Cover der Woche

Januar 10, 2023


TV-Tipp für den 10. Januar: Tatort: Das Haus im Wald

Januar 9, 2023

https://www.youtube.com/watch?v=FVtg9lvOVuw

WDR, 23.40

Tatort: Das Haus im Wald (Deutschland 1985)

Regie: Peter Adam

Drehbuch: Peter Adam

Ulla Berlitt bittet Schimanski, ihr bei der Suche nach ihrem verschwundenem Freund zu helfen. Sie hoffen, in einem einsam im Wald gelegenem Haus hilfreiche Hinweise zu finden. Als sie das Haus verlassen wollen, wird auf sie geschossen.

Elfter Schimanski-Tatort; aus meiner Erinnerung eine spannende Angelegenheit, die vor allem in dem titelgebendem Haus im Wald spielt.

mit Götz George, Eberhard Feik, Werner Schwuchow, Christiane Lemm, Dominic Raacke, Rolf Zacher, Andras Fricsay

Hinweise

Horst-Schimanski-Fanseite

Wikipedia über „Tatort: Das Haus im Wald“


TV-Tipp für den 9. Januar: Der Mann mit zwei Frauen

Januar 8, 2023

Arte, 22.00

Der Mann mit zwei Frauen (The Bigamist, USA 1953)

Regie: Ida Lupino

Drehbuch: Collier Young

Als Harry und Eve ein Kind adoptieren wollen, kommt heraus, dass Harry bereits verheiratet ist. Es kommt zu einer Gerichtsverhandlung.

TV-Premiere. Lange Zeit vergessener, in Rückblenden erzählter Noir, der seit der Entdeckung von Ida Lupino als Regisseurin wieder entdeckt und als Meisterwerk abgefeiert wird.

Damals urteilte das Lexikon des internationalen Films harsch: „Wenig überzeugendes Melodram.“ Und der Film war „frei ab 18 Jahre“. Inzwischen ist er „frei ab 12 Jahre“.

Arte zeigt ihn als Original mit Untertiteln.

mit Joan Fontaine, Edmond O’Brien, Ida Lupino, Edmund Gwenn, Jane Darwell

Hinweise

Arte über „Der Mann mit zwei Frauen“

Rotten Tomatoes über „Der Mann mit zwei Frauen“

Wikipedia über „Der Mann mit zwei Frauen“ (deutsch, englisch)


Die Krimibestenliste Januar 2023

Januar 8, 2023

Neues Jahr, neuer Monat, neue Krimibestenliste, wie gewohnt präsentiert vom Deutschlandfunk Kultur. Und dieses Mal sogar mit einer kleinen Sensation. Denn mit Tade Thompsons „Fern vom Licht des Himmels“ steht sogar ein vorzüglicher Science-Fiction-Roman auf der blutigen Liste:

1) Johannes Groschupf: Die Stunde der Hyänen

Suhrkamp, 265 Seiten, 16,00 Euro

2) Attica Locke: Pleasantville

(Übersetzt von Andrea Stumpf)

Polar, 452 Seiten, 26,00 Euro

3) Tade Thompson: Fern vom Licht des Himmels

(Übersetzt von Jakob Schmidt)

Golkonda, 384 Seiten, 20,00 Euro

4) Tom Lin: Die tausend Verbrechen des Ming Tsu

(Übersetzt von Volker Oldenburg)

Suhrkamp, 304 Seiten, 16,00 Euro

5) Sara Paretsky: Schiebung

(Übersetzt von Else Laudan)

Ariadne im Argument-Verlag, 509 Seiten, 25,00 Euro

6) Jamey Bradbury: Wild

(Übersetzt von Lydia Dimitrow)

Lenos, 390 Seiten, 26,00 Euro

7) Iben Albinus: Damaskus

(Übersetzt von Kerstin Schöps)

Hoffman und Campe, 512 Seiten, 24,00 Euro

8) Gu Byeong-mo: Frau mit Messer

(Übersetzt von Wibke Kuhn)

Ullstein, 286 Seiten, 22,99 Euro

9) Matthias Wittekindt: Die rote Jawa

Kampa, 221 Seiten, 19,90 Euro

10) Sally McGrane: Die Hand von Odessa

(Übersetzt von Diana Feuerbach)

Voland und Quist, 416 Seiten, 24,00 Euro


Deutscher Krimipreis 2022 verliehen

Januar 8, 2023

Wie üblich wurde der Deutsche Krimipreis, – es ist der 39. DKP -, ohne großes Tamtam „der Öffentlichkeit bekannt gegeben“. Was waren also aus Sicht der Jury die jeweils drei besten nationalen (vulgo deutschsprachigen) und internationalen Kriminalromane?

In der Kategorie „National“ gewannen:

1. Platz: Johannes Groschupf: Die Stunde der Hyänen (Suhrkamp)

2. Platz: Oliver Bottini: Einmal noch sterben (Dumont)

3. Platz: Sybille Ruge: Davenport 160×90 (Suhrkamp)

In der Kategorie „International“ gewannen:

1. Platz: Riku Onda: Die Aosawa-Morde (Atrium). Deutsch von Nora Bartels

2. Platz: Jacob Ross: Die Knochenleser (Suhrkamp). Deutsch von Karin Diemerling

3. Platz: Cherie Jones: Wie die einarmige Schwester das Haus fegt (CulturBooks). Deutsch von Karen Gerwig

P. S.: Zum 40. könnte es doch eine kleine Jubiläumsveranstaltung geben. Gerne als alternatives Silvesterprogramm mit Beiprogramm an den Tagen davor und danach.


TV-Tipp für den 8. Januar: Die Akte

Januar 7, 2023

Arte, 20.15

Die Akte (The Pelican Brief, USA 1993)

Regie: Alan J. Pakula

Drehbuch: Alan J. Pakula

LV: John Grisham: The pelican brief, 1992 (Die Akte)

Politthriller über eine Jurastudentin (Julia Roberts), die einen Umweltskandal, der auch den Präsidenten belastet, aufdeckt.

Der starbesetzte Film war eine der ersten Grisham-Verfilmungen: handwerklich perfekt, grandiose Besetzung vor und hinter der Kamera, unpersönlich, mit Justiz-Grundierung und überlang. Pakula, dem wir immerhin die Klassiker „Klute“, „Zeuge einer Verschwörung“ und „Die Unbestechlichen“ verdanken, meinte, das Buch sei so aufregend wie eine Achterbahnfahrt. Das kann man von dem Film nicht behaupten.

Danach, um 22.30 Uhr, zeigt Arte das neue, gut einstündige Porträt „Denzel Washington – Spiegelbilder Amerikas“ (Frankreich 2021).

Mit Julia Roberts, Denzel Washington, Sam Shepard, Robert Culp, John Lithgow, Stanley Tucci

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die Akte“

Wikipedia über „Die Akte“ (deutsch, englisch)

Homepage von John Grisham

Krimi-Couch über John Grisham


TV-Tipp für den 7. Januar: Das Märchen der Märchen

Januar 6, 2023

Tele 5, 20.15

Das Märchen der Märchen (Tale of Tales/Il racconto dei racconti, Italien/Frankreich/Großbritannien 2015)

Regie: Matteo Garrone

Drehbuch: Matteo Garrone, Edoardo Albinati, Ugo Chiti, Massimo Gaudioso

LV: Giambattista Basile: Il Racconto dei Racconti, 1634/1636 (Das Märchen der Märchen; Das Pentameron)

Ein Märchenfilm, der kein Märchenfilm für Kinder ist. Auch weil Märchen ursprünglich nicht für Kinder waren.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Salma Hayek, Vincent Cassel, John C. Reilly, Toby Jones, Shirley Henderson, Hayley Carmichachel, Stacy Martin, Bebe Cave, Christian Lees, Jonah Lees, Alba Rohrwacher, Massimo Ceccherini, Guillaume Delaunay

Wiederholung: Sonntag, 8. Januar, 23.55 Uhr

Hinweise
Moviepilot über „Das Märchen der Märchen“
Metacritic über „Das Märchen der Märchen“
Rotten Tomatoes über „Das Märchen der Märchen“
Wikipedia über „Das Märchen der Märchen“ (englisch, italienisch) und „Das Pentagramm“
„Das Pentagramm“ im Projekt Gutenberg (bei Amazon gibt es ebenfalls eine kostenlose Kindle-Version)

Meine Besprechung von Matteo Garrones „Das Märchen der Märchen“ (Tale of Tales/Il racconto dei racconti, Italien/Frankreich/Großbritannien 2015)

Meine Besprechung von Matteo Garrones „Dogman“ (Dogman, Italien/Frankreich 2018)


Neu im Kino/Filmkritik: Über Martin McDonaghs „The Banshees of Inisherin“

Januar 6, 2023

Auf dem Festland tobt der irische Bürgerkrieg. Auf der vor Irland liegenden Insel Inisherin tobt im März/April 1923 ein ganz anderer Krieg. Denn aus heiterem Himmel will Colm Doherty (Brendan Gleeson) sich nicht mehr mit Padraic Súilleabháin (Colin Farrell) unterhalten. Dabei sind sie seit Ewigkeiten Freunde. Jeden Tag trinken sie im örtlichen Pub Bier und reden miteinander. Aber jetzt bricht Colm, ohne irgendeine Erklärung, den Kontakt zu Padraic ab. Padraic will das nicht akzeptieren. Er will wissen, warum.

Im normalen Leben könnte diese Situation mit einem Gespräch, etwas Einsicht und gutem Willen einvernehmlich beendet werden. Aber Martin McDonagh lässt in seinem neuen Film „The Banshees of Inisherin“ den Konflikt zwischen Colm und Padraic schonungslos eskalieren. Denn je mehr Padraic wissen möchte, warum sein bester Freund nicht mehr mit ihm reden will, umso rigoroser verweigert Colm eine Antwort. Er droht sogar, sich einen Finger abzuschneiden, wenn Padraic ihn wieder anspricht. Als dieser es dennoch tut, schneidet Colm sich seinen ersten Finger ab.

Dieser Kampf zwischen den beiden ehemaligen Freunden wird beobachtet von den weitgehend stumm bleibenden Inselbewohnern. Ernsthaft versucht nur Colms Schwester zu vermitteln. Der Dorfpfarrer und der Dorfpolizist, der seinen Sohn missbraucht und schlägt, schauen zu. Und eine alte Frau mit seherischen Fähigkeiten macht rätselhafte Andeutungen über die Zukunft. So prophezeit sie kurz vor dem Filmende zwei Tote.

Wie schon in seiner vorherigen, etwas besseren Schwarzen Komödie „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ brauchen die Dorfbewohner keine Auswärtigen, um sich das Leben zur Hölle zu machen. Aber während Mildred Hayes einen guten Grund für das Aufstellen der titelgebenden Billboards, in denen sie die lokale Polizei auffordert, den Vergewaltiger und Mörder ihrer Tochter zu suchen, hat Colm keinen ähnlich nachvollziehbaren Grund für sein Verhalten.

Weil McDonagh die Geschichte nicht irgendwann in der Vergangenheit, sondern vor hundert Jahren, ist die Geschichte von Colm und Padraic auch ein Kommentar zum irischen Bürgerkrieg und dem Nordirlandkonflikt. Es geht ihm dabei nicht um Schuldzuweisungen oder Erklärungen eines in seiner Radikalität und Dauer nicht wirklich zu erklärenden Konflikts. Ihm geht es darum, eine Dynamik zu erklären und damit auch zu erklären, warum dieser Konflikt über Jahrzehnte andauerte und, dank des Brexits, jederzeit wieder ausbrechen kann.

McDonaghs bitterböse, schwarzhumorige Parabel wird von den Kritikern geliebt. Sie ist im Moment für zahlreiche Preise nominiert und hat schon etliche gewonnen. Zu Recht.

The Banshees of Inisherin (The Banshees of Inisherin, USA 2022)

Regie: Martin McDonagh

Drehbuch: Martin McDonagh

mit Colin Farrell, Brendan Gleeson, Kerry Condon, Barry Keoghan, Gary Lydon

Länge: 115 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „The Banshees of Inisherin“

Metacritic über „The Banshees of Inisherin“

Rotten Tomatoes über „The Banshees of Inisherin“

Wikipedia über „The Banshees of Inisherin“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Martin McDonaghs „7 Psychos“ (Seven Psychopaths, UK/USA 2012)

Meine Besprechung von Martin McDonaghs „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ (Three Billboards outside Ebbing, Missouri, USA 2017)


TV-Tipp für den 6. Januar: Es war einmal in Amerika

Januar 5, 2023

Servus TV, 22.45

Es war einmal in Amerika (Once Upon a Time in America, USA/Italien 1984)

Regie: Sergio Leone

Drehbuch: Leonardo Benvenuti, Piero De Bernardi, Enrico Medioli, Franco Arcalli, Franco Ferrini, Sergio Leone, Stuart Kaminsky (zusätzliche Dialoge), Ernesto Gastaldi (ungenannt)

LV: Harry Grey: The Hoods, 1952

Buch zum Film: Lee Hays: Once Upon a Time in America, 1984 (Es war einmal in Amerika)

Kamera: Tonino Delli Colli

Musik: Ennio Morricone

Ein grandioses Gangsterdrama: die Geschichte von Freundschaft und Verrat – erzählt in wunderschönen Bildern und in einer komplexen Struktur, die lose auf dem autobiographischen Buch von Harry Grey basiert. Leone meinte, im Drehbuch seien nur zehn bis zwanzig Prozent des Buches enthalten.

Mit Robert de Niro, James Woods, Joe Pesci, Treat Williams, Burt Young, Elizabeth McGovern

Antiquarischer Buchtipp: Zum Filmstart erschien im Bastei-Lübbe-Verlag das Buch zum Film mit Hays’ Roman, vielen Filmbildern (SW und Farbe), einem Sergio-Leone-Porträt von Andreas Kern und einem Text von Leone über den Film. So machen „Bücher zum Film“ Spaß.

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Es war einmal in Amerika“

Wikipedia über “Es war einmal in Amerika” (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: Über Guy Ritchies „Operation Fortune“

Januar 5, 2023

Orson Fortune (Jason Statham) ist der beste Geheimagent seiner Majestät, wobei er genaugenommen freiberuflich tätig ist. Seine Einsätze sind aus verschiedenen Gründen – einer ist sein exzessiver Konsum hochpreisiger Weine – sehr kostspielig. Außerdem hat er, im Gegensatz zu James Bond, mit einigen Phobien zu kämpfen. Flugangst ist eine.

Als aus einer geheimen, hoch gesicherten Versuchsanlage mit brutaler Gewalt eine unbekannte Gruppe eine sehr wertvolle „Waffe“ klaut, die im Film nur den Codenamen „Handle“ hat und früher MacGuffin hieß, beauftragt Fortunes Chef den besten Agenten, den es gibt, mit der Suche nach der Waffe.

Fortune stellt ein Team von Spezialisten zusammen und er hat einen Plan. Über den reichen, skrupellosen und gut vernetzten Waffenhändler Greg Simmonds (Hugh Grant) wollen sie an die gestohlenen Gegenstände kommen und gleichzeitig herausfinden, wer sie gestohlen hat. Denn Simmonds, so haben sie erfahren, will das Handle kaufen.

Um an den Waffenhändler heranzukommen, erpressen sie den Hollywood-Stars Danny Francesco (Josh Hartnett). Denn Simmonds ist ein großer Fan des Schauspielers.

Die erste Kontaktaufnahme soll während einer Party auf Simmonds‘ riesiger Yacht stattfinden.

Nachdem Guy Ritchies vorheriger Film „Cash Truck“ (Wrath of Man, 2021) ein eiskalter, absolut humorfreier Noir-Gangsterfilm war, ist „Operation Fortune“ wieder in Ritchies bekannter Wohlfühlzone, in der er Action mit eher rüdem Humor mixt. Dieses Mal, wie bei seinem vorherigem Agentenfilm „Codename U. N. C. L. E.“ (The Man from U.N.C.L.E., 2015), der ein durchaus charmantes Retro-Fest für die gleichnamige Sechziger-Jahre-Agentenserie und den damaligen Agentenfilm (ich sage nur James Bond) ist, ist „Operation Fortune“ so etwas wie ein in die Gegenwart verlegtes Update des Sechziger-Jahre-Agentenfilms. Denn natürlich ist der globetrottende Orson Fortune ein geistiger Bruder von James Bond. Nur dass Fortune einige Phobien hat und im Team arbeitet.

Allerdings ist „Operation Fortune“ kein gelungenes Update. Zu viel ist bereits aus anderen Filmen bekannt. In der Melissa-McCarthy-Komödie „Spy – Susan Cooper Undercover“ (Spy, 2015) spielte Jason Statham bereits – gelungener – eine ähnlich Figur wie Orson Fortune. Die Idee, dass die Gesetzeshüter mit der Hilfe eines Hollywood-Stars einen Waffenhändler überführen wollen, wurde vor wenigen Monaten mit Nicolas Cage als Nicolas Cage in „Massive Talent“ (The Unbearable Weight of Massive Talent, 2022) durchgespielt. Ebenfalls besser. Und die James-Bond-Filme, vor allem die aus der Prä-Daniel-Craig-Ära, parodieren sich mehr oder weniger selbst. Deshalb ist es so schwer, eine gelungene Parodie auf James Bond zu inszenieren.

Aber dieses Mal findet Guy Ritchie niemals den richtigen Ton und Rhythmus. Stattdessen setzt die in einem monotonem Stakkato geschnittene Agentenfilmparodie sich unglücklich zwischen die Stühle. Für eine Komödie ist „Operation Fortune“ nicht witzig genug. Für einen Actionfilm gibt es zu wenig Action. Vor allem zu wenig gut gemachte und interessante Action. Für einen Agentenfilm ist die mit den sattsam bekannten Klischees erzählte Stoy zu banal. Auch für einen pulpigen, sich in James-Bond-Gefilden bewegenden Agentenfilm. Es vergeht nämlich viel Zeit, bis das Team sich zusammengefunden hat, bis der Hollywood-Star überzeugt ist und alle Spieler sich erstmals auf dem Schiff des Bösewichts treffen. Dort geht es dann eher überraschungsfrei mit vielen Faustkämpfen weiter.

Für die gesamte Familie ist der Film deswegen zu brutal. Für einen Guy-Ritchie-Film ist er allerdings zu brav geraten.

Am Ende des Spionageabenteuers ist immer noch unklar, ob Fortune eine Parodie auf globetrottende, eskapistischen Agentenfilme mit mühelos die Welt rettenden Geheimagenten oder ein ernst gemeintes Update dieser Agententhriller für die Gegenwart sein soll.

Operation Fortune (Operation Fortune: Ruse de guerre, USA 2022)

Regie: Guy Ritchie

Drehbuch: Ivan Atkinson, Marn Davies, Guy Ritchie

mit Jason Statham, Aubrey Plaza, Cary Elwes, Hugh Grant, Josh Hartnett, Bugzy Malone, Eddie Marsan

Länge: 114 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Opertation Fortune“

Metacritic über „Operation Fortune“

Rotten Tomatoes über „Operation Fortune“

Wikipedia über „Operation Fortune“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „King Arthur: Legend of the Sword“ (King Arthur: Legend of the Sword, USA/Australien 2017)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Aladdin“ (Aladdin, USA 2019)

Meine Bepsrechung von Guy Ritchies „The Gentlemen“ (The Gentlemen, Großbritannien/USA 2019)

Meine Kurzbesprechung von Guy Ritchies „Cash Truck“ (Wrath of Man, USA 2021)

Meine ausführliche Besprechung von Guy Ritchies „Cash Truck“ (Wrath of Man, USA 2021)


TV-Tipp für den 5. Januar: Three Billboards outside Ebbing, Missouri

Januar 4, 2023

Heute startet Martin McDonaghs neuer hochgelobter Film „The Banshees of Inisherin“ im Kino. Das ist eine gute Gelegenheit, sich noch (?) einmal seinen vorherigen Film anzusehen:

ZDF, 23.00

Three Billboards outside Ebbing, Missouri (Three Billboards outside Ebbing, Missouri, USA 2017)

Regie: Martin McDonagh

Drehbuch: Martin McDonagh

Mildred Hayes (Frances McDormand, die für ihre Rolle ihren zweiten Oscar erhielt) ist stinkig. Ihre Tochter wurde vergewaltigt und ermordet. Aber die Polizei findet den Täter nicht. Also macht sie auf drei angemieteten Werbetafeln ihrem Ärger Luft – und setzt damit im Dorf einiges in Gang.

Bitterböse, scharfsinnige Schwarze Komödie.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Frances McDormand, Woody Harrelson, Sam Rockwell, Peter Dinklage, Abbie Cornish, John Hawkes, Zeljko Ivanek, Lucas Hedges, Caleb Landry Jones, Sandy Dixon, Clarke Peters, Samara Weaving, Amanda Warren, Kerry Condon

Hinweise

Moviepilot über „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“

Metacritic über „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“

Rotten Tomatoes über „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“

Wikipedia über „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Martin McDonaghs „7 Psychos“ (Seven Psychopaths, UK/USA 2012)

Meine Besprechung von Martin McDonaghs „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ (Three Billboards outside Ebbing, Missouri, USA 2017)


DVD-Kritik: „Blacklight“, der nächste Actionfilm mit Liam Neeson

Januar 4, 2023

Und wieder spielt Liam Neeson einen Mann mit „a very particular set of skills“. Travis Block heißt er dieses Mal. Er rettet FBI-Undercover-Agenten aus der Bredouille, wenn sie enttarnt wurden und sich nicht mehr selbst retten können.

Jetzt schlägt er sich mit Dusty Crane herum. Crane ist ein FBI-Undercover-Agent und Block sieht ihn als seinen Schützling an. Aus rätselhaften Gründen will er mit einer Journalistin über seine Arbeit reden. Und das muss verhindert werden. Warum erfahren wir erst nach mehreren ausgedehnten Actionszenen im Auto und zu Fuß. Beide Male in einer anonym bleibenden Großstadt. Und beide Male ohne dass wir als Zuschauer uns wahnsinnig dafür interessieren. Denn in dem Moment ahnen wir noch nicht einmal, warum Crane mit der Journalistin reden will und warum Block ihn so fanatisch verfolgt. Über die Beziehung der beiden Männer, die sich schon länger kennen, zueinander wissen wir auch nichts.

Erst viel später erfahren wir und Block, dass der mit ihm seit ihrer gemeinsam verbrachten in Vietnam verbrachten Militärzeit befreundete FBI-Chef Gabriel Robinson für die Operation Unity verantwortlich ist. Im Rahmen dieser Operation schaltet das FBI echte und vermeintlliche Gegner der US-Regierung, des Staates und des FBIs aus. Robinson ist damit ein Wiedergänger von J. Edgar Hoover – und Mark Williams‘ Thriller „Blacklight“ fischt ein wenig im Siebziger-Jahre-Paranoia-Kino. Allerdings mit einer Story, die schon auf den ersten Blick unplausibel ist und die durchgehend, auch weil die Figuren sich ständig unvernünftig verhalten, eben jene unplausiblen Teile betont, anstatt schnell darüber hinweg zu inszenieren. Wenn man schon keine schlüssige Geschichte erfinden will.

Als Block die Umfänge der Operation Unity erkennt und er so erfährt, dass er in den vergangenen Jahrzehnten nicht für die Guten, sondern die Bösen kämpfte, will er das Treiben seines Freundes Robinson beenden. Dieser schickt seine Leute los. Sie sollen Block und die Journalistin umbringen.

Liam Neeson,spielt in „Blacklight“ ein weiteres Mal in einem Actionfilm mit. Seine auch für ihn überraschende Karriere als Actionheld begann 2008 mit „Taken“. In dem Thriller spielt er einen ehemaligen Green Beret und Ex-CIA-Agenten. Als seine Tochter in Paris entführt wird, fliegt er nach Europa und jagt die Bösewichter. Davor spielte Neeson natürlich immer wieder in Actionfilmen oder Filmen mit viel Action mit, aber der überraschende Kassenerfolg von „Taken“ etablierte ihn als Actionhelden. Er übernahm in zwei weiteren „Taken“-Filmen die Hauptrolle. Und er spielte in weiteren Actionfilmen mit. Einige gute Thriller waren dabei. Aber auch viele überflüssige 08/15-Thriller. „Blacklight“ gehört zur zweiten Gruppe.

Wie auch „Honest Thief“, seine erste Zusammenarbeit mit Mark Williams, die ebenfalls an einer vollkommen unplausiblen Prämisse leidet, ist „Blacklight“ bestenfalls schnell vergessenes Actionfutter für die Fans von Actionfilmen, die sich jeden Actionfilm ansehen müssen, und die fanatischen Liam-Neeson-Fans, die auch den x-ten vollkommen uninteressantesten Actionfilm mit ihm sehen müsse, weil er mitspielt. Wer nicht zu einer dieser beiden Gruppen gehört, kann getrost verzichten.

Blacklight (Blacklight, USA/Australien 2022)

Regie: Mark Williams

Drehbuch: Nick May, Mark Williams (nach einer Geschichte von Nick May und Brandon Reavis)

mit Liam Neeson, Aidan Quinn, Taylor John Smith, Emmy Raver-Lampman

DVD

Wild Bunch Germany/LEONINE Distribution

Bild: 2,39:1 (16:9 anamorph)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial: Trailer

Länge: 101 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Blu-ray und 4k UHD Blu-ray identisch.

Hinweise

Moviepilot über „Blacklight“

Metacritic über „Blacklight“

Rotten Tomatoes über „Blacklight“

Wikipedia über „Blacklight“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: Über „Was man von hier aus sehen kann“

Januar 4, 2023

Wenn Oma Selma von einem Okapi träumt, stirbt jemand in dem Dorf im Westerwald. Aber das passiert nur alle Jubeljahre. Das Dorf sieht wie eine liebevoll zusammengestellte, die alte Bundesrepublik in all ihrer provinziellen Enge und wohligem Charme repräsentierende Modellstadt aus. Zwischen Oma Selmas Okapi-Träumen geht das Leben im Dorf seinen gewohnten Gang zwischen Erwachsenwerden, Liebe und nicht eingestandener Liebe weiter. Es passiert einiges. Und doch passiert nichts.

Erzählt wird die Romanverfilmung „Was man hier aus sehen kann“ von Selmas Enkeltochter Luise, „die vor der Liebe genauso viel Angst hat wie vor dem Tod“ (Mariana Leky).

Wenn Luise lügt, fällt etwas Großes herunter. Das kann sie sich allerdings auch einbilden. Trotzdem sorgt ihr schlechtes Gewissen für einige überraschende Splattereinlagen, die sich Sekunden später als Phantasien herausstellen. Irgendwann verliebt sie sich in einen schweigsamen jungen buddhistischen Mönch, den sie im Wald trifft. Er wohnt mit seinem Glaubensbrüdern bei einer abergläubischen Hausvermieterin. Und so könnte das Leben weiter seinen geruhsamen Gang gehen.

Das ändert sich, als Selma wieder von einem Okapi träumt und die Dorfbewohner von ihrem Traum erfahren.

Aron Lehmanns „Was man von hier aus sehen kann“ ist ein zwischen Gegenwart und Vergangenheit vor sich hin mäanderndes Märchen voller skuriller Figuren. Ihre Wohnungen und die Stadt sind aus der Zeit gefallen und existieren jetzt in einer Fantasiezeit. Das ist durchaus sympathisch, aber auch arg ziellos und gefällig in seiner Beschwörung der heilen Vergangenheit des Dorflebens. Eigentlich irritieren, nachdem man sich auf diese etwas seltsame, gleichzeitig sehr vertraute und wohlige Welt eingelassen hat, nur die unpassenden, sekundenlangen Traum-Splatter-Einlagen.

Das gesagt, hat der Film „Triangle auf Sadness“ als Spitzenreiter der der Arthouse-Kinocharts abgelöst.

Was man von hier aus sehen kann (Deutschland 2022)

Regie: Aron Lehmann

Drehbuch: Aron Lehmann

LV: Mariana Leky: Was man von hier aus sehen kann, 2017

mit Corinna Harfouch, Luna Wedler, Karl Markovics, Ava Petsch, Cosmo Taut, Rosalie Thomass, Benjamin Radjaipour, Katja Studt

Länge: 109 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Was man von hier aus sehen kann“

Moviepilot über „Was man von hier aus sehen kann“

Wikipedia über „Was man von hier aus sehen kann“

Perlentaucher über den Roman „Was man von hier aus sehen kann“

Meine Besprechung von Aron Lehmanns „Highway to Hellas“ (Deutschland 2015)


TV-Tipp für den 4. Januar: Green Book – Eine besondere Freundschaft

Januar 3, 2023

ARD, 20.15

Green Book – Eine besondere Freundschaft (Green Book, USA 2018)

Regie: Peter Farrelly

Drehbuch: Peter Farrelly, Nick Vallelonga, Brian Currie

Gut gemachtes, auf einer wahren Geschichte basierendes Feelgood-Movie über die sich während einer Konzerttour durch die Südstaaten in den frühen sechziger Jahren entwickelnde Freundschaft zwischen dem Konzertpianisten Don Shirley (Mahershala Ali) und seinem für diese Tournee engagiertem Fahrer und Rausschmeißer Tony ‚The Lip‘ Vallelonga (Viggo Mortensen).

Der allgemeine Jubel über den Film, die zahlreichen Preise, unter anderem der Oscar als bester Film des Jahres (Spike Lee hatte mit seinem Wutausbruch, dass jeder andere nominierte Film den Oscar mehr verdient hätte als „Green Book“, vollkommen recht), können nicht über die doch ziemlich altbackene Ideologe des Films (der weiße Mann als Retter des Schwarzen und mit etwas gutem Willen kann der Rassissmus besiegt werden) hinwegtäuschen. „Green Book“ ist halt perfektes Hollywood-Wohlfühlkino.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Viggo Mortensen, Mahershala Ali, Linda Cardellini, Sebastian Maniscalco, Dimiter D. Marinov, P. J. Byrne

Wiederholung: Donnerstag, 5. Januar, 00.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Green Book“

Metacritic über „Green Book“

Rotten Tomatoes über „Green Book“

Wikipedia über „Green Book“ (deutsch, englisch)

History vs. Hollywood sieht sich diese Männerfreundschaft an

Meine Besprechung von Peter Farrellys „Green Book – Eine besondere Freundschaft“ (Green Book, USA 2018)


Cover der Woche

Januar 3, 2023


TV-Tipp für den 3. Januar: The Homesman

Januar 2, 2023

Servus TV, 22.15

The Homesman (The Homesman, USA 2014)

Regie: Tommy Lee Jones

Drehbuch: Wes Oliver, Kieran Fitzgerald, Tommy Lee Jones

LV: Glendon Swarthout: The Homesman, 1988 (The Homesman – Es führt ein Weg zurück)

Nebraska, 1854: Mary Bee Cuddy (Hilary Swank) soll drei verrückt gewordene Frauen nach Hebron, Iowa in ein Sanatorium bringen. Der Strauchdieb George Briggs (Tommy Lee Jones) soll ihr helfen. Gemeinsam machen sie sich auf die über sechshundert Kilometer lange, mehrere Woche dauernde Reise.

grandioser, wahrhaftiger, aufbauender, aber auch deprimierender Film, in dem der Wilde Westen als eine von nicht vollkommen zurechnungsfähigen, fehlerhaften Menschen bevölkerte, weitgehend menschenleere Landschaft gezeigt wird; was mit Sicherheit viel näher an der Wirklichkeit ist, als die üblichen Hollywood-Western.

Einer des schönsten Filme des Kinojahres.“ schrieb ich schwer begeistert zum Kinostart.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Tommy Lee Jones, Hilary Swank, Hailee Steinfeld, Meryl Streep, Grace Gummer, John Lithgow, Miranda Otto, Sonja Richter, James Spader, John Lithgow, William Fichtner

Wiederholung: Mittwoch, 4. Januar, 02.00 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „The Homesman“

Metacritic über „The Homesman“

Rotten Tomatoes über „The Homesman“

Wikipedia über „The Homesman“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Tommy Lee Jones‘ „The Homesman“ (The Homesman, USA 2014)


Impressionen aus Berlin: Recycling aus aktuellem Anlass

Januar 2, 2023

Weil hier in Berlin (anderswo auch?) gerade munter über ein Böllerverbot, das dieses Mal wirklich kommen könnte, diskutiert wird, grabe ich einfach einmal einen älteren Text von mir aus und poste ihn, etwas gekürzt, wieder. Am 31. Dezember 2019 schrieb ich:

Um die Weihnachtstage plante ich einen Text zur alljährlichen Straßenschlacht in der Silvesternacht. Ich war noch nie ein Freund des verordneten Silvesterfrohsinns (Hey, ich brauche keinen Anlass, um mich zu betrinken und ich brauche dazu nicht die Gesellschaft ganzer Kompanien Besoffener, die ich niemals kennen lernen möchte. Außerdem kann ich mir die normale Silvestermusik auch mit multiplen parallelen Alkoholvergiftungen nicht hörbar trinken.), aber viele Jahre meines Lebens ging ich nach der Methode „Leben und knallen lassen“ vor. Erst in Berlin änderte sich das. Zu viele besoffene Idioten auf einer zu kleinen Fläche und die Böller erzeugen zwischen den Häusergassen einen infernalischen Lärm.

Aber inzwischen gibt es so viele Artikel darüber und in Umfragen sind große Mehrheiten dafür, die sich auf wenige Stunden beschränkende Erlaubnis für Kreti und Pleti mit Feuerwerk zu hantieren, zu beschränken. Denn es geht nicht um ein „Verbot der Silvesterböllerei“, sondern darum, eine Ausnahme, eine Erlaubnis, nicht weiter zu gewähren.

 


Das „Geheimnis am Weihnachtsabend“ ist ein Mord – und Mrs. Bradley ermittelt

Januar 2, 2023

Ein typisches Weihnachtsfest in der englischen Provinz: die Familie kommt zusammen, ein Mord geschieht und schon beginnt die Mördersuche. Am Ende, nachdem viel durch den Schnee gestampft wurde (es schneit immer), sich am Kaminfeuer gewärmt und viel gegessen wurde, überführt der geniale Ermittler den Mörder. Davor erklärt er ausführlich den in einem Raum versammelten Verdächtigen wer die Tat begangen haben könnte, warum er es nicht tat und warum und wie der Mörder es tat.

Das Rezept ist bewährt und kommt bei Krimifans immer noch gut an. Vor allem wenn sie Rätselkrimis oder Cozys mögen. Für die ist, auf den ersten Blick, Gladys Mitchells „Geheimnis am Weihnachtsabend“ geschrieben.

Gladys Maude Winifred Mitchell, so ihr vollständiger Name, den wir gleich wieder vergessen können, wurde 1901 in Oxfordshire geboren. Nach einem Geschichtsstudium in London arbeitete sie als Lehrerin. Abgesehen von einer dreijährigen Unterbrechung unterrichtete sie bis zu ihrer Pensionierung an verschiedenen Schulen. Und schrieb gleichzeitig Kriminalromane. Ihr Debüt erschien 1929. Es ist gleichzeitig der erste Auftritt von Beatrice Adela Lestrange Bradley. Die Ermittlerin, die normalerweise nur Mrs. Bradley genannt wird, ist eine ältere, kleine, dünne, hexenhafte Dame. Sie arbeitet in einer geschlossenen Anstalt als Pschoanalytikerin. Ihre Arbeit und ihr damit verbundenes Wissen ist, jedenfalls in „Geheimis am Weihnachtsabend“, für die Ermittlungen und die Enttarnung des Täters erstaunlich unwichtig.

In insgesamt 66 Romanen suchte die Amateurdetektivin Mörder. Der letzte Fall mit Mrs. Bradley als Ermittlerin erschien 1984, kurz nach Mitchells Tod. Neben den Mrs.-Bradley-Romane schrieb sie unter verschiedenen Pseudonymen weitere Kriminal- und Abenteuerromane.

Nach ihrem Tod verschwanden ihre Bücher, im Gegensatz zu den Büchern von Agatha Christie und Dorothy L. Sayers, vom englischen Buchmarkt. In einschlägigen Lexika wird sie normalerweise nicht erwähnt. In Deutschland ist sie unbekannt. Das liegt daran, dass laut dem Katalog der Deutschen Nationalbibliothek nur zwei ihrer Romane auf Deutsch erschienen. Und das war 1953 im Drei-Raben-Verlag.

Nach der Lektüre ihres 1936 im Original erschienenen Krimis, der inzwischen etwas irreführend als Weihnachtskrimi etikettiert wird, scheinen wir nichts verpasst zu haben.

Zu Weihnachten fährt Mrs. Bradley nach Oxfordshire. Ihr Neffe hat sie und einige Freunde über die Feiertage auf seinen Hof eingeladen.

Das beschauliche weihnachtliche Treiben wird schnell gestört. Am Weihnachtsabend wird die Leiche von Fossder, dem für alle rechtliche Geschäfte kompetenten Dorfanwalt, entdeckt. Mrs. Bradley vermutet sofort, dass er ermordet wurde. Trotzdem scheint sein Tod ein natürlicher Tod oder bestenfalls ein dummer Unfall gewesen zu sein. Denn Fossder hatte eine Herzschwäche und er war vermutlich draußen, um eine Mutprobe zu bestehen. Denn nach einer alten Gruselgeschichte sollte in dieser Nacht ein Geist auftauchen.

Der zweite Tote – es handelt sich um Simith –, wird kurz darauf gefunden. Er wurde zweifelsfrei ermordet. Auch wenn ein Eber die Tat ausführte. Simith ist der Besitzer einer Schweinefarm. Er ist ein Choleriker und streitet sich immer wieder handgreiflich mit Tombley, der eine andere Auffassung von der Zukunft des Hofes hat.

Mrs. Bradley beginnt sich umzuhören. Es gibt nur eine überschaubare Zahl von Verdächtigen und einen Hauptverdächtigen, den sie für unschuldig hält.

Wenn Rätselkrimifans jetzt auf eine spannende Mörderjagd mit vielen falschen Spuren hoffen, sollten sie lieber (wieder) einen Agatha-Christie-Krimi lesen. Die sind in jeder Beziehung besser als dieser langweilige Pseudokrimi.

In Mitchells siebtem Mrs.-Bradley-Krimi plätschert die Story vor sich hin. Von Ermittlungen kann kaum gesprochen werden. Stattdessen wird munter vor sich hin palavert und vermutet, aber es werden keine Spuren verfolgt oder Verdächtige verhört. Die wenigen Verdächtigen bleiben blass. Sie haben nicht mehr Persönlichkeit als eine Spielkarte.

Der Fall selbst wird, nachdem die Story schon in der Mitte des Buches (und wenige Seiten nachdem der zweite Mord verübt wurde) einen Zeitsprung in die ersten Januarwochen macht, erst an Pfingsten geklärt. Indem dem Täter eine Falle gestellt wird und die Amateurdetektivin den Täter enttarnen kann. Diese Selbstenttarnung ist das Gegenteil der in Rätselkrimis üblichen Auflösung. Dort enttarnt nach der am Buchende üblichen Versammlung der Verdächtigen der geniale Detektiv den Mörder.

Gladys Mitchell: Geheimnis am Weihnachtsabend

(übersetzt von Dorothee Merkel)

Klett-Cotta, 2022

432 Seiten

20 Euro

Originalausgabe

Dead Men’s Morris

Michael Joseph Ltd, London, 1936

später auch (und inzwischen bekannter) als „Death Comes at Christmas“ veröffentlicht

Hinweise

Fanpage über Gladys Mitchell und ihre Ermittlerin

Wikipedia über Gladys Mitchell


TV-Tipp für den 2. Januar: Werk ohne Autor

Januar 1, 2023

ARD, 20.15

Werk ohne Autor (Deutschland 2018)

Regie: Florian Henckel von Donnersmarck

Drehbuch: Florian Henckel von Donnersmarck

Dreistündiges Biopic über den Künstler Kurt Barnert von seiner Kindheit 1937 bis zu seinem Durchbruch 1966 in Wuppertal.

Das ist nicht wirklich schlecht, trotz der Länge unterhaltsam und auch kurzweilig, aber letztendlich nur bildungsbürgerliches Erbauungskino, das brav den Nationalsozialismus, die DDR und die frühen Jahre der BRD an der Biographie des Künstlers Kurt Barnert abhandelt.

Das reale Vorbild für Barnert war Gerhard Richter. Der war von dem Film, nachdem er den Trailer (!) gesehen hatte, nicht begeistert.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Tom Schilling, Sebastian Koch, Paula Beer, Saskia Rosendahl, Oliver Masucci, Hanno Koffler, Cai Cohrs, Jörg Schüttauf, Jeanette Hain, Ina Weise, Lars Eidinger, Jonas Dassler, Ben Becker, Hinnerk Schönemann

Wiederholung: Dienstag, 3. Januar, 01.20 Uhr (Taggenau!)

Das Buch zum Film

Florian Henckel von Donnersmarck: Werk ohne Autor

Suhrkamp, 2018

200 Seiten

18 Euro

Hinweise

Filmportal über „Werk ohne Autor“

Moviepilot über „Werk ohne Autor“

Rotten Tomatoes über „Werk ohne Autor“

Wikipedia über „Werk ohne Autor“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Florian Henckel von Donnersmarcks „Werk ohne Autor“ (Deutschland 2018)


1. 1. 2023

Januar 1, 2023