Ein Blick hinter die Kulissen der in den fünfziger Jahren enorm erfolgreichen US-Sitcom „I love Lucy“: Die miteinander verheiraten Stars der Show – Lucille Ball (Nicole Kidman) und Desi Arnaz (Javier Bardem) – sehen sich innerhalb weniger Tage, während der Aufzeichnung einer neuen Sitcom-Episode, mit verschiedenen Krisen konfrontiert. Lucille erwartet ein Kind, ihr wird vorgeworfen, eine Kommunistin zu sein und Desi soll eine Geliebte haben. Jeder einzelne Vorwurf könnte in den USA der MacCarthy-Ära das Ende ihrer Karriere bedeuten.
TV-Premiere eines Spielfilms, der seine Premiere bei Amazon Prime hatte.
„Dank guter Darsteller und sorgfältiger Rekonstruktion der damaligen Arbeitsprozesse entsteht (…) ein bereichernder Einblick in ein Stück TV-Geschichte.“ (Lexikon des Internationalen Films)
mit Nicole Kidman, Javier Bardem, J. K. Simmons, Nina Arianda, Jake Lacy, Alia Shawkat, Tony Hale, Clark Gregg, Ronny Cox
Die Alternative zu „Independence Day“ (Sat.1, 20.15 Uhr)
Tele 5, 20.15
Mars Attacks! (Mars Attacks!, USA 1996)
Regie: Tim Burton
Drehbuch: Jonathan Gems, Tim Burton (ungenannt)
LV: Topps Company: 55-teilige Sammelkartenserie aus den Sechzigern (Neuauflage 1994)
Außerirdische besuchen die Erde. Der Präsident und einige Wissenschaftler glauben an ein friedliches Zusammenleben der Welten, aber die Marsmenschen wollen einfach nur alles kaputtmachen.
Schön schräge, respektlose Satire und Liebeserklärung an die Science-Fiction-Filme der Fünfziger. Burtons Werk wurde damals als Gegenentwurf zu dem patriotisch-ironiefreien Roland Emmerich-Werk „Independence Day“ gesehen. Einmal dürfen sie raten, welcher Film der bessere ist. Und einmal, welcher Film das bessere Einspielergebnis hat.
„Eine der kompromisslosesten Demontagen des Hollywood-Kinos.
Zuerst wären da die Schauspieler zu nennen, eine Crew voller Berühmtheiten, denen nacheinander Schreckliches passiert: Sie alle scheiden in kürzester Zeit dahin, sterben einen wenig ruhmreichen Tod. (…) Mars Attacks! Karikiert nicht nur die patriotische, militaristische Variante des Invasionsfilms, sondern auch die ‚liberale’ Spielart, die den Außerirdischen mit pazifistisch und neuerdings esoterisch motiviertem Wohlwollen begegnet.“ (Helmuth Merschmann: Tim Burton)
Mit Jack Nicholson, Glenn Close, Annette Bening, Pierce Brosnan, Danny DeVito, Martin Short, Sarah Jessica Parker, Michael J. Fox, Rod Steiger, Tom Jones (als er selbst), Lukas Haas, Natalie Portman, Jim Brown, Sylvia Sidney, Pam Grier, Joe Don Baker, Christina Applegate, Jerzy Skolimowski (Regisseur, als Dr. Zeigler), Barbet Schroeder (Regisseur, als französischer Präsident), Jack Black
mit Peter Baumeister, Hugo Strasser, Max Greger, Klaus Doldinger, Rolf Kühn, Coco Schumann, Peter Thomas, Paul Kuhn, Karlheinz Drechsel, Tizian Jost, Niklas Roever, Hannah Weiss, Caris Hermes, Jakob Bänsch, Alma Naidu, Mareike Wiening
Vorbemerkung: Wenn die US-Amerikaner einen ausgebauten Sozialstaat und eine Krankenversicherung nach europäischem Vorbild hätten, könnte die Filmgeschichte nicht passieren. Und, ja, auch ein unterschiedlich gerupfter Sozialstaat ist besser als ein überhaupt nicht vorhandener Sozialstaat.
Und damit kämen wir zu „The Running Man“, einem Thriller über eine TV-Show über eine Menschenjagd in den USA. 1982 veröffentlichte Stephen King als Richard Bachman die Dystopie „The Running Man“ (Menschenjagd). 1987 verfilmte Paul Michael Glaser, sich Freiheiten nehmend, den Science-Fiction-Roman als knalligen Actionkracher mit Arnold Schwarzenegger. 96 Minuten dauert sein Film. Jetzt verfilmte Edgar Wright mit Richard Powell als titelgebenden Running Man Kings Roman. 134 Minuten dauert die neue, sich stärker an den Roman haltende Verfilmung.
Ben Richards (Glen Powell) ist ein Arbeiter, der aus mehreren Jobs flog, weil er sich für seine Kollegen einsetzte. Jetzt steht er auf der Schwarzen Liste. Entsprechend schlecht sind seine Aussichten auf einen neuen Job. Seine Frau übernimmt Doppelschichten in einer Bar. Trotzdem haben sie kein Geld für die dringend benötigten Grippemedikamente für ihre zweijährige Tochter.
Um an Geld zu kommen, will Ben sich im Fernsehen bei einem Gewinnspiel beteiligen. Der TV-Sender, der sich nur das Network nennt und mit seinem Programm das Publikum konsequent verdummt, sieht sich seinen Lebenslauf an, testet seine Fitness, interviewt ihn und schlägt ihm vor, bei der Hit-Show „The Running Man“ mitzumachen. Oder das Gebäude zu verlassen.
„The Running Man“ ist eine TV-Show, in der ein Mann von für den Sender arbeitenden Killern dreißig Tage quer durch die USA gejagt wird. Wer ihm hilft, ist ebenfalls Freiwild. Wer dem Sender den Aufenthaltsort oder Informationen zum Aufenthaltsort des Running Man verrät, erhält eine fürstliche Belohnung. Wenn der Gejagte die dreißig Tage übersteht, erhält er ein utopisch hohes Preisgeld. Bis jetzt hat noch nie ein Läufer das Spiel überlebt. Normalerweise wurde er lange vor dem Erreichen der magischen dreißig Tage von den Killern oder normalen US-Bürgern, die dafür eine Belohnung erhalten, getötet.
Soweit die Prämisse, die Science-Fiction-Fans und Cineasten auch aus älteren, in den wesentlichen Punkten gleichen Filmen kennen. Die bekanntesten und gelungensten Varianten dieser Geschichte sind Robert Sheckleys Kurzgeschichte „The Prize of Peril“ (der Ursprungstext), Tom Toelles Verfilmung „Das Millionenspiel“ (Deutschland 1970, mit Dieter Hallervorden als Killer; dieser spannende TV-Film war wegen Rechtsstreitigkeiten lange in den Giftschrank verbannt), Yves Boissets kaum bekannte Verfilmung „Kopfgeld – Preis der Angst“ (Frankreich 1982) und Elio Petris pop-bunte Satire „Das zehnte Opfer“ (Italien 1965), die auf Sheckleys Kurzgeschichte „The Seventh Victim“ basiert. Sheckley schrieb auch den Roman zum Film. Immer geht es um eine im Fernsehen vor einem Millionenpublikum übertragene Menschenjagd, die der Gejagte nicht überleben soll. Immer manipuliert der Sender schamlos die Regeln zu seinen Gunsten. Immer geht es um Kritik am Kapitalismus.
Seit der 1987er Verfilmung von „The Running Man“ gab es selbstverständlich weitere Variationen der Geschichte. „Die Tribute von Panem“ (The Hunger Games) ist heute sicher die bekannteste und erfolgreichste Variante. Weitere Young-Adult-Dystopien und Kinofilme mit einer ähnlichen Prämisse, wie „Gamer“ und „Nerve“, waren weniger erfolgreich.
Jetzt hat Edgar Wright sich den Stoff wieder vorgenommen, ihn mild aktualisiert und nah an der von Stephen King erfundenen Geschichte entlang erzählt.
Das Ergebnis ist ein durchaus gelungener, aber nie wirklich überzeugender Thriller. Das liegt auch am finalen dritten Akt, der durchgehend wirkt, als ob Wright nicht wusste, wie die Geschichte enden soll. Trotz deftiger Actioneinlagen ist der Thriller bei weitem nicht das im Trailer versprochene brutale, grob-satirische Actionfeuerwerk. Wrights „The Running Man“ ist von seiner Atmosphäre näher an düsteren 70er-Jahre-Thrillern als an brachialen 80er-Jahre-Gewaltorgien.
Die Menschenjagd entwickelt sich als reines Episodendrama. Neben Ben werden in diesem Spiel noch zwei weitere Menschen gejagt. Während den Prüfungen für eine Teilnahme bei dem Spiel arbeiten sie etwas zusammen und lernen sich kennen. Befreunden wäre zu viel gesagt. Nach dem Spielstart gehen sie vollkommen getrennte Wege. Ben erfährt von ihnen nur noch, via TV, wie sie sterben. Er selbst reist quer durch die USA, trifft einige Menschen, denen er später nicht wieder begegnet. Einige Male kann er dabei seinen Jägern entkommen. Wie sie ihn gefunden haben, bleibt rätselhaft. Sie tauchen irgendwann auf und verwandeln, vor laufender Kamera, auch innerstädtische Gebiete in Kriegsgebiete.
Die Medien- und Kapitalismuskritik bewegt sich in den seit Jahrzehnten vertrauten Bahnen. Während die vorher erwähnten Verfilmungen aus den sechziger, siebziger und achtziger Jahren Entwicklungen bitterböse in die Zukunft fortschrieben, fällt die Medienkritik in „The Running Man“ (2025) deutlich dahinter zurück. Sie erreicht noch nicht einmal das schon vor Jahrzehnten bei der Diskussion über verschiedene Reality-TV-Formate, wie „Big Brother“ und „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ etablierte Niveau.
Dass der Sender die gesamte Sendung manipuliert, überrascht den Kinozuschauer daher nicht. Eher schon überrascht, wie schnell der Sender die Videos bearbeiten kann und wie perfekt er die Meinung des Publikums lenken kann; jedenfalls wird immer wieder angedeutet, dass alle dem Sender und dem von ihm verbreiteten Bildern glauben. Aus dem Arbeiter Ben wird in der Sendung ein Unruhestifter und Hallodri. Wenn er auf einem von ihm erstellten Video etwas sagt, das nicht in das Konzept der Sendung passt, wird es umstandslos geändert.
In diesen Momenten zeigt Wright, wie der TV-Sender die öffentliche Meinung manipuliert.
Gleichzeitig wird durch Graffitis, amateurhafte YouTube-Videos (eines in der Filmmitte, eines am Filmende) mit unklarer Verbreitung und, gegen Ende, plakatschwenkenden Menschen, nahe gelegt, dass Ben viele Fans hat und die Manipulationsversuche des Senders erfolglos sind. Warum die Menschen das tun oder wie sie erfahren haben, wo Ben ist, wird nicht gesagt. Denn wenn Ben sich nicht gerade im Nahkampf mit den Killern befindet, ist er untergetaucht. Er muss nur jeden Tag ein zehnminütiges Video auf einer Mini-Videocassette aufnehmen und in einen Briefkasten werden. Diese Postsendung kann nicht zurück verfolgt werden. Das Video ist der Beweis, dass er noch lebt. Moderne Überwachungstechnik, mit der Menschen in Echtzeit gefunden werden können und die, als King den Roman vor über vierzig Jahren schrieb absolut utopisch war, gibt es in Wrights retro-futuristischem Film nicht. Der Einsatz dieser Technik würde die Jagd auch ziemlich schnell beenden.
Die ‚Botschaft‘ gegen das System bleibt im Diffusen. Es wird aber von einigen Systemgegnern, die ihm helfen, gesagt, dass Ben der Mensch sein könnte, der eine Revolte gegen das System auslöst. Auch dieser Punkt bleibt eine reine Behauptung.
Das heißt: immer dann, wenn es politisch werden könnte, wenn die Satire treffend werden könnte, wenn gesellschaftliche Missstände angesprochen werden könnten, wenn Ross und Reiter genannt werden sollten, wird es erstaunlich schwammig. So wird in der einen Minute die Manipulation der Bilder durch den Sender angesprochen und damit das Vertrauen in die Echtheit von Bildern untergraben. In der nächsten Minute ist es dann wichtig, dass Ben, der in dem Moment (wir befinden uns im dritten Akt) weiß, dass der Sender die Bilder nach seinen Interessen manipuliert, dem Sender glaubt, dass die Bilder, die ihm der Sender in dieser Minute zeigt, nicht manipuliert sind. Diese Schizophrenie zieht sich durch den gesamten Film. Das Problem von „The Running Man“ (2025) ist daher nicht, dass Politik angesprochen wird, sondern wie sie angesprochen wird. Hier sind die „The Purge“-Filme viel expliziter, eindeutiger und überzeugender.
„The Running Man“ ist dagegen ein sich manchmal politisch, system- und medienkritisch gebendes eskapistisches Spektakel voller verschenkter und nicht genutzter Möglichkeiten. Deshalb sollte man auch nicht allzu intensiv über die Story und die Welt, in der die Geschichte spielt, nachdenken.
The Running Man(The Running Man, USA 2025)
Regie: Edgar Wright
Drehbuch: Michael Bacall, Edgar Wright
LV: Stephen King (ursprünglich als Richard Bachman): The Running Man, 1982 (Menschenjagd)
mit Glen Powell, William H. Macy, Lee Pace, Michael Cera, Emilia Jones, Daniel Ezra, Jayme Lawson, Sean Hayes, Katy O’Brian, Karl Glusman, Colman Domingo, Josh Brolin
Eine arbeitslose Schauspielerin soll einen Schauspielworkshop des Jobcenters leiten. Die Kursteilnehmer sind zunächst wenig begeistert von der deutlich überforderten Lehrerin, die auch keine Ahnung von ihrer Aufgabe hat. Dennoch beginnen sie, während der Proben für „Antigone“, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen.
„Ein Geschenk der Götter“ ist eine sehenswerte deutsche Komödie, die deutlich von britischen Arbeiterklassenkomödien beeinflusst ist. Auch in „Ein Geschenk der Götter“ nehmen die Menschen ihr Schicksal in die eigene Hand. Die Milieuzeichnungen sind stimmig. Und es gibt viel Humor, der sich wohltuend vom üblichen deutschen Komödienhumor unterscheidet.
mit Katharina Marie Schubert, Adam Bousdoukos, Marion Breckwoldt, Paul Faßnacht, Katharina Haufer, Rainer Furch, Canan Kir, Maik Solbach, Rick Okon, Eva Löbau, Luise Heyer
Der letzte Auftritt der Profi-Illusionisten „Die vier Reiter“ (The Four Horsemen) war vor zehn Jahren. Danach verschwanden die Magier spurlos. Gerüchte behaupten, sie hätten sich seitdem in Hollywoods Entwicklungshölle befunden. Auch am Anfang von „Die Unfassbaren 3 – Now you see me“ tritt eine andere Gruppe von Illusionisten auf. Ihrem Publikum bieten sie eine auf den ersten Blick überzeugende Show mit dem abwesenden Reitern. Auf den zweiten Blick, vor allem wenn J. Daniel Atlas (Jesse Eisenberg) von den Vier Reitern, schnell ihre Tricks und einiges über sie enthüllt, ist klar, dass die echten „Vier Reiter“ wieder ran müssen. Außerdem hat das Auge (The Eye), eine mysteriöse Gesellschaft von Magiern, die wie Robin Hood die Reichen ausrauben und das Geld unter den Armen verteilen, ihnen kryptische Nachrichten geschickt. Schnell finden sich die ursprünglichen, aus den ersten beiden „Die Unfassbaren“-Actionkomödien bekannt-beliebten „Vier Reiter“ – J. Daniel Atlas (Jesse Eisenberg), Merrit McKinney (Woody Harrelson), Jack Wilder (Dave Franco) und Henley Reeves (Isla Fisher) – und ihre aufstrebenden Nachahmer – die Neuzugänge Charlie (Justice Smith), June (Ariana Greenblatt) und Bosco (Dominic Sessa) – und, in einem Kurzauftritt, der ebenfalls aus den vorherigen „Die Unfassbaren“-Gaunerkomödien bekannte Thaddeus Bradley (Morgan Freeman) zusammen. In diesen ersten Filmminuten gelingt Ruben Fleischer das Kunststück alle wichtigen Figuren und ihre besonderen Talente und Eigenheiten kurz und prägnant einzuführen bzw. wieder in Erinnerung zu rufen.
Die sieben Magier wollen Veronika Vanderberg (Rosamund Pike) bestehlen. Sie ist eine erzböse Kapitalistin, die sich lässig als Bond-Bösewicht bewerben könnte und nur wegen mangelnder Weltzerstörungspläne abgelehnt würde. Sie besitzt den wertvollsten Edelstein der Welt. Der riesige Stein ist normalerweise viele Meter unter dem Wüstensand in einem unterirdischen Safe.
Mit dem bewährten Team und einigen Neuzugängen inszenierte „Zombieland“-Regisseur Ruben Fleischer in dem von Louis Leterier und Jon M. Chu etablierten Stil den dritten „Die Unfassbaren“-Film, der die Helden um den halben Globus schickt. Fleischer knüpft gelungen an die vorherigen Filme an mit ‚einfacheren‘, ’nachvollziehbareren‘ und somit ‚realistischeren‘ Zaubertricks. Das gesagt ist die Actionkomödie natürlich vor allem ein leichtgewichtiges poppiges Abenteuer, das mit der Realität nicht mehr zu tun hat als ältere, komödiantisch angelegte Heist-Krimis, in denen die Helden ihren Spaß bei der Planung und mehr oder weniger aus dem Ruder laufenden Durchführung des großen Coups haben.
„Die Unfassbaren 3 – Now you see me“ ist eine hemmungslos eskapistische Angelegenheit, die wie die x-te Episode einer guten, schon länger laufenden TV-Serie wirkt (wie, um eine neuere Serie zu nennen, „Leverage“), bei der man sich auf die nächste Folge freut und nicht enttäuscht wird. Auch wenn „Die Unfassbaren 3 – Now you see me“ der routinierteste Film der Reihe ist. Und das meine ich lobend!
Ein vierter Diebeszug befindet sich bereits in Planung. Aber das wurde auch nach dem zweiten „Die Unfassbaren“-Film gesagt und dann vergingen neun Jahre bis zur nächsten Illusionistenshow.
Die Unfassbaren 3 – Now you see me(Now you see me: now you don’t, USA 2025)
Regie: Ruben Fleischer
Drehbuch: Michael Lesslie, Paul Wernick, Rhett Reese, Seth Grahame-Smith (nach einer Geschichte von Eric Warren Singer und Figuren von Edward Ricourt und Boaz Yakin)
mit Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Isla Fisher, Dave Franco, Ariana Greenblatt, Dominic Sessa, Justice Smith, Morgan Freeman, Rosamund Pike
Wer jung und naiv und mit der freudigen Erwartung, die Stars Jennifer Lawrence und Robert Pattinson als Liebespaar beim Geschlechtsverkehr zu sehen, ins Kino geht, wird wahrscheinlich schreiend den Saal verlassen. Sicher: Lawrence und Pattinson spielen ein junges Paar, das aus der Großstadt in ein etwas abgelegen liegendes, heruntergekommenes Haus zieht. Sie renovieren das Haus. Sie haben Sex und bekommen ein Baby. Nach der Geburt verändert sich ihre Beziehung weiter.
Allerdings ist „Die my love“ keine heimelige RomCom mit glücklichen Menschen in einer perfekten Welt, sondern ein Film von Lynne Ramsay. Zu den vorherigen Filmen der in Glasgow geborenen, nicht besonders produktiven Regisseurin gehören „Rat Catcher“ (1999), „Morvern Callar“ (2002), „We need to talk about Kevin“ (2011; ihr bekanntestes und zugänglichstes Werk) und „A beautiful day“ (2017; der Titel kann nur und muss strikt ironisch verstanden werden). Keiner dieser wenig erklärenden, viel zeigenden und sich auf die Intelligenz des Publikums verlassenden Feelbad-Filme war ein Kassenhit. Jeder Film kam bei der Kritik gut an. Zuletzt spielten Stars wie Tilda Swinton, John C. Reilly und Joaquin Phoenix in ihren Filmen mit. Dieses Mal übernahmen Lawrence und Pattison die Hauptrollen. Die Stars aus „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“ und Harry Potter bewiesen in den Jahren seit ihrem Durchbruch eine große Sympathie für abseitige Stoffe. „Die my love“ reiht sich hier nahtlos ein. Sissy Spacek und Nick Nolte übernahmen Nebenrollen.
Nach einem fröhlichen Einzug verändert die nicht schreibende Schriftstellerin Grace (Jennifer Lawrence) sich während der Schwangerschaft und nach der Geburt zunehmend. Sie ist offensichtlich von der Situation überfordert und kann immer weniger Wahn und Wirklichkeit unterscheiden. Sie flieht zunehmend in so etwas wie eine postnatale Depression. Auch ihr immer öfter, teils mehrere Tage abwesender Lebensgefährte Jackson (Robert Pattinson) verändert sich.
Dieser eskalierende Wahnsinn in dem Frau, zuerst schwanger, später Mutter, sich immer fremder in ihrem Haus fühlt und der Abstand zu ihrem sich seltsam verhaltenden Mann immer größer wird, erinnert an Darren Aaronofskys surreales Drama „Mother!“ (2017), ebenfalls mit Jennifer Lawrence in der Hauptrolle. „Die my love“ kann als ungehemmte, assoziativ und in Andeutungen erzählte Variante des Alptraums einer jungen Mutter nach der Geburt ihres Kindes gesehen werden. Aber, wie Aaronofsky, lässt Ramsay verschiedene Interpretationen zu.
Für die Fans von Lynne Ramsay ist „Die my love“, nachdem ihr vorheriger Film, der brutale Noir „A beautiful day“ enttäuschte, definitiv einen Blick wert.
Faszinierendes Porträt des tschechischen Heilers Jan Mikolášek (1889 – 1973), der auch prominente Nazis und Kommunisten mit seinen Tinkturen versorgte.
Auch wenn die Macher es nicht explizit sagen: „Make me feel“ ist ein Science-Fiction-Film. Nach einem Autounfall liegt Tito seit einem Jahr im Koma. Weil er nur noch von den Maschinen am Leben erhalten wird, wollen die Ärzte sie abschalten. Bevor seine Frau Ella sich entscheidet, schlägt ihr die behandelnde Ärztin eine experimentelle Therapie vor. Mittels für Außenstehende unerklärbarem Medizin-Voodoo, der eine frühere enge Beziehung zwischen den Teilnehmenden voraussetzt, kann Ella in Titos Bewusstsein gelangen und ihm dort möglicherweise einen Impuls geben, der seinen Lebenswillen weckt und ihn aus dem Koma herausholt. Wenn es schief geht, kann Ella dauerhafte Schäden davontragen oder sogar sterben. Für ihre große Liebe Tito nimmt Ella das Risiko auf sich – und fortan spielt der Film in einem Operationssaal und, vor allem, in Titos Kopf.
Tito war Autor nicht verfilmter Drehbücher. Jetzt lebt er in diesen Geschichten und Ella wird ein Teil von ihnen. Bei jeder Reise in Titos Unterbewusstsein betritt sie eine andere von ihm ausgedachte Geschichte. Sie sind von erfolgreichen Genres und Filmen der letzten Jahre inspiriert. Mal ist der Traum ein offensichtlich in Südamerika spielender Gangsterfilm mit ihm als mondän lebendem Boss einer Drogenschmugglerbande, mal ein Western, mal ein Weltkrieg-II-Film mit Spionage, Liebe und Adolf Hitler, mal eine Seeräubergeschichte. Es sind B-Picture-Abenteuergeschichten mit einer ordentlichen Portion Action und Liebe, in denen Ella versucht, das Drehbuch umzuschreiben. Teils mit katastrophalen Folgen, die zu ihrem und Titos Tod führen könnten. In jedem Fall schleichen sich immer mehr Fehler in Titos Drehbücher. Formal sind diese Reisen in Titos Unterbewusstsein Kurzfilme mit oft extrem schlechten Dialogen; – was natürlich erklärt, warum noch keines seiner Bücher verfilmt wurde.
„Make me feel“ ist als deutsche Produktion eine Ausnahmeerscheinung. Es handelt sich um eine Independent-Produktion, die professionell an mehreren Orten in Deutschland, Österreich, Italien und Spanien gedreht wurde. Dank des bunten aus der Werbung bekannten Looks sieht sie auch hochwertig aus. Sie verzichtet auf den nervigen pubertären Klamauk ähnlicher Produktionen. Stattdessen drehten Timur Örge (der bislang vor allem Kurzfilme inszenierte) und Michael David Pate (von ihm sind „Heilstätten“, „Kartoffelsalat“ und „Kartoffelsalat 3“ und er ist einer der Drehbuchautoren von Til Schweigers „Manta Manta – Zwoter Teil“) einen ernsten Science-Fiction-Film, der auch ein Liebesfilm und eine Compilation mehrerer in verschiedenen Genres spielender Kurzfilme ist.
Natürlich ist „Make me feel“ nicht ohne Mängel. Die schon erwähnten Dialoge sind oft gruselig schlecht. Die Schauspieler tendieren zum chargieren. Die Story erinnert natürlich an andere und bessere Science-Fiction-Filme. Schließlich sind mehr oder weniger freiwillige Reisen in das (Unter-)bewusstsein von anderen Menschen für den Science-Fiction-Fan ein uralter Hut. Titos Täume sind, abgesehen von der Weltkrieg-II-Episode, nur Variationen altbekannter Genretopoi. Da wird nichts einen Innovationspreis erhalten. Die Action ist oft irritierend inszeniert und konfus geschnitten. Allerdings, das muss auch gesagt werden, angesichts des vermuteten Budgets von 1,5 Millionen Euro, auch erstaunlich aufwändig. Das gleiche gilt für die vielen Sets und Komparsen. Denn auch wenn die Episoden nur in Titos Kopf existieren, müssen die Sets für den Film gebaut und hergerichtet und die Komparsen engagiert und für die historischen Episoden eingekleidet werden.
Insgesamt gefällt der eskapistische Film im Rahmen seiner Möglichkeiten und seines Anspruchs. Denn Timur Örge und Michael David Pate wollen sattes Genrekino abliefern. Und das tun sie überraschend gelungen.
Make me feel(Deutschland 2025)
Regie: Timur Örge, Michael David Pate
Drehbuch: Laura Sommer, Erkan Acar, Timur Örge, Michael David Pate (nach einer Geschichte von Timur Örge)
mit Erkan Acar, Charleen Weiss, Ronald Nitschke, Franziska Machens, Lotta Herzog, Ömer Filikci, Tito Uysal, Eskindir Tesfay, Severino Negri, Jean J. Straub
„Onkel Toms Hütte“ – Vom Helden zum Verräter (Frankreich 2024)
Regie: Priscilla Pizzato
Drehbuc: Priscilla Pizzato
1852 erschien Harriet Beeher Stowes Roman „Onkel Toms Hütte“. Der Bestseller war ein Meilenstein im Kampf gegen die Sklaverei – und bediente rassistische Stereotype.
In ihrer brandneuen 55-minütigen Doku zeichnet Priscilla Pizzato die Geschichte des Buches, seiner Interpretationen und Wirkung nach.
Der Mann, der niemals lebte (Body of Lies, USA 2008)
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: William Monahan
LV: David Ignatius: Body of Lies, 2007 (Der Mann, der niemals lebte)
CIA-Agent Roger Ferris fahndet im Nahen Osten nach einer islamistischen Terrorzelle. Als sie nicht weiterkommen, hecken Ferris und sein in Washington, D. C., sitzender Chef einen verwegenen Plan aus.
Okayer, schrecklich ausgewogener, realistischer Polit-Thriller, bei dem man nie den Eindruck los wird, dass hier alle unter ihren Möglichkeiten bleiben. Außerdem ist das Ende enttäuschend.
David Ignatius gefällt die Verfilmung.
mit Leonardo DiCaprio, Russell Crowe, Mark Strong, Oscar Isaac
Ernst Lubitschs Verfilmung von Prosper Mérimées Novelle und Georges Bizets populärer Oper über die titelgebende Dame und ihre Probleme mit den Männern. Danach war Pola Negri ein Star.
„Ein Film, der mit der Zeit immer moderner geworden ist, nimmt er doch Stilelemente des Neorealismus und des ‚Cinema Vérité‘ vorweg.“ (Herbert Spaich: Ernst Lubitsch und seine Filme, 1992)
Arte zeigt den Stummfilm in der von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung restaurierten Fassung und mit der Musik von Tobias Schwencke. Die Restaurierung ist von 2018, die Musik von 2021.
mit Pola Negri, Harry Liedtke, Paul Biensfeldt, Magnus Stifter, Grete Diercks
Die Unfassbaren – Now you see me (Now you see me, USA 2013)
Regie: Louis Leterrier
Drehbuch: Ed Solomon, Boaz Yakin, Edward Ricourt
Vier Illusionskünstler beginnen, im Auftrag eines Unbekannten, als „Die vier Reiter“ (The four Horsemen) verbrecherische Zauberkunststücke mit Robin-Hood-Touch auszuführen. Schnell werden sie vom FBI und einem Ex-Magier verfolgt.
Der Überraschungserfolg „Die Unfassbaren – Now you see me“ ist ein locker-lässiger Popcorn-Film, ein vergnüglicher Comic-Crime-Caper, der Spaß macht, solange man nicht zu genau über die Geschichte nachdenkt und das nach einem fulminanten ersten Trick zunehmend konventioneller wird. Denn ein Las-Vegas-Paris-Bankraub ist viel eindrucksvoller, als ein Geldtransfer von einem Konto zu anderen Konten; auch wenn dies während einer Show geschieht und sich dabei – dank unsichtbarer Schrift – der Kontostand auf den Papieren der Anwesenden verändert.
Brasilien, 1977 in der feierwütigen und gewalttätigen Karnevalswoche, während der Militärdiktatur: Der Mittvierziger Marcelo (Wagner Moura) kehrt in seinen Heimatort zurück. Er hofft, in der Küstenstadt Recife seinen bei den Großeltern lebenden Sohn wieder zu sehen. Er recherchiert in einem Archiv. Er ist auf der Flucht. Er wohnt in einem Haus, in dem politisch Verfolgte leben. Er scheint allerdings auch in einer anderen Mission unterwegs zu sein. Und es gibt immer mehr rätselhafte Ereignisse, die den auf mehreren Zeitebenen spielenden Film zu einer langsam erzählten Abfolge teils rätselhafter, teils fantastischer Ereignisse macht, die mehr oder weniger miteinander zusammenhängen könnten. Oder halt mehr oder weniger paranoide Wahnvorstellungen sind in einer Zeit, in der paranoide Wahnvorstellungen, wie, dass man von der Regierung aus möglicherweise erfundenen Gründen verfolgt wird, wahr sind.
Kléber Mendonça Filhos hochgelobter und mit vielen Preisen ausgezeichneter Neo-Noir-Polit-Thriller „The Secret Agent“ zeichnet vor allem am Anfang ein atmosphärisches, dichtes Bild einer Diktatur. Nach diesem starken Beginn mit viel stimmigem Zeitkolorit zerfaster der gut dreistündige Film zunehmend. Die Geschichte wird immer nebulöser und lässt einen wegen des konstanten Verweigerns von Erklärungen und narrativer Kohärenz mit dem Gefühl zurück, dass eine beherzt auf zwei Stunden oder weniger gekürzte Fassung besser gewesen wäre. So überzeugt „The Secret Agent“ vor allem als sich viel Zeit nehmendes Stimmungsstück mit bewussten erzählerischen Lücken und vielen Anspielungen auf die Geschichte Brasiliens und andere Filme. Ein Teil von „The Secret Agent“ spielt sogar in einem Kino.
The Secret Agent (O Agente Secreto, Brasilien/Deutschland/Frankreich 2025)
Regie: Kléber Mendonça Filho
Drehbuch: Kléber Mendonça Filho
mit Wagner Moura, Maria Fernanda Cândido, Gabriel Leone, Carlos Francisco, Alice Carvalho, Robério Diógenes, Igor de Araujo, Hermila Guedes, Ítalo Martins, Laura Lufési, Udo Kier
Prinzessin Diana besucht zu Weihnachten 1991, als ihre Ehe mit Charles bereits kriselt, den königlichen Landsitz in Norfolk, trifft die gesamte Königsfamilie und leidet unter dem routiniert gnadenlos durchgezogenem Protokoll.
Gandioses und grandios durchgeknalltes Biopic, das sich wenig für Fakten und noch weniger für Edelkitsch-Seligkeit interessiert, sondern das Leben am Hof als Horrorfilm, Unterabteilung Psychohorror, zeigt.
mit Kristen Stewart, Timothy Spall, Sally Hawkins, Kack Farthing, Sean Harris, Stella Gonet, Jack Nielen, Freddie Spry, Jack Farthing, Sean Harris, Stella Gonet, Richard Sammel, Elizabeth Berrington, Lore Stefanek, Amy Manson
Zuerst findet ein arabischstämmiger Komparse am Drehort für einen Film über den ausländerfeindlichen Anschlag am 29. Mai 1993 in Solingen einen verbrannten Koran. Er ist entsetzt und wirft dem Regisseur gotteslästerliches Verhalten vor.
Kurz darauf verschwinden die auf analogem Film aufgenommenen Aufnahmen von dem Drehtag. Die Praktikantin Elif sollte sie in der Wohnung des Regisseurs Yigit deponieren. Von dort sind sie verschwunden – und weil Elif zum fraglichen Zeitpunkt den Wohnungsschlüssel verloren hatte, ist die Zahl der Verdächtigen potentiell unüberschaubar.
Mehmet Akif Büyükatalay zeigt in seinem zweiten Spielfilm „Hysteria“ wie aus minimalen Anlässen – Missverständnissen und kleinen Lügen – mehr oder weniger existenzbedrohende Katastrophen entstehen können. Das erinnert strukturell an die ungleich gelungeneren Filme von Ruben Östlund, wie „Höhere Gewalt“, „The Square“ und, mit Einschränkungen, „Triangle of Sadness“.
Bei Büyükatalay wirken die Prämisse, die Figuren und die daraus entstehende Geschichte allerdings immer etwas zu ausgedacht und sich zu sehr auf das Schweigen von Figuren verlassend. So wirft das beständige Schweigen von Yigit zu seinem die Gefühle von Gläubigen missachtendem Umgang mit ihrem zentralen Buch Fragen auf, die nicht beantwortet werden. Auch Elifs Verhalten nach dem Drehtag und ihr betont laxer Umgang mit den Tagesaufnahmen, dem wichtigsten Material bei einem Film, wirkt unglaubwürdig. Der Koran und die Aufnahmen sind nicht mehr als MacGuffins für ein Planspiel über…kulturelle Missverständnisse, gewürzt mit einer ordentlichen Paranoia. Denn Elif verrät der Person, die den verschwundenen Schlüssel gefunden hat, die zu dem Schlüssel passende Adresse. Unmittelbar danach fragt sie sich, ob jetzt nicht ein Bösewicht, über den sie nichts weiß, ungehindert in die Wohnung eindringen kann.
In diesen Minuten erzeugt er ein Gefühl von Angst und er legt genug Spuren aus, um fast alle verdächtig erscheinen zu lassen.
Am Ende präsentiert er dann eine Lösung, die die vorherige Geschichte ignoriert. Es ist unklar, ob Büyükatalay nicht wusste, wie die Geschichte enden soll oder ob er Angst vor der ultimativen Eskalation hatte.
„Hysteria“ regt weniger zum Nachdenken an und sorgt für weniger Unwohlsein als die Filme von Büyükatalays Vorbildern. So dient, neben dem schon erwähnten Östlund, Michael Hanekes „Die Drehbücher“ als Türstopper in Yigits Wohnung.
Hysteria (Deutschland 2025)
Regie: Mehmet Akif Büyükatalay
Drehbuch: Mehmet Akif Büyükatalay
mit Devrim Lingnau, Mehdi Meskar, Serkan Kaya, Nicolette Krebitz, Aziz Capkurt, Nazmi Kirik
Eines Tages beginnt Paul (Jean Dujardin) zu schrumpfen. Der glücklich verheiratete Vater einer Tochter und Inhaber einer kleinen Schiffsbau-Firma wird kleiner. Zuerst passen ihm seine Kleider besser als vorher. Wenige Tage später muss er auf kleinere Größen und Puppenkleider wechseln. Und er wird noch kleiner.
Science-Fiction-Fans dürften sich jetzt an Richard Mathesons Roman „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C“ (The shrinking man, 1956) und Jack Arnolds Verfilmung „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C“ (The incredible shrinking man, USA 1957) erinnern. Matheson schrie das Drehbuch für die Verfilmung. Dank zahlreicher Wiederholungen im TV ist Arnolds B-Picture bei etwas älteren Menschen immer noch bekannt. Sie erinnern sich an ikonische Szenen wie den Kampf des Helden gegen die Hauskatze und später, als er noch kleiner ist, gegen eine Spinne. Sie erinnern sich daran, wie der Held in einem Puppenhaus lebt.
Sie erinnern sich an einen Science-Fiction-Film, in dem keine Alien-Invasionen abgewehrt oder gegen mutierte Riesenspinnen gekämpft wurde. Stattdesn wurde im Rahmen einer fantastischen Geschichte die nachvollziehbare Angst vor dem Verlust der eigenen Größe behandelt.
Auch Jean Dujardin sah den Film als Kind und war, als er eine DVD des Films entdeckte, beeindruckt. Er sprach mit dem Produzenten Alain Goldman darüber. Es gelang ihnen, die Rechte für eine Verfilmung zu kaufen. Chris Deslandes wurde als Drehbuchautor, Jan Kounen als Regisseur engagiert. Er überarbeitete das Drehbuch. Die jetzige Geschichte erzählt eine Geschichte, die gleichzeitig vom Roman und dem Film inspiriert ist, sie irgendwo in der westlichen Welt in einem am Meer gelegenem Haus in der Gegenwart spielen lässt. Für die Geschichte ist es ziemlich egal, ob sie in den fünfziger Jahren oder in der Gegenwart spielt. Schließlich geht es darum, wie jemand sich an eine vollkommen neue Situation und Welt anpasst. Dieser Prozess wird in dem Film ausführlich gezeigt
Insgesamt wirkt Kounens Film wie ein Fünfziger-Jahre-Science-Fiction-Film. Und ich meine das lobend. Die Inszenierung ist ruhig. Sie konzentriert sich auf die Schauspieler, vor allem Jean Dujardin, der nachdem er eine bestimmte Größe unterschreitet, nur noch mit und gegen Haustiere und, nachdem er im Keller landet, gegen die immer unüberwindlicher und riesiger erscheinenden Treppenstufen spielt. Gleichzeitig deutet Kounen in der Gestaltung der Bilder schon von der ersten Sekunde an, dass Pauls Leben sich fundamental verändern wird.
Außerdem ist der Film ziemlich kurz. Wenn man den Abspann, der sich in seiner epischen Länge nicht von der Länge des Abspanns in anderen Filmen unterscheidet, und die unmittelbar davor präsentierte lange Montage von Bildern von Galaxien weglässt, ist „Der Mann, der immer kleiner wurde“ nur minimal Länger als ein klassisches B-Picture.
In seiner gelungenen Neuinterpretation der Geschichte verzichtet Kounen auf überflüssige Modernisierungen. Er bringt eine alte, bekannte und gute Geschichte als Farbfilm einem neuen Publikum nahe. Denn SW-Filme fristen im Fernsehen immer mehr eine Nischenexistenz. Ich habe keine Ahnung, wann es zuletzt eine Jack-Arnold-Reihe im TV gab. Aber in diesem Jahrhundert erinnere ich mich an keine. Etliche Noir-Klassiker und klassische Horrorfilme, wie die Universal-Horrorfilme, liefen zuletzt vor vielen, vielen Jahren im TV. In aktuellen Bestenlisten werden öfters die Remakes genannt.
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Im Presseheft erzählt Jan Kounen wie der Film entstand:
„Ich musste vor allem das mir zugewiesene Budget einhalten. Als erstes besuchte ich meinen ehemaligen Kollegen Rodolphe Chabrier, den Besitzer des Visual-Effects-Studios Mac Guff. Wir fingen an, uns den Kopf über das Projekt zu zerbrechen. Das war das erste Mal, dass ich mich mit dem ‘Wie‘ auseinandersetzte. Wir hätten Jean vor einem Greenscreen filmen und seine Umgebung fast vollständig in fotorealistischem 3D rekonstruieren können. Aber das wäre viel zu teuer geworden. Ich wollte außerdem, dass der Film eine physische, organische Qualität erhält, weil das zum Thema passte. Also entschieden wir uns für einen hybriden Ansatz, bei dem Jean und die Sets separat gefilmt wurden. Außerdem verwendeten wir Motion Control. Jean wurde mit einer beweglichen Kamera gefilmt und die Kamerabewegungen aufgezeichnet. Dann konnten wir sie beim Filmen der Kulissen reproduzieren. Schließlich fügte man diese beiden Ebenen zusammen.
In unserem Fall mussten wir alle Bewegungen unter Berücksichtigung der sich verändernden Größe reproduzieren. Das Zusammenfügen der einzelnen Aufnahmen war eine riesige Herausforderung. Wir haben mehr als 400 davon mit Motion Control erstellt. Das war arbeitsintensiv, komplex und teuer. Wir mussten im Vorfeld ein Animatic, ein animiertes 3D-Storyboard, entwerfen, was allein fast zwei Monate in Anspruch genommen hat. Aber es war ein entscheidender Schritt in der Vorproduktion. So wurde klar, was genau wir brauchten, in Bezug auf Sets, Requisiten und Zeitplanung. Das half uns, eine präzise Kalkulation aufzustellen und herauszufinden, wo gegebenenfalls gekürzt werden musste. Für die französischen Filmindustrie ist ‚Der Mann, der immer kleiner wurde – die unglaubliche Geschichte des Mr. C‘ ein großer Film. Aber angesichts der Komplexität des Prozesses waren wir budgetmäßig in einer schwierigen Situation.“
Der Mann, der immer kleiner wurde – Die unglaubliche Geschichte des Mr. C (L’Homme qui rétrécit, Belgien/Frankreich 2025)
Regie: Jan Kounen
Drehbuch: Christophe Deslandes, Jan Kounen
LV: Richard Matheson: The Shrinking Man, 1956 (Die unglaubliche Geschichte des Mr. C)
mit Jean Dujardin, Marie-Josée Croze, Daphné Richard, Stéphanie Van Vyve
1997 erforschen auf einer Raumstation zwei Männer, wie das Wetter verändert werden kann. Als sich im Nahen Osten eine Krise zuspitzt, befürchten sie, dass ihre Arbeit für militärische Zwecke missbraucht werden soll.
Roland Emmerichs Regiedebüt und sein Abschlussfilm an der Hochschule für Fernsehen und Film München war damals eine echte Überraschung: Science-Fiction aus Deutschland mit sehenswerten Tricks.
Der Fischer Film Almanach lobte zum Kinostart die Technik, bemängelte die Story und meinte: „insgesamt gesehen doch erfolgversprechender Kinofilm“.
Mit Richy Müller, Franz Buchrieser, Aviva Joel, Matthias Fuchs, Nikolas Lansky
Der Predator ist nicht totzukriegen. Vor allem nicht durch schlechte Filme. Denn immer wieder kommt ein Guter vorbei. Nach der Vollkatastrophe „Predator: Upgrade“ überzeugte „Prey“ (der seltsamerweise keinen Kinostart erhielt). Und jetzt gibt es „Predator: Badlands“, inszeniert von Dan Trachtenberg, dem Regisseur von „10 Cloverfield Lane“, dem schon erwähnten Predator-Film „Prey“ und, in diesem Zusammenhang wichtig, dem nur im Streaming gezeigten Animationsfilm „Predator – Killer of Killers“.
Die von ihm und den Drehbuchautoren Patrick Aison und Brian Duffield für den neuen Predator-Film „Predator: Badlands“ erfundene Geschichte ist eine von den anderen Filmen unabhängige Einzelgeschichte. Sie verbindet, wie es schon in zwei Kinofilmen geschah, wieder das „Predator“-Universum mit dem „Alien“-Universum. Ihren Ursprung hat diese Verbindung 1989 in einem Comic. Weitere Comics, Romane und Videospiele folgten.
Jedes Bild in „Badlands“ (wir müssen ja nicht jedes Mal „Predator: Badlands“ schreiben) dürfte exzessiv am Computer bearbeitet sein. Im Ergebnis wirkt der gesamte Film wie ein Trickfilm.
Neu ist Trachtenbergs Entscheidung, die Geschichte aus der Sicht des Predators zu erzählen. Damit wird das Raubtier vom Bösewicht zum Sympathieträger und Protagonisten des Film.
Dek heißt dieser Predator, der genaugenommen ein Yautja ist (und im Film viel in seiner Sprache redet). Er besucht Genna, den tödlichsten Planeten des Universums. Dort will er sein Talent als Jäger beweisen, indem er einen Kalisk tötet. Ein solcher Jagderfolg auf einer Jagd würde seinen Status in seinem Stamm erhöhen.
Alles auf dem Dschungelplaneten Genna ist darauf angelegt, ihn zu töten. Das gilt vor allem für die Tiere, aber auch für die Pflanzen. Und damit wären wir schon bei dem großen Problem des Films. Regisseur Trachtenberg führt viele neue Bedrohungen ein, über die wir nichts wissen. So sind sie mal tödlich, mal nicht, mal an einen bestimmten Ort gebunden, mal nicht. Entsprechend willkürlich wirkt ihr Verhalten und entsprechend zufällig gestalten sich die Bedrohungen, die mal öfter, mal nur einmal in dem Film auftauchen. Die Geschichte ist eine einzige Abfolge von Kämpfen, in denen ständig etwas passiert, es aber niemals spannend wird.
Kurz nach Deks erster Begegnung mit der Tier- und Pflanzenwelt von Genna trifft er auf Thia, einen weiblichen Androiden, der von irgendetwas halbiert wurde und jetzt die Hilfe von Dek benötigt, um wieder zu ihrem Stützpunkt zu gelangen. Sie gehört der Weyland-Yutani Corporation. Der aus den „Alien“-Filmen bekannte böse Konzern hat eine Armee Androiden nach Genna geschickt, um dort gefährliche Lebewesen einzusammeln.
Auf seiner Jagd nach dem Kalisk muss Dek auch einige Dutzend Androiden erledigen.
„Badlands“ ist eine gut zweistündige monotone Abfolge von Kämpfen, die ohne irgendein nennenswertes Set-Up einfach aufeinander folgen. Dek kloppt sich zuerst mit seinem Yautja-Bruder in einem konfusen Kampf, in dem einfach zwei nicht unterscheidbare Yautja in einer dunklen Höhle gegeneinander kämpfen. Danach kämpft Dek auf Genna gegen tödliche Tiere und Pflanzen. Immer wenn es nicht weitergeht, taucht einfach eine neue Bedrohung auf. Wie in einem schlechten Computerspiel. Die Story beschränkt sich darauf, dass ein Yautja mit Daddy-Problemen ein unbesiegbares Raubtier als Jagdtrophäe erlegen will. Jedes Bild wurde exzessiv am Computer nachbearbeitet. Elle Fanning spielt den Erklär-Roboter. Immerhin hat sie einige witzige Sätze und ihre Beine eine abgedrehte Kampfszene. Aber das ist zu wenig, um in den begeisterten Chor der Kollegen einzustimmen, denen der Science-Fiction-Film gut gefiel.
Ob man unbedingt eine Story mit einem Predator als Helden braucht, weiß ich nicht. Ob man die Predator-Serie um Kino unbedingt mit der Alien-Serie koppeln muss, weiß ich ebenfalls nicht. Auch wenn in „Badlands“ beides ziemlich gut funktioniert, muss es nicht unbedingt sein.
Am Ende ist „Badlands“ dann eher ein „Alien“-Spin-off, in dem die böse Wyland-Yutani Corporation auf irgendeinem Planeten, auf dem es zufälligerweise keine Xenomorphe (aka Aliens) gibt, andere Monster einsammelt. Irgendwann, fast zufällig, kommt es dann zur finalen Schlacht zwischen den Besuchern, in diesem Fall einem Yautja und vielen Androiden, und den Bewohnern des Planeten.
Nach „Prey“ hätte ich von Dan Trachtenberg mehr als eine langweilige Schlachtplatte mit künstlichem Blut erwartet.
Fortsetzung folgt…
Predator: Badlands(Predator: Badlands, USA 2025)
Regie: Dan Trachtenberg
Drehbuch: Patrick Aison, Brian Duffield (nach einer Geschichte von Dan Trachtenberg und Patrick Aison, basierend auf von Jim Thomas und John Thomas erfundenen Charakteren)
Drehbuch: Ali Abbasi, Isabella Eklöf, John Ajvide Lindqvist (nach der Erzählung „Gräns“ von John Ajvide Lindqvist)
Zollbeamtin Tina kann Gefühle erschnüffeln. Bei der Jagd auf Verbrecher ist dieses Talent ein Vorteil. Als sie bei einer Zollkontrolle Vore trifft, versagt ihr Geruchssinn. Aber sie weiß, dass er etwas verbirgt und dass sie sich zu ihm hingezogen fühlt.
Zu Recht hochgelobtes genreüberschreitendes Drama. „Das grandiose Drama verwebt sozialen Realismus, Fantasy und skandinavische Mythologie zu einem zwitterhaften Werk, in dem aktuelle gesellschaftliche Debatten um Identitat, Ausgrenzung und Rassismus anklingen. Ein im wahrsten Sinne des Wortes grenzüberschreitender Ausnahmefilm.“ (Lexikon des internationalen Films; dort auch in der Liste der 20 besten Kinofilme des Jahres 2019)