James Bond 007: Sag niemals nie (Never say never again, USA 1983)
Regie: Irvin Kershner
Drehbuch: Lorenzo Semple jr.
LV: Ian Fleming: Thunderball, 1961 (Feuerball)
James Bond bei seiner Lieblingsbeschäftigung: Welt retten. Aktuelle Einsatzorte: Bahamas, Südfrankreich und Nordafrika. Dort kämpft er gegen den Schurken Largo, der zwei Atombomben klauen will.
Nach einer langen Pause (und bei einer anderen Produktionsfirma) spielte Sean Connery wieder Bond; Klaus Maria Brandauer den Bösewicht, Kim Basinger das ´love interest´ der beiden Männer. Außerdem sind Barbara Carrera, Max von Sydow, Edward Fox, Bernie Casey und Rowan Atkinson dabei.
„Sag niemals nie“ konnte entstehen, weil Ian Fleming zusammen mit Kevin McClory und Jack Whittingham für einen Film die Geschichte „Longitude 78 West“ entwarf. Fleming verarbeitete sie später in dem Bond-Roman „Feuerball“. McClory, der bei „Feuerball“ Co-Produzent war, hatte die Rechte für weitere Verfilmungen dieser Geschichte. Die Auflage war, dass er sich möglichst eng an das gemeinsam entworfene Story-Gerüst halten müsse. Die juristischen Streitigkeiten und der Konkurrenzkampf zwischen dem Ur-Bond Connery und dessen Nachfolger Roger Moore waren ein gefundenes Fressen für die damalige Presse. Denn „Octopussy“ (mit Moore) startete fast zeitgleich in den Kinos. An der Kinokasse war der Moore-Bond etwas erfolgreicher, bei der Kritik war es – zu Recht – umgekehrt.
Anschließend, um 23.05 Uhr, zeigt Pro7 „Octopussy“.
mit Sean Connery, Klaus Maria Brandauer, Kim Basinger, Barbara Carrera, Max von Sydow, Edward Fox, Bernie Casey, Rowan Atkinson, Alec McCowen
Nach einer längeren Kinopause – zuletzt lief 2019 sein Big-Budget-Science-Fiction-Film „Alita: Battle Angel“ im Kino – ist Robert Rodriguez zurück im Kino und wieder zurück bei seinen B-Movie-Wurzeln. Mit einem A-Cast.
Ben Affleck spielt Danny Rourke, einen Detective des Austin Police Departments, der immer noch seine spurlos verschwundene siebenjährige Tochter sucht. Bei einem auf seltsame Art aus dem Ruder laufendem Banküberfall entdeckt er in einem Schließfach ein Foto seiner Tochter und die kryptische Botschaft „Finde Lev Dellrayne“. Initiiert wurde der Banküberfall von einem geheimnisvollen Mann, der sich später als Dellrayne (William Fichtner) entpuppt. Er kann mit alltäglichen Satzfetzen und Worten Menschen dazu bringen, ihm bedingungslos zu gehorchen und Verbrechen auszuführen.
Bei seinen Ermittlungen trifft Rourke auf die Wahrsagerin Diana Cruz (Alice Braga). Sie erzählt ihm, es gebe Hypnotics, die die Gedanken und den Willen von anderen Menschen vollständig kontrollieren können.
Und mehr soll hier über die Story von „Hypnotics“ nicht verraten werden. Denn ein Teil des Spaßes beim Ansehen von diesem Psychothriller ist, dass man sich niemals sicher sein kann, was gerade Realität und was ein echt aussehendes Fantasiegebilde ist. Außerdem können Dellrayne und andere Hypnotics Menschen unglaublich schnell manipulieren. Dann wird, durch ein Wort oder ein Geräusch getriggert, aus einem Freund ein Feind, der, wie ein Zombie, nur noch ein Ziel hat.
Die von Rodriguez und Max Borenstein erfundene Geschichte kann als eine B-Picture-Variante von „Inception“ mit einer Spur von Stephen Kings „Feuerkind“ (Firestarter, 1980) beschrieben werden. Denn Rourkes Tochter hat Fähigkeiten, die sie für viele Menschen und Organisationen interessant macht.
Erzählt wird Rourkes Suche nach seiner Tochter als eine Mischung aus vielen Erklärdialogen, Action und Twists, in denen sich die Welt um Rourke innerhalb von Sekunden vollständig verändert und wir, quasi nebenbei, eine Tour durch Rodriguez Troublemaker Studios erhalten. Dort wurde fast der gesamte Film gedreht. Dort konnte Rodriguez die Sets mühelos dem aktuellen Bewusstseinszustand von Rourke anpassen. Dabei treibt Rodriguez das Grundprinzip jedes Verschwörungsthrillers, nämlich dass nichts ist, wie es scheint, auf die Spitze. Intellektuell ist das gleichzeitig ziemlich vergnüglich und frustrierend. Denn der Grad zwischen wunderschön abgefahrener, nicht Ernst zu nehmender, aber durchdachter Verschwörungstheorie und einem beliebigen anything goes ist schmal.
Leider verzichtet Rodriguez bei seinem neuesten Film auf den aus seinen anderen Actionthrillern bekannten Humor.
So ist „Hypnotic“ ein spannender, wendungsreicher, etwas glatt geratener B-Thriller, der immer auch etwas zu brav für seine fantastische Prämisse ist. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Hypnotic (Hypnotic, USA 2023)
Regie: Robert Rodriguez
Drehbuch: Robert Rodriguez, Max Borenstein (nach einer Idee von Robert Rodriguez)
mit Ben Affleck, Alice Braga, William Fichtner, JD Pardo, Hala Finley, Dayo Okeniyi, Jeff Fahey, Jackie Earle Haley
In jedem Fall ist Danny Moores Idee ein guter Marketinggang. Der von Orlando Bloom gespielte Nissan Marketing Executive möchte Videospieler für den Kauf von Autos begeistern. Das soll mit einem Wettbewerb gelingen, in dem unter den Spielern des populären Videospiels „Gran Turismo“ der beste Fahrer gefunden wird. Die Auswahl des Gewinners geschieht teils am Computer, teils in der dafür geschaffenen GT Academy. Der Gewinner darf dann bei einem echten Autorennen mitfahren.
Moore ist überzeugt, dass das Computerspiel „Gran Turismo“ dafür geeignet ist. Denn die Macher des Spiels investieren viel Zeit und Mühe, in dem Spiel möglichst jedes Detail der realen Rennstrecken und der damit verbundenen Fahrerfahrung genau nachzustellen. Insofern ist das Spiel auch eine Fahrsimulation, die zum trainieren verwendet werden kann.
Zu den Teilnehmern der GT Academy gehört Jann Mardenborough (Archie Madekwe). Der Junge ist ein in Cardiff lebendes Arbeiterkind, das am liebsten in seinem Zimmer „Gran Turismo“ spielt. In dem Spiel ist er einer der besten Rennfahrer. In der Realität saß er noch nie in einem Rennwagen – und dass er jemals ein einem Rennwagen sitzen wird, ist für den Neunzehnjährigen ein unerfüllbarer Traum.
Da erhält er eine Einladung zur ersten GT Academy. Jack Salter (David Harbour) hat die undankbare Aufgabe übernommen, aus den Computerspielern Rennfahrer zu machen; – wobei er, ein ehemaliger Rennfahrer und Mechaniker, davon ausgeht, dass niemand von ihnen jemals ein Rennfahrer wird.
Neill Blomkamps neuer Film basiert auf der wahren Geschichte von Jann Mardenborough. 2008 starten Nissan Europe, Sony Computer Entertainment Europe und Polyphony Digital die GT Academy. 2016 wird sie aufgelöst. In diesem Trainingscamp wurden in einem umfangreichem Prozess die Fahrer ausgewählt, die dann an echten Rennen teilnehmen durften. Für einige der Teilnehmer war die GT Academy der Start einer Karriere als Rennfahrer. Initiator war Darren Cox, der damalige Global Head of Sales, Marketing and Brand von Nissan.
2011 war Jann Mardenborough der Sieger in der Europa-Gruppe der GT Academy. Danach begann seine bis heute andauernde Karriere als Rennfahrer. Er war in die Produktion des Films involviert. In den Rennszenen war er das Stuntdouble für sein Film-Ich.
Die Filmgeschichte folgt allerdings nicht sklavisch den Fakten. Sie nimmt sich etliche Freiheiten, die Mardenboroughs Geschichte filmischer machen. So gehört er nicht zum ersten Jahrgang der GT Academy. Der Unfall auf dem Nürburgring war später. Die GT Academy nahm mehrmals am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teil. Aber niemals so erfolgreich wie in Blomkamps Spielfilm.
In „Gran Turismo“ ist Mardenboroughs Geschichte dann die Kinoversion von Castingshows à la „Deutschland sucht den Superstar“. Da treten schöne junge Menschen in einem Bootcamp gegeneinander an. Der Sieger darf dann in einer anderen Arena weiterkämpfen. In diesem Fall auf verschiedenen Rennstrecken und gegen Fahrer, die Mardenborough nicht für einen richtigen Rennfahrer halten. Dieser Konflikt, vor allem der Konflikt mit dem arroganten Fahrer Nicholas Capa, wird nie vertieft.
Sowieso wird alles, was nicht mit dieser Feelgood-Hollywood-Version von Mardenboroughs Geschichte zusammen hängt, konsequent ignoriert.
Neill Blomkamp inszenierte vorher nach seinen Drehbüchern die sozialkritischen und interessanteren Science-Fiction-Filme „District 9“, „Elysium“ und „Chappie“. Dieses Mal verfilmte er ein Drehbuch von Jason Hall („American Sniper“) und Zach Baylin („King Richard“, „Creed III“). Das Ergebnis ist eine süffige Auftragsarbeit für ein jugendliches Publikum. Das erreicht niemals, auch nicht im Ansatz, die Qualität von „Rush“ oder „Le Mans 66: Gegen jede Chance“ (Ford v Ferrari). Aber diese Rennfahrerfilme richteten sich an Erwachsene.
Gran Turismo (Gran Turismo, USA 2023)
Regie: Neill Blomkamp
Drehbuch: Jason Hall, Zach Baylin
mit David Harbour, Orlando Bloom, Archie Madekwe, Darren Barnet, Geri Halliwell Horner, Djimon Hounsou, Maximilian Mundt, Thomas Kretschmann
Rehragout gibt es schon seit neun Monaten nicht mehr auf dem Eberhofer-Hof. An Weihnachten eröffnete die Eberhofer-Oma ihren Kindern, Enkelkindern und Anhang, dass sie sie nicht weiter bekochen werde. Sie ziehe in die Frauen-Wohngemeinschaft der Moosshammer Liesl.
Seitdem versifft der Hof zunehmend und die Eberhofer-Jungs beginnen so langsam zu überlegen, was sie tun könnten, um ihre Oma wieder in die Küche zur bringen.
Außerdem hat Dorfpolizist Franz Eberhofer Ärger mit seiner geliebten Susi. Der Bürgermeister hatte in den USA einen Unfall, der ihn längere Zeit an ein Krankenhausbett fesselt. Sie soll, bis er wieder zurück ist, die Amtsgeschäfte übernehmen. Und sie hat auch einige Ideen, wie Niederkaltenkirchen moderner und bekannter werden kann. Eine ihrer Maßnahmen ist, dass sie Franz‘ Arbeitszeit reduziert. Dann kann er sich mehr um den Haushalt und ihren gemeinsamen Sohn kümmern.
Als das abgeschnittene Ohr eines Menschen gefunden wird, muss Franz Eberhofer wieder einen Mord aufklären. Dabei hilft im selbstverständlich sein langjähriger Freund Rudi Birkenberger, der nach einer gescheiterten Polizeikarriere als Privatdetektiv arbeitet und dabei mit der unbändigen Energie eines auf sein Ziel fixiertes Kind Chaos verursacht.
„Rehragout-Rendezvous“ ist der inzwischen neunte Eberhofer-Krimi. Wieder inszeniert von Ed Herzog. Wieder geschrieben von Stefan Betz und Ed Herzog, die als Vorlage den gleichnamigen Eberhofer-Roman von Rita Falk benutzen. Auch die Hauptfiguren sind aus den vorherigen Filmen bekannt: Sebastian Bezzel spielt wieder den nichts aus der Ruhe bringenden Dorfpolizisten Franz Eberhofer, Simon Schwarz seinen Freund/Co-Ermittler Rudi Birkenberger, Lisa Maria Potthoff seine Freundin Susi, Elsi Gulp seinen Papa, Enzi Fuchs seine Oma und Gerhard Wittmann seinen Bruder Leopold. Auch Eberhofers Freunde sind wieder dabei: Daniel Christensen spielt wieder den Flötzinger, Stephan Zinner den Metzger Simmerl, Max Schmidt den Wirt Wolfi, Sigi Zimmerschied Eberhofers Vorgesetzten Moratschek, Thomas Kügel den dieses Mal ans Bett gefesselten Bürgermeister von Niederkaltenkirchen, Ferdinand Hofer den Hilfspolizisten Max Simmerl, Stefan Betz Dr. Brunnermeister und Castro Dokyi Affum den Fahrlehrer Buengo. Zum zweiten Mal ist Eva Mattes als Mooshammer Liesl dabei und wieder stört sie Eberhofers Sehnsucht nach einem ruhigen, tiefenentspannten Leben in seiner geliebten Scheune.
Es gibt auch einige neue Gesichter, wie Monika Gruber in einem doch eher überflüssigem Gastauftritt.
Das Team Betz/Herzog schreibt die Geschichte der Hauptfiguren behutsam fort. Der Hauptcast ist perfekt eingespielt und pointensicher. Der Humor wie in den vorherigen Filmen liebevoll anarchistisch.
Das Ergebnis ist gewohnt entspannt-witzige Krimiunterhaltung, bei der der Fall sekundär sekundär ist. Aber als das Chaos ordnender roter Faden ist er wichtig. Neben dem Mordfall geht es dieses Mal vor allem um das Verhältnis der Geschlechter zueinander und das angegriffene männliche Selbstbewusstsein, das wegen des neuen Frauenstammtischs noch nicht einmal in der Dorfkneipe in Ruhe gepflegt werden kann. Behandelt werden diese Fragen in dem Provinzkrimi mit viel Humor und etlichen gut sitzenden Pointen. Halt so, wie wir es aus den vorherigen, an der Kinokasse überaus erfolgreichen Eberhofer-Krimis kennen und lieben.
Rehragout-Rendezvous (Deutschland 2023)
Regie: Ed Herzog
Drehbuch: Stefan Betz, Ed Herzog
LV: Rita Falk: Rehragout-Rendezvous, 2021
mit Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Eisi Gulp, Enzi Fuchs, Gerhard Wittmann, Daniel Christensen, Stephan Zinner, Max Schmidt, Sigi Zimmerschied, Thomas Kügel, Ferdinand Hofer, Eva Mattes, Michael Kranz, Tina Keserovic, Michael Ostrowski, Stefan Betz, Castro Dokyi Affum, Gregor Seberg, Monika Gruber
Das ist also „Deutschlands schlimmstes Wirtschaftsverbrechen“ (so der Untertitel): Die in der westfälischen Kleinstadt ansässige Balsam AG steigt innerhalb weniger Jahre zum Weltmarktführer im Sportbodenbau auf. Dabei laufen die Finanzen vollkommen aus dem Ruder. Ein Schneeballsystem wird installiert. Am Ende hat die AG Verbindlichkeiten von ungefähr 1,8 Milliarden DM. Aufträge und Firmenvermögen sind vernachlässigbar. 1994 meldet die Balsam AG Konkurs an. Beschäftigte, Geldgeber und die Gemeinde stehen vor dem Nichts. Die Gemeinde, die zu Unrecht Gewerbesteuern eingenommen hatte, muss diese zurückzahlen. Es geht um Millionen.
Doch damit ist die Geschichte noch lange nicht zu Ende.
TV-Premiere. Burhan Qurbani verlegt Alexander Döblins Roman in seiner dreistündigen, gut aussehenden, ziemlich braven, teils misslungenen, teils unglaubwürdigen Verfilmung in die Gegenwart. Aus dem Ex-Häftling Franz Biberkopf wird bei ihm der aus Afrika kommende Flüchtling Francis.
Das Drama erhielt fünf Lolas (Bester Spielfilm, Beste männliche Nebenrolle, Beste Kamera, Beste Musik, Bestes Szenenbild) und, in Deutschland, überschwängliche Kritiken.
Die sechzehnjährige Juno (Ellen Page) ist schwanger. Aber anstatt das mit einem Schulkameraden gezeugte Kind abzutreiben, möchte sie es zur Adoption freigeben. Sie hat auch schon die richtigen Eltern gefunden.
Die herrlich unsentimentale, schnoddrige und immer wieder altkluge Komödie war ein Überraschungserfolg. Diablo Cody erhielt für ihr Buch den Drehbuchoscar.
„Juno“ ist die erste Zusammenarbeit von Jason Reitman und Diablo Cody. „Young Adult“ (mit Charlize Theron) und „Tully“ (ebenfalls mit Theron) folgten. In den Filmen reflektiert Cody auch ihr Leben.
Mit Ellen Page, Michael Cera, Jennifer Garner, Jason Bateman, J. K. Simmons
Sein „Lohn der Angst“-Remake „Atemlos vor Angst“ (Sorcerer), der äußerst umstrittene Polizeithriller „Cruising“ und „Leben und Sterben in L.A.“ (To Live and Die in L.A.) sind inzwischen ebenfalls Klassiker.
Spätere Werke wie der von Joe Eszterhas (Basic Instinct) geschriebene, todlangweilige Erotikthriller „Jade“, eine neue Verfilmung des Gerichtsdramas „Die 12 Geschworenen“ (für das Fernsehen), des Thrillers „Die Stunde des Jägers“ (The Hunted) und seine erste Tracy-Letts-Verfilmung „Bug“ konnten an diese Erfolge nicht anknüpfen. Sein Machokino war zunehmend aus der Zeit gefallen.
Nach einer zwölfjährigen Pause – seine Tracy-Letts- Verfilmung „Killer Joe“ hatte 2011 in Venedig seine Premiere – hat sein neuer Film „The Caine Mutiny Court-Martial“ (Die Caine war ihr Schicksal) posthum ebenfalls in Venedig seine Premiere. Bei der Herman-Wouk-Verfilmung spielen Kiefer Sutherland, Jason Clarke, Lance Reddick und Jay Duplass mit.
The Straight Story – Eine wahre Geschichte(The Straight Story, USA 1999)
Regie: David Lynch
Drehbuch: John Roach, Mary Sweeney
Kamera: Freddie Francis
Musik: Angelo Badalamenti (Wer sonst?)
Der 73-jährige Alvin Straight will sich nach jahrelangem Schweigen mit seinem Bruder aussöhnen. Dafür nimmt er eine 240 Meilen lange Fahrt auf sich. Auf einem Rasenmäher- Auto darf er nicht mehr fahren und andere Arten der Fortbewegung lehnt er ab.
David Lynchs ungewöhnlichster Film und gleichzeitig einer seiner schönsten Filme: ein die Langsamkeit und die Landschaft und Menschen zelebrierendes Roadmovie mit einem wunderschönen Ende: zwei Männer sitzen auf einer Veranda und blicken in den Nachthimmel.
„Auf eine gewisse Weise ist ‚The Straight Story‘ der extremste Film, den ich je gemacht habe.“ (David Lynch, Interview in Zitty 25/99)
mit Richard Farnsworth, Sissy Spacek, Harry Dean Stanton, John Farley, Everett McGill
auch bekannt als „Eine wahre Geschichte – The Straight Story“
Los Angeles, 1937: Evelyn Mulwray beauftragt Privatdetektiv Jake Gittes, das Verschwinden ihres Mannes, dem Chef der Wasserwerke, aufzuklären. Schnell gerät der kleine Detektiv in ein Komplott, das er nie ganz durchschaut.
Sozusagen die Essenz der Schwarzen Serie. Georg Seeßlen hält „Chinatown“ für den definitiven private eye-Film der siebziger Jahre.
Die Originale könnten im Rahmen einer kleinen Serie über die Schwarze Serie auch mal wieder gezeigt werden.
Mit Jack Nicholson, Faye Dunaway, John Huston, Perry Lopez, John Hillerman, Diane Ladd, Roman Polanski, Bruce Glover, James Hong, Burt Young
mit Paul Giamatti, Dustin Hoffman, Rosamund Pike, Minnie Driver, Rachelle Lefevre, Scott Speedman, Bruce Greenwood, Jake Hoffman, Saul Rubinek, Paul Gross, David Cronenberg, Atom Egoyan, Ted Kotcheff, Denys Arcand, Richard J. Lewis (die fünf letztgenannten sind alles Regisseure und haben nur Cameos, zum Beispiel als Regisseur)
Schon August und noch keinen Sonnebrand gehabt. Das liegt allerdings weniger am Wetter, sondern mehr an meiner Keine-Nachmittage-in-der-prallen-Sonne-im-Schwimmbad-liegen-Politik. Außerdem kann ich an schattigen Orten besser lesen. Beispielsweise die Empfehlungen der aktuellenKrimibestenliste, wie gewohnt präsentiert von Deutschlandfunk Kultur:
1 (–) Garry Disher: Funkloch
Aus dem Englischen von Peter Torberg
Unionsverlag, 350 Seiten, 24 Euro
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2 (4) Nicola Lagioia: Die Stadt der Lebenden
Aus dem Italienischen von Verena von Koskull
btb, 508 Seiten, 25 Euro
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3 (2) Yves Ravey: Taormina
Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller
Liebeskind, 112 Seiten, 20 Euro
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4 (1) Erin Flanagan: Dunkelzeit
Aus dem Englischen von Cornelius Hartz und Stefanie Kremer
Atrium, 365 Seiten, 25 Euro
–
5 (3) Yasmin Angoe: Echo der Gewalt
Aus dem Englischen von Karin Diemerling
Suhrkamp, 424 Seiten, 18 Euro
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6 (10) Anjali Deshpande: Mord
Aus dem Hindi von Almuth Degener
Draupadi, 207 Seiten, 19,80 Euro
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7 (–) Jacob Ross: Shadowman
Aus dem Englischen von Karin Diemerling
Suhrkamp, 462 Seiten, 16,95 Euro
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8 (–) William Boyle: Shoot the Moonlight Out
Aus dem Englischen von Andrea Stumpf
Polar, 349 Seiten, 26 Euro
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9 (–) Denise Mina: Fester Glaube
Aus den Englischen von Karen Gerwig
Ariadne/Argument, 299 Seiten, 24 Euro
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10 (8) Anthony McCarten: Going Zero
Aus dem Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf Allié
Diogenes, 454 Seiten, 25 Euro
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In ( ) ist die Platzierung vom Vormonat.
–
Einiges liegt auch auf meinem riesigen Zu-lesen-Stapel. Neben dem neuen Robicheaux von James Lee Burke, der es noch (?) nicht auf die Bestenliste geschafft hat.
James Bond 007: Octopussy (Octopussy, Großbritannien/USA 1983)
Regie: John Glen
Drehbuch: George MacDonald Fraser, Richard Maibaum, Michael G. Wilson
LV: Ian Fleming: Octopussy, 1966 (Kurzgeschichte, veröffentlicht in „Octopussy and The Living Daylights“) (Octopussy und andere riskante Geschäfte; Octopussy)
James Bond kämpft gegen General Orlov, Kamal Khan und Octopussy. Sie möchten in Deutschland auf einem US-Militärstützpunkt eine Atombombe zünden und so die Abrüstungsverhandlungen sabotieren. Kann Bond die Katastrophe verhindern?
1983 gab es das Kinoduell zwischen Roger Moore und Sean Connery, der in „Sag niemals nie“ wieder James Bond spielte. Connerys Bond-Film ist der bessere Bond-Film.
Moores Bond-Film ist Klamauk.
Eine zeitgenössische Kritik: „John Glens Film wirkt recht blaß und langatmig, ja von der Geschichte her ist es eines der schwächsten James-Bond-Abenteuer.“ (Fischer Film Almanach 1984)
Danach, um 23.05 Uhr, zeigt Pro7 mit „In tödlicher Mission“ einen weiteren Roger-Moore-James-Bond-Film.
mit Roger Moore, Maud Adams, Louis Jordan, Kristina Wayborn, Kabir Debi, Steven Berkoff, David Meyer, Desmond Llewelyn, Lois Maxwell
Ein Mann liebt eine Frau. Zu einem Problem für ihre Mitmenschen wird das in „Im Herzen jung“, weil sie Siebzig und er in den Vierzigern ist. Oh, und er ist glücklich verheiratet mit mehreren Kindern.
Carine Tardieu erzählt diese Liebesgeschichte, top besetzt mit Fanny Ardant, Melvil Poupaud und Cécile de France als betrogene Ehefrau, feinfühlig, aber auch auf dem Niveau einer beliebigen TV-Romanze.
Mehr fällt mir, nach langem Nachdenken und einem wiederholten Blick in meine umfangreicheren Notizen, zu dieser „Love Story“ nicht ein.
Im Herzen jung (Les jeunes amants, Frankreich/Belgien 2021)
Regie: Carine Tardieu
Drehbuch: Agnès de Sacy, Carine Tardieu, Sólveig Anspach
mit Fanny Ardant, Melvil Poupaud, Cécile de France, Florence Loiret-Caille, Sharif Andoura, Sarah Henochsberg, Martin Laurent
Nach zwei ziemlich misslungenen Realverfilmungen ist der neueste „Teenage Mutant Ninja Turtles“-Film wieder ein Animationsfilm. Und das ist gut so.
Die Teenage Mutant Ninja Turtles sind, wie ihr Name verrät, mutierte Schildkröten, die im Teenager-Alter sind, sich so benehmen und als Ninjas gut kämpfen können. Sie leben in New York in der Kanalisation. Ihr Vater/Lehrmeister ist Splinter, eine ältere, mutierte Ratte. Ihren ersten Auftritt hatten Teenage Mutant Ninja Turtles 1984 in einem Comic von Kevin Eastman und Peter Laird. Die Parodie auf Superheldencomics war als Einzelwerk geplant. Doch es kam anders. Das Heft war schnell ausverkauft. Sie schrieben eine zweite Geschichte. Und weitere Geschichten. Schnell kamen eine langlebige Zeichentrickserie (weitere folgten) und mehrere Spielfilme dazu. Kindern liebten die mutierten Turtles. Ihre Eltern hatten öfter das Gefühl, dass Benjamin Blümchen und Pumuckl doch nicht so nervig sind.
In dem neuen Film „Mutant Mayhem“ befinden sich die Teenage Mutant Ninja Turtles Leonardo, Raphael, Donatello und Michelangelo in einer Sinnkrise. Einerseits tun sie gute Dinge, indem sie gegen Verbrecher kämpfen, andererseits fehlt ihnen die öffentliche Anerkennung. Und Splinter hat sie, nachdem das Besorgen von Essen mehr Zeit als nötig beanspruchte und sie sich in einem Open-Air-Kino einen Film ansahen, zu einem längeren Hausarrest verurteilt. Splinter ist, aufgrund eigener negativer Erfahrungen mit den Menschen, überzeugt, dass die Menschen sie niemals akzeptieren werden.
Trotzdem wagen die vier Turtles sich wieder unter die Menschen, treffen April O’Neil, die für eine Schülerzeitung schreibt, und sie nehmen den Kampf gegen den Schurken Superfly auf. Er will eine Welt ohne Menschen erschaffen.
Ein Blick auf die kreativen Köpfe hinter dem Film zeigt schon, in welche Richtung es geht.
Das Drehbuch ist von Seth Rogen, Evan Goldberg, Jeff Rowe, Dan Hernandez und Benji Samit. Zu Rogen und Goldbergs früheren Drehbucharbeiten gehören „Superbad“, „Ananas Express“, „Bad Neighbors 2“ und „Sausage Party – Es geht um die Wurst“. Sie gehören auch zu den Produzenten des Films.
Dan Hernandez und Benji Samit schrieben die Drehbücher zu „Pokémon Meisterdetektiv Pikachu“, „Die Addams Family 2“ und der Disney-Jugendserie „Ultra Violet & Black Scorpion“
Regisseur Jeff Rowe war vorher Co-Regisseur und Drehbuchautor bei „Die Mitchells gegen die Maschinen“. Ko-Regisseur Kyler Spears arbeitete bei diesem Film als Storyboard-Artist.
Produziert wurde der Film von Seth Rogen, Evan Goldberg und ihrem langjährigem Produktionspartner James Weaver. Damit dürfte klar sein, in welche Richtung sich der Humor des Films bewegt.
Der war in ihren vorherigen Filmen immer etwas versaut, pubertär und die Grenzen des guten Geschmacks austestend. Oder, anders gesagt, die ideale Kombination für einen „Teenage Mutant Ninja Turtles“-Film. Entsprechend nah an dem mir aus den Comics bekanntem derben Humor ist dann dieser Animationsfilm. Auch die Optik des Films orientiert sich gelungen an Comiczeichnungen.
Ein Manko des derben Spaßes ist die finale Schlacht. Sie ist einfach viel zu lang und viel zu viele Figuren, die einem letztendlich egal sind, kloppen sich in New York. Da wäre weniger mehr gewesen. Doch das dürfte für Fans der Turtles ein eher kleiner Einwand sein.
Außerdem ist „Mutant Mayhem“ mit knapp hundert Minuten erfreulich kurz geraten.
Drehbuch: Seth Rogen, Evan Goldberg, Jeff Rowe, Dan Hernandez, Benji Samit (nach einer Geschichte von Brendan O’Brien, Seth Rogen, Evan Goldberg und Jeff Rowe) (basierend auf den Charakteren von Peter Laird und Kevin Eastman)
mit (im Original den Stimmen von) Micah Abbey, Shamon Brown Jr., Hannibal Buress, Rose Byrne, Nicolas Cantu, John Cena, Jackie Chan, Ice Cube, Natasia Demetriou, Avo Edebiri, Giancarlo Esposito, Post Malone, Brady Noon, Seth Rogen, Paul Rudd, Maya Rudolph
Porträt einer jungen Frau in Flammen (Portrait de la jeune fille en feu, Frankreich 2019)
Regie: Céline Sciamma
Drehbuch: Céline Sciamma
1770 soll die Malerin Marianne die junge Héloise porträtieren. Es gibt nur ein Problem: Héloise will nicht gemalt werden. Und sie möchte den reichen, ihr unbekannten Italiener, mit dem ihre Mutter sie verkuppeln will und für den das Porträt sein soll, nicht heiraten.
Dialogarmes, sehr langsam und minimalistisch erzähltes Drama einer lesbischen Liebe und der damaligen gesellschaftlichen Konventionen (vulgo Machtverhältnisse), die Frauen in ein bestimmtes Leben pressten.
Vier Jahre nach den Ereignissen in Steve Altens Thriller „Meg“ (die Verfilmung nimmt sich da einige Freiheiten) fristet ein Carcharodon Megalodon, kurz Meg, in einer riesigen künstlichen Lagune in Monterey, Kalifornien, sein Dasein als Touristenattraktion. Der Megalodon ist ein riesiger Hai, der nicht vor Ewigkeiten, ungefähr zur Zeit der Dinosaurier, ausstarb, sondern im Marianengraben überlebte. Der Hai lebt dort in über zehn Kilometern Tiefe in einer warmen Wasserschicht, über der kaltes Wasser ist. Das eiskalte Wasser hinderte ihn am Auftauchen. Bis die Menschen in seinen Lebensbereich eindrangen und ihn aus seinem natürlichen Lebensbereich herauslockten. Mit fatalen Folgen für etliche Boote und Menschen, die zu Fischfutter wurden.
Eines Tages bricht Angel, so heißt der in Gefangenschaft lebende zweiundzwanzig Meter große, 28 Tonnen schwere Hai, aus. Ehe er sich auf seinem Weg nach Norden durch die Strände an der Ostküste der USA frisst und dabei nicht unterscheidet zwischen anderen Fischen, Menschen und Boten, versucht Jonas Taylor ihn wieder zu fangen. Genaugenommen will er ihn dieses Mal nicht fangen, sondern töten.
Währenddessen wird seine Frau Terry, die aus „Meg“ bekannte Tochter von Masao Tanaka, dem vermögenden Gründer des Tanaka Oceanographic Institute, von dem milliardenschwerden Energiemagnaten Benedict Singer gebeten, herauszufinden, was mit einem Mini-U-Boot und einigen unbemannten nautischen Informationssonden im Marianengraben geschah. Um an die Daten von dem für vier Männer tödlichen Unfall heranzukommen, muss sie in ein sich im Mariannengraben befindendes U-Boot in das ursprüngliche Jagdrevier des Riesenhais begeben. Das müssen wir einfach als eine Mischung aus altmodischer Computertechnik (der Roman erschien vor über zwanzig Jahren) und Suspension of Disbelief akzeptieren. Denn wenn Terry nicht in das U-Boot geht, kann Singer seinen bösen Plan nicht ausführen. Singer ist einer der typischen, skrupellosen, vermögenden James-Bond-Bösewichter.
Neben dem Meg sind noch einige andere sehr, sehr große Fische im Mariannengraben, vor allem in dem titelgebenden und für Singer wichtigen „Höllenschlund“. An dem Ort begegnete Jonas vor elf Jahren erstmals dem Megalodon.
In seinem Debütroman „Meg“ erzählte Steve Alten eine Geschichte. Es handelt sich um eine klassische Urviecher-gehen-auf-Menschen-los-Geschichte. Die Fortsetzung „Meg: Höllenschlund“, die vollkommen unabhängig von „Meg“ gelesen werden kann, erzählt parallel zwei Geschichten. Jonas‘ Geschichte ist eine Jagdgeschichte. Er will nur den aus der Lagune geflüchteten Fisch fangen, ehe er zu viele andere Fische, Menschen und Boote vernichtet. Und er will, weil Angel gerade brünstig ist, verhindern, dass der Hai sich paart und Nachkommen zeugt. Alten wechselt bis zum Finale zwischen diesen beiden Erzählsträngen.
Beide Bücher sind Thriller, Pageturner und…früher nannte man sie Strandkorb- oder Airportlektüre. In jedem Fall sind es Schmöker für einen laaangen Nachmittag außerhalb der Hai-Gefahrenzone.
Am Donnerstag, den 3. August, läuft die Verfilmung „Meg 2: Die Tiefe“ an. Nach den Trailer sieht der Filme mehr wie ein Remake von „Meg“ mit mehr Urviechern als wie eine sklavische Verfilmung von Altens Roman aus. Weil es trotz einem an der Kinokasse erfolgreichem Teil, einer guten Besetzung (Jason Statham spielt wieder Jason Taylor) und einem guten Regisseur (Ben Wheatley) keine Pressevorführung gab, wird es keine Besprechung des Films geben.
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Steve Alten: Meg: Höllenschlund
(übersetzt von Bernhard Kleinschmidt)
Heyne, 2018
9,99 Euro (E-Book; die gedruckte Ausgabe ist nicht mehr erhältlich)
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Originalausgabe
The Trench
Kensington Books, 1999
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Die Verfilmung
Meg 2: Die Tiefe (Meg 2: The Trench, USA/Volksrepublik China 2023)
Regie: Ben Wheatley
Drehbuch: Jon Hoeber, Erich Hoeber, Dean Georgaris
LV: Steve Alten: The Trench, 1999 (Meg: Höllenschlund)
mit Jason Statham, Wu Jing, Sophia Cai, Page Kennedy, Sergio Peris-Mencheta, Skyler Samuels, Cliff Curtis
Zum Filmstart schrieb ich ziemlich begeistert über Hirokazu Kore-edas neuen Film:
In Südkorea nehmen Sang-hyun und Dong-soo in einer Kirche die Babys aus einer Babyklappe, legen sie in ein Bett und registrieren sie. Anschließend kommen sie in ein Waisenhaus. Einige der von ihren Müttern in der Babyklappe abgegebenen Babys pflegen sie nicht ein. Sie nehmen sie mit und verkaufen sie an Wohlhabende, die zu ihrem Glück noch ein Baby brauchen, aber aus verschiedenen Gründen keine Kinder adoptieren dürfen. Es ist ein illegales Geschäftsmodell, das allerdings niemand wirklich schädigt und von den Tätern rührig unbeholfen ausgeführt wird. Es gerät in Gefahr, als So-young, die in einer regnerischen Nacht ihr Baby in die Babyklappe legte, wider alle Erwartungen zurückkehrt und ihr Baby wieder haben will. Sang-hyun, der Kopf des Unternehmens und Betreiber einer kleinen Wäscherei, erklärt ihr, dass sie die besten Eltern für Woo-sung finden wollen. Nach kurzem Zögern will sie Sang-hyun und Dong-soo in ihrem klapprigen Mini-Van begleiten und ein Wort bei der Adoption mitreden. Die beiden Kindervermittler, die sich mit diesen Geschäften und anderen Arbeiten ein bescheidenes Einkommen erzielen, sind einverstanden. Sie haben auch keine andere Wahl.
Gemeinsam fahren sie los und je länger Hirokazu Kore-eda in seinem neuen Film „Broker – Familie gesucht“ sie bei ihren Versuchen, eine Familie für Dong-soo zu finden, verfolgt, umso mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass Sang-hyun und Dong-soo die untauglichsten Männer für den Job sind, weil sie die besten Ersatzväter sind, die es gibt.
Auf ihrer Odyssee durch das Land werden sie unerbittlich von Su-jin und ihrer jüngeren Kollegin Lee verfolgt. Sun-jin ist eine ständig schlecht gelaunte, ihren Arbeitsplatz Auto mit Essen zumüllende Polizistin, die aus dem Klischeebuch des Hardboiled-Detektivs stammen könnte. Sie treibt die Ermittlungen voran, weil sie San-hyun und Dong-soo für wichtige Mitglieder einer großen Menschenhändlerbande hält.
„Broker – Familie gesucht“ ist kein Hardboiled-Krimi und kein anklagendes Sozialdrama, sondern eine sehr warmherzige Komödie, die von einem sanften Humor und einer großen Liebe zu den Figuren geprägt ist. Wie sich Sang-hyun, Dong-soo und So-young während des Films näher kommen erzählt Hirokazu Kore-eda gewohnt zurückhaltend und mit einem genauen Blick auf kleine Nuancen. Sein neuester Film ist ein Wohlfühlfilm, der nichts mit den Filmen zu tun hat, die normalerweiser als Wohlfühlfilme gelabelt werden und die vor allem verlogener Kitsch sind.
Wer frühere Filme von Hirokazu Kore-eda, wie „Like Father, like Son“ (Japan 2013), „Unsere kleine Schwester“ (Japan 2015) und „Shoplifters – Familienbande“ (Manbiki Kazoku, Japan 2018) kennt, wird in seinem neuen Film viele vertraute Themen und Motive erkennen. Wieder geht es um Familien, echte und falsche, und die Frage, was eine Familie ausmacht. Es geht um Glück an Orten, an denen man es nicht erwartet.
Dieses Mal erzählt er davon in der Form eines entspannt-humorvollen Roadmovie-Märchen mit einer kleinen Noir-Krimibeigabe. Denn jedes gute Märchen hat eine böse Hexe.
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„Ich wollte auf keinen Fall, dass mein Film den Kindern am Ende suggeriert, es sei schlecht, geboren zu werden. Oder, dass ihre Mutter die Geburt bereut hätte. Ich wollte, dass der Film ganz klar sagt: ‚Es ist gut, geboren zu werden‘. In dieser Hinsicht ist ‚Broker‘ ein Film über das Leben.“
Hirokazu Kore-eda über seinen Film
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Auf den ersten Blick hat die DVD erfreulich viel Bonusmaterial mit einem Cannes Special, Cast Greetings, Character Trailer, „Making of“-Featurette, Interviews mit Hirokazu Kore-eda und Bae Doona, Online Clip und dem Trailer. Das ist, nachdem die goldene Zeit des Bonusmaterials der Vergangenheit angehört und inzwischen auch neue Filme ohne Bonusmaterial (was doch eigentlich ein Kaufgrund ist) auf den Markt geworfen werden, eine erfreuliche Ausnahme.
Beim Ansehen fällt dann auf, dass fast alle Beiträge kurzes, wenig informatives Promo-Material sind. Die Ausnahme sind die zur DVD-Veröffentlichung gemachten Interviews mit Regisseur Hirokazu Kore-eda und Schauspielerin Bae Doona. Sie sind mit knapp sechzehn und achtzehn Minuten deutlich länger als das restliche Bonusmaterial, das in knapp fünfzehn Minuten vollständig angesehen werden kann. Aber auch die beiden Interviews sind nur begrenzt informativ. So beschäftigt sich die Hälfte des Interviews mit Kore-eda mit seinen Lieblingsgerichten und Eßerfahrungen in Südkorea und Japan.
Broker – Familie gesucht (Beurokeo, Südkorea 2022)
mit Song Kang-ho, Gang Dong-won, Bae Doona, Lee Ji-eun, Lee Joo-young, Im Seung-soo, Park Ji-yong
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DVD
Plaion Pictures
Bild: 1.85:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Koreanisch (5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Cannes Special, Cast Greetings, Character Trailer, Featurette, Making of, Interviews mit Hirokazu Kore-eda und Doona Bae, Online Clip, Trailer
Länge: 124 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Bonusmaterial auf der Blu-ray und dem 4K-Mediabook identisch.
Drehbuch: François Ozon (freie Adaption des Stücks „Der Junge aus der letzten Reihe“ von Juan Mayorga)
Kleinstadt-Lehrer Germain ist begeistert von den gut geschriebenen Aufsätzen seines sechzehnjährigen Schülers Claude. Der schleicht sich in die Familie eines Mitschülers ein. Germain fordert Claude auf, weiterzuschreiben. Und wir fragen uns, wie nah Claude bei der Wahrheit bleibt.
Ein auf mehreren Ebenen, mit einer ordentlichen Portion Claude Chabrol,.gekonnt und gewitzt erzählter Krimi ohne Mord und Totschlag.
Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.
mit Fabrice Luchini, Ernst Umhauer, Kristin Scott Thomas, Emmanuelle Seigner, Denis Ménochet, Bastien Ughetto, Jean-François Balmer, Yolande Moreau, Catherine Davenier