TV-Tipp für den 27. April: Last Action Hero

April 26, 2024

ZDFneo, 20.15

Last Action Hero (Last Action Hero, USA 1993)

Regie: John McTiernan

Drehbuch: Shane Black, David Arnott (nach einer Geschichte von Zak Penn und Adam Leff)

Jack Slade ist ein Superbulle wie es ihn nur im Film gibt. Und das ist er auch: ein fiktionaler Polizist. Als er durch eine Verkettung unglücklicher Umstände – der junge Danny und eine magische Eintrittskarte haben etwas damit zu tun – in der realen Welt landet, bemerkt er schmerzhaft den Unterschied zwischen Fiktion und Fakt. Daneben muss er immer noch einen fiesen Filmganoven jagen.

Actionkomödie, die damals beim Publikum und der Kritik nicht so gut ankam. Inzwischen sieht das anders aus.

mit Arnold Schwarzenegger, Austin O’Brien, Charles Dance, Robert Prosky, Tom Noonan, Frank McRae, Anthony Quinn, F. Murray Abraham, Mercedes Ruehl, Art Carney

auch bekannt als „Der letzte Action-Held“ (Kinotitel)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Last Action Hero“

Wikipedia über „Last Action Hero“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John McTiernans „Nomads – Tod aus dem Nichts“ (Nomads, USA 1985)


Neu im Kino/Filmkritik: Über Lisandro Alonsos „Eureka“

April 26, 2024

Zehn Jahre nach seinem letzten Spielfilm „Jauja“, ebenfalls mit Viggo Mortensen, läut jetzt Lisandro Alonsos neuer Film „Eureka“ bei uns an. Mit 147 Minuten ist er ziemlich lang geraten; was auch daran liegt, dass er drei Geschichten erzählt, die lose bis überhaupt nicht miteinander verbunden sind und die, wie erwartbar bei voneinander unabhängigen Kurzfilmen, von unterschiedlicher Qualität sind. Der erste Kurzfilm ist ein im neunzehnten Jahrhundert spielender Western. Ein Fremder kommt in einen von Gesetzlosen, halbseidenen Säufern und Huren bewohnten Ort. Was er in dem Ort zu finden hofft, ist unklar. Aber schnell ist klar, dass er ein begnadeter und schneller Schütze ist, der ohne zu zögern andere Menschen erschießt.

Diese Geschichte endet abrupt nach 23 Minuten in der Gegenwart in einem Fernseher, der in der Wohnung einer Polizistin in South Dakota im Pine Ridge Reservat im Hintergrund läuft. In den nächsten über siebzig Minuten beobachtet Alonso die Polizistin bei der Arbeit, die vor allem aus langen nächtlichen Fahrten auf einsamen Straßen besteht. Dabei trifft sie auf eine Französin, deren Auto liegen geblieben ist, und einen Einheimischen, der betrunken Auto fährt. Sie wird auch zu einem Fall von Häuslicher Gewalt gerufen. Alltag im Reservat eben.

Zur gleichen Zeit putzt ihre Nichte eine Turnhalle, trifft einen auf der Polizeistation inhaftierten Gleichaltrigen und sie bittet ihren Großvater um einen mythischen Trank, der ihr eine Flucht aus ihrem Leben im Reservat ermöglicht.

Nach diesem mit über siebzig Minuten umfangreichsten Erzählblock des Films springt der Film für die dritte und letzte Episode in das Jahr 1974 und in den brasilianischen Dschungel zu einem anscheinend weitab von der Zivilisation lebendem indigenen Volk. Deren naturverbundenes Leben wird von Goldsuchern bedroht. Einer der Indigenen begibt sich in das Lager der Goldsucher und sucht mit ihnen Gold. Später flüchtet er aus dem kapitalistisch-ausbeuterisch geführtem Lager in den Regenwald.

Alonso inszenierte seinen neuesten Film, bis auf den Western-Kurzfilm am Filmanfang, der lakonisch schwarzhumorig, schnell geschnitten und wie ein klassisches B-Picture erzählt ist, im Stil des dokumentarisch beobachtenden Slow Cinemas. Gerade im zweiten Teil, der sich stark am Independent Cinema orientiert, bleibt die Kamera fast immer auf dem Gesicht der Streifenpolizistin Alaina. Auch dieser Teil gefällt in den Teilen, in denen Alainas Arbeit und das Leben im Reservat dokumentiert wird. Er zeigt auch ausführlich die im Reservat stehenden hässlichen Billiggebäude und die menschenleere Landschaft, von der wir in der Nacht nur die Straße und einige Fertighäuser sehen. Erklärt wird wenig bis nichts. So kommt ihre Nichte, die in diesem Erzählblock die zweite Hauptrolle hat, im Lauf der normal wirkenden Nacht zu der Erkenntnis, dass sie nicht mehr im Reservat bleiben möchte, Sie bittet ihren Großvater um einem mythischen Trank, der ihr eine Reise durch Raum und Zeit ermöglicht; – was jetzt erst einmal nur nach einer pompösen Umschreibung für einen Drogentrip klingt. Immerhin ermöglicht dieser Trip Alonso den Übergang vom US-amerikanischen Indianerreservat nach Brasillien. Dieser dritte, in den siebziger Jahren spielende Kurzfilm langweilt dann nur noch. Viel zu vieles bleibt nebulös und das, was wir sehen, ist nicht interessant.

„Eureka“ ist nach einem fabelhaftem Start im Wilden Westen ein zunehmend uninteressanter und langweiliger werdender Slow-Cinema-Film.

Eureka (Eureka, Argentinien/Deutschland/Frankreich/Mexiko/Portugal 2023)

Regie: Lisandro Alonso

Drehbuch: Lisandro Alonso, Martín Caamaño, Fabian Casas

mit Viggo Mortensen, Chiara Mastroianni, Alaina Clifford, Sadie Lapointe, Villbjørk Malling Agger, Adanilo, Marcio Marante, Luisa Cruz, Rafi Pitts

Länge: 147 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Filmportal über „Eureka“

Moviepilot über „Eureka“

Metacritic über „Eureka“

Rotten Tomatoes über „Eureka“

Wikipedia über „Eureka“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „Sterben“ mit Matthias Glasner

April 26, 2024

Zwölf Jahre sind seit seinem letzten Spielfilm „Gnade“ vergangen. Danach schrieb und inszenierte er für das Fernsehen unter anderem die vergurkte TV-Krimiserie „Blochin“ und die zweite Staffel von „Das Boot“. Mit „Sterben“ kehrt Matthias Glasner jetzt zurück ins Kino; wobei der dreistündige Spielfilm mit seiner Unterteilung in fünf weitgehend in sich abgeschlossene Kapitel und einem Epilog wie eine leicht für das Kino erfolgte Umarbeitung einer auf sechs halbstündigen Episoden bestehenden Miniserie aussieht. In Interviews und Statements betont Glasner dagegen, dass er, gerade Vater geworden, in Berlin in einem Coffee Shop vor sich hin schrieb über seine Eltern und notgedrungen auch über sich. Dramaturgische Regeln ignorierte er dabei. Am Ende hatte er zweihundert Seiten und stand vor der Frage, ob jemand eine Verfilmung dieses Konvoluts finanzieren würde.

Es geht, im ersten Kapitel von „Sterben“, um Lissy Lunies (Corinna Harfouch) und ihren Mann Gerd (Hans-Uwe Bauer), der zunehmend unselbstständig wird. Dabei muss auch Lissy mit den Gebrechlichkeiten des Alters kämpfen. Glasner zeigt diesen Verfall präzise in Szenen, die gleichzeitig peinlich, grotesk und witzig sind. Ihre Kinder sind schon vor Jahren ausgezogen. Sie sehen sie nur selten. Ihr Sohn Tom (Lars Eidinger), den wir im zweiten Kapitel kennen lernen, arbeitet als Dirigent. Im Moment probt er das neue Stück seines Freundes Bernard (Robert Gwisdek). Dieser hadert, ganz die sensible, von Selbstzweifeln geplagte, depressive, suizidgefährdete Künstlerseele, mit seinem Werk und den Musikern, die es spielen sollen. Durch sein Verhalten verhindert er zuverlässig die geplante Aufführung des Stücks „Sterben“.

Und dann ist da noch Toms Schwester Ellen (Lilith Stangenberg), die erst im dritten Kapitel auftaucht. Sie ist eine Alkoholikerin, die eine Beziehung mit ihrem Chef, dem verheirateten Zahnarzt Sebastian Vogel (Ronald Zehrfeld), beginnt.

Jedes dieser Kapitel und auch die nächsten beiden Kapitel und der kürzere Epilog, in denen Gerd ins Altersheim kommt, es nach Gerds Beerdigung eine hochpeinliche Aussprache zwischen Lissy und Tom gibt, es doch zur desaströs verlaufenden Uraufführung des Orchesterwerkes und weiteren Todesfällen kommt, sind eigenständige, teils parallel spielende Kurzfilme/-geschichten, die unabhängig voneinander genossen werden können. Keine dieser Geschichten ist auf ein bestimmtes Ende hin geschrieben. Immer gibt es Szenen, die die Filmgeschichte nicht voran bringen. So werden die Proben für Bernards Musikstück und seine Selbstzweifel ausführlich gezeigt. Das Stück wird auch im Film gespielt. In den Momenten erfahren wir nichts über die Familie Lunies.

Eine blinde Stelle des Films ist, dass wir zwar viel über schwierigen Familienmitglieder, die ein Talent zum Unglücklichsein haben, erfahren, aber vieles auch nur erahnen können, weil Glasner sich nicht sonderlich für eine tiefenpsychologische Ursachenforschung oder einfache Erklärungen interessiert.

Deshalb können wir nur erahnen, warum Lissy, Gerd, Tom und Ellen nur noch in gegenseitiger Abneigung miteinander verbunden sind. Sie sind zwar alle schwierige Personen, aber am Ende sind die Lunies‘ weniger eine dysfunktionale, sondern mehr eine schrecklich normale Familie, die nicht mehr miteinander spricht, weil sie an verschiedenen Orten leben und sich nur noch zu Beerdigungen sehen.

Inwiefern das Porträt der Familie Lunies auch ein Porträt der Familie Glasner ist, ist natürlich unklar und auch unerheblich, um die Qualität des Films zu beurteilen. Auch wenn Glasner es explizit auf eine solche Interpretation anlegt, weil er unter anderem auf dem Filmplakat den von Hans-Uwe Bauer gespielten Gerd Lunies als „mein Vater“ bezeichnet.

Alle Bedenken wegen der Länge und der Dramaturgie, die keine stringente Geschichte erzählt, sondern in Ab- und Umwege zerfleddert, werden schnell von Glasners epischem Atem und seiner erzählerischen Kraft hinweggefegt. „Sterben“ dauert drei Stunden, die schnell vergehen, weil das in diesem Fall die richtige Länge ist und es einiges zu Lachen gibt. Auch wenn es das Lachen der Verzweiflung ist.

Auf der diesjährigen Berlinale erhielt Glasner den Silbernen Bären für das beste Drehbuch und der Film den Preis der Leserjury der Berliner Morgenpost.

Sterben (Deutschland 2024)

Regie: Matthias Glasner

Drehbuch: Matthias Glasner

mit Lars Eidinger, Corinna Harfouch, Lilith Stangenberg, Ronald Zehrfeld, Robert Gwisdek, Anna Bederke, Hans Uwe Bauer, Saskia Rosendahl, Saerom Park, Nico Holonics, Catherine Stoyan, Tatja Seibt

Länge: 182 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Sterben“

Moviepilot über „Sterben“

Rotten Tomatoes über „Sterben“

Wikipedia über „Sterben“ (deutsch, englisch)

Berlinale über „Sterben“

Meine Besprechung von Matthias Glasner „Gnade“ (Deutschland/Norwegen 2012)

Meine Besprechung von Matthias Glasners „Blochin – Die Lebenden und die Toten: Staffel 1“ (Deutschland 2015)


TV-Tipp für den 26. April: Eins, zwei, drei

April 25, 2024

BR, 22.50

Eins, zwei, drei (One, Two, Three, USA 1961)

Regie: Billy Wilder

Drehbuch: Billy Wilder, I. A. L. Diamond

LV: Ferenc Molnár: Egy, kettó, három, 1929 (Theaterstück)

Der Berlin-Berlin-Film: Westberlin, August 1961: Mr. MacNamara, der Leiter der örtlichen Coca-Cola-Filiale, muss die heimliche Heirat zwischen der Tochter seines Chefs und einem Ostberliner Über-Proletarier rückgängig machen. Bevor der garstige Chef ankommt.

Billy Wilders turbulente und respektlose Komödie kam wenige Wochen nach dem Bau der Berliner Mauer in die Kinos und floppte. 1985, bei seiner Wiederaufführung, kam er deutlich besser an. Seitdem ist der Film ein Klassiker.

Danach, 00.35 Uhr, zeigt der BR Billy Wilders Agatha-Christie-Verfilmung „Zeugin der Anklage“ (Witness for the Prosecution, USA 1957).

mit James Cagney, Horst Buchholz, Liselotte Pulver, Pamela Tiffin, Arlene Francis, Hanns Lothar, Karl Lieffen, Howard St. John, Ralf Wolter, Hubert von Meyerinck

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Eins, zwei, drei“

Wikipedia über „Eins, zwei, drei“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „Challengers – Rivalen“ auf dem Tennisplatz und im Bett

April 25, 2024

Art Donaldson (Mike Faist) befindet sich als Tennisprofi – mehrfacher Grand-Slam-Gewinner und einer der fünf besten Tennisspieler weltweit – in einer mentalen Tiefphase. Anstatt zu gewinnen, verliert er. Seine Frau und Managerin Tashi (Zendaya) schickt ihn deshalb zu einem kleinen Turnier an einer Provinzuniversität. Seine Gegner sind Anfänger, die er leicht besiegen kann. Danach sollte er mental wieder fit für die nächsten richtigen Turniere sein.

Dieser Plan kollidiert mit der Wirklichkeit, als Patrick Zweig (Josh O’Connor) auftaucht. Auch er ist ein Tennisprofi. Er zehrt von früheren Erfolgen und ist in einer finanziellen Tiefphase. Mit seiner Kreditkarte kann er noch nicht einmal ein billiges Hotelzimmer bezahlen. Das Preisgeld würde sein Bankkonto aufbessern.

Es ist klar, dass diese beiden Profis, wenn nichts unvorhergesehenes passiert, im Finale gegeneinander antreten werden. Aber es kommt noch schlimmer. Denn Art, Patrick und Tashi kennen sich von früher.

Vor dreizehn Jahren waren die Jugendfreunde Art und Patrick sehr gut miteinander befreundet. Auf der Tennisschule teilen die Schüler ein Zimmer. Auf dem Tennisplatz sind sie ein Team. Das im Profisport übliche und vor allem im Tennis alles dominierende Konkurrenzdenken und der unbedinge Wille zum Gewinnen ist ihnen, wenn sie gegeneinander spielen, fremd. Sogar während des Trainings treten sie äußerst ungern gegeneinander an.

Während eines Turniers lernen die beiden Achtzehnjährigen die gleichaltrige Tashi Duncan kennen. Sie ist ein raketengleich aufsteigendes Talent, in das sie sich bei ihrer ersten Begegnung sofort verlieben. Als sie eines ihrer Spiele besuchen, haben sie nur noch Augen für Tashi. Luca Guadagnino zeigt das wunderschön ökonomisch und überdeutlich: anstatt das Spiel und damit, wie die anderen Zuschauer, die Bewegungen des Tennisballs zu verfolgen, starren Art und Patrick mit offenen Mündern nur auf Tashi. Kurz darauf sprechen sie sie, in dem sicheren Bewusstsein, von ihr eine Abfuhr zu erhalten, an. Sie nimmt die Einladung an, verdreht den beiden verliebten Jungs hoffnungslos den Kopf und manipuliert sie.

Ob sie dies mehr unschuldig-naiv oder eiskalt-berechnend tut, wie sehr ihre Handlungen rein egoistisch motiviert sind und wie sehr sie die beiden Jungs liebt, bleibt dabei bis nach dem Abspann wohltuend diffus. Ähnliches gilt für Art und Patrick, die beide deutlich naiver und manipulierbarer sind. Trotzdem ist immer zumindest etwas unklar, wer hier wen gerade für was benutzt. Weil Guadagnino die wahren Gefühle und Motive von Tashi, Art und Patrick, die sich im Lauf der Zeit auch ändern, durchgehend in der Schwebe lässt, gelingt es ihm einerseits komplexe Figuren und ein komplexes Beziehungsgeflecht zu schaffen, und andererseits, in schönster trashiger Pulp-Tradition, munter drauflos zu delirieren. Hier ist alles immer eine Spur zu offensichtlich, zu grell, zu laut (die Musik ist von Trent Reznor und Atticus Ross) und jede Szene ist länger und intensiver als nötig inszeniert. Dafür verzichtet er auf Psycholigisierungen. Hier ist alles Oberfläche. In seiner Inszenierung schielt Guadagnino mit seiner im Profitennismilieu spielenden Dreiecksgeschichte , die sich für Tennis herzlich wenig interessiert, eindeutig in Richtung Werbe- oder Musikvideo.

Während des gesamten Films springt er, mit vielen bewussten Lücken und Auslassungen, zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her und erzählt dabei die Liebes-Dreiergeschichte zwischen Tashi, Patrick und Art als Delirium zwischen Traum und Alptraum.

Das macht „Challengers – Rivalen“ zu einem Trip, der einem, wie mir, gerade wegen seinem hemmungslosem Flirten mit und zwischen Trash und Pulp gefällt. Oder man hält das Drama für prätentiöse Scheiße, in der ein Nichts an Handlung mit exaltierter Kameraarbeit, hoffnungslosen Übertreibungen, einer konfusen Erzählung und dröhnend lauter Techno-Musik überdeckt werden soll, Zwischen diesen polarisierenden Meinungen dürfte es bei Guadagninos neuem Film nichts geben. Und das ist gut so.

Challengers – Rivalen (Challengers, USA 2024)

Regie: Luca Guadagnino

Drehbuch: Justin Kuritzkes

Musik: Trent Reznor, Atticus Ross

mit Zendaya, Mike Faist, Josh O’Connor, Darnell Appling, Bryan Doo, Nada Despotovich, Joan Mcshane

Länge: 132 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Challengers – Rivalen“

Metacritic über „Challengers – Rivalen“

Rotten Tomatoes über „Challengers – Rivalen“

Wikipedia über „Challengers – Rivalen“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Luca Guadagninos „A bigger Splash“ (A bigger Splash, Italien/Frankreich 2015) und der DVD

Meine Besprechung von Luca Guadagninos „Call me by your Name“ (Call me by your Name, USA 2017)

Meine Besprechung von Luca Guadagninos „Suspiria“ (Suspiria, Italien/USA 2018)

Meine Besprechung von Luca Guadagninos „Bones and All“ (Bones and All, Italien/USA 2022)


TV-Tipp für den 25. April: Speed

April 24, 2024

Vox, 22.30

Speed (Speed, USA 1994)

Regie: Jan de Bont

Drehbuch: Graham Yost

Ein Attentäter hat an einem Linienbus eine Bombe angebracht, die explodiert, wenn der Bus langsamer als 50 Meilen fährt. Annie, die gerade ihren Führerschein verloren hat, fährt jetzt den vollbesetzten Bus, während LAPD-Cop Jack versucht, die Bombe zu entschärfen.

Enorm spannender Thriller, der schon lange ein Klassiker des Actionfilms ist.

mit Keanu Reeves, Sandra Bullock, Dennis Hopper, Joe Morton, Jeff Daniels

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Speed“

Wikipedia über „Speed“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 24. April: Songs of Gastarbeiter – Liebe, D-Mark und Tod

April 23, 2024

WDR, 23.00

Songs of Gastarbeiter – Liebe, D-Mark und Tod (Deutschland 2022)

Regie: Cem Kaya

Drehbuch: Cem Kaya, Mehmet Akif Büyükatalay

„Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“ (so der Kinotitel) ist ein fulminanter Überblick über sechzig Jahre Musik- und Integrationsgeschichte, die fast nie von der deutschsprachigen Öffentlichkeit wahrgenommen wurde.

Es kann sein, dass eine für das Fernsehen gekürzte Fassung gezeigt wird. Im Kino dauerte die Doku 102 Minuten. Im Fernsehen ist sie als 90-minütiger Film angekündigt.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit İsmet Topçu, Ömer Boral, Yüksel Ergin, İhsan Ergin, Metin Türköz, Adnan Türköz, Yüksel Özkasap, Cevdet Yıldırım, Ercan Demirel, Cavidan Ünal, Ata Canani, Betin Güneş, Aykut Şahin, Fehiman Uğurdemir, Cengiz Öztunç, Dede Deli, Mustafa Çetinol, Erdal Karayağız, İzzet Nihat Yarsaloğlu, Hatay Engin, Yasin Kıran, Aytaç Kıran, Serdar Saydan, Serkan Kaynarcalı, Rüştü Elmas, Mustafa Deniz, Oktay Vural, Orhan Amuroğlu, Ümit Gücüyener, Sultan Korkmaz, Bekir Karaoğlan, Ümit Çağlar, Ali Ekber Aydoğan, Killa Hakan, Kabus Kerim, Derya Yıldırım, Tümay Koyuncuoğlu, Rossi Pennino, Kutlu Yurtseven, Erci Ergün aka Erci E., Alper Ağa, Boe B., Tahir Çevik aka Tachi, Volkan Türeli, Nellie, Muhabbet, Aziza A., İmran Ayata, Bülent Kullukcu, Ibrahim Ertalay, Ilkay Kökel, Mehmet Yozgut

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“

Moviepilot über „Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“

Wikipedia über „Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“

Berlinale über „Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“

Meine Besprechung von Cem Kayas „Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod“ (Deutschland 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: „Spy X Family Code: White“ oder Wenn die Agentenfamilie einen Wochenendausflug macht

April 23, 2024

Beginnen wir mit der wichtigsten Frage: Versteht man „Spy X Family Code: White“ wenn man Tatsuya Endos Manga „Spy x Family“ und die darauf basierende, auf Crunchyroll verfügbare gleichnamige Anime-TV-Serie nicht kennt? Immerhin ist der Kinospielfilm das Spin-off zur Zeichentrickserie.

Ja, man versteht die Filmgeschichte und wenn man die klassischen James-Bond-Filme mag, dürfte man beim Entschlüsseln der oft ziemlich offensichtlichen Anspielungen seinen Spaß haben.

Im Mittelpunkt des Films steht die ziemlich ungewöhnliche Familie Forger. Der Vater ist Geheimagent ‚Twilight‘ Loid. Die Mutter die Attentäterin Yor. Loid weiß nicht, womit Yor ihr Geld verdient. Und umgekehrt. Ihre Adoptivtochter Anya ist eine Telepathin. Das konstant begeisterungsfähige und neugierige Kind kann Gedanken lesen. Deshalb weiß sie, dass ihr Vater ein Agent und ihre Mutter eine Killerin ist. Und das ist noch nicht alles! Der Familienhund Bond kann in die Zukunft sehen.

Als Anya an ihrer Schule ein Gericht kochen soll, hat Loid eine Idee. Der Schuldirektor, der die Gewinner bestimmt, liebt Meremere. Dieses Gericht wird nur in Frigis in einem bestimmten Restaurant, das nur Familien bedient, stilecht zubereitet.

Also fährt die gesamte Familie über das Wochenende nach Frigis. Noch ehe sie das Rezept herausfinden, eigentlich schon auf der Hinfahrt im Zug, stolpern sie in eine Verschwörung, in der es um Schokolade, Mikrofilme, tumbe Handlanger und einen größenwahnsinnigen Verbrecher geht.

Wer sich schon immer fragte, wie eine James-Bond-Geschichte im Manga-Gewand aussähe, bekommt mit Takashi Katagiris Animationsfilm „Spy x Family Code: White“ eine ziemlich gute Vorstellung davon. Aus der James-Bond-Welt, also der klassischen, nicht der selbstzweifelnden Burnout-Daniel-Craig-James-Bond-Ära, stammt die Geschichte und die abschließende Zerstörung der riesigen Zentrale des Bösewichts. Aus der Welt der Mangas stammen die Figuren und der Zeichenstil.

Dazu gibt es viele, oft mehr als offensichtliche Hinweise, wie der Name des Familienhundes, der zwischen James Bond und „Mission: Impossible“ changierenden Musik und dem Plot, auf den in den James-Bond-Filmen etablierten Geheimagentenkosmos.

Die durchgehend selbstironisch präsentierte Geschichte kommt dagegen nur langsam in Schwung. Bevor der Kampf gegen die Bösewichter beginnt, wird erst einiges erklärt. So erfahren wir, dass die Familie für einen Geheimauftrag von Geheimagent Twilight als Tarnung zusammengestellt wurde. Er soll eine Eliteschule infiltrieren und so an einen hochrangigen Politiker herankommen. Wir erfahren einiges über die Beziehungen der Familienmitglieder zueinander, über Yors Zweifel an der Zuneigung ihres Mannes und über Anyas Probleme in der Schule. Das alles ist für die Filmgeschichte weitgehend überflüssige Exposition, die uns mit der Prämisse der Serie vertraut macht. Erst danach beginnt das vollständig außerhalb der Chronologie der Serie liegende Wochenendabenteuer, bei dem die Familie Forger spontan die Welt retten müssen. Das tun sie mit vereinten Kräften. Und irgendwann wenn sie mit vereinten Kräften die Bösewichter auf dem Land und in der Luft bekämpfen, stellt sich die berechtigte Frage, wie lange sie ihre Geheimnisse noch voreinander bewahren können. Oder anders gesagt: spätestens beim Schlusskampf entpuppt sich die Prämisse, nach der der Vater nichts über die Identität der Mutter als Killerin und die Mutter nichts über die Identität des Vaters als Geheimagent weiß und sie nichts über die besonderen Fähigkeiten ihrer Tochter wissen, als unnötig komplizierte Prämisse.

Das ändert nichts daran, dass „Spy x Family Code: White“ ein ziemlich vergnüglicher, etwas lang geratener locker-witziger Agententrickfilm für die gesamte Familie ist, der sich vor allem an Anime-Fans und, selbstverständlich, Fans der TV-Serie richtet.

Spy x Family Code: White (Gekijôban Spy x Family Code: White, Japan 2023)

Regie: Takashi Katagiri

Drehbuch: Ichiro Ohkouchi

LV: Tatsuya Endo: Spy x Family (Manga-Serie)

mit (im Original den Stimmen von) Takuya Eguchi, Atsumi Tanezaki, Saori Hayami, Ken’ichirô Matsuda, Hiroyuki Yoshino, Yuko Kaida, Kazuhiro Yamaji, Kenshô Ono, Natsumi Fujiwara, Emiri Kato, Ayane Sakura

Länge: 111 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Spy x Family Code: White“

Metacritic über „Spy x Family Code: White“

Rotten Tomatoes über „Spy x Family Code: White“

Wikipedia über „Spy x Family Code: White“


Cover der Woche

April 23, 2024

Nicht der aktuelle, sondern die US-Präsidentschaftswahlen von 1972, unter besonderer Berücksichtigung der Vorwahlen der Demokratischen Partei.


TV-Tipp für den 23. April: Life

April 22, 2024

Nitro, 22.30

Life (Life, USA 2017)

Regie: Daniel Espinosa

Drehbuch: Paul Wernick, Rhett Reese

Auf die Internationale Raumstation ISS bringt eine Forschungssonde einen außerirdischen Organismus. Der entpuppt sich nicht als putzig-harmlos, sondern sehr tödlich für die Besatzung der Raumstation.

Ziemlich spannende „Alien“-Variante: Gut gespielt, gut getrickst und gut erzählt.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Jake Gyllenhaal, Ryan Reynolds, Rebecca Ferguson, Olga Dihovichnaya, Ariyon Bakare, Hiroyuki Sanada

Hinweise

Moviepilot über „Life“

Metacritic über „Life“

Rotten Tomatoes über „Life“

Wikipedia über „Life“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Daniel Espinosas „Sebastian Bergman – Spuren des Todes 1“

Meine Besprechung von Daniel Espinosas „Safe House“ (Safe House, USA 2012)

Meine Besprechung von Daniel Espinosas „Kind 44“ (Child 44, CZ/GB/RO/USA 2015)

Meine Besprechung von Daniel Espinosas „Life“ (Life, USA 2017)

Meine Besprechung von Daniel Espinosas „Morbius“ (Morbius, USA 2022)


„Nichts Neues von Gurb“, notiert der Kapitän des Alien-Raumschiffs ins Logbuch

April 22, 2024

Der Besuch der Außerirdischen in Eduardo Mendozas „Nichts Neues von Gurb“ hat nichts mit den bekannten Hollywood-Alien-Invasionen, in denen die Außerirdischen schlimme Monster sind, die die Erde zerstören wollen, zu tun. Eher erinnert der Besuch der Aliens, den Mendoza in seinem schmalen Roman beschreibt, an den Besuch von Thomas Jerome Newton in Walter Tevis‘ Roman „Der Mann, der vom Himmel fiel“ und der darauf basierenden Verfilmung von Nicolas Roeg mit David Bowie in der Hauptrolle. Man kann „Nichts Neues von Gurb“ sogar ziemlich mühelos als die witzige, positiver endende Version von „Der Mann, der vom Himmel fiel“ lesen.

In Mendozas Roman landen der namenlose Kapitän eines Raumschiffs und sein Techniker Gurb 1992 auf der Erde. Genaugenommen in Barcelona. Die Stadt versinkt gerade im Chaos vor der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele. Mendozas Anspielungen auf die emsige Bautätigkeit und die Gefühle der darüber verärgerten Städter dürften inzwischen von fast allen Lesern überlesen werden. Aber wenn der Ich-Erzähler innerhalb weniger Minuten in vier Baugruben fällt und das trocken als „Ich stürze in eine Baugrube der…“ reportiert, dann ist das trotzdem ziemlich witzig.

Kurz nach der ersten Kontaktaufnahme mit den Menschen verschwindet Gurb spurlos. Am nächsten Tag beginnt der Schiffskapitän ihn zu suchen. Dafür nimmt er die Gestalt verschiedener Menschen, wie Gary Cooper oder des Papstes an, und transformiert sich an verschiedene Orte. Trotzdem scheint sein plötzliches Auftauchen die Menschen nicht zu irritieren. Sie scheinen es noch nicht einmal wahrzunehmen. Auch sein oft seltsames Verhalten, so kauft er einmal siebenhundert Pata-Negra-Schinken, hundertzwölf Barbie-Höschen und eine goldene Rolex, die er im Geschäft zertrümmert, wird anscheinend ungerührt hingenommen. Jedenfalls schreibt er im Logbuch, in das er alles wichtige über seine Suche und seine Erlebnisse bei der Suche nach Gurb einträgt, nichts davon.

Er selbst ist eine Mischung aus hyperintelligent und den Menschen meilenweit überlegen und, zugleich, außerordentlich dumm. Er kann mit der Kraft seiner Gedanken Computern Anweisungen geben und so dem Saldo seines Bankkontos einige Nullen hinzufügen. Er weiß, dass ein einfaches Hühnerei mehr und vertrauenswürdigere Informationen enthält als alle Zeitungen Spaniens. Er erfährt von zwei Spiegeleiern die Ergebnisse der Baskettballspiele des nächsten Tages. Er kann Hochsicherheitsschlösser problemlos knacken, scheitert aber an einfachen Schlössern. Und er hat massive Probleme, die primitive menschliche Gesellschaft und die Verhaltensweisen der Menschen zu entschlüsseln. Beim Lesen menschlicher Emotionen ist er ebenfalls öfters überfordert.

Dieser Zusammenprall unterschiedlicher Welten, die komplette Unberührtheit des Kapitäns von den Ereignissen und die staubtrockene Beschreibung seiner Erlebnisse, sorgen von der ersten bis zur letzten Seite des Buches für zahlreiche Lacher.

Eduardo Mendoza schrieb die absurd-groteske Science-Fiction-Comedy über die Erlebnisse eines überaus freundlichen und weitgehend harmlosen außerirdischen Besuchers 1990.

Bereits 1996 erschien der kurze Roman, damals übersetzt von Michael Hofmann, bei rororo. Als ich das entdeckte, fragte ich mich, warum ich den Roman nicht schon damals gelesen habe. Aber besser spät als nie.

Die rororo-Ausgabe wird antiquarisch immer noch zu teilweise erstaunlich hohen Preisen angeboten. So möchte ein Verkäufer fast hundert Euro für ein Exemplar des Buches.

Eduardo Mendoza: Nichts Neues von Gurb

(übersetzt von Matthias Strobel)

Hobbit Presse/Klett-Cotta, 2024

176 Seiten

20 Euro

Originalausgabe

Sin noticias de Gurb

Seix Barral, Barcelona, 1990

Hinweise

Wikipedia über „Nichts Neues von Gurb“ und Eduardo Mendoza (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 22. April: Diva

April 21, 2024

NDR, 23.15

Diva (Diva, Frankreich 1981)

Regie: Jean-Jacques Beineix

Drehbuch: Jean-Jacques Beineix, Jean van Hamme

LV: Delacorta (Pseudonym von Daniel Odier): Diva, 1979 (Diva)

Postbote Jules besitzt zwei Tonbänder, für die einige Menschen morden. Auf dem einen Tonband ist der von ihm heimlich aufgenommene Mitschnitt eines Konzerts einer von ihm verehrten Operndiva, die keine Aufnahmen von ihrem Gesang will. Auf dem anderen Tonband ist das Geständnis eines Callgirls, das einige ihrer Kunden belastet.

Beinix bildgewaltiger, zitatenreicher Debütfilm war in den USA ein Überraschungserfolg und wurde danach auch in Europa zu einem Kultfilm.

„‚Diva‘ ist ein ganz und gar modischer Film für ein Großstadtpublikum. (…) Elegant zwischen Kitsch und Kunstfertigkeit balancierend, macht der Film im Kino großen Spaß.“ (Fischer Film Almanach 1984)

„‚Diva‘ ist ein aufregendes Werk, eine Mischung aus Märchen, Romanze und Thriller: Oper, Pop und schräge Typen in einem höchst stilisierten Kriminalfilm.“ (Meinolf Zurhorst: Lexikon des Kriminalfilms)

Mit Frédéric Andrei, Wilhelmenia Wiggins Fernandez, Roland Bertin, Richard Bohringer, Gérard Darmon

Hinweise

Homepage von Daniel Odier (aka Delacorta)

AlloCiné über „Diva“

Rotten Tomatoes über „Diva“

Wikipedia über „Diva“ (deutsch, englisch, französisch) und Daniel Odier (deutsch, englisch, französisch)


TV-Tipp für den 21. April: Serpico

April 20, 2024

ARD, 00.05

Serpico (Serpico, USA 1973)

Regie: Sidney Lumet

Drehbuch: Waldo Salt, Norman Wexler

LV: Peter Maas: Serpico, 1971

Serpico ist ein junger, idealistischer Polizist, der auch gegen die Korruption im System vorgehen will. Seine Kollegen und Vorgesetzten findet das nicht gut.

Grandioser, auf Tatsachen beruhender, vor Ort gedrehter, pessimistischer Cop-Thriller mit Al Pacino

„Die Karriere von Frank Serpico…erlaubt Lumet einen breiten, aber detaillierten Angriff auf die in der Stadt ausgebreitete Korruption und die frustrierenden Mechanismen der Bürokratie bei ihrer Selbstverteidigung, während die emotionalen Kräfte seines Films, dieses Mal, denen des Helden treffend angepasst sind.“ (Richard Combs in Monthly Film Bulletin)

mit Al Pacino, Tony Roberts, John Randolph, Cornelia Sharpe, M. Emmet Walsh, Judd Hirsch, F. Murray Abraham

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Serpico“

Wikipedia über Frank Serpico und „Serpico“ (deutsch, englisch)

Blog von Frank Serpico

Village Voice (Nat Hentoff): The Return of Frank Serpico (16. Juni 1998)

Die Zeit: Katja Nicodemus trifft Sidney Lumet (12. April 2008)

Mein Nachruf auf Sidney Lumet (25. Juni 1924 – 9. April 2011)


TV-Tipp für den 20. April: No Country for Old Men

April 19, 2024

ZDFneo, 22.10

No Country for Old Men (No Country for Old Men, USA 2007)

Regie: Ethan Coen, Joel Coen

Drehbuch: Ethan Coen, Joel Coen

LV: Cormac McCarthy: No Country for Old Men, 2005 (Kein Land für alte Männer)

Lewellyn Moss findet in der texanischen Wüste die Überreste eines gescheiterten Drogendeals: Leichen, Heroin und zwei Millionen Dollar. Er schnappt sich die Kohle und steht auf der Abschussliste eines gnadenlosen Killers.

Feine McCarthy-Verfilmung der Coen-Brüder, die, neben vielen anderen Preisen, auch den Oscar als bester Film des Jahres gewann und für den Edgar nominiert war (aber das war auch mit dem Gewinner “Michael Clayton”, “Tödliche Versprechen”, “Zodiac – Die Spur des Verbrechers” und “Die Regeln der Gewalt” ein starkes Jahr für Krimifreunde).

Mit Tommy Lee Jones, Javier Bardem, Josh Brolin, Woody Harrelson, Kelly Macdonald

Wiederholung: Sonntag, 21. April, 01.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Metacritic über “No Country for Old Men”

Rotten Tomatoes über “No Country for Old Men”

Wikipedia über “No Contry for Old Men” (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Bill Green/Ben Peskoe/Will Russell/Scott Shuffitts „Ich bin ein Lebowski, du bist ein Lebowski – Die ganze Welt des Big Lebowski“ (I’m a Lebowski, you’re a Lebowski, 2007)

Meine Besprechung des Coen-Films „Blood Simple – Director’s Cut“ (Blood Simple, USA 1984/2000)

Meine Besprechung von Michael Hoffmans “Gambit – Der Masterplan” (Gambit, USA 2012 – nach einem Drehbuch von Joel und Ethan Coen)

Meine Besprechung des Coen-Films “Inside Llewyn Davis” (Inside Llewyn Davis, USA/Frankreich  2013)

Meine Besprechung des Coen-Films „Hail, Caesar!“ (Hail, Caesar!, USA/Großbritannien 2016)

Meine Besprechung von Joel Coens „Macbeth“ (The Tragedy of Macbeth, USA 2021)

Meine Besprechung von Ethan Coens „Drive-Away Dolls“ (Drive-Away Dolls, USA 2024)

Die Coen-Brüder in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „Amsel im Brombeerstrauch“, Frau in anderen Umständen?

April 19, 2024

Irgendwo in Georgien in der Provinz, wo Freundschaften ewig halten, weil man sich schon seit der Kindheit kennt und es niemand anderes gibt, mit dem die Abende verbracht werden können, lebt Etero. Sie ist 48 Jahre alt, keine Schönheit, allein lebend, stolz auf ihre Unabhängigkeit und Inhaberin eines kleinen Ladens für den täglichen Bedarf. Ihre Kundschaft behandelt sie ausnehmend ruppig. Schließlich führt sie im Dorf das einzige Geschäft mit den benötigten Waren für den Haushalt und die Bedürfnisse der Frau. Gespielt wird Etero überzeugend von Eka Chavleishvili, einer an der Staatlichen Universität für Theater und Film Shota Rustaveli ausgebildeten Schauspielerin, die seit 1995 Schauspielerin am Batumi Drama Theatre ist und mehrere Preise für ihr Spiel erhielt. Sie spielte auch in Elena Naverianis vorherigem Spielfilm „Wet Sand“ mit.

Als Etero beim Pflücken von Beeren eine „Amsel im Brombeerstrauch“ erblickt, geht sie abgelenkt von dem Vogel zu nah an den Abgrund und stürzt fast in den viele Meter tiefer liegenden Fluss. Mit letzter Kraft kann sie den Todessturz verhindern.

Auf dem Heimweg sieht sie, wie ihre Leiche am Flussufer liegt. Ob es sich um eine Vision handelt, die später, wenn sie im Sarg liegt, wieder aufgegriffen wird, oder ob Etero tot ist und die nun folgende Filmgeschichte sich nur in Eteros Kopf abspielt, ist letztendlich egal.

Nach dem Sturz ändert sich Eteros Leben. Kurz darauf verführt sie in ihrem Laden Murman, einem verheirateten Lieferwagenfahrer und Großvater. Er entjungfert sie. Sie beginnen eine heimliche Affäre.

Diese Affäre und das Leben der Frauen im Dorf schildert Naveriani enervierend langsam. Anstatt die Geschichte voranzutreiben, beobachtet sie die meistens überaus emotionslos spielenden Schauspielerinnen (die Männer haben nur Nebenrollen) bei alltäglichen Verrichtungen und gemeinsamen Treffen, auf denen sie den Dorfklatsch austauschen. Naveriani zeigt das Leben von Frauen in der georgischen Provinz und wie sie dort in konservativen Gesellschaftsstrukturen und Rollenmustern gefangen sind. Nur Etero hat sich nie angepasst. Sie nahm sich die Freiheit, nicht zu heiraten. Heute nimmt sie sich die Freiheit, den anderen Dorffrauen die Wahrheit, wie sie sie sieht, zu sagen.

Insgesamt wird in dem Drama wenig gesprochen; was auch daran liegt, dass Etero oft allein ist und sie dann natürlich niemand hat, mit dem sie reden kann.

Auf intellektueller Ebene ist „Amsel im Brombeerstrauch“ ein gelungenes Porträt einer älteren unabhängigen Frau, die sich nie anpassen wollte und deren Leben jetzt auf den Kopf gestellt wird. Ob sie das gut finden soll, weiß sie nicht. Aber emotional packt Eteros Geschichte nicht. Dafür ist die zärtlich-skurrile Dramödie“ (Presseheft) viel zu dröge und langsam erzählt.

Amsel im Brombeerstrauch (Blackbird Blackbird Blackberry, Georgien/Schweiz/Deutschland 2023)

Regie: Elene Naveriani

Drehbuch: Nikoloz Mdivani, Elene Naveriani

LV: Tamta Melashvili: Amsel, Amsel, Brombeerbusch, 2023 (Deutsche Ausgabe)

mit Eka Chavleishvili, Temiko Chinchinadze, Pikria Nikabadze, Anka Khurtsidze, Tamar Mdinaradze, Lia Abuladze

Länge: 115 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Filmportal über „Amsel im Brombeerstrauch“

Moviepilot über „Amsel im Brombeerstrauch“

Metacritic über „Amsel im Brombeerstrauch“

Rotten Tomatoes über „Amsel im Brombeerstrauch“

Wikipedia über Elene Naveriani


TV-Tipp für den 19. April: Das schweigende Klassenzimmer

April 18, 2024

3sat, 20.15

Das schweigende Klassenzimmer (Deutschland 2018)

Regie: Lars Kraume

Drehbuch: Lars Kraume

LV: Dietrich Garstka: Das schweigende Klassenzimmer, 2006

Eisenhüttenstadt, DDR, 1956: eine Abiturklasse steht spontan für eine Schweigeminute für die Opfer des ungarischen Volksaufstands auf. Der Regierung gefällt das überhaupt nicht. Sie will unbedingt den oder die Rädelsführer dieser subversiven, staatsgefährdenden Tat finden.

Äußerst gelungene politische Version von „Der Club der toten Dichter“. Kraumes Drama ist ein überzeugendes, auf einer wahren Geschichte basierendes Plädoyer für Zivilcourage.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Leonard Scheicher, Tom Gramenz, Lena Klenke, Jonas Dassler, Isaiah Michalski, Ronald Zehrfeld, Jördis Triebel, Florian Lukas, Burghart Klaußner, Michael Gwisdek

Die lesenswerte Vorlage (hier die Ausgabe zum Filmstart)

Dietrich Garstka: Das schweigende Klassenzimmer

Ullstein, 2018

256 Seiten (plus 16-seitiger Bildteil)

12 Euro

Hinweise

Filmportal über „Das schweigende Klassenzimmer“

Moviepilot über „Das schweigende Klassenzimmer“

Rotten Tomatoes über „Das schweigende Klassenzimmer“

Wikipedia über „Das schweigende Klassenzimmer“

Berlinale über „Das schweigende Klassenzimmer“

Meine Besprechung von Lars Kraumes „Der Staat gegen Fritz Bauer“ (Deutschland 2015), mein Interview mit Lars Kraume zum Film und die DVD-Besprechung

Meine Besprechung von Lars Kraumes „Familienfest“ (Deutschland 2015)

Meine Besprechung von Lars Kraumes „Das schweigende Klassenzimmer“ (Deutschland 2018)

Meine Besprechung von Lars Kraumes „Der vermessene Mensch“ (Deutschland 2023)


Neu im Kino/Filmkritik: Über Ryūsuke Hamaguchis „Evil does not exist“

April 18, 2024

Verglichen mit seinem neuesten Film „Evil does not exist“ wirkt sein vorheriger Film, das mit dem Oscar als bester internationaler Film ausgezeichnete ruhige Drei-Stunden-Drama „Drive my Car“, wie ein redseliges Werk. Der Grund dafür liegt in der Entstehungsgeschichte. Regisseur Ryūsuke Hamaguchi begann die Arbeit an „Evil does not exist“ mit Aufnahmen für eine Live-Performance der Musikerin Eiko Ishibashi. Und da hätten Dialoge nur gestört. Aus diesen Bildern und Hamaguchis Musik entwickelten sich dann die Bilder und die Geschichte des Films, in dem es um die Interaktion von Mensch und Natur geht.

In dem Dorf Mizubiki in der Nähe von Tokio leben der Gelegenheitsarbeiter Takumi und seine kleine Tochter Hana ein bescheidenes Leben im Einklang mit der Natur. Als eine aus Tokio kommende Agentur ihnen eine Glamping-Anlage als künftigen Touristenmagneten und Geld- und Jobbringer für das Dorf verkaufen will, sind die Dorfbewohner misstrauisch. Denn Glamping, also glamouröses Camping (oder Camping ohne all die Ärgernisse des Campings), klingt nicht wie natürverträgliches Camping, sondern wie Lärm und Schmutz, verursacht von vergnügungssüchtigen Städtern, die nach Sonnenuntergang am Lagerfeuer feiern.

Bei einer von den Projekt-Machern kurzfristigst einberufenen Informationsveranstaltung für die Bewohner von Mizubiki werden deshalb von ihnen viele berechtigte Bedenken angemeldet. Die beiden Präsentatoren des Projekts, Takahashi und Mayuzumi, bemerken, wie wenig durchdacht das von ihnen präsentierte Projekt ist.

Als sie ihren Vorgesetzten von den Bedenken erzählen, wollen diese das Projekt dennoch unverändert durchsetzen und so beträchtliche Fördergelder erhalten. Takahashi und Mayuzumi sollen Takumi als örtlichen Berater engagieren. Sie hoffen, dass er sich bei den anderen Einheimischen für das Projekt einsetzt. Nachdem er ihnen vertraut.

Das klingt jetzt wie ein saftiges Polit-Drama über die skrupellose Ausbeutung der Natur zugunsten kapitalistischer Interessen. Doch nichts davon könnte falscher sein. Es dauert ewig, bis es zu der Informationsveranstaltung kommt. Und es dauert noch länger, bis Takumi als örtlicher Berater engagiert wird. Bis dahin zeigt Hamaguchi Takumi bei alltäglichen Verrichtungen, wie Holz hacken, Wasabi sammeln und, für ein Restaurant, sauberes Wasser aus dem Bach holen. Er streift durch den Wald. Seine Tochter streift durch den Wald. Sie treffen sich mit Nachbarn. Und immer wird viel geschwiegen. So dauert es über zehn Minuten, bevor der erste Satz gesagt wird.

Das macht „Evil does not exist“, mit der Ambient-Musik von Eiko Ishibashi (die auch für Hamaguchis „Drive my Car“ die Musik schrieb), zu einer sehr langsamen und ruhigen Meditation über das einfache, in großer Nähe zur Natur stehende Leben. Wie in seinen vorherigen Filmen will Hamaguchi keine Antworten vorgeben. Er beobachtet, deutet an, lässt Raum für Assoziationen und verweigert eindeutige Antworten. Insofern ist das vollkommen rätselhafte, quer zur Filmgeschichte liegende Ende konsequent.

Evil does not exist (Aku wa sonzai shinai, Japan 2023)

Regie: Ryūsuke Hamaguchi

Drehbuch: Ryūsuke Hamaguchi

Musik: Eiko Ishibashi

mit Hitoshi Omika, Ryo Nishikawa, Ryuji Kosaka, Ayaka Shibutani, Hazuki Kikuchi, Hiroyuki Miura

Länge: 107 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Evil does not exist“

Metacritic über „Evil does not exist“

Rotten Tomatoes über „Evil does not exist“

Wikipedia über „Evil does not exist“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ryūsuke Hamaguchis „Das Glücksrad“ (Guzen to Sozo, Japan 2021)

Meine Besprechung von Ryusuke Hamaguchis „Drive my Car“ (Doraibu mai kā, Japan 2021)


Neu im Kino/Filmkritik: Über Alex Garlands enttäuschenden „Civil War“

April 18, 2024

Bürgerkrieg in den USA. Während sich die verschiedenen Kriegsparteien bekämpfen, machen sich die erfahrenen Kriegsjournalisten Joel (Wagner Moura) und Lee (Kirsten Dunst) auf den Weg von New York nach Washington, D. C.. Es sind etwas über dreihundert Kilometer durch ein Kriegsgebiet, in dem die Fronten vollkommen unklar sind und ein Menschenleben nichts zählt.

Joel will in der Hauptstadt den US-Präsidenten interviewen. Lee soll fotografieren. Begleitet werden sie von ihrem älteren, ebenfalls kriegserfahrenen Kollegen Sammy (Stephen McKinley Henderson) und der blutigen Anfängerin Jessie (Cailee Spaeny), die Lee bewundert und sich in die Reisetruppe eingeschlichen hat.

Zwischen Lee und Jessie entwickelt sich während der Reise ein Mentorin/Schülerin-Verhältnis. Gleichzeitig erzählt der Film eine doppelte Entwicklungsgeschichte. Auf der einen Seite ist die zunehmend kriegsmüde Lee, auf der anderen Seite Jessie, die zunehmend in den Job hineinwächst und sich über den Adrenalinschub freut.

Alex Garland, der Autor von „The Beach“ (verfilmt von Danny Boyle), den Drehbüchern „28 Days Later“ (verfilmt von Danny Boyle), „Sunshine“ (verfilmt von Danny Boyle) und „Dredd“ (verfilmt von Pete Travis) und, nach seinen Drehbüchern, der Regisseur von „Ex Machina“, „Auslöschung“ und „Men – Was dich sucht, wird dich finden“, inszenierte jetzt, selbstverständlich nach seinem Drehbuch, „Civil War“. Im Zentrum seiner neuesten Dystopie steht die Fahrt der vier Journalisten durch das Kampfgebiet als eine Abfolge von Episoden, in denen sie immer wieder Soldaten und anderen spärlich uniformierten Kämpfern begegnen. Immer ist unklar, ob sie die Begegnung überleben werden und immer ist unklar, auf welcher Seite die Soldaten kämpfen. Sie kämpfen halt und erschießen alles, was ihnen vor die Flinte gerät.

An einer irgendwie gearteten Durchdringung des Konflikts ist Garland nicht interessiert. Er erwähnt nur, dass der US-amerikanische Präsident gerade in seiner dritten Amtszeit ist (von zwei nach der Verfassung möglichen) und die „Westlichen Streitkräfte“, eine Koalition von Kalifornien und Texas, gegen die Regierung kämpft. Aber wenn die vier Journalisten dann durch das Kriegsgebiet fahren, kämpfen nur Menschen gegen Menschen. Wer auf welcher Seite kämpft ist unklar. Für was gekämpft wird, ist ebenso unklar. Warum sie gegeneinander kämpfen, ist auch unklar. Das ist zwar immer wieder, wenn die Journalisten in einer Garage gerade Gefolterte und Erhängte entdecken, in das Visier eines gesichtslosen Scharfschützen geraten oder einem von Jesse Plemons gespielten sadistischen Soldaten begegnen, als einzelne Episode spannend, aber auch schnell redundant. Im Gegensatz zu Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“ ergibt sich aus den einzelnen Begegnungen kein vielschichtiges Bild des Krieges, sondern nur das immergleiche Bild, in dem US-amerikanische Soldaten andere US-Amerikaner umbringen. Eine tiefere philosophische Bedeutung ist dabei höchstens erahnbar.

Es ist auch unklar, was die Film-USA mit den realen USA zu tun haben. Das ist, zum Beispiel, in den „The Purge“-Filmen anders. Bei dieser Dystopie ist das Ziel der Kritik und Wut der Macher klar erkennbar. Schon im ersten „The Purge“-Film wurde skizziert, wie die „The Purge“-USA aus der real existierenden USA entstehen konnte. Bei den „The Purge“-Filmen ist daher auch klar, welche politischen Einstellung und Akteure angegriffen werden und wer das Kino verärgert verlassen soll. In „Civil War“ dürfte sich niemand in seiner politischen Einstellung angegriffen fühlen, jeder kann sich in seiner politischen Einstellung bestätigt fühlen, weil „Civil War“ als Parabel offen für jede Interpretation des Ursprungs des Konflikts ist. Das führt dazu, dass Garland keine Idee hat, wie der Bürgerkrieg entstanden ist und wie er hätte verhindert werden können. Er zeigt nur noch, überaus fotogen und gut inszeniert, sinnlose, nicht weiter berührende Gewalt.

Die vier Journalisten, die auf der Suche nach der großen Story durch das Kriegsgebiet fahren, dokumentieren diese Gewalt. Ihr moralisches Wertesystem oder ihre Ansichten über die Konfliktparteien werden nicht auf die Probe gestellt, weil sie keine Position zu diesem Konflikt haben. Es reicht gerade so zu einem banalen, allgemein zustimmungsfähigen „Krieg ist schlimm.“. Lee, Joel, Sammy und Jessie stehen vor keinem Dilemma. Wie Katastrophenjournalisten, die nur das eindrucksvolle Bild für ihr Fotoalbum haben wollen, fotografieren Lee und Cassie die Zerstörung, die Leichen und die Täter. Der schreibende Teil des Journalismus wird ignoriert. Recherche ist ein Fremdwort. Die Zusammenarbeit mit der Redaktion und die Frage, welche Meldungen und Bilder einen Nachrichtenwert haben, ebenso. Bei Garland reicht es nur zu einem seht und bewundert die tapferen Journalisten, die sich mitten in das Kampfgeschehen begeben.

Civil War“ hätte der Film der Stunde, ein Statement zur aktuellen Situaiton in den USA und ein Warnruf werden können. Stattdessen vergeigt er das mit seinem apolitischen Ansatz und dem damit verbundenem Desinteresse an den Motiven der Konfliktparteien. Die so entstehende Kriegspornographie überschüttet er mit oberflächlichem Pathos über tapfere Journalisten.

Garlands neuestes Werk ist eine ziemlich Enttäuschung und ein erschreckend belangloser Film.

Civil War (Civil War, USA 2024)

Regie: Alex Garland

Drehbuch: Alex Garland

mit Kirsten Dunst, Wagner Moura, Cailee Spaeny, Stephen McKinley Henderson, Jesse Plemons, Nick Offerman

Länge: 109 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Civil War“

Metacritic über „Civil War“

Rotten Tomatoes über „Civil War“

Wikipedia über „Civil War“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Alex Garlands „Ex Machina“ (Ex Machina, USA/Großbritannien 2014)

Meine Besprechung von Alex Garlands Jeff-VanderMeer-Verfilmung „Auslöschung“ (Annihilation, USA 2018)

Meine Besprechung von Alex Garlands „Men – Was dich sucht, wird dich finden“ (Men, Großbritannien 2022)


TV-Tipp für den 18. April: The Killing of a sacred Deer

April 17, 2024

WDR, 23.30

The Killing of a sacred Deer (The Killing of a sacred Deer, Großbritannien/Irland 2017)

Regie: Yorgos Lanthimos

Drehbuch: Yorgos Lanthimos, Efthimis Filippou

Ein 16-jähriger Junge drängt sich in das Leben eines erfolgreichen Chirurgen.

In „The Killing of a sacred Deer“ interpretiert Yorgos Lanthimos („The Favourite“) den antiken Mythos der Iphigenie. Das Ergebnis enttäuschte mich.

Warum erkläre ich in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Colin Farrell, Nicole Kidman, Barry Keoghan, Alicia Silverstone, Raffey Cassidy, Sunny Suljic, Bill Camp

Hinweise

Moviepilot über „The Killing of a sacred Deer“

Metacritic über „The Killing of a sacred Deer“

Rotten Tomatoes über „The Killing of a sacred Deer“

Wikipedia über „The Killing of a sacred Deer“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Yorgos Lanthimos‘ „The Killing of a sacred Deer (The Killing of a sacred Deer, Großbritannien/Irland 2017)

Meine Besprechung von Yorgos Lanthimos‘ „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“ (The Favourite, USA 2018)

Meine Besprechung von Yorgos Lanthimos‘ „Poor Things“ (Poor Things, USA 2023)


Neu im Kino/Filmkritik: Es war einmal ein Mädchen namens „Abigail“, das entführt wurde

April 17, 2024

Vor fünf Jahren – und damit vor ihren beiden „Scream“-Filmen – geriet in ihrer Horrorkomödie „Ready or not“ eine Braut in einem riesigen Anwesen in das bizarre Aufnahmeritual der Familie des Bräutigams. Schnell eskalierte die Filmgeschichte, unter dem Gelächter des Kinopublikums, sehr blutig.

In ihrem neuen Film „Abigail“ wird die titelgebende Abigail, eine zwölfjährige Balletttänzerin, entführt. Bis zur Zahlung des Lösegeldes wird sie von ihren Entführern in einem riesigen, verlassenen Anwesen gefangen gehalten. Schnell eskaliert die Filmgeschichte, unter dem Gelächter des Kinopublikums, sehr blutig.

Denn Abigail ist keine harmlos Zwölfjährige. Ihr Vater ist ein mächtiger Unterweltboss. Er ist so mächtig, dass die sechs Entführer schon bei der Nennung seines Namens, den sie erst nach der Entführung erfahren, Panikattacken bekommen. Das ist nicht das einzige, was sie nicht wissen. Sie kennen sich nur unter Tarnnamen. Sie wissen nichts übereinander. Das wollte der ihnen unbekannte Auftraggeber so. Er stellte sie als Team zusammen und lockte sie mit einer fürstlichen Entlohnung. Auch wenn am Filmanfang gesagt wird, dass sie alle Profis und die besten in ihrem Fach seien, vermutet man als Zuschauer schnell, dass diese sechs Trottel in erster Linie nicht wegen ihrer Fähigkeiten als Verbrecher ausgewählt wurden.

Oh, und Abigail ist keine harmlose Zwölfjährige, sondern ein Vampir.

Mehr soll hier über „Abigail“ nicht verraten werden. Der neue Film von Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett lebt von einigen halbwegs überraschenden Wendungen, der Frage, in welcher Reihenfolge die Entführer sterben werden, seinem Humor und seinem unverkrampften Verhältnis zu spritzendem Blut. In „Abigail“ scheint jeder Mensch eher sechzig als sechs Liter Blut in seinem Körper zu haben.

Der Film selbst beginnt unblutig mit Abigails Entführung, die in nervig vielen Schnitten gezeigt wird. Glücklicherweise reduzieren Bettinelli-Olpin und Gillett nachher das Schnitttempo radikal. In diesem eher langsamen ersten Akt werden auch die Entführer skizzenhaft vorgestellt.

Mit dem Tod von ihrem Fahrer Dean (Angus Cloud in seiner letzten Rolle) endet dieser Teil des Thrillers. In den nächsten Minuten, wenn die Entführer auf der Suche nach Deans Mörder durch die dunklen Gänge der verlassenen Villa streifen, gibt es reichlich Suspense-Momente. Einerseits weil die Entführer Abigail suchen, andererseits weil Abigail gerne mit ihrem Essen spielt.

Danach wird der Horrorthriller zu einer sehr blutigen Schlachtplatte, die Splatter und Gore mit Comedy für Menschen mit einem stabilen Magen munter vermengt und über die Leinwand spritzen lässt.

Das macht „Abigail“ zu einem blutigen Spaß, der gut ins Programm des Fantasy-Filmfests gepasst hätte. Jetzt läuft er einige Monate früher im Kino an.

Abigail (Abigail, USA 2024)

Regie: Matt Bettinelli-Olpin, Tyler Gillett

Drehbuch: Stephen Shields, Guy Busick

mit Melissa Barrera, Dan Stevens, Kathryn Newton, William Catlett, Angus Cloud, Kevin Durand, Alisha Weir, Matthew Goode, Giancarlo Esposito .

Länge: 110 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Abigail“

Metacritic über „Abigail“

Rotten Tomatoes über „Abigail“

Wikipedia über „Abigail“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Matt Bettinelli-Olpin/Tyler Gilletts „Devil’s Due -Teufelsbrut“ (Devil’s Due, USA 2014)

Meine Besprechung von Matt Bettinelli-Olpin/Tyler Gilletts „Ready or Not – Auf die Plätze fertig tot“ (Ready or Not, USA 2019)

Meine Besprechung von Matt Bettinelli-Olpin/Tyler Gilletts „Scream“ (Scream, USA 2022)

Meine Besprechung von Matt Bettinelli-Olpin/Tyler Gilletts „Scream VI“ (Scream VI, USA 2023)