Terrence-Malick-Tage im Arsenal – und eine Buchvorstellung

Mai 11, 2013

Bis zum Kinostart von „To the Wonder“, dem neuen Spielfilm von Terrence Malick, am 30. Mai dauert es noch einige Tage. Genug Zeit, um sich noch einmal seine Filme anzusehen. Am Besten natürlich auf der großen Leinwand und die Berliner müssen sich dafür nur in die U-Bahn zum Potsdamer Platz setzen. Denn das Kino Arsenal zeigt in einer Werkschau alle Filme von Terrence Malick und die Dokumentation „Rosy-Fingered Dawn: A Film on Terrence Malick“ (Italien 2002).

Am Sonntag, den 12. Mai, wird die Reihe um 19.30 Uhr mit Malicks Debütfilm „Badlands“ und der Präsentation von Dominik Kamalzadeh und Michael Peklers Buch „Terrence Malick“ eröffnet.

In „Terrence Malick“ beschäftigen sich die beiden Filmjournalisten, sehr informativ, mit einzelnen Aspekten seines Werkes, versuchen das Leben des notorisch verschwiegenen Malick zu durchleuchten und besprechen, mit vielen Bildern, jeden seiner sechs Filme, von denen vor allem seine beiden ersten Filme „Badlands“ und „Days of Heaven“ aufgrund der Bilder Kultstatus genießen. Es sind auch meine beiden Lieblings-Malicks. „The Thin Red Line“ ist eine starbesetzte Meditation über den Krieg, die mir gefiel, aber einige meiner Kumpels für den langweiligsten Film ihres Lebens hielten. „The New World“ ist Malicks Version der Begegnung von John Smith mit der Indianerprinzessin Pocahontas. Der Film existiert in verschiedenen Fassungen. Am 26. Mai zeigt das Arsenal auch den gut dreistündigen, in Deutschland nicht veröffentlichten Extended Cut auf der großen Leinwand.

Endgültig esoterisch wurde es mit „The Tree of Life“, einem fulminantem Langweiler, und „To the Wonder“, der „The Tree of Life“ mit kürzerer Laufzeit und ohne Dinosaurier ist. Aber vielleicht verstehe ich nach der Lektüre von „Terrence Malick“ „To the Wonder“ besser und finde den Film gar nicht mehr soo schlecht.

Sehr gut finde ich jedenfalls die Arsenal-Filmreihe und Dominik Kamalzadeh und Michael Peklers Buch „Terrence Malick“.

Die Filme von Terrence Malick

Badlands, USA 1973 (Badlands – Zerschossene Träume), mit Martin Sheen, Sissy Spacek, Warren Oates

Days of Heaven, USA 1978 (In der Glut des Südens), mit Richard Gere, Brooke Adams, Sam Shepard

The Thin Red Line, USA 1998 (Der schmale Grad), mit Sean Penn, Adrien Brody, Jim Caviezel, Ben Chaplin, George Clooney, John Cusack, Woody Harrelson, Elias Koteas, Jared Leto, Nick Nolte, John Savage, John Travolta

The New World, USA 2005, mit Colin Farrell, Q’orianka Kilcher, Christopher Plummer, Christian Bale, Wes Studi, David Thewlis

The Tree of Life, USA 2011, mit Brad Pitt, Sean Penn, Jessica Chastain,

To the Wonder, USA 2012, mit Ben Affleck, Olga Kurylenko, Rachel McAdams, Javier Bardem

Das Buch über Terrence Malick

Kamalzadeh - Pekler - Terrence Malick - 4

Dominik Kamalzadeh/Michael Pekler: Terrence Malick

Schüren, 2013

208 Seiten

19,90 Euro

Hinweise

AllMovie über Terrence Malick

Rotten Tomatoes über Terrence Malick

Wikipedia über Terrence Malick (deutsch, englisch)


Gratis-Comic-Tag 2013: viele, viele gute Comics für lau

Mai 10, 2013

 

Ist schon wieder ein Jahr um? Denn am Samstag, den 11. Mai (also ungefähr heute), ist wieder Gratiscomictag. Am bewährten Konzept wurde auch im vierten Jahr nichts geändert: Zweihundert Comichändler und Buchhandlungen mit einer guten Comicabteilung geben an dem Tag extra für den Tag produzierte Comichefte ab. Die dreißig Hefte sind von achtzehn verschiedenen Verlagen, von kleinen bis hin zu großen Verlagen, von bekannten Namen bis hin zu Newcomern, von Cartoons über Comics für Kinder hin zu avancierten Graphic Novels, die zeigen, was eine Bildergeschichte alles leisten kann.

Also von „Hägar, der Schreckliche“ über „Donald Duck“, „Batman/Superman Adventures“ und „Before Watchmen“ (die Vorgeschichten zu Alan Moore/Dave Gibbons‘ kongenialem „The Watchmen“) hin zu „U-Comix“ (nach 16 Jahren back in the game) und Joe Dalys „Der rote Affe“, der stilistisch etwas an Art Spiegelmans „Maus“ erinnert. Denn Dalys Erzähler Dave, der etwas wie ein Affe aussieht und Affenfüße hat, ist ein in Kapstadt lebender Zeichner, der mit Auftragszeichnungen von Ziegelsteinen sein Leben fristet und gerne ein richtiger Comiczeichner wäre. In dem Gratiscomicheft „Der undichte Cellokoffer“ (avant-verlag) hat er einen richtigen Pechtag: zuerst ist sein Auftraggeber mit seinen Zeichnungen unzufrieden, dann setzt er seine Wohnung unter Wasser, wird von seiner Freundin verlassen und hat Ärger mit seinem Obermieter, einem bedrohlichen Brutalo. Auch sein bester Freund Paul, so etwas wie der südafrikanische Dude (Remember „The Big Lebowski“?), hält von der Arbeit ab.

Der rote Affe“ ist ein witziger Blick in den Alltag eines Künstlers, bis Dave den Grund für den Lärm in der über ihm liegenden Wohnung herausfinden will und sein Tag wird noch schlimmer.

Gratis-Comic-Tag 2013 - Doppeltes Glück mit dem roten AffenGratis-Comic-Tag 2013 - Before Watchmen

Pünktlich zum neuen Raumschiff-Enterprise-Film „Stark Trek into Darkness“ gibt es, wie schon bei dem vorherigen Raumschiff-Enterprise-Film, die Vorgeschichte zum Film als Comic. Wobei „Star Trek – Countdown to Darkness“ (Cross Cult) nichts über die Filmgeschichte verrät (ich würde sogar zögern, die Geschichte „Vorgeschichte zum Film“ zu nennen), ist der Auftakt der von Autor Mike Johnson und Zeichner David Messina erfundenen Geschichte spannend. Captain Kirk und seine Männer sollen dem Klasse-M-Planeten Phaedus einen „Scannen und weg“-Kurzbesuch abstatten. Die dortigen Bewohner sind ungefähr auf dem technologischem Stand des Römischen Imperiums. Da bemerken sie ein hochfrequentes Energiefeld, über das die Bewohner nicht verfügen sollten. Kirk und Spock machen sich auf den Weg zum Planeten – und erleben ihr blaues Wunder. Das Heft endet mit einem wirklich bösen Cliffhanger, der neugierig auf die weitere Geschichte macht.

Mit „Super Dinosaur“ (Cross Cult) hat der umtriebige „The Walking Dead“-Erfinder Robert Kirkman eine neue Serie begonnen, die sich wirklich von seinen anderen Serien unterscheidet. Denn „Super Dinosaur“ ist für Kinder. Ein, so Kirkman, „Pixar-Film auf Papier“. Im Mittelpunkt steht Derek Dynamo. Der Elfjährige bezeichnet sich selbst, unbescheiden, als „grandios“ und er hat viele „coole“ Dinge. Sein Freund ist „Super Dinosaur“, ein drei Meter großer Tyrannosaurus Rex, der Video-Spiele liebt und ihm gegen Max Maximus, der die Welt erobern möchte, hilft. Während die ersten Seiten von dem Serienauftakt „Super Dinosaur“ noch wie eine kindlich-infantile Endlosklopperei wirken, wird es schon schnell ernster. Denn Dr. Dexter Dynamo, der Vater von Derek, verliert sein Gedächtnis und Derek will das vor ihm verheimlichen.

Gratis-Comic-Tag 2013 - BarracudaGratis-Comic-Tag 2013 - Der Narwal

Die in sich abgeschlossene Geschichte „96 Stunden“ (Epsilon) aus der inzwischen 13-teiligen „Rubine“-Serie von Boyan, Dragan de Lazare, Francois Walthéry und Mythic steht fest im frankobelgischen Comic und wer noch nichts von „Rubine“ gehört hat, dürfte anfangs etwas verwirrt sein. Denn die Autoren erzählen die Geschichte strikt chronologisch (ich hätte eine Rückblendenstruktur bevorzugt). Daher dauert es einige Zeit, bis die Polizistin Rubine von der Chicagoer Polizei ihren ersten Auftritt hat und der Fall mit der verschollenen Haushälterin des Bürgermeisters, die eine vor über zehn Jahren verurteilte Mörderin ist, ins Rollen kommt. Denn die Mörderin hat jetzt im Fernsehen den Mann, den sie ermordet haben soll, quicklebendig gesehen.

Gratis-Comic-Tag 2013 - The ChangerGratis-Comic-Tag 2013 - Welten des Schreckens

Und Weissblech Comics bringt mit drei Kurzcomics die „Welten des Schreckens“ mit einem entzückendem Monstercover zum Gratiscomictag. Um Monster geht es in „Jäger und Gejagte“ mit der Urzeit-Amazone Kala, die mit dem verletzten Tik-Tik und ihrem Echsenbruder Tyr vor einem Menschenfresserstamm flüchtet und auf ihrer Flucht einer riesigen Raubechse begegnen, die sie als Nachtisch betrachtet.

In „Krogans Buch“ geht es in eine Zukunft, die sich kaum von Kalas Urzeit-Welt unterscheidet, außer dass einige Menschen noch lesen können und in der verbotenen Zone solche Bücher sind. Gulbur macht sich auf den Weg.

Am besten gefiel mir in „Welten des Schreckens“ die in sich abgeschlossene Horrorgeschichte „Phantome im Paradies“, mit einer grandiosen Pointe, über seltsame Männer, die in einer von Grachten durchzogenen, am Wasser gelegenen Kleinstadt auftauchen.

Gratis-Comic-Tag 2013 - Malcolm MaxGratis-Comic-Tag 2013 - Resident Evil

Außerdem gibt es die Dystopie „Skull Party“ (Carlsen Comics/Manga!), „Donald Duck“ (Ehapa Comic Collection), „Hägar, der Schreckliche“ (Ehapa Comic Collection), „Resident Evil“ (Kazé), „Marvel Now“ (Panini Comics), „Before Watchmen: Rorschach“ (Panini Comics), den Beginn der Steampunk-Mystery-Serie „Malcolm Max“ (Splitter Verlag), die Dystopie „Hades Syndrom: Crossfire Teil 1“ (Thenextart) und von den neuen Verlagen Comics etc. und dani books „Piccolo Großband“ und Monster Allergy“.

Es gibt also einiges zu Entdecken. Hier gibt es einen Überblick über alle Gratis-Comics (da dürften auch einige künftige Sammlerstücke drunter sein) und hier erfahrt ihr, wo ihr einen oder mehrere der 300.000 Gratiscomics bekommt.


TV-Tipp für den 11. Mai: Hotte im Paradies

Mai 10, 2013

 

Eins Festival, 22.00

Hotte im Paradies (D 2003, R.: Dominik Graf)

Drehbuch: Rolf Basedow

Der kleine Zuhälter Hotte träumt von einem besseren Leben. Mit seiner neuen Hure könnte es klappen.

Grandioser Film über einen Berliner Zuhälter

mit Misel Maticevic, Nadeshda Brennicke, Birge Schade, Stefanie Stappenbeck

Wiederholung: Sonntag, 12. Mai, 01.25 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Meine Besprechung von Dominik Grafs „Schläft ein Lied in allen Dingen“

Meine Besprechung der von Dominik Graf inszenierten TV-Serie  „Im Angesicht des Verbrechens“

Meine Besprechung von Johannes F. Sieverts Interviewbuch „Dominik Graf – Im Angesicht des Verbrechens: Fernseharbeit am Beispiel einer Serie“

Meine Besprechung von Chris Wahl/Jesko Jockenhövel/Marco Abel/Michael Wedel (Hrsg.) “Im Angesicht des Fernsehens – Der Filmemacher Dominik Graf”

Dominik Graf in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: India „Stoker“ ist im Schatten des Zweifels

Mai 10, 2013

 

Das Aufstechen einer Blase.

 

Das Krabbeln einer Spinne.

 

Das Spitzen eines Bleistifts.

 

Bilder aus „Stoker“, den neuen Film von Park Chan-Wook, dem Regisseur von „Joint Security Area“, „Sympathy for Mr. Vengeance“, „Oldboy“, „Lady Vengeance“, „I’m a Cyborg, but that’s okay“ und „Durst“, und auch die Horrorbilder des Jahres. Denn es dürfte schwer sein, das Unwohlsein, das diesen alltäglichen Bildern, dank der Inszenierung, dem Sound, der Musik, dem Spiel der Schauspieler, innewohnt, zu toppen. Jedenfalls nicht mit Blutfontänen, Monstern und übernatürlichen Erscheinungen, die Myriaden von Programmierern beschäftigten. In „Stoker“ taucht nur ein lange verschollener Onkel bei der Beerdigung von Richard Stoker auf. Onkel Charlie war die letzten Jahre auf Weltreise und konnte daher nie zu den Familienfesten kommen. Aber jetzt möchte er sich um die Familie kümmern. Immerhin sei Familie ja das wichtigste. Evelyn Stoker, eine langsam verblühende Südstaatenschönheit, ist fasziniert von dem neuen Hausherrn. Sie verliebt sich auch in ihn.

 

Die sehr schweigsame und introvertierte achtzehnjährige India Stoker, die immer eine sehr intime Beziehung zu ihrem plötzlich verstorbenem Vater hatte, lehnt dagegen Onkel Charlie als Störenfried ab. Sie will trauern und ihre Mutter soll gefälligst auch trauern. Aber dann geschehen Dinge, die zu einer intimen Beziehung zwischen India und Onkel Charlie führen.

 

Stoker“, nach einem Drehbuch von „Prison Break“-Star Wentworth Miller, ist ein sehr intelligentes Update von Alfred Hitchcocks „Im Schatten des Zweifels“ (in dem Klassiker besuchte Onkel Charlie, gespielt von Joseph Cotten, in einer Provinzstadt die liebe Verwandtschaft und seine Nichte Charlie glaubt bald, dass ihr meist abwesender Lieblingsonkel ein gesuchter Frauenmörder ist), mit einer gehörigen Portion „Psycho“. So erinnert der von Matthew Goode gespielte Onkel Charlie durchaus an Norman Bates. Nicht nur optisch. Aber die große Entdeckung, jedenfalls für alle, die „Alice im Wunderland“, „Janet Eyre“ und „Lawless“ verpassten, ist Mia Wasikowska, die fast nichts sagt und dabei doch alles sagt, was wir über die überaus komplexe India, die gerade erwachsen wird und entsprechend unsicher über ihr wahres Wesen ist, wissen müssen.

 

Das beste Drehbuch und gute Schauspieler nützen allerdings nichts, wenn die Regie es versaubeutelt. Aber Park Chan-Wook inszenierte in seinem US-Debüt, wieder mit seinem aus „Oldboy“, „Lady Vengeance“, „I’m a Cyborg, but that’s okay“ und „Durst“ vertrauten Kameramann Chung-Hoon Chung, jedes Bild wie ein Gemälde, der Sound und die Musik von Clint Mansell tragen zur unheimlichen Atmosphäre bei, und die Schauspieler spielen, als ob sie in einem (Alp)Traum gefangen seien, immer einen kleinen Tick neben der Normalität. Gerade genug, um ein ständiges „Da stimmt irgendetwas nicht“-Gefühl heraufzubeschwören.

 

Stoker“ hätte in anderen Händen leicht zu einem 08/15-Thriller werden können, aber hier entstand ein Kunstwerk.

 

Stoker - Plakat

 

Stoker (Stoker, USA 2012)

 

Regie: Park Chan-Wook

 

Drehbuch: Wentworth Miller

 

mit Mia Wasikowska, Matthew Goode, Dermot Mulroney, Jacki Weaver, Nicole Kidman, Phyllis Sommerville

 

Länge: 99 Minuten

 

FSK: ab 16 Jahre

 

 

Hinweise

 

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

 

 

Film-Zeit über „Stoker“

 

Metacritic über „Stoker“

 

Rotten Tomatoes über „Stoker“

 

Wikipedia über „Stoker“ (deutsch, englisch)

 

 

 

 


TV-Tipp für den 10. Mai: Daybreakers

Mai 10, 2013

Pro 7, 22.05

Daybreakers (Australien/USA 2009, R.: Michael Spierig, Peter Spierig)

Drehbuch: Michael Spierig, Peter Spierig

2019: Vampire beherrschen die Welt. Weil es aber nicht mehr genug Menschenblut gibt, forscht Vampir Edward Dalton für Bromley an einem Blutersatz. Als er auf einige Menschen, die im Untergrund leben, trifft, muss er sich zwischen den Menschen und den Vampiren entscheiden.

Daybreakers“ ist ein feiner Film, der trotz Ethan Hawke, Willem Dafoe und Sam Neill und der guten Einspielergebnissen in anderen Ländern bei uns keinen Kinostart erhielt. Das führt zu der traurigen Erkenntnis, dass Vampirfilme derzeit wohl nur als Biss-Filme genug kommerzielles Appeal für eine Kinoauswertung haben. Eine in sich glaubwürdige Dystopie, die detailreich eine Welt zeichnet, in der durchaus kultivierte Blutsauger die Macht übernommen haben, gehört nicht dazu.

mit Ethan Hawke, Willem Dafoe, Sam Neill, Claudia Karvan, Michael Dorman, Isabel Lucas

Wiederholung: Samstag, 11. Mai, 00.00 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Wikipedia über „Daybreakers“ (deutsch, englisch)

Rotten Tomatoes über “Daybreakers”

Fearnet telefoniert mit den Spierig-Brüdern (19. Oktober 2007)

Killerfilm trifft die Spierig-Brüder (8. Januar 2010)

Meine Besprechung von “Daybreakers”


TV-Tipp für den 9. Mai: Minority Report

Mai 8, 2013

Kabel 1, 20.15

Minority Report (USA 2002, R.: Steven Spielberg)

Drehbuch: Scott Frank, Jon Cohen

LV: Philip K. Dick: The Minority Report, 1956 (erstmals erschienen in Fantastic Universe, Januar 1956, Der Minderheiten-Bericht, Kurzgeschichte)

Schöne neue Welt: 2054 werden in Washington, D. C., Verbrecher bereits vor der Tat, aufgrund der Prognose von Precogs, verhaftet. Ein perfektes System, bis die Precogs sagen, dass der Polizist John Anderton bald einen Mann, den er überhaupt nicht kennt, umbringen wird. Anderton glaubt nicht an die Prognose. Er flüchtet und versucht herauszufinden, warum er zum Mörder werden soll.

Guter, etwas zu lang geratener Science-Fiction-Thriller, der für den Bram-Stoker-, Nebula- und Hugo-Preis nominiert war und den Saturn-Preis erhielt.

mit Tom Cruise, Colin Farrell, Samantha Morton, Max von Sydow, Lois Smith, Peter Stormare, Frank Grillo

Wiederholung: Freitag, 10. Mai, 01.00 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über „Minority Report“ (deutsch, englisch)

Rotten Tomatoes über „Minority Report“

Homepage von Philip K. Dick

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels” (Indiana Jones and the kingdom of the skull, USA 2008)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Gefährten” (War Horse, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Lincoln“ (Lincoln, USA 2012)

Steven Spielberg in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „Star Trek into Darkness“ bei der Terroristenjagd

Mai 8, 2013

 

Ich habe mich wirklich auf „Star Trek into Darkness“ gefreut (Nicht gut.). Immerhin war der vorherige „Star Trek“-Film von J. J. Abrams und den Drehbuchautoren Roberto Orci und Alex Kurtzman eine rundum überzeugende und gelungene Neuinterpretation der Geschichte des Raumschiffes Enterprise und seiner Besatzung in einer alternativen Zeitlinie, aber mit einer ordentlichen Portion Sense of Wonder. Es war – ich gebe es zu – der erste „Star Trek“-Film, den ich mir im Kino ansah, und auch der „Roman zum Film“ von Alan Dean Foster gefiel mir.

Entsprechend hoch waren meine Erwartungen für die Fortsetzung (Nicht gut.). Immerhin stand das gleiche kreative Team hinter der Kamera, die Schauspieler übernahmen wieder die gleichen Rollen und natürlich würde die Geschichte von Captain Kirk und seinem Raumschiff Enterprise weiter erzählt werden.

Ich lümmelte mich also in meinen Kinosessel, setzte die 3D-Brille (für mich „die Brille auf der Brille“) auf und bevor ich mit der Besprechung beginne gibt es noch eine Vorbemerkung, über zwei Dinge, die nicht unbedingt etwas mit dem Film zu tun haben, aber mich bis zum Abspann störten:

Der 3D-Effekt war dieses Mal wieder nur störend, nervig und schlecht gemacht und die Bilder waren für meinen Geschmack immer einen Tick zu dunkel.

Der Film selbst beginnt fetzig und, wie wir es aus unzähligen TV-Episoden kennen, mitten in der Action: auf dem Planeten Nibiru werden Kirk und seine Männer aus nie geklärten Gründen von den aufgebrachten Einwohnern verfolgt. Spock springt in einen Vulkan, der kurz vor einer planetenvernichtenden Explosion steht, und platziert dort eine Bombe, die diese Explosion stoppen soll. Weil er dabei auch sterben wird, verstößt Kirk gegen die Regeln der Sternenflotte, lässt die Steinzeitmenschen das Raumschiff Enterprise sehen und rettet Spock, den Planeten und dessen Bewohner.

Als Quittung für diesen Kuddelmuddel verliert Kirk die Enterprise. Aber noch bevor er so richtig Trübsal blasen kann in einer dieser schicken Yuppie-Retro-Bars, in denen zu schummeriger Beleuchtung auch in drei Jahrhunderten noch Fünfziger-Jahre-Blues läuft (ach ja: Plattenspieler gibt es auch noch.), verübt John Harrison (Benedict Cumberbatch, der nicht einmal „Sherlock Holmes“ sagt und seine Rolle als Khan in dieser Zeitlinie, die sich von der Zeitlinie der Original-“Raumschiff Enterprise“-Serie mal mehr, mal weniger unterscheidet, stoisch übersteht und so ein herrlich undurchschaubarer Schurke ist) einen Anschlag auf die Sternenflotte, der dazu führt, dass alle wichtigen Männer der Sternenflotte sich in einem schlecht gesicherten Besprechungszimmer versammeln. Harrison könnte jetzt in einem zweiten Anschlag die gesamte Kommandoebene vernichten, wenn nicht Captain Kirk die böse Absicht erkennen würde und – schon rummst es kräftig. Harrison erreicht sein Ziel nur teilweise und flüchtet nach Kronos, den verwüsteten Heimatplaneten der Klingonen, der wie ein verlassenes „Blade Runner“-Set aussieht.

James T. Kirk erhält – vollkommen entgegen den sonstigen Gewohnheiten und Regeln der Sternenflotte – den Auftrag, den Bösewicht zu töten. Voller jugendlicher Begeisterung über die Chance, den Tod von seinem väterlichen Mentor, Captain Pike, zu rächen, warpt er mit seinem Raumschiff und der schon aus dem ersten „Star Trek“-Film bekannten Besatzung in Richtung Kronos.

Und ich saß ungläubig über dieses erzählerische Chaos, im Kino. Denn der gesamte Film „Star Trek into Darkness“ fühlt sich nie wie eine „Raumschiff Enterprise“-Geschichte mit James T. Kirk, Spock, Uhura, Sulu und Scotty an. Es geht hier nicht mehr darum, neue Welten kennen zu lernen und Konflikte möglichst friedlich zu lesen. Stattdessen gibt es Action bis zum Abwinken. Es wird zerstört, geschossen, sich geprügelt und getötet, als gäbe es kein Morgen und als könne man mit Action, hastigen Schnitten und Schauplatzwechseln, garniert mit einen kleinen „Raumschiff Enterprise“-Zitaten für das Fan-Herz, von der fehlenden Geschichte ablenken.

Es gibt keinen optimistischen Blick in die Zukunft, kein Sense of Wonder, sondern nur einen chaotischen Racheplot, mit mehr Plotlöchern und Unwahrscheinlichkeiten als ein Schweizer Käse, in dem einerseits mit Warp-Antrieb und sich noch im Anfang befindender Beam-Technik riesige Entfernungen innerhalb von Sekundenbruchteilen überwunden werden können, aber andererseits dann wieder furchtbar komplizierte Manöver im All, nur in Raumanzügen, durchgeführt werden können und der Nuklear-Antrieb des Raumschiffs mit einem kräftigen Fausthieb wieder in Betrieb gesetzt werden kann. Sowieso scheinen die Maschinenräume und leeren Lagerräume der Raumschiffe größer als die Raumschiffe zu sein, aber ein richtiges, fertiges Drehbuch scheint dort niemand gefunden zu haben.

Star Trek - Into Darkness - Teaser

Star Trek into Darkness (Star Trek into Darkness, USA 2013)

Regie: J. J. Abrams

Drehbuch: Roberto Orci, Alex Kurtzman, Damon Lindelof

mit Chris Pine, Zachary Quinto, John Cho, Simon Pegg, Zoë Saldana, Karl Urban, Anton Yelchin, Benedict Cumberbatch, Alice Eve, Bruce Greenwood, Peter Weller

Länge: 132 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Star Trek into Darkness“

Metacritic über „Star Trek into Darkness“

Rotten Tomatoes über „Star Trek into Darkness“

Wikipedia über „Star Trek into Darkness“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Alan Dean Fosters „Star Trek“ (Star Trek, 2009)

Meine Besprechung von J. J. Abrams‘ „Super 8“ (Super 8, USA 2011)

Bonushinweis

Alan Dean Foster, der ja schon viele gute Filmromane geschrieben hat, hat den Filmroman zu „Star Trek into Darkness“ geschrieben und vielleicht gelingt es ihm ja einige der Plotlöcher in dieser Post-9/11-Terroristenhatz-Geschichte, die – immerhin erzählen Science-Fiction-Geschichten ja immer etwas über die Gegenwart – wie ein zehn Jahre altes Fundstück wirkt, zu stopfen. Jedenfalls erscheint die deutsche Übersetzung pünktlich zum Filmstart.

Foster - Star Trek into Darkness

Alan Dean Foster: Star Trek into Darkness – Roman zum Film

Cross Cult, 2013

320 Seiten

12,80 Euro

 

 


Über den Berlin-Krimi „Der Tag der Rache“ von James Patterson und Mark Sullivan

Mai 8, 2013

 

Normalerweise spielen die Geschichten von James Patterson in den USA. Aber mit seiner „Private“-Serie über eine internationale Detektei mit scheinbar unbegrenzten Ressourcen, kann er seine Geschichten auch in anderen Ländern spielen lassen und die deutsche Hauptstadt mit ihrer einzigartigen Geschichte ist ein dankbares Pflaster für Geschichten, die so nur in Berlin spielen können.

 

Private-Detektiv Chris Schneider, der in Ostdeutschland seine Kindheit verbrachte, wird in einem verlassenen Schlachthaus in Ahrensfelde ermordet. Als seine Ex-Freundin und Kollegin Mathilde Engel über ein GPS-Signal einen Hinweis auf das Schlachthaus erhält, entdeckt sie dort in einem Kellerraum mehrere Leichen. Kurz darauf wird die Ruine in die Luft gejagt.

 

Engel beginnt, zusammen mit der Polizei (der ermittelnde Kommissar ist ebenfalls Ostdeutscher), nach dem Täter zu suchen. Dabei führen ihre Ermittlungen sie in die Vor-Wende-Vergangenheit. Das Motiv für den Mord an ihrem Kollegen scheint in dessen Kindheit zu liegen und der Täter, ein Meister im Verkleiden und Verwischen seiner Spuren, will noch weitere Menschen umbringen.

 

Auch wenn der Edgar-nominierte Thriller-Autor Mark Sullivan, dessen vorherigen Romane vor allem bei Fischer erschienen, den Roman geschrieben hat, wurde die Geschichte, wie schon bei ihrer vorherigen Zusammenarbeit „Der Countdown des Todes“, ebenfalls für die Private-Serie, von James Patterson und Mark Sullivan erfunden und Patterson hat, wie auch bei seinen zahlreichen anderen Kooperationen, die ihn zu einem enorm produktiven und kommerziell erfolgreichem Autor machen, natürlich das letzte Wort gehabt. Insofern ist „Der Tag der Rache“ ein typischer Patterson: viele kurze Kapitel und eine Story, die unterhalten soll. Weitere Ansprüche sind nicht erkennbar. Die Charaktere und die Handlung von „Der Tag der Rache“ wirken wie aus einer TV-Serie; keine dieser hochklassigen Serien, über die Kritiker lange Elogen schreiben und Wissenschaftler Dissertationen anfertigen, sondern eine dieser Serien, die man nach Feierabend, ohne groß nachzudenken, zur Entspannung ansieht und schnell wieder vergisst und wie sie in der Vergangenheit zum Beispiel von Aaron Spelling und Stephen J. Cannell produziert wurden.

 

Auch die Sprache ist bestenfalls funktional, teilweise auch verquast. So gibt es anstatt einem „sagte“ auf Seite 47 (willkürlich herausgegriffen) „meldete sich“, „beschwerte sich“, „erwiderte“, „seufzte“, „versprach“, was vielleicht ein Rückfall in die alte Übersetzerunsitte ist, nach der man niemals, auch wenn es im Original so steht, nur „sagte“ schreiben darf, sondern immer noch Regieanweisungen geben muss. Als ob das Gesagte nicht ausreichen würde.

 

Der Tag der Rache“ selbst ist ein okayer Schmöker, der für Berliner wegen des Handlungsortes gewinnt, aber auch nicht weiter im Gedächtnis bleibt und insgesamt sehr amerikanisch ist; – was sogar für ihn spricht. Denn das Team Patterson/Sullivan zeigt, dass in Deutschland spielende Krimis nicht bieder und provinziell sein müssen.

 

Besser werden sie so nicht unbedingt.

 

Patterson - Sullivan - Der Tag der Rache

 

James Patterson/Mark Sullivan: Der Tag der Rache

 

(übersetzt von Helmut Splinter)

 

Goldmann, 2013

 

384 Seiten

 

9,99 Euro

 

 

Originalausgabe

 

Private Berlin

 

Little, Brown and Company, 2013

 

 

Hinweise

 

Homepage von Mark Sullivan

Krimi-Couch über Mark Sullivan

 

Homepage von James Patterson

 

The Rap Sheet über James Patterson

 

Fantastic Fiction über James Patterson 

 

James Patterson auf der Krimi-Couch

 

Meine Besprechung von James Patterson/Michael Ledwidges „Im Affekt“ (The Quickie, 2007)

Meine Besprechung der James-Patterson-Verfilmung „Alex Cross“ (Alex Cross, USA 2012)

 

James Patterson in der Kriminalakte

 

PW: Mark Sullivan über seine Zusammenarbeit mit James Patterson (Dezember 2012)

 

 

 


TV-Tipp für den 8. Mai: Sherlock: Der Reichenbachfall

Mai 8, 2013

 

WDR, 23.05

Sherlock: Der Reichenbachfall (GB 2012, R.: Toby Haynes)

Drehbuch: Steve Thompson

Erfinder: Mark Gatiss, Steven Moffat

Ab Donnerstag ist Benedict Cumberbatch in „Star Trek into Darkness“ der Bösewicht, heute löst er als Sherlock Holmes in der grandiosen Abschlussfolge der zweiten „Sherlock“-Staffel den Reichenbachfall, der für Sherlock-Holmes-Fans eine besondere Bedeutung hat.

Die Serienmacher haben sich aber noch einen besonderen Dreh einfallen gelassen. Denn sein Gegner Jim Moriarty entlarvt Sherlock Holmes als Scharlatan und auch die Öffentlichkeit, die Sherlock Holmes bislang bewunderte, ändert ihre Meinung.

Zum Glück ist die dritte Staffel in Arbeit.

mit Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Una Stubbs, Rupert Graves, Mark Gatiss, Andrew Scott

Hinweise

The Science of Deduction (Homepage von Sherlock Holmes)

John Watson’s Blog

Molly Hooper’s Diary

BBC über „Sherlock“

BBC Germany über „Sherlock“

ARD über „Sherlock“

Hartswood Film über „Sherlock“

YouTube-Kanal „Sherlock“

Wikipedia über „Sherlock“ (deutsch, englisch)

Homepage von Sir Arthur Conan Doyle (Erben)

Krimi-Couch über Sir Arthur Conan Doyle

Kirjasto über Sir Arthur Conan Doyle

Wikipedia über Sir Arthur Conan Doyle (deutsch, englisch)

Sherlockian.net (Einstiegsseite mit vielen Links)

Facebook-Seite der deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft

Thrilling Detective über Sherlock Holmes

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles “Sherlock Holmes Geschichten”, “Sherlock Holmes Kriminalgeschichten” und “The Adventures of Sherlock Holmes” (und hier eine Auflistung der in diesen Werken enthaltenen Geschichten)

Meine Besprechung von Anthony Horowitzs „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Davide Fabbris (Zeichner): Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies! (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies, 2010)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Horacio Domingues/Davide Fabbris (Zeichner) „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula“ (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Jekyll/Hyde; Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula, 2010/2011)

Meine Besprechung von „Sherlock: Ein Fall von Pink“ (A Study in Pink, GB 2010)

Meine Besprechung von „Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 1“ (Sherlock, GB 2010)

Meine Besprechung von „Sherlock: Eine Legende kehrt zurück -Staffel 2“ (GB 2012)

Meine Besprechung von “Sherlock: Ein Skandal in Belgravia” (A Scandal in Belgravia, GB 2012)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Sherlock Holmes in der Kriminalakte


Cover der Woche

Mai 7, 2013

Thomas - Was ich nicht weiss macht mich nicht kalt


TV-Tipp für den 7. Mai: Big Fish

Mai 7, 2013

Sixx, 20.15

Big Fish – Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht (USA 2003, R.: Tim Burton)

Drehbuch: John August

Literaturvorlage: Daniel Wallace: Big Fish – A Novel of Mythic Proportions, 1998 (Big Fish)

Vertreter Edward Bloom ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Sein Sohn Will, der hinter den Geschichten nie den wahren Edward Bloom sah, brach deshalb vor Jahren entnervt den Kontakt zu ihm ab. Jetzt sitzt er an Edwards Sterbebett und versucht zum letzten Mal die Beziehung zu seinem Vater zu kitten. Aber dieser erzählt nur wieder einmal die altbekannten Geschichten aus seinem Leben und erfindet einige neue dazu.

Das Buch, eine lockere Sammlung von Episoden, ist bestenfalls solala. Aber der Film, der sich in vielen Teilen von dem Buch entfernt, die Episoden aus dem Buch und zahlreiche neue zu einer Biographie zusammenfügt und dabei das Thema des Buches deutlicher herausarbeitet,  ist eine zwischen trister Realität und farbenfreudiger Fantasie wechselnde Liebeserklärung an das Erzählen von Geschichten, die am Ende doch nicht so erfunden sind, wie der Sohn immer annahm.

Mit Ewan McGregor, Albert Finney, Billy Crudup, Jessica Lange, Helena Bonham Carter, Loudon Wainwright III, Steve Buscemi, Danny DeVito, Daniel Wallace (Econ Professor)

Wiederholung: Mittwoch, 8. Mai, 00.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Homepage von Daniel Wallace

Homepage/Blog von John August (In der Abteilung „Downloads“ gibt es das Drehbuch und weiteres informatives Material zu „Big Fish“.)

Rotten Tomatoes über “Big Fish”

Wikipedia über “Big Fish” (deutsch, englisch)

Tim Burton bei Film-Zeit

Senses of Cinema-Artikel von Ben Andac über Tim Burton (2003)

Arte über die Tim-Burton-Reihe

Meine Besprechung von Tim Burtons „Frankenweenie“ (Frankenweenie, USA 2012, nach einem Drehbuch von John August)

Tim Burton in der Kriminalakte

Meine Besprechung von John Augusts “The Nines” (The Nines, USA 2007)


DVD-Kritik: Sam Raimi lässt Bruce Campbell gegen die „Armee der Finsternis“ kämpfen

Mai 6, 2013

 

Das erste Mal sah ich Sam Raimis „Armee der Finsternis“ vor gut zwanzig Jahren in eine der damals beliebten „Nächte des schlechten Geschmacks“ und ich habe keine Ahnung mehr, welche kultigen Filme noch gezeigt wurde, aber ich weiß, dass mir die „Armee der Finsternis“ gefiel und der Saal tobte. Denn die Abenteuer von Ash (Bruce Campbell), der bereits in den ersten beiden „Tanz der Teufel“/“Evil Dead“-Filmen gegen das Böse kämpfte, gelangt durch einen Zeittunnel in das Mittelalter mitten in die Kämpfe zwischen Fürst Arthur und Henry, dem Roten. Dort muss er ebenfalls gegen das Böse kämpfen und, wenn er als Auserwählter das Necronomicon von einem Friedhof zu dem örtlichen Weißen bringt, kann dieser die sie bedrohenden Untoten bannen und ihn mit einem Zauberspruch wieder in die Gegenwart schicken.

 

Während die ersten Szenen noch von dem Zusammentreffen zwischen den Rittern und einem Menschen aus der Gegenwart, der mit seinen dummen Sprüchen (als ob sie ein Wort von der Produktbeschreibung seiner Flinte verstünden) und einem Gewehr und einer Motorsäge für Recht und Ordnung sorgt indem er zwei in einem Brunnen lebende Monster besiegt, eine große Portion Humor und auch Spannung beziehen, wird es dann sehr slapstickhaft, mit einem deutlichen Kopfnicken zu den alten Universal-Horrorfilmen. Ash wird, nach einer „Evil Dead“-Horrorsequenz im Wald, den er auf dem Weg zu dem Necronomicon durchqueren muss, in einer Windmühle von kleineren Ausgaben seiner selbst gefoltert, er wird, als er das Buch von seinem Altar entfernen will, von den Schutzmächten des Necronomicon deformiert und er wird von Skeletten, die sich aus dem Boden erheben, geschlagen. Denn Ash schluderte ein wenig bei dem Zauberspruch und er erweckt die titelgebende Armee der Finsternis, eine riesige Horde von Skeletten. Gegen die muss er, mit einigen damals utopischen Waffen (Hey, immerhin hat er sein Chemiebuch dabei!) und den Bewohnern der Burg im großen Showdown kämpfen, der, weil Skelette etwas blutleer sind, ziemlich unblutig, aber mit vielen Toten ein wahres Massaker und, dank des Einfallsreichtums der Macher, ein Fest für das Auge ist.

 

Und das tolle bei diesen Tricks ist, dass sie alle handgemacht sind. Da kam noch nichts aus dem Computer.

 

Der Film selbst ist nicht ohne Fehler (so ist die Story nur die halbherzige Entschuldigung für die grandiosen Slapstick-, Horror- und Actionszenen, die eher unverbunden nebeneinander stehen; die Charakter sind, bis auf Ash, Staffage), aber die „Armee der Finsternis“ macht deutlich mehr Spaß als Sam Raimis letzten beiden Filmen, den bunten, aber auch leblosen „Die fantastische Welt von Oz“ und den gründlich misslungenen „Spider Man 3“, und er ist auch nicht so ernst, wie seine ersten beiden „Spider Man“-Filme. In seinem bislang letzten „Evil Dead“-Film sieht man einfach, was ein abstruser Humor und traditionelle Trickarbeit können.

 

Oh, und natürlich Bruce Campbell, der sich für nichts zu schade ist und sich hier wirklich nicht vor den großen Deadpan-Komikern verstecken muss.

 

Jetzt hat Koch Media den Film in mehreren Ausgaben veröffentlicht: den „Director’s Cut“, in fantastischer Bildqualität, erstmals als Einzel-Blu-ray und Einzel-DVD (mit einem informativen und kurzweiligem Audiokommentar von Bruce Campbell, Ivan und Sam Raimi) und als „Ultimate Edition“ mit zwei Blu-rays und vier DVDs. In dieser Ausgabe ist der Film in der deutschen und US-Kinofassung, dem Director’s Cut und der US-TV-Fassung enthalten. Außerdem gibt es Interviews, Behind-the-Scenes-Aufnahmen und ein Featurette über die Spezialeffekte.

 

Armee der Finsternis - DVD-Cover

 

Armee der Finsternis (Tanz der Teufel III) (Army of Darkness – Evil Dead 3, USA 1992)

 

Regie: Sam Raimi

 

Drehbuch: Sam Raimi, Ivan Raimi

 

mit Bruce Campbell, Embeth Davidtz, Marcus Gilbert, Ian Abercrombie, Bridget Fonda, Richard Grove, Michael Earl Reid

 

 

Die Ausgaben der „Armee der Finsternis“ von Koch Media

 

DVD (Director’s Cut)

 

Bild: 1.85:1 (16:9)

 

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)

 

Untertitel: Deutsch, Englisch

 

Bonusmaterial: Audiokommentar, Bildergalerie, Deutscher Trailer

 

Länge: 92 Minuten

 

FSK: ab 16 Jahre

 

 

Blu-ray (Director’s Cut)

 

Bild: 1.85:1 (16:9)

 

Ton: Deutsch, Englisch (DTS-HD Master Audio 2.0)

 

Untertitel: Deutsch, Englisch

 

Bonusmaterial: Audiokommentar, Bildergalerie, Deutscher Trailer

 

Länge: 96 Minuten

 

FSK: ab 16 Jahre

 

Armee der Finsternis - Ultimate Edition

 

Ultimate Edition

 

Bild: 1.85:1 (16:9)

 

Ton: Deutsch, Englisch (Blu-rays: DTS-HD Master Audio 2.0 DVDs: Dolby Digital 2.0)

 

Untertitel: Deutsch

 

Disc 1 (Blu-ray) Directors Cut-Fassung (ca. 96 Minuten)

 

Extras: Audiokommentar von Sam Raimi, Ivan Raimi und Bruce Campbell, Deutscher Kinotrailer, Bildergalerie

 

Disc 2 (Blu-ray) Deutsche Kinofassung (ca. 88 Minuten) US Kinofassung (ca. 81 Minuten)

 

Disc 3 (DVD) Directors Cut-Fassung (ca. 92 Minuten)

 

Disc 4 (DVD) Deutsche Kinofassung (ca. 85 Minuten)

 

Disc 5 (DVD) US-Kinofassung (ca. 78 Minuten)

 

Disc 6 (DVD) Extras: US-TV-Fassung mit alternativen Einstellungen und geänderten Dialogen (ca. 85 Minuten, Englisch mit dt. UT), Featurette über die Specialeffekte „Creating the Deadites“, diverse Interviews und Behind the Scenes- Aufnahmen vom Set, Ein animierter Tribut zur Evil Dead-Trilogie, diverse Trailer aus mehreren Ländern, Deleted Scenes

 

 

Hinweise

Metacritic über „Armee der Finsternis“

 

Rotten Tomatoes über „Armee der Finsternis“

 

Wikipedia über „Armee der Finsternis“ (deutsch, englisch)

Schnittberichte: Vergleiche der verschiedenen Fassungen

 

Meine Besprechung von Sam Raimis „Die fantastische Welt von Oz“ (Oz, the Great and Powerful, USA 2013)

 

 


Die Edgar-Gewinner 2013

Mai 6, 2013

 

Die Mystery Writers of America haben den diesjährigen Edgar-Allan-Poe-Preis an folgende Werke verliehen:

Best Novel

Live by Night, von Dennis Lehane (Morrow)

nominiert

The Lost Ones, von Ace Atkins (Putnam)

The Gods of Gotham, von Lyndsay Faye (Putnam)

Gone Girl, von Gillian Flynn (Crown)

Potboiler, von Jesse Kellerman (Putnam)

Sunset, von Al Lamanda (Five Star)

All I Did Was Shoot My Man, von Walter Mosley (Riverhead)

Best First Novel by an American Author

The Expats, von Chris Pavone (Crown)

nominiert

The Map of Lost Memories, von Kim Fay (Ballantine)

Don’t Ever Get Old, von Daniel Friedman (Minotaur/Thomas Dunne)

Mr. Churchill’s Secretary, von Susan Elia MacNeal (Bantam)

The 500, von Matthew Quirk (Reagan Arthur)

Black Fridays, von Michael Sears (Putnam)

Best Paperback Original

The Last Policeman, von Ben H. Winters (Quirk)

nominiert

Complication, von Isaac Adamson (Soft Skull Press)

Whiplash River, von Lou Berney (Morrow)

Bloodland, von Alan Glynn (Picador)

Blessed Are the Dead, von Malla Nunn (Emily Bestler)

Best Fact Crime

Midnight in Peking: How the Murder of a Young Englishwoman Haunted the Last Days of Old China, von Paul French (Penguin)

nominiert

Devil in the Grove: Thurgood Marshall, the Groveland Boys, and the Dawn of a New America, von Gilbert King (Harper)

More Forensics and Fiction: Crime Writers’ Morbidly Curious Questions Expertly Answered, von D.P. Lyle (Medallion)

Double Cross: The True Story of the D-Day Spies, von Ben Macintyre (Crown)

The People Who Eat Darkness: The True Story of a Young Woman Who Vanished from the Streets of Tokyo–and the Evil that Swallowed Her Up, von Richard Lloyd Parry (Farrar Straus & Giroux)

Best Critical/Biographical

The Scientific Sherlock Holmes: Cracking the Case with Science and Forensics, von James O’Brien (Oxford University Press)

nominiert

Raymond Chandler’s Philip Marlowe: The Hard-boiled Detective Transformed, von John Paul Athanasourelis (McFarland & Company)

Books to Die For: The World’s Greatest Mystery Writers on the World’s Greatest Mystery Novels, herausgegeben von John Connolly und Declan Burke (Emily Bestler)

In Pursuit of Spenser: Mystery Writers on Robert B. Parker and the Creation of an American Hero, herausgegeben von Otto Penzler (Smart Pop)

Best Short Story

The Unremarkable Heart, von Karin Slaughter (in Mystery Writers of America Presents: Vengeance)

nominiert

Iphigenia in Aulis, von Mike Carey (in An Apple for the Creature, herausgegeben von Charlaine Harris und Toni L. P. Kelner; Ace)

Hot Sugar Blues, von Steve Liskow (in Mystery Writers of America Presents: Vengeance, herausgegeben von Lee Child; Mulholland)

The Void It Often Brings With It, von Tom Piccirilli (Ellery Queen Mystery Magazine [EQMM], November 2012)

Still Life No. 41, von Teresa Solana (EQMM, March/April 2012)

Best Juvenile

The Quick Fix, von Jack D. Ferraiolo (Amulet)

nominiert

Fake Mustache: Or, How Jodie O’Rodeo and Her Wonder Horse (and Some Nerdy Kid) Saved the U.S. Presidential Election from a Mad Genius Criminal Mastermind, von Tom Angleberger (Amulet)

13 Hangmen, von Art Corriveau (Amulet)

Spy School, von Stuart Gibbs (Simon & Schuster Books for Young Readers)

Three Times Lucky, von Sheila Turnage (Dial Books for Young Readers)

Best Young Adult

Code Name Verity, von Elizabeth Wein (Hyperion)

nominiert

Emily’s Dress and Other Missing Things, von Kathryn Burak (Roaring Brook Press)

The Edge of Nowhere, von Elizabeth George (Viking)

Crusher, von Niall Leonard (Delacorte BFYR)

Amelia Anne Is Dead and Gone, von Kat Rosenfield (Dutton Children’s Books)

Best Television Episode Teleplay

A Scandal in Belgravia,” Sherlock, Drehbuch von Steven Moffat (BBC/Masterpiece)

nominiert

Pilot, ” Longmire, Drehbuch von Hunt Baldwin und John Coveny (A&E)

Child Predator,” Elementary, Drehbuch von Peter Blake (CBS)

Slaughterhouse,” Justified, Drehbuch von Fred Golan (Sony/FX)

New Car Smell,” Homeland, Drehbuch von Meredith Stiehm (Showtime/Fox21)

Robert L. Fish Memorial Award

When They Are Done With Us, von Patricia Smith (in Staten Island Noir, herausgegeben von Patricia Smith; Akashic Books)

Grand Master

Ken Follett

Margaret Maron

Raven Awards

Oline Cogdill und Mysterious Galaxy Bookstore, San Diego und Redondo Beach, California

Ellery Queen Award

Johnny Temple, Akashic Books

The Simon & Schuster-Mary Higgins Clark Award

The Other Woman, von Hank Phillippi Ryan (Forge)

nominiert

Dead Scared, von S.J. Bolton (Minotaur)

A City of Broken Glass, von Rebecca Cantrell (Forge)

The Reckoning, von Jane Casey (Minotaur)

Sleepwalker, von Wendy Corsi Staub (Harper)

Einen herzlichen Glückwunsch an alle Gewinner.

Einen Gesamtlesetipp an alle Kriminalakte-Leser: ich empfehle, bis zum Beweis des Gegenteils, auch ohne sie gelesen zu haben, alle nominierten und prämierten Bücher und Kurzgeschichten.

Und natürlich hoffe ich auf viele, viele, viele Übersetzungen.

(via The Rap Sheet)


TV-Tipp für den 6. Mai: Die weiße Rose

Mai 6, 2013

 

NDR, 23.15

Die weiße Rose (D 1982, R.: Michael Verhoeven)

Drehbuch: Michael Verhoeven, Mario Krebs

Es muss ja nicht immer „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ sein, es kann auch mal Michael Verhoevens „Die weiße Rose“ über Sophie Scholl, die Widerstandsgruppe „Die weiße Rose“ und ihren letztendlich erfolglosen Kampf gegen das Hitler-Regime sein.

Verhoeven „tut das auf eine sehr nüchterne, differenzierte Weise, er idealisiert die Widerstandsgruppe nicht, er zeigt ihre Zweifel und Ängste, ihre Konflikte.“ (Fischer Film Almanach 1983)

mit Lena Stolze, Wulf Kessler, Oliver Siebert, Ulrich Tukur (sein Debüt!), Werner Stocker, Martin Benrath, Anja Kruse

Hinweise

Filmportal über „Die weiße Rose“

Rotten Tomatoes über „Die weiße Rose“

Wikipedia über „Die weiße Rose“ (deutsch, englisch)

 

 


DVD-Kritik: Stefan Ruzowitzkys US-Debüt „Cold Blood“ entzückt auch auf DVD

Mai 5, 2013

 

Als „Cold Blood“, das US-Debüt von Stefan Ruzowitzky, vor einem halben Jahr im Kino zur richtigen Jahreszeit anlief, habe ich den Thriller bereits abgefeiert und weil ich meine damalige Besprechung (nach kritischer Lektüre) immer noch gut finde, gibt es zuerst die Besprechung:

Der Überfall auf das Casino ging glatt über die Bühne und auch die Flucht in Richtung Kanada gelang, bis die drei Verbrecher auf der einsamen Landstraße einen Unfall bauen und Addison (Eric Bana) einen zufällig vorbeikommenden Polizisten erschießt. Addison sagt seiner Schwester Liza (Olivia Wilde), dass sie sich trennen müssen. Ihr dritter Mann starb bei dem Unfall.

Während sie sich zu Fuß, auf getrennten Wegen, durch das winterliche Michigan auf den Weg zur Grenze machen, erschlägt der gerade aus dem Gefängnis entlassene Ex-Boxer Jay Mills (Charlie Hunnam) seinen Ex-Manager während eines Streits. Er macht sich auf den Weg zu seinen Eltern Chet (Kris Kristofferson) und June (Sissy Spacek) und dem Thanksgiving-Dinner. Auf dem Weg zu ihnen gabelt er Liza auf. Er verliebt sich in die geheimnisvolle Schönheit.

Ihr Bruder schlägt sich währenddessen skrupellos durch die einsame Landschaft und hinterlässt, verfolgt von der Polizei, eine Spur von Leichen. Da schickt ihm Liza eine SMS, in dem sie ihn in das Haus der Mills einlädt.

Diese Gangstergeschichte erzählt Stefan Ruzowitzky („Anatomie“, „Die Fälscher“) in seinem gelungenem US-Debüt nach einem Drehbuch des Debütanten Zach Dean, geradlinig und ohne große Erklärungen. So dürfen wir uns die Hintergründe der seltsamen Abhängigkeit zwischen Addison und Liza, die Gründe für die große Enttäuschung von Chet über seinen Sohn Jay und, als dritte Familiengeschichte, die übergroße Besorgnis von Sheriff Marshall Becker (Treat Williams) über seine ebenfalls als Polizistin arbeitende Tochter Hanna (Kate Mara) aus Halbsätzen und Gesten zusammenreimen. Sowieso wird in „Cold Blood“ die alte Weisheit, dass sich in ihren Taten der Charakter eines Menschen zeigt, eisern befolgt.

Cold Blood“ (doofer deutscher Titel) ist ein gut gespielter, flott erzählter, traditionsbewusster Gangsterthriller mit glaubwürdigen Charakteren und auch glaubwürdiger Action, der einfach nur neunzig Minuten, ohne aufgesetzten Humor und Hypergewalt, aber dafür mit der Lakonie eines Western oder alten Gangsterfilms (wie „Entscheidung in der Sierra“/“High Sierra“), gut unterhalten will und dabei auch einiges über die Beziehungen von Kindern zu ihren Eltern, vor allem Väter, und Werte sagt.

Das Bonusmaterial

Das Bonusmaterial ist nicht besonders umfangreich geraten und eine durchwachsene Angelegenheit. Es gibt zwei kurze Featurettes, „Schnee & Western“ und „Familie“, die in insgesamt etwas über fünf Minuten fast nichts über die Hintergründe des Films verraten und Interviews mit Eric Bana, zweieinhalb Minuten, und Stefan Ruzowitzky, die für die Featurettes produziert wurden und okay, aber arg kurz sind. Wobei Ruzowitzky hier schon fünf Minuten redet und auch einiges über den Film verrät.

Der wirklich lohnende Teil des Bonusmaterials ist ein über zehnminütiges Interview mit dem Regisseur, das wohl exklusiv für die deutsche DVD produziert wurde. Denn Ruzowitzky erzählt auf deutsch von den Dreharbeiten, was ihm an dem Drehbuch gefiel und der übergroßen Bedeutung von Familie, vor allem dem Bild der perfekten Familie, die sich einträchtig beim jährlichen Thanksgiving-Dinner trifft, bei den US-Amerikanern und in dem Film.

Cold Blood - DVD-Cover

Cold Blood – Kein Ausweg, keine Gnade (Deadfall, USA/Frankreich 2012)

Regie: Stefan Ruzowitzky

Drehbuch: Zach Dean

mit Eric Bana, Olivia Wilde, Charlie Hunnam, Kate Mara, Kris Kristofferson, Sissy Spacek, Treat Williams

DVD

Studiocanal

Bild: 2,35:1 (anamorph)

Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1, Dolby Surround), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Making of „Schnee & Western“, Making of „Familie“, Über den Film: Eric Bana, Über den Film: Stefan Ruzowitzky, Interview mit Stefan Ruzowitzky, Trailer (deutsch, englisch)

Länge: 95 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

 

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Cold Blood“

Metacritic über „Cold Blood“

Rotten Tomatoes über „Cold Blood“

Wikipedia über „Cold Blood”


„Begegnungen mit dem Serienmörder“ ist jetzt „Die Maske des Mörders“

Mai 5, 2013

 

Harbort - Die Maske des Mörders

Das ist jetzt aber ein kleiner Etikettenschwindel. Denn „Die Maske des Mörders – Serientäter und ihre Opfer“ wirkt zwar auf den ersten Blick wie das neue Buch des Kriminalisten Stephan Harbort, der ziemlich regelmäßig und erfolgreich Bücher über Serienmörder publiziert. Für dieses Buch machte er die erste deutsche Studie über die Menschen, die Begegnungen mit Serienmördern überlebten und er publizierte sie bereits 2008 als Hardcover im Droste-Verlag, später als Taschenbuch bei Knaur, unter dem Titel „Begegnung mit dem Serienmörder – Jetzt sprechen die Opfer“.

Jetzt wurde die Studie einfach mit dem neuen Titel „Die Maske des Mörders – Serientäter und ihre Opfer“ wieder veröffentlicht. Änderungen, wie zum Beispiel ein neues Vor- oder Nachwort, gibt es nicht.

Ich hatte das Buch damals angefangen zu lesen, dann aber irgendwann aufgehört. Wahrscheinlich weil das Hardcover so schlecht in die Hosentasche passte und die Begegnungen mit den Serienmörder doch nicht so faszinierend waren.

Jedenfalls unterhielt er sich damals mit dem Stern und dem Spiegel über sein Buch

Stephan Harbort: Die Maske des Mörders – Serientäter und ihre Opfer,

Knaur, 2013

352 Seiten

8,99 Euro

Originalausgabe

Begegnung mit dem Serienmörder – Jetzt sprechen die Opfer

Droste Verlag, 2008

 

Hinweise

Homepage von Stephan Harbort

Wikipedia über Stephan Harbort


TV-Tipp für den 5. Mai: Unknown Identity

Mai 5, 2013

RTL, 20.15

Unknown Identity (Japan/Kanada/USA/Deutschland 2010, R.: Jaume Collet-Serra)

Drehbuch: Oliver Butcher, Stephen Cornwell

LV: Didier van Cauwelaert: Hors de moi, 2003 (Unknown Identity)

Berlin: Auf einer Vortragsreise hat der US-Wissenschaftler Martin Harris einen Autounfall. Als er danach mit seiner Frau reden will, behauptet sie, dass sie ihn nicht kennt und irgendwelche Dunkelmänner wollen ihn umbringen. Harris will die Wahrheit herausfinden.

Für die Verfilmung wurde die Handlung von Didier van Cauwelaerts spannendem Pulp-Thriller, dank der hiesigen Filmförderung, von Paris nach Berlin verlegt; die Prämisse, einige Charaktere und die Erklärung für Martin Harris’ Amnesie wurden übernommen. Allerdings ist das Ende im Film wesentlich explosiver und der gesamte Film mit zahlreichen Morden, Schlägereien und Verfolgungsjagden zu Fuß und im Auto viel actionlastiger. Das ist zwar nicht besonders logisch und glaubwürdig (eigentlich sogar noch unglaubwürdiger als der Roman), aber ziemlich unterhaltsam. Und die Berlin-Bilder, inclusive einem Zusammenstoß mit einer Tram und einer Explosion im Hotel Adlon, erfreuen natürlich das lokalpatriotische Herz.

mit Liam Neeson, Diane Kruger, January Jones, Aidan Quinn, Bruno Ganz, Sebastian Koch, Frank Langella, Stipe Erceg

Wiederholung: Montag, 6. Mai, 00.00 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Unknown Identity“

Rotten Tomatoes über „Unknown Identity“

Wikipedia über „Unknown Identity“ (deutsch, englisch)

Homepage von Didier van Cauwelaert

Meine Besprechung von Didier van Cauwelaerts Roman „Unknown Identity“


DVD-Kritik: Feiner Reihenauftakt der „Masterpieces of Cinema“ mit „Die Nacht des Jägers“ und „Einsam sind die Tapferen“

Mai 4, 2013

 

Für Cineasten sind der Country-Noir „Die Nacht des Jägers“ und der Neo-Western „Einsam sind die Tapferen“ Klassiker, die bislang in Deutschland noch nicht auf DVD oder nur in einer sehr spartanischen DVD veröffentlicht wurden.

 

So war „Die Nacht des Jägers“ bislang nur als DVD ohne Bonusmaterial erhältlich. Die DVD/Blu-ray-Ausgabe von Koch-Media in der „Masterpieces of Cinema“-Collection enthält jetzt den Film auf DVD und, erstmals, Blu-ray mit knapp zwanzig Minuten Bonusmaterial. Der nächste Schritt wäre eine deutsche Veröffentlichung der Criterion-DVD/Blu-ray mit umfangreichem Bonusmaterial, wie einem Audiokommentar mit dem Second-Unit-Regisseur Terry Sanders, Filmarchivar Robert Gitt, Kritiker F. X. Feeney und Autor Preston Neal Jones, dem gut vierzigminütigem „The Making of ‚The Night of the Hunter’“, dem gut 160-minütigem „Charles Laughton directs ‚The Night of the Hunter’“ und vielen weiteren Extras. Aber das dürfte noch einige Zeit dauern; falls überhaupt.

 

In „Die Nacht des Jägers“, dem einzigen Spielfilm von Schauspieler Charles Laughton, spielt Robert Mitchum den während der Depression über das Land ziehenden Prediger Harry Powell, der „Hate“ (Hass) und „Love“ (Liebe) auf seine Finger tätowiert hat und diese Tätowierungen bei seinen Predigen beeindruckend zur Geltung bringt. Er ist aber auch ein eiskalter Psychopath, der sich bei den Harpers einnistet, weil der vorherige Hausherr dort nach einem missglückten Überfall, für den er die Todesstrafe erhielt, 10.000 Dollar versteckt hat. Nur die beiden Kinder John und Pearl wissen, wo das Geld versteckt ist.

 

Nachdem Powell ihre Mutter getötet hat und will er von ihnen das Versteck erpressen. In einem kleinen Boot flüchten sie. Aber wie ein böser Dämon verfolgt Powell sie.

 

Der Country-Noir-Klassiker, der formal an den deutschen expressionistischen Film anschließt und dessen oft irreale Fotografie und das oft übertriebene Schauspiel auch heute noch verstört, ist auch unglaublich spannend. Vor allem weil Robert Mitchum als Prediger eine Ausgeburt der schlimmsten Alpträume der beiden Kinder ist.

 

Und sicher beeinflusste der Film auch Joe R. Lansdale bei seinem neuesten Roman „Dunkle Gewässer“ (Edge of Dark Water). Jedenfalls sind die Bezüge und Querverweise zwischen dem Film und dem Buch, vor allem in der alptraumhaften Stimmung, wenn man sie kurz hintereinander genießt, verblüffend – und Joe R. Lansdale schrieb für eine für Juli 2013 angekündigte US-Prachtausgabe von Davis Grubbs Roman, der die Vorlage für den Film ist, eine Einleitung.

 

 

Einsam sind die Tapferen“ ist ein Post-Western, der normalerweise irgendwo im Nachtprogramm versteckt wird und jetzt erstmals auf DVD erhältlich ist. Das Bonusmaterial (es entspricht der US-DVD der Universal „Backlot Serie“) ist zwar kurz, aber sehr informativ.

 

Wie in „Die Nacht des Jägers“ ist die Geschichte auf den ersten Blick nicht sonderlich komplex. Es wird die Geschichte einer Jagd erzählt. Jack Burns, einer der letzten Cowboys, der sich den Cowboy-Idealen verpflichtet fühlt, provoziert 1953 in einer Kleinstadt in New Mexico eine Schlägerei, um in das Gefängnis eingeliefert zu werden. Dort sitzt sein Freund Paul, weil er Mexikanern über die Grenze geholfen hat. Ein Verbrechen vor dem Gesetz. Für Burns einfach ein Akt der Menschlichkeit. Eine Selbstverständlichkeit für jemand, der Grenzen sowieso nicht respektiert. Als Paul, der inzwischen bürgerlich wurde, nicht mit ihm ausbrechen will, bricht Burns alleine aus. Er will über eine Hügelkette in Richtung Mexiko flüchten. Sheriff Johnson verfolgt ihn.

 

Kirk Douglas nannte „Einsam sind die Tapferen“ später immer wieder seinen Lieblingsfilm, sein Sohn Kirk Douglas hält ihn für den besten Film seines Vaters, der Western taucht regelmäßig in Bestenlisten auf und er hat heute viele Fans, wie Steven Spielberg, der im Bonusmaterial über den Western spricht.

 

Für dieses Lob gibt es viele Gründe. So ist der Film, nach einem grandiosen Drehbuch von Dalton Trumbo, zugleich eine einfache, Western-typische Verfolgungsjagd, und eine komplexe, auf mehreren Ebenen spielende Meditation über das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, von Freiheit und Konformität, von Western-Idealen, die vielleicht schon immer ein Mythos waren, und einer Gegenwart, in der andere Werte zählen.

 

Dazu kommen die grandiosen Schauspieler: Kirk Douglas als freiheitsliebender Cowboy, Gena Rowlands als seine Freundin und Pauls Frau, Walter Matthau als nach außen hin schläfriger Polizist (ungefähr so schläfrig wie ein im Schatten auf seine Beute lauernder Panther) und George Kennedy als sadistischer Gefängniswärter. Oh, und das Pferd von Kirk Douglas.

 

Einsam sind die Tapferen“ ist der bekannteste Film von David Miller und wahrscheinlich auch, – zugegeben, ich kenne seine anderen Filme nicht so sehr -, sein bester Film.

 

Genug gelobt, lassen wir zwei andere Stimmen zu Wort kommen:

 

Die Qualitäten und das Engagement des Films sind die Qualitäten und das Engagement seiner Autoren. Edward Abbey, der Romanautor, war hauptsächlich Umweltschützer in US-Nationalparks. Dalton Trumbo, der Drehbuchautor, war der prominenteste unter den ‘Hollywood-Ten’, die nach den McCarthy-Verfolgungen offiziell nicht mehr beschäftigt werden durften,…Es gibt Kritiker, die finden, dass in diesem Film sein missionarischer Enthusiasmus mit ihm durchgegangen ist.“ (Joe Hembus: Das Western-Lexikon, 1976/1995)

 

„‘Einsam sind die Tapferen’ ist der paradigmatische Postwestern. Ein existenzialistischer Film, eine kritische Studie, ein selbstreflexives Metapherngewitter. Schwarz-weiß war ein genialer Schachzug. (…) ‚Lonely are the Brave‘, ein kleiner Schwarzweißfilm, ist ein großer Western. Sollte einmal die Geschichte des Western als Genre tatsächlich geschrieben werden, so wird dieser Film in der Gruppe der Gründungsmythen und der filmischen Reflexionen auf das Problem der Gründungsgeschichte der amerikanischen Gesellschaft einen herausragenden Platz einnehmen.“ (Josef Rauscher in Bernd Kiefer/Norbert Grob, Hrsg.: Filmgenres: Western, 2003)

 

Die Nacht des Jägers - DVD-Cover

 

Die Nacht des Jägers (Night of the Hunter, USA 1954)

 

Regie: Charles Laughton

 

Drehbuch: James Agee

 

LV: Davis Grubb: Night of the hunter, 1953

 

mit Robert Mitchum, Shelley Winters, Lillian Gish, Billy Chapin, Sally Jane Bruce, James Gleason, Evelyn Warden, Peter Graves

 

 

DVD/Blu-ray

 

Koch Media (Masterpieces of Cinema Collection No. 01)

 

Bild: 1,66:1

 

Ton: Deutsch, Englisch (DTS-HD Master Audio 2.0, Dolby Digital 2.0)

 

Untertitel: Deutsch, Englisch

 

Bonusmaterial: Featurette „Moving Pictures“, Geschnittene Szene, Trailer, Bildergalerie, Booklet

 

Länge: 90 Minuten (DVD), 93 Minuten (Blu-ray)

 

FSK: ab 16 Jahre

 

 

Hinweise

 

All Movie über „Die Nacht des Jägers“

 

Rotten Tomatoes über „Die Nacht des Jägers“

 

Turner Classic Movies über „Die Nacht des Jägers“

 

Wikipedia über „Die Nacht des Jägers“ (deutsch, englisch)

 

Noir of the Week über „Die Nacht des Jägers“

 

 

Einsam sind die Tapferen - DVD-Cover

 

Einsam sind die Tapferen (Lonely are the Brave, USA 1962)

 

Regie: David Miller

 

Drehbuch: Dalton Trumbo

 

LV: Edward Abbey: The Brave Cowboy, 1956

 

Mit Kirk Douglas, Walter Matthau, Gena Rowlands, Michael Kane, George Kennedy

 

 

DVD/Blu-ray

 

Koch Media (Masterpieces of Cinema Collection No. 02)

 

Bild: 2.35:1 (16:9)

 

Ton: Deutsch, Englisch (DTS-HD Master Audio 2.0; DD 2.0)

 

Untertitel: Englisch

 

Bonusmaterial: Featurette „Ein Tribut an den Film“, Featurette „Die Musik zum Film“, Trailer, Bildergalerie, Booklet

 

Länge: 107 Minuten

 

FSK: ab 12 Jahre

 

 

Hinweise

 

All Movie über „Einsam sind die Tapferen“

 

Rotten Tomatoes über „Einsam sind die Tapferen“

 

Turner Classic Movies über „Einsam sind die Tapferen“

 

Wikipedia über „Einsam sind die Tapferen“

 

 

 


TV-Tipp für den 4. Mai: Sommer vorm Balkon

Mai 4, 2013

RBB, 22.15

Sommer vorm Balkon (D 2005, R.: Andreas Dresen)

Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase

Ein Fest für Berliner und Berlin-Freunde: Andreas Dresen verfolgt in seinem wahrscheinlich leichtesten Film die beiden Mittdreißigerinnen Nike und Katrin. Beide sind aus dem Leben gegriffene Charaktere, die ihre alltäglichen Probleme auch mit viel Humor kaum bewältigen können. Dank des liebevoll-melancholisch-humorvollen Tonfalls schwebt ein sehr angenehmer Hauch von Nouvelle Vague durch den skizzenhaften Film. Da fällt die dünne Story kaum auf.

Mit Nadja Uhl, Inka Friedrich, Andreas Schmidt, Stefanie Schönfeld

Hinweise

Homepage zum Film

Film-Zeit über „Sommer vorm Balkon“


Die KrimiZeit-Bestenliste Mai 2013

Mai 3, 2013

 

Die Bestenliste der KrimiZeit für den Wonnemonat Mai ist draußen:

1 (3) Sara Gran: Das Ende der Welt

2 (4) Giancarlo de Cataldo: Der König von Rom

3 (-) Robert Hültner: Am Ende des Tages

4 (-) Olen Steinhauer: Die Spinne

5 (-) Matthias Wittekindt: Marmormänner

6 (2) Elmore Leonard: Raylan

7 (-) Daniel Suarez: Kill Decision

8 (1) Joe R. Lansdale: Dunkle Gewässer

9 (6) Cathi Unsworth: Opfer

10 (7) Ian Rankin: Mädchengrab

In ( ) ist die Platzierung vom Vormonat.

Hültner, Unsworth und Rankin liegen auch ganz oben auf meinem Zu-lesen-Stapel, aber zuerst ist noch der neue Jeffery Deaver („Die Angebetete“) dran.