TV-Tipp für den 21. September: Anatomie eines Mordes

September 20, 2025

Weil die TV-Premiere von „John Wick: Kapitel 4“ zwar zu einer durchaus noch akzeptablen Uhrzeit ist – Pro7 zeigt den Actionfilm um 22.25 Uhr – , der Sender um die Uhrzeit aber nur eine gekürzte Fassung zeigt (die sich direkt anschließende Nachtwiederholung um 01.35 Uhr soll ungekürzt sein), empfehle ich diesen Filmklassiker

3sat, 23.15

Anatomie eines Mordes (Anatomy of a Murder, USA 1959)

Regie: Otto Preminger

Drehbuch: Wendell Mayes

LV: Robert Traver: Anatomy of a Murder, 1958 (Anatomie eines Mordes)

Provinzanwalt Paul Biegler verteidigt einen Soldaten, der einen Barbesitzer erschossen haben soll.

Der gut dreistündige Film (die deutsche Version wurde um elf Minuten gekürzt) basiert auf dem dicken Roman des ehemaligen Richters John D. Voelker (1903 – 1991), der in dem Justizkrimi einen seiner Fälle fiktionalisiert. Beide Werke schöpfen ihre Spannung aus dem minutiösen Verfolgen der Vorbereitung und dem anschließenden Gerichtsverfahren. Im Buch umfasst die Verhandlung fast zwei Drittel der Geschichte. Der Film war damals wegen seiner Sprache und dem Thema (Vergewaltigung) kontrovers. Die Schauspielerleistungen des Gerichtsdramas wurden einhellig gelobt. James-Stewart-Biograph Howard Thompson nennt es seine beste Leistung. Der Filmrichter wurde von Richter Joseph N. Welch (er verteidigte 1954 die US Army gegen Senator Joseph McCarthy und trug zum Sturz des Senators bei) gespielt. Gedreht wurde vor Ort. Duke Ellington schrieb die Musik.

Ein Klassiker

Mit James Stewart, Lee Remick, Ben Gazzara, Arthur O’Connell, Eve Arden, Kathryn Grant, George C. Scott, Duke Ellington

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Anatomie eines Mordes“

Wikipedia über „Anatomie eines Mordes“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Otto Premingers „Unternehmen Rosebud“ (Rosebud, USA 1975)


TV-Tipp für den 20. September: Three Kings

September 19, 2025

Tele 5, 22.20

Three Kings – Es ist schön, König zu sein (Three Kings, USA 1999)

Regie: David O. Russell

Drehbuch: David O. Russell (nach einer Story von John Ridley)

Irak, 1991, kurz nach dem Golfkrieg: drei US-Soldaten suchen, zwecks Aufbesserung der eigenen Rentenkasse, abseits von jedem Dienstprotokoll, in der Wüste die Goldbarren, die Saddam Hussein in Kuwait klaute.

Eine im Grenzbereich von Realismus und Absurdität angesiedelte Darstellung des modernen Kriegs zwischen High Tech, politischer Konfusion, ökologischem Desaster und eingefleischter Konsum-Ideologie.“ (Lexikon des internationalen Films)

Auch mir gefiel vor 25 Jahren (Schon so lang her?) die Kriegssatire, die ich seitdem immer mal wieder gucken wollte. Unter anderem wegen der Besetzung und der Inszenierung.

Einer der ersten Filme von David O. Russell. Danach inszenierte er „I heart Huckabees“ (2004), „The Fighter“ (2010), „Silver Linings Playbook“ (2012), „American Hustle“ (2013), „Joy“ (2015) und zuletzte „Amsterdam“ (2022).

mit George Clooney, Mark Wahlberg, Ice Cube, Spike Jonze, Cliff Curtis, Nora Dunn, Jamie Kennedy

Wiederholung: Montag, 22. September, 00.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Three Kings“

Wikipedia über „Three Kings“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von David O. Russells „American Hustle“ (American Hustle, USA 2013)

Meine Besprechung von David O. Russells „Joy – Alles außer gewöhnlich“ (Joy, USA 2015)


TV-Tipp für den 19. September: Little Big Man

September 18, 2025

BR, 22.50

Little Big Man (Little Big Man, USA 1970)

Regie: Arthur Penn

Drehbuch: Calder Willingham

LV: Thomas Berger: Little Big Man, 1964 (Der letzte Held)

Der 121-jährige Exscout Jack Crabb, der als Indianer Little Big Man hieß, erzählt einem Historiker sein Leben zwischen Indianern und Weißen – und man verirrt sich hoffnungslos und extrem kurzweilig im Dickicht zwischen Fakten und Mythen, zwischen Verklärung und Entzauberung des Wilden Westens.

Der satirische Klassiker ist eine grandiose Mythenentzauberung und -bestätigung.

Dustin Hoffman spielte Jack Crabb vom jungen bis zum alten Mann.

mit Dustin Hoffman, Faye Dunaway, Martin Balsam, Richard Mulligan, Chief Dan George, Jeff Corey

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Little Big Man“

Wikipedia über „Little Big Man“ (deutsch, englisch)

Kriminalakte: Mein Nachruf auf Arthur Penn

Arthur Penn in der Kriminalakte

Kriminalakte: Geburtstagsgruß an Faye Dunaway


Neu im Kino/Filmkritik: „Kill the Jockey“ in Absurdistan-Argentinien

September 18, 2025

Remo Manfredini (Nahuel Pérez Biscayart) war ein gefeierter Jockey. Jetzt ist er ein bei der Mafia hoch verschuldeter, exzessiver Drogenkonsument mit wachsendem Schuldenberg. Mit einem Sieg würde er ein Comeback feiern und könnte seine Schulden abbezahlen.

Aber die Dinge sind nicht so einfach und Regisseur Luis Ortega („Der schwarze Engel“) hat in seinem neuesten Film „Kill the Jockey“ erkennbar kein Interesse am Erzählen einer herkömmlichen Geschichte. Schon in den ersten Minuten zeigt er, dass alles in Richtung absurder Surrealismus mit abgespacten Tanzszenen, durchgehend unbeeindruckt agierenden Schauspielern (auch wenn sie gerade vom Bett aufstehen und ein Stockwerk tiefer fallen) und einem ausgedehntem Einführungskurs in überraschende Drogenverstecke auf dem Weg zur Rennstrecke geht. Das ist voller Einfälle, witzig, grotesk, fantastisch und absolut kurzweilig irgendwo zwischen Surrealismus, Pedro Almodovar, Wes Anderson und witzigem Giorgios Lanthimos.

In der Mitte, wenige Filmminuten nachdem Remo bei einem Pferderennen die Rennstrecke verlässt und auf einem unglaublich wertvollem Pferd in die dunkle Stadt hineingaloppiert, verlässt Ortega seinen Minimalstplot endgültig. Er lässt Remo als Dolores durch Buenos Aires irren und ich hatte zunehmend den Eindruck, dass Ortega sein gesamtes kreatives Potential in der grandiosen ersten Hälfte verschossen hat. Das macht „Kill the Jockey“, nach einem überzeugenden Anfang, zu einem letztendlich enttäuschendem Film.

Schade.

Kill the Jockey (El Jockey, Argentinien/Mexiko/Spanien/Dänemark/USA 2024)

Regie: Luis Ortega

Drehbuch: Luis Ortega, Fabian Casas, Rodolfo Palacios

mit Nahuel Pérez Biscayart, Ursula Corberó, Daniel Gimenez Cacho, Daniel Fanego, Osmar Núñez, Roberto Carnaghi, Luis Ziembrowski, Jorge Prado, Adriana Aguirre, Roly Serrano, Mariana Di Girolamo

Länge: 97 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Kill the Jockey“

Metacritic über „Kill the Jockey“

Rotten Tomatoes über „Kill the Jockey“

Wikipedia über „Kill the Jockey“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: Die harmlose Buddy-Komödie „Ganzer halber Bruder“

September 18, 2025

Hoch verschuldet und mit einem halbseidenem Bewährungshelfer als Betreuer verlässt der Immobilienbetrüger Thomas Bellmann (Christoph Maria Herbst) das Gefängnis. Da erfährt der Waise, der seine Mutter nie kannte, dass sie ihn in ihrem Testament berücksichtigt hat und er ihr Haus erbt. Mit dem Erlös aus dem Verkauf wäre er finanziell saniert. Die Sache hat nur zwei Haken. Seine Mutter ist noch nicht tot. Aber sie liegt im Sterben. Und in dem Haus wohnt Roland Krantz (Nico Randel). Er hat ein lebenslanges Wohnrecht. Thomas denkt sich, dass er seinen Bruder aus dem Haus vertreiben kann. Er muss Roland und den Rest der Welt nur überzeugen, dass der Junge mit dem Down-Syndrom in einer betreuten Wohngemeinschaft oder einem Heim viel besser aufgehoben ist.

Dummerweise kommt der bekennende Schlagerfan Roland – „Sunny“ ist sein im Film in neun verschiedenen Fassungen dauerpräsentes Lieblingslied -, sehr gut allein zurecht. Er arbeitet in einer Werkstatt. Er trainiert in einem Verein für eine Meisterschaft im Gewichtheben. Er hat Freunde. Seine ihm wohlgesonnene Betreuerin Yessim Bayrak (Sesede Terziyan) hilft ihm ein wenig bei der Organisation seines Alltags. Und er weiß sehr genau, was er will und wie sein durchstrukturiertes und entsprechend geordnetes Leben ablaufen soll. Ein neuer Bruder gehört erst einmal nicht dazu.

Ausgehend von diesem Zusammenprall zweier unterschiedlicher Brüder erzählen Regisseur Hanno Olderdissen und Autor Clemente Fernandez-Gil (der selbst einen Sohn mit Down-Syndrom hat) eine durchgehend erwartbare Feelgood-Geschichte und die mit harmlosen Witzen garnierte, ebenso vorhersehbare Wandlung eines Betrügers zum guten Menschen.

Dass sie die Rolle von Roland mit Nico Randel, der das Down-Syndrom hat, besetzt haben, ist lobenswert. Seine Szenen gehören auch zu den besten Szenen des Films. Allerdings ist er viel zu selten im Bild und der Humor ist durchgehend viel zu nett.

Viel respektloser thematisierten die Komödien „Wir sind Champions“ (Campeones, Spanien 2018) und „Was ist schon normal?“ (Un p’tit truc en plus, Frankreich 2024) den Zusammenprall von ’normalen‘ und körperlich und geistig behinderten Menschen. In „Wir sind Champions“ soll ein cholerischer Trainer als Strafe eine chronisch erfolglose Basketball-Mannschaft trainieren. Der Film war ein Kinohit. In den vergangenen Jahren entstanden mehrere Remakes. In „Was ist schon normal?“ tauchen zwei flüchtige Verbrecher in einer Behindertengruppe unter, die auf dem Weg zu einem Urlaub in den Bergen ist. Auch diese Komödie war ein Erfolg. Das deutsche Remake von Marc Rothemund soll am 3. September 2026 im Kino starten. Alle diese Filme entstanden in Zusammenarbeit mit Behinderten. Es herrscht ein respektvoll-rauer Ton, gerne auch mal in Richtung Klamauk und Slapstick. Es gibt keine Scheu vor vermeintlichen Tabus. Jede Figur ist erinnerungswürdig, einzigartig und bekommt ihr Fett weg.

Verglichen mit diesen Filmen bleibt „Ganzer halber Bruder“ gerade so auf halber Strecke stehen.

Ganzer halber Bruder (Deutschland 2025)

Regie: Hanno Olderdissen

Drehbuch: Clemente Fernandez-Gil

mit Christoph Maria Herbst, Nico Randel, Sesede Terziyan, Michael Ostrowski, Tristan Seith, Martin Brambach, Tanja Schleiff, Rudolf Kowalki, Anja Herden

Länge: 110 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Ganzer halber Bruder“

Moviepilot über „Ganzer halber Bruder“

Wikipedia über „Ganzer halber Bruder“


Neu im Kino/Filmkritik: Christian Petzold spielt „Miroirs No. 3“

September 18, 2025

Der Beginn von Christian Petzolds neuestem Spielfilm „Miroirs No. 3“ ist etwas seltsam und auch arg gekünstelt.

Zusammen mit ihrem Freund fährt die Klavierstudentin Laura (Paula Beer) ins Berliner Umland. Weil sie keine Lust auf ein Wochende mit seinen Freunden hat, streiten sie sich und er will sie zum Bahnhof fahren. Von dort kann sie den nächsten Zug nach Berlin nehmen. Auf einer einsamen Landstraße verunglücken sie. Ihr Freund stirbt. Sie überlebt ohne eine Kratzer, geht zu dem wenige Meter von dem Unfallort stehendem Haus und fragt die ihr bis dahin vollkommen unbekannte Betty (Barbara Auer), ob sie bei ihr einige Tage bleiben kann. Die allein in dem Haus lebende Betty ist einverstanden. In den folgenden Tagen erfährt Laura langsam mehr über Betty, ihren Mann Richard (Matthias Brandt) und ihren Sohn Max (Enno Trebs). Die beiden Männer betreiben in der Nähe eine Autowerkstatt. Sie wohnen dort und sind in offensichtlich illegale Geschäfte verwickelt. Sie alle versuchen, vor allem schweigend, den Verlust ihrer Tochter und Schwester verarbeiten. Anscheinend sah sie wie Laura aus.

In jedem Film gibt es Logiklücken und Auslassungen. Manchmal muss halt einfach etwas geglaubt werden, dass die Geschichte funktioniert. Manchmal gibt es am Ende eine gute Erklärung für bestimmte Lücken. In „Miroirs No. 3“ ist das nicht der Fall. Das beginnt mit dem Autounfall. Es wird nie erklärt, wie es auf der Landstraße dazu kam. Wir sehen nur das davor, wenn der Wagen über die Straße fährt, und das danach, wenn der Wagen, als sei er für ein Gemälde sorgfältig arrangiert worden, auf einem Feld auf der Seite liegt.

Danach wird Laura von Betty aufgenommen und lebt einige Tage mit ihr. Die Polizei, ihre Freunde und auch ihre Eltern glänzen durch Abwesenheit. Es ist, als ob sie über keinerlei Beziehungen verfügt, oder, wie in seinem Film „Yella“, als ob sie bei dem Unfall gestorben ist und sich jetzt in einem Zwischenzustand zwischen Leben und Tod befindet. Dann würde der Film ab dem Unfall in Lauras Kopf spielen.

Das Geheimnis in Bettys Familie wird erst relativ spät in dem enervierend langsam erzählten Film angedeutet. Einerseits ist es ziemlich offensichtlich, andererseits wird es nie wirklich enthüllt. Es ist eine Leerstelle, über die Betty, Richard und Max schweigen und sich stumme Vorwürfe machen. Hier gibt Petzold einfach zu wenig Informationen, um mit den Figuren mitfühlen zu können.

Dazwischen wird viel Musik gehört, Klavier gespielt (wir erinnern uns: Laura studiert Klavier) und Fahrrad gefahren.

Natürlich hat ein Film von Christian Petzold dank der Inszenierung, der vielen bewusst gewählten Anspielungen und Querverweise innerhalb des Films und zu anderen Werken und den in ihren Rollen versinkenden Schauspieler (die wir in diesem Fall alle aus früheren Petzold-Filmen kennen) immer eine gewisse Qualität. Aber dieses Mal dehnt er eine Idee von einem Film auf Spielfilmlänge. Am Ende ist „Miroirs No. 3“ sein schwächster Film.

Vielleicht sollte er mal wieder einen Kriminalfilm drehen.

Miroirs No. 3 (Deutschland 2025)

Regie: Christian Petzold

Drehbuch: Christian Petzold

mit Paula Beer, Barbara Auer, Matthias Brandt, Enno Trebs

Länge: 86 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Miroirs No. 3“

Moviepilot über „Miroirs No. 3“

Metacritic über „Miroirs No. 3“

Rotten Tomatoes über „Miroirs No. 3“

Wikipedia über „Miroirs No. 3“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Christian Petzolds „Phoenix“ (Deutschland 2014)

Meine Besprechung von Christian Petzolds „Transit“ (Deutschland/Frankreich 2018)

Meine Besprechung von Christian Petzolds „Undine“ (Deutschland/Frankreich 2020) und der DVD

Meine Besprechung von Christian Petzolds „Roter Himmel“ (Deutschland 2023)

Christian Petzold in der Kriminalakte


Neu im Kino/FIlmkritik: „Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“, erzählt von Edgar Reitz

September 18, 2025

Damit hätte wohl niemand mehr gerechnet. Zwölf Jahre nach seinem letzten Kinofilm „Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht“ führt der am 1. November 1932 geborene Edgar Reitz noch einmal bei einem Spielfilm Regie. Und es ist, das sei zugegeben, ein kleiner Film mit wenigen Schauplätzen – eigentlich nur einem Zimmer – und einem Co-Regisseur, der ihm mehr oder weniger umfangreich helfend zur Seite stand.

Weil Königin Charlotte ein Bild von ihrem früheren Lehrer Gottfried Wilhelm Leibniz will, erklärt sich der Universalgelehrte 1704 bereit, für ein solches Gemälde Modell zu stehen. Denn Leibniz (Edgar Selge) hat, wie schon während der ersten Sitzung schnell deutlich wird, wenig Lust, tagelang bewegungslos in einem kleinen Kellerzimmer herumzustehen und sich von der niederländischen Malerin Aaltje van de Meer (Aenne Schwarz) porträtieren zu lassen. Er sagt es ihr. Sie antwortet. Und schnell wird aus den geplanten Sitzungen ein wortreich ausgetragenes Duell zwischen dem Philosophen und der Zeichnerin.

Dieses im Zentrum des Films stehende philosophische Gespräch zwischen dem Gelehrten und der Malerin regt auch die Zuschauer zum Nachdenken über die Ansichten von Leibniz an.

Deshalb funktioniert „Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“ prächtig als glänzend gespieltes und sehr zurückhaltend inszeniertes Quasi-Theaterstück/Hörspiel.

Der Weg von der ersten Idee bis zum fertigen Film war lang und schwierig. Edgar Reitz („Heimat“) und Gert Heidenreich begannen kurz nach ihrer Zusammenarbeit bei „Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht“ mit der Arbeit an einem Film über Leibniz. Die Realisierung des ersten Drehbuchs hätte unfinanzierbare 25 Millionen Euro gekostet. Danach folgten mehrere neue Drehbuchentwürfe, deren Realisierung immer günstiger geworden wäre. Zuletzt entschlossen sie sich, ausgehend von einer schon im damaligen Drehbuch stehenden Anfangsszene über eine Sitzung für ein Porträt, diese Szene zu einem Spielfilm auszubauen. Dieses Drehbuch konnte dann realisiert werden.

Über die Dreharbeiten sagt Edgar Reitz in einem im Presseheft abgedrucktem Gespräch mit Robert Fischer: „Wir bauten die komplette Szenerie in einem Münchener Studio. Ich hatte außerhalb der Dekoration meine sogenannte Combo, also die Regiekabine mit Kontrollmonitor und Sprechfunkverbindung zu meinem Team. Dieser Arbeitsraum lag hinter der Tapetentür, die im Film in die ’schwarze Kammer‘ führt. Der geheimnisvolle schwarze Raum war während der sechs Wochen Drehzeit mein ‚Denkzentrum‘.

Dort saß ich täglich viele Stunden in völliger Dunkelheit vor einem Bildschirm und konnte das Kamerabild, den Lichtaufbau und die Proben beobachten. Mit einem Mikrofon konnte ich wahlweise mit dem Kameramann, den Schauspielern oder meinem Assistenten kommunizieren. Dem Kameramann gab ich meine Anweisungen über seine Kopfhörer. Ich konnte ihm also sagen, geh näher ran, nimm das Ding da links noch mit ins Bild und so weiter. Mein Alter spielte bei den Arbeitsabläufen natürlich eine Rolle, denn mit 92 Jahren kann man nicht mehr wie früher täglich zehn Stunden neben der Kamera stehen und die Schauspieler mit Blickkontakt führen.

Ich musste also irgendwo sitzen; wenn man aber irgendwo sitzt, bewegt sich das Geschehen leicht von einem weg. Eine große Hilfe war deswegen mein eigens aus Altersgründen engagierter Co-Regisseur Anatol Schuster. Anatol ist ein junger Filmemacher, der schon drei Spielfilme geschaffen hat und deswegen in engster Verbindung mit mir in der Lage war, an sämtlichen meiner künstlerischen Überlegungen teilzunehmen.

Anatol war derjenige, der alle Abläufe und Drehtage koordiniert hat. Die Proben konnten wir immer aus doppelten Perspektiven verfolgen: Gleichzeitig am Monitor und stehend neben der Kamera. Vielleicht hätte ich den Film nicht körperlich durchgestanden, wenn ich Anatol nicht an der Seite gehabt hätte.“

Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes (Deutschland 2025)

Regie: Edgar Reitz, Anatol Schuster (Co-Regie)

Drehbuch: Gert Heidenreich, Edgar Reitz

mit Edgar Selge, Aenne Schwarz, Lars Eidinger, Barbara Sukowa, Antonia Bill, Michael Kranz

Länge: 103 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Filmportal über „Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“

Moviepilot über „Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“

Rotten Tomatoes über „Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“

Wikipedia über „Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“ und Gottfried Wilhelm Leibniz (deutsch, englisch)

Berlinale über „Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes“

Homepage von Edgar Reitz

Kriminalakte über „Die andere Heimat“

Meine Besprechung von Edgar Reitz‘ “Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht” (Deutschland 2013) (mit weiteren Clips) (Film- und Buchkritik)

Meine Besprechung von Edgar Reitz‘ „Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht“ (Deutschland 2013) (DVD-Kritik)

Meine Besprechung von Edgar Reitz‘ „Heimat – Eine deutsche Chronik: Die Kinofassung – Das Jahrhundert-Epos in Texten und Bildern“ (2015)


TV-Tipp für den 18. September: Mädchenbande

September 17, 2025

WDR, 00.50

Mädchenbande (Bande de filles, Frankreich 2014)

Regie: Céline Sciamma

Drehbuch: Céline Sciamma

In ihrem dritten Spielfilm erzählt Céline Sciamma eine Geschichte aus der Pariser Banlieu: eine Sechzehnjährige schließt sich einer Mädchengang an. Gemeinsam versuchen sie herauszufinden, wer sie sind und sein wollen. Konflikte inclusive. 

Die Kritik war einhellig begeistert, z. B.: „Genau komponiert und einfallsreich dramatisiert“ (Lexikon des internationalen Films; dort steht er auch in der Liste der besten Kinofilme des Jahres 2015)

mit Karidja Touré, Assa Sylla, Lindsay Karamoh, Mariétou Touré, Idrissa Diabaté, Simina Soumaré, Dielika Coulibaly

auch bekannt unter „Bande de filles“ (Kinotitel)

Hinweise

AlloCiné über „Mädchenbande“

Rotten Tomatoes über „Mädchenbande“

Wikipedia über „Mädchenbande“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Céline Sciammas „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ (Portrait de la jeune fille en feu, Frankreich 2019)

Meine Besprechung von Céline Sciammas „Petite Maman – Als wir Kinder waren“ (Petite Maman, Frankreich 2021)


TV-Tipp für den 17. September: Widows – Tödliche Witwen

September 16, 2025

Kabel 1, 22.30

Widows – Tödliche Witwen (Widows, USA 2018)

Regie: Steve McQueen

Drehbuch: Gillian Flynn, Steve McQueen (basierend auf der gleichnamigen TV-Serie von Lynda La Plante)

Was ihre Männer könne, können Veronica, Linda und Alice auch. Vor allem weil sie tot sind und ihre Witwen Geldprobleme haben. Also ruft Veronica die anderen Witwen zusammen und sie beschließen, den nächsten Einbruch, den ihre Männer geplant hatten, durchzuführen. Mit weiblicher Finesse.

Schnörkellose, top besetzte Genre-Kost von Steve McQueen, der vorher „Hunger“, „Shame“ und „12 Years a Slave“ inszenierte. „Widows – Tödliche Witwen“ ist sein „Inside Man“.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Viola Davis, Michelle Rodriguez, Elizabeth Debicki, Cynthia Erivo, Colin Farrell, Daniel Kaluuya, Jackie Weaver, Robert Duvall, Liam Neeson, Brian Tyree Henry, Garrett Dillahunt, Carrie Coon, Jon Bernthal, Manuel Garcia-Rulfo, Lukas Haas

Wiederholung: Donnerstag, 18. September, 02.55 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Widows“

Metacritic über „Widows“

Rotten Tomatoes über „Widows“

Wikipedia über „Widows“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Steve McQueens „Shame“ (Shame, Großbritannien 2011)

Meine Besprechung von Steve McQueens „12 Years a Slave“ (12 Years a Slave, USA 2013)

Meine Besprechung von Steve McQueens „Widows – Tödliche Witwen“ (Widows, USA 2018)

Meine Besprechung von Steve McQueens „Blitz“ (Blitz, Großbritannien 2024)

Meine Besprechung von David Finchers Gillian-Flynn-Verfilmung „Gone Girl – Das perfekte Opfer (Gone Girl, USA 2014) (Buch- und Filmkritik)

Meine Besprechung von Gilles Paquet-Brenners Gillian-Flynn-Verfilmung „Dark Places – Gefährliche Erinnerung“ (Dark Places, USA/Frankreich 2015)


Cover der Woche

September 16, 2025


TV-Tipp für den 16. September: Die Outsider: Rebellen ohne Grund

September 15, 2025

Halbneuer Titel, aber ausgehend von der Länge läuft diese Fassung

MDR, 22.55

The Outsiders: The complete Novel (The Outsiders, USA 1983/2005)

Regie: Francis Ford Coppola

Drehbuch: Kathleen Knutsen Rowell

LV: S. E. Hinton: The Outsiders, 1967 (Die Outsider)

Tulsa, Oklahoma, sechziger Jahre (mit fünfziger Jahre Feeling): Die proletarischen Greaser und die aus dem wohlhabenden Teil der Stadt stammenden Socs leben ihre Feindschaft immer wieder in Schlägereien aus. Als dabei einer der Socs zufällig stirbt, müssen zwei in die Tat involvierte Mitglieder der Greasers aus der Stadt flüchten.

Jugendrama, das damals bei der Kritik nicht gut ankam. Die längere „The complete Novel“-Fassung rehabilierte das aus heutiger Sicht sehr prominent besetzte, edel fotografierte Jugenddrama vollständig.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung, inclusive einiger Worte zu den verschiedenen Fassungen.

mit C. Thomas Howell, Matt Dillon, Ralph Macchio, Patrick Swayze, Rob Lowe, Diane Lane, Emilio Estevez, Tom Cruise, Leif Garrett, Glenn Withrow, Tom Waits, S. E. Hinton

auch bekannt als „Coppola’s The Outsiders – Rebellen ohne Grund“ (Kinotitel) bzw. „Die Outsider“ (Kinotitel)

Hinweise

Moviepilot über „The Outsiders“

Metacritic über „The Outsiders“

Rotten Tomatoes über „The Outsiders“

Wikipedia über „The Outsiders“ (deutsch, englisch)

Homepage von S. E. Hinton

Meine Besprechung von Norbert Grob/Bern Kiefer/Ivo Ritzer (Herausgeber) „Mythos ‘Der Pate’ – Francis Ford Coppolas Godfather-Trilogie und der Gangsterfilm (Deep Focus 10)“ (2011)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas “Apocalypse Now” (Apocalypse Now, USA 1979 – die “Full Disclosure”-Blu-ray)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now: The Final Cut“ (USA 1979/2019) und der Blu-ray

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „The Outsiders: The complete Novel“ (The Outsiders, USA 1983/2005) und der Blu-ray

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Rumble Fish“ (Rumble Fish, USA 1983)

Meine Besprechung von Francis Ford Coppolas „Twixt – Virginias Geheimnis“ (Twixt, USA 2011)

Meine Besprechung von Franics Ford Coppolas „Megalopolis“ (Megalopolis, USA 2024)

Francis Ford Coppola in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Roy Thomas/Mike Mignolas „Bram Stoker’s Dracula“ (Bram Stoker’s Dracula 1-4, 1993) (der Comic-Version von Coppolas Film)


Viele Begegnungen mit dem Alien in „„Schwarz, Weiß & Blut“ und „What if…? Aliens“

September 15, 2025

1979 kam es im Kino zur ersten Begegnung zwischen einer unterbezahlten Mannschaft eines Frachtschiffs und einer außeridischen Lebensform, die furchteinflößend aussah und die Besatzungsmitglieder nacheinander dezimierte, bis Ellen Ripley den Alien in den luftleeren Weltraum und den damit verbundenen sicheren Tod beförderte.

Alien“ hieß der Science-Fiction-Horrorfilm, der, so eine Hollywood-Legende, gegenüber den Produzenten mit dem Satz „’Der weiße Hai‘ im Weltraum“ gepitcht wurde. Der Film war ein Kassenhit und ist schon seit Ewigkeiten ein stilbildender Klassiker. Er beförderte mehrere Karrieren und war, wie wir heute wissen, die Initialzündung für ein immer noch expandierendes Franchise mit weiteren Kinofilmen, seit einigen Tagen auch einer Streaming-Serie, Videospielen, Hörspielen, Romanen und Comics

Zuletzt erschienen die Comics „Alien: Schwarz, Weiß & Blut“ und „What if…? Aliens“. Ersterer enthält mehrere eigenständige Geschichten von Begegnungen zwischen Xenomorphen, Facehuggern und Menschen; letzterer ist eine „Was wäre wenn…?“-Geschichte. In diesem Fall stellen sich Paul Reiser, Leon Reiser, Adam F. Goldberg, Hans Rodionoff und Brian Volk-Weiss die Frage, was wäre mit Carter Burke geschehen, wenn er in James Camerons „Aliens“ nicht gestorben wäre.

Burke (im Film gespielt von Paul Reiser) ist ein von dem Konzern Weyland-Yutani angestellter skrupelloser Mitarbeiter, der in „Aliens“ für den Konzern ein Alien beschaffen soll und von einem Xenomorph getötet wird. In dem Comic „What if…? Aliens“ überlebt er die Begegnung, schließt für sich und seine Familie einen lebenslangen Vertrag mit Weyland-Yutani, erledigt noch einen kleinen Auftrag für den Konzern und schmuggelt ein Xenomorphen-Ei auf die Erde.

35 Jahre später lebt er auf einem abgelegenem Asteroiden und organisiert aus einem Büro heraus den Abbau von Trimonit. Er hasst sein Leben und seinen Job. Seine Tochter baut in den Minen Trimonit ab und hasst ihn. Seine Frau liegt tot in einem Nebenzimmer. Aber er hat eine Idee, wie er sie wieder zum Leben erwecken kann. Das Ei eines Xenomorphen hat etwas damit zu tun.

Zwischen Bürosatire, Vater-Tochter-Drama und für Menschen normalerweise tödlich endenden Alien-Begegnungen schwankend findet „What if…? Aliens“ nie eine eigene Identität. Immerhin bestätigt Burke seinen Ruf als gewissenloser Opportunist, der hemmungslos jeden betrügt und den Preis als „Vater des Jahres“ nur bekommt, wenn er ihn für sich stiftet.

Schwarz, Weiß & Blut“ ist da schon ein anderes Kaliber. Der großformatige Comic enthält den vierteiligen Comic „Utopia“ und acht kürzere Comics (geschrieben von Stephanie Phillips, Ryan Cady, Paul Jenkins, Stephanie Williams, Cody Ziglar, Steve Foxe, Bryan Hill und Pornsak Pichetshote, gezeichnet von Pete Pantazis, Devmalya Pramanik, Luigi Teruel, Jethro Morales, Claire Roe, Tommaso Bianchi, Chriscross und Partha Pratim). Alle Geschichten kommen mit den drei titelgebenden Farben und, manchmal, mit einer vierten Farbe (Grün) aus. Die Geschichten folgen alle (bei der Titelgeschichte mit einer interressanten Variation) dem gleichen Muster: auf einer einsam gelegenen Station taucht ein Xenomorph auf und tötet die Menschen. Auf die Dauer langweilt diese Formel, die endlos wiederholt werden kann. Weyland-Yutani bleibt der gesichtslose Konzern, der seine Mitarbeiter skrupellos sterben lässt. Mehr ist über die Welt, in der die „Alien“-Geschichten spielen, nicht bekannt. Und natürlich stellt sich irgendwann die Frage, wie oft Xenomorphe Menschen töten müssen, ehe die Menschheit beginnt, etwas dagegen zu unternehmen. Diese Frage stellte man sich in den ersten vier „Alien“-Filmen (mit „Ripley“ Sigourney Weaver) nicht. Aber nach der Vernichtung von mehreren Raumstationen, Raumschiffen, Forschungsstationen und Kolonien über einen längeren Zeitraum dann doch. Vor allem wenn sich mal wieder ein Mensch neugierig über ein Alien-Ei beugt.

Und so stellt sich, wie schon in den „Alien“-Kinofilmen (wobei „Alien: Romulus“ neugierig auf den nächsten „Alien“-Film machte), auch bei den Comics ein leichtes Gefühl von Ennui ein. Wir wissen einfach zu genau, was passieren wird und die erzählerischen Möglichkeit sind innerhalb dieses Formats arg begrenzt.

Die vierteilige Titelgeschichte „Utopia“ von Collin Kelly und Jackson Lanzig (Text) und Michael Dowling (Zeichnungen) ist insofern anders, weil hier ein sozialistisches Kollektiv in einem großen Schiff durch den Weltraum fliegt. In dem Schiff wollen sie eine andere Art des Zusammenlebens ausprobieren. Nach der Begegnung mit dem Xenomorph hat sich diese Utopie erledigt. Aber es ist noch nicht das Ende der Geschichte.

Paul Reiser/Leon Reiser/Adam F. Goldberg/Hans Rodionoff/Brian Volk-Weiss/Guiu Vilanova: What if…? Aliens

(übersetzt von Alexander Rösch)

Panini Comics, 2025

128 Seiten

17 Euro

Originalausgabe

Aliens: What if…? (2024) # 1 – 5

Marvel/20th Century Studios 2025

Collin Kelly/Jackson Lanzing/Michael Dowling: Alien: Schwarz, Weiß & Blut

(übersetzt von Alexander Rösch)

Panini Comics, 2025

136 Seiten

29 Euro

Originalausgabe

Alien: Black, White & Blood (2024) # 1 – 4

Marvel/20th Century Studios 2024

Hinweise

Wikipedia über „Alien“ (deutsch, englisch) und das Alien-Franchise (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von J. W. Rinzlers „Alien – Die Entstehungsgeschichte“ (The Making of Alien, 2019)

Meine Besprechung von J. W. Rinzlers „Aliens – Die Entstehungsgeschichte“ (The Making of Aliens, 2020)

Meine Besprechung von Dan O’Bannon/Christiano Seixas/Guilherme Balbis „Alien – Die Urfassung“ (Alien: The Original Screenplay # 1 – 5, 2020)

zu Filmen

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Prometheus” (Prometheus, USA 2012)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, USA 2017)

Meine Besprechung von Alan Dean Fosters „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, 2017) (Filmroman)

Meine Besprechung von Fede Alvaraz‘ „Alien: Romulus (Alien: Romulus, USA 2024)

zu Comics

Meine Besprechung von Phillip Kennedy Johnson/Salvador Larrocas „Alien: Blutlinien (Band 1)“ (Alien (2021) # 1 – 6, Mai – Oktober 2021)

Meine Besprechung von Phillip Kennedy Johnson/Salvador Larrocas „Alien: Erweckung (Band 2)“ (Alien (2021) # 7 – 12, September 2021 – Juni 2022; Alien Annual (2022) 1, September 2022)

Meine Besprechung von Phillip Kennedy Johnson/Julius Ohta: Alien: Icarus (Band 3) (Alien (2022) # 1 – 6, November 2022 – April 2023)

Meine Besprechung von Declan Shalvey/Andrea Broccardos „Alien: Tauwetter (Band 1)“ (Alien (2023) # 1 – 5, April 2023 – August 2023)

Meine Besprechung von Declan Shalvey/Andrea Broccardo/Danny Earls‘ „Alien: Descendant (Band 2)“ (Alien Annual (2023) 1, Dezember 2023; Alien (2023 B) # 1 – 4, Januar – April 2024)


TV-Tipp für den 15. September: Der Adler ist gelandet

September 14, 2025

Arte, 20.15

Der Adler ist gelandet (The Eagle has landed, Großbritannien 1976)

Regie: John Sturges

Drehbuch: Tom Mankiewicz

LV: Jack Higgins: The Eagle has landed, 1975 (Der Adler ist gelandet)

1943: während des Zweiten Weltkriegs soll eine von Oberst Kurt Steiner (Michael Caine) geführte Einheit Fallschirmjäger in England in einem englischen Küstenort Premierminister Winston Churchill entführen. Das schwierige Unternehmen gestaltet sich, zu unserem Vergnügen als Zuschauer, schwieriger als erwartet.

Top besetzter, spannender Abenteuerfilm, in dem der Krieg zum Spielplatz für echte Männer mutiert.

Der Adler ist gelandet“ ist der letzte Spielfilm von John Sturges, dem Regisseur von „Stadt in Angst“ (Bad Day at Black Rock, 1955), „Zwei rechnen ab“ (Gunfight at the O.K. Corral, 1957), „Der alte Mann und das Meer“ (The Old Man and the Sea, 1958), „Der letzte Zug von Gun Hill“ (Last Train from Gun Hill. 1959) und selbstverständlich die Klassiker „Die glorreichen Sieben“ (The Magnificent Seven, 1960) und „Gesprengte Ketten“ (The Great Escape, 1963).

Anschließend, um 22.20 Uhr, zeigt Arte die 55-minütige Doku „Sir Michael Caine – Vom Arbeiterkind zum Hollywoodstar“ (Deutschland 2021).

mit Michael Caine, Donald Sutherland, Robert Duvall, Jenny Agutter, Donald Pleasence, Anthony Quayle, Jean Marsh, Sven-Bertil Taube, Judy Geeson, Siegfried Rauch, Treat Williams, Larry Hagman

Wiederholung: Mittwoch, 17. September, 14.00 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoe über „Der Adler ist gelandet“

Wikipedia über „Der Adler ist gelandet“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John Sturges‘ „Die 5 Geächteten“ (Hour of the Gun, USA 1967)

John Sturges in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 14. September: Der ewige Gärtner

September 13, 2025

Arte, 20.15

Der ewige Gärtner (The constant gardener, Großbritannien/Deutschland 2005)

Regie: Fernando Meirelles

Drehbuch: Jeffrey Caine

LV: John le Carré: The constant gardener, 2001 (Der ewige Gärtner)

Der in Kenia lebende Diplomat Justin Quayle will herausfinden, wer seine politisch aktive Frau Tessa umbrachte.

Gute le-Carré-Verfilmung, die auch dem Autor gefällt.

Mit Falph Fiennes, Rachel Weisz, Danny Huston, Peter Postlethwaite, Anneke Kim Sarnau, Bill Nighy

Wiederholung: Montag, 15. September, 14.00 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der ewige Gärtner“

Wikipedia über „Der ewige Gärtner“ (deutsch, englisch)

Homepage von John le Carré

seine Romane

Meine Besprechung von John le Carrés „Schatten von gestern“ (Call for the Dead, 1961)

Meine Besprechung von John le Carrés „Ein Mord erster Klasse“ (A Murder of Quality, 1962)

Meine Besprechung von John le Carrés „Geheime Melodie“ (The Mission Song, 2006)

Meine Besprechung von John le Carrés “Marionetten (A most wanted man, 2008)

Meine Besprechung von John le Carrés “Verräter wie wir” (Our kind of traitor, 2010)

Meine Besprechung von John le Carrés “Empfindliche Wahrheit” (A delicate truth, 2013)

Meine Besprechung von John le Carrés „Das Vermächtnis der Spione“ (A Legacy of Spies, 2017)

Meine Besprechung von John le Carrés „Federball“ (Agent running in the Field, 2019)

Meine Besprechung von John le Carrés „Silverview“ (Silverview, 2021)

neuere le-Carré-Verfilmungen

Meine Besprechung der John-le-Carré-Verfilmung “Bube, Dame, König, Spion” (Tinker, Tailor, Soldier, Spy, Großbritannien/Frankreich/Deutschland 2011)

Meine Besprechung der John-le-Carré-Verfilmung “A most wanted man” (A most wanted man, Deutschland/Großbritannien 2014) und der DVD

Meine Besprechung der John-le-Carré-Verfilmung „Verräter wie wir“ (Our Kind of Traitor, Großbritannien 2016)

Meine Besprechung der ersten beiden Episoden von Susanne Biers „The Night Manager“ (The Night Manager, Großbritannien/USA 2016) und der gesamten Miniserie

Mein Nachruf auf John le Carré

John le Carré in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 13. September: Das Piano

September 12, 2025

3sat, 23.15

Das Piano (The Piano, Australien/Neuseeland/Frankreich 1993)

Regie: Jane Campion

Drehbuch: Jane Campion

Um 1850 herum wird die stumme Ada nach Neuseeland zwangsverheiratet. Ihr ihr vollkommen unbekannter Ehemann, der Plantagenbesitzer Stewart, nimmt sie und Adas neunjährige Tochter Flora auf. Adas heißgeliebtes Piano lässt er als unnötigen Ballast am Strand zurück. Stewarts Nachbar Baines holt das Piano in sein Haus. Er bietet Ada eine Möglichkeit an, wie sie wieder an ihr Piano kommen könnte.

Jane Campions Durchbruch beim globalen Kinopublikum und immer noch ihr bekanntester Film.

mit Holly Hunter, Harvey Keitel, Sam Neill, Anna Paquin, Kerry Walker

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Das Piano“

Wikipedia über „Das Piano“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Marisa Buovolos „Jane Campion & ihre Filme“ (2024)

Weiterführende Lektüre

Marisa Buovolo: Jane Campion & ihre Filme

Schüren, 2024

208 Seiten

24 Euro


Neu im Kino/Filmkritik: „Beule – Zerlegt die Welt“ und den ganzen Rest

September 12, 2025

Oli „Beule“ Schröder (Janek Rieke) betreibt in Norddeutschland eine schlecht gehende Bootswerkstatt. Deshalb heuert er immer wieder für fünf Monate auf einem Schiff an. Insgesamt ist er etwas überfordert von den alltäglichen Problemen, seiner schwangeren Frau, die durch die Schwangerschaft ein ganz anderer Mensch wird, die ihn darüber hinweg tröstende Tankstellenwärterin, die plötzlich Besitzansprüche erhebt, und seine Kumpels, die ihn immer wieder verprügeln. Beule lässt dann seinen Frust an Zigarettenautomaten und Mülltonnen aus.

Zuerst einmal muss ich den Hut ziehen vor dem Engagment von Janek Rieke, der hier die Hauptrolle übernahm, Regie führte, das Drehbuch schrieb und auch produzierte. Nachdem das Projekt von allen Förderinstitutionen abgelehnt wurde, kratzten er und die anderen Produzenten alles Geld zusammen und machten den Film ohne Fördergelder und ohne einen Verleih. Gedreht wurde vom 16. Januar bis zum 12. Februar 2019. Die Premiere war am 2. Oktober 2022 auf dem Filmfest Hamburg. Und jetzt läuft er im Kino. Das ist eine beachtliche Leistung.

Der Film selbst ist dann weniger beachtlich. Es ist, soweit erkenn- und nachvollziehbar, eine chaotische, nie überzeugende Geschichte von Liebe und Freundschaft. Die Figuren sind, bei allen gewollten Überzeichnungen, in sich nicht stimmig. Die sich aus ihren Begegnungen entwickelnde Geschichte bleibt, immer mit der nächsten Pointe im Blick, beliebig. Es werden halt vor allem Sketche aneinandergereiht und, wenn man nicht mehr weiter weiß, wird Gewalt angewendet gegen Sachen und Menschen. Der Humor tendiert, ohne ein bestimmtes Ziel, durchgängig zu grobem Klamauk und übertriebener Farce.

Janek Rieke ist vor allem als Schauspieler bekannt. Von 2010 bis 2015 spielte er in der Kirmiserie „Der Kriminalist“ in 42 Folgen Kommissar Max Winter. In „Herr Lehmann“, „Die weiße Massai“, „Jerry Cotton“ und „Einmal Hans mit scharfer Soße“ spielte er mit. „Beule – Zerlegt die Welt“ ist sein zweiter Spielfilm als Regisseur. Sein Regiedebüt war 1997 die Beziehungskomödie „Hartetest“, ebenfalls nach seinem Drehbuch und mit ihm in der Hauptrolle.

Beule – Zerlegt die Welt (Deutschland 2022)

Regie: Janek Rieke

Drehbuch: Janek Rieke

mit Janek Rieke, Julia Hartmann, Max Giermann, Nilam Farooq, Freya Tampert, Hans Löw, Gerdy Zint

Länge: 83 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Beule – Zerlegt die Welt“

Moviepilot über „Beule – Zerlegt die Welt“

Wikipedia über „Beule – Zerlegt die Welt“


Neu im Kino/Filmkritik: „Gaucho Gaucho“ – wunderschöne Bilder einer untergehenden Kultur

September 12, 2025

Es gibt sie noch: Gauchos. Nicht nur im Film, sondern auch in der Realität und nicht als Touristenattraktion. Die von Michael Dweck und Gregory Kershaw in ihrem wundervollem Dokumentarfilm „Gaucho Gaucho“ porträtierten Gauchos leben und arbeiten wie ihre Vorfahren.

Sie sind Cowboys, die in einigen Ländern in Südamerika Vieh hüten und ein traditionelles Leben zelebrieren. Freiheit ist ihnen wichtiger als Besitz.

Dweck und Kershaw beobachteten für ihren Film über mehrere Jahre einige Gauchos, die in der Region Salta im Nordwesten Argentiniens leben. Es ist eine karge und menschenleere Landschaft. Die Gauchos leben dort ein von der Moderne weitgehend unberührtes Leben. Wenn man nicht wüsste, dass das Regieduo mit der Recherche für diesen Film erst Anfang 2021 begann und die Bilder entsprechend später aufgenommen hat, könnte man glauben, sie seien vor mindestens fünfzig Jahren aufgenommen oder für einen klassischen SW-Western inszeniert worden.

Gaucho Gaucho“ ist kein traditioneller Dokumentarfilm, sondern mehr ein beobachtendes Stimmungsstück. Dweck und Kershaw beobachten in wunderschönen, oft überhöhten SW-Bildern die Gauchos bei ihrer Arbeit, inszenieren sie, wenn sie durch die Landschaft reiten, als mythische Figuren und lassen sie von ihrem Leben und ihren Traditionen erzählen. Das Regieduo dokumentiert in betörend schönen Bildern eine untergehende Lebensweise. Dass eine der Protagonisten, die 17-jährige Guada, unbedingt eine Gaucha werden will, ändert daran nichts.

Wegen der Bilder sollte der Film unbedingt auf der größtmöglichen Leinwand gesehen werden.

Gaucho Gaucho (Gaucho Gaucho, USA/Argentinien 2024)

Regie: Michael Dweck, Gregory Kershaw

Drehbuch: Michael Dweck, Gregory Kershaw

mit ‚Guada‘ Gonza, Mario Choque, Alcira Gutierrez, ‚Lelo‘ Carrizo

Länge: 87 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Gaucho Gaucho“

Metacritic über „Gaucho Gaucho“

Rotten Tomatoes über „Gaucho Gaucho“

Wikipedia über „Gaucho Gaucho“


TV-Tipp für den 12. September: Official Secrets

September 12, 2025

3sat, 22.25

Official Secrets (Official Secrets, Großbritannien/USA 2019)

Regie: Gavin Hood

Drehbuch: Gregory Bernstein, Sara Bernstein, Gavin Hood

LV: Marcia Mitchell, Thomas Mitchell: The Spy who tried to stop a War: Katharine Gun and the secret plot to sanction the Iraq Invasion, 2008

Spannender, auf wahren Begebenheiten beruhenden Polit-Thriller: Katharine Gun, Übersetzerin beim britischen Nachrichtendienst GCHQ, wird 2003 von ihrem Arbeitgeber angeklagt, gegen den Official Secrets Act verstoßen zu haben. Sie gab, über Umwege, eine Mail des US-amerikanischen Geheimdienstes weiter, in der sie aufgefordert werden, fünf Mitgliedstaaten des UN-Sicherheitsrats auszuspionieren. Die Staaten sollen erpresst werden, der US-Invasion in den Irak zuzustimmen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Keira Knightley, Matt Smith, Adam Bakri, Matthew Goode, Ralph Fienes, Rhys Ifans

Hinweise

Moviepilot über „Official Secrets“

Metacritic über „Official Secrets“

Rotten Tomatoes über „Official Secrets“

Wikipedia über „Official Secrets“ (deutsch, englisch) und über Katharine Gun (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Gavin Hoods „Ender’s Game – Das große Spiel“ (Ender’s Game, USA 2013)

Meine Besprechung von Gavin Hoods „Official Secrets“ (Official Secrets, Großbritannien/USA 2019)


Neu im Kino/Filmkritik: „The long walk – Todesmarsch“ für fast alle Teilnehmer

September 11, 2025

Nein, die Überschrift ist kein Spoiler, sondern die Prämisse des Films: in einer dystopischen USA müssen jedes Jahr fünfzig, zufällig ausgeloste Jungen ihren Bundesstaat bei einem Marsch vertreten. Der Marsch endet, wenn nur noch einer lebt.

Stephen King schrieb die Geschichte bereits 1966/67. Damals war er Freshman an der Universität. Er veröffentlichte sie 1979 als Richard Bachman. Francis Lawrence, der Regisseur von vier (von fünf) „Die Tribute von Panem“-Filmen verfilmte den düsteren Roman über ein gnadenloses Auswahlverfahren als überraschend düsteren Film und ohne offensichtliche Aktualisierungen. Es ist unklar, wann der Film spielt. Nichts weißt auf die Gegenwart oder die nahe Zukunft hin. Alles sieht so aus, wie es schon zur Entstehungszeit des Romans aussah. Über die Gesellschaft, die den alljährlichen Todesmarsch gutheißt, erfahren wir auch nichts.

Vertreten wird das Regime durch den Major (Mark Hamill). Er erfand den Todesmarsch. Jetzt hält er gegenüber den Jungen während des Marsches immer wieder kernig-salbungsvolle Reden, die direkt aus dem Redenplatitütdenbuch für Offiziere stammen könnten und mit denen junge Männer in den Tod geschickt werden. King und Lawrence legen sich allerdings nicht auf eine Interpretation fest. Sie konzentrieren sich auf die den Wettbewerb, der letztendlich nur fünfzig Tote kennt.

Die Geschichte ist, ausgehend von der Prämisse und der anfänglichen Vorstellung der Todeskandidaten, absolut vorhersehbar. Überraschend ist nicht, wer überlebt (und einen Akt sinnlosen Widerstands leistet), sondern höchstens wer wann einen sinnlosen, aber den Regeln gehorchenden Tod stirbt. Die Regeln sind denkbar einfach: wer zu langsam geht, wird verwarnt. Wer dreimal verwarnt wurde, scheidet aus.

Trotzdem ist der erste Tod ein Schock. Als einer der Teilnehmer zu langsam geht, erhält er schnell hintereinander drei Verwarnungen und wird von einem gesichtslosen Soldaten, entsprechend den Regeln, erschossen. Ab dem Moment ist klar, dass Francis Lawrence nichts beschönigen oder heroisieren wird. Wer zu langsam geht, wird erschossen. Warum er zu langsam geht, ist egal. Die Notdurft wird während des Gehens verrichtet. Wunden, Krämpfe und Blasen werden ignoriert. Geschlafen wird bestenfalls im Gehen.

Beim Gehen unterhalten sich die Teilnehmer über ihr Leben und ihre Wünsche. In diesen Momenten werden sie zu Individuen. Sie kommen sich auch näher – und wissen, dass dies nur eine Freundschaft für wenige Stunden ist.

Die Landschaft durch die sie dabei marschieren ist das US-amerikanische Hinterland mit Feldern so weit das Auge reicht. Am Straßenrand stehen manchmal abrissreife Bretterbuden und ausgeschlachtete Schrottautos. Es ist ein menschenleerer Landstrich, der den Abstieg hinter sich hat. Auch das Wetter passt sich der allgemeinen Trostlosigkeit an.

Hoffnungsloser war schon seit Ewigkeiten kein Hollywood-Mainstreamfilm mehr. „The long walk – Todesmarsch“ hat keine tröstliche Botschaft, keinen Ausweg und auch keine glänzende Oberfläche, die einen über die nihilistische Botschaft hinwegsehen lassen könnte. War in den „Die Tribute von Panem“-Dystopien der tödliche Wettbewerb noch ein vor großer Kulisse inszeniertes Spektakel, ist in „The long Walk“ der Tod nicht mehr als eine Blutlache auf einer einsamen Landstraße.

Francis Lawrence zeigt in seinem neuesten, strikt chronologisch gedrehtem Drama nur fünfzig junge Männer, die durch eine langweilige Landschaft marschieren und sterben. Das ist nicht schön oder heroisch, aber absolut sehenswert.

The long Walk – Todesmarsch (The long Walk, USA 2025)

Regie: Francis Lawrence

Drehbuch: JT Mollner

LV: Richard Bachman (Pseudonym von Stephen King): The long Walk, 1979 (Todesmarsch)

mit Cooper Hoffman, David Jonsson, Garrett Wareing, Tut Nvuot, Charlie Plummer, Ben Wang, Roman Griffin Davis, Jordan Gonzalez, Joshua Odjick, Josh Hamilton, Judy Greer, Mark Hamill

Länge: 109 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „The long Walk“

Metacritic über „The long Walk“

Rotten Tomatoes über „The long Walk“

Wikipedia über „The long Walk“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Francis Lawrences „Die Tribute von Panem – Catching Fire“ (The Hunger Games: Catching Fire, USA 2013)

Meine Besprechung von Francis Lawrences „Red Sparrow“ (Red Sparrow, USA 2018)

Meine Besprechung von Francis Lawrences „Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds & Snakes“ (The Hunger Games: The Ballad of Songbirds and Snakes, USA 2023)

zu Stephen King

Homepage von Stephen King

Mein Porträt zu Stephen Kings Geburtstag

Stephen King in der Kriminalakte, in seinem Trailer-Park und auf Europa-Tour

den Romanen von Stephen King

Meine Besprechung von Stephen Kings/Richard Bachmans „Qual“ (Blaze, 2007)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Nachgelassene Dinge“ (The things they left behind) in Ed McBains „Die hohe Kunst des Mordens“ (Transgressions, 2005)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Colorado Kid“ (The Colorado Kid, 2005)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Doctor Sleep“ (Doctor Sleep, 2013)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Später“ (Later, 2021)

Meine Besprechung von Joe Hill/Stephen King/Richard Mathesons „Road Rage“ (Road Rage, 2012)

den Verfilmungen, teils mit Besprechungen der Romane

Meine Besprechung der auf Stephen Kings Novelle “The Colorado Kid” basierenden TV-Serie “Haven”

Meine Besprechung von Kimberly Peirces Stephen-King-Verfilmung “Carrie” (Carrie, USA 2013)

Meine Besprechung von Tod Williams‘ Stephen-King-Verfilmung „Puls“ (Cell, USA 2016)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Der dunkle Turm: Schwarz“ (The Dark Tower: The Gunslinger, 1982) und von Nikolaj Arcels Romanverfilmung „Der dunkle Turm“ (The dark Tower, USA 2017)

Meine Besprechung von Andy Muschiettis „Es“ (It, USA 2017)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Friedhof der Kuscheltiere“ (Pet Sematary, 1983) und Kevin Kölsch/Dennis Widmyers Romanverfilmung „Friedhof der Kuscheltiere“ (Pet Sematary, USA 2019)

Meine Besprechung von Andy Muschietti Stephen-King-Verfilmung „Es Kapitel 2″ (It Chapter 2, USA 2019)

Meine Besprechung von Mike Flanagans „Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen“ (Doctor Sleep, USA 2019) (wahrscheinlich einer der Filmtitel, die kein Mensch an der Kinokasse vollständig ausgesprochen hat)

Meine Besprechung von Rob Savages Stephen-King-Verfilmung „The Boogeyman“ (The Boogeyman, USA 2023)

Meine Besprechung von Kurt Wimmers „Kinder des Zorns“ (Children of the Corn, USA 2020)

Meine Besprechung von Osgood Perkins‘ Stephen-King-Verfilmung „The Monkey“ (The Monkey, USA/Großbritannien 2025)

Meine Besprechung von Mike Flanagans Stephen-King-Verfilmung „The Life of Chuck“ (The Life of Chuck, USA 2024)


Neu im Kino/Filmkritik: „Honey don’t!“ – Ethan Coens zweiter Solo-Versuch in Sachen lesbischem B-Crime-Movie

September 11, 2025

Ein Noir aus dem Hause Coen. Mit einer Privatdetektivin als Heldin und bewusst die Hardboiled-Privatdetektiv-Tradition zitierend. Was kann da schon schiefgehen?

Nun, beginnen wir erst einmal mit einigen notwendigen Informationen. „Honey don’t!“ ist kein Film der Coen-Brüder, sondern der zweite Film der von Ethan Coen zusammen mit seiner Frau Tricia Cook geplanten lesbischen B-Movie-Trilogie. Sie lassen sich von alten Pulp-Geschichten und auch den Klassikern des Genres inspirieren und erzählen sie aus lesbischer Perspektive nach. Margaret Qualley übernahm wieder die Hauptrolle. Die vielversprechende Idee wurde schon in „Drive-Away Dolls“, dem ersten Film der Trilogie, schlecht umgesetzt. „Honey don’t!“ ist nicht besser, sondern sogar schlechter.

Es geht um die in Kalifornien in Bakersfield arbeitende offen lesbische Privatdetektivin Honey O’Donahue (Margaret Qualley), die mehr über den Tod eines Paares herausfinden will, das offensichtlich ermordet in einem verunglückten Auto gefunden wurde. Die Toten haben etwas mit einer geheimnisvollen, offensichtlich aus Europa kommenden Frau und dem öligen Reverend Drew Devlin (Chris Evans) zu tun. Devlin ist das Oberhaupt des zur Pfingstbewegung gehörenden „Four-Way Temple“. Diese Gemeinschaft ist keine traditionelle Glaubensgemeinschaft, sondern ein ihm auch sexuell höriger Kult und die Tarnung für verschiedene verbrecherische Aktivitäten. Neben dem den Film beginenden Autounfall, bei dem zwei Menschen starben, muss O’Donahue sich mit weiteren Fällen, teils beruflicher, teils privater Natur, herumschlagen. Außerdem beginnt sie eine Affäre mit Police Officer MG Falcone (Aubrey Plaza).

Viel mehr kann über die Story nicht verraten werden, weil sie ziemlich schnell in einer Unmenge nicht zusammenhängender Plots und Szenen zerfleddert. Die Ausgangsfrage wird schnell ignoriert. Ähnlich ergeht es den später begonnenen Plots. Das Ende ist die Conclusio eines vorher nicht erkennbaren Plots. Dazwischen gibt es slapstickhaft übertrieben blutige und auch mal tödliche Gewalt, viel Sex mit für eine US-Produktion erstaunlich viel nackter Haut und Witze, die nicht witzig sind.

Der größte Witz ist dabei, dass in „Honey don’t!“ die Rolle des hartgesottenen Privatdetektiv, die früher beispielsweise von Humphrey Bogart gespielt wurde, dieses Mal von einer Frau gespielt wird und dass diese Frau sexuell äußerst rege ist, jede Frau anbaggert und mit ihr Sex hat. Sie steht damit ihren männlichen Vorbildern in nichts nach. Allerdings kann sie Sätze sagen, die ein Mann in der gleichen Situation heute nicht mehr sagen kann; – falls er sie überhaupt jemals sagen konnte. Sie kann durch die Polizeistation gehen und lautstark verkünden: „I like girls!“.

Dass O’Donahue eine offen bekennende Lesbe ist, wäre vielleicht vor vierzig Jahren, als „Remington Steele“ im TV lief und Sara Paretsky und Sue Grafton den lesenden Krimifans ihre weiblichen Privatdetektive vorstellten, neu gewesen. Heute ist diese Idee nicht mehr neu oder provozierend. Schließlich gab es schon 2019 die ABC-TV-Serie „Stumptown“, in der die offen bisexuelle Privatdetektivin Dex Parios in Portland, Oregon, ihre Fälle löste. Greg Rucka erfand sie 2009 als Comicfigur.

Die von Coen und Cooke erfundene ‚Geschichte‘ erschöpft sich in einer beliebigen Aneinanderreihung von aus der Zeit gefallenen Klischees, garniert mit, als neuer Zutat, lesbischem Sex. Dabei demonstrieren Ethan Coen und Tricia Cooke ständig ihr Noir-Wissen, ohne es produktiv einzusetzten. Dass sie es können – Tricia Cooke arbeitet seit „Miller’s Crossing“ mit den Coens zusammen und ist seit 1993 mit Ethan verheiratet – bewiesen sie unter anderem in „Blood Simple“ (1984), „Raising Arizona“ (1987), „Miller’s Crossing“ (1990), „Barton Fink“ (1991), „Fargo“ (1996), „The Man Who Wasn’t There“ (2001) und „No Country for Old Men“ (2007).

Angesichts dieser Filmographie ist „Honey don’t!“ erschreckend misslungen. An dem langweiligem Debakel ändern auch eine gelungene Titelsequenz (einige halten sie für den besten Teil des Films), etliche für sich betrachtet durchaus gelungene Szenen, damit verbundene Zitate und Anspielungen, und die stilbewusste Ausstattung nichts.

Ethan Coens zweiter Solo-Spielfilm ist eine vollkommen verunglückte Noir-Pastiche, die schnell ihren Plot zugunsten einer weitgehend vollkommen beliebigen Zusammenstellung von Irgendetwas-mit-Kriminalfilm-Szenen aus dem Auge verliert und die nichts von der erzählerischen Meisterschaft der Filme der Coen-Brüder hat. Diese lesbische B-Moive-Noir-Komödie demonstriert nachdrücklich, wie wichtig die Zusammenarbeit von Joel und Ethan Coen für das gelingen ihrer Filme war.

Nach „Honey don’t!“ kann man nur hoffen, dass die beiden Brüder schnell wieder zusammen arbeiten. Auch wenn es davor noch den dritten und abschließenden Teil dieser B-Movie-Trilogie geben wird.

Honey don’t! (Honey don’t!, USA 2025)

Regie: Ethan Coen

Drehbuch: Ethan Coen, Tricia Cooke

mit Margaret Qualley, Aubrey Plaza, Chris Evans, Charlie Day, Kristen Connolly, Billy Eichner, Gabby Beans, Talia Ryder, Jacnier, Don Swayze, Josh Pafchek, Lena Hall, Lera Abova, Kale Browne

Länge: 90 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Moviepilot über „Honey don’t!“

Metacritic über „Honey don’t“

Rotten Tomatoes über „Honey don’t“

Wikipedia über „Honey don’t“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Bill Green/Ben Peskoe/Will Russell/Scott Shuffitts „Ich bin ein Lebowski, du bist ein Lebowski – Die ganze Welt des Big Lebowski“ (I’m a Lebowski, you’re a Lebowski, 2007)

Meine Besprechung des Coen-Films „Blood Simple – Director’s Cut“ (Blood Simple, USA 1984/2000)

Meine Besprechung von Michael Hoffmans “Gambit – Der Masterplan” (Gambit, USA 2012 – nach einem Drehbuch von Joel und Ethan Coen)

Meine Besprechung des Coen-Films “Inside Llewyn Davis” (Inside Llewyn Davis, USA/Frankreich  2013)

Meine Besprechung des Coen-Films „Hail, Caesar!“ (Hail, Caesar!, USA/Großbritannien 2016)

Meine Besprechung von Joel Coens „Macbeth“ (The Tragedy of Macbeth, USA 2021)

Meine Besprechung von Ethan Coens „Drive-Away Dolls“ (Drive-Away Dolls, USA 2024)

Die Coen-Brüder in der Kriminalakte