Neu im Kino/Filmkritik: „Honey don’t!“ – Ethan Coens zweiter Solo-Versuch in Sachen lesbischem B-Crime-Movie

September 11, 2025

Ein Noir aus dem Hause Coen. Mit einer Privatdetektivin als Heldin und bewusst die Hardboiled-Privatdetektiv-Tradition zitierend. Was kann da schon schiefgehen?

Nun, beginnen wir erst einmal mit einigen notwendigen Informationen. „Honey don’t!“ ist kein Film der Coen-Brüder, sondern der zweite Film der von Ethan Coen zusammen mit seiner Frau Tricia Cook geplanten lesbischen B-Movie-Trilogie. Sie lassen sich von alten Pulp-Geschichten und auch den Klassikern des Genres inspirieren und erzählen sie aus lesbischer Perspektive nach. Margaret Qualley übernahm wieder die Hauptrolle. Die vielversprechende Idee wurde schon in „Drive-Away Dolls“, dem ersten Film der Trilogie, schlecht umgesetzt. „Honey don’t!“ ist nicht besser, sondern sogar schlechter.

Es geht um die in Kalifornien in Bakersfield arbeitende offen lesbische Privatdetektivin Honey O’Donahue (Margaret Qualley), die mehr über den Tod eines Paares herausfinden will, das offensichtlich ermordet in einem verunglückten Auto gefunden wurde. Die Toten haben etwas mit einer geheimnisvollen, offensichtlich aus Europa kommenden Frau und dem öligen Reverend Drew Devlin (Chris Evans) zu tun. Devlin ist das Oberhaupt des zur Pfingstbewegung gehörenden „Four-Way Temple“. Diese Gemeinschaft ist keine traditionelle Glaubensgemeinschaft, sondern ein ihm auch sexuell höriger Kult und die Tarnung für verschiedene verbrecherische Aktivitäten. Neben dem den Film beginenden Autounfall, bei dem zwei Menschen starben, muss O’Donahue sich mit weiteren Fällen, teils beruflicher, teils privater Natur, herumschlagen. Außerdem beginnt sie eine Affäre mit Police Officer MG Falcone (Aubrey Plaza).

Viel mehr kann über die Story nicht verraten werden, weil sie ziemlich schnell in einer Unmenge nicht zusammenhängender Plots und Szenen zerfleddert. Die Ausgangsfrage wird schnell ignoriert. Ähnlich ergeht es den später begonnenen Plots. Das Ende ist die Conclusio eines vorher nicht erkennbaren Plots. Dazwischen gibt es slapstickhaft übertrieben blutige und auch mal tödliche Gewalt, viel Sex mit für eine US-Produktion erstaunlich viel nackter Haut und Witze, die nicht witzig sind.

Der größte Witz ist dabei, dass in „Honey don’t!“ die Rolle des hartgesottenen Privatdetektiv, die früher beispielsweise von Humphrey Bogart gespielt wurde, dieses Mal von einer Frau gespielt wird und dass diese Frau sexuell äußerst rege ist, jede Frau anbaggert und mit ihr Sex hat. Sie steht damit ihren männlichen Vorbildern in nichts nach. Allerdings kann sie Sätze sagen, die ein Mann in der gleichen Situation heute nicht mehr sagen kann; – falls er sie überhaupt jemals sagen konnte. Sie kann durch die Polizeistation gehen und lautstark verkünden: „I like girls!“.

Dass O’Donahue eine offen bekennende Lesbe ist, wäre vielleicht vor vierzig Jahren, als „Remington Steele“ im TV lief und Sara Paretsky und Sue Grafton den lesenden Krimifans ihre weiblichen Privatdetektive vorstellten, neu gewesen. Heute ist diese Idee nicht mehr neu oder provozierend. Schließlich gab es schon 2019 die ABC-TV-Serie „Stumptown“, in der die offen bisexuelle Privatdetektivin Dex Parios in Portland, Oregon, ihre Fälle löste. Greg Rucka erfand sie 2009 als Comicfigur.

Die von Coen und Cooke erfundene ‚Geschichte‘ erschöpft sich in einer beliebigen Aneinanderreihung von aus der Zeit gefallenen Klischees, garniert mit, als neuer Zutat, lesbischem Sex. Dabei demonstrieren Ethan Coen und Tricia Cooke ständig ihr Noir-Wissen, ohne es produktiv einzusetzten. Dass sie es können – Tricia Cooke arbeitet seit „Miller’s Crossing“ mit den Coens zusammen und ist seit 1993 mit Ethan verheiratet – bewiesen sie unter anderem in „Blood Simple“ (1984), „Raising Arizona“ (1987), „Miller’s Crossing“ (1990), „Barton Fink“ (1991), „Fargo“ (1996), „The Man Who Wasn’t There“ (2001) und „No Country for Old Men“ (2007).

Angesichts dieser Filmographie ist „Honey don’t!“ erschreckend misslungen. An dem langweiligem Debakel ändern auch eine gelungene Titelsequenz (einige halten sie für den besten Teil des Films), etliche für sich betrachtet durchaus gelungene Szenen, damit verbundene Zitate und Anspielungen, und die stilbewusste Ausstattung nichts.

Ethan Coens zweiter Solo-Spielfilm ist eine vollkommen verunglückte Noir-Pastiche, die schnell ihren Plot zugunsten einer weitgehend vollkommen beliebigen Zusammenstellung von Irgendetwas-mit-Kriminalfilm-Szenen aus dem Auge verliert und die nichts von der erzählerischen Meisterschaft der Filme der Coen-Brüder hat. Diese lesbische B-Moive-Noir-Komödie demonstriert nachdrücklich, wie wichtig die Zusammenarbeit von Joel und Ethan Coen für das gelingen ihrer Filme war.

Nach „Honey don’t!“ kann man nur hoffen, dass die beiden Brüder schnell wieder zusammen arbeiten. Auch wenn es davor noch den dritten und abschließenden Teil dieser B-Movie-Trilogie geben wird.

Honey don’t! (Honey don’t!, USA 2025)

Regie: Ethan Coen

Drehbuch: Ethan Coen, Tricia Cooke

mit Margaret Qualley, Aubrey Plaza, Chris Evans, Charlie Day, Kristen Connolly, Billy Eichner, Gabby Beans, Talia Ryder, Jacnier, Don Swayze, Josh Pafchek, Lena Hall, Lera Abova, Kale Browne

Länge: 90 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Moviepilot über „Honey don’t!“

Metacritic über „Honey don’t“

Rotten Tomatoes über „Honey don’t“

Wikipedia über „Honey don’t“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Bill Green/Ben Peskoe/Will Russell/Scott Shuffitts „Ich bin ein Lebowski, du bist ein Lebowski – Die ganze Welt des Big Lebowski“ (I’m a Lebowski, you’re a Lebowski, 2007)

Meine Besprechung des Coen-Films „Blood Simple – Director’s Cut“ (Blood Simple, USA 1984/2000)

Meine Besprechung von Michael Hoffmans “Gambit – Der Masterplan” (Gambit, USA 2012 – nach einem Drehbuch von Joel und Ethan Coen)

Meine Besprechung des Coen-Films “Inside Llewyn Davis” (Inside Llewyn Davis, USA/Frankreich  2013)

Meine Besprechung des Coen-Films „Hail, Caesar!“ (Hail, Caesar!, USA/Großbritannien 2016)

Meine Besprechung von Joel Coens „Macbeth“ (The Tragedy of Macbeth, USA 2021)

Meine Besprechung von Ethan Coens „Drive-Away Dolls“ (Drive-Away Dolls, USA 2024)

Die Coen-Brüder in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „Was ist Liebe wert – Materialists“ kennen die Antwort; – vielleicht

August 21, 2025

Lucy (Dakota Johnson) weiß alles über die Liebe. Die Mittdreißigerin ist ein Matchmaker. Sie hilft in New York Menschen, einen Partner zu finden. In den vergangenen Jahren hat sie schon neun Ehen vermittelt. In der noblen Heiratsvermittlungagentur ist sie damit die erfolgreichste Vermittlerin. Die Grundlage für perfekte Paare sind dabei die Zahlen – vor allem die Zahlen, die auf der Gehaltsabrechnung und dem Bankkonto stehen – und die Wünsche der Kunden. Sie sagen, wie alt der gewünschte Partner sein soll, wie er sein soll undsoweiter. Heiratsvermittlung ist für Lucy und die Firma ein Geschäft.

Deshalb weiß Lucy auch, dass sie und Harry (Pedro Pascal) nicht zueinander passen. Er ist im Szene-Jargon ein Einhorn. Er ist zu gut, um wahr zu sein. Bei ihm stimmt alles. Er ist vermögend, gebildet, höflich und sieht verdammt gut aus. Er könnte jede Frau haben. Aber er will Lucy, die ihr Glück nicht fassen kann, haben. Denn er ist aufgrund der Zahlen viel zu gut für sie.

Bei ihrer ersten großen Liebe stimmt dagegen – jedenfalls wenn sie auf die nackten Daten blickt – nichts. John (Chris Evans) ist ein ums Überleben kämpfender Schauspieler, der bei einer Catering-Firma als Bedienung arbeitet. Bei einem dieser Jobs begegnet er Lucy, die gerade mit Harry redet, und stellt ihr ungefragt ihr Lieblinsgetränk hin – und sie findet ihn wieder sehr sympathisch. Aber, wie gesagt, nach den Daten ist er eine Katastrophe. Er lebt immer noch in seiner Studenten-WG, fährt immer noch sein schrottreifes Auto, hat immer noch kein Geld auf dem Bankkonto und immer noch keinen Plan für sein weiteres Leben.

Zugegeben, das liest sich wie der Anfang der nächsten RomCom mit schönen Menschen in schöner Umgebung, vorhersehbaren Konflikten und ebenso vorhersehbarem Ende. Die Besetzung mit Dakota Johnson, die sich zwischen Pedro Pascal und Chris Evans entscheiden muss, und der Handlungsort, das saubere New York der vermögenden Menschen ohne drängende finanzielle Probleme, sprechen dafür.

Aber Celine Songs zweiter Spielfilm, nach „Past Lives – In einem anderen Leben“, ist eine RomCom ohne den zu lauten Lachanfällen reizenden komödiantischen Teil und auch ohne die Taschentuch-Kitsch-Romantik. Jedenfalls am Anfang. Denn bei Lucy geht es bei den von ihr angestifteten Ehen nicht um Liebe, sondern nur ums Geschäft. Sie bedient die Wünsche ihrer Kunden, die teilweise in kurzen Interview-Szenen ohne Umschweife geäußert werden. Sie suchen Menschen, die aus der gleichen Klasse kommen und ein ungefähr gleich hohes Einkommen haben. Aus seiner Sicht soll die Frau jünger, gerne deutlich jünger sein. Aus ihrer Sicht kann der Traummann auch etwas älter sein. Es geht immer um heterosexuelle Beziehungen. Die Kundschaft ist überwiegend weiß. Gemischtrassige Ehen sind für sie kein Thema. Dass die USA eine zutiefst rassistische Gesellschaft ist, zeigt sich auch in diesen Interviews. Es handelt sich um eine gesellschaftliches Milieu, das auch das Ensemble einer in Manhattan spielenden Komödie von Woody Allen sein könnte.

In „Was ist Liebe wert – Materialists“ schildert Song Lucys Leben und das Leben ihre Kunden distanziert, mit feiner Ironie und die großen Konfliktlinien in der US-Gesellschaft ignorierend. In den die Dreiecksgeschichte aufbrechenden Interview-Szenen deutet sie den Rassismus nur zwischen den Zeilen an. Das von allen angestrebte konservative Familienbild wird nicht weiter thematisiert.

Im Vordergrund spielt sich Lucys Suche nach ihrem Traumman auf der oberflächlichen Ebene von Aussehen und Vermögen ab. In dieser nur auf den Schein bedachten Welt ist Harry ein Traummann und John ein Loser. Am Ende gewinnt natürlich, den Regeln des Liebesfilms folgend, die wahre Liebe über dem schönen Schein.

Song erzählt ihre Bestandsaufnahme der Suche nach dem Traummann im 21. Jahrhundert im Kapitalismus mit milder Ironie langsam und kühl distanziert. Auch die Schauspieler agieren durchgehend so, als habe ihre Spielanweisung in dem Satz „kein Schauspiel erforderlich, sympathische Ausstrahlung genügt“ bestanden. „Was ist Liebe wert – Materialists“ ist eine romantische Anti-RomCom; – falls es so etwas überhaupt geben kann.

Was ist Liebe wert – Materialists (Materialists, USA 2025)

Regie: Celine Song

Drehbuch: Celine Song

mit Dakota Johnson, Pedro Pascal, Chris Evans

Länge: 117 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Was ist Liebe wert – Materialists“

Metacritic über „Was ist Liebe wert – Materialists“

Rotten Tomatoes über „Was ist Liebe wert – Materialists“

Wikipedia über „Was ist Liebe wert – Materialists“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Celine Songs „Past Lives – In einem anderen Leben“ (Past Lives, USA 2023)


Neu im Kino/Filmkritik: „Red One – Alarmstufe Weihnachten“, der Nikolaus ist weg

November 7, 2024

Red One ist der Codename für den Nikolaus. Und wenn jemand einen Codenamen hat, dann ist er eine wichtige Person, die von Personenschützern beschützt wird. Er ist der Chef von vielen Personen und, in diesem Fall, auch anderen Wesen. Er ist, einfach gesagt, der Chef einer großen Firma, deren Auftrag es ist, einmal im Jahr vom Nordpol aus Geschenke zu verteilen.

So soll es auch in diesem Jahr sein. In der riesigen Weihnachtsmannresidenz am Nordpol laufen die Vorbereitungen für den großen Tag reibungslos ab. Schließlich arbeitet das riesige Team seit Jahrhunderten zusammen.

Wenige Stunden vor Weihnachten ändert sich alles. Unbekannte entführen den Nikolaus. Sein Sicherheitschef Callum Drift (Dwayne Johnson) muss ihn innerhalb weniger Stunden finden. Sonst fällt Weihnachten aus. Also der Teil mit den Geschenken. Helfen soll ihm Jack O’Malley (Chris Evans), der weltbeste Spurensucher. Er hat, ohne es zu Wissen, den Bösewichtern, die er nicht kennt, die Informationen für die Entführung geliefert. Auftrag und Bezahlung wurden anonym abgewickelt.

Drift und O’Malley, die sich nicht ausstehen können, müssen bei ihrer Suche nach dem Weihnachtsmann zusammen arbeiten.

Jake Kasdan, Regisseur der letzten beiden „Jumanji“-Filme, inszenierte mit „Red One – Alarmstufe Weihnachten“ einen typischen Streamingfilm, den man sich ansieht, dabei mehr oder weniger amüsiert und schnell vergisst. Obwohl es sich um eine neue Geschichte handelt, wirkt alles in „Red One“ wie eine Zweit- oder Drittverwertung bekannter Versatzstücke. So als habe man einfach einen Marvel- oder DC-Superheldenfilm mit bekannten Weihnachtsmythen zusammengeworfen. Die Dialoge sind vorhersehbar und funktional. Die Geschichte unterhält leidlich, aber hält keiner genaueren Prüfung stand. Das beginnt schon mit der Frage, warum die Bösewichtin, die Weihnachtshexe Grýla, bei der Suche nach dem Aufenthaltsort des Weihnachtsmannes auf die Hilfe von O’Malley angewiesen ist und warum Drift und sein tolles E.L.F.-Team auf die Hilfe dieses Hallodris angewiesen sind. Immerhin führt die Zwangszusammenarbeit von Drift und O’Malley zu etwas okayem Buddy-Humor – und einigen Szenen mit O’Malleys Sohn, den er nie sieht, und seiner Ex-Frau, die ihm das vorhält.

Die Besetzung ist prominent. Das Budget ist mit 250 Millionen US-Dollar hoch. „Red One“ ist eine Prestigeproduktion, die von Amazon MGM Studios für die Weihnachtssaison geplant war und jetzt doch im Kino läuft. Allerdings muss zu dem Budget gesagt werden, dass hier alle Kosten enthalten sind. So erhielt Dwayne Johnson, der seinen Part erstaunlich unengagiert spielt, 50 Millionen. Auch andere Schauspieler, wie Chris Evans,Lucy Liu und J. K. Simmons (als Nikolaus), dürften eine Millionengage erhalten haben. Weitere 50 Millionen sollen aufgrund des während der Dreharbeiten unberechenbaren Verhaltens von Johnson, der sich nicht an den vereinbarten Drehplan hielt, entstanden sein.

Die Spezialeffekte sind okay. Und alles, auch wenn einige wenige Szenen nicht im Studio gedreht wurden, sieht nach einem einzigen Studiodreh aus, bei dem die Hintergründe digital eingefügt wurden. Die Kämpfe von Drift und O’Malley gegen alle möglichen Nicht-menschlichen Wesen, wie Schneewesen, Eisbären und Krampus, entstanden dann fast ausschließlich am Computer. Entsprechend austauschbar wirken die Bilder, die sich durchgehend in der aus anderen Streamingfilmen vertrauten Farbpalette bewegen.

Wie bei anderen Streamingfilmen liefern alle eine professionelle Arbeit ab. Ein bestimmtes Niveau wird nie unterschritten, aber niemand strengt sich besonders an. Und nichts soll bem Zuschauen überraschen oder eine Irritation auslösen, die zum Nachdenken über den Film und die im Film angesprochene Themen führen könnte.

Red One – Alarmstufe Weihnachten“ ist ein Spektakel für die ganze Familie, bei man sich während des Ansehens halbwegs gut unterhalten fühlt und den Film schon beim Ansehen vergisst. Kasdans Weihnachtsfilm ist das filmische Äquivalent zu einem McDonald’s-Hamburger.

Red One – Alarmstufe Weihnachten (Red One, USA 2024)

Regie: Jake Kasdan

Drehbuch: Chris Morgan (nach einer Geschichte von Hiram Garcia)

mit Dwayne Johnson, Chris Evans, Lucy Liu, J. K. Simmons, Bonnie Hunt, Kristofer Hivju, Kiernan Shipka, Mary Elizabeth Ellis, Wesley Kimmel

Länge: 124 Minuten

FSK: ab 12 Jahre (was für einen kindischen Weihnachtsfilm für die ganze Familie ziemlich hoch ist)

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Red One“

Metacritic über „Red One“

Rotten Tomatoes über „Red One“

Wikipedia über „Red One“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Jake Kasdans „Sex Tape“ (Sex Tape, USA 2014)

Meine Besprechung von Jake Kasdans „Jumanji: Willkommen im Dschungel“ (Jumanji: Welcome to the Jungle, USA 2017)

Meine Besprechung von Jake Kasdans „Jumanji: The next level“ (Jumanji: The next level, USA 2019)


Neu im Kino/Filmkritik: MCU # 34: „Deadpool & Wolverine“

Juli 24, 2024

Der am meisten erwartete Film des Jahres, der einzige Marvel-Film des Jahres und der Film, der das Marvel Cinematic Universe (MCU) retten soll. Denn nach dem Ende der enorm erfolgreichen 23 Kinofilme umfassenden Infinity-Saga, die 2019 endete, strauchelt Marvel. Viele seit Jahren bei den Fans beliebte Figuren wurden damals in den Ruhestand verabschiedet. Seitdem wurden viele neue Figuren, Gruppen und Welten eingeführt. Überzeugend war kaum einer der Filme und, auch wenn wir jetzt schon mehrere Filme und Streaming-Serien in der „Multiverse-Saga“ sind, wissen wir nach zehn Kinofilmen nur, dass es mehrere Universen (vulgo Multiverse) gibt und dass dieser erzählerische, aus den Marvel-Comics bekannte Kniff im MCU der beherzte Schritt in die absolute erzählerische Beliebigkeit war. Wenn bei den Fans etwas nicht funktioniert, wird es einfach im nächsten Film ignoriert und wenn der Drehbuchautor schlampt, wird einfach das Etikett „Multiverse“ draufgeklebt und alles ist in Ordnung.

Das soll jetzt mit dem dritten „Deadpool“-Film, der auch der erste „Deadpool“-Film im MCU ist, anders werden. Die ersten beiden „Deadpool“-Filme „Deadpool“ (2016, Regie: Tim Miller) und „Deadpool 2“ (2018, Regie: David Leitch) gehörten zum „X-Men“-Franchise. Gespielt wurde „Deadpool“ Wade Wilson, der Söldner mit der großen Klappe, immer von Ryan Reynolds. Wilson verfügt nach einem Experiment über wahnsinnig schnelle Selbstheilungskräfte. Und er ist seitdem so verunstaltet, dass er es vorzieht, in einem Ganzkörperkostüm herumzulaufen. Er ist ein unzuverlässiger, selbstironischer Erzähler, der immer wieder das Publikum direkt anspricht und über aktuelle Filme, andere Superhelden und was ihm so gerade einfällt, kalauert und oft ziemlich vulgär scherzt. Das war in den Comics neu, wurde von den Lesern gut angenommen und für die Filme nicht verändert. Deshalb erhielten die ersten beiden „Deadpool“-Filme in den USA ein R-Rating. Dort dürfen Unter-Siebzehnjährige sich die Filme nur in Begleitung eines Erwachsenen ansehen. Die Filme waren Kassenhits und auch der dritte „Deadpool“-Film sollte diese Freigabe erhalten. Das gelang den Machern. „Deadpool & Wolverine“ erhielt das von den Machern gewünschte R-Rating. In Deutschland ist er, wie die ersten beiden „Deadpool“-Filme, ab 16 Jahre freigegeben.

In dem neuesten „Deadpool“-Film, inszeniert von Shawn Levy („Real Steel“, „Free Guy“) hat Wade Wilson sich als Deadpool zur Ruhe gesetzt. Er lebt ein ruhiges, bürgerliches Leben, bis ihm Mr. Paradox (Matthew Macfadyen) von der Time Variance Authority (TVA) eröffnet, dass aufgrund bestimmter Ereignisse seine Welt bald stirbt. Wilson will das nicht akzeptieren. Er macht sich auf die Suche nach „Wolverine“ Logan (Hugh Jackman), einem quasi unsterblichem Mutanten mit ausfahrbaren, extrem tödlichen Stahlklingen. Eigentlich, also für uns hier auf der Erde-Erde, ist er 2017 in dem grandiosen Abschiedsfilm „Logan“ gestorben. Wolverine-Darsteller Jackman wollte sich nach siebzehn Jahren im X-Men-Universum anderen Projekten widmen. An diesem Filmtod ändert sich auch in „Deadpool & Wolverine“ nichts. Dafür buddelt Deadpool sogar die Leiche von Wolverine aus und unterhält sich mit Logans Skelett.

Aber im Multiverse gibt es genug andere Logans. Wilson muss nur die Welt mit dem für seine Zwecke richtigen Logan finden. Gedacht, getan und, nach langer Suche, gefunden. Gemeinsam, wenn sie sich nicht gerade verprügeln, erschießen und erstechen, was bei zwei Unsterblichen nicht so wahnsinnig zielführend ist, machen sie sich in verschiedenen Welten auf die Suche. In einer Wüstenwelt treffen sie auf Cassandra Nova (Emma Corrin), die telekinetisch und telepathisch begabte Zwillingsschwester von Charles Xavier, dem Gründer der X-Men. Neben Mr. Paradox ist sie – ich zögere sie Bösewichtin zu nennen – die zweite Antagonistin des Films.

Deadpool“ war vor acht Jahren an der Kinokasse ein Überraschungserfolg. Im zweiten und dritten Film und in zahlreichen weiteren Auftritten wurde seitdem das Erfolgsrezept des ersten Films perfektioniert.

Und so bekommen die Fans von Deadpool und Wolverine, der hier sehr in Richtung selbstmitleidige Witzfigur geht, genau das, was sie erwarten, wünschen und in den kommenden Tagen und Wochen begeistert abfeiern werden.

Bei allen anderen ist „Deadpool & Wolverine“ dann eher wie die zehnte Platte einer erfolgreichen Band. Die erste Platte war genial, grandios, bahnbrechend und, wider alle Erwartungen, ein Riesenerfolg. Seitdem wird das Erbe verwaltet mit weiteren Platten, die sich kaum von dem erfolgreichen Debüt unterscheiden. Das ist auch in der neuesten Auflage des alten Rezepts nicht unbedingt schlecht, aber nie auch nur im Ansatz innovativ. Stattdessen gefallen die Macher sich in der Pflege der eigenen Legende. Es gibt zahlreiche Gastauftritte, Selbstzitate, wozu auch Bilder aus früheren Filmen mit Deadpool und Wolverine gehören, Witzeleien über Superheldenfilme, während und vor allem im Finale des Films vielen Deadpools und dem herzigen Hund Dogpool, der gefühlt mehr Leinwandzeit als die beiden Antagonisten des Films hat. Das ist das, was die Herzen der Fans entzückt, während alle anderen ernüchtert feststellen, dass der erste „Deadpool“-Film ungleich besser war.

Auch wenn Deadpool jetzt zum MCU gehört, hat er eigentlich nichts mit den anderen MCU-Filmen zu tun. „Deadpool & Wolverine“ bringt die sowieso still stehende Multiverse-Saga in keinster Weise voran. Er blödelt ein wenig über das Multiverse. Für die Fans von Marvel-Filmen, wozu in diesem Fall ausdrücklich auch Marvel-Filme gehören, die nicht zum MCU gehören, gibt es in dem dritten „Deadpool“-Film viele Anspielungen und Gastauftritte, bei denen oft unklar ist, wie sehr diese Gastauftritte ein Insider-Gag, eine Fortführung einer irgendwann früher begonnenen Geschichte oder eine mehr oder weniger konkrete Vorbereitung für einen neuen Superheldenfilm sind.

Im Abspann werden, sentimentale Gefühle bedienend, Szenen aus den „X-Men“-Filmen und den Dreharbeiten für diese Filme gezeigt. Nach dem Abspann gibt es dann noch eine Szene, die sich mit einem Detail aus „Deadpool & Wolverine“ beschäftigt.

Deadpool & Wolverine (Deadpool & Wolverine, USA 2024)

Regie: Shawn Levy

Drehbuch: Ryan Reynolds, Rhett Reese, Paul Wernick, Zeb Wells, Shawn Levy

LV: Charaktere von Rob Liefeld und Fabian Nicieza

mit Ryan Reynolds, Hugh Jackman, Emma Corrin, Matthew Macfadyen, Morena Baccarin, Rob Delaney, Leslie Uggams, Karan Soni, Jon Favreau, Brianna Hildebrand, Jennifer Garner, Chris Evans, Aaron Stanford, Tyler Mane, Dafne Keen, Wunmi Mosaku

Länge: 128 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

alternativer Titel: Deadpool 3

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Deadpool & Wolverine“

Metacritic über „Deadpool & Wolverine“

Rotten Tomatoes über „Deadpool & Wolverine“

Wikipedia über Deadpool  und über „Deadpool & Wolverine“ (deutsch, englisch)

zu Deadpool-Comics

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Bong Dazo (Zeichner): Deadpool – Der Söldner mit der großen Klappe: Kopfsprung (Band 1 von 2) (Deadpool: Merc with a Mouth 1 – 6: Headtrip, 2009/2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Bong Dazo (Zeichner)/Kyle Baker (Zeichner): Deadpool – Der Söldner mit der großen Klappe (Band 2 von 2) (Deadpool: Merc with a Mouth 7: Are you there? It’s me, Deadpool; Deadpool: Marc with a Mouth 8 – 15: Next Stop: Zombieville, 2010)

Meine Besprechung von Daniel Way (Autor)/ Shawn Crystal (Zeichner)/Paco Medina (Zeichner): Deadpool 1 (Deadpool 13/14: Wave of Mutilation; Deadpool 15: Want you to want me, Part 1: The complete idiot’s guide to metaphers, 2009)

Meine Besprechung von Duane Swierczynski (Autor)/Jason Pearson (Zeichner): Deadpool: Weiber, Wummen & Wade Wilson! (Sonderband 1) (Deadpool: Wade Wilson’s War, Vol. 1 – 4, 2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Rob Liefeld/Whilce Portacio/Philip Bond/Paco Medina/Kyle Baker (Zeichner) „Deadpool Corps (Deadpool Sonderband 2)“(Prelude to Deadpool Corps, Vol. 1 – 5, März 2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Rob Liefeld/Marat Mychaels (Zeichner) “Deadpool Corps 2 (Deadpool Sonderband 3)” (Deadpool Corps 1 – 6, Juni 2010 – November 2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)Rob Liefeld/Marat Mychaels (Zeichner) “Deadpool Corps 3: You say you want a Revolution (Deadpool Sonderband 4)” (Deadpool Corps 7 – 12: You say you want a Revolution (Part 1 – Part 6), Dezember 2010 – Mai 2011)

Meine Besprechung von Duane Swierczynski (Autor)/Leandro Fernandez (Zeichner): Deadpool: Das Film-Special (X-Men Origins: Deadpool: The Major Motion Picture, 2010)

Meine Besprechung von Cullen Bunn/Ramon Rosanas „Night of the Living Deadpool“ (Night of the Living Deadpool # 1 – 4, März 2014 – Mai 2014)

Meine Besprechung von Cullen Bunn/Nik Virellas „Return of the Living Deadpool“ (Return of the Living Deadpool # 1 – 4, April 2015 – Juli 2015)

Meine Besprechung von „Deadpool: Greatest Hits – Die Deadpool-Anthologie“ (2016, Sammelband mit vielen Deadpool-Geschichten)

Meine Besprechung von Mike Benson/Adam Glass/Laurence Campbells „Deadpool Pulp“ (Deadpool Pulp 1 – 4, 2010/2011)

Meine Besprechung von Christopher Hastings/Salva Espins „Geheimagent Deadpool“ (Secret Agent Deadpool (2018) # 1 – 6, September – November 2018)

zu den Filmen

Meine Besprechung von Tim Millers „Deadpool“ (Deadpool, USA 2016)

Meine Besprehung von David Leitchs „Deadpool 2“ (Deadpool 2, USA 2018)

zu Wolverine (Comics und Filme)

Meine Besprechung von Jason Starrs „Wolverine MAX: Der Beschützer“ (Wolverine MAX – Volume Two, 2013)

Meine Besprechung von Jason Starrs „Wolverine MAX: : Logan Extrem“ (Wolverine MAX 11 – 15: Extreme Logan, Chapter 1 – 5, 2013/2014)

Meine Besprechung von Mark Millar (Autor)/Steve McNivens (Zeichner) „Wolverine: Old Man Logan“ (Old Man Logan, 2008/2009)

Meine Besprechung von Ed Brisson/Mike Deodato Jr. „Old Man Logan: Maestros Rache (Band 6)“ (Days of Anger, Part 1 – 6, Old Man Logan [2016] # 25 – 30, August 2017 – Januar 2018)

Meine Besprechung von Ed Brisson/Mike Deodato Jr. „Old Man Logan: Mond über Madripoor (Band 7)“ (Scarlett Samurai, Part 1 – 3, Old Man Logan [2016] # 31 – 33, Januar – März 2018; Moon over Madripoor, Part 1 – 2, Old Man Logan [2016], # 34 – 35, März – April 2018)

Meine Besprechung von James Mangolds “Wolverine – Weg des Kriegers” (The Wolverine, USA 2013)

Meine Besprechung von James Mangolds „Logan – The Wolverine“ (Logan, USA 2017)

zu Shawn Levy

Meine Besprechung von Shawn Levys „Real Steel“ (Real Steel, USA 2011)

Meine Besprechung von Shawn Levys „Prakti.com“ (The Internship, USA 2013)

Meine Besprechung von Shawn Levys „Sieben verdammt lange Tage“ (This is where I leave you, USA 2014)

Meine Besprechung von Shawn Levys „Free Guy“ (Free Guy, USA 2021)

 


TV-Tipp für den 13. März: Snowpiercer

März 12, 2023

Kabel Eins, 23.20

Snowpiercer (Snowpiercer, Südkorea/USA/Frankreich 2013)

Regie: Bong Joon-ho

Drehbuch: Bong Joon-ho, Kelly Masterson

LV: Jacques Lob/Benjamin Legrand/Jean-Marc Rochette: Le Transperceneige, 1984 (Schneekreuzer)

Nach der Klimakatastrophe ist die Erde ein Eisplanet. Ein Zug fährt ohne Unterbrechung um die Erde, versorgt sich autark und die Zugbewohner leben in einer radikalen Klassengesellschaft. Da entschließen sich die Unterdrückten, die in den hinteren Zugabteilen vegetieren, zum Aufstand. Ihr Ziel: der erste Wagon.

Satirischer Science-Fiction-Actionthriller.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Chris Evans, Jamie Bell, John Hurt, Ed Harris, Tilda Swinton, Song Kang-ho, Ko Asung, Octavia Spencer, Ewan Bremner, Tómas Lemarquis

Wiederholung: Dienstag, 14. März, 03.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Snowpiercer“

Metacritic über „Snowpiercer“

Rotten Tomatoes über „Snowpiercer“

Wikipedia über „Snowpiercer“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Bong Joon-hos „Snowpiercer (Snowpiercer, Südkorea/USA/Frankreich 2013)

Meine Besprechung von Bong Joon Hos „Okja“ (Okja, USA/Südkorea 2017)

Meine Besprechung von Bong Joon Hos „Parasite“ (Gisaengchung, Südkorea 2019)


TV-Tipp für den 27. Juni: Knives out – Mord ist Familiensache

Juni 26, 2022

ARD, 20.15

Knives out – Mord ist Familiensache (Knives out, USA 2019)

Regie: Rian Johnson

Drehbuch: Rian Johnson

Privatdetektiv Benoit Blanc soll herausfinden, wer den vermögenden Krimiautor Harlan Thrombey an seinem 85. Geburtstag ermordete. Blanc vermutet, dass der Mörder ein Familienmitglied ist.

TV-Premiere. Gelungenes, sehr unterhaltsames, witziges und stilbewusstes Update des klassischen Rätselkrimis.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

Inzwischen ist der zweite Benoit-Blanc-Fall, „Glass Onion: A Knives Out Mystery“, abgedreht. Wieder inszeniert von Rian Johnson, wieder mit Daniel Craig als Benoit Blanc, wieder mit einigen bekannten Schauspielern als Verdächtige. Ob und wie lange Netflix den Film im Kino zeigt, ist unklar.

mit Daniel Craig, Chris Evans, Jamie Lee Curtis, Toni Collette, Don Johnson, Michael Shannon, Ana de Armas, Katherine Langford, LaKeith Stanfield, Jaeden Martell, Christopher Plummer, Riki Lindhome, Edi Patterson, Frank Oz, K Callan, Noah Segan, M. Emmet Walsh

Wiederholung: Dienstag, 28. Juni, 02.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Knives out“

Metacritic über „Knives out“

Rotten Tomatoes über „Knives out“

Wikipedia über „Knives out“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Rian Johnsons „Looper“ (Looper, USA 2012 – mit weiteren Bildern, Links und einem 35-minütigem Interview mit Rian Johnson und Joseph Gordon-Levitt) und der DVD

Meine Besprechung von Rian Johnsons „Star Wars: Die letzten Jedi“ (Star Wars: The last Jedi, USA 2017) und des Filmromans

Meine Besprechung von Rian Johnsons „Knives out – Mord ist Familiensache“ (Knives out, USA 2019)


TV-Tipp für den 8. März: Battle of the Sexes

März 7, 2021

Sixx, 20.15

Battle of the Sexes – Gegen jede Regel (Battle of the Sexes, USA 2017)

Regie: Valerie Faris, Jonathan Dayton

Drehbuch: Simon Beaufoy

1973 fordert Bobby Riggs Billy Jean King heraus. Der 55-jährige Riggs, ein großmäuliger Wimbledon- und US-Open-Gewinner, behauptet, die beste Tennisspielerin der Welt in einem Match schlagen zu können.

Auf Tatsachen basierende, sehr kurzweilige Dramödie mit viel Zeitkolorit über diesen historischen Kampf und über Billy Jean King, die 2009 die Presidential Medal of Freedom für ihr Engagement für die Rechte der LGBT-Gemeinschaft erhielt. Bereits 1975 sang Elton John über sie in „Philadelphia Freedom“.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Emma Stone, Steve Carell, Chris Evans, Sarah Silverman, Bill Pullman, Andrea Riseborough, Alan Cumming, Elisabeth Shue

Wiederholung: Dienstag, 9. März, 01.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Battle of the Sexes“

Metacritic über „Battle of the Sexes“

Rotten Tomatoes über „Battle of the Sexes“

Wikipedia über „Battle of the Sexes“ (deutsch, englisch)

History vs. Hollywood über „Battle of the Sexes“

Meine Besprechung von Valerie Faris/Jonathan Daytons „Ruby Sparks – Meine fabelhafte Freundin“ (Ruby Sparks, USA 2012)

Meine Besprechung von Jonathan Dayton/Valerie Faris‘ „Battle of the Sexes – Gegen jede Regel“ (Battle of the Sexes, USA 2017)


Neu im Kino/Filmkritik: „Knives out – Mord ist Familiensache“, die Aufklärung weniger

Januar 2, 2020

Über viele Jahre, eigentlich schon Jahrzehnte, gab es traditionelle Rätselkrimis nur noch in Büchern und im Fernsehen. Erst mit der Kenneth Branaghs starbesetzter Agatha-Christie-Verfilmung „Mord im Orientexpress“ kehrte das locked-room-mystery wieder ins Kino zurück. Der Krimi war ein Kassenhit. Inzwischen dreht er, wieder mit vielen Stars, seine nächste Agatha-Christie-Verfilmung „Tod auf dem Nil“.

Dazwischen hat jetzt Rian Johnson sein locked-room-mystery geschmuggelt. Ohne eine literarische Vorlage, nach seinem Drehbuch, mit vielen Verweisen auf die literarischen und filmischen Vorbilder und mit vielen bekannten Schauspielern. Daniel Craig spielt den brillanten Privatermittler Benoit Blanc. Die Verdächtigen werden von Jamie Lee Curtis, Don Johnson, Chris Evans, Toni Collette, Michael Shannon und Ana de Armas gespielt. Und das Opfer von Christopher Plummer. Er spielt den renommierten Krimiautor Harlan Thrombey, der gerade, pünktlich zu seinem 85. Geburtstag, sein Testament geändert hat. Seine Familie, die aus unterschiedlichen Gründen auf das Geld spekulierte, ist entsetzt. Schließlich hat er sie mit seinem Vermögen schon seit Jahren durchgefüttert und sie haben das Erbe bereits fest für ihren Lebensstil eingeplant.

In der Nacht stirbt Harlan Thrombey in seinem Zimmer. Die Spuren, vor allem die Blutspuren, die Schnittwunde an seinem Hals und die in seiner Hand liegende Tatwaffe sprechen für einen Suizid. Auch wenn vollkommen rätselhaft ist, warum der durchaus rüstige Krimiautor sich umgebracht haben könnte.

Bevor die Polizei den Fall abschließen kann, mischt sich Benoit Blanc ein. Der Privatermittler hat einen Brief erhalten. In dem Brief steht, Harlan Thrombey wurde ermordet.

Blanc überprüft, nachdem die Polizei das schon getan hat, noch einmal die Alibis und Motive der Familienmitglieder und des Personals, wozu vor allem Harlan Thrombeys hispanische Pflegerin Marta (Ana de Armas) gehört. Sie ist die letzte Person, die den Ermordeten lebend sah. Für ihre Unschuld spricht, neben ihrem guten Wesen (für gestandene Rätselkrimifans kein stichhaltiger Grund), dass sie, immer wenn sie lügt, sich übergeben muss. Das passiert ihr, bis der Mörder überführt ist, öfter.

Schnell findet Blanc in den Aussagen der Menschen, die in der Tatnacht im Haus waren, Widersprüche und Merkwürdigkeiten. Das stiftet ihn zu weiteren Fragen und Ermittlungen bei den gar nicht ehrbaren Mitgliedern der Thrombey-Sippe an.

Knives out – Mord ist Familiensache“ setzt sich als liebevoll-ironische Auseinandersetzung mit dem traditionellem Rätselkrimi etwas unglücklich zwischen die Stühle. Für eine Komödie ist der Film zu ernst. Für einen ernsten Krimi ist er dann wieder zu unernst. Und das Rätsel ist, was vielleicht auch daran liegt, dass ich den Täter schon vor dem Filmstart erriet, zu leicht zu durchschauen.

Dafür sind die Schauspieler gut aufgelegt. Sie dürfen einen typisch britischen Clan von Neureichen, Aasgeiern und Erbschleichern verkörpern, die alle von dem Geld des Familienpatriarchen profitieren. Auch Thrombeys Anwesen erinnert an die altehrwürdigen britischen Landhäuser, in denen schon Hercule Poirot Mörder suchte. Weil die Geschichte in den USA in der Gegenwart spielt, gibt es dann einige Anspielungen auf die dortigen Lebensverhältnisse und auch einige moderne, für die Handlung letztendlich unerhebliche Gegenstände und Fahrzeuge.

So ist „Knives out“ ein vergnüglicher und stilbewusster Rätselkrimi, der allerdings lange nicht so gut ist, wie die euphorischen angloamerikanischen Kritiken vermuten lassen.

Knives out – Mord ist Familiensache (Knives out, USA 2019)

Regie: Rian Johnson

Drehbuch: Rian Johnson

mit Daniel Craig, Chris Evans, Jamie Lee Curtis, Toni Collette, Don Johnson, Michael Shannon, Ana de Armas, Katherine Langford, LaKeith Stanfield, Jaeden Martell, Christopher Plummer, Riki Lindhome, Edi Patterson, Frank Oz, K Callan, Noah Segan, M. Emmet Walsh

Länge: 131 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Knives out“

Metacritic über „Knives out“

Rotten Tomatoes über „Knives out“

Wikipedia über „Knives out“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Rian Johnsons „Looper“ (Looper, USA 2012 – mit weiteren Bildern, Links und einem 35-minütigem Interview mit Rian Johnson und Joseph Gordon-Levitt) und der DVD

Meine Besprechung von Rian Johnsons „Star Wars: Die letzten Jedi“ (Star Wars: The last Jedi, USA 2017) und des Filmromans


TV-Tipp für den 28. September: Battle of the Sexes – Gegen jede Regel

September 27, 2019

Pro7, 20.15

Battle of the Sexes – Gegen jede Regel (Battle of the Sexes, USA 2017)

Regie: Valerie Faris, Jonathan Dayton

Drehbuch: Simon Beaufoy

1973 fordert Bobby Riggs Billy Jean King heraus. Der 55-jährige Riggs, ein großmäuliger Wimbledon- und US-Open-Gewinner, behauptet, die beste Tennisspielerin der Welt in einem Match schlagen zu können.

TV-Premiere. Auf Tatsachen basierende, sehr kurzweilige Dramödie mit viel Zeitkolorit über diesen historischen Kampf und über Billy Jean King, die 2009 die Presidential Medal of Freedom für ihr Engagement für die Rechte der LGBT-Gemeinschaft erhielt. Bereits 1975 sang Elton John über sie in „Philadelphia Freedom“.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Emma Stone, Steve Carell, Chris Evans, Sarah Silverman, Bill Pullman, Andrea Riseborough, Alan Cumming, Elisabeth Shue

Hinweise

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Moviepilot über „Battle of the Sexes“

Metacritic über „Battle of the Sexes“

Rotten Tomatoes über „Battle of the Sexes“

Wikipedia über „Battle of the Sexes“ (deutsch, englisch)

History vs. Hollywood über „Battle of the Sexes“

Meine Besprechung von Valerie Faris/Jonathan Daytons „Ruby Sparks – Meine fabelhafte Freundin“ (Ruby Sparks, USA 2012)

Meine Besprechung von Jonathan Dayton/Valerie Faris‘ „Battle of the Sexes – Gegen jede Regel“ (Battle of the Sexes, USA 2017)


Neu im Kino/Filmkritik: „Avengers: Endgame“ im Kampf um die Klunker, das Universum und den ganzen Rest

April 24, 2019

Nachdem die Fans in den vergangenen Monaten jedes Standfoto und Bild aus den verschiedenen Trailern vorwärts und rückwärts analysierten und mit wilden Vermutungen garnierten, wie denn nun das „Endgame“ der Avengers endet und die Vorverkaufszahlen astronomisch sind, läuft der Superheldenfilm jetzt in unseren Kinos an. Der US-Start ist erst am 26. April. Die Prognosen für das weltweite Einspielergebnis liegen aktuell für das Startwochenende bei 850 bis 900 Millionen US-Dollar. In den USA wird damit gerechnet, dass „Endgame“ am Startwochenende mehr einspielt als der vorherige Avengers-Film „Infinity War“. Und der spielte über 257 Millionen US-Dollar ein. Die meisten Prognosen liegen bei über 270 Millionen US-Dollar, einige sogar bei über 300 Millionen US-Dollar. Etliche US-Kinos werden den Film, um die Nachfrage zu befriedigen, mehrere Tage ohne Unterbrechung zeigen. Damit dürfte „Endgame“ „Infinity War“ in vielen Listen auf den zweiten Platz verdrängen. Schon bevor ein Zuschauer den Film gesehen hat, gehört der Film zu den erfolgreichsten Filmen. An der Kinokasse.

Der Film ist der 22. Film des Marvel Cinematic Universe (MCU). Er ist der lange angekündigte und vorbereitete Höhepunkt und das Ende der bisherigen Marvel-Filme. Es begann 2008 mit „Iron Man“, der im Kino ein Überraschungserfolg und der Beginn des Marvel Cinematic Universe war. In den nächsten Filmen wurden verschiedene, aus Comics bekannte Marvel-Helden vorgestellt. Sie traten auch in anderen MCU-Filmen auf. So entstand schnell über die wiederkehrenden Figuren der Eindruck, dass die Filme miteinander zusammen hängen. Auch wenn der Auftritt manchmal nur kurz war. Im vierten MCU-Film „Thor“ wurden erstmals die Infinity-Steine erwähnt. Diese sechs Steine entstanden aus den Singularitäten, die vor der Entstehung des Universums existierten. Mit jedem Stein kann man einen grundlegenden Aspekt des Universums manipulieren. Wer alle Steine besitzt, kann das Universum vernichten. Damit das nicht geschieht, wurden sie vor Ewigkeiten an verschiedenen Orten im Universum versteckt. Thanos will sie alle haben und, weil Thanos das Universum vor der Überbevölkerung retten will, will er mit Hilfe der Steine die Hälfte allen Lebens auslöschen. Mit einem Fingerschnippen. In „Avengers: Infinity War“, dem ersten Teil des großen Finales, kämpften all die aus den vorherigen Superheldenfilmen bekannten Charaktere gegen Thanos. Sie verloren den Kampf. Thanos vernichtete die Hälfte von allem Leben – und etliche Superhelden zerfielen zu Staub.

Schon damals schrieb ich über das schockierende Ende, dass ich einige Tote seltsam fand. So starben unter anderem Dr. Strange und Spider-Man, die gerade in neuen Filmen als Superhelden etabliert wurden, während Captain America und Iron Man, die von Anfang an dabei waren, überlebten.

Vor dem Filmstart unkte ich noch herum, wie unsere tapferen Superhelden die Welt retten und wer wirklich stirbt. Meine Vermutung lag ziemlich nah an der Filmgeschichte und daher wäre sie ein Spoiler.

Aber soviel kann verraten werden, – auch weil man es durch die Trailer, die Besetzungsliste und verschiedene Gerüchte über kommende Filme (Ja, es gibt einen weiteren „Guardians of the Galaxy“-Film und James Gunn ist wieder als Regisseur an Bord. Ja, es gibt den schon lange erwarteten „Black Widow“-Film; der soll allerdings 2005 und damit vor „Iron Man“ spielen), schon ahnt: ungefähr alle aus den bisherigen Filmen bekannten und beliebten Charaktere sind wieder dabei. Teilweise nur mit Mini-Auftritten, teilweise sogar ohne Dialog.

Die Filmgeschichte beginnt unmittelbar nach dem Ende von „Infinity War“. Die überlebenden Helden treffen sich auf der Erde und sie können Thanos sogar besiegen. Dummerweise hat er die Steine vernichtet. Damit kann seine Tat nicht rückgängig gemacht werden. Bis, fünf Jahre später, Ant-Man eine verwegene Idee hat: wenn sie in der Zeit zurückreisen zu Zeitpunkten, an denen sie wussten, wo die Steine sind, können sie sie holen und Thanos‘ Tat ungeschehen machen. „Captain America“ Steve Rogers (Chris Evans), „Iron Man“ Tony Stark (Robert Downey Jr.), „Black Widow“ Natasha Romanoff (Scarlett Johansson), „Hulk“ Bruce Banner (Mark Ruffalo, jetzt als großer Teddybär), „War Hammer“ James Rhodes (Don Cheadle), Thor (Chris Hemsworth, im Lebowski-Modus, allerdings nicht so cool), Nebula (Karen Gillan), „Hawkeye“ Clint Barton (Jeremy Renner, mit gruseliger Frisur), „Ant-Man“ Scott Lang (Paul Rudd, zurück aus der subatomaren Dimension) und Rocket (im Original mit der Stimme von Bradley Cooper) machen sich auf den Weg in die Vergangenheit.

Mit dieser Zeitreiseidee können die MCU-erfahrenen Regisseure Anthony und Joe Russo alle bekannten Charaktere auftreten lassen, ohne dass die Besetzungsliste eine Spoilerliste ist. Gleichzeitig können sie wichtige Szenen aus den älteren Filmen aus einer anderen Perspektive zeigen, einige Überraschungen einbauen und das Gefühl vermitteln, dass wirklich alles von langer Hand geplant wurde. Also, dass es sich nicht um viele Einzelfilme, sondern um eine zusammenhängende Geschichte handelt, die in den vergangenen Jahren in vielen Filmen erzählt wurde.

Auch später, beim Schlusskampf, gibt es zahlreiche Momente, die das Fanherz höher schlagen lassen. In dem Moment gibt es auch reichlich Action. Der in dunklen Bildern gehaltene Schlusskampf ist zu sehr eine lustlose Wiederholung des Endkampfs von „Infinity War“, um wirklich zu begeistern. Auch die anderen Actionszenen sind mehr Pflicht als Kür.

Insgesamt ist „Endgame“ ein ruhiger, fast schon kontemplativer und meditativer Film, in dem die verbliebenen Avengers vor allem ausführlich trauern und an sich selbst und ihren Fähigkeiten zweifeln.

Die verbliebene Hälfte der Menschheit ist ebenfalls auch Jahre nach der Tat von Thanos immer noch in einer kollektiven Schockstarre ist. Die Welt sieht fünf Jahre nach der Katastrophe aus, als sei sie gestern gewesen.

‚Captain Marvel‘ Carol Danvers (Brie Larson), die erst vor wenigen Wochen mit ihrem eigenen Film als „mächtigste Figur im Marvel Cinematic Universe“ (Produzent Kevin Feige) etabliert wurde, ist in „Endgame“ auch dabei. Aber ihre wenigen Auftritte sind kurz und, ausgehend von der geschürten Erwartung, dass sie die mächtigste Superheldin ist und von Nick Fury (Samuel L. Jackson) gerufen wurde, um den Avengers beim Retten der Welt zu helfen, erstaunlich uninteressant. Die meiste Zeit rettet sie off-screen andere Welten.

Der Film selbst ist mit über drei Stunden der längste Marvel-Film bislang. Trotzdem vergeht die Zeit bis zum Abspann ziemlich schnell. In dem Moment geht eine Reise zu Ende. Die Verluste sind nicht so hoch, wie es zur Halbzeit aussah (Yep, nicht alle Avengers überleben) und es hat sich nicht so viel verändert, wie die Werbemaschine vorher versprach. Letztendlich ist das Universum nach dem Endgame nicht viel anders als vor dem Infinity War.

Und die nächsten Marvel-Filme sind schon, teils mit Titel und Startdatum, angekündigt.

Avengers: Endgame (Avengers: Endgame, USA 2019)

Regie: Anthony Russo, Joe Russo

Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely (basierend auf den Marvel-Comics von Stan Lee und Jack Kirby und dem Comic von Jim Starlin)

mit Robert Downey Jr., Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Chris Evans, Scarlett Johansson, Jeremy Renner, Brie Larson, Paul Rudd, Don Cheadle, Lupity Nyong’o, Karen Gillan, Josh Brolin, Tessa Thompson, Evangeline Lilly, Pom Klementieff, Tom Holland, Jon Favreau, Elizabeth Olsen, Dave Bautista, Sebastian Stan, Michelle Pfeiffer, Tilda Swinton, Gwyneth Paltrow, Chadwick Boseman, Danai Gurira, Winston Duke, Frank Grillo, Benedict Wong, Michael Douglas, Robert Redford, Paul Bettany, Tom Hiddleston, Benedict Cumberbatch, Zoe Saldana, Samuel L. Jackson, Bradley Cooper (Stimme im Original) (hoffe, dass ich niemand vergessen habe)

Länge: 182 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „Avengers: Endgame“

Metacritic über „Avengers: Endgame“

Rotten Tomatoes über „Avengers: Endgame“

Wikipedia über „Avengers: Endgame“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Anthony und Joe Russos „The Return of the First Avenger“ (Captain America: The Winter Soldier, USA 2014)

Meine Besprechung von Joe und Anthony Russos „The First Avenger: Civil War“ (Captain America: Civil War, USA 2016)

Meine Besprechung von Anthony und Joe Russos „Avengers: Infinity War“ (Avengers: Infinity War, USA 2018)


DVD-Kritik: „Avengers: Infinitiy War“ oder Wer hat die Steine?

September 10, 2018

Über das schockierende Ende von „Avengers: Infinity War“ reden wir später. Beginnen wir mit dem Anfang des 150-minütigen Marvel-Films, der jetzt auf DVD, Blu-ray und 4K UHD Blu-ray erscheint.

Thanos, der Bösewicht, will seit Jahren und vielen, vielen Marvel-Filmen die Infinity-Steine besitzen. Wenn er alle sechs Steine hat, hat er die unbegrenzte Macht über das Universum und er kann gleich einmal die Hälfte aller Lebewesen auslöschen. Einfach so. In den vergangenen Jahren wurden Thanos und die Steine in ungefähr jedem Marvel-Film angesprochen. Auch wenn es nur in einer Szene im Abspann war.

Jetzt, auf einem Raumschiff mit den letzten Überlebenden von Asgard, gelangt Thanos, „ein Despot von intergalaktischer Bösartigkeit“ (Presseheft), an den zweiten Infinitiy-Stein. Gleichzeitig tötet er Loki, der sich mal wieder als zuverlässig opportunistischer Schleimbeutel erweist. Sein Tod ist der erste in einer Reihe überraschender Toter. Lokis Bruder Thor und „Hulk“ Bruce Banner überleben die Begegnung mit Thanos. Sie machen sich unverzüglich auf den Weg zur Erde. Dort sind nämlich sind zwei der Infinity-Steine. Und die Avengers, die sie verteidigen können, sind ebenfalls auf der Erde. Wenn es sie als einheitliche und kraftvolle Schutztruppe noch gäbe.

Avengers: Infinity War“ ist selbstverständlich ein Film für die zahlreichen Fans, die in den vergangenen Jahren alle Marvel-Filme gesehen und oft liebevoll bis in die letzte Verwinkelung analysiert haben. Sie kennen alle Charaktere und ihre Vorgeschichte. Die Macher, die Regisseure Joe und Anthony Russo und die ebenfalls Marvel-erfahrenen Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely nehmen sich daher keine Zeit, einen Charakter zu etablieren. Sie können gleich mit der Action beginnen und der Reihe nach all die alten bekannten Superhelden und die Guardians of the Galaxy auftreten lassen. Eigentlich fehlen nur Ant-Man und Hawkeye. Die sollen aber beim zweiten Teil von „Infinity War“ dabei sein. Der Film ist in Deutschland für den 25. April 2019 und in den USA für den 3. Mai 2019 angekündigt.

Die Story von „Avengers: Infinity War“ ist vor allem eine Vorbereitung auf das große Finale des Films, das zu einem großen Teil in Wakanda stattfindet.

Bis dahin spielt die Geschichte vor allem in der „Guardians of the Galaxy“-Welt auf Raumschiffen, fernen Planeten und, ab und zu, im Weltraum. Oder anders gesagt: in der Welt von Thanos und Thanos, grandios gespielt von Josh Brolin, hat in dem Film viel Leinwandzeit und auch ein nachvollziehbares Motiv für seine vollkommen wahnsinnigen Taten. Er ist im Marvel-Universum endlich einmal ein Bösewicht, der auch nach dem Abspann noch im Gedächtnis bleibt . Man erfährt auch, warum er tut, was er tut.

Am Ende des Films, der strukturell die Mitte eines großen Films ist (also Minute 45 bei einem „Tatort“) besitzt Thanos alle Infinity-Steine und er benutzt sie sofort, um die Hälfte aller Lebewesen auszulöschen. Dazu gehören auch etliche der Superhelden, die uns in den vergangenen Jahren ans Herz wuchsen. Wer von den Avengers und den anderen Marvel-Helden in einer optisch und akustisch beklemmend inszenierten Sequenz stirbt, überrascht dann schon etwas. Falls sie – immerhin kann mit dem Zeitstein, der sich im Besitz von Doctor Strange befindet, die Zeit manipuliert werden – wirklich gestorben sind. So ist man am Ende durchaus beeindruckt von der Konsequenz, mit der Thanos agiert, aber man ist nicht wirklich schockiert und die Trauer über den Tod der vielen Superhelden hält sich in überschaubaren Grenzen. Jedenfalls bis zum nächsten Film, in dem wir erfahren, wer nun wirklich gestorben ist.

Im langen Abspann gibt es keine Szene. Nach dem Abspann treffen wir dann Nick Fury.

Das Bonusmaterial auf der Blu-ray ist auf den ersten Blick erfreulich umfangreich geraten. Es gibt einen Audiokommentar von den Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeelyden und Russo-Brüdern (die außerdem eine kurze Einleitung zum Film sprechen), mehrere Featurettes, die insgesamt über dreißig Minuten dauern, zehn Minuten zusätzliche Szenen (die, wie die sehr provisorischen Spezialeffekte zeigen, schon früh gestrichen worden und eine Szene mit ‚Happy Hogan‘ Jon Favreau [der im Film nicht auftaucht]) und, just for fun, zwei Minuten mit Pannen beim Dreh. Gerade die Featurettes enttäuschen. Sie sind, auch wenn das Ende des Films erwähnt und Bilder vom Finale gezeigt werden, reine Werbe-Featurettes, deren Informationsgehalt gegen Null tendiert. Da helfen auch die großzügig eingestreuten ‚Behind the Scenes‘-Bilder nicht.

Avengers: Infinity War (Avengers: Infinity War, USA 2018)

Regie: Anthony Russo, Joe Russo

Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely

mit Robert Downey Jr., Josh Brolin, Chris Evans, Scarlett Johansson, Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Benedict Cumberbatch, Chadwick Boseman, Chris Pratt, Tom Hiddleston, Gwyneth Paltrow, Benicio del Torro, Don Cheadle, Tom Holland, Zoe Saldana, Karen Gillan, Paul Bettany, Elizabeth Olsen, Anthony Mackie, Sebastian Stan, Idris Elba, Peter Dinklage, Benedict Wong, Pom Klementieff, Dave Bautista, Letitia Wright, Danai Gurira, William Hurt, Stan Lee, Samuel L. Jackson, Vin Diesel (Stimme im Original), Bradley Cooper (Stimme im Original)

Blu-ray

Walt Disney Studios Home Entertainment

Bild: 16:9 (1080p High Definition, 2.39:1)

Ton: Deutsch (Dolby Digital plus 7.1), Englisch (DTS-HD HR 7.1), Französisch (Dolby Digital plus 7.1)

Untertitel: Deutsch, Französisch, Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Finnisch, Englisch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial: Intro der Regisseure Joe und Anthony Russo, Pannen vom Dreh, Zusätzliche Szenen, Featurettes (Neue Teams, Der wahnsinnige Titan, Über die Schlacht auf Titan, Über die Schlacht in Wakanda), Audiokommentar zum Film

Länge. 149 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

4K UHD Blu-ray mit identischem Bonusmaterial; DVD ohne Bonusmaterial

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

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Moviepilot über „Avengers: Infinity War“

Metacritic über „Avengers: Infinity War“

Rotten Tomatoes über „Avengers: Infinity War“

Wikipedia über „Avengers: Infinity War“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Anthony und Joe Russos „The Return of the First Avenger“ (Captain America: The Winter Soldier, USA 2014)

Meine Besprechung von Joe und Anthony Russos „The First Avenger: Civil War“ (Captain America: Civil War, USA 2016)


TV-Tipp für den 21. Juni: Street Kings

Juni 20, 2018

Kabel 1, 23.10

Street Kings (Street Kings, USA 2008)

Regie: David Ayer

Drehbuch: James Ellroy, Kurt Wimmer, Jamie Moss

LV: James Ellroy: Watchman/The night Watchman (Originalgeschichte)

Die Story klingt nach einem typischen Ellroy – oder dem typischen Cop-Thriller der Marke „Korrupter Cop sitzt in der Scheiße; entdeckt, (Überraschung!) dass die Polizei korrupt ist und stellt sich auf die Seite der Guten“. Denken Sie nur an die Ellroy-Verfilmung „Dark Blue“ (für die Ayer das Drehbuch schrieb), ersetzen Kurt Russell durch Keanu Reeves, lassen den Rookie Scott Speedman weg und wir haben den nächsten düsteren, bleihaltigen LA-Copthriller.

Ellroys Story ist eine nicht veröffentlichte Originalgeschichte und sollte bereits vor Jahren als „Watchman“ oder auch „The night Watchman“ verfilmt werden. David Fincher, Spike Lee und Oliver Stone waren als Regisseure im Gespräch. Für den Film wurde Ellroys Drehbuch dann von mehreren Autoren (zwei schafften es in die Credits, aber Ayer soll und John Ridley hat vor Jahren an dem Drehbuch gearbeitet) bearbeitet.

Mit Keanu Reeves, Forest Whitaker, Hugh Laurie, Chris Evans, Martha Higareda, Cedric the Entertainer, Amaury Nolasco

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Street Kings“

Wikipedia über „Street Kings“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung der James-Ellroy-Verfilmung “Rampart – Cop außer Kontrolle” (Rampart, USA 2011)

Meine Besprechung von James Ellroys Underworld-USA-Trilogie (Ein amerikanischer Thriller, Ein amerikanischer Albtraum, Blut will fließen)

Meine Besprechung von James Ellroys „Der Hilliker-Fluch – Meine Suche nach der Frau“ (The Hilliker Curse – My Pursuit of Women, 2010)

Meine Teilbesprechung von James Ellroys “Perfidia” (Perfidia, 2014)

James Ellroy zum siebzigsten Geburtstag

James Ellroy in der Kriminalakte

Meine Besprechung von David Ayers „End of Watch“ (End of Watch, USA 2012)

Meine Besprechung von David Ayers “Sabotage” (Sabotage, USA 2014)

Meine Besprechung von David Ayers „Herz aus Stahl“ (Fury, USA 2014)

Meine Besprechung von David Ayers „Suicide Squad“ (Suicide Squad, USA 2016)


Neu im Kino/Filmkritik: Eine wahre Geschichte: Zwei Tennisspieler im „Battle of the Sexes“

November 24, 2017

1973 fordert Bobby Riggs Billy Jean King heraus. Der 55-jährige Riggs, ein Wimbledon- und US-Open-Gewinner, behauptet, die beste Tennisspielerin der Welt in einem Match schlagen zu können. King, die sich schon lange für gleiche Bezahlung aller Tennisspieler einsetzt und die aus Protest gegen die ungleiche Bezahlung eine eigene Frauenliga gründete, nimmt nach langem Zögern die Herausforderung an.

Battle of the Sexes“, von den „Little Miss Sunshine“-Regisseuren Valerie Faris und Jonathan Dayton inszeniert, lässt die frühen siebziger Jahre wieder stilecht auferstehen und gewinnt dem Duell der Geschlechter viele humoristische Facetten ab. Vor allem weil Riggs ein Showman ist, der immer ein riesiges Spektakel inszeniert.

Allerdings interessieren Faris und Dayton sich mehr für die Liebesgeschichte zwischen King und der jungen Friseurin Marilyn Barnett, die sie auf ihrer Frauentennistour durch die USA kennen lernt und mitnimmt. Schließlich, da sind sich die Frauen der Virginia-Slims-Tournee (zur Förderung des Damentennis) einig, geht nichts über einen guten Haarschnitt.

Billy Jean King gewann in Wimbledon zwanzig Titel. Sie steht auf dem siebten Platz der Rekord-Grand-Slam-Siegerinnen im Damen-Einzel. 2009 erhielt sie von US-Präsident Barack Obama die Presidential Medal of Freedom für ihr Engagement für die Rechte der LGBT-Gemeinschaft.

Battle of the Sexes – Gegen jede Regel (Battle of the Sexes, USA 2017)

Regie: Valerie Faris, Jonathan Dayton

Drehbuch: Simon Beaufoy

mit Emma Stone, Steve Carell, Chris Evans, Sarah Silverman, Bill Pullman, Andrea Riseborough, Alan Cumming, Elisabeth Shue

Länge: 122 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

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History vs. Hollywood über „Battle of the Sexes“

Meine Besprechung von Valerie Faris/Jonathan Daytons „Ruby Sparks – Meine fabelhafte Freundin“ (Ruby Sparks, USA 2012)


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: „Spider-Man: Homecoming“ in „Das Marvel Cinematic Universum“

Juli 13, 2017

In „The First Avenger: Civil War“ hatte Tom Holland bereits seinen ersten Auftritt als Spider-Man und das erspart uns jetzt, in seinem ersten Solofilm im Marvel Cinematic Universe, innerhalb weniger Jahre die dritte Wiederholung seiner Origin Story. In „Spider-Man: Homecoming“ ist Peter Parker bereits vertraut mit seinen Kräften und er möchte sie für die gute Sache einsetzen. Dummerweise meldet sich sein Mentor Tony Stark (aka Iron Man) nicht. Und Starks rechte Hand, Happy Hogan, ist damit beschäftigt, die zahllosen unerbetenen Anrufe des Teenagers abzuwehren.

Also beginnt Peter auf eigene Faust Bösewichter zu jagen. Meistens sehr kleine Bösewichter. Oft nervt er auch einfach nur die Nachbarschaft, während er lernt, mit seinen Kräften und dem ihm von Tony Stark geschenkten, mit zahlreichen Special Features ausgestattetem Spider-Man-Anzug umzugehen und sich tödlich langweilt. Denn eigentlich will er nur ein weiteres Abenteuer mit den Avengers erleben. Immerhin ist Captain America regelmäßig bei ihm in der Schule. Als Videoaufzeichnung mit erbaulichen Sprüchen, die die Schüler gelangweilt über sich ergehen lassen.

Bei einem seiner nächtlichen Streifzüge stolpert er in einen Waffendeal. „The Vulture“ Adrian Toomes verkauft hochgefährliche Waffen an Kleingangster. Toomes tut das schon seit Jahren, aber in einem so kleinen Maßstab, dass er bis jetzt von den Avengers ignoriert wurde. Und das würde Toomes, der über keinerlei Superkräfte verfügt, gerne auch weiterhin so halten.

Mit dem von Michael Keaton gespielten „Vulture“ Adrian Toomes gibt es im Marvel-Universum endlich einmal einen Bösewicht, der einem länger als bis zum Abspann im Gedächtnis bleibt und der auch ein sehr nachvollziehbares Motiv für seine Taten hat: er ist ein Unternehmer, der sich um seine Angestellten kümmert. Mit seiner kleinen Firma hatte er nach der Schlacht von New York (dem Finale des ersten „The Avengers“-Films) einen lukrativen Räumungsauftrag von Alien-Schrott und -Waffen erhalten. Als das von Tony Stark initiierte U.S. Department of Damage Control (D.O.D.C.) ihn fristlos rauswirft, beschließt er sich zu wehren. Das funktioniert auch bis zu dieser Nacht, in der Peter Parker über ihn stolpert und ihn besiegen möchte.

Dieser Kampf zwischen Spider-Man und The Vulture steht allerdings nicht im Mittelpunkt des Films.

Spider-Man: Homecoming“ ist in erster Linie eine Highschool-Komödie. Es geht um Freundschaften, die erste Liebe und Geheimnisse vor den Eltern. Im Superheldenmilieu läuft die Pubertät allerdings etwas anders ab als unter normalen Jugendlichen. Und Jon Watts erzählt das, sehr entspannt, mit viel Feingefühl für die Sorgen und Nöte eines Teenagers. Das ist vergnüglich, kurzweilig, witzig und durchgehend für ein jugendliches Publikum inszeniert. Er lässt sich, weil er die Geschichte nicht unerbittlich vorantreiben will, auch immer wieder mehr Zeit als nötig. Teilweise bis zum Stillstand. Am Ende dauert der Film über 130 Minuten. Watts behandelt Parkers Konflikte in der Schule allerdings durchgehend etwas oberflächlich. Er spitzt sie nie so zu, wie er könnte.

Es ist auch ein Film, der durchgehend wie die jugendfreie Version von „Kick-Ass“ (allerdings ohne Hit-Girl) oder, dank der unzähligen selbstironischen Bemerkungen von Peter Parker, „Deadpool“ in der jugendfreien Version wirkt. Einige Bilder wurden sogar direkt aus „Deadpool“ geklaut.

In den USA hat sich der Film, wenig verwunderlich, an die Spitzen der Kinocharts gesetzt und Marvel-Studios-Chef Kevin Feige schon weitere Filme mit Spider-Man angekündigt. Derzeit plant er eine sich über fünf Filme erstreckende Entwicklung für Peter Parker. „Homecoming“ ist der zweite Teil dieser Geschichte.

Spider-Man: Homecoming (Spider-Man: Homecoming, USA 2017)

Regie: Jon Watts

Drehbuch: Jonathan Goldstein, John Francis Daley, Jon Watts, Christopher Ford, Chris McKenna, Erik Sommers (nach einer Geschichte von Jonathan Goldstein und John Francis Daley)

LV: Charakter von Stan Lee und Steve Ditko

mit Tom Holland, Michael Keaton, Robert Downey Jr., Marisa Tomei, Jon Favreau, Gwyneth Paltrow, Zendaya, Donald Glover, Jacob Batalon, Laura Harrier, Tony Revolori, Bokeem Woodbine, Tyne Daly, Abraham Attah, Kenneth Choi, Chris Evans, Stan Lee

Länge: 134 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „Spider-Man: Homecoming“

Metacritic über „Spider-Man: Homecoming“

Rotten Tomatoes über „Spider-Man: Homecoming“

Wikipedia über „Spider-Man: Homecoming“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Marc Webbs „The Amazing Spider-Man“ (The Amazing Spider-Man, USA 2012)

Meine Besprechung von Marc Webbs „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ (The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro, USA 2013)

Buchkritik

Mit „Das Marvel Cinematic Universe – Anatomie einer Hyperserie“ legt Peter Vignold die überarbeitete Fassung seiner Magisterarbeit an der Ruhr-Universität Bochum vor. In der Arbeit beschäftigt er sich mit der Frage, wie die einzelnen Filme und TV-Serien des Marvel Cinematic Universe miteinander verbunden sind und was diese Filme von anderen Serien, wie „Matrix“, „Harry Potter“ und „X-Men“ unterscheidet. Denn die Marvel-Filme sind bei Kritikern beliebt, Fans vertiefen sich in die Filme, um auch wirklich jede Verbindung zwischen den Filmen und zu den Comics aufzuspüren und sie sind weltweit erfolgreich. Damit hat Marvel, seitdem es nicht mehr die Rechte an seinen Comicfiguren für die Verfilmungen verkauft, sondern die Filme selbst produziert, die Regeln für Hollywood-Blockbuster geändert. Inzwischen möchte jedes Studio sein eigenes Cinematic Universe von miteinander zusammenhängenden Filmen und Figuren schaffen, in dem, wie eine eierlegende Wollmilchsau, jeder Film zum Erfolg der anderen beiträgt. Bislang mit bescheidenem Erfolg.

Vignold zeichnet nach, wie Marvel sein filmisches Universum gestaltet. In der ersten Phase („Iron Man“, „The Incredible Hulk“, „Iron Man 2“, „Thor“, „Captain America“, „The Avengers“) gelang das vor allem über wiederkehrende Nebencharaktere und die Post-Credits-Szenen, in denen es mehr oder weniger kryptische Hinweise auf kommende Filme gibt. In der zweiten Phase („Iron Man 3“, „Thor: The dark World“, „Captain America: The Winter Soldier“, „Guardians of the Galaxy“, „Avengers: Age of Ultron“, „Ant-Man“) verflechten sich die Filme immer mehr miteinander, es werden neue Charaktere eingeführt und die „Avengers“ wird zur dominierenden Binnenserie, der sich die anderen Serien unterordnen. Die TV-Serien liefern ergänzende, aber zum Verständnis der Kinofilme nicht notwendige Informationen. Das gilt vor allem für die ABC-Serien „Agents of S.H.I.E.L.D.“ und „Agent Carter“. Die Netflix-Serien „Daredevil“, „Jessica Jones“ und „Luke Cage“ reproduzieren, mit minimalen Hinweisen auf die Kinofilme, dagegen die im Kino etablierte Erfolgsformel beim Verknüpfen verschiedener Serien in einem anderen Medium.

Mit dem Ende der zweiten Phase des Marvel Cinematic Universe endet Vignolds doch sehr akademisch geschriebene Studie.

Im Kino sind wir mit „Captain America: Civil War“, „Doctor Strange“, „Guardians of the Galaxy, Vol. 2“ (immer noch abgekoppelt vom Avengers-Kosmos) und „Spider-Man: Homecoming“ (der zwar ohne die Kenntnis der Avengers-Filme verstehbar ist, aber davon ausgeht, dass man die Avengers-Filme kennt) in der dritten Phase, die 2019 mit einem „Avengers“-Film enden soll.

Und danach geht es in die vierte Phase.

Peter Vignold: Das Marvel Cinematic Universe – Anatomie einer Hyperserie

(Marburger Schriften zur Medienforschung)

Schüren, 2017

176 Seiten

19,90 Euro


TV-Tipp für den 7. Mai: Snowpiercer

Mai 6, 2017

Pro7, 22.50

Snowpiercer (Snowpiercer, Südkorea/USA/Frankreich 2013)

Regie: Bong Joon-ho

Drehbuch: Bong Joon-ho, Kelly Masterson

LV: Jacques Lob/Benjamin Legrand/Jean-Marc Rochette: Le Transperceneige, 1984 (Schneekreuzer)

Nach der Klimakatastrophe ist die Erde ein Eisplanet. Ein Zug fährt ohne Unterbrechung um die Erde, versorgt sich autark und die Zugbewohner leben in einer radikalen Klassengesellschaft. Da entschließen sich die Unterdrückten, die in den hinteren Zugabteilen vegetieren, zum Aufstand. Ihr Ziel: der erste Wagon.

Satirischer Science-Fiction-Actionthriller.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Chris Evans, Jamie Bell, John Hurt, Ed Harris, Tilda Swinton, Song Kang-ho, Ko Asung, Octavia Spencer, Ewan Bremner, Tómas Lemarquis

Wiederholung: Montag, 8. Mai, 03.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Snowpiercer“
Moviepilot über „Snowpiercer“
Metacritic über „Snowpiercer“
Rotten Tomatoes über „Snowpiercer“
Wikipedia über „Snowpiercer“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Bong Joon-hos „Snowpiercer (Snowpiercer, Südkorea/USA/Frankreich 2013)


TV-Tipp für den 13. Dezember: Snowpiercer

Dezember 13, 2016

Pro7 Maxx, 22.20

Snowpiercer (Snowpiercer, Südkorea/USA/Frankreich 2013)

Regie: Bong Joon-ho

Drehbuch: Bong Joon-ho, Kelly Masterson

LV: Jacques Lob/Benjamin Legrand/Jean-Marc Rochette: Le Transperceneige, 1984 (Schneekreuzer)

Nach der Klimakatastrophe ist die Erde ein Eisplanet. Ein Zug fährt ohne Unterbrechung um die Erde, versorgt sich autark und die Zugbewohner leben in einer radikalen Klassengesellschaft. Da entschließen sich die Unterdrückten, die in den hinteren Zugabteilen vegetieren, zum Aufstand. Ihr Ziel: der erste Wagon.

Satirischer Science-Fiction-Actionthriller.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Chris Evans, Jamie Bell, John Hurt, Ed Harris, Tilda Swinton, Song Kang-ho, Ko Asung, Octavia Spencer, Ewan Bremner, Tómas Lemarquis

Wiederholung: Mittwoch, 14. Dezember, 02.30 Uhr (Taggenau!)

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Snowpiercer“
Moviepilot über „Snowpiercer“
Metacritic über „Snowpiercer“
Rotten Tomatoes über „Snowpiercer“
Wikipedia über „Snowpiercer“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Bong Joon-hos „Snowpiercer (Snowpiercer, Südkorea/USA/Frankreich 2013)


Neu im Kino/Filmkritik: „The First Avenger: Civil War“ – mal wieder munteres Superheldengekloppe

April 28, 2016

Fast alle aus den vorherigen Avengers-Filmen bekannten Charaktere sind wieder dabei. Ergänzt um einige Neuzugänge wie Black Panther und Spider Man, die in den kommenden Jahren im Marvel Cinematic Universe, der erzählerischen Klammer der Marvel-Filme, eine größere Rolle bekommen sollen. Einzelfilme inclusive.

Die Kloppereien sind gewohnt episch und dieses Mal kämpfen sie wieder gegeneinander. Der Grund dafür ist etwas kompliziert.

Nachdem bei ihren vorherigen Aktionen einiges zu Bruch ging und es auch etliche Kollateralschäden gab, sollen in „The First Avenger: Civil War“ die freischaffend und von niemandem kontrollierten Avengers unter eine UN/US-Aufsicht gestellt werden. Ihr Handeln soll kontrolliert werden. Sie sollen Befehlsempfänger werden. Dann dürfen sie weitermachen. Falls jemand von ihnen dieses Angebot ablehnt, so erklärt ihnen ihr künftiger Chef, General Ross, soll er als Gesetzloser verfolgt werden. Einige der Avengers halten das für eine gute Idee. Einige nicht.

Und dann gibt es noch die Bedrohung durch den Winter Soldier, einer im Ostblock hochgezüchteten Kampfmaschine, die in Wirklichkeit Bucky Barnes, der Jugendfreund von Captain America Steve Rogers ist. Captain America war immer das golden glänzende patriotisch-aufrechte Herz der USA. Zunächst kämpfte der All-American-Boy gegen Nazis. Später gegen andere, nicht minder böse Bösewichter.

Bucky wird, wenn ihm eine bestimmte Abfolge von Worten gesagt wird, zu einer eiskalten Killermaschine, die sich danach nicht an ihre Taten erinnert. Weil einige seiner Taten den Weltfrieden gefährden, sollen die Avengers ihn aufhalten. Tot oder lebendig.

Steve glaubt allerdings, dass Bucky unschuldig ist.

Und dann ist da noch Baron Zemo, ein geheimnisvoller Bösewicht, der den Winter Soldier für seine Ziele einspannen will. Er hat sogar ein sehr nachvollziehbares Motiv für seine Taten. Weil wir das erst am Ende von „Civil War“ erfahren, ist er bis dahin einfach nur ein gefährlicher Bösewicht, der im Film nur die Aufgabe hat, etwas Böses zu tun, damit die Avengers sich gegenseitig verkloppen. Wie in den anderen Marvel-Filmen ist auch in „Civil War“ der Bösewicht blass. Dabei hätten die Macher dieses Mal einen einprägsamen Bösewicht schaffen könne. Aber vielleicht darf Baron Zemo in einem weiteren Marvel-Film auftreten. Dann als vollwertiger Gegner der Avengers.

Im Mittelpunkt von „Civil War“ steht nämlich der episch ausgebreitete Kampf der Avengers gegeneinander und so flott, unterhaltsam und auch witzig der über zweistündige Film ist, so unbefriedigend ist die auch in diesem Superheldenfilm geführte Diskussion über Verantwortung, die kaum das Niveau einer gepflegten Kaffeekonversation erreicht. Anstatt sich in tiefere moralphilosophische Diskussion zu wagen, den Utilitarismus zu problematisieren, die Frage zu diskutieren, ob der Zweck die Mittel heiligt, ob man durch sein Handeln erst die Probleme schafft, die dann mühselig beseitigt werden müssen und über die Verantwortung des Einzelnen für sein Handeln zu reden, wird einfach, wieder einmal, auf Grundschulniveau erklärt, dass man tat, was man tun musste.

Nachdem das Thema in einem Gespräch abgehandelt wurde – der Film ist sowieso sehr redselig -, teilen sich die Avengers in zwei Gruppen auf, die in ihrer Zusammensetzung nie besonders glaubwürdig wirken. Da soll auf der einen Seite der egozentrische, niemand gehorchende Milliardär und notorische Unruhestifter Tony Stark (aka Iron Man) sich plötzlich zum fügsamen Befehlsempfänger wandeln, weil er nach dem Kampf gegen Ultron über sein Handeln nachdachte. Auf der anderen Seite steht der immer folgsame Soldat Captain America. Steve Rogers. Der niemals an seinen Vorgesetzten und der US-Regierung zweifelnde Befehlsempfänger, soll jetzt den Befehl verweigern. Er will nämlich keine Befehle von einer neu gegründeten, ihn und die Avengers beaufsichtigende und auch mit Aufträgen versehenden Behörde erhalten. Die könnte sich ja irren. Deshalb will er vollkommen unkontrolliert arbeiten. Das wirkt nie besonders glaubwürdig. Auch nicht durch die nachgeschobene Erklärung, dass er eigentlich nur seinem Jugendfreund helfen will.

Genauso bemüht wie die Begründung für die Teilung der Avengers in zwei sich bekämpfende Gruppen, ist dann der sich zwischen ihnen entwickelnde Kampf, der an ihrer Intelligenz und über mehrere Filme und gemeinsame Kämpfe gegen etliche Bösewichter gewachsene Freundschaft zweifeln lässt. Anstatt miteinander zu reden, wird sich gekloppt in einer niemals auch nur halbwegs glaubwürdigen, dafür unnötig verkomplizierten Geschichte, die eher pointillistisch nach ihren Schauwerten zusammengefügt ist. Wegen des Humors und dem durchgehend spielfreudigem Ensemble fällt das dann gar nicht so sehr auf.

Und als Berliner freut man sich über die zahlreichen Berlin-Aufnahmen, in denen die Gegend um das ICC und den Bundestag ausführlich und auch gut erkennbar gezeigt werden.

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The First Avenger: Civil War (Captain America: Civil War, USA 2016)

Regie: Anthony Russo, Joe Russo

Drehbuch: Christopher Markus, Stephen McFeely

mit Chris Evans, Robert Downey Jr., Anthony Mackie, Sebastian Stan, Paul Rudd, Jeremy Renner, Elizabeth Olsen, Scarlett Johannsson, Don Cheadle, Chadwick Boseman, Paul Bettany, Emily VanCamp, Tom Holland, Daniel Brühl, Frank Grillo, William Hurt, Martin Freeman, Marisa Tomei, Stan Lee (selbstverständlich)

Länge: 148 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „The First Avenger: Civil War“

Metacritic über „The First Avenger: Civil War“

Rotten Tomatoes über „The First Avenger: Civil War“

Wikipedia über „The First Avenger: Civil War“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Anthony und Joe Russos „The Return of the First Avenger“ (Captain America: The Winter Soldier, USA 2014)

Die europäische Pressekonferenz mit dem Avengers-Team, Kevin Feige, Anthony und Joe Russo


TV-Tipp für den 7. Januar: The Losers

Januar 7, 2016

Vox, 23.10

The Losers (USA 2010, Regie: Sylvain White)

Drehbuch: Peter Berg, James Vanderbilt

LV: Andy Diggle/Jock: The Losers, 2003 (The Losers)

Als ein Anschlag auf eine Drogenbaron in Bolivien grandios schiefgeht, wissen Clay und sein Team, dass ihr Auftraggeber, der geheimnisvolle Max, ein ganz hohes Tier im US-amerikanischen Geheimdienst und zuständig für die wirklich schmutzigen Aktionen, sie umbringen will. Sie beschließen, es ihm heimzuzahlen.

Das bessere A-Team und der bessere „A-Team“-Film, dank eines selbstironischen Tons, guter Schauspieler und ordentlicher Action.

Die Vorlage, der Comic von Andy Diggle und Jock, ist auch einen Blick wert.

mit Jeffrey Dean Morgan, Zoe Saldana, Chris Evans, Idris Elba, Columbus Short, Oscar Jaenada, Jason Patric

Wiederholung: Freitag, 8. Januar, 03.40 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

 Metacritic über “The Losers”

Rotten Tomatoes über “The Losers”

Wikipedia über “The Losers”

Homepage von Andy Diggle

Blog von Andy Diggle

Meine Besprechung von Andy Diggle/Jocks „The Losers: Goliath – Band 1“

Meine Besprechung von Andy Diggle/Jock/Shawn Martinbroughs „The Losers: Die Insel – Band 2“

Meine Besprechung von Andy Diggle/Jock/Nick Dragotta/Alé Garza: The Losers: Der Pass, Band 3 (The Losers 13 – 19, 2005)
Meine Besprechung von Andy Diggle/Jock/Ben Olivers (Zeichner) „The Losers: London Calling (Band 4) (The Losers # 20 – 25, 2005)

Meine Besprechung von Andy Diggle/Jock/Colin Wilsons “The Losers: Endspiel (Band 5)” (The Losers # 26- 32, 2005/2006)

Meine Besprechung von Andy Diggle (Autor)/Leonard Manco/Danijel Zezelj (Zeichner) „John Constantine, Hellblazer: Spritztour (Band 10)“ (Hellblazer: Vol. 230 – 239, 2008)

 Meine Besprechung von Andy Diggles “The Punisher”-Geschichte “Stille Nacht” (in “PunisherMAX: Hässliche kleine Welt”)

Meine Besprechung von Sylvain Whites “Choral des Todes” (La Marque des anges – Miserere, Frankreich/Belgien 2013)


Neu im Kino/Filmkritik: „Avengers: Age of Ultron“ ist da

April 23, 2015

Wir haben
Chris Evans als Steve Rogers/Captain America (der hier erstaunlich blasse Anführer der Truppe)
Robert Downey Jr. als Tony Stark/Iron Man (der großmäulige, verantwortungslose Finanzier der Gruppe)
Chris Hemsworth als Thor (aus der anderen Galaxis)
Mark Ruffalo als Bruce Banner/Hulk (aus dem Forschungslabor)
Scarlett Johansson als Natasha Romanoff/Black Widow
Jeremy Renner als Clint Barton/Hawkeye
James Spader als Ultron (Stimme im Original)
Aaron Taylor-Johnson als Pietro Maximoff/Quicksilver (im letzten X-Men-Film „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ wurde er von Evan Peters gespielt, aber der wurde von einem anderen Studio produziert)
Elizabeth Olsen als Wanda Maximoff/Scarlet Witch
Paul Bettany als Jarvis/Vision (und mit einem Körper)
Samuel L. Jackson als Nick Fury
Don Cheadle als James Rhodes/War Machine
Cobie Smulders als Maria Hill
Anthony Mackie als Sam Wilson/The Falcon
Hayley Atwell als Peggy Carter
Idris Elba als Heimdall (ungefähr zwei Sätze)
Stellan Skarsgård als Erik Selvig (ungefähr kein Satz)
Claudia Kim als Dr. Helen Cho
Thomas Kretschmann als Baron Strucker
Andy Serkis als Ulysses Klaue (naja)
Julie Delpy als Madame B (sorry, hab ich in dem Starrummel übersehen)
Stan Lee als Stan Lee (obligatorischer Kurzauftritt)

Wir haben Action bis zum Abwinken.
Es beginnt mit einer großen Schlacht in dem osteuropäischen Fantasieland Sokovia. Danach geht die Reise um die halbe Welt und in New York, Seoul, Johannesburg und Sokovia geht dabei, mit der Hilfe von viel CGI, einiges zu Bruch.
Dabei werden dieses Mal erstaunlich oft ganz normale Menschen als Opfer und schreiend weglaufende Menschenmasse gezeigt. Das ist, nachdem man in früheren Marvel-Filmen den Eindruck gewinnen konnte, dass die Großstädte, in denen die Superhelden die Bösewichter verkloppen und regelmäßig eine sanierungsbedürftige Innenstadt hinterlassen, ein Novum. Denn bislang sah es so aus, als sei vor dem Kampf der Superhelden gegen die Superschurken die Kampfzone von magischen Kräften evakuiert worden. Aber dieses Mal verlang die Filmgeschichte nach vielen Menschen, die fotogen von den Avengers beschützt werden. Vor allem beim viel zu langen und ziemlich konfusen Schlußkampf in Sokovia.

Wir haben zu viel Beiwerk für eine sinnvolle Story. Die ist nur Klammer für die Auftritte und Kabbeleien der aus mehreren Filmen bekannten Superhelden. In „Avengers: Age of Ultron“ geht es um den Konflikt zwischen Gut und Böse und wie die Guten das Böse schaffen, das dann zuerst die Avengers und später die Welt vernichten will. Denn die von Tony Stark gestartete Friedensmaschine, der sehr lernfähige Roboter Ultron, begreift schnell, dass die Avengers bei ihren Friedensmissionen viel Leid verursachen. Deshalb will er, seinem Programm folgend, alle Bedrohungen für eine friedliche Welt beseitigen. Aber diese Idee, dass unser Handeln unbeabsichtigte Folgen hat und dass Gut und Böse miteinander verflochten sind, wird nur oberflächlich behandelt. Überhaupt nicht behandelt wird der grundlegende Fehler in Ultrons Programm. Denn hätte Tony Stark sich beim Programmieren an Isaac Asimovs Robotergesetze gehalten, wäre das alles nicht passiert.

Wir haben das filmische Äquivalent zu diesen maßlosen Benefiz-Rockkonzerten aus den Achtzigern, als sich alle bekannten Musiker für die gute Sache in einem Stadion versammelten und gegen die Apartheid, den Hunger und gegen die Kernkraft ansangen.
Denn dummerweise ist „Avengers: Age of Ultron“ genau wie diese Konzerte, die beim ersten Mal Spaß machen, aber beim zweiten Mal nerven. Es gibt zu viele Häuptlinge, aber keine Indianer und keine Struktur. Jeder versucht sich nur möglichst groß in Szene zu setzen und aus einer eigentlich guten Idee wird ein an allen Ecken und Enden ausufernde Starparade, die zeigt, dass ihre Soloauftritte besser sind.

Avengers - Age of Ultron - Plakat

Avengers: Age of Ultron (The Avengers: Age of Ultron, USA 2015)
Regie: Joss Whedon
Drehbuch: Joss Whedon
mit Chris Evans, Robert Downey Jr., Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Scarlett Johansson, Jeremy Renner, James Spader, Aaron Taylor-Johnson, Elizabeth Olsen, Paul Bettany, Samuel L. Jackson, Don Cheadle, Cobie Smulders, Anthony Mackie, Hayley Atwell, Idris Elba, Stellan Skarsgård, Claudia Kim, Thomas Kretschmann, Andy Serkis, Julie Delpy, Stan Lee, Henry Goodman
Länge: 141 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Amerikanische Homepage zum Film
Deutsche Facebook-Seite von Marvel
Film-Zeit über „Avengers: Age of Ultron“
Moviepilot über „Avengers: Age of Ultron“
Metacritic über „Avengers: Age of Ultron“
Rotten Tomatoes über „Avengers: Age of Ultron“
Wikipedia über „Avengers: Age of Ultron“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Joss Whedons „Viel Lärm um nichts“ (Much ado about nothing, USA 2012)


TV-Tipp für den 28. Februar: Street Kings

Februar 28, 2015

Pro7, 23.20

Street Kings (USA 2007, Regie: David Ayer)

Drehbuch: James Ellroy, Kurt Wimmer, Jamie Moss

LV: James Ellroy: Watchman/The night Watchman (Originalgeschichte)

Die Story klingt nach einem typischen Ellroy – oder dem typischen Cop-Thriller der Marke „Korrupter Cop sitzt in der Scheiße; entdeckt, (Überraschung!) dass die Polizei korrupt ist und stellt sich auf die Seite der Guten“. Denken Sie nur an die Ellroy-Verfilmung „Dark Blue“ (für die Ayer das Drehbuch schrieb), ersetzen Kurt Russell durch Keanu Reeves, lassen den Rookie Scott Speedman weg und wir haben den nächsten düsteren, bleihaltigen LA-Copthriller.

Ellroys Story ist eine nicht veröffentlichte Originalgeschichte und sollte bereits vor Jahren als „Watchman“ oder auch „The night Watchman“ verfilmt werden. David Fincher, Spike Lee und Oliver Stone waren als Regisseure im Gespräch. Für den Film wurde Ellroys Drehbuch dann von mehreren Autoren (zwei schafften es in die Credits, aber Ayer soll und John Ridley hat vor Jahren an dem Drehbuch gearbeitet) bearbeitet.

Mit Keanu Reeves, Forest Whitaker, Hugh Laurie, Chris Evans, Martha Higareda, Cedric the Entertainer, Amaury Nolasco

Wiederholung: Sonntag, 1. März, 03.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Meine Besprechung der James-Ellroy-Verfilmung “Rampart – Cop außer Kontrolle” (Rampart, USA 2011)

Meine Besprechung von James Ellroys Underworld-USA-Trilogie (Ein amerikanischer Thriller, Ein amerikanischer Albtraum, Blut will fließen)

Meine Besprechung von James Ellroys „Der Hilliker-Fluch – Meine Suche nach der Frau“ (The Hilliker Curse – My Pursuit of Women, 2010)

James Ellroy in der Kriminalakte

Meine Besprechung von David Ayers „End of Watch“ (End of Watch, USA 2012)

Meine Besprechung von David Ayers “Sabotage” (Sabotage, USA 2014)

Meine Besprechung von David Ayers „Herz aus Stahl“ (Fury, USA 2014)

Bonushinweis

Ellroy - Perfidia - 4

Druckfrisch und schwer in der Hand liegend: die deutsche Übersetzung von „Perfidia“, dem neuen Opus von James Ellroy, das der Auftakt zu einem neuen „L. A. Quartett“ ist, das zeitlich vor seinen bereits in Los Angeles spielenden Romanen, wie „Die schwarze Dahlie“, „Blutschatten“, „L. A. Confidential“ und „White Jazz“ spielt.
James Ellroy sagt zu seinem neuen Werk: „Besessenheit steht mir gut. Die Liebe zur Sprache definiert mich. Diesbezüglich fordere ich andauernd mein Geburtsrecht ein. Ich bin ein in Los Angeles geborener Amerikaner. Die Geschichte hat mich einmal mehr an meinen Schreibtisch gerufen. Mein Roman heißt “Perfidia“. Der Titel bedeutet auf Spanisch “Verrat“ und verweist auf ein klagendes Lied der späten Dreißigerjahre. Der Roman ist 960 Seiten lang und in jeder Hinsicht groß angelegt. Die Geschichte erstreckt sich vom 6. bis zum 29. Dezember 1941. Männer und Frauen mit großen Seelen geraten in Los Angeles im Monat von Pearl Harbor aneinander. Sie hab en große Überzeugungen, große Träume und ein tief gestörtes Pflichtbewusstsein. Sie arbeiten mit- und gegeneinander, um ein großes Verbrechen aufzuklären , und streben groß und ruchlos nach Liebe. “Perfidia“ ist die Quintessenz dessen, was ich über die Kunst und das Handwerk des Geschichtenerzählens, was ich über Geschichte, über Männer und Frauen weiß, und über die immer wieder drängende Frage, warum Menschen tun , was sie tun. Ich bin in die Vergangenheit hinabgestiegen und mit einem Geschenk für Sie zurückgekehrt. Das ich mit meinen allerbesten Wünschen anzunehmen bitte.
Auf meiner Leseliste für die nächsten Tage steht das gut tausendseitige Werk.

James Ellroy: Perfidia
(übersetzt von Stephen Tree)
Ullstein, 2015
960 Seiten
25 Euro

Originalausgabe
Perfidia
Alfred A. Knopf, 2014