Detroit, 1954: Curt Goynes (Don Cheadle) und zwei weitere Kleingangster werden für einen scheinbar kinderleichten Diebstahl engagiert. Und das ist der Beginn einer wundervoll verschachtelten Geschichte, in der jeder jeden übers Ohr haut und niemand eine Garantie hat, das Ende der Geschichte zu erleben.
TV-Premiere – zu einer unmöglichen Uhrzeit. Und das ist das einzige Argument, das gegen diese Noir-Perle spricht, die schon im Kino viel zu wenig beachtet wurde.
mit Don Cheadle, Benicio Del Toro, David Harbour, Ray Liotta, Jon Hamm, Amy Seimetz, Brendan Fraser, Kieran Culkin, Noah Jupe, Craig muMs Grant, Julia Fox, Frankie Shaw, Bill Duke, Matt Damon
Freddy Heflin hat als frühes Gnadenbrot eine Stelle als Sheriff in Garrison, New Jersey bekommen. Die Einwohner sind von ihm bewunderte New Yorker Polizisten. Als eines Tages ein Interner Ermittler aus New York ihn um Hilfe bei Ermittlungen gegen korrupte Polizisten bittet, muss Heflin sich zwischen seinem Job und dem polizeilichen Ehrenkodex entscheiden.
Gutes Schauspielerkino mit einem kräftigen Touch 70-Jahre-Kino und einem genießbaren Stallone, der in diesem Cop-Movie versuchte von seinem Rambo/Rocky-Image wegzukommen. Seit 2006 ist er wieder bei „Rocky“ und „Rambo“ angekommen und drehte mit einer Action-All-Star-Besetzung mehrere „The Expendables“-Actionkracher (über Söldner, die tun, was Söldner tun). Am 21. September 2023 soll der vierte „The Expendables“-Film in den deutschen Kinos anlaufen.
James Mangolds neuer Film, der neue Indiana-Jones-Film, in dem Harrison Ford wieder die Peitsche schwingt, läuft am 29. Juni in den deutschen Kinos an.
Mit Sylvester Stallone, Robert De Niro, Harvey Keitel, Ray Liotta, Peter Berg, Michael Rapaport, Annabella Sciorra, Robert Patrick, Noah Emmerich
1985 wirft ein Drogenschmuggler über dem Chattahoochee National Forest in Georgia etliche mit Kokain gefüllte Drogenpakete aus einem Flugzeug. Als er herausspringen will, verletzt er sich tödlich – und „Cocaine Bear“ hat seinen ersten Lacher. Weitere folgen. Aber weniger als erwartet.
„Cocaine Bear“ zählt zu den Filmen, die ihre Prämisse und gleichzeitig ihren größten Witz bereits im Titel tragen. In „Cocaine Bear“ geht es um einen Bären, der Kokain frisst und durchdreht. Er verhält sich nicht mehr wie ein friedliebender Bär, sondern wie ein komplett durchgeknallter Maniac. Das erfahren die Menschen, die zu dem Zeitpunkt gerade im Wald sind, leidvoll. Sie sind, wie es sich für eine Schwarze Deppen-Komödie gehört, eine Ansammlung von grenzdebilen Deppen, die mindestens zur Hälfte für ihre Verletzungen und ihren Tod selbst verantwortlich sind. Ihr teils groteskes Ableben – erinnert sei hier nur an die Szene im Krankenwagen – sorgt im Publikum dann für die erwartbaren höhnischen und auch überraschten Lacher. Die in der Komödie porträtierten Trottel sind sich tough gebende Verbrecher aus der Stadt (die jetzt die Kokainpakete im Wald suchen müssen) und der Provinz (die sich mit den Städtern anlegen und zuerst einmal ordentlich verkloppt werden), einer verliebten, älteren, übergewichtigen Parkwächterin, die sich als Elitepolizistin auf Standby sieht, ein Tierschützer, Sanitäter und Touristen.
Die wenigen Ausnahmen – zwei zwölfjährige Schulkinder, die zum ersten Mal Kokain ausprobieren, und eine besorgte Mutter, die verärgert die beiden Schulschwänzer sucht – bestätigen die Regel, dass an diesem Tag nur Idioten im Wald sind, deren Lebensinhalt darin besteht, Bärenfutter zu sein.
Als kleiner schwarzhumorige Splatterquickie ist „Cocaine Bear“ okay. Er liefert ziemlich genau das, was der Titel versprichte. Aber die Komödie ist nie auch nur halb so gut, wie sie hätte sein können.
Cocaine Bear(Cocaine Bear, USA 2023)
Regie: Elizabeth Banks
Drehbuch: Jimmy Warden
mit Keri Russell, O’Shea Jackson jr., Christian Convery, Alden Ehrenreich, Jessie Tyler Ferguson, Brooklynn Prince, Isiah Whitlock jr., Margo Martindale, Ray Liotta
History vs. Hollywood prüft – obwohl es in diesem Fall ziemlich egal ist, weil außer dem auslösendem Ereignis (dem Abwurf von Drogen aus dem Flugzeug und dem späteren Fund eines toten Bären, der 17 Kilo Kokain in seinem Magen hatte) alles erfunden ist
Einen ganz anderen Killer als in „Bullet Train“ (seit einigen Tagen im Kino) spielt Brad Pitt in
RTL II, 00.35
Killing them softly(Killing them softly, USA 2012)
Regie: Andrew Dominik
Drehbuch: Andrew Dominik
LV: George V. Higgins: Cogan’s Trade, 1974 (Neuauflage als „Killing them softly“, deutsche Übersetzung als „Ich töte lieber sanft“)
Zwei Kleingangster überfallen ein illegales Pokerturnier. Dummerweise ist es von einem Mafiosi organisiert und der sinnt auf Vergeltung. Sein Troubleshooter Cogan (Brad Pitt) soll das Problem lösen.
Düsteres, top besetztes Gangsterdrama, das von seinen Dialogen lebt. Das ist nicht wirklich schlecht, aber der Roman ist besser. Denn dort stört es nicht, wenn die Geschichte vor allem über die Gespräche der Gangster erzählt wird.
Killing them softly(Killing them softly, USA 2012)
Regie: Andrew Dominik
Drehbuch: Andrew Dominik
LV: George V. Higgins: Cogan’s Trade, 1974 (Neuauflage als „Killing them softly“, deutsche Übersetzung als „Ich töte lieber sanft“)
Zwei Kleingangster überfallen ein illegales Pokerturnier. Dummerweise ist es von einem Mafiosi organisiert und der sinnt auf Vergeltung. Sein Troubleshooter Cogan soll das Problem lösen.
Düsteres, top besetztes Gangsterdrama, das von seinen Dialogen lebt. Das ist nicht wirklich schlecht, aber der Roman ist besser. Denn dort stört es nicht, wenn die Geschichte vor allem über die Gespräche der Gangster erzählt wird.
Wie wurde Tony Soprano Tony Soprano? Diese Frage wird in „The many Saints of Newark“ nicht wirklich beantwortet.
Doch bevor wir zu diesem Kinofilm, der immer wie ein hoch budgetierter Prestige-TV-Film wirkt, kommen, muss ich einiges über Tony Soprano sagen. Gespielt wurde er von James Gandolfini in der Rolle seines Lebens. In den USA war die sich auf ihn, sein Leben und seine Familie konzentrierende TV-Serie ein Hit und ein kulturelles Phänomen. Sie revolutionierte das Erzählen im Fernsehen und wurde auch noch nach ihrem Ende in den höchsten Tönen gelobt. Die Writers Guild of America nannte „Die Sopranos“ die am besten geschriebene TV-Serie aller Zeiten. Das Magazin „Rolling Stone“ setzte „Die Sopranos“ auf den ersten Platz ihrer Liste der besten TV-Serien aller Zeiten. Bei uns wurde die Serie vor zwanzig Jahren zunächst auf einem schlechten Sendeplatz gezeigt, der durch einem noch schlechteren Sendeplatz ersetzt wurde, ehe auf die weitere TV-Ausstrahlung verzichtet wurde. Immerhin erschien auch in Deutschland die Serie vollständig auf DVD. Entsprechend überschaubar dürfte hier die Zahl der „Sopranos“-Fans sein.
Tony Soprano ist in der TV-Serie, die von 1999 bis 2007 produziert wurde, ein hoffnungslos überforderter, in New Jersey lebender Caporegime. Der Mafiosi muss auf seine Leute aufpassen, Konkurrenten in Schach halten, ein guter Vater, Ehemann und Sohn sein. Vollkommen überfordert von diesen Anforderungen begibt er sich in Psychotherapie. Mit seiner nichtsahnenden Therapeutin konnte er über seine Probleme reden. Nach acht Jahren und sechs Staffeln war dann Schluss.
„The many Saints of Newark“ springt jetzt zurück in die Kindheit und Jugend von Tony Soprano, der in dem Film nur eine Nebenrolle hat.
Die erste Hälfte des Mafiafilms spielt 1967. Tony ist noch ein Kind. ‚Hollywood Dick‘ Moltisanti kommt aus Italien mit einer deutlich jüngeren, wie Sophia Loren aussehenden Frau zurück. Giuseppina stellt schnell fest, dass das Leben in den USA nicht ihrem Bild von Amerika entspricht. Moltisantis Sohn Dickie Moltisanti ist ebenfalls ein Mobster. Er kümmert sich um das Tagesgeschäft. Er sammelt Schutzgeld. Er fährt, stilvoll gekleidet, mit seinem Chevrolet Impala Cabrio durch Newark. Er ist der Onkel von Tony Soprano. Und der elfjährige Tony bewundert seinen Onkel.
Als die Polizei einen schwarzen Taxifahrer zu Tode prügelt, ist das der Ausgangspunkt für mehrtägige, historisch verbürgte Straßenschlachten.
1971 ist Tony ein Teenager, der kleinere Verbrechen begeht. Tonys Vater ist aus dem Gefängnis entlassen worden. Schwarze Verbrecher machen der DiMeo-Verbrecherfamilie das Leben schwer. Wenn die Mafiosi nicht gerade ihre Familienmitglieder umbringen.
Auch in diesem Teil ergeben die Episoden aus Newark keine Geschichte. Es ist ein Blättern im Familienalbum. Tony Soprano stolpert manchmal durch das Bild. Einen Einfluss auf die Ereignisse hat er nicht. Dafür ist er noch zu jung und viel zu weit unten in der Mafia-Hierarchie. Immerhin kann er für die abendlichen Partys mit seinen Klassenkameraden stimmungssteigernde Drogen besorgen.
Viel wichtiger als Tony Soprano sind die anderen Familienmitglieder. Fans der TV-Serie müssten sie kennen und sich darüber freuen, sie in diesem Prequel-Film in jungen Jahren zu sehen. Alle anderen müssen die unzähligen familiären und kriminellen Verflechtungen erdulden, die nur deshalb Teil der Filmgeschichte sind, weil sie in der TV-Serie wichtig waren und ein solches Prequel in jedem Fall ein Film sein muss, der die Fans der Serie bedient.
Der gesamte Film zerfällt in unzählige Episoden. Figuren, die teils von hochkarätigen und bekannten Schauspielern wie Vera Farmiga, Ray Liotta, Jon Bernthal und Corey Stoll gespielt werden, tauchen kurz auf, verschwinden für Ewigkeiten aus der Filmhandlung und sind dann plötzlich wieder da. Die geisterhafte Voice-Over-Stimme könnte die disparaten Episoden zusammenhalten. Dieser Erzähler verrät uns schnell, von wem er später erschossen wird und wir sehen Ereignisse, bei denen er nicht dabei war. Da ist es fast schon überflüssig, zu sagen, dass das Voice-Over in „The many Saints of Newark“ niemals die Präsenz und den Druck entwickelt, den die Erzählerstimme in Martin Scorseses grandiosem Mafia-Epos „GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia“ hatte. Die Erinnerungen an Scorseses Gangsterfilm zeigen schmerzlich, wie sehr Alan Taylor („Thor – The Dark Kingdom“ [Thor: The Dark World], „Terminator: Genisys“ und mehrere „The Sopranos“-Episoden“) als Regisseur versagt. Wobei das auch am Drehbuch von „Sopranos“-Erfinder David Chase und Lawrence Konner liegt.
„The many Saints of Newark“ ist ein Film, der beständig in seine Teile zerfällt, die unverbunden nebeneinander stehen und sich in unzählige Sackgassen verirrt. Das führt dazu, dass der Gangsterfilm sich deutlich länger anfühlt als er ist.
The many Saints of Newark – A Sopranos Story(The many Saints of Newark, USA 2021)
Regie: Alan Taylor
Drehbuch: David Chase, Lawrence Konner (basierend auf von David Chase erfundenen Figuren)
mit Alessandro Nivola, Leslie Odom Jr., Vera Farmiga, Jon Bernthal, Corey Stoll, Ray Liotta, Michela De Rossi, Michael Gandolfini, Billy Magnussen, John Magaro, Michael Imperioli
Langsam kommen die Kinos aus der langen Corona-Pause. In einigen Bundesländern dürfen sie, mit unterschiedlichen Regeln, schon länger öffnen. Auch hier in Berlin ist eine Öffnung möglich. Aber auch hier öffnen die meisten Kinos am 1. Juli, dem von den Verleihern schon länger anvisiertem Kinoneustart.
Dann kommen viele neue Filme in die Kinos. Unter anderem “Conjuring 3: Im Bann des Teufels”, “Godzilla vs. Kong” (auch in 3D und wirklich für die wirklich große Leinwand komponiert), “Monster Hunter” (auch in 3D, aber für nichts komponiert), “Nobody” (nicht John Wick), “Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker”, “Catweazle” (mit Otto Waalkes) und der Oscar-Gewinner “Nomadland” (Sehbefehl!).
Eine Woche später geht es mit “Black Widow” weiter und schon am 15. Juli läuft “Fast & Furios 9” an. Damit dürften genug Blockbuster, Actionkracher und Horrorfilme in den Kinos laufen, um das jugendliche Publikum wieder in geschlossene, dunkle Räume zu bringen.
Schon vor dem 1. Juli, vor allem diese und vorherige Woche, sind bereits einige Filme neu gestartet, die ich bereits gesehen habe (in einem Fall schon vor einem Jahr, aber ich musste Stillschweigen darüber bewahren) und die ich jetzt kurz besprechen werde. (Naja, das war der Plan, beim Schreiben kam dann doch die Lust mehr über dieser Filme zu schreiben.)
Zu den aktuell neu im Kino laufenden Filmen gehören (alphabetisch sortiert, zuerst die aktuelle Startwoche, dann die Woche davor):
Aufgrund eines uralten Fluchs tauscht der Serienmörder ‚Blissfield Butcher‘ seinen Körper mit Millie Kessler – und schon muss der Mörder damit zurechtkommen, dass er jetzt im Körper einer 17-jährigen Schülerin steckt. Und die Schülerin muss ihre Freunde überzeugen, dass sie nicht der gefürchtete und von allen gesuchte Serienmörder, sondern Millie ist. Und dass sie den Mörder möglichst schnell aufhalten und den Körpertausch innerhalb weniger Stunden rückgängig machen müssen.
Natürlich ist die Idee eines Körpertausches nicht wahnsinnig neu, aber Regisseur Christopher Landon („Happy Deathday“, „Paranormal Activity“) malt sie detailliert aus und geht höchst kreativ mit den Regeln des Slasher-Films um. Insofern hat “Freaky” etwas von einem “’Scream‘ für die zwanziger Jahre”. Nur halt praktisch ohne Meta-Dialoge über die Regeln des Genres. In “Freaky” werden sie angewandt. Mit kleinen Änderungen, wie dass hier die Gewalt durchgehend von Frauen ausgeht, vorehelicher Sex kein Grund zum Sterben ist und Millie und ihre Freunde, die in einem älteren Horrorfilm zu den ersten Opfern gehört hätten, hier die besten Überlebenschancen haben.
Soweit das in einer Welt gesagt werden kann, in der innerhalb der ersten Filmminuten der ‚Blissfield Butcher‘ gleich sechs Menschen – zwei Teenagerpärchen und die wohlhabenden Eltern von einem der Opfer – bestialisch ermordet und er zügig weitermordet. Dann im Körper von Millie (Kathryn Newton), die natürlich niemand für einen furchterregenden Schlachter hält. Verfolgt wird er dann von Millie, die jetzt in seinem Körper steckt. Der gut zwei Meter große Vince Vaughn hatte sichtlich seinen Spaß daran, ein verängstigtes Mädchen zu spielen, das plötzlich viel größer und kräftiger als früher ist.
Das ist, nicht nur am ‚Freitag, den 13.‘, ein Film für die große Leinwand. Nicht wegen der Bilder, sondern weil eine Horrorkomödie mit ihrer Mischung aus Angst und Lachen einfach in der Gruppe besser funktioniert.
Freaky(Freaky, USA 2020)
Regie: Christopher Landon
Drehbuch: Christopher Landon, Michael Kennedy
mit Vince Vaughn, Kathryn Newton, Celeste O’Connor, Misha Osherovich, Katie Finneran, Dana Drori, Uriah Shelton, Alan Ruck
Nachdem Walter Creason (Zach Braff) zufällig bei Dreharbeiten den Tod des von ihm bewunderten Stars verursacht und der Produzent des Films dafür eine horrend hohe Schadenersatzsumme erhält, hat Creasons Geschäftspartner, der glücklose Hollywood-Filmproduzent Max Barber (Robert De Niro), eine grandiose Idee: bei seinem nächsten Film wird er schon am ersten Drehtag für den Tod des für eine unglaublich hohe Summe versicherten Stars sorgen und so ein Vermögen machen. Geld mit dem er seine Schulden bei dem filmbegeisterten Gangster Reggie Fontaine (Morgan Freeman) bezahlen kann. Barber kann Reggie sogar überzeugen, Geld in seinen neuen Film zu investieren. Als Hauptdarsteller engagiert er den suizidgefährdeten Western-Altstar Duke Montana (Tommy Lee Jones).
“Kings of Hollywood”, ein 1974 spielendes Remake von Harry Hurwitz‘ fast unbekannter und ziemlich obskurer Komödie “The Comeback Trail” (USA 1982), gehört zu den Komödien, die sich über Hollywood lustig machen. In diesem Fall auch mit einem Blick auf eine aus heutiger Sicht sehr wilde und unbefangene Zeit, als mit wenig Geld, zwielichtigem Geschäftsgebaren (auf Produzentenseite), Enthusiasmus (wenn es sich um junge Filmfans handelte) und, damals immer gut für Aufmerksamkeit, etwas nackter Haut Filme gedreht wurden. Das sind auch die Filme, die Barber und Creason mit ihrer Produktionsfirma Miracle Motion Pictures auf den Markt werfen.
Und damit ist „Kings of Hollywood“ eine mit viel Hollywood-Nostalgie veredelte Parodie auf das Low-Budget-Filmgeschäft. Da sitzt nicht jeder Gag und die Story plätschert oft vor sich hin. Aber die spielfreudigen Stars machen das wett. Sie erinnern sich wahrscheinlich auch an einige damalige Dreharbeiten und Kinoabende, als das Plakat einen viel aufregenderen Film versprach als dann gezeigt wurde – und man das auch schon vorher ahnte.
Das ist nicht so gelungen, wie „Once upon a Time in Hollywood“ oder „Get Shorty“, aber absolut okay für einen verregneten Sommerabend.
Kings of Hollywood (The Comeback Trail, USA 2020)
Regie: George Gallo
Drehbuch: George Gallo, Josh Posner
mit Robert De Niro, Tommy Lee Jones, Morgan Freeman, Zach Braff, Emile Hirsch, Kate Katzman, Eddie Griffin
Mit Don Cheadle, Benicio Del Toro, David Harbour, Ray Liotta, Jon Hamm, Brendan Fraser, Amy Seimetz, Kieran Culkin, Noah Jupe, Craig muMs Grant, Frankie Shaw, Bill Duke und Matt Damon ist auch Steven Soderberghs neuer Film, der Noir „No sudden move“ grandios besetzt. Und er dürfte jetzt viel zu sang- und klanglos untergehen.
Die Geschichte spielt 1954 in Detroit. Curt Goynes (Don Cheadle) und einige weitere Kleingangster werden für einen scheinbar kinderleichten Diebstahl engagiert. Der geht dann doch sehr schnell schief und plötzlich sind sie in einer Geschichte, in der, wie in „Der Malteser-Falke“, viele Menschen mit höchst unlauteren Motiven unbedingt ein äußerst wertvolles Dokument haben wollen. Jeder umgebracht werden kann. Und selbstverständlich alle, also die Verbrecher, die Polizisten, die Beklauten, die Auftraggeber, zahlreiche mit den Männern amourös verbandelte Frauen, und damit ungefähr die halbe Autostadt, in meist höchst halbseidenen Beziehungen zueinander stehen, sich betrügen und ermorden.
Drehbuchautor Ed Solomon hat so etwas, allerdings wesentlich humorvoller, schon in den beiden „Now you see me“-Filmen, erzählt.
Hier, in „No sudden move“, stehen alle Zeichen auf Noir mit einer kleinen Prise Coen-Brothers. Für Genrejunkies also ein Fest, das, so meine Befürchtung, viel zu kurz im Kino laufen wird.
Aber vielleicht wird „No sudden move“, wie Soderberghs letzter Detroit-Film, die Elmore-Leonard-Verfilmung „Out of sight“, mit der Zeit ein immer wieder gern gesehener Klassiker. Beim wiederholten Sehen versteht man vielleicht auch die Handlung besser. Oder, um schnell noch einen anderen Noir-Klassiker zu nennen, man lässt sich, wie in „Tote schlafen fest“, einfach durch die Geschichte treiben.
No sudden move (No sudden move, USA 2021
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Ed Solomon
mit Don Cheadle, Benicio Del Toro, David Harbour, Ray Liotta, Jon Hamm, Amy Seimetz, Brendan Fraser, Kieran Culkin, Noah Jupe, Craig muMs Grant, Julia Fox, Frankie Shaw, Bill Duke, Matt Damon
Sarah Loreau (Eva Green) erhält die Zusage, dass sie für die einjährige Weltraummission Proxima ausgewählt wurde. Wenn sie die Vorbereitungen für den Flug erfolgreich absolviert, wäre sie die erste Frau, die den Mars erforscht. Damit ginge für sie ein Traum in Erfüllung.
Alice Winocour beschreibt in ihrem neuen Film „Proxima: Die Astronautin“ diese Vorbereitungen auf den Weltraumflug. Zuerst bei der ESA in Köln. Später, in dem einsam gelegenem Ausbildungsstützpunkt Star City in der Nähe von Moskau, lernt sie beim gemeinsamen Training die Männer kennen, die mit ihr in den Weltraum fliegen sollen.
Allerdings hat Sarah ein Problem, das ihre Kollegen nicht haben. Sie ist eine geschiedene Mutter und sie hadert damit, ihre kleine Tochter Stella zurückzulassen.
Damit steht die Frage, wie Sarah sich entscheidet im Mittelpunkt. Also ob sie ihren größten Wunsch, die erste Frau auf dem Mars zu sein, weiter verfolgt oder ob sie bei ihrer Tochter bleibt. Es ist eine Entscheidung, vor der ihre männlichen Kollegen, wie Mike Shanon (Matt Dillon), nicht stehen. Sie lassen ihre Kinder einfach bei ihren Frauen zurück.
Diesen Konflikt dramatisiert Winocour nur in wenigen Szenen. Stattdessen steht das minutiös geschilderte, vor Ort gedrehte Training für den Flug im Vordergrund. Dieses Training wird von wenigen Begegnungen mit ihrer Tochter und ihrem Ex-Mann in Star City und, später, am Raketenstartplatz in Baikonur unterbrochen.
Dann verhält Sarah sich immer wieder erschreckend unprofessionell. Sie bricht Regeln. Sie gefährdet damit ihren Flug und, im schlimmsten Fall, sogar die gesamte Mission. In diesen Momenten wird der Film zu einem fast schon „Herzino“-würdigem Drama über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Das wäre Neil Armstrong, wie wir in Damien Chazelles Biopic „Aufbruch zum Mond (First Man, USA 2018) gesehen haben, nicht passiert.
Ryūichi Sakamoto schrieb die Musik.
Proxima: Die Astronautin(Proxima, Frankreich/Deutschland 2020)
Regie: Alice Winocour
Drehbuch: Alice Winocour, Jean-Stéphane Bron
mit Eva Green, Lars Eidinger, Matt Dillon, Sandra Hüller, Zélie Boulant-Lemesle, Aleksey Fateev
Wir erinnern uns: 2018 kam ein kleiner Sci-Fi-Horrorfilm in die Kinos, der es schaffte, dass es in den Kinos totenstill wurde. Der Film über die Aliens, die schonungslos alles töten, was Geräusche verursacht, und die auf einer Farm lebende Familie Abbott, die versucht zu überleben indem sie still, also wirklich richtig still, ist, war an der Kinokasse ein Überraschungshit.
John Krasinski, der ursprünglich überhaupt nicht an eine Fortsetzung gedacht hat, war dann doch schnell von einer Fortsetzung überzeugt und es soll weitere Filme geben. In den USA, wo „A quiet Place 2“ schon seit einigen Tagen läuft, ist der Film ein Hit. Aktuell sind ein dritter „A quiet Place“-Film von Krasinski, der dann der Abschluss einer Trilogie wäre, und ein Spin-off-Film von Jeff Nichols („Loving“) geplant.
In „A quiet Place 2“, der ursprünglich schon vor über einem Jahr, am 19. März 2020, anlaufen sollte, erzählt Krasinski dann, was vor und nach „A quiet Place“ pasiert. Kurz schildert er wie die Alien-Invasion während eines Baseball-Spiels an einem sonnigen Nachmittag in der Provinz beginnt. Im Mittelpunkt steht hier eine äußerst beeindruckend inszenierte Szene von dem Alien-Angriff. Der längere Teil des Films beschäftigt sich mit den Ereignissen nach dem Tod von Lee Abbott (John Krasinski). Seine Frau Evelyn (Emily Blunt) verlässt mit ihren Kindern Regan (Millicent Simmonds), Marcus (Noah Jupe) und ihrem Baby die Farm. Sie suchen andere Überlebende und einen sicheren Ort.
Damit ist „A quiet Place 2“ eine Reiseerzählung, deren primäres Ziel es ist, seine Figuren von einem Ort zu einem anderen Ort zu bewegen. Das tut er äußerst spannend; – auch wenn die Prämisse eine dieser Prämissen ist, über die nicht zu genau nachgedacht werden sollte und ich Emily Blunt bewunderte, die barfuß durch die Wildnis schleicht. Ich hätte da schon nach fünf Minuten einen wahren Veitstanz aufgeführt – und wäre Alienfutter geworden.
A quiet Place 2(A Quiet Place: Part II, USA 2021)
Regie: John Krasinski
Drehbuch: John Krasinski
mit Emily Blunt, Millicent Simmonds, Noah Jupe, Cillian Murphy, Wayne Duvall, Djimon Hounsou, John Krasinski
Im Jahr 2257 wird eine Sonde auf den Planeten New World geschickt, zu dem vor einigen Jahren der Kontakt abgebrochen ist. Niemand weiß, was seitdem auf New World passiert ist.
Auf dem Planeten etablierte sich eine Wild-West-Zivilisation mit einigen wenigen modernen Gegenständen und der Besonderheit, dass Männer die Gedanken von anderen Männern, den sogenannten „Lärm“, lesen können. Frauen gibt es nicht mehr. Sie wurden, so wird gesagt, von den einer auf dem Planeten lebenden Alien-Spezies, den Spackle, getötet.
Beim Eintritt in den Orbit wird die Sonde zerstört. Nur Viola (Daisy Ridley) überlebt die Bruchlandung. Sie wird von Todd Hewitt (Tom Holland) entdeckt. Der Junge lebt bei den Farmern Ben und Cillian. Über das Gebiet herrscht Mayor Prentiss, ein typischer Wild-West-Despot. Er nimmt Viola gefangen. Aber sie kann schnell flüchten und gemeinsam mit Todd, der in sie verliebt ist und die Gegend kennt, macht sie sich auf den Weg nach Farbranch. Dabei werden sie von dem Mayor und seinen Schergen gejagt.
Als der Film 2017 gedreht wurde, war er sicher als Start einer weiteren Young-Adult-Dystopie im Fahrwasser der kommerziell sehr erfolgreichen “Tribute von Panem” gedacht. Auch “Chaos Walking” basiert auf einer erfolgreichen, auch ins Deutsche übersetzten Romantrilogie. Patrick Ness hat sie geschrieben.
Mit Doug Liman wurde ein Regisseur gefunden, der mit „Die Bourne Identität“ und „Edge of Tomorrow“ bereits sein Talent für Action und Science-Fiction bewies. Und trotzdem ging genug schief, um einen 15 Millionen teuren Nachdreh mit einem anderen Regisseur zu rechtfertigen. „Don’t Breathe“-Regiseur Fede Álvarez übernahm die Aufgabe. Danach kam es, auch wegen der Coronavirus-Pandemie, zu mehreren Verschiebungen des Starttermins. Inzwischen ist die Zeit der Young-Adult-Filmdystopien vorbei und auch „Chaos Walking“ wird daran nichts ändern.
Limans Science-Fiction-Abenteuerfilm für Jugendliche funktioniert am Besten, wenn man die Geschichte einfach als altbekannte Westerngeschichte goutiert mit weißen Siedlern, einem verbrecherischem Bürgermeister, bösen Angreifern (ob gesichtslose Aliens oder Indianer ist einerlei) und einer Hatz durch die Wildnis. Zuerst zur geheimnisumwitterten Siedlung Farbranch, dann zu einer Sendeanlage, von der aus Viola die Menschen, die sie auf die gefährliche Mission schickten, über die Situation auf New World informieren kann.
Die Spielerei mit den hör- und als Wolke sichtbaren Gedanken, dem ‚Lärm‘, bringt die Geschichte nicht wirklich voran. Stattdessen nervt der banale Gedankenstrom von Todd Hewitt. Meistens wiederholt er immer wieder seinen Namen. So kann er seine wahren Gedanken verbergen. Mal handelt es sich dabei um Violas Versteck, das er dem Mayor und seinen Schergen nicht verraten will. Mal um seine höchst eindeutigen Gedanken gegenüber Viola (Na, was glaubt ihr, an was ein junger Mann denkt, wenn er eine junge, gutaussehende Frau sieht? Mein Name ist…).
Die Welt, in der die Geschichte spielt, ist, wie in anderen Young-Adult-Dystopien, nicht wirklich überzeugend. So wird nie erklärt, warum Raumfahrer und Siedler in der Zukunft schwuppdiwupp in die Wild-West-Vergangenheit (oder noch etwas weiter in die Vergangenheit) zurückfallen. Es wird auch nicht erklärt, warum die Männer so sorglos vor sich hin das Land bestellen. Denn ohne Frauen oder moderne Technik ist ziemlich offensichtlich, wann die Menschheit auf New World ihr Ende findet. Und es wird in einem Satz erklärt, warum vor einigen Jahren die Frauen sterben mussten. Besonders überzeugend ist die Erklärung nicht. Das alles erklärt Patrick Ness vielleicht in den nächsten beiden „Chaos Walking“-Büchern. Im Film wird nichts davon erklärt und auch keines der angesprochenen Themen vertieft. Es geht halt nur darum dass Todd und Viola, beide mit möglichst ausdruckslosem Gesicht, durch die Wälder gehen. Und wir erfahren, dass Viola gut Motorrad fahren kann. Warum wissen wir nicht. Wir wissen am Ende des Films auch nicht, warum sie für diese Mission ausgewählt wurde.
Als Film ist “Chaos Walking” ein weiteres Young-Adult-Franchise, das Dead on arrival ist. Sogar fanatische Daisy-Ridley- und Tom-Holland-Fans dürften enttäuscht sein.
Chaos Walking (Chaos Walking, USA 2021)
Regie: Doug Liman
Drehbuch: Patrick Ness, Christopher Ford
LV: Patrick Ness: The Knife of Never Letting Go, 2008 (New World – Die Flucht)
mit Tom Holland, Daisy Ridley, Mads Mikkelsen, Nick Jonas, Demián Bichir, David Oyelowo, Kurt Sutter, Cynthia Erivo, Bethany Anne Lind
Zum Abschluss meines kleinen Überblicks (Das war der grandios gescheiterte Plan.): ein weiterer Horrorfillm. Dieses Mal aus Spanien und beruhend auf wahren Begenheiten.
1976, in den letzten Tagen der Franco-Diktatur, ziehen die Olmedos aus der Provinz nach Madrid. Die Familie hofft, dass ihnen hier ein Neustart gelingt. Candela, die Mutter der Kinder, und Manolo, ihr Schwager, hoffen, dass ihre Beziehung in der Großstadt besser als auf dem Dorf akzeptiert wird.
Kaum sind sie in die große Wohnung eingezogen, erfahren sie, dass in dem Haus seltsame Dinge vor sich gehen. Es ist, als ob ein Dämon sie töten wolle. Besonders abgesehen hat er es auf Amparo, die fast erwachsene Tochter der Olmedos.
Albert Pintós Horrorfilm „Malasaña 32 – Haus des Bösen“ ist ein weiterer Geisterhorrorfilm, der seine Geschichte gelungen mit einer bestimmten Zeit und einem Ort verknüpft. Franco-Diktatur und Katholizismus mögen hier als Stichworte genügen. Weil Pintó sich mehr auf Suspense als auf Jumpscares konzentriert, entfaltet sich der Schrecken langsam. Die Schreckmomente für ein schreckhaftes Publikum entstehen dann vor allem über die Tonspur.
Malasaña 32 – Haus des Bösen(Malasaña 32, Spanien 2020)
Regie: Albert Pintó
Drehbuch: Ramón Campos, Gema R. Neira, David Orea, Salvador S. Molina
mit Begoña Vargas, Sergio Castellanos, Bea Segura, Concha Velasco, Iván Marcos, María Ballesteros, Javier Botet,Jose Luis de Madariaga
The Place beyond the Pines (The Place beyond the Pines, USA 2012)
Regie: Derek Cianfrance
Drehbuch: Derek Cianfrance, Ben Coccio, Darius Marder
Musik: Mike Patton
Es beginnt mit dem Motorradstuntfahrer Luke, der Banken ausraubt, um seine Familie zu unterstützen. Eines Tages begegnet er einem jungen Polizisten.
„Blue Valentine“-Regisseur Derek Cianfrance erzählt hier keine durchgehende Geschichte. Sein Film ist eine Zusammenstellung von drei stilistisch sehr unterschiedlichen Kurzfilmen, die zwei Familiengeschichten eher lose und die Frage, wie sehr sich bestimmte Eigenschaften von den Vätern auf ihre Söhne vererben, ziemlich konsequent, aber auch etwas eindimensional in fast schon gewollt miteinander verknüpften Geschichten thematisiert.
mit Ryan Gosling, Bradley Cooper, Eva Mendes, Mahershalalhashbaz Ali, Ben Mendelsohn, Dane DeHaan, Emory Cohen, Ray Liotta, Rose Byrne, Bruce Greenwood, Harris Yulin
Freddy Heflin hat als frühes Gnadenbrot eine Stelle als Sheriff in Garrison, New Jersey bekommen. Die Einwohner sind von ihm bewunderte New Yorker Polizisten. Als eines Tages ein Interner Ermittler aus New York ihn um Hilfe bei Ermittlungen gegen korrupte Polizisten bittet, muss Heflin sich zwischen seinem Job und dem polizeilichen Ehrenkodex entscheiden.
Gutes Schauspielerkino mit einem kräftigen Touch 70-Jahre-Kino und einem genießbaren Stallone, der in diesem Cop-Movie versuchte von seinem Rambo/Rocky-Image wegzukommen. Inzwischen ist er wieder bei „Rocky“ und „Rambo“ angekommen und drehte mit einer Action-All-Star-Besetzung „The Expendables“ (über Söldner, die tun, was Söldner tun).
Mit Sylvester Stallone, Robert De Niro, Harvey Keitel, Ray Liotta, Peter Berg, Michael Rapaport, Annabella Sciorra, Robert Patrick, Noah Emmerich
GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia (USA 1990, Regie: Martin Scorsese)
Drehbuch: Martin Scorsese, Nicholas Pileggi
LV: Nicholas Pileggi: Wiseguy, 1985 (Der Mob von innen)
Preisgekrönter und mitreisender Gangsterfilm über das Leben des Mafia-Aussteigers Henry Hill zwischen 1955 und 1980 in New York.
Bei Scorsese sind Gangster die Kehrseite des amerikanischen Traums und die Mafia keine ehrenwerte Gesellschaft, sondern eine Ansammlung von Killern, Schlägern und Betrügern.
mit Robert De Niro, Joe Pesci (Oscar als bester Nebendarsteller), Ray Liotta, Lorraine Bracco, Paul Sorvino
Sin City 2: A Dame to kill for (Frank Miller’s Sin City: A Dame to kill for, USA 2014)
Regie: Frank Miller, Robert Rodriguez
Drehbuch: Frank Miller
LV: Frank Miller: Sin City: A Dame to kill for, 1993/1994 (Sin City: Eine Braut, für die man mordet)
Die Herren Miller und Rodriguez präsentieren weitere Geschichten aus Sin City. Mit vielen alten Bekannten, einigen neuen Gesichtern, viel Gewalt und Sex.
„Sin City 2: A Dame to kill for“ ist ein insgesamt überflüssiger und Jahre zu spät in die Kinos gekommener Nachschlag zu „Sin City“, der heute seine TV-Premiere erlebt.
mit Mickey Rourke, Jessica Alba, Josh Brolin, Joseph Gordon-Levitt, Rosario Dawson, Bruce Willis, Eva Green, Powers Boothe, Dennis Haysbert, Ray Liotta, Christopher Meloni, Jeremy Piven, Christopher Lloyd, Jamie King, Juno Temple, Stacy Keach, Marton Csokas, Jude Ciccolella, Jamie Chung, Julia Garner, Lady Gaga, Alexa Vega
Wiederholung: Samstag, 13. Mai, 03.55 Uhr (Taggenau!)
GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia (USA 1990, Regie: Martin Scorsese)
Drehbuch: Martin Scorsese, Nicholas Pileggi
LV: Nicholas Pileggi: Wiseguy, 1985 (Der Mob von innen)
Preisgekrönter und mitreisender Gangsterfilm über das Leben des Mafia-Aussteigers Henry Hill zwischen 1955 und 1980 in New York.
Bei Scorsese sind Gangster die Kehrseite des amerikanischen Traums und die Mafia keine ehrenwerte Gesellschaft, sondern eine Ansammlung von Killern, Schlägern und Betrügern.
mit Robert De Niro, Joe Pesci (Oscar als bester Nebendarsteller), Ray Liotta, Lorraine Bracco, Paul Sorvino
The Place beyond the Pines (The Place beyond the Pines, USA 2012)
Regie: Derek Cianfrance
Drehbuch: Derek Cianfrance, Ben Coccio, Darius Marder
Musik: Mike Patton
Es beginnt mit dem Motorradstuntfahrer Luke, der Banken ausraubt, um seine Familie zu unterstützen. Eines Tages begegnet er einem jungen Polizisten.
Der immer noch neueste Film von „Blue Valentine“-Regisseur Derek Cianfrance ist eine Zusammenstellung von drei stilistisch sehr unterschiedlichen Kurzfilmen, die zwei Familiengeschichten eher lose und die Frage, wie sehr sich bestimmte Eigenschaften von den Vätern auf ihre Söhne vererben, ziemlich konsequent, aber auch etwas eindimensional in fast schon gewollt miteinander verknüpften Geschichten thematisiert.
Ach ja: Ist eine TV-Premiere zu einer doofen Uhrzeit, aber nach dem Fußballspiel.
mit Ryan Gosling, Bradley Cooper, Eva Mendes, Mahershalalhashbaz Ali, Ben Mendelsohn, Dane DeHaan, Emory Cohen, Ray Liotta, Rose Byrne, Bruce Greenwood, Harris Yulin
Freddy Heflin hat als frühes Gnadenbrot eine Stelle als Sheriff in Garrison, New Jersey bekommen. Die Einwohner sind von ihm bewunderte New Yorker Polizisten. Als eines Tages ein Interner Ermittler aus New York ihn um Hilfe bei Ermittlungen gegen korrupte Polizisten bittet, muss Heflin sich zwischen seinem Job und dem polizeilichen Ehrenkodex entscheiden.
Gutes Schauspielerkino mit einem kräftigen Touch 70-Jahre-Kino und einem genießbaren Stallone, der in diesem Cop-Movie versuchte von seinem Rambo/Rocky-Image wegzukommen. Inzwischen ist er wieder bei „Rocky“ und „Rambo“ angekommen, drehte mit einer Action-All-Star-Besetzung „The Expendables“ (über Söldner, die tun, was Söldner tun), zwei Fortsetzungen und, als neuesten Film, “Creed”. Einen weiteren, 132 Minuten langen Rocky-Film, der verdammt gut ist.
Mit Sylvester Stallone, Robert De Niro, Harvey Keitel, Ray Liotta, Peter Berg, Michael Rapaport, Annabella Sciorra, Robert Patrick, Noah Emmerich
Freddy Heflin hat als frühes Gnadenbrot eine Stelle als Sheriff in Garrison, New Jersey bekommen. Die Einwohner sind von ihm bewunderte New Yorker Polizisten. Als eines Tages ein Interner Ermittler aus New York ihn um Hilfe bei Ermittlungen gegen korrupte Polizisten bittet, muss Heflin sich zwischen seinem Job und dem polizeilichen Ehrenkodex entscheiden.
Gutes Schauspielerkino mit einem kräftigen Touch 70-Jahre-Kino und einem genießbaren Stallone, der in diesem Cop-Movie versuchte von seinem Rambo/Rocky-Image wegzukommen. Inzwischen ist er wieder bei „Rocky“ und „Rambo“ angekommen, drehte mit einer Action-All-Star-Besetzung „The Expendables“ (über Söldner, die tun, was Söldner tun), zwei Fortsetzungen und, als neuesten Film, „Creed“. Einen weiteren, 132 Minuten langen Rocky-Film, der diese Woche in den USA und am 14. Januar bei uns anläuft. Die ersten Kritiken sind äußerst positiv.
Mit Sylvester Stallone, Robert De Niro, Harvey Keitel, Ray Liotta, Peter Berg, Michael Rapaport, Annabella Sciorra, Robert Patrick, Noah Emmerich
Was geschieht, wenn ein Journalist die größte Enthüllungsgeschichte seines Lebens und seiner Tageszeitung während des größten Umbruchs der Zeitungsgeschichte schreibt? Das fragte sich Gary Webb nicht, als er zufällig, bei einer Gerichtsverhandlung gegen einen Drogenhändler, die Verbindung zwischen aus Südamerika kommendem Crack in South Central Los Angeles und der Mitwisserschaft der CIA entdeckte. Das fragte er sich auch nicht, als er seine Story auch in Washington, D. C., und Nicaragua recherchierte. Denn vor zwanzig Jahren hatten nur wenige Menschen einen Internetanschluss. Und als er im August 1996 in der San Jose Mercury News, bei der er angestellt war, seine Recherchen in einer dreiteiligen Artikelserie veröffentlichte, war die Online-Publikation ein netter Zusatznutzen, um den Lesern weiterführende Informationen und Dokumente zu präsentieren. Im Film wird das nicht erwähnt. Denn wenn sie es getan hätten, hätten sie in der zweiten Hälfte andere Schwerpunkte setzen müssen.
Damals verschaffte die Online-Publikation (was damals noch ungewöhnlich war) dem Lokalblatt und der Reportage eine weit eine über die normalen Leser der Tageszeitung hinausgehende Leserschaft und Aufmerksamkeit. Dabei war einges von Webbs Recherchen schon vorher (unter anderem durch die Iran-Contra-Affäre) bekannt, aber jetzt wurden die ihm veröffentlichten Fakten über die Finanzierung der nicaraguanischen Contra-Rebellen durch den Schmuggel von Drogen in die USA (während die USA gleichzeitig einen „war on drugs“ führte) zu einem Skandal. Die Bewohner von South Central waren empört, dass die Regierung (vor allem die CIA), mindestens Mitwisser, vielleicht sogar Mithelfer, bei der Crack-Epidemie, dem steigenden Verbrechen und der desolaten Lage ihres Viertels war. Auch in anderen Großstädten sah es oft nicht besser aus.
Damals wusste niemand, dass Webb seine Enthüllungsgeschichte am Vorabend des US-Zeitungssterbens und des Aufstiegs des Internets zu einem Massenmedium schrieb. Dieser historisch wichtige Umbruch wird im in zwei Teile zerfallenden Film „Kill the Messenger“ zwar nicht weiter angesprochen, aber er verleiht ihm einen beunruhigenden Subtext. Jedenfalls wenn man „guten Journalismus“ nur mit „Zeitungsjournalismus“ verbindet.
Michael Cuesta („Dexter“, „Homeland“) erzählt, nach einem Drehbuch von „New York Times Magazine“-Journalist Peter Landesman, in seinem Film Gary Webbs Geschichte. In der ersten Hälfte, wenn wir Webbs Recherchen verfolgen, steht der Film fest in der Tradition der Thriller, die investigative Journalisten und ihre Arbeit feiern und die sogar Präsidenten, siehe „Die Unbestechlichen“, zu Fall bringen können. Das ist spannend und, auch wenn die Tatsachen heute allgemein anerkannt sind, schockierend.
In der zweiten Hälfte erzählt er, was nach der Enthüllung geschah: wie Webb seine Recherchen verteidigt, er von seinen Vorgesetzten nicht gegen Angriffe verteidigt wird und er sich, auch aufgrund seiner Persönlichkeit, zunehmend isoliert. Dieser Teil ist dann weniger spannend, teilweise schrecklich misslungen, aber thematisch interessanter. Denn er zeigt, wie sehr das Bild des edlen, wahrheitssuchenden, von seiner ebenso edlen, nur der Wahrheit verpflichtenden Redaktion, die ihn bis zum Tod und darüber hinaus beschützt und gegen alle Angriffe verteidigt, eine gut gepflegte Chimäre ist. Jedenfalls für viele Redaktionen. Und, weil die Geschichte gerade an der Schwelle zum Internetzeitalter spielt, zeigt der Film unterschwellig auch, wie sich, ohne dass die Beteiligten es wissen, ein seit Jahrzehnten gepflegtes Modell von Zeitung, von Lokaljournalismus und von Tageszeitung in den USA gerade verabschiedet. In Deutschland ist die Situation nicht vergleichbar, weil hier Tageszeitungen vor allem Abo-Zeitungen sind und daher die Einnahmesituation vollkommen anders aussieht.
Allerdings ist die zweite Hälfte auch weniger gelungen als die erste. Er zerfasert etwas zwischen der Rufmordkampagne durch die Regierung und die Hauptstadtjournalisten, die dem Nobody von dem Provinzblatt nicht die sensationelle Story gönnen, Webbs Kämpfe in der Redaktion und seinem Privatleben. Der Film versucht uns jetzt mehr für den Journalisten und seine beruflichen und privaten Probleme zu interessieren, während davor die Story im Mittelpunkt stand. Jetzt wird der Bote zur Story – und der Film verliert seine Geschichte. Dabei spricht er viele Punkte an, ohne wenigstens einen konsequent in den Mittelpunkt zu rücken. Er geht auch nicht darauf ein, wie sehr Webbs Persönlichkeit seinen Fall vom geachteten Journalisten zum Outsider begünstigte. Webb beging, was auch nicht vom Drehbuchautor angezweifelt wird, am 10. Dezember 2004 Suizid. Aber der Film endet schon Jahre früher mit einer die Tugenden des Journalismus hochhaltenden Rede, die gleichzeitig ein Abgesang auf sie ist.
So ist „Kill the Messenger“ nicht so gut, wie er hätte sein können. Aber er spricht interessante und wichtige Fragen über die Rolle des Journalismus in einer freien Gesellschaft, das Verhalten von Journalisten untereinander, dem Verhalten von Vorgesetzten gegenüber ihren Angestellten und zum Wandel der Medien durch das Internet an. Er drückt sich allerdings um Antworten herum.
Dass der zweite „Sin City“-Film nicht mehr den Überraschungseffekt des ersten „Sin City“-Films hat, dürfte niemand überraschen. Denn als das Gemeinschaftswerk von Regisseur Robert Rodriguez und Comicautor und Zeichner Frank Miller, dessen Hollywood-Erfahrungen bis dahin eher ernüchternd waren und Rodriguez ihn mit dem Versprechen der absoluten Werktreue überzeugte, in die Kinos kam, war das im Kino absolut neu. Sie übertrugen Frank Millers formal sehr experimentellen in Schwarz und Weiß gehaltene „Sin City“-Comics, die sich lustvoll und gelungen durch die bekannten Noir- und Hardboiled-Klischees pflügten, Eins-zu-Eins auf die große Leinwand. Auch der Film war Schwarz-Weiß, mit wenigen Farbtupfern. Die Bilder wurden immer wieder zu abstrakten und stilisierten Montagen, teils auch zu Schattenrissen. Und weil die Schauspieler, eine beeindruckende Schar bekannter Gesichter, meistens vor einem Green Screen agierten, konnten später Stadtlandschaften und Räume hinzugefügt werden, die zwischen hyperreal und abstrakt schwankten. Und die Kamera musste sich wirklich nicht um die normalen Begrenzungen kümmern. In der von Frank Miller und Robert Rodriguez gedrehten Kinofassung verbanden sie in „Pulp Fiction“-Manier mehrere „Sin City“-Geschichten zu einem Film, der bei der Kritik, dem Publikum und den Comicfans gut ankam. Ein Klassiker, ein Kultfilm und eine der wirklich bahnbrechenden Comicverfilmungen.
Seitdem wurde über einen zweiten „Sin City“-Film gesprochen. Genug Geschichten waren vorhanden. Bei uns sind alle von Frank Miller geschriebenen „Sin City“-Geschichten bei Cross-Cult in sieben Büchern veröffentlicht worden. Die Namensliste der jetzt beim zweiten „Sin City“-Film beteiligten Schauspieler ist, wieder einmal, beeindruckend. Mickey Rourke, Jessica Alba, Josh Brolin, Joseph Gordon-Levitt, Rosario Dawson, Bruce Willis, Eva Green, Powers Boothe, Dennis Haysbert, Ray Liotta, Christopher Meloni, Jeremy Piven, Christopher Lloyd, Jamie King, Juno Temple, Stacy Keach, Marton Csokas, Jude Ciccolella, Jamie Chung, Julia Garner, Lady Gaga und Alexa Vega sind dabei. Das liest sich nach einem gelungen Mix aus aus dem ersten Film bekannten Gesichtern und neuen Charakteren. Die ersten Bilder aus dem Film hätte man auch als Promo-Bilder für den ersten „Sin City“-Film veröffentlichen können. Und dass Frank Millers Ruf in den vergangenen Jahren arg gelitten hat – geschenkt. Immerhin sollten ja ältere Werke von ihm verfilmt werden und Robert Rodriguez war ja auch dabei.
Entsprechend hoch waren die Erwartungen, die ziemlich umfassend enttäuscht werden. Unter anderem weil „Sin City 2: A Dame to kill for“ auf den ersten Blick wie „Sin City“ aussieht. Wieder SW, wieder mit einer Armada bekannter Namen, wieder wurde vor dem Green Screen gedreht.
Wobei das schon ein Problem des Films ist. Denn jetzt wurde nur noch vor dem Green Screen gedreht. Die Schauspieler hatten, außer Minimal-Requisiten wie einem Stuhl und einem Tisch, überhaupt keine Requisiten mehr. Im Endeffekt spielten sie in einer leeren Halle. Oft entstanden ihre gemeinsamen Szenen auch an verschiedenen Tagen und wurden dann im Schneideraum zusammengefügt. So gelungen das auf technischer Ebene ist, so leblos wirkt dann auch der gesamte Film, der fast ausschließlich am Computer entstand.
Das zweite Problem ist das nervige 3D. Denn, wie in Millers Comics, wird viel mit irrationalen Noir-Perspektiven gespielt, die in 3D noch extremer ausfallen. Dazu kommt der Regen (es regnet immer in Sin City) und das hohe Schnitttempo, das, in Verbindung mit 3D, eher für Verwirrung sorgt.
Vor allem weil Rodriguez und Miller wie kleine Kinder möglichst viel, gerne auch gleichzeitig ausprobieren wollen, wozu auch Spielereien mit Farben gehören. Das erinnert dann eher an einen Jahrmarktbesuch, auf dem einem nacheinander, sehr beliebig und marktschreierisch die verschiedenen Attraktionen angeboten werden.
Wieviel gelungener war dagegen Tim Burtons ebenfalls in SW gedrehter Stop-Motion-Film „Frankenweenie“. Er setzte 3D sehr überlegt ein und die Charaktere wurden auch alle lebendig. Im Gegensatz zu den „Sin City“-Pappkameraden, die alle fest in ihren Klischees stecken bleiben.
Dazu kam die fatale Entscheidung, die Geschichten hintereinander zu erzählen. Dabei nimmt die titelgebende Hauptgeschichte „A Dame to kill for“ (die der grandiosen Comicvorlage ziemlich genau folgt) die meiste Filmzeit in Anspruch. Vor dieser Geschichte werden mehrere „Sin City“-Charaktere knapp eingeführt und wir erleben „Just another Saturday Night“ mir Marv (Mickey Rourke), die mit einigen Leichen endet. Nach der tödlichen Dame gibt es noch die deutlich kürzeren Geschichten „The long, bad Night“ (über einen Spieler, der sich den falschen Gegner aussucht) und „Nancy’s last Dance“ (über Nancys Rache an dem Verantwortlichem für Hartigans Tod). Beide Stories schrieb Frank Miller extra für den Film. Formal zeigen uns Rodriguez und Miller daher, in dieser Reihenfolge, eine Kurzgeschichte, einen Roman, zwei Kurzgeschichten bzw. Subplot, Hauptplot, Subplot, Subplot. Emotional ist der Film allerdings mit dem Ende der „A Dame to kill for“-Geschichte zu Ende. Danach gibt es noch zwei Nachschläge, die man eher gelangweilt verfolgt, weil man sich für keinen der Charaktere interessiert. Auch weil man sich in dem Moment schon daran gewöhnt hat, dass jeder Charakter, dem auch nur etwas Individualität gestattet wird, eine sehr überschaubare Restlebenszeit hat.
Die Hauptgeschichte „A Dame to kill for“ ist dabei als typische Noir-Geschichte gar nicht so schlecht. Dwight McCarthy (Josh Brolin) arbeitet als Privatdetektiv und er hat ein Problem mit seinem Temperament. Da meldet sich seine frühere Freundin Ava Lord (Eva Green), die ihn für den reichsten Mann der Stadt verlassen hat, wieder bei ihm. Die Femme Fatale benutzt Männer wie Spüllappen, weshalb Dwight auch nichts mehr mit ihr zu tun haben will. Aber er verfällt ihr wieder. Er glaubt ihr, dass sie von ihrem Mann Damien gefangen gehalten will. Als er sie befreien will, endet die Aktion mit Damiens Tod. Er selbst kann, angeschossen von Ava, schwer verletzt entkommen. Der Polizei erzählt Ava eine Lügengeschichte, die ihn zum Mörder und Psychopathen macht. Während Dwight seine Wunden leckt, becirct Ava den grundehrlichen ermittelnden Polizisten Mort (Christopher Meloni). Er soll Dwight umbringen.
„Sin City 2: A Dame to kill for“ ist ein ziemlich überflüssiger Nachschlag zu „Sin City“, der dem Original nichts Neues hinzufügt und mindestens acht Jahre zu spät kommt. Jedenfalls erscheint die Noir-Atmosphäre hier nur noch als ein liebloses, aus der Zeit gefallenes und unentschlossenes Abspulen der bekannten Klischees mit viel Sex und Gewalt. Beides eher lustlos, aber exzessiv präsentiert.
Sin City 2: A Dame to kill for(Frank Miller’s Sin City: A Dame to kill for, USA 2014)
Regie: Frank Miller, Robert Rodriguez
Drehbuch: Frank Miller
LV: Frank Miller: Sin City: A Dame to kill for, 1993/1994 (Sin City: Eine Braut, für die man mordet)
mit Mickey Rourke, Jessica Alba, Josh Brolin, Joseph Gordon-Levitt, Rosario Dawson, Bruce Willis, Eva Green, Powers Boothe, Dennis Haysbert, Ray Liotta, Christopher Meloni, Jeremy Piven, Christopher Lloyd, Jamie King, Juno Temple, Stacy Keach, Marton Csokas, Jude Ciccolella, Jamie Chung, Julia Garner, Lady Gaga, Alexa Vega
Länge: 102 Minuten
FSK: ab 18 Jahre
– Die Vorlage
Zum Filmstart veröffentlichte Cross-Cult die mit dem Eisner-Award ausgezeichnete Hauptgeschichte des Films in einer günstigen Ausgabe, die ein guter Einstieg in Frank Millers „Sin City“-Kosmos ist.
Achtung: diese Besprechung enthält Spoiler, weil ich sonst nicht sinnvoll begründen kann, warum ich Probleme mit „The Place beyond the Pines“ habe. Wer allerdings absolut nichts wissen möchte, sollte jetzt mit dem Lesen aufhören.
Ookay…
„The Place beyond the Pines“ ist nicht „Drive 2“ oder „Drive“ auf Motorrädern. Obwohl Ryan Gosling mitspielt.
„The Place beyond the Pines“ ist auch nicht „GoodFellas“ in der Provinz. Obwohl Ray Liotta mitspielt.
„The Place beyond the Pines“ ist auch nicht „We own the Night“ (Helden der Nacht). Obwohl Eva Mendes mitspielt.
Der neue Film von „Blue Valentine“-Regisseur Derek Cianfrance ist eine Zusammenstellung von drei stilistisch sehr unterschiedlichen Kurzfilmen, die zwei Familiengeschichten eher lose und die Frage, wie sehr sich bestimmte Eigenschaften von den Vätern auf ihre Söhne vererben, ziemlich konsequent, aber auch etwas eindimensional in fast schon gewollt miteinander verknüpften Geschichten thematisiert.
Die erste Geschichte des Films erzählt von Luke (Ryan Gosling), einem Motorradfahrer, der auf Jahrmärkten mit seinen Motorradstunts Geld verdient. Als er nach einem Jahr in Schenectady (dem Irokesenwort für „Ort jenseits der Pinien“ und damit die wörtlich und metaphorische Erklärung des Filmtitels) wieder seinem One-Night-Stand Romina (Eva Mendes) begegnet, erfährt er auch zufällig, dass er inzwischen Vater ist. Nach kurzem Zögern nimmt er die Vaterrolle an. Romina, die den Hallodri zwar liebt, aber nicht als Vater sieht, ist davon überhaupt nicht begeistert. Außerdem hat sie inzwischen einen neuen Freund, der sich liebe- und verantwortungsvoll um ihr Baby kümmert.
Als Luke mit seinem Motorrad durch den Wald fährt, trifft er den Automechaniker Robin (Ben Mendelsohn), der früher auch als Bankräuber Geld verdiente. Sie tun sich zusammen und mit Banküberfällen kann Luke Geld für seinen Sohn besorgen.
Nach einem Streit trennen sich ihre Wege. Als Luke alleine einen Bankraub begeht, wird er von dem gleichaltrigen Polizisten Avery Cross (Bradley Cooper) in ein Einfamilienhaus verfolgt. In einem Feuergefecht tötet Avery Luke.
Damit endet die erste Geschichte von „The Place beyond the Pines“, die als stilisiertes, noirisches Gangsterdrama überzeugt.
Die zweite Geschichte erzählt von Avery, der, wie Luke, versucht seinen Weg zu finden. Sein Vater (Harris Yulin) ist ein einflussreicher Richter, der ihm den Weg in die höchsten Ämter ebnen könnte. Aber Avery möchte als Polizist arbeiten. Er ist verheiratet und hat, wie Luke, einen kleinen Sohn. Nach dem Schusswechsel ist er der Held des Tages. Detective Deluca (Ray Liotta) und seine Kollegen wollen das zünftig feiern. Sie stehlen bei Romina Geld, das Luke ihr nach einem Banküberfall gegeben hat. Kurz gesagt: sie nehmen ihn in ihr korruptes Netzwerk auf. Dummerweise hat Avery Skrupel und, nach kurzem Zögern entschließt er sich, gegen die Kollegen vorzugehen. Damit ebnet er zuerst in der Polizeihierarchie seinen Weg nach oben. Danach, wie ihm auch sein Vater empfohlen hatte, in der Politik.
Diese Geschichte, ein Polizeifilm mit kleiner Polit-Beigabe, ist deutlich weniger stilisiert und spiegelt immer wieder die erste Geschichte. Denn Luke und Avery sind gleichaltrig, haben ein Baby und versuchen die Vaterrolle wahrzunehmen.
Die dritte Geschichte beginnt mit einem Zwischentitel: „15 Jahre später“. Derek Cianfrance sagt dazu: „Die ersten beiden Akte sind wie ein Prolog des dritten. Dann erst geht es um das Vermächtnis. Teil drei ist das Herz des Films.“
Auf der Highschool begegnen sich die Söhne von Luke und Avery. Beide sind Outsider an der Schule und haben Probleme. Averys Sohn AJ (Emory Cohen) stachelt Lukes Sohn Jason (Dane DeHaan) zu einem Drogendiebstahl an. Die Drogen sollen der Party in Averys Villa Haus den nötigen Pep geben. Während der Party erfährt Jason, dass der Hausherr, der gerade als Justizsenator für den Staat New York kandidiert, vor fünfzehn Jahren seinen Vater tötete.
Diese Geschichte (dessen Ende ich jetzt – etwas Spannung muss ja bleiben – nicht verraten werde) ist ein mit nervöser Handkamera und immer nah an den Protagonisten gedrehtes Jugenddrama, in dem es auch um die Frage geht, wie sehr das Erbe der Väter in den Söhnen enthalten ist. Also: sind AJ und Jason nur Kopien ihrer Väter oder eigenständige Personen? Wiederholen sich die Ereignisse von vor fünfzehn Jahren?
Auch wenn für Cianfrance diese Geschichte das Herz des Films ist, ist sie für mich die schwächste Geschichte des Films.
Die stärkste Geschichte ist die Geschichte von Luke, die als stilisierter, bildgewaltiger Noir begeistert und eine wortkarge, mythisch überhöhte Hauptfigur hat. Allein schon die ersten Minuten, wenn die Kamera Luke, in einer fünfminütigen Einstellung, von seinem Wohnwagen über den Jahrmarkt bis zu seinem Auftritt in einer Metallkugel verfolgt, sind großes Kino. Oder wenn Luke, ebenfalls in einer einzigen Einstellung, eine Bank überfällt und auf seinem Motorrad vor der Polizei flüchtet. Am Ende des ersten Teils dachte ich, dass Luke jetzt eigentlich nicht tot sein kann. Immerhin ist in dem Moment gerade mein Held gestorben. Aber ich war bereit – wie es Hitchcock meisterlich in „Psycho“ gemacht hat und was auch Cianfrance in seinem Film tun wollte – den Wechsel des Protagonisten zu akzeptieren. Zwar ist der ehrliche Polizist Avery Cross ein wesentlich langweiligerer Charakter, aber immerhin steht er vor einigen schwierigen moralischen Herausforderungen und er versucht sich von seinem Vater zu emanzipieren.
Aber bei der dritten Geschichte, mit zwei neuen Protagonisten und einem weiteren Genrewechsel, verlor ich dann das Interesse. Immerhin wurde mir jetzt zum dritten Mal, mit anderen Charakteren und in einem anderen Setting, die gleiche Geschichte vorgesetzt.
Außerdem hat die Fixierung auf das Verhältnis von Vätern zu ihren Söhnen in „The Place beyont the Pines“ schon etwas pathologisches. Vor allem, weil die Söhne anscheinend dazu verdammt sind, das Leben und damit auch die Fehler ihrer Väter zu wiederholen. Als ob alles in den Genen festgelegt ist. Immerhin gibt es auch äußere Umstände, die Gesellschaft, das soziale Umfeld, andere Vorbilder, Erziehung, Mütter und jeder Mensch kann zwischen verschiedenen Handlungen wählen. Weil in „The Place beyond the Pines“ sich allerdings alles um Väter und Söhne dreht, wird jede Handlung von Luke, Avery, AJ und Jason über ihr Verhältnis zu ihren biologischen Vätern erklärt und quasi-deterministisch über mehrere Generationen fortgeschrieben. Das ist storytechnisch zwar konsequent durchgespielt, aber auch – für mich, der diesen Determinismus verneint – befremdlich und spätestens bei der dritten Wiederholung redundant.
The Place beyond the Pines (The Place beyond the Pines, USA 2012)
Regie: Derek Cianfrance
Drehbuch: Derek Cianfrance, Ben Coccio, Darius Marder
Musik: Mike Patton
mit Ryan Gosling, Bradley Cooper, Eva Mendes, Mahershalalhashbaz Ali, Ben Mendelsohn, Dane DeHaan, Emory Cohen, Ray Liotta, Rose Byrne, Bruce Greenwood, Harris Yulin
Freddy Heflin hat als frühes Gnadenbrot eine Stelle als Sheriff in Garrison, New Jersey bekommen. Die Einwohner sind von ihm bewunderte New Yorker Polizisten. Als eines Tages ein Interner Ermittler aus New York ihn um Hilfe bei Ermittlungen gegen korrupte Polizisten bittet, muss Heflin sich zwischen seinem Job und dem polizeilichen Ehrenkodex entscheiden.
Gutes Schauspielerkino mit einem kräftigen Touch 70-Jahre-Kino und einem genießbaren Stallone, der in diesem Cop-Movie versuchte von seinem Rambo/Rocky-Image wegzukommen. Inzwischen ist er wieder bei „Rocky“ und „Rambo“ angekommen und drehte zuletzt mit einer Action-All-Star-Besetzung im Dschungel „The Expendables“ (über Söldner, die tun, was Söldner tun).
Mit Sylvester Stallone, Robert De Niro, Harvey Keitel, Ray Liotta, Peter Berg, Michael Rapaport, Annabella Sciorra, Robert Patrick, Noah Emmerich
GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia (USA 1990, R.: Martin Scorsese)
Drehbuch: Martin Scorsese, Nicholas Pileggi
LV: Nicholas Pileggi: Wiseguy, 1985 (Der Mob von innen)
Preisgekrönter und mitreisender Gangsterfilm über das Leben des Mafia-Aussteigers Henry Hill zwischen 1955 und 1980 in New York.
Bei Scorsese sind Gangster die Kehrseite des amerikanischen Traums und die Mafia keine ehrenwerte Gesellschaft, sondern eine Ansammlung von Killern, Schlägern und Betrügern.
mit Robert De Niro, Joe Pesci (Oscar als bester Nebendarsteller), Ray Liotta, Lorraine Bracco, Paul Sorvino
Wiederholung: Freitag, 12. April, 01.35 Uhr (Taggenau!)