„Im Stil der Pulp Fiction, der Groschenromane und B-Pictures aus den 30er und 40er Jahren, komprimiert Quentin Tarantino eine Handvoll Typen und Storys zu einem hochtourigen Film noir (…) Ein ausgezeichnetes Darsteller-Ensemble, eine intelligente Inszenierung und ein gutes Timung durch flotte Schnitte tragen dazu bei, dass Blutorgien mit Slapstick und bitterer Zynismus mit leichter Ironie so raffiniert ineinander übergehen oder aufeinander folgen, dass die Brüche und Übergänge nicht stören.“ (Fischer Film Almanach 1995)
Tarantino erzählt von zwei Profikillern, die zuerst Glück und dann Pech bei ihrer Arbeit haben, einem Boxer, der entgegen der Absprache einen Boxkampf gewinnt und sich dann wegen einer Uhr in Lebensgefahr begibt, einem Gangsterpärchen, das ein Schnellrestaurant überfällt, einem Killer, der die Frau seines Chefs ausführen soll und in Teufels Küche gerät, einer Gangsterbraut, die eine Überdosis nimmt, einem Killer, der zum Christ wird und von einem Tanzwettbewerb.
Kurz: wir haben mit einem Haufen unsympathischer Leute eine verdammt gute Zeit.
Der Kassenknüller erhielt zahlreiche Preise, aber für Krimifans zählt natürlich nur der gewonnene Edgar.
Mit Tim Roth, Harvey Keitel, Uma Thurman, Amanda Plummer, John Travolta, Samuel L. Jackson, Bruce Willis, Rosanna Arquette, Ving Rhames, Eric Stoltz, Christoper Walken, Quentin Tarantino, Steve Buscemi
„Die Unglaublichen 2“ schließt unmittelbar an „Die Unglaublichen“ an und weil es sich um einen Animationsfilm handelt, sind die Charaktere in den vergangenen vierzehn Jahren nicht gealtert.
Nachdem die Auswirkungen des Schlusskampfes aus „Die Unglaublichen“ halbwegs beseitigt sind, führt Familie Parr in einer neuen Stadt und mit neuer Identität ein normales Leben. Da erhält die Familienmutter Helen, aka Elastigirl, ein Angebot, das sie nicht ablehnen will. Der superreiche Telekommunikationsunternehmer Winston Deaver schlägt ihr vor, gegen Bösewichter zu kämpfen, etwaige Kosten zu tragen und so zu einem positiveren Image der Superhelden beizutragen. Elastigirl stimmt zu. Ihr Mann Bob, aka Mr. Incredible, muss derweil den Haushalt führen auf und auf die gemeinsamen Kinder Violetta, Flash und Baby Jack-Jack, die ebenfalls Superkräfte haben, aufpassen.
In den USA lief „Die Unglaublichen 2“ schon Mitte Juni an, wurde von der Kritik gelobt (94 Prozent bei Rotten Tomatoes) und spielte bis jetzt weltweit schon über eine Million Dollar ein. Aus Sicht von Pixar hat sich die Investition von zweihundert Millionen Dollar gelohnt. Und „Die Unglaublichen 2“ ist auch ein vergnüglicher Film, der eine James-Bond-Geschichte mit Superhelden und, in diesem Fall, einer Superheldin als Protagonistin erzählt. Die Animationen sind auch oft deutlich realistischer als in „Die Unglaublichen“.
Aber – und das ist ein Problem des Films – die Geschichte ist extrem vorhersehbar. Denn letztendlich wird die Geschichte von „Die Unglaublichen“ einfach noch einmal erzählt. Nur dass dieses Mal Elastigirl und nicht ihr Mann Mr. Incredible die Hauptrolle hat. Der muss jetzt die Hausarbeit machen, während sie, mit mehr oder weniger umfangreichen Kollateralschäden, Schurken fängt. Das macht das Ansehen arg redundant.
Außerdem führt Regisseur Brad Bird, der auch „Die Unglaublichen“ inszenierte, seine Charaktere nicht ein, sondern geht davon aus, dass man sie, ihre Fähigkeiten, Eigenschaften und Beziehungen aus dem ersten Film kennt.
So ist „Die Unglaublichen 2“ für die Kenner von „Die Unglaublichen“ einfach eine Wiederholung der altbekannten Geschichte, die schon beim ersten Mal nur die Krücke für eine damals erfrischend andere Nummernrevue war. Damals gab es im Kino noch nicht jeden Monat einen Superhelden-Blockbuster und zweifelnde Superhelden mit Familie und Eheproblemen hatte man noch nicht gesehen. Für die, die den ersten Film nicht kennen, bleiben dagegen einige Anspielungen unverständlich und sie müssen sich die Charaktere erst selbst erschließen. Um nicht falsch verstanden zu werden: man muss „Die Unglaublichen“ nicht kennen, um „Die Unglaublichen 2“ zu verstehen. Aber es hilft.
Und wenn man „Die Unglaublichen“ kennt, gibt es eigentlich keinen Grund mehr, sich „Die Unglaublichen 2“ anzusehen.
Ein klassischer Fall von Catch 22.
Die Unglaublichen 2 (Incredibles 2, USA 2018)
Regie: Brad Bird
Drehbuch: Brad Bird
mit (im Original den Stimmen von) Craig T. Nelson, Holly Hunter, Sarah Vowell, Huck Milner, Catherine Keener, Eli Fucile, Bob Odenkirk, Samuel L. Jackson, Michael Bird, Sophia Bush, Brad Bird, Phil LaMarr, Isabella Rossellini
(in der deutschen Fassung den Stimmen von) Markus Maria Profitlich, Emilia Schüle, Mechthild Grossmann, Riccardo Simonetti
Über das schockierende Ende von „Avengers: Infinity War“ reden wir später. Beginnen wir mit dem Anfang des 150-minütigen Marvel-Films, der jetzt auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray erscheint.
Thanos, der Bösewicht, will seit Jahren und vielen, vielen Marvel-Filmen die Infinity-Steine besitzen. Wenn er alle sechs Steine hat, hat er die unbegrenzte Macht über das Universum und er kann gleich einmal die Hälfte aller Lebewesen auslöschen. Einfach so. In den vergangenen Jahren wurden Thanos und die Steine in ungefähr jedem Marvel-Film angesprochen. Auch wenn es nur in einer Szene im Abspann war.
Jetzt, auf einem Raumschiff mit den letzten Überlebenden von Asgard, gelangt Thanos, „ein Despot von intergalaktischer Bösartigkeit“ (Presseheft), an den zweiten Infinitiy-Stein. Gleichzeitig tötet er Loki, der sich mal wieder als zuverlässig opportunistischer Schleimbeutel erweist. Sein Tod ist der erste in einer Reihe überraschender Toter. Lokis Bruder Thor und „Hulk“ Bruce Banner überleben die Begegnung mit Thanos. Sie machen sich unverzüglich auf den Weg zur Erde. Dort sind nämlich sind zwei der Infinity-Steine. Und die Avengers, die sie verteidigen können, sind ebenfalls auf der Erde. Wenn es sie als einheitliche und kraftvolle Schutztruppe noch gäbe.
„Avengers: Infinity War“ ist selbstverständlich ein Film für die zahlreichen Fans, die in den vergangenen Jahren alle Marvel-Filme gesehen und oft liebevoll bis in die letzte Verwinkelung analysiert haben. Sie kennen alle Charaktere und ihre Vorgeschichte. Die Macher, die Regisseure Joe und Anthony Russo und die ebenfalls Marvel-erfahrenen Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely nehmen sich daher keine Zeit, einen Charakter zu etablieren. Sie können gleich mit der Action beginnen und der Reihe nach all die alten bekannten Superhelden und die Guardians of the Galaxy auftreten lassen. Eigentlich fehlen nur Ant-Man und Hawkeye. Die sollen aber beim zweiten Teil von „Infinity War“ dabei sein. Der Film ist in Deutschland für den 25. April 2019 und in den USA für den 3. Mai 2019 angekündigt.
Die Story von „Avengers: Infinity War“ ist vor allem eine Vorbereitung auf das große Finale des Films, das zu einem großen Teil in Wakanda stattfindet.
Bis dahin spielt die Geschichte vor allem in der „Guardians of the Galaxy“-Welt auf Raumschiffen, fernen Planeten und, ab und zu, im Weltraum. Oder anders gesagt: in der Welt von Thanos und Thanos, grandios gespielt von Josh Brolin, hat in dem Film viel Leinwandzeit und auch ein nachvollziehbares Motiv für seine vollkommen wahnsinnigen Taten. Er ist im Marvel-Universum endlich einmal ein Bösewicht, der auch nach dem Abspann noch im Gedächtnis bleibt . Man erfährt auch, warum er tut, was er tut.
Am Ende des Films, der strukturell die Mitte eines großen Films ist (also Minute 45 bei einem „Tatort“) besitzt Thanos alle Infinity-Steine und er benutzt sie sofort, um die Hälfte aller Lebewesen auszulöschen. Dazu gehören auch etliche der Superhelden, die uns in den vergangenen Jahren ans Herz wuchsen. Wer von den Avengers und den anderen Marvel-Helden in einer optisch und akustisch beklemmend inszenierten Sequenz stirbt, überrascht dann schon etwas. Falls sie – immerhin kann mit dem Zeitstein, der sich im Besitz von Doctor Strange befindet, die Zeit manipuliert werden – wirklich gestorben sind. So ist man am Ende durchaus beeindruckt von der Konsequenz, mit der Thanos agiert, aber man ist nicht wirklich schockiert und die Trauer über den Tod der vielen Superhelden hält sich in überschaubaren Grenzen. Jedenfalls bis zum nächsten Film, in dem wir erfahren, wer nun wirklich gestorben ist.
Im langen Abspann gibt es keine Szene. Nach dem Abspann treffen wir dann Nick Fury.
Das Bonusmaterial auf der Blu-ray ist auf den ersten Blick erfreulich umfangreich geraten. Es gibt einen Audiokommentar von den Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeelyden und Russo-Brüdern (die außerdem eine kurze Einleitung zum Film sprechen), mehrere Featurettes, die insgesamt über dreißig Minuten dauern, zehn Minuten zusätzliche Szenen (die, wie die sehr provisorischen Spezialeffekte zeigen, schon früh gestrichen worden und eine Szene mit ‚Happy Hogan‘ Jon Favreau [der im Film nicht auftaucht]) und, just for fun, zwei Minuten mit Pannen beim Dreh. Gerade die Featurettes enttäuschen. Sie sind, auch wenn das Ende des Films erwähnt und Bilder vom Finale gezeigt werden, reine Werbe-Featurettes, deren Informationsgehalt gegen Null tendiert. Da helfen auch die großzügig eingestreuten ‚Behind the Scenes‘-Bilder nicht.
Avengers: Infinity War (Avengers: Infinity War, USA 2018)
Regie: Anthony Russo, Joe Russo
Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely
mit Robert Downey Jr., Josh Brolin, Chris Evans, Scarlett Johansson, Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Benedict Cumberbatch, Chadwick Boseman, Chris Pratt, Tom Hiddleston, Gwyneth Paltrow, Benicio del Torro, Don Cheadle, Tom Holland, Zoe Saldana, Karen Gillan, Paul Bettany, Elizabeth Olsen, Anthony Mackie, Sebastian Stan, Idris Elba, Peter Dinklage, Benedict Wong, Pom Klementieff, Dave Bautista, Letitia Wright, Danai Gurira, William Hurt, Stan Lee, Samuel L. Jackson, Vin Diesel (Stimme im Original), Bradley Cooper (Stimme im Original)
–
Blu-ray
Walt Disney Studios Home Entertainment
Bild: 16:9 (1080p High Definition, 2.39:1)
Ton: Deutsch (Dolby Digital plus 7.1), Englisch (DTS-HD HR 7.1), Französisch (Dolby Digital plus 7.1)
Bonusmaterial: Intro der Regisseure Joe und Anthony Russo, Pannen vom Dreh, Zusätzliche Szenen, Featurettes (Neue Teams, Der wahnsinnige Titan, Über die Schlacht auf Titan, Über die Schlacht in Wakanda), Audiokommentar zum Film
Länge. 149 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
–
4K UHD Blu-ray mit identischem Bonusmaterial; DVD ohne Bonusmaterial
Regie: Quentin Tarantino [Regie „Nation’s Pride“: Eli Roth]
Drehbuch: Quentin Tarantino (deutsche Dialoge: Tom Tykwer; französische Dialoge: Nicholas Richard)
Frankreich, 1944: Aldo Raine und seine Spezialeinheit sind zum Nazi-Skalpieren nach Europa gekommen. Die Jüdin Shosanna will den SS-Mann Hans Landa (Oscar für Christoph Waltz), der ihre Familie umbrachte, töten. In Paris, in einem Kino, treffen sie sich.
Ein feiner Kriegsfilm, den man unbedingt in der Originalfassung, in der meisterlich zwischen den verschiedenen Sprachen gewechselt wird, ansehen sollte. Außerdem wird auch im Original die meiste Zeit deutsch gesprochen.
Wahrscheinlich wird die deutsche Synchronisation gezeigt.
mit Brad Pitt, Mélanie Laurent, Eli Roth, Christoph Waltz, Michael Fassbender, Diane Kruger, Daniel Brühl, Til Schweiger, Gedeon Burkhard, Jacky Ido, B. J. Novak, Omar Doom, August Diehl, Sylvester Groth, Martin Wuttke, Mike Myers, Julie Dreyfus, Mike Myers, Rod Taylor, Sönke Möhring, Ken Duken, Christian Berkel, Ludger Pistor, Jana Pallaske, Bo Svenson, Enzo G. Castellari (als er selbst), Samuel L. Jackson (Erzähler in der Originalversion)
Die Ausgangslage ist etwas kompliziert: Jedenfalls erklärt sich der inhaftierte Profikiller Darius Kincaid (Samuel L. Jackson) bereit in Den Haag am Internationalen Gerichtshof als Kronzeuge gegen den osteuropäischen Diktator Vladislav Dukhovich (Gary Oldman) auszusagen, wenn dafür Kincaids ebenfalls in Holland inhaftierte Frau Sonia (Salma Hayek) freigelassen wird. Kurz nachdem Kincaid, schwer bewacht von den Besten der Besten, das Gefängnis in Nordengland verlässt, wird der Konvoi überfallen. Bis auf die unerfahrene Interpol-Agentin Amelia Roussel (Elodie Yung), die Kincaid bewachen soll, und Kincaid, der im Alleingang mindestens die Hälfte der Angreifer tötet, sterben alle.
Roussel vermutet, dass sie verraten wurden und weil Kincaid nicht allein (sein Vorschlag) in 24 Stunden nach Den Haag fahren kann, bittet sie ihren Ex-Freund Michael Bryce (Ryan Reynolds) um Hilfe. Der Auftrag soll zu seiner Rehabilitierung beitragen. Denn früher war Bryce der beste Bodyguard, den man sich für Geld kaufen konnte.
Und ab diesem Moment bewegt sich „Killer’s Bodyguard“ in den sattsam bekannten Buddy-Movie-Gewässern. Bryce, ein manischer, alles vorausplanender Kontrollfreak, der Kincaid und alles was er verkörpert hasst, und Kincaid, für den, wie für Deadpool, die ganze Selbstmordaktion ein Riesenspaß ist, machen sich auf den Weg. Begleitet von einer Armada schießwütiger Gangster, unterbrochen von langen Streitgesprächen über Berufsethik und Beziehungen, die ein altes Ehepaar nicht besser hinbekommt.
Das ist ungefähr so tiefgründig wie eine Wasserpfütze und der Humor ist reichlich grob. Aber der von Tom Hughes („Red Hill“, „The Expendables 3“) inszenierte Film macht Spaß. In der deutschen Synchronisation stimmt die Chemie zwischen Bryce und Kincaid, während dem geübten Auge auffällt, dass Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson erstaunlich selten gemeinsam im Bild sind.
Die Action ist weitgehend handgemacht. Von den Faustkämpfen über die Schießereien und Explosionen bis hin zu den Verfolgungsjagden in Autos und Booten durch die Grachten von Amsterdam. Das ist wunderschön altmodisch und, bei allem Exzess, doch glaubwürdig. Immerhin gibt es hier keine Superheldenaction, in der am Computer ganze Städte zerstört werden. Es gibt nur Autos, die danach Reif für den Schrottplatz sind. Bei einigen Actionszenen, wenn die Action in unmittelbarer Nähe der beiden Hauptdarsteller stattfindet, ist dann auch offensichtlich, dass hier Bilder übereinanderkopiert wurden. Globetrottern wird auch auffallen, dass die Macher sich bei den Orten einige Freiheiten nahmen.
„Killer’s Bodyguard“ ist einfach eine entspannende Buddy-Actionkomödie, in der laut geflucht und beleidigt und noch lauter geschossen und Gegenstände in die Luft gejagt werden und man jeden Gedanken an Anspruch schon vor dem ersten Auftritt von Samuel L. Jackson beerdigen sollte.
Tarantino-Abend bei RTL II mit „Jackie Brown“, „Pulp Fiction“ (um 23.25 Uhr) und „Reservoir Dogs“ (um 02.10 Uhr)
RTL II, 20..15
Jackie Brown (USA 1997, Regie: Quentin Tarantino)
Drehbuch: Quentin Tarantino
LV: Elmore Leonard: Rum Punch, Jackie Brown, 1992 (Jackie Brown)
Stewardess Jackie Brown hat Probleme mit der Polizei und dem Gangster Ordell, der sein Schwarzgeld-Konto mit Jackies Hilfe auflösen will.
Tarantinos sehr werkgetreue Huldigung von Leonard und Pam Grier: cool (Leonards Dialoge!), etwas langatmig (Warum muß jedes Lied ausgespielt werden? Warum bemüht sich Tarantino so krampfhaft, die Antithese zu Pulp Fiction zu drehen? Warum nicht 20 Minuten kürzer?) und mit Starbesetzung (Robert de Niro, Samuel L. Jackson, Bridget Fonda, Robert Foster, Michael Keaton, Chris Tucker)
Von Leonards Homepage: „When Quentin Tarantino was a kid, he stole a copy of Elmore Leonard’s The Switch and got caught. Unrepentant, he later went back to the same store and stole the book again. Elmore Leonard was a beacon, lighting the direction that he would soon take in his films. He wrote a movie directed by Tony Scott called True Romance which he said was “an Elmore Leonard novel that he didn’t write.” It certainly was an homage; it even opens in Detroit. After Reservoir Dogs came out, Elmore wrote Rum Punch which reprises the three main characters from Tarantino’s shoplifted book, The Switch. Tarantino read it and wanted to buy it but didn’t have the money. Elmore and his agent, Michael Siegel, offered to hold it for him. When he finally did acquire the book and moved forward on the Rum Punch film project, Tarantino did not contact Elmore Leonard for a long time. When he did, he confessed a reluctance to call sooner. Elmore said, “Why, because you changed the name of my book and cast Pam Grier in the lead?” No worry. Elmore was down with that. He said, “That’s Ok, just make a good movie.” And Quentin did.
Jackie Brown is Elmore Leonard on the screen. Taking nothing away from Get Shorty and Out of Sight, Tarantino’s manic absorption of Elmore’s essence comes through in a way that only he could pull off especially for a long movie. The acting, the direction, the dialog are all great. There are so many great bits, especially with Jackson, De Niro, Chris Tucker and Bridget Fonda; and then there’s Hattie Winston as Simone the Supreme. Jackie Brown is the Elmore Leonard experience.“
Sphere – Die Macht aus dem All (USA 1998, Regie: Barry Levinson)
Drehbuch: Stephen Hauser, Paul Attanasio, Kurz Wimmer (Adaption)
LV: Michael Crichton: Sphere, 1987 (Sphere – Die Gedanken des Bösen)
Als auf dem Meeresgrund ein Raumschiff entdeckt, wird, soll eine Gruppe Wissenschaftler es erforschen – und wird schnell mit seltsamen Ereignissen konfrontiert.
Science-Fiction-Film, der das Genre nicht neu erfindet und zu lang geraten ist (134 Minuten!), aber mit einer guten Besetzung punktet.
„befriedigendem Film“ (Fischer Film Almanach 1999)
mit Dustin Hoffman, Sharon Stone, Samuel L. Jackson, Peter Coyote, Liev Schreiber, Queen Latifah, Huey Lewis
Wiederholung: Montag, 3. April, 00.50 Uhr (Taggenau!)
Nachdem vor drei Jahren Godzilla in die Kinos zurückkehrte, ist jetzt King Kong an der Reihe. Auch wenn der Riesenaffe in „Kong: Skull Island“ nur Kong heißt. Und das Godzilla-Kong-Produzententeam, was die peinliche Post-Credit-Szene und alle bekannten Statements verraten, ein Aufeinandertreffen der beiden Riesentiere in einem Film plant. Dem können, abhängig vom Einspielergebnis, weitere Filme folgen.
Bis dahin ist Kong der Herrscher auf Skull Island, einer bislang unentdeckten Insel im Südpazifik.
1973 begibt sich eine Forschungsmission mit viel militärischer Unterstützung auf die Insel. Als erstes werfen die US-Soldaten aus ihren Hubschraubern einige Bomben ab. Um, so wird uns gesagt, die Insel zu vermessen. Danach werden sie von Kong vom Himmel geholt. Die Überlebenden machen sich, mehr oder weniger getrennt, auf den Weg zum vorher festgelegten Ort am anderen Ende der Insel, an dem sie in einigen Tagen abgeholt werden sollen.
Die Überlebenden sind eine kleine Schar Soldaten und Zivilisten, die von einem kleinen Who’s Who der aktuellen Stars gespielt werden. Tom Hiddleston als freischaffender Ex-SAS-Soldat, Samuel L. Jackson als hochdekorierter Lt. Colonel, John Goodman als ziviler Leiter der Expedition mit Kindheitstrauma und Hintergedanken, Brie Larson als taffe Kriegsfotografin im Janis-Joplin-Look und John C. Reilly als seit Jahrzehnten auf der Insel lebender Weltkrieg-II-Veteran, der für den Humor zuständig ist. Sie und die zahlreichen unbekannteren Schauspieler, die vor allem US-Soldaten mit niederen militärischen Rängen spielen (vulgo Kanonenfutter), sind alle blasse Pappfiguren, die nur austauschbares Kongfutter sind.
Der Weg zum Ziel ist mit vielen gefährlichen Ur- und Riesenviechern und stummen Einheimischen gepflastert und weil „Kong: Skull Island“ sich auf seine einfache Geschichte verlässt, werden wir nicht mit einem hyperkomplexen Plot gelangweilt, der nicht nacherzählbar und vollkommen unlogisch ist. In diesem Umfeld ist die größte Überraschung, dass Kong letztendlich der Beschützer der Insel und seiner Bewohner ist. Deshalb schließt er auch die Eindringlinge, solange sie ihn nicht umbringen wollen, in sein riesiges Herz. Vor allem natürlich die hübsche Fotojournalistin. Bei den anderen Monstern bleibt der Konflikt zwischen ihnen und den Menschen dann auf dem seit „Predator“ bekanntem „Wenn es blutet, kann es sterben“-Landserniveau; – was auch eine Form des Kulturaustausches ist. Der Schlusskampf gehört dann Kong, der die Menschen beschützt.
Auf der visuellen Ebene wird vor allem Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“ so lange zitiert, bis man glaubt, eine Neufassung des Films mit Kong und einer Affenliebe zur Zeitlupe zu sehen. Das sieht gut aus, belässt es aber beim Zitat, garniert mit dem entsprechenden Soundtrack. In „Kong: Skull Island“ haben die Soldaten immer einen tragbaren Plattenspieler mit den angesagten LPs von Band wie Creedence Clearwater Revival dabei. Das erfreut das Ohr des Rockmusikfans, ist aber komplett sinnfrei. In Momenten, in denen die Soldaten in gefährlichen Umgebung auf mögliche Feinde achten sollten, beschallen sie den Urwald mit „Bad Moon Rising“, ehe es in Richtung „Run through the Jungle“ geht.
Als nur auf Überwältigung zielendes, weitgehend strunzdummes Kriegspektakel voller Siebziger-Jahre-Zitate und computergenerierter Spezialeffekte funktioniert „Kong: Skull Island“ leidlich.
Aber bei all dem Talent wäre mehr als ein „Apocalypse Now“-Monsterfilm-Mashup mit Zitaten aus den allerersten King-Kong-Film drin gewesen.
P. S.: Ich habe den Film in 2D mit 3D-Sound gesehen und er sah gut aus. Es gibt ihn auch in 3D (dann hätte er mir wahrscheinlich weniger gefallen) und im IMAX-Format (was sicher ein Gewinn ist; – wobei er dort auch in 3D läuft).
Kong: Skull Island (Kong: Skull Island, USA 2017)
Regie: Jordan Vogt-Roberts
Drehbuch: Dan Gilroy, Max Borenstein, Derek Connolly (nach einer Geschichte von John Gatins)
mit Tom Hiddleston, Samuel L. Jackson, John Goodman, Brie Larson, John C. Reilly, Jing Tian, Toby Kebbell, John Ortiz, Corey Hawkins, Jason Mitchell, Shea Whigham, Thomas Mann, Terry Notary, Marc Evan Jackson, Eugene Cordero
„Im Stil der Pulp Fiction, der Groschenromane und B-Pictures aus den 30er und 40er Jahren, komprimiert Quentin Tarantino eine Handvoll Typen und Storys zu einem hochtourigen Film noir (…) Ein ausgezeichnetes Darsteller-Ensemble, eine intelligente Inszenierung und ein gutes Timung durch flotte Schnitte tragen dazu bei, dass Blutorgien mit Slapstick und bitterer Zynismus mit leichter Ironie so raffiniert ineinander übergehen oder aufeinander folgen, dass die Brüche und Übergänge nicht stören.“ (Fischer Film Almanach 1995)
Tarantino erzählt von zwei Profikillern, die zuerst Glück und dann Pech bei ihrer Arbeit haben, einem Boxer, der entgegen der Absprache einen Boxkampf gewinnt und sich dann wegen einer Uhr in Lebensgefahr begibt, einem Gangsterpärchen, das ein Schnellrestaurant überfällt, einem Killer, der die Frau seines Chefs ausführen soll und in Teufels Küche gerät, einer Gangsterbraut, die eine Überdosis nimmt, einem Killer, der zum Christ wird und von einem Tanzwettbewerb.
Kurz: wir haben mit einem Haufen unsympathischer Leute eine verdammt gute Zeit.
Der Kassenknüller erhielt zahlreiche Preise, aber für Krimifans zählt natürlich nur der gewonnene Edgar.
Mit Tim Roth, Harvey Keitel, Uma Thurman, Amanda Plummer, John Travolta, Samuel L. Jackson, Bruce Willis, Rosanna Arquette, Ving Rhames, Eric Stoltz, Christoper Walken, Quentin Tarantino, Steve Buscemi
Erinnert ihr euch noch an „xXx – Triple X“? Das war vor fünfzehn Jahren ein rabaukiger Actionfilm, die Vulgär-Version eines James-Bond-Films mit viel „The Fast and the Furious“-Gefühl, aber ohne das ganze Familien- und Kameradschaftsgedöns. Bei den Actionszenen kam dann, zu Land, zu Wasser, in der Luft und dazwischen, alles zum Einsatz, was das Herz des Actionfans erfreut. Vin Diesel verkörperte den muskelbepackten Helden Xander Cage, genannt „Triple xXx“ wegen seiner xXx-Tätowierung im Nacken, förmlich. Etwaige Bedenken hinsichtlich seiner schauspielerischen Fähigkeiten fegte er mit einem breiten Grinsen weg. Er war xXx. Damals hatte er mit Dominic Toretto in „The Fast and the Furious“ (2001) und dem blinden Weltraumkrieger Riddick in „Pitch Black“ (2000) seinen Durchbruch an der Kinokasse.
Er war ein Star und wollte auch andere Rollen spielen.
Beim zweiten „Fast & Furious“-Film spielte er nicht mit. Inzwischen ist er schon lange wieder zu dem kommerziell sehr einträglichem Actionfranchise zurückgekehrt. Mit Riddick gab es weitere Filme, die kommerziell und künstlerisch nicht besonders überzeugend ausfielen.
Auch beim zweiten „xXx“-Film war er nicht dabei. In dem Actionfilm hieß es, Xander Cage sei bei einem Anschlag gestorben. Ice Cube übernahm als Darius Stone die Rolle des Agenten. Der Film war bei der Kritik und dem Publikum ein Flop. Danach dachte man, dass das geplante Franchise tot sei.
Aus heutiger Perspektive ist der Film als Frühwerk von Drehbuchautor Simon Kinberg und damit als Vorschau auf die heutigen Superheldenfilme interessant. So ist der die Welt bedrohende Feind Teil der US-Administration. Also ein scheinbar Guter, der in Wirklichkeit ein Bösewicht ist. Der Held und seine Organisation sind existentiell bedroht, werden oft auch aufgelöst, und jeder Tod kann ein Täuschungsmanöver sein (vor allem wenn der Tote von einem bekannten Schauspieler gespielt wird). Kinberg war, teilweise als Autor, meist als Produzent, in die „X-Men“-Filme, „Fantastic Four“ und „Deadpool“ involviert.
Jetzt gibt es die höchstens von Vin-Diesel-Fans heiß erwartete Rückkehr des Xander Cage. Denn Vin Diesel, der neben dem „Fast & Furios“-Franchise gerne ein zweites lukratives Standbein hätte, spielt wieder den vulgär-großmäuligen, grundsympathischen Extremsportler, der sich wie ein kleines Kind freut, wenn um ihn herum ein veritables Kindergeburtstagschaos herrscht.
D. J. Caruso („Disturbia“, „Eagle Eye“) übernahm als reiner Regiehandwerker ohne irgendeine erkennbare künstlerische Vision die Aufgabe, den Star in ein möglichst gutes Licht zu setzen. Das wäre okay, wenn nicht gleichzeitig in jeder Szene der Star auf peinlichste Weise gehuldigt würde. Jeder kennt Xander Cage. Jeder mag ihn. Er ist in dem Geheimdienst eine Legende. Jeder will mit ihm zusammen arbeiten. Entsprechend groß und „Fast & Furious“-bunt ist dann das Team, das Xander Cage rekrutiert. Immerhin verzichtet Xander Cage auf die „Wir sind eine Familie“-Ansprachen von Dom Toretto.
Die Story folgt den Pfaden des heute so beliebten superkomplexen und verschachtelten und vor Überraschungen triefendem Actionfilm.
Cage soll „Pandoras Box“ wieder beschaffen. Es handelt sich um eine handliche Festplatte, auf der die Codes sind, mit denen man jeden militärischen Satelliten abstürzen lassen kann. In den falschen Händen kann mit der Festplatte also der nächste Weltkrieg ausgelöst werden. Sie wurde von einer vierköpfigen Gruppe extrem talentierter und extrem unbekannter Kampfsportler geklaut. In einer extrem ambitionierten Aktion aus einem höchst gesichertem Geheimdiensthochhaus.
Mit seinen Jungs und Mädels macht Cage sich im Auftrag von Gibbons-Nachfolgerin Jane Marke (Toni Collette, latent beleidigt aussehend, mit Betofrisur und Betongesicht) auf den Weg um den halben Globus. Das Finale ist dann, wenig exotisch, in den Hinterhöfen und Lagerhallen einer US-Großstadt.
Weil eine solche einfache Geschichte heute anscheinend nicht mehr abendfüllend ist, gibt es in Carusos Film einen Bösewicht hinter dem Bösewicht und Gute, die zu Bösewichtern werden und umgekehrt. Tote tauchen wieder auf (wie der eigentlich tote Xander Cage), Bösewichter, die früher einen großen Abgang hatten, sterben in einer Zehntelsekunde, während das Interesse an der Geschichte rapide sinkt. Denn der Hauptbösewicht hat kein Charisma mehr. Bis er enttarnt wird, kennt ihn niemand. Oder man hält ihn für einen Vertreter der Guten. Jedenfalls ist er nicht bedrohlich und damit auch keine Bedrohung für den Helden und, in diesem Fall, sein Team. Das ist dann kein Bond-Bösewicht mehr („Die Rückkehr des Xander Cage“ will auch keine Bond-Kopie sein) und auch kein Yorgi, der von Anfang an bekannte Bösewicht des ersten „xXx“-Films, sondern nur noch ein Gesicht mit dem Hinweisschild „Böser Bösewicht“.
Dabei geht niemand wegen der Geschichte in einen Actionfilm, der vor allem Action liefern möchte und der dafür halt eine Geschichte braucht, die die Action sinnvoll zusammenhält. Eine solche Geschichte haben die Drehbuchautoren Chad St. John („London has fallen“) und F. Scott Frazier („Collide“) nicht geschrieben.
Die Action ist gewohnt hektisch geschnitten. Man ahnt mehr, wer gerade wie gegen jemand anderes kämpft, als dass man sieht, wie der Kampf abläuft. Rückblickend scheint „xXx: Die Rückkehr des Xander Cage“, wenn wir das Gerede weglassen, nur aus wenigen Faustkämpfen (viele Schnitte) und vielen Schießereien (viel Lärm) zu bestehen. Gerade letzteres ist nicht besonders aufregend. Vor allem wenn die Schießereien in leerstehenden Lagerhallen, dem bevorzugten Handlungsort billiger Actionfilme, spielen.
xXx: Die Rückkehr des Xander Cage (xXx: Return of Xander Cage, USA 2017)
Regie: D. J. Caruso
Drehbuch: Chad St. John, F. Scott Frazier (basierend auf einem von Rich Wilkes erfundenen Charakteren)
mit Vin Diesel, Samuel L. Jackson, Ruby Rose, Nina Dobrev, Rory McCann, Deepika Padukone, Toni Collette, Ice Cube
Als „Puls“ 2006 erschien, war es noch eine etwas seltsame Horrorvision, in der durch ein Signal, das sich über das Mobilfunknetz verbreitet, plötzlich alle mit ihrem Handy Telefonierenden zu einer Art Zombie mutieren.
Inzwischen ist es keine seltsame Horrorvision mehr. Schließlich scheint fast jeder überall immer nur auf sein Telefon zu starren und blind durch die Gegend zu stolpern. Zweifellos würde heute so ein Signal ziemlich schnell die Menschheit ziemlich umfassend töten.
Das geschieht auch in den ersten Minuten der King-Verfilmung „Puls“, für die King mit Adam Alleca das Drehbuch schrieb. Comiczeichner Clay Riddell (John Cusack) kann auf dem Bostoner Flugplatz der Zombiefizierung entkommen, weil sein Telefon im entscheidenden Moment gerade einen niedrigen Akku-Stand hatte und er deshalb auf ein Festnetz-Telefon ausweichen musste.
Innerhalb weniger Sekunden bricht in der Flughafenhalle eine Massenpanik aus, in der die Zombies (ist halt das beste Wort für diese Phoner) in einem blinden Wutrausch alles angreifen, zerfetzen und fressen, was sich ihnen in den Weg stellt. Sie entwickeln auch schnell eine beängstigende Schwarmintelligenz.
Auf seiner Flucht trifft Riddell auf Tom McCourt (Samuel L. Jackson). Gemeinsam machen sie sich mit Alice (Isabelle Fuhrman), die ebenfalls zu ihnen stößt, auf den Weg in die Vorstädte. Riddell möchte seine Frau und seinem Sohn, die er aus offensichtlichen Gründen telefonisch nicht erreichen kann, wieder sehen.
Und was dann geschieht, haben wir in den vergangenen Jahren, spätestens seit „The Walking Dead“, in unzähligen Variationen gesehen. Mal besser, mal schlechter, aber in jedem Fall so oft, dass der Neuigkeitswert von „Puls“ gegen Null tendiert.
Ein weiteres Problem des Films ist das offene Ende, das sich von dem Romanende unterscheidet und vor allem den Eindruck hinterlässt, nur den Auftakt einer größeren Erzählung gesehen zu haben.
Schlecht, vor allem nicht so grottenschlecht, wie man nach manchen Besprechungen befürchten könnte, ist „Puls“ deshalb nicht. Er ist sogar in dem selbst gesteckten, überschaubarem Rahmen ganz unterhaltsam, aber halt auch in keinster Weise bemerkenswert. Vor allem wenn man sich daran erinnert, dass Regisseur Tod Williams mit der grandiosen John-Irving-Verfilmung „The Door in the Floor“ bekannt wurde und man danach gespannt auf seine nächsten Filme wartete. „Puls“ ist da nur ein Film für einen verregneten Sonntagnachmittag. Daran ändern die gewohnt zuverlässigen Hauptdarsteller und die durchaus furchterregenden Zombies mit ihrem Herdentrieb nichts.
Puls (Cell, USA 2016)
Regie: Tod Williams
Drehbuch: Stephen King, Adam Alleca
LV: Stephen King: Cell, 2006 (Puls)
mit John Cusack, Samuel L. Jackson, Isabelle Fuhrmann, Stacy Keach
–
DVD
Concorde Home
Bild: 2,40:1 (16:9)
Ton: Deutsch (DTS, Dolby Digital 5.1, Dolby Digital 2.0), Englisch, (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Bonusmaterial: Behind the Scenes, Deutscher und Originaltrailer, Wendecover
Wenn man durch Ransom Riggs‘ Debütroman „Die Insel der besonderen Kinder“ blättert und sich die vor Jahrzehnten entstandenen, von Riggs auf Flohmärkten gesammelten Bilder ansieht, glaubt man, Bilder aus einem Tim-Burton-Film vor sich zu haben – und Tim Burton verfilmte jetzt auch den Roman, der bis auf das Ende der Vorlage ziemlich genau folgt. Der dritte Akt fällt im Film wesentlich pompöser als im Roman aus.
Als Kind lauschte Jake fasziniert seinem Großvater Abraham und seinen abenteuerlichen Erzählungen von einer Insel mit besonderen Kindern und seinen Kämpfen gegen Monster lauschte. Aber das – schwebende Mädchen, ein unsichtbarer Junge, ein Junge, aus dessen Mund, wenn er ihn öffnet, Bienen fliegen – sind nur Gute-Nacht-Geschichten, die Großvater Abraham mit Vintage-Fotos illustrierte.
Als Jake ein Teenager ist, wird Abraham ermordet. Offiziell wurde er von einem Rudel Hunde getötet, aber Jake sah die Monster. Allerdings hat nur er die Monster gesehen. Kurz darauf erhält er eine mysteriöse Nachricht und er macht sich, begleitet von seinem Vater, einem Vogelbeobachter, auf den Weg nach Cairnholm Island, der walisischen Insel, auf der Abraham während des Zweiten Weltkriegs als Flüchtling einige Zeit in einem Kinderheim war. Und dort trifft Jake in einer Zeitschleife, die immer wieder einen Kriegstag wiederholt, all die Kinder, von denen Abraham ihm erzählte, und die Schulleiterin, Miss Peregrine, die sich – und das ist eine ihrer besonderen Fähigkeiten – in einen Wanderfalken (Falco Peregrinus) verwandeln kann. Eine andere Fähigkeit von ihr ist, dass sie eine Zeitschleife, die eine kleine Verbindung zur Außenwelt und Gegenwart hat, einrichten und so die Kinder vor Gefahren schützen kann.
Riggs‘ Roman, selbstverständlich der Beginn einer Trilogie, dessen letzter Band im November als „Die Bibliothek der besonderen Kinder“ bei Knaur erscheint, ist ein Fantasy-Roman für Jugendliche, geschrieben mit überschaubaren literarischen Ambitionen und einer überschaubaren Spannungskurve. Das und dass sich alles recht langsam entwickelt (so betritt Jacob erst auf Seiten 80 die Insel und erst auf Seite 172, nachdem er einige Seiten vorher von den besonderen Kindern geschnappt wurde, trifft er Headmistress Peregrine) ist in dem Roman nicht so nachteilig.
Aber in dem Film fällt dann auf, dass es ewig dauert, bis Jacob mit seinem Vater Florida verlässt und nach England fliegt. Dort trifft er zwar ziemlich schnell auf Miss Peregrine und ihre besonderen Kinder, aber weil ihre Charakterisierung niemals tiefer als ihre besondere Fähigkeit geht (Wie oft müssen wir den Unsichtbaren sehen? Wie oft muss Fiona Pflanzen wachsen lassen? Wie oft muss Emma schwerelos gen Himmel schweben, bis wir ihre Fähigkeit verstanden haben?), langweilt dieser Teil schnell. Es gibt einfach keinen Konflikt. Alles spielt sich in einer Bilderbuchidylle ab. Nie ist der typische bizarre und schwarze Humor von Burton spürbar. Nie gibt es einen irgendwie produktiven oder verstörenden Austausch zwischen der normalen Welt und den besonderen Kindern. Auch Jakob, der anfangs behauptet, keine besonderen Fähigkeiten zu haben, nimmt die Fähigkeiten der besonderen Kinder und ihrer Betreuerin als gottgegeben hin. Er staunt noch nicht einmal eine Zehntelsekunde, dass die Fotografien seines Großvaters keine Fälschungen waren.
Und beim großen Finale, wenn dann endlich die Bösewichter auftauchen, die sich vorher gut versteckten, scheint Tim Burton sein Storyboard an die CGI-Abteilung mit dem Kommentar „macht mal, wird schon passen“ abgegeben zu haben. Dabei waren gerade in früheren Tim-Burton-Filmen die liebevoll animierten oder mit Puppen in Stop-Motion-Technik nachgestellten Monsterszenen unvergessliche Höhepunkte.
Die namhaften Schauspieler bleiben durchgehend blass. Nur Samuel L. Jackson als Bösewicht Barron hat einen eindrucksvollen Auftritt. Allerdings erst im Finale. Bis dahin tritt er, abgesehen von einem kurzen Moment am Filmanfang, nicht auf.
Die Musik plätschert ohne irgendeinen Eindruck zu hinterlassen vor sich hin. Sie ist auch nicht von Burton-Hauskomponist Danny Elfman, sondern von Michael Higham und Matthew Margeson.
Damit bleibt Tim Burton zwar der Vorlage treu, aber für diesen seelenlosen Film hätte man keinen Tim Burton gebraucht, der uns zuletzt mit „Frankenweenie“ in eine andere Welt entführte und in „Big Eyes“ sogar dem Fünfziger-Jahre-Amerika mild absurde Seiten abgewann.
„Die Insel der besonderen Kinder“ ist da nur Malen nach Zahlen. Daran ändert auch das so entstandene farbenprächtige Bild nichts.
Die Insel der besonderen Kinder(Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children, USA 2016)
Regie: Tim Burton
Drehbuch: Jane Goldman
LV: Ransom Riggs: Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children, 2011 (Die Insel der besonderen Kinder)
mit Eva Green, Asa Butterfield, Samuel L. Jackson, Judi Dench, Rupert Everett, Allison Janney, Chris O’Dowd, Terence Stamp, Ella Purnell, Finlay MacMillan, Lauren McCrostie, Hayden Keeler-Stone, Georgia Pemberton, Milo Parker, Raffiella Chapman, Pixie Davies, Joseph Odwell, Thomas Odwell, Cameron King, Louis Davison, Kim Dickens, O-Lan Jones
Tarzan, der Herrscher des Urwalds ist zurück – und „Legend of Tarzan“ ist viel besser als der letzte Tarzan-Film „Tarzan 3D“, bei dem nur die computergenerierten Bilder als Leistungsschau der Hersteller überzeugten. Manchmal.
Davor gab es in den letzten Jahrzehnten einige Tarzan-Filme, die sich – auch wenn „Greystoke – Die Legende von Tarzan“ (Großbritannien 1984, von Hugh Hudson) und „Tarzan – Herr des Urwalds“ (USA 1981, von John Derek mit Bo Derek als sexy Dame in ständig feuchter Bekleidung) die Grenzen zwischen Kunst und Trash markierten – bei weiten nicht so in das kollektive Gedächtnis einbrannten wie die legendären Tarzan-Filme mit Johnny Weissmuller.
„Legend of Tarzan“, der kein naiver Abenteuerfilm sein will, wird das gleiche Schicksal des schnellen Vergessens ereilen. Daran ändert auch die lange Entwicklungsgeschichte des Films (wobei das 2006er Tarzan-Projekt von Guillermo del Toro mit diesem Film sicher nichts mehr zu tun hat) und das exorbitante Budget von offiziell 180 Millionen US-Dollar nichts.
Dieses Mal lebt Tarzan (Alexander Skarsgård) schon seit längerem unter seinem bürgerlichem Namen John Clayton III, fünfter Lord Greystoke, auf seinem Landsitz und er erledigt klaglos seine Pflichten als Lord und Hausherr. Da wird er vom Parlament gebeten, als Sonderbotschafter für Handelsfragen in den Kongo zu reisen.
Auf seiner Fahrt in seine alte Heimat begleiten ihn seine Freundin Jane (Margot Robbie), die ebenfalls alte Bekanntschaften auffrischen will, und der US-Amerikaner George Washington Williams (Samuel L. Jackson als doofer, alle Klischees bestätigender Sidekick), der Beweise für einen florierenden Sklavenhandel finden will.
In Afrika werden, kurz nach ihrer Ankunft in seinem Heimatdorf, Jane und etliche Dorfbewohner bei einem nächtlichen Überfall entführt und das Dorf verwüstet.
Verantwortlich dafür ist der Belgier Leon Rom (Christoph Waltz). Der Händler und Bösewicht des Films wollte in der Nacht eigentlich den legendären Tarzan entführen.
Lord Greystoke, der entkommen konnte, reißt sich seine Kleider vom Leib und beginnt als Tarzan Rom und seine Bande quer durch den Dschungel und die Steppe und Steinwüsten und Gewässer und Seen zu jagen, weil in Afrika alle Landschaften in Lianenentfernung sind.
Es gibt in „Legend of Tarzan“ zwischen all den CGI-Effekten (so sehen wir nur CGI-Tiere, die auch fast immer so aussehen) einige Momente, die schmerzlich zeigen, was für ein grandioser Film aus dem Stoff hätte werden können. So in Richtung Sam Peckinpahs Spätwestern „The Wild Bunch“. Allerdings n Afrika spielend und den Kolonialismus, die Zerstörung von Menschen, Tieren und Natur, der Ausbeutung eines Kontinents und der Grundsteinlegung von noch heute virulenten Konflikte ansprechend. In dem Wissen, dass der von Tarzan und Jane und seinen afrikanischen Freunden, in trauter Einheit mit den Tieren, gelebte glückliche Naturzustand (der natürlich auch immer nur eine Fiktion war) schon damals nicht mehr existierte. Es hätte also ein bildgewaltiger Abenteuerfilm mit einer ernsten Grundierung werden können.
Entstanden ist ein von einem Komitee gemachter Film. Nichts fügt sich sinnvoll zusammen, weil jeder eine Idee in den Film einbringen durfte. Es gibt immer wieder haarsträubende erzählerische Mängel und inszenatorische Schwächen. So erfahren wir wichtige Teile von Roms Plan erst viel zu spät, teilweise erst am Ende. Auch den Grund für den Konflikt zwischen Tarzan und Häuptling Mbonga (Djimon Hounsou) erfahren wir viel zu spät. Wenn man das alles (ja, Spoilervermeidung) am Anfang weitgehend verraten hätte, hätte man in diesem Moment den Grundstein für eine kraftvolle Geschichte gelegt. Denn in diesem Moment wäre der Grundkonflikt zwischen Tarzan, Rom und Mbonga etabliert gewesen und man hätte ausgehend von dieser Prämisse ein Netz von Konflikten und Beziehungen zwischen den Charakteren aufgespannt. So plätschert der Film vor sich hin, während er erzählt, wie Tarzan seine Frau retten will.
Die zahlreichen Rückblenden, die David Yates wild über den Film verteilt, sind bestenfalls manieristisch, schlimmstenfalls nervig. Der Geschichte hätten sie mehr gedient, wenn sie an den wenigen Punkten in der Geschichte, in der sie erzählerisch Sinn machen, präsentiert worden wären. Also wenn Tarzan von Vertretern des Parlaments gebeten wird, nach Afrika zurückzukehren, hätte man eine große Rückblende mit seiner Geschichte, wie seine Eltern sterben, er von Affen großgezogen wird, Jane kennen lernt und nach England zurückkehrt, einfügen können. Denn in diesem Moment steht John Clayton vor der Frage, ob er wieder in seine Vergangenheit zurückkehren will. Yates verteilt diese Hintergrundgeschichte auf mehrere Rückblenden, die dann nur unnötig die Haupthandlung verlangsamen. Denn letztendlich kenne wir doch alle die Geschichte von Tarzan.
Und dann etabliert „Harry Potter“-Regisseur mehrmals Ort so ungeschickt und auch unlogisch, dass man glaubt, gerade habe man eine Szene verpasst zu haben. So scheint, um nur ein Beispiel zu nenne, das Dorf, in dem Tarzan seine alten Freunde nach einem langen Fußmarsch durch trockenes Grasland, mitten in einer wasserlosen Gegend zu liegen. In der Nacht werden sie von Roms Männern überfallen und Jane wird auf einen Dampfer entführt, der anscheinend wenige Meter neben dem Dorf anlegte.
Wo „Legend of Tarzan“ schon auf der erzählerischen Ebene Schiffbruch erleidet, bringen die überall eingesetzten CGI-Effekte das Schiff dann endgültig zum Sinken. Und im Finale wird dann, während eine Horde CGI-Tiere eine Hafenstadt verwüstetet, auch munter Schiffe versenken gespielt. Das ist visuell selten überzeugend, meistens spektakulär langweilig und wenig beeindruckend.
„Legend of Tarzan“ ist wohl der Tarzan-Film mit den meisten verpassten Chancen.
Legend of Tarzan (The Legend of Tarzan, USA 2016)
Regie: David Yates
Drehbuch: Adam Cozad, Craig Brewer (nach einer Geschichte von Craig Brewer und Adam Cozad, basierend auf den „Tarzan“-Geschichten von Edgar Rice Burroughs)
mit Alexander Skarsgård, Christoph Waltz, Samuel L. Jackson, Margot Robbie, Djimon Hounsou, Sidney Ralitsoele, Osy Ikhile, Mens-Sana Tamakloe, Rory J. Saper, Christian Stevens, Jim Broadbent, Ben Chaplin
Länge: 110 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Lesetipp
Die Johnny-Weismuller-“Tarzan“-Filme laufen ja immer wieder und für mich sind sie die klassischen und definitiven „Tarzan“-Filme. Immerhin sah ich sie als Kind.
Aber man kann die jetzige Verfilmung auch als Gelegenheit nehmen, einen Blick in die Vorlage, die „Tarzan“-Romane von Edgar Rice Burroughs zu werfen. Denn der Heyne-Verlag bietet, mit einem kundigen Nachwort von Georg Seeßlen, einen Sammelband mit drei „Tarzan“-Romanen an. Enthalten sind die Ursprungsgeschichte „Tarzan bei den Affen“ (Tarzan of the Apes, 1912) und die beiden deutlich kürzeren „Tarzan“-Romane „Tarzan und die Schiffbrüchigen“ (Tarzan and the Castaways, 1940/1941/1964) und „Tarzan und der Verrückte“ (Tarzan and the Madman, 1964) und die ersten Seiten lesen sich verdammt gut.
Edgar Rice Burroughs: Tarzan – Drei Romane in einem Band
Heyne, 2013
688 Seiten
11,99 Euro
–
Taschenbuch-Ausgabe entspricht der Ausgabe von Walde & Graf, Zürich 2012.
„Im Stil der Pulp Fiction, der Groschenromane und B-Pictures aus den 30er und 40er Jahren, komprimiert Quentin Tarantino eine Handvoll Typen und Storys zu einem hochtourigen Film noir (…) Ein ausgezeichnetes Darsteller-Ensemble, eine intelligente Inszenierung und ein gutes Timung durch flotte Schnitte tragen dazu bei, dass Blutorgien mit Slapstick und bitterer Zynismus mit leichter Ironie so raffiniert ineinander übergehen oder aufeinander folgen, dass die Brüche und Übergänge nicht stören.“ (Fischer Film Almanach 1995)
Tarantino erzählt von zwei Profikillern, die zuerst Glück und dann Pech bei ihrer Arbeit haben, einem Boxer, der entgegen der Absprache einen Boxkampf gewinnt und sich dann wegen einer Uhr in Lebensgefahr begibt, einem Gangsterpärchen, das ein Schnellrestaurant überfällt, einem Killer, der die Frau seines Chefs ausführen soll und in Teufels Küche gerät, einer Gangsterbraut, die eine Überdosis nimmt, einem Killer, der zum Christ wird und von einem Tanzwettbewerb.
Kurz: wir haben mit einem Haufen unsympathischer Leute eine verdammt gute Zeit.
Der Kassenknüller erhielt zahlreiche Preise, aber für Krimifans zählt natürlich nur der gewonnene Edgar.
Mit Tim Roth, Harvey Keitel, Uma Thurman, Amanda Plummer, John Travolta, Samuel L. Jackson, Bruce Willis, Rosanna Arquette, Ving Rhames, Eric Stoltz, Christoper Walken, Quentin Tarantino, Steve Buscemi
Wyoming, einige Jahre nach dem Bürgerkrieg, mitten im Winter: Nur widerwillig nimmt Kopfgeldjäger John „Der Henker“ Ruth (Kurt Russell), der die Verbrecherin Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh) für ein erkleckliches Kopfgeld nach Red Rock bringen will, Major Marquis Warren (Samuel L. Jackson) in seiner Kutsche mit. Warren ist ebenfalls Kopfgeldjäger, der wegen des Kopfgeldes mit einem Haufen toter Verbrecher ebenfalls nach Red Rock will. Aber sein Pferd verendete. Kurz darauf nehmen sie Chris Mannix (Walton Goggins) mit. Sie kennen ihn als Südstaaten-Deserteur und nur Ärger verursachenden Verbrecher. Jetzt, so behauptet er, sei er der neue Sheriff von Red Rock und damit die Person, die ihnen, wenn sie ihn mitnehmen, das Kopfgeld geben werde.
Wegen des Schneesturms kehren sie in Minnies Miederwarenladen ein. Naja, eigentlich ist ‚Minnie’s Haberdashery‘ ein typischer Laden für alles, was der reisende Cowboy brauchen könnte, mit angeschlossenem Essbereich. Dort treffen sie auf Bob (Demian Bichir), der während Minnies Abwesenheit ihren Laden führt (was Major Warren, der Minnie kennt, misstrauisch macht), Oswaldo Mobray (Tim Roth im Christoph-Waltz-Modus), den neuen Henker von Red Rock, Joe Gage (Michael Madsen), der nur seine Familie besuchen will (sagt er und schweigt), und General Sandy Smithers (Bruce Dern), einen Südstaatengeneral, den Warren noch vom Krieg kennt, als sie Gegner waren.
In Minnies Laden wird dann aus dem potentiellen Schneewestern (wobei schon auf dem Weg zu der Hütte, in der Kutsche, viel geredet wurde) endgültig ein Kammerspiel, in dem jeder jedem misstraut. Einerseits wegen des erklecklichen Kopfgeldes, das sich in und vor der Hütte, auf der Kutsche, befindet. Andererseits weil Ruth befürchtet, dass die Verbrecherbande von Daisy Domergue versuchen wird, sie zu befreien und mindestens einer der Männer in der Hütte zu ihrer Bande gehört. Nur wer? In diesem Moment wird der Western zu einem veritablen Agatha-Christie-Rätselplot. Denn bis auf die beiden Kopfgeldjäger Ruth und Warren (wobei Ruth auch ihm nicht wirklich vertraut) hat jeder von ihnen mindestens ein Geheimnis, lügt mehr oder weniger ausschweifend und fast alle kennen sich von früher. Doch vor dem ersten Toten wird noch viel geredet. Immerhin sind wir in einem Quentin-Tarantino-Film. Im letzten Drittel des Dreistundenfilms wird blutig gestorben; was die Zahl der Verdächtigen rapide reduziert.
Das wird von Tarantino, wie man es kennt, in mehrere Kapitel unterteilt, und in einer ausführlichen Rückblende und einigen kleineren Szenen haben dann auch die Schauspieler einen Auftritt, die nicht zu den titelgebenden „Hateful 8“ gehören.
„The Hateful 8“ ist auch, nachdem Quentin Tarantinos „Django Unchained“ an seiner etwas unglücklich aufgebauten Geschichte litt, ein angenehm geradliniger Rätselkrimi, der seine Verdächtigen zuerst ausführlichst vorstellt, dann Einen an vergiftetem Kaffee unschön sterben lässt und die restlichen Verdächtigen, im Gegensatz zu Agatha Christie, durch Ausschalten der Lebensfunktionen eliminiert. Danach verschwinden sie aus der Geschichte, aus dem Bild und, durch Geisterhand, auch aus Minnies Ein-Raum-Hütte.
Es ist allerdings auch ein Film, der nie wirklich packt. Alles wirkt immer wie das Abspulen eines Programms. So darf Samuel L. Jackson ausgiebig das N-Wort benutzen und einen langen, nicht jugendfreien Monolog über seinen, ähem, Umgang mit dem Sohn von General Smithers halten. Jennifer Jason Leigh fungiert hauptsächlich als Punchingball für die Männer. Vor allem John Ruth (Kurt Russell) schlägt sie jedes mal, wenn wie etwas sagt. Aber anstatt dadurch irgendwie zu provozieren, befremdet der Umgang der Männer mit Daisy Domergue eher und es ist so offensichtlich auf Provokation gemacht, dass man sich genau deshalb nicht provozieren lassen will. Die Dialoge und Monologe gefallen, aber im Gegensatz zu Tarantinos früheren Filmen, fehlt ihnen das Besondere, das Erinnerungswürdige, das dazu führt, dass man sich gerne ganze Textkonvolute oder kürzere Zitate merkt.
Und wenn in der zweiten (kürzeren) Hälfte (die in der Roadshow-Fassung, bis auf einen Tod, nach der Pause beginnt) das große Töten beginnt, marschiert Tarantino auf eine Ich-bringe-alle-um-Lösung zu. Das tat er auch in seinem Debüt „Reservoir Dogs“, aber da war der Nihilismus, die Dialoge, die Brutalität noch neu.
In „The Hateful 8“ herrscht dagegen durchgehend ein Déjà-Vu-Gefühl. Durchaus wohlig, aber nie besonders aufregend und sehr redselig. Wie ein Männerabend am Kamin.
Optisch – ich habe die 70mm-Roadshow-Fassung gesehen – gefallen natürlich die vielen langen Szenen, in denen mehrere Minuten nicht geschnitten wird und die Personen sich ungezwungen durch den Raum bewegen oder im Hintergrund noch etwas anderes passiert. Und für die wenigen Landschaftsaufnahmen ist ein ultrabreites Bild natürlich auch angemessen. Allerdings wurde das Bild im Kino nicht noch breiter, sondern die Leinwand wurde schmaler. Also letztendlich kleiner. Es gab auch einige Effekte, wie wackelnde Bilder, Kratzer (beides wohl absichtlich) und vor allem bei den Schneeaufnahmen Helligkeitsschwankungen, bei denen unklar war, ob das jetzt von Quentin Tarantino wirklich so gewünscht war oder ob wir (wir haben nach der Vorführung darüber gesprochen) uns inzwischen so sehr an die moderne Projektion gewöhnt haben, dass uns Dinge, die uns früher egal waren, auffallen. Wie das unglaublich laute Grundrauschen einer Musikkassette im Vergleich zur absoluten Stille einer CD.
LV: Elmore Leonard: Rum Punch, Jackie Brown, 1992 (Jackie Brown)
Stewardess Jackie Brown hat Probleme mit der Polizei und dem Gangster Ordell, der sein Schwarzgeld-Konto mit Jackies Hilfe auflösen will.
Tarantinos sehr werkgetreue Huldigung von Leonard und Pam Grier: cool (Leonards Dialoge!), etwas langatmig (Warum muß jedes Lied ausgespielt werden? Warum bemüht sich Tarantino so krampfhaft, die Antithese zu Pulp Fiction zu drehen? Warum nicht 20 Minuten kürzer?) und mit Starbesetzung (Robert de Niro, Samuel L. Jackson, Bridget Fonda, Robert Foster, Michael Keaton, Chris Tucker)
Von Leonards Homepage: „When Quentin Tarantino was a kid, he stole a copy of Elmore Leonard’s The Switch and got caught. Unrepentant, he later went back to the same store and stole the book again. Elmore Leonard was a beacon, lighting the direction that he would soon take in his films. He wrote a movie directed by Tony Scott called True Romance which he said was “an Elmore Leonard novel that he didn’t write.” It certainly was an homage; it even opens in Detroit. After Reservoir Dogs came out, Elmore wrote Rum Punch which reprises the three main characters from Tarantino’s shoplifted book, The Switch. Tarantino read it and wanted to buy it but didn’t have the money. Elmore and his agent, Michael Siegel, offered to hold it for him. When he finally did acquire the book and moved forward on the Rum Punch film project, Tarantino did not contact Elmore Leonard for a long time. When he did, he confessed a reluctance to call sooner. Elmore said, “Why, because you changed the name of my book and cast Pam Grier in the lead?” No worry. Elmore was down with that. He said, “That’s Ok, just make a good movie.” And Quentin did.
Jackie Brown is Elmore Leonard on the screen. Taking nothing away from Get Shorty and Out of Sight, Tarantino’s manic absorption of Elmore’s essence comes through in a way that only he could pull off especially for a long movie. The acting, the direction, the dialog are all great. There are so many great bits, especially with Jackson, De Niro, Chris Tucker and Bridget Fonda; and then there’s Hattie Winston as Simone the Supreme. Jackie Brown is the Elmore Leonard experience.“
„Im Stil der Pulp Fiction, der Groschenromane und B-Pictures aus den 30er und 40er Jahren, komprimiert Quentin Tarantino eine Handvoll Typen und Storys zu einem hochtourigen Film noir (…) Ein ausgezeichnetes Darsteller-Ensemble, eine intelligente Inszenierung und ein gutes Timung durch flotte Schnitte tragen dazu bei, dass Blutorgien mit Slapstick und bitterer Zynismus mit leichter Ironie so raffiniert ineinander übergehen oder aufeinander folgen, dass die Brüche und Übergänge nicht stören.“ (Fischer Film Almanach 1995)
Tarantino erzählt von zwei Profikillern, die zuerst Glück und dann Pech bei ihrer Arbeit haben, einem Boxer, der entgegen der Absprache einen Boxkampf gewinnt und sich dann wegen einer Uhr in Lebensgefahr begibt, einem Gangsterpärchen, das ein Schnellrestaurant überfällt, einem Killer, der die Frau seines Chefs ausführen soll und in Teufels Küche gerät, einer Gangsterbraut, die eine Überdosis nimmt, einem Killer, der zum Christ wird und von einem Tanzwettbewerb.
Kurz: wir haben mit einem Haufen unsympathischer Leute eine verdammt gute Zeit.
Der Kassenknüller erhielt zahlreiche Preise, aber für Krimifans zählt natürlich nur der gewonnene Edgar.
Mit Tim Roth, Harvey Keitel, Uma Thurman, Amanda Plummer, John Travolta, Samuel L. Jackson, Bruce Willis, Rosanna Arquette, Ving Rhames, Eric Stoltz, Christoper Walken, Quentin Tarantino, Steve Buscemi
Wiederholung: Freitag, 8. Mai, 02.40 Uhr (Taggenau!)
Wir haben
Chris Evans als Steve Rogers/Captain America (der hier erstaunlich blasse Anführer der Truppe)
Robert Downey Jr. als Tony Stark/Iron Man (der großmäulige, verantwortungslose Finanzier der Gruppe)
Chris Hemsworth als Thor (aus der anderen Galaxis)
Mark Ruffalo als Bruce Banner/Hulk (aus dem Forschungslabor)
Scarlett Johansson als Natasha Romanoff/Black Widow
Jeremy Renner als Clint Barton/Hawkeye
James Spader als Ultron (Stimme im Original)
Aaron Taylor-Johnson als Pietro Maximoff/Quicksilver (im letzten X-Men-Film „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ wurde er von Evan Peters gespielt, aber der wurde von einem anderen Studio produziert)
Elizabeth Olsen als Wanda Maximoff/Scarlet Witch
Paul Bettany als Jarvis/Vision (und mit einem Körper)
Samuel L. Jackson als Nick Fury
Don Cheadle als James Rhodes/War Machine
Cobie Smulders als Maria Hill
Anthony Mackie als Sam Wilson/The Falcon
Hayley Atwell als Peggy Carter
Idris Elba als Heimdall (ungefähr zwei Sätze)
Stellan Skarsgård als Erik Selvig (ungefähr kein Satz)
Claudia Kim als Dr. Helen Cho
Thomas Kretschmann als Baron Strucker
Andy Serkis als Ulysses Klaue (naja)
Julie Delpy als Madame B (sorry, hab ich in dem Starrummel übersehen)
Stan Lee als Stan Lee (obligatorischer Kurzauftritt)
Wir haben Action bis zum Abwinken.
Es beginnt mit einer großen Schlacht in dem osteuropäischen Fantasieland Sokovia. Danach geht die Reise um die halbe Welt und in New York, Seoul, Johannesburg und Sokovia geht dabei, mit der Hilfe von viel CGI, einiges zu Bruch.
Dabei werden dieses Mal erstaunlich oft ganz normale Menschen als Opfer und schreiend weglaufende Menschenmasse gezeigt. Das ist, nachdem man in früheren Marvel-Filmen den Eindruck gewinnen konnte, dass die Großstädte, in denen die Superhelden die Bösewichter verkloppen und regelmäßig eine sanierungsbedürftige Innenstadt hinterlassen, ein Novum. Denn bislang sah es so aus, als sei vor dem Kampf der Superhelden gegen die Superschurken die Kampfzone von magischen Kräften evakuiert worden. Aber dieses Mal verlang die Filmgeschichte nach vielen Menschen, die fotogen von den Avengers beschützt werden. Vor allem beim viel zu langen und ziemlich konfusen Schlußkampf in Sokovia.
Wir haben zu viel Beiwerk für eine sinnvolle Story. Die ist nur Klammer für die Auftritte und Kabbeleien der aus mehreren Filmen bekannten Superhelden. In „Avengers: Age of Ultron“ geht es um den Konflikt zwischen Gut und Böse und wie die Guten das Böse schaffen, das dann zuerst die Avengers und später die Welt vernichten will. Denn die von Tony Stark gestartete Friedensmaschine, der sehr lernfähige Roboter Ultron, begreift schnell, dass die Avengers bei ihren Friedensmissionen viel Leid verursachen. Deshalb will er, seinem Programm folgend, alle Bedrohungen für eine friedliche Welt beseitigen. Aber diese Idee, dass unser Handeln unbeabsichtigte Folgen hat und dass Gut und Böse miteinander verflochten sind, wird nur oberflächlich behandelt. Überhaupt nicht behandelt wird der grundlegende Fehler in Ultrons Programm. Denn hätte Tony Stark sich beim Programmieren an Isaac Asimovs Robotergesetze gehalten, wäre das alles nicht passiert.
Wir haben das filmische Äquivalent zu diesen maßlosen Benefiz-Rockkonzerten aus den Achtzigern, als sich alle bekannten Musiker für die gute Sache in einem Stadion versammelten und gegen die Apartheid, den Hunger und gegen die Kernkraft ansangen.
Denn dummerweise ist „Avengers: Age of Ultron“ genau wie diese Konzerte, die beim ersten Mal Spaß machen, aber beim zweiten Mal nerven. Es gibt zu viele Häuptlinge, aber keine Indianer und keine Struktur. Jeder versucht sich nur möglichst groß in Szene zu setzen und aus einer eigentlich guten Idee wird ein an allen Ecken und Enden ausufernde Starparade, die zeigt, dass ihre Soloauftritte besser sind.
Pro7, 20.15 Django Unchained (Django Unchained, USA 2012)
Regie: Quentin Tarantino Drehbuch: Quentin Tarantino
Wilder Westen: Nachdem der Kopfgeldjäger Dr. King Schultz Django aus der Sklaverei befreite und sie das erkleckliche Kopfgeld für die Brittle-Brüder kassierten, machen sie sich auf die Suche nach Djangos Frau Broomhilda (oder Brunhilde). Ihre Suche führt sie nach Candyland, der Farm des durchtriebenen Südstaatlers und Sklavenhalters Calvin Candie.
„Django Unchained“ ist ein typischer Quentin-Tarantino-Film, mit vielen bekannten Gesichtern, teilweise in Kleinstrollen, die dieses Mal unter der Maske von Bart und Dreck kaum bis überhaupt nicht erkennbar sind. Als Tarantino- und Western-Fan hat mir die Nummernrevue, bei der Tarantino einfach die vertrauten Pfade in einem anderen Setting abschreitet, durchaus gefallen. – Genaueres steht in meiner ausführlichen Filmbesprechung.
Inzwischen dreht Quentin Tarantino (Nachträglich noch Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!) seinen zweiten Western. „The Hateful Eight“ hat noch keinen Starttermin.
mit Jamie Foxx, Christoph Waltz, Leonardo DiCaprio, Samuel L. Jackson, Kerry Washington, Walton Goggins, Dennis Christopher, Don Johnson, Laura Cayouette, James Remar, James Russo, Nichole Galacia, Dana Gourrier, Don Stroud, Bruce Dern, Lee Horsley, Zoe Bell, Michael Bowen, Robert Carradine, Tom Savini, Rex Linn, Ned Bellamy, Michael Parks, Quentin Tarantino, Franco Nero Wiederholung: Montag, 30. März, 01.15 Uhr (Taggenau! – Und wahrscheinlich ungekürzt. Immerhin ist der Film FSK-16)
– Die Bildergeschichte zum Film
Mehr oder weniger parallel zum Film erschien auch eine Comic-Version von „Django Unchained“, über die Quentin Tarantino sagt: „Dieser Comic ist im Grunde die erste Entwurfsfassung des Drehbuchs. Sämlichtes Material, das es am Ende doch nicht in den Film geschafft hat, ist in der vorliegenden Ausgabe sehr wohl enthalten.“ Dafür wurde dann an anderen Stellen, vor allem bei den Dialogen, gekürzt. Aber insgesamt ist der Comic eine schöne Ergänzung zum Film, die für Tarantino- und Western-Fans eine unterhaltsame Lektüre ist.
Dass die Geschichte mir im Comic schlüssiger als im Film erschien, hat wohl damit zu tun, dass ich die Spaghettiwestern-Geschichte schon bis zur letzten Wendung kannte und, so meine Erinnerung an den Film, einige Szenen umgestellt wurden.
In jedem Fall ist „Django Unchained“ ein großer Spaß für den Western-Fan.
– Quentin Tarantino (Originaldrehbuch)/Reginald Hudlin (Adaption)/R. M. Guéra/Jason Latour/Denys Cowan/Danijel Zezelj/John Floyd (Zeichnungen): Django Unchained (übersetzt von Dietmar Schmidt) Eichborn, 2013 272 Seiten
19,99 Euro
– Originalausgabe
Django Unchained
Vertigo/DC Comics, 2013
–
Sie halten die Daniel-Craig-James-Bond-Filme für zu psychologisch? Sie lieben die alten James-Bond-Filme? Vor allem die mit Sean Connery? Und Sie sind keiner der James-Bond-Fans, die nur die von Eon produzierten Bond-Filme goutieren? Dann ist „Kingsman: The Secret Service“ definitiv einen Blick wert.
Am Anfang stand, während des Drehs von „Kick-Ass“, ein Gespräch zwischen Comicautor Mark Millar und Regisseur Matthew Vaughn, in dem sie sich fragten, warum die Macher des James-Bond-Films „Casino Royale“ in dem Film nicht die Ausbildung von James Bond, der damals erstmals von Daniel Craig gespielt wurde, gezeigt haben. Denn so eine Geheimagentenausbildung liefert Stoff für viele Anekdoten. Und sie erinnerten sich an die Geschichte zum ersten James-Bond-Film „James Bond 007 jagt Dr. No“/„Dr. No“, in der Regisseur Terence Young Sean Connery die richtige Kleidung und die richtigen Manieren für einen Geheimdienst ihrer Majestät beibrachte.
Ausgehend von diesem Gespräch entwickelten Autor Mark Millar („Kick-Ass“), Regisseur Matthew Vaughn (die Verfilmung von „Kick-Ass“) und Zeichner Dave Gibbons („Watchmen“) die Geschichte für den Comic „Secret Service“. Schon damals hatten sie eine Verfilmung im Hinterkopf, die jetzt von Matthew Vaughn auch realisiert wurde und die, trotz einiger Änderungen, dem Geist des Comics treu bleibt.
Im Film, und das ist die schönste und stilvollste Idee, wurde der Geheimdienst ihrer Majestät (der im Comic der Arbeitgeber unseres Helden wird) zum noblen Herrenschneider in der Savile Row. Diese Herrenschneider gründeten schon vor Jahrhunderten einen an König Arthurs Tafelrunde angelehnten Geheimbund und Geheimdienst, der von keiner Regierung Befehle entgegennimmt. Sie sind nur dem allgemeinen Wohl der Menschheit verpflichtet. Sie arbeiten im Verborgenen. Niemand weiß von ihnen. Und dank ihres Berufs haben sie Zugang zu allen Hinterzimmern der Mächtigen.
Als bei einem Einsatz einer der Kingsmen stirbt, wird ein Nachfolger gesucht. Jedes Mitglied der illustren Runde darf einen Kandidaten vorschlagen, der dann einem harten Auswahlprozess unterzogen wird. Harry Hart (Colin Firth), Codename Galahad, schlägt Gary ‚Eggsy‘ Price (Taran Egerton) vor.
Vor siebzehn Jahren starb Eggsys Vater bei einem Einsatz. Er rettete so Hart und sein Team. Seitdem steht er moralisch in der Schuld der Price-Familie. Und er glaubt, dass der Kleinverbrecher ohne Schulabschluss das Potential für einen echten Kingsman hat.
Währenddessen muss Hart auch gegen Richmond Valentine kämpfen. Valentine ist im Comic ein noch jugendlicher Milliardär, der mit Handys reich wurde. Er ist die größenwahnsinnige Ausgabe von Mark Zuckerberg. Im Film wird der Bösewicht von Samuel L. Jackson (mit einer gruseligen, immer irritierenden Synchronstimme) gespielt. Er ist ein ebenfalls durch technische Innovationen reich gewordener Milliardär mit eher nerviger HipHop-Attitüde. Denn auch wenn nicht mehr jeder HipHopper ein Zwanzigjähriger ist, ist Jackson zu alt für so ein pubertäres Gehabe.
Das verstrahlt-geniale Vorhaben von Valentine änderte sich nicht: er will etwas gegen die Überbevölkerung tun. Er will den Planeten retten, indem er fast die gesamte Menschheit durch ein Signal, das sich über seine Mobiltelefone verbreitet, vernichtet. Nur einige Auserwählte dürfe in seinem in den Bergen gelegenem Hauptquartier überleben.
Und nur unser James-Bond-Nachfolger Eggsy kann das verhindern.
„Kingsman: The Secret Service“ ist von der ersten bis zur letzten Sekunde eine James-Bond-Pastiche mit einem ordentlichen „Kick-Ass“-Vibe. Deshalb ist Matthew Vaughns Film auch deutlich brutaler als einer der klassischen Bond-Filme. Aber er ist auch enorm stilvoll. Immerhin müssen die Herrenausstatter für die gesellschaftliche Oberschicht selbst auch gut gekleidet sein und die richtigen Accessoires haben, teils mit verstecktem Q-Zubehör. Und natürlich ist ein Colin Firth (The King’s Speech, A single man) als James Bond ein Besetzungscoup. Da ist Michael Caine als Chef der Kingsmen (vulgo M) nur folgerichtig. Immerhin spielte Caine in den Sechzigern in drei Len-Deighton-Verfilmungen den Geheimagenten Harry Palmer, der einmal auch gegen „Das Milliarden Dollar Gehirn“ kämpfen musste.
Wenn Kenneth Branaghs „Cinderella“ der Film für achtjährige Mädchen, die gerne Prinzessin wären, ist, dann ist „Kingsman: The Secret Service“ der Film für pubertierende Jungs, die niemals einen Anzug anziehen würden, weil Anzüge uncool sind, und die sich niemals rasieren, weil Bartwuchs in dem Alter kein Problem ist. Ratet mal, zu welcher Gruppe ich gehöre?
Kingsman: The Secret Service (Kingsman: The Secret Service, USA/Großbritannien 2015)
Regie: Matthew Vaughn
Drehbuch: Jane Goldman, Matthew Vaughn
LV: Mark Millar/Dave Gibbons: Secret Service, 2012/2013 (Secret Service)
mit Colin Firth, Samuel L. Jackson, Mark Strong, Taron Egerton, Michael Caine, Sofia Boutella
Länge: 129 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
– Die Vorlage (meine Besprechung)