Raums hindern sollen, schlagen sie Dr. Hank Pym, der den Raum verlassen will, ohnmächtig, betreten den Raum und McCarthy probiert den Ant-Man-Anzug aus, was dazu führt, dass er auf Ameisengröße schrumpft und erst einmal tagelang durch die Station irrt. Bei einem Angriff von Hydra (den Bösewichtern) stirbt McCarthy und O’Grady schnappt sich den Anzug, den er fortan zum Beobachten von duschenden Frauen benutzt. Weil Shield befürchtet, dass der Anzug in die falschen Hände fällt (als sei er bei O’Grady in den richtigen), wird Mitch Carson, der auch ein guter Terminator wäre, beauftragt, O’Grady zu finden.
Robert Kirkmans Ant-Man ist eigentlich ein selbstbezogener Teenager, der außer Sex wenig im Kopf hat. Das ist im Superheldengenre ein witziger und respektloser Ansatz. Trotzdem sehen wir mehr seitenfüllende Kloppereien als nackte Frauen und O’Grady wird am Ende – und da verrate ich wohl kein großes Geheimnis – doch zu einem guten und ziemlich verantwortungsbewussten S.H.I.E.L.D.-Agenten. Kirkman erzählt in „Ant-Man“ eine ziemlich klassische Entwicklungsgeschichte, die, – für die Marvel-Fans -, vor und nach dem Civil War spielt.

Ant-Man - Plakat

Ant-Man (Ant-Man, USA 2015)
Regie: Peyton Reed
Drehbuch: Edgar Wright, Joe Cornish, Adam McKay, Paul Rudd (nach einer Geschichte von Edgar Wright und Joe Cornish)
LV: Charakter von Stan Lee, Larry Lieber, Jack Kirby
mit Paul Rudd, Michael Douglas, Evangeline Lilly, Corey Stoll, Bobby Cannavale, Michael Peña, T. I., Wood Harris, Judy Greer, Abby Ryder Fortson, David Dastmalchian, Anthony Mackie, Hayley Atwell, John Slattery, Martin Donovan, Stan Lee
Länge: 117 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Kirkman - Ant-Man
Robert Kirkman (Autor)/Phil Hester/Cory Walker/Khary Randolph (Zeichner): Ant-Man Megaband
(übersetzt von Harald Gantzberg)
Panini, 2015
292 Seiten
28 Euro

Originalausgabe
The Irredeemable Ant-Man
Marvel, 2006/2007

enthält
Civil War: Choosing Sides (Dezember 2006)
The Irredeemable Ant-Man # 1 – 12 (Dezember 2006 – November 2007)
Amazing Fantasy (2004) 15 (Januar 2006)

Hinweise
Deutsche Facebook-Seite von Marvel
Englische Homepage zum Film
Film-Zeit über „Ant-Man“
Moviepilot über „Ant-Man“
Metacritic über „Ant-Man“
Rotten Tomatoes über „Ant-Man“
Wikipedia über „Ant-Man“ (deutsch, englisch)

Kriminalakte: Meine Gesamtbesprechung der ersten zehn „The Walking Dead“-Bände

 Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 11: Jäger und Gejagte“ (The Walking Dead Vol. 11: Fear the hunters)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 12: Schöne neue Welt“ (The Walking Dead Vol. 12: Life among them)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 13: Kein Zurück“ (The Walking Dead Vol. 13: Too far gone, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 14: In der Falle“ (The Walking Dead Vol. 14: No way out, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns “The Walking Dead 15: Dein Wille geschehe” (The Walking Dead Vol. 15: We find ourselves, 2012)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Eine größere Welt (Band 16)“ (The Walking Dead, Vol. 16: A larger world, 2012)

 Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Fürchte dich nicht (Band 17)“ (The Walking Dead, Vol. 17: Something to Fear, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Grenzen (Band 18)“ (The Walking Dead, Vol. 18: What comes after, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Auf dem Kriegspfad (Band 19)“ (The Walking Dead, Vol. 19: March to War, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Stefano Gaudiano/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Krieg – Teil 1 (Band 20)“ (The Walking Dead, Vol. 20: All Out War, Part One, 2014)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Tony Moore/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead – Die Cover, Volume 1“ (The Walking Dead: The Covers, Vol. 1, 2010)

Meine Besprechung der TV-Serie „The Walking Dead – Staffel 1“ (USA 2010)

Meine Besprechung der TV-Serie „The Walking Dead – Staffel 2“ (USA 2011/2012)

Meine Besprechung der TV-Serie “The Walking Dead – Staffel 3″ (USA 2013)

Kriminalakte: das Comic-Con-Panel zur TV-Serie

“The Walking Dead” in der Kriminalakte 

Meine Besprechung von Todd McFarlane (Tusche, Co-Creator)/Robert Kirkman (Autor, Co-Creator)/Ryan Ottley (Zeichner)/Greg Capullo (Zeichner) „Haunt – Band 1“ (Haunt, Vol 1 – 5, 2010)

Meine Besprechung von Todd McFarlane (Tusche, Co-Creator)/Robert Kirkman (Autor, Co-Creator)/Greg Capullo (Zeichner) „Haunt – Band 2“ (Haunt, Vol. 6 – 12, 2010)

Meine Besprechung von Todd McFarlane (Tusche, Co-Creator)/Robert Kirkman (Autor, Co-Creator)/Greg Capullo (Zeichner) “Haunt – Band 3″ (Haunt, Vol. 13 – 18, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Nick Spencer (Autoren)/Shawn Martinbroughs (Zeichner) „Dieb der Diebe: „Ich steige aus“ (Band 1)“ (Thief of Thieves # 1 – 7, 2012)

 


Neu im Kino/Filmkritik: „Avengers: Age of Ultron“ ist da

April 23, 2015

Wir haben
Chris Evans als Steve Rogers/Captain America (der hier erstaunlich blasse Anführer der Truppe)
Robert Downey Jr. als Tony Stark/Iron Man (der großmäulige, verantwortungslose Finanzier der Gruppe)
Chris Hemsworth als Thor (aus der anderen Galaxis)
Mark Ruffalo als Bruce Banner/Hulk (aus dem Forschungslabor)
Scarlett Johansson als Natasha Romanoff/Black Widow
Jeremy Renner als Clint Barton/Hawkeye
James Spader als Ultron (Stimme im Original)
Aaron Taylor-Johnson als Pietro Maximoff/Quicksilver (im letzten X-Men-Film „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ wurde er von Evan Peters gespielt, aber der wurde von einem anderen Studio produziert)
Elizabeth Olsen als Wanda Maximoff/Scarlet Witch
Paul Bettany als Jarvis/Vision (und mit einem Körper)
Samuel L. Jackson als Nick Fury
Don Cheadle als James Rhodes/War Machine
Cobie Smulders als Maria Hill
Anthony Mackie als Sam Wilson/The Falcon
Hayley Atwell als Peggy Carter
Idris Elba als Heimdall (ungefähr zwei Sätze)
Stellan Skarsgård als Erik Selvig (ungefähr kein Satz)
Claudia Kim als Dr. Helen Cho
Thomas Kretschmann als Baron Strucker
Andy Serkis als Ulysses Klaue (naja)
Julie Delpy als Madame B (sorry, hab ich in dem Starrummel übersehen)
Stan Lee als Stan Lee (obligatorischer Kurzauftritt)

Wir haben Action bis zum Abwinken.
Es beginnt mit einer großen Schlacht in dem osteuropäischen Fantasieland Sokovia. Danach geht die Reise um die halbe Welt und in New York, Seoul, Johannesburg und Sokovia geht dabei, mit der Hilfe von viel CGI, einiges zu Bruch.
Dabei werden dieses Mal erstaunlich oft ganz normale Menschen als Opfer und schreiend weglaufende Menschenmasse gezeigt. Das ist, nachdem man in früheren Marvel-Filmen den Eindruck gewinnen konnte, dass die Großstädte, in denen die Superhelden die Bösewichter verkloppen und regelmäßig eine sanierungsbedürftige Innenstadt hinterlassen, ein Novum. Denn bislang sah es so aus, als sei vor dem Kampf der Superhelden gegen die Superschurken die Kampfzone von magischen Kräften evakuiert worden. Aber dieses Mal verlang die Filmgeschichte nach vielen Menschen, die fotogen von den Avengers beschützt werden. Vor allem beim viel zu langen und ziemlich konfusen Schlußkampf in Sokovia.

Wir haben zu viel Beiwerk für eine sinnvolle Story. Die ist nur Klammer für die Auftritte und Kabbeleien der aus mehreren Filmen bekannten Superhelden. In „Avengers: Age of Ultron“ geht es um den Konflikt zwischen Gut und Böse und wie die Guten das Böse schaffen, das dann zuerst die Avengers und später die Welt vernichten will. Denn die von Tony Stark gestartete Friedensmaschine, der sehr lernfähige Roboter Ultron, begreift schnell, dass die Avengers bei ihren Friedensmissionen viel Leid verursachen. Deshalb will er, seinem Programm folgend, alle Bedrohungen für eine friedliche Welt beseitigen. Aber diese Idee, dass unser Handeln unbeabsichtigte Folgen hat und dass Gut und Böse miteinander verflochten sind, wird nur oberflächlich behandelt. Überhaupt nicht behandelt wird der grundlegende Fehler in Ultrons Programm. Denn hätte Tony Stark sich beim Programmieren an Isaac Asimovs Robotergesetze gehalten, wäre das alles nicht passiert.

Wir haben das filmische Äquivalent zu diesen maßlosen Benefiz-Rockkonzerten aus den Achtzigern, als sich alle bekannten Musiker für die gute Sache in einem Stadion versammelten und gegen die Apartheid, den Hunger und gegen die Kernkraft ansangen.
Denn dummerweise ist „Avengers: Age of Ultron“ genau wie diese Konzerte, die beim ersten Mal Spaß machen, aber beim zweiten Mal nerven. Es gibt zu viele Häuptlinge, aber keine Indianer und keine Struktur. Jeder versucht sich nur möglichst groß in Szene zu setzen und aus einer eigentlich guten Idee wird ein an allen Ecken und Enden ausufernde Starparade, die zeigt, dass ihre Soloauftritte besser sind.

Avengers - Age of Ultron - Plakat

Avengers: Age of Ultron (The Avengers: Age of Ultron, USA 2015)
Regie: Joss Whedon
Drehbuch: Joss Whedon
mit Chris Evans, Robert Downey Jr., Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Scarlett Johansson, Jeremy Renner, James Spader, Aaron Taylor-Johnson, Elizabeth Olsen, Paul Bettany, Samuel L. Jackson, Don Cheadle, Cobie Smulders, Anthony Mackie, Hayley Atwell, Idris Elba, Stellan Skarsgård, Claudia Kim, Thomas Kretschmann, Andy Serkis, Julie Delpy, Stan Lee, Henry Goodman
Länge: 141 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Amerikanische Homepage zum Film
Deutsche Facebook-Seite von Marvel
Film-Zeit über „Avengers: Age of Ultron“
Moviepilot über „Avengers: Age of Ultron“
Metacritic über „Avengers: Age of Ultron“
Rotten Tomatoes über „Avengers: Age of Ultron“
Wikipedia über „Avengers: Age of Ultron“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Joss Whedons „Viel Lärm um nichts“ (Much ado about nothing, USA 2012)


Neu im Kino/Filmkritik: „Cinderella“ ist Aschenputtel

März 12, 2015

Die Geschichte von Aschenputtel (manchmal auch Aschenbrödel oder bei den Amis Cinderella) ist ja bekannt. Aber heute, wo gefühlt jedes Märchen mit einem anderen Schwerpunkt neu erzählt wird, fällt Kenneth Branaghs Version von Aschenputtel schon auf. Denn er erzählt das Märchen einfach noch einmal so, wie wir es aus unseren Kindertagen kennen. Nur die Tricktechnik ist besser als in den älteren Filmen.
Das ist, angesichts der zahlreichen mehr oder weniger missglückten Neuinterpretationen, schon etwas. Modernisierungen, wie „Maleficent – Die dunkle Fee“ (inspiriert von Dornröschen) oder „Snow White and the Huntsman“ (inspiriert von Schneewittchen), ließen einen oft kopfschüttelnd zurück. Da wurde die Geschichte aus der Sicht eines Nebencharakters erzählt und plötzlich war die böse Fee gar nicht mehr so böse, sondern nur noch eine strenge Mutter und die ganze Geschichte hatte nicht mehr die Prägnanz des Originals. Da wurde aus der Heldin eine veritable Actionheldin, die mit dem alten Märchen wenig, mit aktuellen Fantasy-Filmen viel zu tun hat und die natürlich alles das weg lässt, was wir am Original mochten.
Aber gleichzeitig fragte ich mich, warum Kenneth Branagh, der immerhin mit zwei Shakespeare-Neuinterpretationen, die allgemein abgefeiert wurden und damals William Shakespeare für viele Zuschauer erstmals erschloss, dieses Mal so konservativ vorgeht und er sich – ohne jede Not – zum willigen Erfüllungsgehilfen von Walt Disney degradieren lässt. Dieser konservative Ansatz macht dann auch „Cinderella“ zu einem Film für achtjährige Mädchen. Alles ist offensichtlich. Es gibt keinen Subtext, keine aktuellen Bezüge oder einen individuellen Zugriff auf die Geschichte. Es gibt nur die Geschichte von einem verschüchterten, passiven Mädchen, das sich in den Traumprinz verliebt und ihn am Ende, nachdem er sie im ganzen Land suchte, auch bekommt.
Diese sattsam bekannte Geschichte wird in prachtvollen Bildern, die im Luxus schwelgen und mit einigen bekannten Schauspielern (Cate Blanchett, Helena Bonham Carter, Stellan Skarsgard, Derek Jacobi) garniert, mit Liebe zum malerischen Detail, überraschungsfrei und, immerhin, erstaunlich kitschfrei erzählt. Denn allzuleicht hätte der Märchenfilm in eine jungmädchenhafte Schwärmerei ausarten können.

P1.43 (CINDE_003B_G - Payoff Poster (Blue Dress) (ONLINE DEBUT NOVEMBER))
Cinderella (Cinderella, USA 2015)
Regie: Kenneth Branagh
Drehbuch: Chris Weitz
mit Lily James, Cate Blanchett, Richard Madden, Stellan Skarsgard, Holliday Grainger, Sophie McShera, Derek Jacobi, Helena Bonham Carter, Nonso Anozie, Ben Chaplin, Hayley Atwell
Länge: 105 Minuten
FSK: ab 0 Jahre

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Amerikanische Homepage zum Film
Film-Zeit über „Cinderella“
Moviepilot über „Cinderella“
Metacritic über „Cinderella“
Rotten Tomatoes über „Cinderella“
Wikipedia über „Cinderella“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Kenneth Branaghs „Jack Ryan: Shadow Recruit“ (Jack Ryan: Shadow Recruit, USA 2013)


Neu im Kino/Filmkritik: „The Return of the First Avenger“ marvelt Captain America

März 27, 2014

Mal wieder: Spoilerwarnung für diesen Marvel-Film, der ein gewohnt guter Marvel-Film ist. Jedenfalls wenn einem diese Superheldenfilme gefallen.
Außerdem funktioniert er auch gut als Einzelfilm und in 2D.
Aber, keine Panik, es gibt auch eine 3D-Fassung.

Ob das wirklich eine gute Idee ist, den US-Titel „Captain America: The Winter Soldier“ in den deutschen Titel „The Return of the First Avenger“ zu übersetzen und davon auszugehen, dass sich alle unter einem „Avenger“ etwas vorstellen können, bezweifle ich. Nach dem Wörterbuch ist ein „Avenger“ ein „Rächer“, nach dem inzwischen wohl bekannteren Marvel-Universum eine Gruppe Superhelden, zu denen unter anderem Captain America, Black Widow, Iron Man, Thor und Hulk gehören und Captain America der „First Avenger“ ist.
An der Kinokasse düfte wohl eh ein Ticket für den Captai-America-Film verlangt werden, der ein absolut ordentlicher, kurzweiliger Marvel-Film ist, der ungefähr alles hat, was man inzwischen von einem Marvel-Film erwartet: knackig-atemberaubende Action, gut besetzt – sogar Robert Redford ist dabei! -, einige Witze, Anspielungen auf dem größeren Marvel-Kosmos und menschliche Superhelden.
Das lieferte vor drei Jahren auch der erste „Captain America“-Film „Captain America: The First Avenger“, der während des zweiten Weltkriegs spielt und ein herrlich abgedrehtes B-Picture über größenwahnsinnige Nazis und mindestens ebenso größenwahnsinnige Wissenschaftler ist, die von dem tapferen, ultrapatriotischen Captain America in den Tod geschickt werden. Inszeniert wurde das mit viel Geld und einem so heiligen Ernst, dass es Spaß machte. Am Ende opfert Captain America sich und verbringt die nächsten Jahrzehnte im Eis im Kälteschlaf.
Jetzt, in der Gegenwart, darf Steve Rogers weiterkämpfen. Er ist immer noch der kleine, tapfere Junge mit dem großen Herzen, der immer nur für das gute Amerika und die guten amerikanischen Werte kämpfen will. Denn das Gute kann nicht besiegt werden. Inzwischen arbeitet er für S.H.I.E.L.D., eine Art Super-CIA mit Superheldenverstärkung, die die wirklich bösen Bösewichter bekämpft.
Nur sind die S.H.I.E.L.D.-Missionen nicht so moralisch einfach wie der Kampf gegen die abgrundtief bösen Nazis. So erfährt Rogers nach einer geglückten Geiselbefreiung auf einem Schiff, dass seine Gefährtin Black Widow, bürgerlich Natasha Romanoff, während er die Geiselnehmer verkloppte, noch eine zweite Mission ausführte. Als er sich darüber bei seinem Vorgesetzten Nick Fury beschwert, erklärt dieser ihm, dass die Welt nicht mehr so einfach wie früher sei, dass es jetzt Grauzonen gebe (Früher nicht?) und S.H.I.E.L.D gerade ein großes Projekt vollendet, in dem Helicarrier, die an fliegende Flugzeugträger erinnern, und in der Luft über die Sicherheit der Menschheit wachen sollen, in dem sie Verbrechen im Vorfeld verhindern. Furchterregend? Jedenfalls meint das Captain America. Aber Nick Fury und Alexander Pierce, ein die S.H.I.E.L.D-Interessen vertretender Politiker, meinen, dass man etwas Freiheit aufgeben müsse, um die Freiheit von allen zu schützen.
Gleichzeitig glaubt Nick Fury, dass S.H.I.E.L.D von Bösewichtern infiltriert wurde. Als er ihnen auf die Schliche kommt, wird ein tödlicher Anschlag auf ihn verübt.
Captain America, der die Pläne der Bösewichter gefährden könnte, wird als Verräter gejagt. Zusammen mit Black Widow will er das Komplott gegen S.H.I.E.L.D aufdecken und Furys Mörder finden.
Und dann taucht noch der in den USA titelgebende geheimnisumwitterte Winter Soldier auf, der ähnlich unbesiegbar wie Steve Rogers ist.
Diese Kämpfe mit dem Winter Soldier und mit S.H.I.E.L.D-Agent Brock Rumlow (gespielt von Frank Grillo, der hier endlich einmal in einem Blockbuster eine große Rolle hat), der seinen flüchtigen Kollegen Rogers unerbittlich verfolgt, sind dann großes Action-Kino. Auch die Verfolgungsjagd durch Washington, wenn Nick Fury entführt werden soll und die Auto-Verfolgungsjagd nach etlichen Blechschäden und Explosionen mit einem schwer verletzten Nick Fury im Krankenhaus endet oder eben der Einsatz von Captain America, Black Widow und Rumlow auf dem Frachtschiff am Filmanfang stehen dem nicht nach.
Es gibt auch hübsche Anspielungen auf die vorherigen Filme, sehr interpretierbare Hinweise auf die kommenden Filme und, gerade am Anfang, viel zu viele Charakterszenen, in denen fast endlos geredet wird, ohne dass die Geschichte sich erkennbar weiterentwickelt. Immer hin sind diese Szenen nett anzusehen.
Aber immer wenn die politische Ebene angesprochen wird, fällt der Film wie ein Soufflé in sich zusammen. Denn der Film will auch ein politisches Statement sein. Jedenfalls wird im Presseheft immer wieder betont, dass sie sich an den 70er-Jahre-Politthrillern orientierten, die eine pessimistische Weltsicht hatten und entsprechend regierungskritisch waren. Auch Sydney Pollacks „Die drei Tage des Condor“, mit Robert Redford in der Hauptrolle, wird immer wieder erwähnt.
Allerdings mäandert „The Return of the First Avenger“ positionslos zwischen den verschiedenen Positionen. Denn er will gleichzeitig ein konservatives Publikum von Sicherheitsfanatikern und ein linksliberales Publikum von Bürgerrechtlern befriedigen, was nicht funktioniert und am Ende sogar verärgert. Denn die Botschaft ist: solange die richtigen Leute es tun, ist Überwachung okay. In die Realität übersetzt – und der zweite „Captain America“-Film wird ja als Kommentar zu Snowdens NSA-Enthüllungen gesehen, obwohl die Dreharbeiten schon davor begannen – . heißt das: Die NSA darf weiter alle überwachen, weil die NSA die Guten sind. Ob das Captain America als Kämpfer für die US-amerikanischen Werte genauso sieht?
Diese Unentschlossenheit, politisch wirklich Position zu beziehen, ist nachvollziehbar. Immerhin soll der Film 170 Millionen gekostet haben, ist Teil eines großen Franchise und er soll ein weltweites Publikum ansprechen.
Diese Vorsicht wirkt sich auch auf den Umgang mit dem Protagonisten und seiner ihn kennzeichnenden Eigenschaft aus. So wie Logan in „Wolverine: Weg des Kriegers“ nur kurz seine Unsterblichkeit aufgeben wollte, so wird der Patriotismus von Steve Rogers nicht wirklich auf die Probe gestellt. Aber gerade das wäre der spannende Punkt gewesen: Was würde Captain America tun, wenn die USA sich als Hort des Bösen entpuppen? Wenn sein naiver Patriotismus gnadenlos ausgenutzt wird?
In „The Return of the First Avenger“ wird diese Frage nicht gestellt.
In den Comics werden dagegen immer wieder wesentlich hemmungsloser die Eigenschaften des Helden auf die Probe gestellt. So wird aus Batman schon mal ein Vigilant, der hemmungslos tötet. Aus Captain America könnte ein Trottel werden, der von seiner Regierung für ihre Interessen benutzt wird. Im ersten „Captain America“-Film wurde das ja in den Propagandaveranstaltungen für Kriegsanleihen, in denen Captain America als Held Kinnhaken verteilte, schon angedeutet; – wobei dieser Film in einer Parallelwelt spielte, die mit dem Zweiten Weltkrieg nichts zu tun hatte.
Auch die Beziehung zwischen Captain America und dem Winter Soldier wird deshalb nur in eine Richtung angesprochen. Captain America will den Winter Soldier, der sein Jugendfreund Bucky Barnes ist und der zu einem Werkzeug des Bösen ohne Erinnerung wurde, wieder an ihre Freundschaft und ihre amerikanischen Werte erinnern. Ihn also wieder zurück auf die Seite der Guten holen. Dabei wäre es sicher spannend gewesen, wenn Bucky versucht hätte, seinen Freund zu überzeugen, dass er inzwischen auf der falschen Seite steht, weil die von ihm verteidigten amerikanischen Werte nicht mehr existieren. Dass sein gesamtes Leben auf einer Lüge aufbaut. Aber das hätte Captain America dann wohl doch zu sehr herausgefordert und so ist „The Return of the First Avenger“ letztendlich unterhaltsam-kurzweiliges Blockbuster-Kino mit einer verqueren politischen Botschaft und einem immer wieder unnötig kompliziertem Plot.

Die Stellung von „The Return of the First Avenger“ im Marvel-Filmkosmos

Produzent Kevin Feige, das Mastermind hinter den ganzen Marvel-Filmen erklärt, wo der neue neue Captain-America-Film im Marvel-Universum steht:
„’The Return of the First Avenger‘ gehört im Gesamtkonzept der Comicverfilmungen von Marvel Studios zur zweiten Phase. Der Film ist das Verbindungsglied zwischen den Geschichten, die in ‚Marvel’s The Avengers‘ und in ‚Avengers: Age of Ultron‘ erzählt werden, dessen Filmstart für 2015 geplant ist. Am Ende des Films verändert sich das filmische Marvel-Universum auf dramatische Weise – und das war so auch geplant. Captain America sollte verantwortlich für diese Veränderung des Marvel-Universums sein, das wollten wir unbedingt. Wenn wir dann all unsere Figuren zu Beginn von ‚Avengers: Age of Ultron‘ wiedersehen, wird sich im Vergleich zum Ende von ‚Marvel’s The Avengers‘ vieles total verändert haben. Teilweise haben ähnliche Entwicklungen bereits Tony Stark in ‚Iron Man 3‘ (2013) und Thor in ‚Thor: The Dark World‘ (Thor – The Dark Kingdom, 2013) durchgemacht. Der Hauptgrund dafür ist aber das Abenteuer, das Captain America in ‚The Return of the First Avenger‘ erlebt.“

The Return of the First Avenger - Plakat

The Return of the First Avenger (Captain America: The Winter Soldier, USA 2014)
Regie: Anthony Russo, Joe Russo, Joss Whedon (die obligatorische Post-Credits-Szene)
Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely
LV: Joe Simon, Jack Kirby (Charakter), Ed Brubaker (Konzept und Geschichte; er erfand diesen „Winter Soldier“)
mit Chris Evans, Scarlett Johansson, Robert Redford, Samuel L. Jackson, Frank Grillo, Anthony Mackie, Sebastian Stan, Cobie Smulders, Dominic Cooper, Hayley Atwell, Emily VanCamp, Jenny Agutter, Stan Lee, Ed Brubaker (Cameo)
Länge: 136 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Amerikanische Homepage zum Film
Deutsche Marvel-Facebookseite
Film-Zeit über „The Return of the First Avenger“
Moviepilot über „The Return of the First Avenger“
Metacritic über „The Return of the First Avenger“
Rotten Tomatoes über „The Return of the First Avenger“
Wikipedia über „The Return of the First Avenger“ (deutsch, englisch)

Bilder und Clips aus „The Return of the First Avenger“ in der Kriminalakte

Meine Besprechung von David Morrell (Autor)/Mitch Breitweiser (Zeichner) „Captain America – Der Auserwählte (Marvel Exklusiv 93)“ (Captain America: The Chosen, Vol. 1 – 6, 2007/2008)

 

 


TV-Tipp für den 4. Dezember: Cassandras Traum

Dezember 4, 2013

Arte, 20.15

Cassandras Traum (USA/Fr 2007, R.: Woody Allen)

Drehbuch: Woody Allen

Die Brüder Terry und Ian haben Geldprobleme. Da bietet ihnen Onkel Howard einen Weg aus der finanziellen Misere an: sie müssen einen seiner Geschäftspartner umbringen. Das ist leichter geplant, als getan.

Nach „Match Point“ und „Scoop“ drehte Woody Allen mit „Cassandras Traum“ seinen dritten Film in England und wieder ist es eine Kriminalgeschichte, die dem Krimi-Fan gefällt. 

Mit Ewan McGregor, Colin Farrell, Tom Wilkinson, Sally Hawkins, Hayley Atwell

Wiederholung: Freitag, 6. Dezember, 14.05 Uhr

Hinweise

Französische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Cassandras Traum“

Rotten Tomatoes über “Cassandras Traum”

Wikipedia über “Cassandras Traum” (deutsch, englisch)

Ain’t it Cool redet mit Woody Allen über „Cassandras Traum“

Macleans: Interview mit Woody Allen (Januar 2008 )

OutNow.ch: Hayley Atwell über “Cassandras Traum”

Homepage von Woody Allen

Deutsche Woody-Allen-Seite

Meine Besprechung von Robert B. Weides „Woody Allen: A Documentary“ (Woody Allen: A Documentary, USA 2012)

Meine Besprechung von Woody Allens “To Rome with Love” (To Rome with Love, USA/Italien 2012)

Meine Besprechung von Woody Allens „Blue Jasmine“ (Blue Jasmine, USA 2013)

Woody Allen in der Kriminalakte  


TV-Tipp für den 25. Juli: Cassandras Traum

Juli 25, 2013

Kabel 1, 20.15

Cassandras Traum (USA/Fr 2007, R.: Woody Allen)

Drehbuch: Woody Allen

Die Brüder Terry und Ian haben Geldprobleme. Da bietet ihnen Onkel Howard einen Weg aus der finanziellen Misere an: sie müssen einen seiner Geschäftspartner umbringen. Das ist leichter geplant, als getan.

Nach „Match Point“ und „Scoop“ drehte Woody Allen mit „Cassandras Traum“ seinen dritten Film in England und wieder ist es eine Kriminalgeschichte, die dem Krimi-Fan gefällt. 

Mit Ewan McGregor, Colin Farrell, Tom Wilkinson, Sally Hawkins, Hayley Atwell

Hinweise

Französische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Cassandras Traum“

Rotten Tomatoes über „Cassandras Traum“

Wikipedia über „Cassandras Traum“ (deutsch, englisch)

Ain’t it Cool redet mit Woody Allen über „Cassandras Traum“

Macleans: Interview mit Woody Allen (Januar 2008 )

OutNow.ch: Hayley Atwell über “Cassandras Traum”

Homepage von Woody Allen

Deutsche Woody-Allen-Seite

Meine Besprechung von Robert B. Weides „Woody Allen: A Documentary“ (Woody Allen: A Documentary, USA 2012)

Meine Besprechung von Woody Allens “To Rome with Love” (To Rome with Love, USA/Italien 2012)

Woody Allen in der Kriminalakte  


Neu im Kino/Filmkritik: You’re nicked: „The Sweeney“ löst „The Crime“

Februar 28, 2013

Ich verstehe, dass der Verleih den Originaltitel „The Sweeney“ änderte. Immerhin können wir mit „The Sweeney“, dem Titel einer in den siebziger Jahren bahnbrechenden TV-Serie über die Flying Squad der Londoner Polizei, die bei uns vor Ewigkeiten mal als „Die Füchse“ im TV lief, wenig anfangen. In England wird sie immer noch regelmäßig wiederholt und genießt Kultstatus. Aber musste der englische Titel dann durch einen anderen englischen Titel ersetzt werden? Und dann noch durch einen so austauschbaren wie „The Crime“?

Der Titel sollte den Genrefan nicht von einem Kinobesuch abhalten. Denn Nick Love („The Football Factory“, „The Business – Schmutzige Geschäfte“, „Outlaw“, „The Firm“) liefert einen harten Cop-Thriller ab, der auch in einem interessanten Spannungsverhältnis mit und zur Originalserie steht. Einerseits wurde viel geändert und aus den gleichaltrigen Kollegen Jack Regan (John Thaw) und George Carter (Dennis Waterman) wurde ein Vater-Sohn-Paar, mit Ray Winstone als Jack Regan und Ben Drew als George Carter. Das verändert natürlich das gesamte Beziehungsgeflecht der TV-Serie. Andererseits hätte die Filmstory auch damals als TV-Folge erzählt werden können, die sich um Realismus bemühte und die beiden Helden als schürzenjagende, trinkende, fluchende und sich prügelnde Gesetzeshüter porträtierte, die, weil der Zweck die Mittel heiligt und die Aufklärungsquote stimmt, das alles durften. In den Siebzigern traf diese Abkehr von dem freundlichen Bobby den Zeitgeist.

Heute wirkt das Vorgehen schon sehr archaisch und wenn der Interne Ermittler Ivan Lewis (Steven Mackintosh), der von Regisseur Nick Love bewusst negativ gezeichnet wird, Jack Regan vorhält, dass er ein Dinosaurier sei und auch für ihn die Gesetze gelten, will man ihm irgendwann zustimmen. Denn die Sweeney schlägt zuerst zu und stellt danach vielleicht einige Fragen.

Nachdem Jack Regan (Ray Winstone), George Carter (Ben Drew) und ihr Team in den ersten Filmminuten in einer Lagerhalle eine Verbrecherbande schussfreudig und auch sehr handgreiflich mit Fäusten und Baseballschlägern außer Gefecht gesetzt haben, erhalten sie einen Hinweis auf einen geplanten Überfall auf eine private Geschäftsbank am Trafalgar Square. Gleichzeitig wird ein Juwelier überfallen. Dabei wird eine Kundin hingerichtet. Regan erkennt an dem Safe die Handschrift von Francis Allen (Paul Anderson), einem inzwischen vermögendem Safeknacker, der ein wasserdichtes Alibi hat, aber natürlich der Bösewicht ist, der den Überfall auf die Bank von langer Hand plant und auch die Kundin wurde nicht zufällig hingerichtet.

Diesen nicht übermäßig komplexen Plot garnieren Nick Love und John Hodge (die Danny-Boyle-Filme „Kleine Morde unter Freunden“, „Trainspotting“, „Lebe lieber ungewöhnlich“, „The Beach“ und, demnächst „Trance“) mit einer internen Ermittlung wegen Korruption und Brutalität im Dienst gegen die Einheit und besonders gegen Jack Regan, eine Liebesgeschichte zwischen Regan und einer Kollegin, die mit Ivan Lewis verheiratet ist, und polizeiinternen Streitigkeiten. Dazu gibt es eine Reihe beeindruckender Actionszenen, wobei der Banküberfall mit der anschließenden Jagd auf die Verbrecher über den Trafalger Square sich nicht hinter den ähnlich beeindruckenden Schusswechseln von „Heat“ und „The Town“ verstecken muss und wenn man dann noch weiß, dass der Schusswechsel auf dem Trafalger Square an einem Vormittag gedreht werden musste, ist die Szene noch beeindruckender. Denn Michael Mann und Ben Affleck konnten sich bei ihren Ballereien sicher mehr Zeit nehmen.

The Crime“ erfindet zwar das Genre nicht neu, genaugenommen wirkt er immer wie eine leicht upgedatete spielfilmlange Siebzigern-Jahre-“The Sweeney“-Episode, in Breitwand und mit exzessiven Actionszenen (über den Höhepunkt, bei dem während einer Autoverfolgungsjagd eine halbe Fertighaussiedlung zerstört wird, habe ich noch nichts gesagt), aber er hat eine rohe, mitreisende Kraft, die heute nur wenige Filme haben.

Gleichzeitig ist es ein Abgesang auf eine Ära, in der die Polizei Bürgerrechte noch nicht einmal den gesetzestreuen Bürgern zugestehen wollte. Bei aller Verherrlichung der Sweeney zeigt „The Crime“ auch, dass diese Zeit vorbei ist.

The Crime - Plakat

The Crime (The Sweeney, Großbritannien 2012)

Regie: Nick Love

Drehbuch: Nick Love, John Hodge

mit Ray Winstone, Ben Drew, Hayley Atwell, Steven Mackintosh, Paul Anderson, Alan Ford, Damian Lewis

Länge: 113 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Film-Zeit über „The Crime“

Metacritic über „The Crime“

Rotten Tomatoes über „The Crime“

Wikipedia über „The Crime“

Die Pressekonferenz vom 3. September 2012 zum UK-Filmstart

Und einige sehr wahre Worte von Regisseur Nick Love zum Stil von „The Crime“ (The Sweeney, GB 2012)

Er sollte glatt und edel aussehen. Dieser verwackelte Look der Bourne-Film mit Handkameras ist in meinen Augen etwas passé. Da wird einem schwindlig davon.

Außerdem gibt es nichts Besseres als totale Einstellungen, wenn man die Geographie eines Films etablieren will. Ich war sehr verblüfft von Filmen wie dem letzten Bond, den ich gesehen habe – ‚Ein Quantum Trost‘ (2008). Da gab es eine Autoverfolgungsjagd, und alles, was man sah, waren Nahaufnahmen. Ich fühlte mich völlig desorientiert davon. In meinem Film habe ich dagegen auf große Ansichten gesetzt, mit langen Trackingshots. Man darf nicht vergessen, dass es darum geht, eine große Leinwand auszufüllen. Sie ist gemacht für solche Aufnahmen.